| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Schmolke | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 216 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Brennstofftechnik.
                           Die Herstellung des Kohlenstaubes für Staubfeuerungen. In
                              									der Zerkleinerungstechnik unterscheidet man das Vorbrechen, Vorschroten und Mahlen.
                              									Zwischen den zu diesem Zwecke dienenden Maschinen befinden sich Förderanlagen,
                              									Sammelbehälter und Aufgabevorrichtungen. Wenn es sich um die Herstellung von
                              									Kohlenstaub handelt, so erübrigt sich meist das Vorbrechen. In vielen Fällen kann
                              									sogar das Vorschroten erspart werden. Ist dies nicht möglich, so werden die
                              									genannten Arbeiten fast ausschließlich auf Walzenmühlen verrichtet. Man kann
                              									beispielsweise zwei übereinander liegende Walzenpaare benutzen, von denen das obere
                              									zum Vorbrechen, das untere zum Vorschroten dient. Ist nur eine Verschrotung der
                              									Kohle notwendig, so gebraucht man einfache Walzenmühlen. Das Brennmaterial verläßt
                              									die Vorrichtungen in einer Korngröße bis etwa 5 mm und ist vor der Vermahlung zu
                              									Staub einer Trocknung zu unterziehen. Je weniger flüchtige Bestandteile im
                              									Brennstoff vorhanden sind, desto feiner muß er gemahlen werden. Der
                              									Feuchtigkeitsgehalt, welcher die Feinheit des Staubes hier ausschlaggebender Weise
                              									beeinflußt, soll daher bei Steinkohle auf ½ bis 2 v. H. herabgedrückt werden.
                              									Braunkohle dagegen kann man zur weiteren Verarbeitung zulassen, wenn sie noch eine
                              									Feuchtigkeit von 16 bis 18 v. H. besitzt. Zur Trocknung kommen für Steinkohle
                              									überwiegend Trommeltrockner mit Beheizung durch Feuergase in Betracht. Für
                              									Braunkohle bedient man sich indessen meist der Teller- oder Röhrentrockner mit
                              									Dampfheizung. Hat der Brennstoff diese Vorrichtungen durchlaufen, so beginnt das
                              									Mahlen. Schlagkreuz- und Hammermühlen in denen bei passend eingestellter Spaltbreite
                              									auch das Vorschroten stattfinden kann, haben sich bei der Herstellung von Torf- und
                              									Braunkohlenstaub als geeignet erwiesen. Will man jedoch Staub von höchster Feinheit
                              									beim Vermählen von Koks, Halbkoks und Steinkohle gewinnen, so benutzt man Pendel-,
                              									Ring- und Horizontalkugelmühlen. Für das Sichten des Mahlgutes haben die Windsichter
                              									die weiteste Verbreitung gefunden. Bei ihnen wird der Staub auf einen Streuteller
                              									gebracht und von diesem quer durch einen Luftstrom geschleudert. Dieser reißt die
                              									feinen Staubteilchen mit sich fort, während die gröberen Körner niederfallen und zur
                              									Mahlmaschine zurückgelangen. Eine neue, bisher in Deutschland noch nicht eingeführte
                              									amerikanische Maschine, die Aero-Mühle, vereinigt Mahl- und Sichtvorrichtung. Sie
                              									besteht aus mehreren, auf einer wagerecht gelagerten Welle angeordneten
                              									Schlägerkeuzen. Auf derselben Welle sitzt ein Windrad, welches das hinreichend fein
                              									zerkleinerte Mahlgut ständig absaugt und durch eine Rohrleitung zur
                              									Verwertungsstelle drückt.
                           Die bisher genannten Vorrichtungen werden als schnellaufende Maschinen bezeichnet. Es
                              									machen nämlich die Schlagkreuz- und Hammermühlen je nach Größe 1500 bis 2000
                              									Umdrehungen in der Minute, während die Pendel-, Ring- und Horizontalkugelmühlen
                              									immerhin noch mit 200 Umläufen arbeiten. Ihnen gegenüber stehen die Kugelfall- und
                              									Rohrmühlen, deren Drehzahl auf 25 his 30 zurückgeht. Bei ihnen wird die
                              									Mahlwirkung durch zahlreiche, regellos durcheinander geworfene Körper ausgeübt. Dies
                              									bringt den Vorzug mit sich, daß man die Vorrichtungen mühelos in einem Zustande
                              									gleichbleibender Leistungsfähigkeit erhalten kann, indem man bei eintretendem
                              									Verschleiß eine entsprechende Menge neuer Mahlkörper in Gebrauch nimmt. Bei
                              									schnellaufenden Maschinen macht sich hingegen eine Abnutzung recht unangenehm
                              									bemerkbar, denn aus wirtschaftlichen Gründen kann eine Auswechslung der wenigen,
                              									zwangläufig geführten Teile, die zur Zerkleinerung dienen, nur in größeren
                              									Zeitabschnitten erfolgen. Dies führt dazu, daß man vor einer Auswechslung jedes Mal
                              									einen erheblichen Rückgang der Mahlleistung beobachtet und als unvermeidlich in Kauf
                              									nehmen muß. Ferner sind Kugel- und Rohrmühlen im Gegensatz zu den schnellaufenden
                              									Vorrichtungen unempfindlich gegen Fremdkörper. Gelangen Eisenteile in die Maschine,
                              									so nehmen sie an der Zerkleinerung wie die übrigen Mahlkörper teil, während sie bei
                              									den anderen Mühlenarten durch einen Magnetabschneider unbedingt ferngehalten werden
                              									müssen. Ein weiterer Vorzug des langsamen Ganges ist es, daß man einen höheren
                              									Prozentsatz feinsten Staubes erhält. Als Nachteil macht sich indessen ein
                              									verhältnismäßig großer Kraftbedarf bemerkbar. Trotzdem verdienen wohl in den meisten
                              									Fällen die sehr betriebssicheren, langsam laufenden Mühlen den Vorzug.
                           Zum Fördern der Kohle findet man am häufigsten Transportschnecken und
                              									Keltenbecherwerke. Neuerdings wird auch Luftdruckförderung in Betracht gezogen, doch
                              									ist man zu einem abschließenden Urteil bisher nicht gelangt. Ueber jeder Mühle
                              									sollte ein Sammelbehälter angeordnet sein, aus dem das Mahlgut der Maschine durch
                              									eine besondere Aufgabevorrichtung gleichmäßig zugeteilt wird. Nach seiner
                              									Herstellung gelangt der Staub in einen weiteren Behälter, von dem er schließlich
                              									durch eine Entleervorrichtung zur eigentlichen Feuerungsanlage kommt.
                           Große Bedeutung ist einer ausreichenden Entstaubung der Mahlanlagen beizumessen. Legt
                              									man hierauf nicht genügend Wert, so tritt die Gefahr von Explosionen auf. Meist wird
                              									die bekannte Druck- und Saugfilterentstaubung benutzt. Auch der Anschluß an die
                              									Saugleitung des Feuergebläses hat sich bewährt. Die Herstellung von 1000 kg
                              									Steinkohlenstaub einschließlich Vorschroten und Trocknung macht bei Rohrmühlen 40
                              									bis 50 Ps/st, bei schnellaufenden Maschinen 30 bis 40 Ps/st erforderlich. Für 1000
                              									kg Braunkohlenstaub benötigt man bei Hammermühlen sogar nur 15 bis 20 Ps/st. In den
                              									Trockentrommeln werden mit 1 kg guter Steinkohle 5 bis 6 kg Wasser verdampft,
                              									während für die Verdunstung von 1 kg Wasser bei Dampftrocknern etwa 1,3 kg des
                              									Betriebsstoffes aufzuwenden sind, sofern der Druck ca. 1,5 at ist. Der Feinheitsgrad
                              									des Staubes wird mit dem in der Zementindustrie gebräuchlichen Sieb von 4900 Maschen
                              									auf 1 cm2 bestimmt. Auf diesem soll
                              									Steinkohlenstaub höchstens 10 v. H., Braunkohlenstaub nicht mehr als 50 v. H.
                              									Rückstand hinterlassen. (Mittag in Heft 17–20 der Zeitschrift für Dampfkessel und
                              									Maschinenbetrieb.)
                           Schmolke.
                           
                        
                           
                           Materialkunde.
                           Untersuchung eines abgelegten Drahtseiles mit Drahtbrüchen im
                                 										Innern. (Prof. Dr.-Ing. ehr. M. Rudeloff, Geh.
                              									Reg.-Rat, Direktor des Materialprüfungsamts, Mitteilungen aus dem
                              									Materialprüfungsamt zu Berlin-Lichterfelde West, 1919. Heft 5 und 6).
                           Die Untersuchung verdient, weiteren Kreisen zugänglich gemacht zu werden, unternimmt
                              									es doch Rudeloff, unter scharfsinniger Anwendung aller
                              									der Materialforschung zurzeit zur Verfügung stehenden Mittel in ein Gebiet
                              									einzudringen, das – bisher bedauerlich stark vernachlässigt – vor allem für unsere
                              									neuzeitige Bergwerksfördertechnik von lebenswichtigster Bedeutung ist: die
                              									wissenschaftliche Aufdeckung der Ursachen des Zerfalls von Förderdrahtseilen.
                           Die bisherige Festigkeituntersuchung an Drahtseilen geschieht sowohl vor als auch
                              									teilweise in und nach dem Gebrauch seitens der herstellenden Drahtseilfabriken bzw.
                              									der verbrauchenden Bergwerke und deren angeschlossenen Seilprüfstellen unter fast
                              									ausschließlicher Herrschaft statischer Methoden auf stark statistischer Grundlage.
                              									Auf seine eigene Anregung hin bekam Rudeloff Gelegenheit,
                              									die vorliegende Untersuchung an einem Förderseil auszuführen, das nach 1½jähriger
                              									Betriebszeit auf einer westfälischen Zeche wegen mehrerer Drahtbrüche abgelegt
                              									worden war, und bei dessen Aufspinnen sich herausstellte, daß im Innern eine ganz
                              									ungewöhnliche Menge von Drähten gebrochen war, wofür eine Erklärung fehlte. Das
                              									Ergebnis der Untersuchung an je 2 daraufhin aus der Seilmitte und von den Enden
                              									entnommenen Seilproben liegt in der nur 24 Druckseiten umfassenden Veröffentlichung
                              									vor, die als ein Muster kritisch-wissenschaftlicher Untersuchungsarbeit an einer
                              									engbegrenzten Aufgabe angesprochen werden kann.
                           Sie gliedert sich in die Abschnitte: 1. Anlage des Seiltriebes; 2. Aufbau und Zustand
                              									des Seiles und der einzelnen Drähte; 3. Festigkeitsversuche; 4. Zusammenfassung der
                              									Ergebnisse der Festigkeitsversuche; 5. Härtebestimmungen; 6. Gefügeuntersuchungen;
                              									7. Schlußwort. Besonders sei aber auch die Beifügung zahlreicher Bilder nach
                              									photographischen Aufnahmen zur dokumentarischen Niederlegung sowohl des äußeren
                              									Aussehens des Seilganzen wie auch der auf ihm und den Einzellitzen und -drahten zu
                              									beobachtenden Oberflächenveränderungen als vorbildlich hervorgehoben. So wird unter
                              									2. besonderer Wert auf eine scharfe Festlegung der äußerlich wahrzunehmenden
                              									Abnutzungsstellen der Deckdrähte, der Riefelungs- und Druckerscheinungen an den
                              									Drähten der inneren Lagen der Seillitzen gelegt. Während nämlich die Drähte der
                              									äußeren Lage der Seillitzen an den Probeseilstücken keine Brüche, die der zweiten
                              									Lage nur sehr wenige zeigten, waren die 4 Drähte der innersten Drahtlage durch eine
                              									überraschend große Zahl von alten Brüchen außerordentlich stark zerstört, und diese
                              									Brüche gerade an den Stellen, an denen die Drähte der nächsthöheren Lage in
                              									entgegengesetztem Wicklungssinn die inneren überkreuzten.
                           Die Festigkeitsproben unter 3. umfassen Zugproben an Drähten, Litzen und Seilen,
                              									Verwindungsproben an Drähten mit merkwürdig verschiedener Ausbildung der
                              									Verwindungsstellen und schließlich Biegeproben mit Drähten an unverletzten wie an
                              									Druckstellen. Das zahlenmäßige Ergebnis dieser Versuche ist übersichtlich in einer
                              									ganzen Anzahl von Tabellen zusammengestellt und dann in seinem Zusammenhang kritisch
                              									beleuchtet. Doch trotz Aufwendung allen Scharfsinns bei der Ausdeutung der
                              									Versuchsergebnisse muß Rudeloff zu dem Schlusse kommen,
                              									daß keine dieser Beobachtungen eine sichere Unterlage zur Aufdeckung der Ursache für
                              									die Brüchigkeit der Seildrähte bietet, zumal die im Betriebe entstandenen
                              									Drahtbrüche nicht auf Biegungsbeanspruchung zurückgeführt werden können, weil sie in
                              									dem nicht über die Seilscheiben gelaufenen Seilabschnitt ebenso vorkommen wie im
                              									Seilabschnitt, der im Betriebe Biegungen unterworfen war. Vielleicht könnte eine von
                              									ihm an dieser Stelle entwickelte Arbeitshypothese für künftige Untersuchungen
                              									leitend sein, nach der er auf Grund der Steigung der Drähte in den einzelnen
                              									schraubenlinienförmigen Drahtlagen eine unvergleichlich viel größere
                              									Zugbeanspruchung der Innendrähte gegenüber den äußeren errechnet.
                           Als letzte, dem Amt zur Verfügung stehende Untersuchungsmittel blieben schließlich
                              									noch Härte- und Gefügeprüfung, deren Ergebnisse unter Beigabe einer Tafel
                              									ausgezeichneter Dünnschliffbilder vorgeführt werden. Doch auch diese Bemühungen
                              									müssen leider als erfolglos angesehen werden.
                           Ist nun auch das Gesamtergebnis der umfangreichen Arbeit im Grunde negativ, so ist es
                              									doch keineswegs ohne Bedeutung. Wenn die Aufklärung der Ursachen für das Auftreten
                              									von Drahtbrüchen im Seilinnern auf dem eingeschlagenen Wege nicht möglich war, so
                              									liegt das eben an dem Mangel an Untersuchungsmethoden und -mitteln für diesen Zweck.
                              									Und es ergibt sich, wie der Gelehrte im Schlußwort betont, im wirtschaftlichen und
                              									besonders sicherheitlichen Interesse unserer Bergbaufördertechnik als Aufgabe der
                              									allernächsten Zukunft, mit allen Mitteln wissenschaftliche Methoden auszubilden, die
                              									endlich einmal erlauben, die Ursache dieser Drahtbrüche einwandfrei klarzustellen,
                              									um sie mit Sicherheit vermeiden zu können. Ueber Rudeloffs Forderung hinaus aber
                              									möchte der Berichterstatter noch in gleichem Sinne solche Methoden ausgebildet
                              									wissen, die am noch aufliegenden Förderseil, im Betriebe
                              									gestatten, Tatsache und Ausmaß des Vorhandenseins solcher für die Erhaltung von
                              									Menschenleben und Gut so gefahrdrohenden Drahtbrüche im Seilinnern einwandfrei
                              									festzustellen.
                           W. Heilmann.
                           Die Verwendung keramischer Stoffe in der chemischen
                                 										Industrie. (Vortrag von Direktor Dr. Singer-Charlottenburg auf der Hauptversammlung Deutscher Chemiker, Stuttgart
                              									1921). Singer machte zunächst interessante geschichtliche Angaben über die
                              									technische Verwendung von Ton, Kaolin und Speckstein. Die chemische Industrie
                              									benutzte bei ihrer allmählichen Entwicklung die bereits seit Jahrhunderten in
                              									Deutschland ansässige Steinzeugindustrie, die alle Bedürfnisse von dem kleinsten
                              									Apparateteilchen bis zu riesigen Gefäßen von vielen tausend Litern Inhalt
                              									befriedigen konnte. Die jüngere Porzellanindustrie liefert vorwiegend kleinere
                              									Geräte für die chemischen Laboratorien, während sie wirklich große Gefäße für die
                              									Industrie nur in geringem Umfang herstellt. Auf beiden Absatzgebieten tritt
                              									neuerdings das Quarzglas in Wettbewerb, das mit einer unübertroffenen
                              									Säurebeständigkeit größte Widerstandsfähigkeit gegen Temperaturwechsel vereinigt.
                              									Ebenso umfangreich ist die Verwendung poröser Materialien für feuerfeste
                              									Ausmauerungen, Gasretorten und Muffeln aller Art. Ein Sondergebiet ist die
                              									Herstellung poröser Massen für Diaphragmen, die in der elektrochemischen Industrie
                              									viel gebraucht werden, sowie von hoch feuerfesten Stoffen, wie Tonerde, Zirkon,
                              									Siliziumkarbid und Borstickstoff.
                           Sander.
                           
                           Spezialstähle für die chemische Industrie. (Vortrag
                              									von Dr. Rittershausen-Essen auf der Hauptversammlung
                              									Deutscher Chemiker Stuttgart 1921.) In den Chromnickel- und Nickelstählen besitzen
                              									wir Baustoffe, die sich durch höchste Zähigkeit und Elastizität auszeichnen und die
                              									auch den stärksten Beanspruchungen, selbst stoßweise und explosionsartig
                              									auftretenden Belastungen standhalten. Die chemische Industrie benötigt aber auch
                              									solche Stähle, die neben guten mechanischen Eigenschaften hohen Widerstand gegen
                              									chemischen Angriff besitzen. Der 25%ige Nickelstahl galt lange Zeit als der
                              									rostbeständigste Stahl, es zeigte sich aber, daß auch er auf die Dauer den
                              									Einflüssen der Atmosphäre nicht standzuhalten vermag. Der Firma Krupp gelang es aber
                              									in der letzten Zeit, zwei Gruppen von hochlegierten Chromnickelstählen herzustellen,
                              									die in gleicher Weise durch gute Schmied- und Walzbarkeit wie durch leichte
                              									Bearbeitbarkeit ausgezeichnet sind. Die erste Gruppe mit 10–15 v. H. Chromgehalt und
                              									nur geringem Nickelzusatz liefert hochwertige Konstruktionsstähle, die praktisch
                              									rostbeständig sind. Aus diesem Material wurden im Kriege hochbeanspruchte
                              									Maschinenteile, z.B. für U-Boote, hergestellt, ferner gehärtete Schneidwerkzeuge und
                              									Kugellager. Die zweite Gruppe mit einem Chromgehalt von 18–40 v. H. und einem
                              									Nickelgehalt von 5–20 v. H. besitzt höchsten Korrosionwiderstand und ist namentlich
                              									gegen Salpetersäure und schweflige Säure außerordentlich beständig. Aus dieser
                              									Stahlmarke wurden neben vielen anderen Apparaten während des Krieges über 600
                              									Kreiselpumpen für Salpetersäure hergestellt; sie dient ferner zur Anfertigung von
                              									Kolbenstangen, Plungern und Ventilen aller Art für strömende saure Gase und Dämpfe,
                              									von geschweißten Blechrohren und Gefäßen sowie von Gußstücken der verschiedensten
                              									Ausführung. Diese Stahlmarke wird selbst bei Temperaturen von 1000° von dem
                              									Luftsauerstoff nicht angegriffen. Gleichfalls sehr hitzebeständig, jedoch nicht
                              									säurefest ist ein mit Aluminium legierter Stahl, den die Firma Krupp unter dem Namen
                              										„Alit“ auf den Markt bringt.
                           Die erwähnten Chromnickellegierungen sind leider nicht auch gegen Schwefel- und
                              									Salzsäure beständig, gegen diese beiden Säuren besitzt jedoch die siliziumreiche
                              									Legierung „Thermisilid“ genügende Widerstandsfähigkeit, die als Guß in Form
                              									von Röhren, Kesseln, Retorten usw. geliefert wird.
                           Sander.
                           
                        
                           Metalltechnik.
                           Die Zeitschrift für Metallkunde, herausgegeben von der
                              									deutschen Gesellschaft für Metallkunde, erscheint vom April ab unter der Leitung von
                              									Prof. Dr. W. Guertler und Dipl.-Ing. H. Groeck im Verlag des V. d. I.
                           Die Zeitschrift hat entsprechend der stetig wachsenden Bedeutung der Metalle und
                              									Legierungen in der Gegenwart außer den bisher von ihr vorwiegend gepflegten Gebieten
                              									der Aufbau- und Eigenschaftslehre der Metalle auch das ganze Feld der
                              									mechanisch-technologischen Verarbeitung in ihren Wirkungskreis aufgenommen. Sie will
                              									der Metalltechnik die Wege zu einer ausgiebigen Verwendung und Ausnutzung namentlich
                              									auch unserer inländischen Metalle ebnen und besonders die machtvoll aufstrebende
                              									Entwicklung unserer Leichtmetalle und Leichtlegierungen zusammenfassen. Damit soll
                              									auch dem Mangel abgeholfen werden, daß wir in Deutschland im Gegensatz zum Ausland
                              									bisher ein führendes Blatt der eigentlichen Metallverarbeitung nicht hatten. Das
                              									erste soeben erschienene Heft der Zeitschrift für Metallkunde ist daher, diesen
                              									Gedanken betonend, vorwiegend auf die Behandlung praktischer Gegenwartsfragen
                              									eingestellt.
                           Dr. Werner Lange gibt in seinem Aufsatz Metallüberzüge als Rostschutzmittel eine Bewertung der
                              									galvanischen Verzinkung, der Feuerverzinkung, des Sherardisierens und der
                              									Spritzverzinkung auf Grund von sorgfältig durchgeführten Korrosionsversuchen. Von
                              									greifbarem praktischen Wert sind dabei die Regeln, die er am Schluß für die
                              									Oberflächenbehandlung der verschiedensten Bau- und Maschinenteile und sonstigen
                              									Gebrauchsgegenstände aufstellt. Oberingenieur J. Czochralski untersucht den Einfluß des Bleies
                              									im Rotguß bei Bleigehalten von 1 bis 6 v. H. Er stellt
                              									die Zerreißfestigkeit, Dehnung, Härte und Schlagfestigkeit fest und kommt dabei zu
                              									wertvollen Ergebnissen technologischer Art. Dr.-Ing. E. H. Schulz berichtet über Versuche mit hochhaltigen
                                 										Gußzinklegierungen, während Oberingenieur Wunder
                              									unter dem Titel Erfahrungen mit Aluminiumleitungen die
                              									Ergebnisse einer Umfrage mitteilt, die der Aluminiumausschuß der Deutschen
                              									Gesellschaft für Metallkunde an deutsche Elektrizitätswerke erlassen hat. Dieser
                              									Bericht faßt als erster deutscher Bericht die Erfahrungen einer größeren Anzahl von
                              									deutschen Elektrizitätswerken mit Aluminium-Fernleitungen zusammen.
                           In der Rundschau werden die bemerkenswerten Ergebnisse der
                              									inländischen und ausländischen Literatur auf dem Gebiete der Metalle und Legierungen
                              									wiedergegeben, so amerikanische Erfahrungen mit Spritzguß, Erfahrungen mit
                              									Motorkolben aus Aluminium und neue Verwendungsmöglichkeiten der Metalle.
                           
                        
                           Betontechnik.
                           Wiederherstellungsarbeiten an Eisenbetonschiffen. In
                              									neuerer Zeit tritt im Schiffsbau neben dem Eisen auch der Eisenbeton erfolgreich in
                              									die Erscheinung. Allerdings machen sich gegen seine Einführung erhebliche
                              									Widerstände geltend; vor allem aus den Kreisen der Reeder und namentlich der
                              									fahrenden Seeleute. Dieses Mißtrauen hat verschiedene Ursachen, hauptsächlich liegen
                              									diese in der technischen Bauart und der damit bedingten Wirtschaftlichkeit der
                              									Eisenbetonschiffe überhaupt. Wichtig aber ist vor allem auch das Verhalten des
                              									Eisenbetonschiffes bei einem Unfall, z.B. bei Auflaufen auf grobsteinigen Untergrund
                              									usw. Können die dadurch entstehenden Beschädigungen rasch und gut behoben werden?
                              									Während nun Wiederherstellungsarbeiten beim gewöhnlichen Eisenbeton, z.B. an
                              									Plattenbalken oder Verstärkungsarbeiten an Brückenträgern verhältnismäßig schwierig
                              									auszuführen sind, ist beim Schiffsbau meist nur die Betonhülle der Eiseneinlagen
                              									zerstört, die bei dem heutigen Stande der Wissenschaft auf diesem Gebiete rasch
                              									wiederum ausgebessert werden kann. Auch ernstere Unfälle können verhältnismäßig
                              									leicht wett gemacht werden. So berichtet die dänische Zeitschrift
                              										„Ingeniören“ (vom 19. März 1921) von einem Eisenbetonschiff, das im
                              									November 1920 vollbeladen mit 8 Knoten Geschwindigkeit auf grobsteinigen Untergrund
                              									auflief, wobei ein Teil der Ladung ins Wasser fiel. Dabei hatte die
                              									Hauptkonstruktion nur wenig gelitten; der Schiffsboden war stärker beschädigt, der
                              									äußere Beton hatte Risse und die Eisen waren stark verbogen. Die ganzen
                              									Ausbesserungsarbeiten nahmen 21 Tage in Anspruch und wurden mit so gutem Erfolg
                              									ausgeführt, daß das Schiff seine frühere Klasse behielt. Bei einem Eisenschiff
                              									würden sich die Ausbesserungsarbeiten viel umfangreicher gestaltet haben. Dieser
                              									Unfall beweist also aufs Neue die außerordentliche Widerstandsfähigkeit des
                              									Eisenbetons; es kann also ein Eisenbetonschiff schon kräftige Stöße aushalten, ohne
                              									in Stücke zu zerfallen.
                           A. M.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Neues Gas-Kalorimeter. Zur Bestimmung der
                              									Verbrennungswärme von Heiz- und Leuchtgasen benutzte man bisher fast ausschließlich
                              									das Kalorimeter von Junkers, dessen Prinzip darin besteht, daß ein Wasserstrom durch
                              									einen mit dem zu untersuchenden Gas gespeisten Bunsenbrenner erhitzt wird. Durch
                              									Messung der verbrannten Gasmenge, der durch den Apparat hindurchgeflossenen
                              									Wassermenge sowie der Wassertemperatur beim Eintritt und beim Austritt aus dem
                              									Kalorimeter erfährt man- alle zur Ermittlung der Verbrennungswärme erforderlichen
                              									Daten. Auf einem ganz anderen Prinzip beruht ein neues von Dr. O. Dommer konstruiertes Gaskalorimeter, das eine sehr
                              									einfache Bauart besitzt und leicht transportabel ist. Der neue Apparat besteht aus
                              									einer mit Zahleneinteilung versehenen Glasröhre von ähnlicher Gestalt wie die
                              									bekannte Bunte-Bürette; in dieser Röhre wird das zu untersuchende Gas abgemessen,
                              									mit Luft gemischt und durch einen Induktionsfunken gezündet und verbrannt. Die
                              									Meßröhre ist mit einem mit Petroleum gefüllten Glasmantel umgeben, an dem ein
                              									Kapillarrohr mit Skala angeschmolzen ist. Die bei der Verbrennung des
                              									Gas-Luftgemisches auftretende Wärme überträgt sich auf das Petroleum, das sich
                              									ausdehnt und dem Heizwert des Gases entsprechend mehr oder weniger hoch in der
                              									Ansatzröhre hochsteigt. Bei dem neuen Kalorimeter wird also im Gegensatz zum
                              									Kalorimeter von Junkers eine abgeschlossene Gasmenge
                              									explosionsartig verbrannt und die gebildete Wärme auf eine ruhende Flüssigkeitsmenge von hoher spezif. Wärme übertragen. Auf der
                              									nämlichen Grundlage beruht das bereits vor 10 Jahren von Prof. Strache konstruierte Explosionskalorimeter, bei dem jedoch die
                              									Verbrennungswärme auf ein Luftpolster übertragen wurde. Infolge von
                              									Abkühlungsverlusten entstehen hierbei leicht beträchtliche Fehler, weshalb dieses
                              									Kalorimeter keine große Verbreitung in der Praxis erlangt hat.
                           Um aus der Steighöhe des Petroleums in der Ansatzröhre unmittelbar die
                              									Verbrennungswärme des untersuchten Gases berechnen zu können, muß man vorher jeweils
                              									in gleicher Weise ein Gas von bekannter Verbrennungswärme in dem Apparat verbrennen,
                              									und zwar benutzt man hierzu am bequemsten Knallgas, dessen Verbrennungswärme 2020 WE
                              									für 1 m3 beträgt. Zur raschen Bereitung des
                              									Knallgases wird das Meßgefäß des Kalorimeters mit verdünnter Schwefelsäure gefüllt
                              									und durch elektrolytische Zersetzung der Säure Knallgas erzeugt, was durch einfaches
                              									Umschalten des Batterieschalters bewirkt wird. Da die Verbrennung des zu
                              									untersuchenden Gases und des Knallgases kurz hintereinander und unter genau den
                              									gleichen Verhältnissen vorgenommen werden, erhält man durch den Versuch unmittelbar
                              									die Verbrennungswärme des betr. Gases, bezogen auf 0°, 760 mm und trockenen Zustand;
                              									alle Korrekturen und Umrechnungen fallen hierbei also fort. Zur Erläuterung der
                              									Berechnung diene folgendes Beispiel: Bei der Verbrennung von 20,0 cm3 Knallgas von 2020 WE stieg das Petroleum in dem
                              									Steigrohr 115 mm hoch; bei der Verbrennung von 10,0 cm3 des zu untersuchenden Gases betrug dagegen der Ausschlag 122 mm.
                              									Hieraus ergibt sich die Proportion:
                           \frac{20,2\,\times\,2020}{115}=\frac{10,0\,\times\,x}{122}
                              									und folglich x = 4286 WE.
                           Das neue Kalorimeter wurde im Gasinstitut zu Karlsruhe längere Zeit hindurch auf
                              									seine Zuverlässigkeit untersucht, indem Parallelversuche mit dem Junkers-Kalorimeter
                              									ausgeführt wurden, und zwar wurden die Versuche mit den verschiedensten Gasen von
                              									9000 bis herab zu 500 WE ausgeführt. Dabei zeigte sich, daß das neue Kalorimeter,
                              									wenn es ins Gleichgewicht gebracht ist und wenn stärkere Temperatur- und
                              									Luftdruckschwankungen ausgeschlossen werden, sehr genaue Werte liefert. Besonders
                              									wichtig ist noch, daß das Union-Kalorimeter im Gegensatz zu dem Junkers-Kalorimeter unabhängig von dem Vorhandensein
                              									einer Wasserleitung ist, leicht von einem Ort zum anderen befördert werden kann,
                              									ohne daß man den Apparat auseinanderzunehmen braucht, daß keine Gasuhr erforderlich
                              									ist und daß auch sehr kleine Gasmengen mit dem neuen Apparat auf ihre
                              									Verbrennungswärme hin untersucht werden können. (Das Gas- u. Wasserfach 1921, S.
                              									83–86).
                           Sander.
                           Umfüllen von flüssigem Ammoniak aus Kältemaschinen in
                                 										Stahlflaschen. Zur gefahrlosen Entleerung des Ammoniaks aus Kältemaschinen
                              									gibt die Gesellschaft für Lindes Eismaschinen eine genaue
                              									Anleitung, die allgemeine Beachtung verdient. Die Stahlflasche, in die das in der
                              									Kältemaschine enthaltene Ammoniak eingefüllt werden soll, wird auf eine Wage gelegt
                              									und durch ein sehr elastisches Röhrchen von ¼'' mit der Füllvorrichtung verbunden,
                              									worauf der Flüssigkeitshahn am Verdampfer bzw. die Spindeln des Verteilungsstückes
                              									geschlossen, der Füllhahn und die Flaschenventile dagegen geöffnet werden. Das nun
                              									aus dem Kondensator der Maschine in die Stahlflasche einströmende flüssige Ammoniak
                              									muß genau gewogen werden, damit die Flasche nicht über das zulässige Maß gefüllt
                              									wird. Falls die Flasche versehentlich dennoch zu stark gefüllt worden ist, muß
                              									sofort so lange Ammoniak in den Verdampfer abgelassen werden, bis die einspielende
                              									Wage das richtige Gewicht anzeigt. Nach beendeter Füllung wird sowohl der Füllhahn
                              									als auch das Flaschenventil geschlossen und nach Entfernung des Verbindungsrohres
                              									die Schutzkappe auf die Stahlflasche wieder aufgeschraubt.
                           Bei runden Kondensatoren ist für einen genügend hohen Kondensatordruck (mehrere at
                              									Ueberdruck) zu sorgen. Das Abfüllen des Ammoniaks aus Berieselung-Kondensatoren geht
                              									in der kalten Jahreszeit langsamer vor sich als unter normalen Verhältnissen (6–10
                              									at Kondensatordruck). Will man eine mit mehreren Verdampfern ausgestattete
                              									Kühlanlage nicht entleeren, sondern nur ihre zu reichliche Füllung etwas verringern,
                              									so braucht man nur den Flüssigkeithahn des Verdampfers, in dessen Flüssigkeitleitung
                              									die Füllvorrichtung angebracht ist, abzustellen, worauf das Wiederfüllen einzelner
                              									Flaschen in der angegebenen Weise während des Betriebs der Maschine vorgenommen
                              									werden kann. Die Stahlflaschen für flüssiges Ammoniak sind an einem kühlen Orte vor
                              									Sonnenstrahlen und Ofenwärme geschützt aufzubewahren und dürfen nicht geworfen
                              									werden. Sie müssen alle 5 Jahre einem Probedruck von 100 at unterzogen werden und
                              									müssen am Oberteile das Leergewicht, das höchste zulässige Gewicht der Füllung in kg
                              									sowie das Datum der letzten Druckprobe in dauerhafter Prägung aufweisen. (Zeitschr.
                              									f. ges. Kälte-Ind. 1920, S. 122).
                           Sander.
                           
                           Die Gewinnung von Schwefel aus Schwefelwasserstoff mittels
                                 										aktiver Kohle. (Vortrag von Dr. Engelhardt-Wiesdorf auf der Hauptvers. D. Chem. Stuttgart 1921.) Die aktive
                              									Kohle wird von den Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer bereits seit längerer Zeit zur
                              									Abscheidung des Benzols aus Kokereigasen verwendet, sie kann aber auch zur Oxydation
                              									von Schwefelwasserstoff zu Schwefel Anwendung finden, wobei entweder Schwefeldioxyd
                              									oder Luft als Oxydationsmittel dient. Es findet sowohl bei konzentrierten als auch
                              									bei verdünnten Gasen eine glatte Oxydation zu Schwefel statt; bei verdünnten Gasen,
                              									z.B. Leuchtgas, wird die Oxydation durch einen geringen Ammoniakgehalt des Gases
                              									wesentlich beschleunigt. Es erscheint daher möglich, auf diesem neuen Wege
                              									Steinkohlengas von Schwefelwasserstoff zu reinigen. Die Trennung des abgeschiedenen
                              									Schwefels von der Kohle kann durch Ausschmelzen mit Dampf oder heißen Gasen, durch
                              									Rösten oder besser durch Extraktion mit chlorierten Benzolen erfolgen.
                           Sander.
                           
                        
                           Wärmewirtschaft.
                           Wärmewirtschaftliche Sonderkurse für Brauerei und chemische
                                 										Gewerbe. Die Hauptstelle für Wärmewirtschaft
                              									veranstaltet in Gemeinschaft mit dem Institut für Gärungsgewerbe, Berlin und der
                              									Hochschule für Brauerei, Weihenstephan b. München je einen wärmetechnischen
                              									Vortrags- und Uebungskursus für Betriebsleiter. Die Kurse finden statt am Institut
                              									für Gärungsgewerbe in Berlin, Seestraße, in der Zeit vom 18.–21. Juli 1921 und an
                              									der Hochschule für Brauerei im Weihenstephan b. München in der Zeit vom 1.–4. August
                              									1921. Die Vorträge, an welche sich Aussprachen anschließen, behandeln die Grundlagen
                              									der Wärmelehre, Brennstoffe und Verbrennung, Anpassung der Feuerungen an die
                              									Brennstoffverhältnisse, Speisewasserreinigung, Dampfverwendung, Abwärmeverwertung im
                              									Gärungsgewerbe und der chemischen Industrie, wärmetechnische Betriebsüberwachung.
                              									Praktische Uebungen werden an Meßgeräten, Kesseln, Dampfmaschinen und Kühlmaschinen
                              									vorgenommen. Eine höhere wissenschaftlichtechnische Vorbildung wird bei den
                              									Teilnehmern nicht vorausgesetzt.
                           Als Teilnehmer für diese Kurse kommen hauptsächlich Betriebsleiter aus
                              									Brauereibetrieben, der Leder-, Nahrungsmittel-, chemischen Industrie usw. in
                              									Betracht. Die Teilnehmergebühr beträgt M. 150.–. Hierin ist der Preis für die den
                              									Teilnehmern überlassenen Druckschriften eingeschlossen. Der genaue Zeitplan wird
                              									baldigst bekanntgegeben. Anmeldungen sind bis zum 1. Juli an die Hauptstelle für
                              									Wärmewirtschaft, Berlin NW. 7, Sommerstraße 4a bei gleichzeitiger Ueberweisung der
                              									Teilnehmergebühr auf das Postscheckkon o Berlin Nr. 100340 zu richten. Die Zusendung
                              									der Teilnehmerkarte erfolgt nach Eingang der Teilnehmergebühr.
                           Das Rätsel der Brennkraftturbine. Leider legte man in
                              									Deutschland infolge der zahlreichen Mißerfolge auf die Entwicklung einer betriebs-
                              									und wettbewerbsfähigen Brennkraftturbine lange Zeit hindurch nicht viel Gewicht,
                              									während das Ausland recht lebhaft in diesem Sinne bemüht war. Erst die gegenwärtige
                              									Zeit des Kohlenmangels, welche dazu zwingt, die Oel- und Gasausnutzung tunlichst zu
                              									steigern, hat die gekennzeichnete Frage wieder in den Vordergrund gerückt. Man hofft
                              									vor allem, durch die Ausbildung der Gleichdruck- und der Explosionsturbinen Erfolge
                              									zu erzielen. Bei den erstgenannten drückt man das verdichtete Gasgemisch
                              									gleichförmig in eine Kammer. Dort verbrennt es bei unverändertem Druck und
                              									expandiert in einer Düse, so daß ein stetiger Gasstrom das Rad beaufschlagt.
                              									Bei diesem Vorgange bereitet die Verdichtung Schwierigkeiten. Es liegt nämlich nahe,
                              									für dieselbe einen Kreiselverdichter zu benutzen. Dessen wirtschaftlicher
                              									Wirkungsbereich übersteigt aber gegenwärtig wenige Atmosphären nicht, und ein
                              									Kolbenkompressor paßt wiederum schlecht in die Turbinenanlage. Auch die Kühlung und
                              									Regelung ist nicht einfach. Diese Nachteile kommen zum Teil bei den
                              									Explosionsturbinen in Fortfall. Sie besitzen eine geschlossene Kammer, in welcher
                              									ein Gemisch verpufft. Die Explosionsgase expandieren nach Oeffnen eines Ventils in
                              									einer Düse und treiben das Rad an. Die Kammer wird gespült und wiederum geladen. Der
                              									Explosionsvorgang bei gleichbleibendem Rauminhalte erspart die lästige
                              									Verdichtungsarbeit. Es genügt eine Vorverdichtung, die ein rechtzeitiges Füllen der
                              									Kammern gewährleistet. Als Uebelstand ist zu betrachten, daß man nicht mehr mit
                              									einem gleichförmigen Gasstrom zu tun hat, sondern mit Gasstrahlen, die den Laufkranz
                              									schlagartig treffen und deren Geschwindigkeit von einem Höchstwerte bis zu einem
                              									Mindestwerte sinkt, der bei der Entleerung der Kammer erreicht wird. Zu Bedenken
                              									gibt auch das Düsenventil Veranlassung. Es ist den heißesten Gasen ausgesetzt und
                              									muß sehr genau öffnen und schließen. Eine Vorauströmung hat nämlich Herabsetzung des
                              									Explosionsdruckes zur Folge, während ein zu spätes Oeffnen Wärmeverluste durch die
                              									Kammerwand verursacht. Läßt man die Explosionskammer nach dem Auslaß stets offen, so
                              									fällt zwar das Düsenventil fort. Indessen ist auch an eine nennenswerte Verdichtung
                              									der Ladung nicht mehr zu denken. Die den Gasen zum Zwecke der Kühlung entzogene
                              									Wärme kann man zur Dampferzeugung nutzbar machen. Der gewonnene Dampf läßt sich für
                              									die Beaufschlagung des gleichzeitig durch Gas angetriebenen Rades verwerten. Er
                              									arbeitet in diesem Falle aber unter ungünstigen Verhältnissen. Sofern ein besonderes
                              									Rad vom Dampf beaufschlagt wird, muß man erhöhte Ventilationswiderstände in Kauf
                              									nehmen. Setzt man dem Gas vor oder während der Verbrennung Dampf zu, um eine Kühlung
                              									zu erzielen, so sinkt die Verbrennungstemperatur und das verfügbare Wärmegefälle.
                              									Mischt man das Gas nach der Explosion mit Dampf, so muß bei dessen Einführung der
                              									Kammerdruck überwunden werden. In allen Fällen, wo sich ein Gasdampfgemisch bildet,
                              									wird überdies der Molekularstoß befürchtet, über dessen Wesen sich vor allem Stodola ausgesprochen hat. Vereinigen sich die
                              									Explosionsgase im Strahlgebläse mit einer Flüssigkeit, so erhält man kalte, träge
                              									fließende Treibmittel. Schließlich ist auch der Gedanke an mittelbar wirkende
                              									Gasturbinen aufgetaucht. Die Explosionsgase sollen bei diesen durch Stoß oder Druck
                              									eine Flüssigkeit beschleunigen, die ihrerseits auf ein Rad wirkt. Sofern dies
                              									angängig ist, will man die Gase der Flüssigkeit in den Kranz nachschicken. Man
                              									erkennt, daß auch hierbei viele Schwierigkeiten zu überwinden sind. Einigkeit
                              									herrscht darüber, daß in Gas- und Ölturbinen möglichst hohe Verbrennungstemperaturen
                              									erzielt werden müssen. Über die Vorgänge in der Ladekammer, der Düse, den Leit- und
                              									Laufkanälen usw. sowie über den Molekularstoß besteht aber noch vielfach Unklarheit.
                              									Die Hoffnung ist vorhanden, daß es möglich sein wird, Turbinen mit einer Leistung
                              									von mehr als 10000 PS. wirtschaftlich zu betreiben. Es müssen aber noch viele
                              									kostspielige und unproduktive Vorarbeiten geleistet werden sowohl auf
                              									wissenschaftlichem wie auch auf experimentellem Gebiete. (W. Gentsch in Brennstoff
                              									und Wärmewirtschaft. Nr. 4.)
                           Schmolke.