| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 237 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Verbrennungstechnik.
                           W. Nusselts Theorie der Verbrennung und Vergasung der Kohle auf
                                 										dem Roste. In Heft 19 der Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb
                              									wird auf eine sehr beachtenswerte Theorie der Verbrennung und Vergasung der Kohle
                              									auf dem Roste hingewiesen, welche im Verlaufe des Krieges in den Grundzügen
                              									festgelegt wurde und deren weitere Ausgestaltung durch ihren Begründer, Professor W.
                              										Nusselt in Karlsruhe, beabsichtigt ist. Es gelang
                              									diesem, die Vorgänge, die sich in Feuerungsanlagen abspielen und bisher nicht
                              									restlos geklärt wurden, auf das Problem der Wärmeübertragung zurückzuführen, welches
                              									der Forschung zugänglicher ist. Nusselt setzt der
                              									Vereinfachung halber voraus, daß die das Brennstoffbett durchströmende Luft ihren
                              									Weg durch kanalartige Spalten nimmt, deren Wandungen Kohleplatten bilden. Es wird
                              									nun infolge der großen Affinität von Sauerstoff zur Kohle der erstgenannte
                              									Bestandteil der Luft an den Begrenzungsflächen des Spaltes völlig verbrannt sein, so
                              									daß dort die Sauerstoffkonzentration Null und die Kohlensäurekonzentration 0,21 ist.
                              									Im Kerne des Luftstromes liegen die Verhältnisse umgekehrt, und es muß somit der
                              									Sauerstoff nach der Wand, die Kohlensäure in entgegengesetzter Richtung
                              									diffundieren. Hieraus folgt, daß die in der Sekunde verbrennende Sauerstoffmenge aus
                              									den Diffusionsgesetzen bestimmt werden kann. Diese besagen, daß das
                              									Sauerstoffgewicht d G, welches in der Zeit d z durch das Flächenelement d f
                              									hindurchströmt, verhältnisgleich der Diffussionszahl k und dem Abfall der Dichte γ
                              									des Sauerstoffes auf die Längeneinheit senkrecht zur Fläche d f ist:
                              										d\,G=k\,d\,f\,d\,z\,\frac{d\,\gamma}{d\,s}, wenn s die
                              									Koordinate auf der Flächennormalen bezeichnet. Diese Gleichung läßt sich in eine
                              									Form bringen, die vollständig dem Grundgesetze für die Wärmeübertragung von einer
                              									Wand auf ein an ihr entlang strömendes Gas entspricht. Ist nämlich p der
                              									Gesamtdruck, p1 der Teildruck des Sauerstoffes, O2 dessen numerische Konzentration, R die
                              									Gaskonstante, μ das Molekulargewicht und T die absolute Temperatur, so wäre nach Dalton
                              									O_2=\frac{p_1}{p} und entsprechend der Zustandsgleichung
                              										\gamma=\frac{p_1\,\mu}{R\,T}. Führt man diese Werte in das
                              									Diffussionsgesetz ein, so ergibt sich
                              										d\,G=k\,d\,f\,d\,z\,\frac{\mu\,p}{R\,T}\ \frac{d\,O_2}{d\,s}.
                              									Ferner besagt die Zustandsgleichung, daß V_p=\frac{G}{\mu}\,R\,T
                              									ist, sofern V das Sauerstoffvolumen beim Zustande p und T bedeutet und durch
                              									Verbindung der beiden letzgenannten Beziehungen folgt
                              										d\,V=k\,d\,f\,d\,z\,\frac{d\,O_2}{d\,s}. Andrerseits wurde
                              									von Nusselt schon vor Jahren in überzeugender Weise
                              									dargelegt, daß der Wärmeübergang die Grundgesetze der Wärmeleitung befolgt und somit
                              									auf das Flächenelement d f einer Wand, deren Wärmegrad T sei, in der Zeit d z von
                              									einem vorbeiströmenden Gas die Wärmemenge
                              										d\,Q=\lambda\,d\,f\,d\,z\,\frac{d\,\Theta}{d\,s} übertragen
                              									wird, wenn Θ die Temperatur des Gases und λ dessen Wärmeleitzahl bei T Grad ist.
                              									Dieser Ausdruck geht in die Gleichung für d V über, sobald man Q durch V, λ durch k
                              									und Θ durch O2 ersetzt. Nun ist weiterhin die in der
                              									Zeit z durch die Fläche F ausgetauschte Wärmemenge Q = α F z μm, wobei α die Wärmeübergangszahl sowie μm den mittleren Temperaturunterschied bedeutet, und
                              									infolge der gefundenen Analogie gilt V = β F z O2m.
                              									Hierin ist β ein von Nusselt als Verbrennungszahl
                              									bezeichneter Wert, nämlich die in der Zeiteinheit für die Flächeneinheit zur
                              									Verbrennung erforderliche Anzahl von Raumeinheiten des Sauerstoffes, wenn dessen
                              									mittlere Konzentration O2m gleich 1 ist. Unter
                              									Benutzung der Zahl β läßt sich nun leicht die Aufgabe lösen, die Zusammensetzung der
                              									Gase, die Temperatur und die in der Zeiteinheit zur Verbrennung gelangende
                              									Kohlenmenge für verschiedene Entfernungen vom Roste zu bestimmen. Nennt man die
                              									stündlich durch 1 m2 Rostfläche zugeführte Anzahl
                              									von Luftmolen n, die im Abstande x von den Stäben herrschende Temperatur T und die
                              									Molekularwärme der Gase an dieser Stelle C, so ist der durch die Ebene x strömende
                              									Wärmeinhalt I = n C T. Es bleibt nämlich bei der Verbrennung entsprechend der Formel
                              									C + O2 = C O2 +
                              									Heizwert die Molzahl unverändert. Sinken gleichzeitig durch dieselbe Ebene m Mole
                              									Kohle, deren Molekularwärme c sei, so findet ein Durchgang des Wärmeinhaltes i = m c
                              									T statt. Ueberdies wird durch Leitung die Wärmemenge
                              										q=\lambda\,\frac{d\,T}{d\,x} übertragen, und schließlich
                              									entwickelt sich in
                              									einer Schicht von der Dicke d x durch Verbrennung die Wärme d Q = h d m, wenn h den
                              									Heizwert von 1 Mol des Brennstoffes bezeichnet. Nun muß nach dem Satze von der
                              									Erhaltung der Energie d I + d i + d q – d Q = O sein, wobei die Differentiale die
                              									Veränderung der betreffenden Größe längs d x darstellen. Hieraus folgt durch
                              									Integrieren I + i + q – Q = C1. Ferner führen die
                              									entwickelten Beziehungen zu dem Ergebnis, daß stündlich in der Schicht d x die
                              									Kohlenmenge d m = β O2 d x verbrennt, woraus
                              										\frac{d\,m}{d\,x}=\beta\,O_2 folgt. Ueberdies muß nach dem
                              									Gesetze von der Erhaltung des Stoffes alle verbrannte Kohle als Kohlensäure
                              									entweichen und somit d m = – n d O2 beziehungsweise
                              									m = – n O2 + C2
                              									sein. Man kann nun mit Hilfe der vorstehenden Gleichungen m, T und O2 als Funktion von x bestimmen. Zur Ermittlung der
                              									Intregralkonstanten dienen folgende Bedingungen: Für x = O ist m = O, sofern keine
                              									Kohle durch die Rostspalten fällt. An derselben Stelle ist die
                              									Sauerstoffkonzentration O2 = 0,21. Bezeichnet man
                              									weiterhin die durch Strahlung und Leitung an den Aschenfall und die Roststäbe
                              									abgegebene Wärme mit Si und die Temperatur der unter den Rost tretenden
                              									Verbrennungsluft mit T1, so folgt
                              										\lambda\,\frac{d\,T}{d\,x}=S_1+n\,C\,(T-T_1). Endlich werden
                              									an der Oberfläche des Brennstoffes, wo x = H ist, S2
                              									Wärmeeinheiten an die Kesselwand abgegeben. Man erhält demnach
                              										-\lambda\,\frac{d\,T}{d\,x}=S_2+m\,c\,(T-T_2), sofern T2 die Temperatur der frischen Kohle bedeutet.
                           Es dürfte aus dem Vorstehenden, trotzdem das Wesentliche der Nusseltschen Theorie nur angedeutet werden konnte, hervorgehen, wie
                              									wertvoll die Einführung des Begriffes der Verbrennungszahl für die rechnerische
                              									Behandlung der Vorgänge in Feuerungs- und Vergasungsanlagen ist. Man findet den Wert
                              									von β auf Grund der erwähnten Analogie, wenn man α für die im Einzelfalle
                              									vorliegenden Verhältnisse bestimmt hat. Eine Voraussetzung ist hierbei, daß die
                              									Molzahl bei der Verbrennung keine Veränderung erleidet. Dies dürfte bis zu einer
                              									gewissen Schütthöhe aller Wahrscheinlichkeit nach zutreffen, denn so lange freier
                              									Sauerstoff vorhanden ist, wird alle Kohle zu Kohlensäure verbrennen. Eine
                              									Kohlenoxydbildung ist nicht zu erwarten, da die Affinität dieses Gases zum
                              									Sauerstoff bei den in Frage kommenden Wärmegraden so groß ist, daß es sich sofort
                              									mit ihm verbindet. Erst wenn die Höhe der Brennstoffschicht einen bestimmten Wert
                              									überschreitet, ist mit der Entstehung von Kohlenoxyd und einer Veränderung der
                              									Molzahl zu rechnen.
                           Schmolke.
                           Hydrierung von Kohle. Sehr beachtenswerte Ergebnisse
                              									erzielten Fischer und Schrader
                              									bei Versuchen über die Hydrierung von Kohle und anderen festen Brennstoffen mittels
                              									Natriumformiats. Daß die Möglichkeit besteht, Kohle durch Hydrierung weitgehend in
                              									Oele überzuführen, war bereits in den Jahren 1869 und 1870 von Berthelot dargetan worden. Bestehen blieb aber das Problem, die Hydrierung
                              									durch Auffindung eines weniger kostspieligen Reduktionsmittels als die von Berthelot
                              									benutzte Jodwasserstoffsäure technisch brauchbar zu machen. Bergius glaubte die Frage gelöst zu haben, indem er Kohle, Torf oder Holz
                              									mit Wasserstoff unter hohem Druck und bei hoher Temperatur behandelte. Es sollte
                              									nach seinen Angaben möglich sein, 85 v. H. der Kohle in flüssige oder lösliche
                              									Verbindungen überzufühen. Versuche von Fischer und Schrader aus dem Jahre 1914
                              									zeigten, daß sich zwar durch Erhitzen von Steinkohle mit Wasserstoff unter
                              									hohem Druck die Teerausbeute steigern läßt, keineswegs wurden aber die in den
                              									Bergiusschen Patenten in Aussicht gestellten Ausbeuten erreicht. Fischer und
                              									Schrader bedienten sich nun in der Einsicht, daß durch molekularen Wasserstoff eine
                              									befriedigende Hydrierung nicht zu erzielen war, des Wasserstoffs in wirksamerer
                              									Form, und zwar benutzten sie zu seiner Erzeugung Natriumformiat. Der aus
                              									schmelzendem Natriumformiat entwickelte Wasserstoff übt sehr starke
                              									Reduktionswirkungen aus. Vergleichende Versuche mit und ohne Formiatzusatz haben
                              									ergeben, daß die Oelausbeute bei der Destillation rheinischer Braunkohle unter gewöhnlichem Druck bei 400° durch Zusatz von
                              									Natriumformiat wesentlich erhöht wird, nämlich bei einem Verhältnis von Kohle zu
                              									Formiat wie 1 : 4 von rund 7 v. H. auf 23–27 v. H. der angewandten Reinkohle.
                              									Hierbei ist es jedoch nötig, die Einwirkung des Sauerstoffs sorgfältig
                              									auszuschließen und das Oel möglichst rasch aus der Retorte herauszubringen. Selbst
                              									geringe Sauerstoffmengen, wie sie z.B. im käuflichen Bombenstickstoff enthalten
                              									sind, drücken die Ausbeute stark herunter. Bei Versuchen unter
                                 										hohem Druck erhielten die Verfasser weit bessere Oelausbeuten als beim
                              									einfachen Erhitzen von Kohlen und Formiat unter gewöhnlichem Druck, und zwar sind
                              									diese besseren Ergebnisse nicht, wie anfangs angenommen, in der Gegenwart von Wasser
                              									begründet, sondern vielmehr in den Gasen Wasserstoff und Kohlenoxyd. Bei der
                              									Untersuchung des Einflusses der Temperatur auf die Hydrierung von Braunkohlen zeigte
                              									sich, daß bei weitem die größte Menge ätherlöslicher Stoffe bei 400° gebildet
                              									wurden, bei 350° und 450° dagegen wesentlich weniger. Versuche über den Einfluß der
                              									Formiatmenge auf die Oelausbeute ergaben eine Steigerung bei Vermehrung der
                              									Formiatmenge. Eine Vermehrung der Formiatmenge über das Doppelte der Kohlenmenge
                              									zeigten nur noch eine geringe Erhöhung der Oelausbeute. Bei Anwendung der doppelten
                              									Menge von Formiat betrug die Ausbeute 45 v. H., bei Anwendung der achtfachen Menge
                              									48 v. H.
                           Es wurde eine Reihe von Steinkohlen, Braunkohlen, und ferner Torf, Holz, Lignin,
                              									Zellulose und Zucker einer dreistündigen Hydrierung mit der doppelten Menge
                              									Natriumformiat bei 400° unterworfen. Bei den Steinkohlen verminderte sich die
                              									Ausbeute der ätherlöslichen Stoffe mit dem geologischen Alter, und zwar lag dieselbe
                              									zwischen 39 v. H. bei der Gasflammkohle und 1,6 v. H. beim Anthrazit. Bei den
                              									Braunkohlen lag die Ausbeute zwischen 27 v. H. (Lignit) und 45 v. H. (rheinische
                              									Braunkohle). Torf, Holz, Zellulose und Lignin lieferten 13 bis 24 v. H. Der bei der
                              									Hydrierung hinterbleibende organische Rückstand betrug bei den letzteren Stoffen mit
                              									Ausnahme des Lignins weniger als 5 v. H., bei den Braunkohlen zwischen 5 und 10 v.
                              									H., bei den meisten Steinkohlen dagegen über 50 v. H.
                           Versuche mit rheinischer Braunkohle in etwas größerem Maßstabe lieferten annähernd
                              									dieselben Ausbeuten. Die ätherlöslichen Stoffe waren zu über ⅔ ohne stärkere
                              									Zersetzung unter gewöhnlichem Druck destillierbar; sie siedeten zu nahe 50 v. H.
                              									zwischen 300 und 350°.
                           Durch trockene Destillation von hydrierter Kohle erhält man Teer in etwa der gleichen
                              									Ausbeute, wie sie die Extraktion mit Aether ergibt.
                           Die erhaltenen Ausbeuten sind keineswegs als Höchstausbeuten zu betrachten, vielmehr
                              									ist anzunehmen, daß sich dieselben bei einer gründlichen Durchmischung der
                              									Reaktionsprodukte, z.B. mittels Rührwerks, noch erhöhen werden. Bezüglich einer
                              									technischen Ausnutzung spricht für die Methode, daß eine vorherige Kompression von Gasen nicht
                              									erforderlich ist. Anderseits ist eine Druckapparatur wegen der auftretenden Gase
                              									nicht zu umgehen. Die Regeneration des aus dem Formiat entstehenden Karbonats könnte
                              									geschehen, indem erst mit Kalk kaustifiziert und dann in die erhitzte Lauge unter
                              									Druck Kohlenoxyd eingepreßt wird. Es ist aber auch möglich, ohne Kaustifizierung in
                              									Druckapparaturen die Karbonatlösung in Formiatlösung überzuführen; hat es sich doch
                              									gezeigt, daß sogar die Salze höherer Fettsäuren durch Kohlenoxyd unter Druck zerlegt
                              									werden können.
                           Prinzipielle Bedenken in technischer Hinsicht stehen aber jeder Methode gegenüber,
                              									bei welcher, wie bei der Hydrierung der Kohle, feste Substanzen (in diesem Falle die
                              									Kohle) in Hochdruckapparaten bei intermittierendem Betriebe ein- oder ausgebracht
                              									bzw. bei kontinuierlichem Betrieb durchgeführt werden sollen. (Brennstoff-Chemie, 1.
                              									Juni 1921, S. 161–173.)
                           K.
                           
                        
                           Wärmewirtschaft.
                           Verwertung des Abdampfes von Dampfhämmern. Die Vorteile
                              									der Ausnutzung des Abdampfes von Dampfmaschinen zur Heizung und Eindampfung, zum
                              									Vorwärmen von Speisewasser, zur Bereitung von Warmwasser für chemische Zwecke usw.
                              									sind schon seit langer Zeit bekannt; derartige Abdampfverwertungs-Anlagen sind in
                              									großer Zahl vorhanden. Noch selten ausgenutzt ist bisher der Abdampf von
                              									Dampfhämmern, sei es, daß man vor der großen Ungleichförmigkeit der Dampfabgabe
                              									zurückschreckte, sei es, daß man ungünstige Einwirkung des Gegendruckes auf die
                              									Schlagkraft der Hämmer befürchtete. Für die Wirtschaftlichkeit der Ausnutzung des
                              									Abdampfes größerer Dampfhammerschmieden bietet nachstehend beschriebene Anlage ein
                              									Beispiel, an dem sich übrigens auch die vorgenannten Befürchtungen als unberechtigt
                              									erwiesen haben.
                           In der Schmiedewerkstatt I der Eisenbahnwerkstatt Chemnitz befinden sich 6
                              									Dampfhämmer, davon einer von 2000 kg, zwei von je 800 kg, zwei von je 500 kg und
                              									einer von 300 kg Bärgewicht. Der Abdampf dieser sechs Hämmer wird, nachdem er einen
                              									Oelabscheider durchströmt hat, in einem reichlich bemessenen und gut gegen Abkühlung
                              									geschützten Behälter gesammelt. Dieser Behälter ist mit einem einstellbaren
                              									Druckbegrenzungsventil ausgerüstet, das bei einem Ueberdruck von 0,2 bis 0,3 at den
                              									überschüssigen Dampf ins Freie entweichen läßt, und mit einem ebenfalls
                              									einstellbaren selbsttätigen Druckminderungsventil, das bei kürzerem oder längerem
                              									Stillstande der Hämmer gedrosselten Frischdampf vom Kesselhaus in den Dampfsammler
                              									einläßt. An den Dampfsammler angeschlossen ist die Heizungsanlage für die
                              									Werkstättenhallen (Wagenwerkstatt nebst Tischlerei, Sattlerei und Lackiererei) von
                              									insgesamt etwa 110000 m3 Luftraum. Die Erfahrung
                              									hat gezeigt, daß die verfügbare Abdampfmenge genügt, um diese Werkstättengebäude
                              									ausreichend zu heizen. Frischdampf ist nur etwa eine Stunde lang vor Beginn der
                              									Arbeitszeit nötig, um die Räume etwas vorzuwärmen, da die Abdampflieferung erst mit
                              									Beginn der Arbeitszeit bzw. etwas nachher einsetzt.
                           Eine Messung des ausschließllich von dem Abdampf der Hämmer stammenden
                              									Niederschlagswassers ergab in 8 Stunden rund 14500 kg, das mit etwa 70 v. H. wieder
                              									zur Speisung der Kessel verwendet wird. Dies bedeutet, daß stündlich rund 1000000
                              									kcal aus dem Abdampf der Heizung nutzbar gemacht werden. Hierzu tritt noch ein
                              									weiterer Gewinn von stündlich rund 120000 kcal durch die Vorwärmung des
                              									Speisewassers. Bei einem Wirkungsgrade der Kesselanlage von 70 v. H. ergibt
                              									sich also eine Ersparnis von rund 1600000 kcal/st in der Kohle, also z.B. bei
                              									Braunkohle von etwa 2500 kcal Heizwert eine Ersparnis von rund 640 kg/st = 5,2 t/Tag
                              									=770 t/Jahr bei 150 Heiztagen.
                           Diese Ersparnis ermöglicht schon jetzt eine Abschreibung der Anlagekosten, deren
                              									bedeutendster Teil auf den Umbau der vorhandenen Hochdruckheizung (Vergrößerung der
                              									Heizflächen) zu rechnen ist, in etwa zwei Jahren.
                           Hierbei ist noch zu berücksichtigen, daß die von der Firma Gebrüder Weißbach, Chemnitz, ausgeführte Anlage weiter ausgebaut werden
                              									kann, da immer noch bedeutende Mengen von Abdampf zu den Zeiten starker Tätigkeit
                              									der Hämmer ungenützt ins Freie entweichen. Es ist deshalb beabsichtigt,
                              									Abkocheinrichtungen, Holztrockenanlage, Badeanstalt und (während der Sommermonate)
                              									einen Speisewasservorwärmer anzuschließen und damit die Wirtschaftlichkeit der
                              									Anlage noch weiter zu verbessern. Auch daß Kesselheizfläche für andere Zwecke
                              									verfügbar gemacht wird, verdient hervorgehoben zu werden.
                           
                        
                           Werkstattstechnik.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 239
                              Abb. 5. Wagrechter Schnitt durch den Härteofen.
                              
                           Elektrischer Härte-, Glüh- und Einsatzofen. Der von der
                              									Firma E. O. Bartz & Bolle,
                              									Berlin, auf den Markt gebrachte Ofen unterscheidet sich von dem in D. p. J. 1919, S.
                              									202 beschriebenen gemäß Abb. 5 dadurch, daß die
                              									seitlich in Nischen untergebrachten Heizstäbe, die wegen ihrer senkrechten Lage
                              									keiner Durchbiegung durch das Eigengewicht ausgesetzt sind und sich frei ausdehnen
                              									können. Ein Verschmoren und ein Kurzschluß durch Berühren der etwa beschädigten
                              									Drähte ist unmöglich. (Werkstattstechnik 1921, Heft 4.)
                           Preger.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 239
                              Abb. 1. Lederband-Kupplung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 239
                              Abb. 2. Vereinfachte Kupplung.
                              
                           Vereinfachte nachgiebige Kupplung. Eine im Krieg schwer
                              									belastete 1000-t-Doppeldurchstoßmaschine arbeitete mit einer Lederbandkupplung nach
                              										Abb. 1. Der Riemen riß oft, was die Arbeit
                              									empfindlich aufhielt. Nach dem Ersatz durch eine vereinfachte Kupplung nach Abb. 2 arbeitete die Presse über ein Jahr ohne
                              									irgendeine Instandsetzung. Es konnte auch ein billiger Haarriemen anstatt des teuren
                              									Lederriemens verwendet werden und derselbe brauchte auch nicht genäht zu werden wie
                              									letzterer. (Werkstattstechnik 1921, Heft 1.)
                           Preger.
                           
                           Kontrollschreibapparat für Arbeitsleistung. In D. p.
                              									J. 1920, S. 257 ff waren Apparate gezeigt, die den Kraftverbrauch der
                              									Werkzeugmaschinen in Kurven aufzeichnen und dadurch eine genaue Kontrolle über die
                              									Betriebszeiten und die Ausnutzung der Maschinen in jeder Hinsicht erlauben. Diese
                              									Apparate sind aber verhältnismäßig verwickelt und teuer. Der Schreibapparat von
                              									Harms verzichtet auf die Aufschreibung des Kraftverbrauches und zeichnet nur die
                              									gemachten Hübe oder Umdrehungen auf, also nur die Bewegungszeiten der Maschine, ohne
                              									deren Belastung anzugeben. Für viele Zwecke wird das genügen. Durch ein Uhrwerk wird
                              									ein Papierstreifen unter zwei Zeigern mit Farbstiften vorbeigezogen. Der eine Zeiger
                              									zeichnet jeden Hub oder jede Umdrehung oder jede vielfache Umdrehung durch einen
                              									Punkt auf den Papierstreifen. Der andere Zeiger macht alle 15 Minuten einen
                              									Punktneben die erste Punktreihe (vergl. obenstehende Abbildung). Die Arbeitspausen
                              									zum Auf- und Abspannen, Werkzeugwechsel usw. geben sich durch die Lücken in der
                              									unteren Punktreihe kund. Zu Beginn einer neu eingerichteten Arbeit wird eine
                              									Musterleistung durch den Meister oder einen zuverlässigen Vorarbeiter auf der
                              									Maschine vorgenommen und aufgezeichnet. Der Apparat wird dann verschlossen und
                              									zeichnet die Arbeitszeiten während der eigentlichen Arbeit auf. Durch den Vergleich
                              									der später aufgezeichneten Kurve mit der ursprünglich geschriebenen Musterpunktreihe
                              									wird dann geschlossen, ob die Maschine vorschriftsmäßig angewendet wurde.
                              									(Werkstattstechnik 1921, Heft 2.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 240
                              Abb. a Hobelarbeit.
                              a = 13 × 4 = 52 Hübe; b =
                                 										Mindestzeit für Ab- und Aufspannen; c, e, g, i, l = Hubzahl der Hobelmaschine
                                 										gegenüber der Musterleistung zu groß; d, f, h, k = Zeit zum Ab- und Aufspannen
                                 										gegenüber der Musterleistung zu groß.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 240
                              Abb. b Arbeit an Ziehpressen.
                              a = 1 × 4 Hübe; b = Mindestzeit zum
                                 										Herausnehmen und Einbringen; c, e, g, i = regelmäßig gearbeitet; d, f, h =
                                 										ungebührlich lange Arbeitspausen; Musterleistung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 240
                              Abb. c Revolver-Dreharbeit.
                              a = 11 × 16 = 176
                                 										Spindel-Umdrehungen; b = Mindestzeit z. Ab- u. Aufspannen; Musterleistung.
                              
                           Preger.
                           Die Untersuchung von Bohrölen wurde Anfang 1917 auf dem
                              									Versuchsfelde für Werkzeugmaschinen an der technischen Hochschule in Berlin
                              									angestellt. Die Versuche wurden mit normalen Spiralbohrern auf einer zur Messung des
                              									Bohrdruckes und des durch den Bohrer auf das Werkstück ausgeübten Drehmomentes
                              									eingerichteten Senkrecht-Bohrmaschine von Ludw. Loewe & Co. vorgenommen. Als
                              									Werkstoff diente S.-M.-Stahl in Stangen von 45 × 55 bis 45 × 60 mm Querschnitt, 60
                              									bis 65 kg/qmm Festigkeit und einer Brinellhärte von 166 bis 182 kg/qmm. Die Bohrer
                              									hatten 20,5 mm Durchmesser. Das Bohröl wurde in kräftigem Strahl der Schnittstelle
                              									zugeführt und Sacklöcher von stets gleicher Tiefe gebohrt bei anfangs 26 m/min.,
                              									später 19 m/min. Schnittgeschwindigkeit und 0,16 mm/Umdrehung Vorschub. Das Ergebnis
                              									der Versuche war Folgendes:
                           1. Ohne Kühlflüssigkeit. Die Schneide wurde bei den
                              									genannten Schnittgeschwindigkeiten so warm, daß die Versuche bald abgebrochen werden
                              									mußten. §
                           2. Bohren mit reinem Wasser. Die Kühlung war so gut, daß
                              									nicht genügend Werkstoff verarbeitet werden konnte, um den Bohrer stumpf zu
                              									bekommen. Die Versuche konnten daher nicht bis zu Ende durchgeführt werden. Es
                              									zeigte sich bald eine kräftige Rostbildung.
                           3. Kühlung mit Pottaschenlösung. Pottasche wurde irr den
                              									Kriegsjahren als Sodaersatz aus probiert. Die Kühlung war noch sehr gut, die
                              									Rostbildung war jedoch stärker als bei reinem Wasser.
                           4. Kühlung mit Sodalösung. Bei 5 v. H. Soda wurde noch ein
                              									schwaches Rosten bemerkt, bei 10 v. H. Soda hörte es auf. Die Bohrleistung war
                              									geringer als bei reinem Wasser, aber immer noch gut.
                           5. Kühlung mit Bohröl. Es wurden Friedens und
                              									Ersatzbohröle in den vom Lieferanten vorgeschriebenen Verdünnungen 1 : 50, 1 : 20
                              									und 1 : 10 angewendet. Die Bohrleistung sank erheblich unter diejenige des Wassers
                              									und des Sodawassers. Die Beschädigung des Bohrers war beim Eintritt des Stumpfwerden
                              									jedes Mal größer als vorher.
                           Die nachstehende Zahlentafel gibt die mittlere gebohrte Lochzahl bis zum Stumpfwerden
                              									des Bohrers an.
                           
                              
                                 5 v. H. Soda
                                 v = 26 m/min.,
                                 s = 0,16 mm/Umdr.
                                 8
                                 
                              
                                 Friedensbohröl der Firma A
                                    „        „
                                      „            „
                                 1,5
                                 
                              
                                 Ersatzbohröl der Firma A
                                    „        „
                                      „            „
                                 4
                                 
                              
                                 10 v. H. Soda
                                 v= 19 m/min.,
                                 s = 0,16 mm/Umdr.
                                 7,4
                                 
                              
                                 Friedensbohröl der Firma B
                                    „        „
                                      „            „
                                 4,7
                                 
                              
                                 Ersatzbohröl der Firma B
                                    „        „
                                      „            „
                                 2,3
                                 
                              
                           Reines Wasser kühlt also am besten, jeder Zusatz setzt diese gute Kühlwirkung herab.
                              									Es sollte also stets nur so viel Soda oder Bohröl zugesetzt werden, daß das Rosten
                              									vermieden wird. Beim Schneiden von Gewinde, beim Schlichten, Formdrehen usw. hat das
                              									Bohröl eine etwas andere Wirkung, die Versuche sind also für diese Zwecke nicht
                              									maßgebend. (Werkstattstechnik 1921, Heft 5.)
                           Preger.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Elektrische Entstaubung und Reinigung von Gasen. Die
                              									Staubabscheidung und Reinigung von Gasen und Dämpfen auf elektrischem Wege hat in
                              									den letzten Jahren eine weite Verbreitung erlangt. Die ersten Versuche auf diesem
                              									Gebiete wurden von dem amerikanischen Ingenieur Cottrell
                              									angestellt, das Verfahren wurde in der Folge in Deutschland von Möller und einigen Spezialfirmen weiter ausgebaut, so
                              									namentlich von der Metallbank und Metallurgischen Gesellschaft, A.-G., Frankfurt,
                              									sowie von den Siemens-Schuckertwerken, G. m. b. H., in Berlin. Ueber die Grundlagen
                              									und Entwicklung dieses Verfahrens berichtete kürzlich Oberingenieur Plaß auf der Hauptversammlung der Gesellschaft Deutscher
                              									Metallhütten- und Bergleute. Nach seiner Angabe sind heute in Deutschland 30 Anlagen
                              									mit rund 1,7 Mill. cbm Stundenleistung in Betrieb, während weitere 20 Anlagen im Bau
                              									sind. Die elektrische Gasreinigung beruht auf der Beobachtung, daß die in Gasen,
                              									Nebeln oder Dämpfen enthaltenen Staubteilchen beim Durchgang durch ein Feld von
                              									hochgespanntem elektrischen Strom elektrisch geladen und infolgedessen an einer Elektrode
                              									niedergeschlagen werden, während ein Teil des Staubes auch durch Zusammenballen oder
                              									Wirbelbildung zu Boden sinkt. Die Vorzüge des elektrischen Verfahrens gegenüber den
                              									älteren Gasreinigungsverfahren beruhen darauf, daß mit geringem Kraftaufwand eine
                              									weitgehende Entstaubung des Gases erzielt wird, ferner daß auch saure und explosive
                              									Gase auf diese Weise leicht gereinigt werden können, und zwar sowohl bei hoher
                              									Temperatur ohne erheblichen Wärmeverlust, als auch bei niedriger Temperatur, in
                              									Dampf- oder nebelförmigem Zustand. Die elektrischen Entstaubungsanlagen enthalten
                              									keine der Abnutzung unterliegenden bzw. zu Bränden Veranlassung gebenden
                              									Filterstoffe, da hier die Kraftlinien des elektrischen Feldes gewissermaßen als
                              									Filter wirken. Die bei nasser Reinigung der Gase oft recht schwierige Beseitigung
                              									und Klärung des Schlammwassers fällt bei dem elektrischen Verfahren ganz weg. Die
                              									abgeschiedenen Staubmengen sind, da sie zumeist trocken niedergeschlagen werden,
                              									sofort wieder verwendbar. Das elektrische Entstaubungsverfahren eignet sich in
                              									erster Linie für Metallhüten, ferner für zahlreiche chemische Betriebe, wie Säure-,
                              									Soda- und Karbidfabriken, endlich für Kalk-, Tonerde- und Zementwerke. (Chem.-Ztg.
                              									1921, S. 545).
                           Sander.
                           
                        
                           Betontechnik.
                           Neuere Betonierungsverfahren. Von neueren
                              									Betonierungsverfahren sind besonders 2 hervorzuheben. Das eine, hauptsächlich in
                              									Amerika zur Anwendung gelangte, benutzt zur Beförderung des Betons an seine
                              									Verwendungsstelle die Schwerkraft – sponting System, Dabei wird das gemischte
                              									Material von der Mischmaschine in einen 50 bis 60 m hohen Gerüstturm aus Holz oder
                              									Eisen gehoben und von dort mittels Rinnen an den jeweiligen Ort der Verwendung
                              									geleitet. Diese Betonierungsart bietet große Vorteile bei umfangreichen Bauten, von
                              									etwa 4- bis 5000 m3 aufwärts.
                           Das zweite Verfahren, das sog. Beton-Spritzverfahren, stammt ebenfalls aus Amerika.
                              									In Dänemark ist es bereits im Jahre 1912 zu Verputzarbeiten verwendet worden.
                              									Allerdigs besteht ein Unterschied zwischen dem „Spritzverfahren“ und dem
                              										„Blasverfahren.“ Ueber letzteres verbreitete sich in eingehender Weise
                              									Ober-Ingenieur Schlüter auf der Hauptversammlung des
                              										„Deutschen Beton-Vereins“ zu Berlin 1921. Nach seinen Ausführungen war es
                              									unmöglich, angenäßtes Betongemenge mittels Preßluft durch die Schläuche hindurch zur
                              									Verwendungsstelle zu bringen, Eine Hauptschwierigkeit bestand noch darin, dem
                              									staubtrockenen Gemenge das erforderliche Wasser zuzusetzen, weil dieses Gemenge viel
                              									zu wasserabweisend ist. Von 1910–1912 wurden Versuche mit Gebläse-Beton ausgeführt,
                              									bis es dem deutschamerikanischen Ingenieur Carl Weber
                              									gelang, ein bereits vorgefeuchtetes Gemenge zu verwenden, so daß die noch notwendige
                              									Wasserbeigabe an der Düse ohne weiteres möglich ist. Weber hat sein Beton-Gebläse
                              										„Tecton“ genannt, welcher in der Hauptsache aus 2 übereinander
                              									angeordneten Preßluft-Kesseln besteht, die durch Glockenventile beliebig geöffnet
                              									und geschlossen werden können. Die erforderliche Preßluft kann durch einen beliebig
                              									gebauten Kompressor geliefert werden. Dieses Verfahren, „Torkret-Verfahren“
                              									genannt, wird von der „Deutschen Torkret-Baugesellschaft Berlin“
                              									ausgeführt.
                           Der Hauptvorteil des Verfahrens besteht in der innigen Verbindung mit der
                              									Antragfläche. Bei selbständigen Tragwerken wird die Einschalung auf einer Seite
                              									überflüssig, wodurch feste und zugleich dichte Betonierung auch in den Fällen
                              									erreicht werden kann, bei denen die Stampfarbeit bisher unmöglich war. Das
                              									Torkretverfahren kann mit besonderem Vorteil im Bergbau, beim Schachtausbau wie auch
                              									beim Streckenausbau verwendet werden, dann bei Wiederherstellungsarbeiten
                              									schadhafter Beton- und Eisenbetonbauwerke, bei Einkleidung von Eisentragteilen zum
                              									Schutz gegen Rost, Gase, im Eisenbetonschiffsbau usw.
                           Sicherlich werden beide Betonierungsverfahren auch bei uns in Zukunft mehr als bisher
                              									angewendet werden. (Beton und Eisen 1921, Nr. VII/VIII.)
                           Marx.
                           
                        
                           Metalltechnik.
                           Das Calorisieren von Metalloberflächen. Um die Oberfläche
                              									von Metallen und Legierungen, die höheren Temperaturen ausgesetzt werden müssen,
                              									gegen die Oxydation zu schützen, benutzt die General Electric Co. das ihr
                              									geschützte, in der Ueberschrift genannte Verfahren. Der betreffende Gegenstand wird
                              									in einer Retorte zusammen mit fein zerteiltem Aluminiumpulver geglüht und zwar in
                              									einer reduzierenden Atmosphäre. Dabei dringt das Aluminium in die Oberfläche des
                              									Metalles bis zu einer bestimmten Tiefe ein und legiert sich mit dem Grundmetall. Auf
                              									die Weise ist eine Schutzfläche geschaffen, die bei der Erwärmung des Stückes eine
                              									dünne Aluminiumoxydhaut bildet. Wird die Schutzhaut etwa mechanisch beschädigt, so
                              									entsteht aus dem darunterliegenden Aluminium eine neue Deckschicht. Ihre Tiefe
                              									braucht häufig nur wenige Hundertstel Millimeter zu betragen, kann aber durch
                              									hinreichend lange Dauer der Behandlung beliebig groß gemacht werden.
                           Während das unvorbehandelte Metall im allgemeinen bei etwa 600° zu oxydieren beginnt
                              									und bei 800° schon recht stark angegriffen wird, verträgt calorisiertes Metall
                              									Temperaturen bis 900° fast unbegrenzte Zeit. Freilich dürfen 1000° nicht wesentlich
                              									überschritten werden, wenn die Calorisierung einen dauernden Schutz bieten soll.
                           Das Verfahren eignet sich für die meisten Metalle. Der glatteren Oberfläche wegen ist
                              									es für geschmiedete Stücke leichter anwendbar als für gegossene.
                           Farr. Iron Age 1921, Auszug vom Pomp in Stahl und Eisen.
                           St.
                           Flußeisen und Schweißeisen in der Kälte bei plötzlicher
                                 										Beanspruchung. Von der Prüfanstalt der Deutschen Maschinenfabrik, A.-G.,
                              									Duisburg, wurden Versuche ausgeführt, welche das Verhalten von Schweißeisen und
                              									Flußeisen in der Kälte bei plötzlicher Beanspruchung dartun sollten. Solche
                              									Beanspruchungen sind z.B. Ketten, Eisenbahn-Kupplungen usw. ausgesetzt. Ueber die
                              									Ergebnisse dieser Untersuchungen berichtet E. W. Kaiser,
                              									Duisburg, in der Zeitschrift „Stahl und Eisen,“ 1921, Heft 10. Danach ist die
                              									Einwirkung der Kälte sowohl auf Flußeisen wie auf Schweißeisen bei plötzlicher
                              									Beanspruchung recht erheblich. Eine Abkühlung auf – 20° ist auf Flußeisen von viel
                              									größerem Einfluß als auf Schweißeisen; jenes verliert dadurch etwa 85,5 v. H.,
                              									Schweißeisen dagegen nur 42,3 v. H. der ursprünglichen Kerbzähigkeit.
                           Ma.
                           
                        
                           
                           Wirtschaft.
                           Entschließungen des Vereines deutscher Ingenieure
                              									(Hauptversammlung in Cassel am 26. Juni.) – I. betr. Zukunft
                                 										des Reichspatentamtes: Die Einreihung des Reichspatentamtes unter die
                              									Reichsmittelbehörden wird die Wirkung haben, daß ausgezeichnete Mitglieder aus dem
                              									Amt ausscheiden, daß die Arbeitsfreudigkeit der verbleibenden leidet und die
                              									Gewinnung neuer geeigneter Kräfte auf die größten Schwierigkeiten stößt. Der Beginn
                              									dieser Entwicklung ist bereits zu beobachten. Der Fortbestand des Reichspatentamtes
                              									und seiner für die fortschreitende Entwicklung der deutschen Technik so
                              									segensreichen Tätigkeit ist nur möglich, wenn die Leistungen des Amtes auf der alten
                              									Höhe bleiben. Es muß daher für einen dauernden Anreiz gesorgt werden, daß
                              									vollwertige Kräfte der Technik für das Reichspatentamt gewonnen werden können.
                           Im Interesse der Technik und der Industrie, somit im Interesse unseres
                              									wirtschaftlichen Wiederaufbaues muß daher gefordert werden, daß dem Reichspatentamt
                              									der Rang einer oberen Reichsbehörde beigelegt wird, angegliedert als selbständige
                              									Abteilung dem Reichswirtschaftsministerium.
                           II. betr. gewerblichen Rechtschutz: Der V. d. I. hält die
                              									Schaffung eines ständigen Ausschusses beim Reichs-Justizministerium, zu dem
                              									Vertreter der am gewerblichen Rechtsschutz interessierten Vereine entsprechend dem
                              									Vorschlage des Deutschen Vereines für den Schutz des gewerblichen Eigentums zu
                              									ständiger Mitarbeit zu berufen sind, für dringend notwendig im Hinblick auf die
                              									bevorstehende Neugestaltung der gewerblichen Rechtsschutzgesetze. Die Entschließung
                              									soll dem Herrn Reichs-Justizminister unterbreitet werden.
                           III. betr. unzulässige amtliche Verwendung des
                                 											Wortes„Ingenieur“
                              									in Dienst- und Amtsbezeichnungen: In zunehmendem Maße
                              									verwenden Behörden des Reiches, der Länder und der Selbstverwaltung die
                              									Amtsbezeichnung „Ingenieur“ in verschiedenen Wortbildungen für ihre
                              									Beamten.
                           „Ingenieur“ ist eine Berufsbezeichnung, ihr kann grundsätzlich nicht der
                              									Charakter einer Amtsbezeichnung gegeben werden. Erst reght unzulässig ist aber eine
                              									solche Amtsbezeichnung bei Beamtenklassen, deren Angehörigen die Fachwelt nicht
                              									einmal die Berechtigung, sich „Ingenieur“ zu nennen, zuerkennt.
                           Der V. d. I. erblickt in der unzulässigen Verwendung des Wortes „Ingenieur“ in
                              									Dienst- und Amtsbezeichnungen eine Schädigung des Ansehens des Ingenieurstandes und
                              									erwartet, daß die Behörden Amtsbezeichnungen wie Marineingenieur und Werksingenieur
                              									zurücknehmen und künftig von solchen Verwendungen der Berufsbezeichnung
                              										„Ingenieur“ absehen.
                           IV. betr. Dauer der Schulzeit und praktische
                                 										Berufstätigkeit: Die 61. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure
                              									in Cassel, die sich aus Vertretern deutscher Ingenieure aus allen Landesteilen
                              									zusammensetzt, nimmt von den Bestrebungen Kenntnis, die Schulzeit auf den allgemein
                              									bildenden Schulen um 1 Jahr – von 12 auf 13 Jahre – zu verlängern. Eine Durchführung
                              									dieser Absichten jetzt in einer Zeit schwerster Bedrückung unseres Volkes hält die
                              									Versammlung für unmöglich. Abgesehen aber von den wirtschaftlichen Gründen, die
                              									hiergegen sprechen, wird mit allem Nachdruck darauf hingewiesen, daß neben der
                              									schulmäßigen Ausbildung gerade die frühzeitige Tätigkeit in praktisch schaffenden
                              									Berufen sehr viel zur Entwickelung der Charaktereigenschaften beiträgt, die wir in
                              									erster Linie zum Wiederaufbau unseres Vaterlandes brauchen.
                           Elektrische Oefen in Amerika.Vergl. D. P. J. Heft 6, Seite 99 dieses Jahrganges. In
                              									Amerika wurden im Jahre 1920 40 Rennerfeltanlagen errichtet; hiervon 11 für
                              									Stahlguß, 3 für Schnelldrehstahl, 4 für Werkzeugstahl, 3 für Grauguß, 1 für
                              									Ni-Mangan, 1 für Ferromangan, 4 für Bronze, 3 für Kupfernickel und Messing, 3 für
                              									Nickellegierungen, 2 für Aluminiumlegierungen, 1 Ofen für Wolfram-Reduktion, 1 Ofen
                              									zum Niederschmelzen, 2 Oefen für Laboratoriumzwecke. Es dürfte interessieren, daß in
                              									der General Ceramics Co. Perth Amb. 1 Rennerfeltofen sogar zum Schmelzen von Quarz
                              									und in der Gerham Mfg. Co. 1 Ofen für Silber Verwendung fand. Die aufgezählten
                              									Anlagen sind für eine Kapazität von 100 kg (8e KVA) bis zu einem Fassungsraum von 4
                              									Tonnen (1000 KVA Transformatoranschluß) im Betrieb.