| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Schmolke | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 259 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Motortechnik.
                           200-PS-Flugmotor. In den Jahren 1916–1918 hat die
                              										„Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur“ den deutschen
                              									120 PS Sechszylinder-Argus-Flugmotor gebaut, der für größere Flugzeuge und größere
                              									Geschwindigkeit nicht mehr genügte. Deshalb wurde im Jahre 1919 mit dem Bau eines
                              									200-PS-Motors begonnen. Der neue 200-PS-„Winterthur-Motor“ hat acht
                              									Einzelzylinder, die in zwei Reihen von je vier Zylindern in V-Form unter 90°
                              									angeordnet sind. Mit den Stahlzylindern sind die Kühlwassermäntel durch autogene
                              									Schweißung verbunden. Die Zylinder haben 125 mm Durchmesser und 150 mm Hub. Die
                              									Steuerwelle liegt in der Mittelebene im Motorgehäuse. Im übrigen ist die Steuerung
                              									in bekannter Weise wie beim Argusmotor angeordnet.
                           Die Aluminiumkolben haben eine sorgfältig durchgeführte Rippenanordnung und sind mit
                              									5 Kolbenringen versehen. Die aus Chromnickelstahl hergestellte Kurbelwelle hat vier
                              									Kröpfungen. Die Welle ist in 5 Gleitlagern mit Weißmetallausguß gelagert. Das
                              									Traglager des Propellers ist ebenfalls als Gleitlager ausgebildet. Ein doppeltes
                              									Kugellager nimmt den Achsialschub des Propellers auf, so daß der Motor sowohl für
                              									Zug- als für Druckpropeller verwendet werden kann.
                           Die Schmierung ist als Umlauf-Druckschmierung ausgebildet. Für beide Zylinderreihen
                              									ist eine Zentrifugalpumpe vorgesehen. Ein Doppelvergaser erzeugt das
                              									Brennstoff-Luftgemisch, und zwar so, daß die beiden Zylinderreihen in der
                              									Brennstoffversorgung von einander unabhängig sind. In bekannter Weise ist das aus
                              									Aluminium hergestellte Vergasergehäuse doppelwandig ausgeführt, so daß es durch
                              									heißes Kühlwasser erwärmt werden kann. Die Vergaser sind außerdem mit
                              									Höhenluftregulierung versehen, so daß der Motor in verschiedenen Flughöhen
                              									wirtschaftlich arbeitet. In größerer Höhe wird durch entsprechende Vorrichtung
                              									im Schwimmergehäuse ein gewisser Unterdruck erzeugt, so daß weniger Brennstoff
                              									verbraucht werden kann. Die Vorrichtung kann vom Führerstand betätigt werden.
                           In jedem Zylinder sind zwei Zündkerzen angeordnet, mit Hilfe zweier Magnete werden
                              									zwei von einander unabhängige Zündstromkreise gebildet. Die Bremsleistung ergab bei
                              									einem Barometerstand von 728 mm Quecksilbersäule und 15° Lufttemperatur bei 1520
                              									Uml./min. im Dauerbetrieb 200 PS. Bei 1000 Uml./min. vergrößert sich die Leistung
                              									auf 210 PS. Das Motorgewicht mit Propellernabe beträgt 228 kg, d.h. 1,14 kg/PS. Mit
                              									diesem Motor ist in der Schweiz ein Höhenrekord von 7250 m aufgestellt worden. (Der
                              									Motorwagen 1921, S. 183–184.)
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                           Fabrik-Motorlokomotiven. Die bisher gebauten derartigen
                              									Lokomotiven haben meist nur kleine Leistung. Die Maschinenfabrik Gmeinder & Co. in Mosbach
                              									baut deshalb mit der Firma Benz & Co. in Mannheim eine neue Motorlokomotive von 15 bis 80
                              									PS, die von einem stehenden Vierzylinder-Benzolmotor über ein mehrstufiges
                              									Wechselgetriebe angetrieben wird. Statt Benzollokomotiven werden auch
                              									Viertakt-Dieselmotoren ohne Kompressor verwendet. Das Treiböl wird nicht wie bisher
                              									mittels Druckluft, sondern unmittelbar durch die Brennstoffpumpe in den Zylinder
                              									eingeführt und dort zerstäubt. Zum Anlassen dient niedrig gespannte Druckluft. Ein-
                              									und Auslaßventile und Anlaßventile befinden sich im Zylinderkopf. Auf der
                              									Kurbelwelle sitzt ein besonders schweres Schwungrad. Die Getriebewelle wird durch
                              									eine Schraubenfederkupplung angetrieben, die mit einer Kegelkupplung vereinigt ist,
                              									damit ein ruhiges Anfahren erreicht wird. Auf der einen Seite des Getriebes kann
                              									eine Spilltrommel zum Heranziehen von Lasten, auf der andern Seite eine
                              									Riemenscheibe zum Antrieb von Maschinen angebracht werden. Es ist beabsichtigt, solche
                              									Diesel-Motorlokomotiven bis zu 200 PS auszuführen. (Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing.
                              									1921, S. 657–658.)
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                           Amerikanischer Dieselmaschinenbau. Zahlreiche Firmen haben
                              									in Amerika den Dieselmaschinenbau aufgenommen. Dabei handelt es sich aber in vielen
                              									Fällen nicht um eigene Schöpfungen, sondern um Liglosausführungen bekannter
                              									europäischer Maschinenfabriken, wie Carels, Sulzer, Burmeister, Weckspoor usw. Ueber
                              									solche ausgeführten Maschinenanlagen gibt die Zeitschrift Motorslup, April 1921
                              									folgende Zusammenstellung:
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                              Textabbildung Bd. 336, S. 260
                              Zweitakt; Viertakt; Bethlehen West;
                                 										Nordbergs Carels; Busch Sulzer; Cramp Burmeister; Worthington; M. Intosh &
                                 										Seymour; Craig; Skandia Werkspoor; Newport News; New-York Werkspoor;
                                 										Bremsleistung; indizierte Leistung; Zylinderzahl; Zylinder-Dmr.; Kolbenhub;
                                 										Umlaufzahl; Kolbengeschwindigkeit; Bremsleistung eines Zylinders; indizierte
                                 										Leistung eines Zylinders; Gewicht; mittlerer indizierter Druck;
                                 										Maschinenlänge.
                              
                           Amerikanische Großdieselmaschine. Auch in Amerika ist man
                              									nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten zum Bau von großen Dieselmaschinen
                              									übergegangen. Die Nordberg Co in Milwaukee stellt
                              									zur Zeit einfach wirkende Vierzylindermaschinen her, die im Zweitakt arbeiten.
                              									Die Maschinen haben 712 mm Zylinderdurchmesser und 1116 mm Hub. Sie leisten bei 120
                              									Uml./min. 2000 PS. Die Zylinderlaufbüchse ist auswechselbar angeordnet. Die Spülluft
                              									tritt durch Ventile in den Zylinder ein, die im Zylinderkopf angeordnet sind. In
                              									Deutschland ist man dagegen von der Ventilspülung immer mehr auf die Schlitzspülung
                              									übergegangen. Bei dem zweiteiligen Kolben mit Kreuzkopfführung ist nur der
                              									Kolbenboden mit Wasserkühlung versehen. Die Maschine kann mit zwei Zylindern durch
                              									Druckluft angelassen werden, wobei die andern Zylinder sofort normal arbeiten. Die
                              									Spülluftpumpe und der dreistufige Luftverdichter werden unmittelbar von der
                              									Kurbelwelle angetrieben. Der Enddruck der Verdichtung ist etwa 35 at, der mittlere
                              									Druck etwa 4,33 at. Die Maschine hat das relativ große Gewicht von 148 kg/PS.
                              									(Power, 29. März 1921.)
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                           Werkstattstechnik.
                           Fortschritte und Probleme der mechanischen
                                 										Energieumformung. (Prof. Katzbach, Dresden,
                              									Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure 1921.) Der Redner ging aus von der
                              									Aufgabe des Technikers, Energie und Stoff zu beherrschen und nach Wunsch umzuformen.
                              									Mechanische Energieumformer werden vor allem gebraucht, wenn Maschinen verschiedener
                              									Drehzahl verbunden werden müssen, z.B. eine Dampfturbine mit einer Schiffsschraube,
                              									ein Elektromotor mit einem Turbogebläse, ein Verbrennungsmotor mit einer
                              									Fahrzeugachse oder einer Luftschraube.
                           Die wichtigsten dieser Umformer sind die Zahnrad-Getriebe, die Riemen- und Seiltriebe
                              									und die hydraulischen Umbormer; ihre Fortschritte zeigen sich vor allem, wenn man
                              									die erreichten und erreichbaren Grenzen der Leistung aufsucht und feststellt, welche
                              									Probleme, insbesondere bei Erhöhung der Geschwindigkeit, auftreten.
                           Beim Zahnrad hat man heute die Umfangsgeschwindigkeit, die früher bei etwa 6 bis 10 m
                              									lag, bereits bis nahezu 60 m/sek oder 216 km/st, gesteigert, eine Geschwindigkeit,
                              									die auch zur Zeit ungefähr die höchste erreichte Reibradgeschwindigkeit von
                              									Fahrzeugen und die höchste erreichte Riemengeschwindigkeit darstellt. Aber die
                              									Schwierigkeiten sind beim Zahnrad weitaus höher, als beim unmittelbaren Reibrad, da
                              									sie nur durch bedeutende Fortschritte in der zwangläufigen Zahnradherstellung
                              									überwunden werden konnten. Auf diesem Gebiete sind zahlreiche Meisterwerke der
                              									Gestaltung und der Genauigkeitsarbeit entstanden, z.B. die Maschinen von Pfauter, Reinecker, Maag, Bilgram, Gleason, Böttcher, die zu den reizvollsten Maschinen der Gegenwart
                              									gehören. Allerdings sind die Anforderungen an diese Maschinen bei raschlaufenden
                              									Zahnrädern sehr hoch, denn eine einfache Rechnung zeigt, daß die durch Zahnfehler
                              									hervorgerufenen positiven und negativen Massendrücke, die das Rad während des
                              									Laufens sozusagen hin- und herbeuteln, mit dem Quadrate der Umfangsgeschwindigkeit
                              									steigen. Steigt die Umfangsgeschwindigkeit auf das Zehnfache, so darf der Fehler nur
                              									mehr ein Hundertstel betragen, um nicht höhere Massenkräfte zu erhalten. Aber nicht
                              									nur die Größe der Massenkräfte, sondern auch ihre Zahl in der Zeiteinheit steigt, so
                              									daß ihre Wirkung, die sich in Erschütterungen, Geräusch und Abnutzung, oft auch in
                              									Resonanzschwingungen der ganzen. Wellenleitungen äußert, um so schwerer zu bekämpfen
                              									ist. Bei raschlaufenden Zahnrädern spielen nicht mehr Zehntel, sondern Tausendstel
                              									Millimeter eine Rolle. Die zahlreichen Mittel, Erschütterungen, Lärmen und jegliche Abnützungen der
                              									Zahnräder zu bekämpfen, haben oft, aber noch nicht immer, zu vollem Erfolg geführt,
                              									doch kann erst ein Maschinenteil, der keinerlei Abnutzung und Störung aufkommen
                              									läßt, als wirklich vollkommen bezeichnet werden.
                           Die Anwendung der Zahnradumformer hat dank der Fortschritte des
                              									Werkzeugmaschinenbaues und der Betriebserfahrungen, besonders in. den letzten 10
                              									Jahren, außerordentliche Fortschritte gemacht. So ging z.B. die englische
                              									Kriegsmarine 1916 für fast alle Schiffsbauten auf Dampfturbinenbetrieb mit
                              									Zahnradumformer über, so daß Anfang 1920 fast 600 Getriebe in Dienst gestellt waren.
                              									Der Schlachtkreuzer Ilood, z. Zt. das größte Kriegsschiff der Welt, erhielt 4
                              									zweistufige Getriebs-Turbinen mit insgesamt 144000 PS und erreichte bei seiner
                              									Probefahrt Anfang 1920 32 Knoten Geschwindigkeit. Vor allem aber hat sich der
                              									gesamte Handelsschiffbau, allerdings nicht immer mit Erfolg, des Zahnradgetriebes
                              									bemächtigt, so daß heute die Dampf-Kolbenmaschine auf dem Schiffe, soweit nicht
                              									Dieselmotore in Betracht kommen, endgültig durch die hochtourige Turbine mit
                              									Zwischengetriebe abgelöst sein dürfte. Dadurch sind Turbinendrehzahlen von 4000 und
                              									5000 und eine Weiterentwicklung in jenen Bahnen möglich geworden, die der geniale
                              									schwedische Ingenier de Laval bereits vor Jahrzehnten mit
                              									seinen kleinen hochtourigen Turbinen von 20–30000 Umdrehungen in der Minute
                              									beschritten hatte, der damals schon Zahnradgetriebe modernster Bauart anwendete. Daß
                              									die raschlaufenden Schaufelradverdichter ebenfalls von den Erfahrungen und der
                              									zunehmenden Beherrschung des Getriebes Nutzen ziehen, ist selbstverständlich.
                           Auf anderem Gebiete liegen die Fortschritte der mittelbar wirkenden Umformer. Die
                              									Verwendung von Riemen und Seilen hat den Hauptvorteil, daß oft eine bedeutende
                              									Entfernung zwischen den Wellen billig und bequem überwunden werden und gleichzeitig
                              									eine Mehrfach-Umformung auf verschiedene Wellenleitungen stattfinden kann.
                           Der wirtschaftliche Wettbewerb zwischen Bändern aus Stahl, Leder, Geweben und
                              									Kettenbändern untereinander und mit den Seilen aus Hanf und Baumwolle ist immer noch
                              									lebendig. Allgemein aber ist für große Leistungen das Streben nach Schnellbetrieb,
                              									also nach größten Stoffgeschwindigkeiten mit entsprechend geringerem Stoffbedarf.
                              									Dieser Schnellbetrieb aber verlangt Maßnahmen gegen das Strecken des Bandes durch
                              									Fliehkraft, einen Uebertragungsstoff von überall gleichbleibender Dicke, Masse und
                              									Elastizität, und eine Reibungsübertragung durch Haft-Fette, deren
                              									Flüssigkeitsreibung sich nach neueren Versuchen mit der trocknen Reibung des Stoffes
                              									selbst äußerst vorteilhaft vereinigt.
                           Geschwindigkeiten bis 45 m/sek werden bereits häufig durchgeführt, größere bis 60 m immer noch ausnahmsweise oder bei
                              									Versuchen. Für noch größere Geschwindigkeiten bis 100 m wäre das Stahlband das
                              									aussichtsreichste Mittel, wenn es gelänge, eine auch hierfür einwandfreie Verbindung
                              									ohne Aenderung von Masse und Festigkeit des Bandes herzustellen. Umformer von
                              									mehreren 1000 PS sind mit Lederriemen und Hanfseilen ausgeführt, Riemenbreite von 1½
                              									bis 2 m und mehr, Riemendicke bis zu vierfacher Lederstärke. Gegenüber dem Zahnrad
                              									bleibt aber der Nachteil bestehen, daß selbst bei gleichen Umfangsgeschwindigkeiten
                              									der Riemen fünf- bis zehnmal breiter ausfällt, und kleine Scheibendurchmesser wegen
                              									der Biegungsbeanspruchung bei Leder und Stahlband sehr ungünstig sind.
                           Schließlich streifte der Redner noch kurz den Stand der sogenannten
                              									hydraulischen Umformer, die als dynamische Umformer mit Schaufelradpumpe und -Motor
                              									oder als statische Umformer mit Kolben- oder Kapselpumpe und entsprechendem Motor
                              									betrieben werden. Erstere Bauart wurde in Deutschland von Föttinger in Verbindung mit der Vulkanwerft bis zu größten Leistungen
                              									durchgebildet, letztere hauptsächlich durch Lentz
                              									gepflegt und neuerdings für zahlreiche Anwendungsgebiete durchgearbeitet. Trotz
                              									ihrer größeren Verluste ist der Vorteil der Umschaltbarkeit der Drehrichtung und
                              									teilweise auch der Drehzahlen für ihre Wahl vielfach ausschlaggebend. Allen Bauarten
                              									ist eine gewisse Unempfindlichkeit, Freiheit von Erschütterungen, Geräusch und
                              									Abnutzung, und eine große Betriebssicherheit zuzuerkennen, welche eine weitere
                              									Entwicklung sehr begünstigen.
                           Die vorgeführten Beispiele gaben dem Redner zum Schlusse Gelegenheit, zu betonen, daß
                              									alle Fortschritte nur schrittweise durch abwechselnde Beobachtung und gründliche
                              									Durchdenkung der Erscheinungen, also Praxis und Theorie, gewonnen werden konnten;
                              									dazu sind vor allem notwendig wagemutige und erfindungsreiche Schöpfer der
                              									Gelegenheiten zur Erfahrung und ihre kundigen Verwerter.
                           Elektrische Härte-, Glüh- und Einsatzöfen. Der in D. p.
                              									J., Heft 15, vom 30. Juli d. Js. auf Seite 239 dargestellte elektrische Härte-, Glüh- und Einsatzofen wird nicht wie angegeben von der Firma Bartz & Bolle
                              									in Berlin hergestellt und vertrieben, sondern von der Norddeutschen Maschinenfabrik G. m. b. H. in Pinneberg (Holstein) gebaut und von der Firma C. Störtländer & Co., in Hamburg vertrieben.
                           Preger.
                           
                        
                           Metalltechnik.
                           Chemische Reaktion an Kristallen und ihre feinbauliche
                                 										Deutung. Von Geh.-Rat Prof. Dr. Rinne, Leipzig.
                              									(Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde.) Die Kristalle stellen
                              									eine Aggregationsform dar, bei der die Teilchen in dreidimensional-periodischer
                              									Folge in „Raumgitterart“ angeordnet sind. Die Kristallgestalten sind der
                              									äußere Ausdruck des kristallinen Mikrokosmos, seine Stereochemie deutet sich bereits
                              									in der Anlage der Kristallflächen und -kanten an. Eine glänzende Bestätigung haben
                              									die Vorstellungen vom Bau der Kristalle in den Arbeiten von M. von Laue gefunden, der die Beugungsbilder der Röntgenstrahlen durch
                              									Kristallplatten entdeckte. Die zierlichen Erscheinungen sind geradezu ein Symbol der
                              									Atomanordnung. Kein Zweifel kann nunmehr an der Natur der Röntgenstrahlen als
                              									zartester Wellenbewegung, an dem Vorhandensein der Atome und an dem Raumgitterbau
                              									der Kristalle bestehen.
                           Den weitesten Ueberblick über die allgemeinen physikalischen Verhältnisse der
                              									feinbaulichen Gebilde gewährt die Betrachtung der Wandlungen, die sich in der
                              									Materie ereignen, wenn sie aus dem Zustand der Gase als durcheinander
                              										„nomadisierender“ Teilchen in den der Flüssigkeit und schließlich in den
                              									Zustand des Kristallinen mit seiner Raumgittteranordnung übergeht. Zwischenstufen
                              									mit einseitig parallel gerichteten Molekülen sind die flüssigen Kristalle.
                              									Unterabteilungen gliedern die Aggegratzustände. Beim kristallinen Material sind das
                              									die bei den Metallen und besonders beim Eisen so bedeutsamen polymorphen Modifikationen. Im
                              									Röntgenbilde treten solche Wandlungen sehr anschaulich hervor.
                           Die chemischen Eigenschaften der Legierungen. Von Geh.-Rat
                              									Prof. Tammann, Göttingen. (Hauptversammlung der Deutschen
                              									Gesellschaft für Metallkunde.) An Legierungen, die ununterbrochene
                              									Mischkristallreihen bilden, ändern sich die physikalischen Eigenschaften, wie
                              									Dichte, Festigkeit, Harte, elektrisches Leitungsvermögen usw., gleichmäßig mit der
                              									Zusammensetzung. Das chemische Verhalten ändert sich, dagegen sprungweise, eine
                              									merkwürdige Erscheinung, die vom Vortragenden entdeckt worden ist. Dieses Verhalten
                              									der Mischkristalle brachte der Redner in Beziehung zum Aufbau des Raumgitters und
                              									begründete damit die beobachteten Gesetzmäßigkeiten.
                           Gegenwart und Zukunft der deutschen Aluminiumindustrie.
                              									Von Dr.-Ing. Sterner-Rainer.
                              									(Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde). Während das deutsche
                              									Reich vor dem Kriege mit Ausnahme des Werkes bei Rheinfelden in Baden von etwa 800 t
                              									jährlicher Leistung kein Aluminium erzeugendes Werk besaß, haben sich unter dem
                              									Druck des Krieges in überraschend kurzer Zeit die Anlagen von Rummelsburg bei
                              									Berlin, Horrem bei Köln, Bitterfeld, Grevenbroich a. d. Erft, das Lautawerk in der
                              									Lausitz und Steeg bei Goysern am Hallstedter See entwickelt. Gleichzeitig sind die
                              									Pläne zum bayerischen Aluminiumwerk bei Mühlendorf entstanden. Die Werke in
                              									Rummelsburg und Horrem sind inzwischen wieder zum Erliegen gekommen, in der
                              									Erzeugung stehen zurzeit außer Rheinfelden die Werke Bitterfeld mit 4000 t, das
                              									Erftwerk mit 14000 t und das Lautawerk mit derselben Leistung. Sämtliche während des
                              									Krieges entstandenen Werke werden mit Strom aus Kraftwerken versorgt, die auf der
                              									Verwendung von Braunkohlen begründet sind. Nur das Innwerk, das sich zurzeit im Bau
                              									befindet, wird Wasserkräfte verwenden. Das auf den Hütten benutzte Herstellverfahren
                              									ist bis auf unwesentliche Aenderungen heute noch immer dasselbe wie vor 30
                              									Jahren.
                           Die schwierigste Aufgabe für den Metallhüttenmann ist es, jederzeit mit Sicherheit
                              									fehlerlose Barren für die weitere Verarbeitung des Aluminiums zu gießen. Namentlich
                              									ist bei der Aluminiumherstellung der Temperaturmessung besondere Aufmerksamkeit zu
                              									schenken. Was die Weiterverarbeitung des Aluminiums betrifft, so sind über den
                              									Einfluß der Walztemperatur, der Walzrichtung, der Größe der Stiche, der Abmessungen
                              									und Umlaufgeschwindigkeiten der Walzen, der Glühdauer und Glühtemperatur fast keine
                              									wissenschaftlichen Untersuchungen bekannt. Bei der Verarbeitung des Aluminiums zu
                              									Blechen gehen die Ansichten darüber, wo man die Ursachen festgestellter Mängel
                              									suchen soll, wirr durcheinander. Die Verwendungsmöglichkeit für Aluminiumbleche ist ins Ungeahnte gestiegen.
                              									Ebenso umfangreich ist das Verzeichnis der Verwendung für Draht, Rohre, Gußwaren,
                              									Körner und Pulver aus Aluminium.
                           Ungewiß dagegen ist die Zukunft der Aluminium erzeugenden
                              									Industrie, da die ausländischen Werke in vieler Beziehung, namentlich aber im
                              									Rohstoffbezug, deutschen Werken gegenüber in bevorzugter Lage sind. Gelingt es uns
                              									dagegen, was nicht von der Hand zu weisen ist, deutschen Ton wirtschaftlich auf
                              									reine Tonerde zu verarbeiten, so würden die Verhältnisse wesentlich anders liegen.
                              									Tonerdewerke sowie namentlich unsere Hochschulen widmen der Lösung dieser Frage
                              									viel Zeit und Mühe. In der Frage der Kraftversorgung unserer Aluminiumhütten äußerte
                              									der Redner die Ansicht, daß die Verlegung unserer Aluminiumwerke nach dem Süden
                              									Deutschlands wegen der dort vorhandenen Wasserkräfte ein Erfordernis der Zukunft
                              									sei. Namentlich in den Alpen stehen uns in reichem Maße Wasserkräfte zur Verfügung.
                              									1 KWh würde heute trotz des teuren Ausbaues nicht über 5 Pfg. zu stehen kommen. Eine
                              									große Hilfe könnte unserer Aluminiumindustrie in dem Kampf um ihren Bestand
                              									erstehen, wenn man das Hüttenverfahren verbessern könnte. Es wird auch nicht an
                              									Versuchen fehlen dürfen, Aluminium auf thermischem Wege in geeigneten Einrichtungen
                              									zu gewinnen. Im Zusammenhang damit müssen auch die Vergütungs- und
                              									Veredelungsverfahren für Aluminium erkannt, vermehrt und verbessert und so die
                              									Möglichkeiten, neue wertvolle Legierungen zu erhalten, erweitert werden. Wichtig
                              									ist, daß die großen Mengen verunreinigten Altmetalls, darunter auch die Abfälle,
                              									wofür wir heute noch keine Möglichkeit der Verwendung und Aufarbeitung haben, wieder
                              									in den Kreislauf der Herstellung und Verarbeitung zurückgeführt werden. Der Redner
                              									wies darauf hin, daß wir in der Kenntnis des Aluminiums schon jetzt weiter wären,
                              									wenn unter Ueberwindung der üblichen Geheimniskrämerei auch nur die schlechten
                              									Erfahrungen, die oft unter erheblichem Kostenaufwand an einer Stelle gemacht werden,
                              									der Allgemeinheit mitgeteilt würden, damit überflüssige Arbeit erspart werden
                              									könnte. Hierin müßte unbedingt eine Verbesserung Platz greifen, wenn die deutsche
                              									Aluminiumindustrie vorankommen soll. Schon heute können wir unsere
                              									Aluminiumindustrie nicht mehr aus unserm Wirtschaftsleben hinwegdenken. Sie ist ein
                              									wesentlicher Teil unserer Erzeugung geworden und wird es noch mehr werden, wenn wir,
                              									gefördert durch zweckentsprechende wirtschaftspolitische staatliche Maßnahmen, die
                              									angeführten Wege der Entwicklung erfolgreich beschreiten.
                           
                        
                           Turbinentechnik.
                           Die neuere Entwicklung der Wasserturbinen. Von Prof.
                              									Dr.-Ing. Dister Thoma, München. (Hauptversammlung des
                              									Vereins deutscher Ingenieure 1921). Mit der Francis-Turbine beherrscht man heute
                              									einen Bereich von den kleinsten Gefällen an bis über 200 m Höhe mit völliger
                              									Sicherheit. Die Verbesserungen, die auf Grund jahrzehntelanger Erfahrungen
                              									angebracht worden sind, werden an den großen Zwillingsturbinen des Untrawerkes in
                              									Schweden mit ihren Saugkrümmern von 6 auf 4,9 m im Lichten und ihrer durch den
                              									doppelten Krümmer ohne mittleres Lager frei durchgehenden Welle besprochen. Ein
                              									weiterer Fortschritt, der für senkrecht angeordnete Turbinenwellen bestimmend
                              									gewesen ist, war die Entwicklung der Drucklager nach dem System Michel. Trotz dieser
                              									Vollkommenheit der technischen Entwicklung läßt sich aber nicht verkennen, daß die
                              									Theorie der Francis-Turbinen noch auf unsicheren Grundlagen ruht. Das zeigt sich
                              									schon darin, daß man den schädlichen Einfluß der Saugrohrkrümmer falsch eingeschätzt
                              									und erst durch viele Versuche festgestellt hat, daß man den Krümmer sowie jeden
                              									unsymmetrischen Einfluß auf das Laufrad vermeiden muß. Aus dieser Erkenntnis sind
                              									Turbinen hervorgegangen, bei denen das Spiralgehäuse an ein gerades, kegeliges, in
                              									ein Unterwasserbecken ausgießendes Saugrohr anschließt. Ein weiterer Anlaß, die
                              									heutige Turbinentheorie zu ergangen, hat sich ergeben, als man mit dem Bedürfnis nach
                              									höheren spezifischen Drehzahlen dazu überging, auch die Umfangsgeschwindigkeiten zu
                              									steigern. Während man bis dahin beim Entwurf der Schaufeln von der Annahme ausging,
                              									daß jedem Wasserteilchen die relative Bahn zum Laufrade genau vorgeschrieben sei,
                              									mußte man bei gesteigerten spezifischen Drehzahlen und entsprechend z1nehmenden
                              									Relativgeschwindigkeiten des Wassers im Laufrade die Länge oder die Zahl der
                              									Schaufeln weitgehend verringern, um die Reibungsverluste in erträglichen Grenzen zu
                              									halten. Dadurch ergeben sich verhältnismäßig weite Schaufelkanäle mit ganz
                              									unsicherer Wasserführung, die der früheren Theorie nicht mehr entsprechen. Dennoch
                              									wäre falsch, daraus zu schließen, daß diese neueren Turbinen eine unvollkommene
                              									Wirkung ergeben. Einen entscheidenden Schritt in dieser Richtung hat zuerst
                              									Professor Dr. Kaplan, Brünn, getan, dessen
                              									Turbinenkonstruktion auch in den Vereinigten Staaten Nachahmung gefunden hat. Bei
                              									der Kaplanturbine stehen die Schaufeln so weit auseinander, daß sie sich unmittelbar
                              									gegenseitig nur wenig beeinflussen, und die Strömung im Bereich einer Schaufel
                              									verläuft ähnlich wie die Strömung um eine Flugzeugfläche im unbegrenzten Luftraum.
                              									Nach Ansicht des Vortragenden ist aber die Anwendbarkeit solcher Schaufeln auf
                              									Turbinen mit sehr hoher Umfangsgeschwindigkeit beschränkt, und man kann daher nicht
                              									hoffen, mit Hilfe dieser Bauart auch die Wirkungsgrade langsam laufender Turbinen zu
                              									erhöhen. Anderseits erwecken die günstigen Wirkungsgrade, die man von dieser Turbine
                              									gerade bei außerordentlicher Schnelläufigkeit erwarten darf, die Aussicht, bei
                              									kleinen Gefällen erfolgreich in Wettbewerb treten zu können, was für die Ausnutzung
                              									der in Deutschland verfügbaren Wasserkräfte von großer Bedeutung ist. Im weiteren
                              									Teil seines Vortrages bespricht der Redner dann eine Reihe neuerer amerikanischer
                              									Bauarten von Turbinen und weist zum Schluß auf die von Lawaczeck vorgeschlagenen Umformeranlagen hin, bei denen das
                              									Turbinenlaufrad mit einem Pumpenlaufrad vereinigt und das so erzeugte Druckwasser in
                              									eine abseits stehende, mit dem Stromerzeuger gekuppelte Turbine geleitet werden
                              									soll. Solche Anlagen können für Wasserkräfte in Betracht kommen, bei denen der
                              									größte Teil der Kosten auf Maschinenanlagen entfallen würde, um die Baukosten zu
                              									verbilligen.
                           
                        
                           Wärmetechnik.
                           Drosselwirkung und Zustandsgleichung. (Dr. K. Schreber, Z. S. f. komprimierte und flüssige Gase, 21.
                              									Jahrgang.) Schon kurz nachdem man die Körperlichkeit der Luft überhaupt erkannt
                              									hatte, gab Boyle in dem nach ihm benannten Gesetz die Beziehung zwischen Druck und
                              									Raumumfang der Gase, das dann Anfang 1800 durch Gay-Lussac durch die Festlegung der Temperaturzählung zur bekannten
                              									Zustandsgleichung der Gase erweitert wurde: pv = RT; p der Druck, v der Raumumfang,
                              									R ein Festwert, der für alle Gase derselbe ist, wenn man nach Molen zählt und T die
                              									Temperatur mit 273° für den Schmelzpunkt des Eisens, die sogenannte Amontonsche oder
                              									absolute Temperatur.
                           Für die allermeisten Arbeiten, in denen mit Gasen gerechnet wird, genügt diese
                              									einfache Zustandsgleichung, aber gerade für das jetzt so wichtige Gebiet der
                              									flüssigen Luft ist sie ungenügend, und man hat sich deshalb bemüht, eine bessere zu
                              									entwickeln. Einen ersten Erfolg in dieser Richtung hatte van der Waals: Die Beobachtungen von Andrews an
                              									Kohlendioxyd, im pv-Netz dargestellt, ergeben Temperaturlinien, welche aus drei
                              									Teilen bestehen. Der, mit starken Drucken beginnende, erste Teil ist eine stetig
                              									gekrümmte Linie, welche den flüssigen Zustand darstellt; der mit einem Knick
                              									ansetzende zweite Teil ist geradlinig und gibt das Mischgebiet flüssig-gasig; der
                              									dritte, ebenfalls mit einem Knick ansetzende, ist wieder stetig gekrümmt und gibt
                              									den gasigen Zustand. James Thomson zeigte, daß man den
                              									mittleren geradlinigen Teil durch einen stetig gekrümmten ersetzt denken könne,
                              									welcher die beiden anderen stetig verbindet. Kurze Zeit darauf gab dann van der
                              									Waals von den Anschauungen der kinetischen Gastheorie ausgehend eine
                              									Zustandsgleichung der Gase, welche für die Linien unveränderter Temperatur auf einen
                              									ebensolchen Linienzug führte. Sie hat deshalb ein sehr großes Ansehen erlangt,
                              									obgleich man schon sehr bald erkannte, daß sie zahlenmäßig nicht stand hielt.
                              									Berechnet man die in ihr vorkommenden Festwerte aus den Beobachtungen des flüssigen
                              									Zustandes, so erhält man ganz andere Zahlen, als bei der Berechnung aus den
                              									Beobachtungen des gasigen Zustandes, trotzdem sie doch den Uebergang aus dem
                              									flüssigen in den gasigen Zustand darstellen soll. Schon Clausius hat deshalb versucht, diese Gleichung abzuändern, und seit dieser
                              									Zeit ist die Zahl der Abänderungsvorschläge ständig gewachsen, ohne zu einem Erfolg
                              									zu führen.
                           K. Schreber hat nun versucht, auf einem anderen Wege zu einer Zustandsgleichung zu
                              									gelangen. Schon Lord Kelvin hat nachgewiesen, daß, wenn die Gase nicht der einfachen
                              									Zustandsgleichung folgen, auch der Ueberströmungsversuch von Gay-Lussac nicht genau sein kann, sondern daß
                              									man bei sorgfältiger Beobachtung eine Temperaturänderung der Luft muß feststellen
                              									können, wenn diese aus einem Raum mit starkem Druck in einen mit schwachem
                              									überströmt. Er hat aus den allgemeinen Sätzen der Wärmelehre die folgende Gleichung
                              									abgeleitet:
                           
                              \left(\frac{d\,T}{d\,p}\right)_p=\frac{A}{c_p}\,\left[T\,\left(\frac{d\,v}{d\,T}\right)_p-v\right]
                              
                           wo A die Wärmeumrechnungszahl und cp die spez. Wärme des Gases bei unverändertem Druck ist. Die
                              									Differentiation links ist bei unverändertem Wärmeinhalt i vorzunehmen. Schreber setzt zur Abkürzung für den
                              									Differentialquotienten links ω und für pv/T = P, dann ist nach leichter
                              									Umbildung:
                           1) \omega=-\frac{A}{c_p}\
                                 										\frac{T^2}{p}\,\left(\frac{d\,P}{d\,T}\right)_p
                           Die Drosselwirkung ist also wesentlich vom Verlauf der Linien
                              									gleichen Druckes im P-T-Netz abhängig. Einem Größtwert von P entspricht ω = 0, beim
                              									Durchschreiten des Größtwertes ändert also ω sein Vorzeichen, die Erwärmung geht in
                              									eine Abkühlung über. Nur wenn die Drosselwirkung eine Abkühlung bringt, kann das Gas
                              									nach dem Verfahren von Linde verflüssigt werden. Man nennt die Punkte mit ω = 0
                              									Umkehrpunkte.
                           Schreber hat für sämtliche vorhandenen brauchbaren Beobachtungen an Luft P berechnet
                              									und in ein P-T-Netz eingetragen. Aus dieser Darstellung der vorhandenen
                              									Beobachtungen läßt sich leicht für die Umkehrpunkte von ω eine Ellipse ableiten, aus
                              									der dann folgt:
                           2)
                              										\omega\,c_p=\frac{A}{T^2}-\frac{B\,p^2}{T^2}-C.
                           Diese Gleichung gibt die Abhängigkeit der Drosselwirkung von Druck und Temperatur.
                              									Sie ist an Beobachtungen zu prüfen.
                           
                           Setzen wir 2) in 1) ein, so ergibt sich durch Integration die
                              									Zustandsgleichung:
                           3)
                              										p\,v=R\,T+p\,\left(C-1/8\,\frac{A-B\,p^2}{T^2}\right)
                           Soviele Beobachtungen über den Zustand der Luft nun auch vorliegen, einwandfrei sind
                              									nur recht wenig. Es bleiben nur die Beobachtungen von Holborn und Schultze, die sich vorzüglich durch die Gleichung
                              									darstellen lassen. Schließlich geben auch noch die Beobachtungen von Holborn und Jacob über die
                              									Abhängigkeit der spezifischen Wärme der Luft vom Druck ein Mittel, die Gleichung zu
                              									prüfen. Auch hier sieht man eine weit innerhalb der Grenzen der Genauigkeit der
                              									Beobachtung bleibende Uebereinstimmung zwischen Gleichung und Beobachtung.
                           So gut die erhaltene Zustandsgleichung auch den Zustand der Luft darstellt, soweit er
                              									für die Luftverflüssigung in Frage kommt, vollständig ist sie doch noch nicht:
                              									Denken wir uns in der, dieses Journal 1920, S. 225, dargestellten Fläche des
                              									Wasserdampfes, die ja, wenn auch mit anderen Zahlenwerten für Luft gilt, die untere
                              										FlächeVergl. D. p. J. 1920, S. 251: „Das Bild ist um 100° zu drehen in der
                                       												Richtung ⃕“. nach vorn und links hinreichend erweitert,
                              									so liegt die gefundene Umkehrpunktellipse ganz weit vorn auf dieser Erweiterung. Wie
                              										James Thomson gezeigt hat, kann man sich die
                              									abwickelbare Fläche des Mischgebietes durch eine stetig gekrümmte ersetzen, welche
                              									einen stetigen Uebergang zwischen der nach vorn steil abfallenden oberen und der
                              									unten liegenden Fläche vermittelt: oben hängt eine Schneewehe über den Abgrund
                              									herüber und unten hat ein Bach den Abhang unterhöhlt. Ergänzt man die Zustandsfläche
                              									auch beim Uebergang fest-flüssig in derselben Weise, so erhält man für jede Linie
                              									unveränderten Druckes bei jeder dieser Ergänzungen noch je einen Größt- und einen
                              									Kleinstwert von P, die wieder einen Umkehrpunkt ω = 0 bedingen. Die vollständige
                              									Gleichung für ω zerfällt also in 3 Aeste, von denen der eine das oben behandelte
                              									Ellipsenviertel ist. Der zweite ist eine parabelartige Linie, deren Achse ungefähr
                              									mit der Druck-Temperaturlinie im p-T-Netz, der Spurlinie der abwickelbaren Fläche,
                              									zusammenfällt. Der dritte ist eine Linie, welche zur Gleichgewichtslinie
                              									fest-flüssig dieselbe Beziehung hat, wie der zweite zur Gleichgewichtslinie
                              									flüssig-gasig. Vom dritten Ast weiß man zur Zeit noch garnichts und vom zweiten sehr
                              									wenig. Der Weg bis zur vollständigen Erkenntnis der Zustandsgleichung der Stoffe ist
                              									also noch recht lang, obgleich man ihn jetzt hypothesenfrei vor sich sieht. Der
                              									Einfluß dieser beiden Aeste auf den Zustand der Luft ist aber nur sehr gering und
                              									deshalb reicht die oben aufgestellte Zustandsgleichung für fast alle zur Zeit
                              									nötigen Rechnungen aus.
                           Ersparnisse durch Verminderung der Widerstände in
                                 										Dampfleitungen. Es wurde von berufener Seite schon früher darauf
                              									hingewiesen, daß bedeutende Ersparnisse erzielt werden können, wenn bei der
                              									Fortleitung von Dampf nur Konstruktionsteile mit geringem Widerstand zur Verwendung
                              									gelangen. (Vergl. D. p. J., Band 336, Seite 188.) Nunmehr entwickelt O. Denecke in Heft 26 der Zeitschrift
                                 										für Dampfkessel und Maschinenbetrieb einige Formeln, die es dem Ingenieur
                              									möglich machen, bei Umbauten und Neuentwürfen ohne Mühe rechnungsmäßig
                              									festzustellen, in welchem Maße sich die Kosten vermindern infolge der Verkleinerung
                              									des Widerstandes in der Leitung. Er berechnet den Druckabfall durch Reibung ΔR
                              									in kg/m2 nach der bekannten, im Taschenbuche
                              										„Hütte“ angegebenen Näherungsformel
                              										\Delta\,R=\beta\,\gamma_m\,\frac{l}{10\dcm}, wo β die
                              									Reibungswiderstandszahl, γm das mittlere spezifische
                              									Gewicht des Dampfes in kg/cm3, 1 die Länge der
                              									Rohrleitung in m, dem deren Durchmesser in cm und v die mittlere
                              									Dampfgeschwindigkeit in m/sek. bezeichnet. Nennt man ferner Q das stündlich aus der
                              									Rohrleitung austretende Dampfgewicht in kg und Q' die Niederschlagsmenge während
                              									desselben Zeitraumes, so ist
                              										Q+\frac{Q}{2}=\frac{\pi}{4}\,\left(\frac{dcm}{100}\right)^2\,v\,\gamma_m\,3600.
                              									Hieraus läßt sich v entwickeln und in die erstgenannte Beziehung einsetzen. Es
                              									ergibt sich
                              										\Delta\,R=\frac{1,251\,\beta\,l}{\gamma_m\,d^5cm}\,\left(Q+\frac{Q'}{2}\right).
                              									Da nun
                              										\left(Q+\frac{Q'}{2}\right)^2=Q^2\,\left(1+\frac{1}{2}\,\frac{Q'}{q}\right)^2\,\sim\,Q^2\,\left(1+\frac{Q'}{Q}\right)
                              									gesetzt werden kann, so folgt
                              										\Delta\,R=\frac{1,251\,\beta\,l}{\gamma_m\,d^5cm}\,.\,Q^2\,\left(1+\frac{Q'}{Q}\right).
                              									Aus dieser Formel erhält man für l(1\ m\
                                 										d^3cm=\frac{1,251\,\beta\,Q^2}{\gamma\,R}\,\left(1+\frac{Q'}{Q}\right)
                              									sowie
                              										R=\frac{1,251\,\beta}{\gamma_m\,dcm}\,.\,\left(\frac{Q}{d^2cm}\right)^2\,.\,\left(1+\frac{Q'}{Q}\right),
                              									sofern R=\frac{\Delta\,R}{l} ist. Für jeden Einzelwiderstand an
                              									beliebiger Stelle x der Rohrleitung ergibt sich ein Druckabfall
                              										\Delta\,\zeta_x=\zeta\,.\,\frac{{v_x}^2}{2\,g}\,\gamma_x,
                              									wenn ζ die Einzelwiderstandszahl darstellt. Führt man für vx den Wert Qx ein,
                              									so folgt \Delta\,\zeta_x=\frac{0,64\,{Q_x}^2}{\gamma_x\,d^4cm}.
                              									Wird ferner für alle Einzelwiderstände ζ1, ζ2 usw. der Mittelwert γx = γm und
                              										Q_x=Q+\frac{Q'}{2} gesetzt, erhält man
                              										Z=\Sigma\,\Delta\,\zeta=\frac{0,64}{\gamma_m\,d^4cm}\,\left(Q+\frac{Q'}{2}\right)^2\,\Sigma\,\zeta
                              									oder
                              										Z=\frac{0,64}{\gamma_m\,d^4cm}\,\left(1+\frac{Q'}{Q}\right)\,\Sigma\,\zeta
                              									beziehungsweise
                              										Z=\frac{0,64}{\gamma_m}\,\left(\frac{Q}{d^2cm}\right)^2\,.\,\left(1+\frac{Q}{Q'}\right)\Sigma\,\zeta.
                              									Da nun nach der oben entwickelten Gleichung für
                              										R\,\frac{Q^2\,.\,\left(1+\frac{Q'}{Q}\right)}{\gamma_m\,d^4cm}=\frac{dcm\,.\,R}{1,251\,\beta}
                              									ist, kann man schreiben
                              										Z=\frac{0,51}{\beta}\,dcm\,\Sigma\,\zeta\,R. Der
                              									Gesamtdruckabfall durch Reibung und Einzelwiderstände wäre Δ = Δ R + Z oder nach
                              									Einsetzung der gefundenen Werte
                              										\Delta=R\,.\,\left(l+\frac{0,51}{\beta}\,dcm\,\Sigma\,\zeta\right).
                              									Nennt man den zweiten Summanden in der Klammer l ζ, so ergibt sich Δ = R . (l + l
                              									ζ). Nunmehr besteht die Möglichkeit, rechnerisch festzustellen, in welcher Weise
                              									sich durch Verkleinerung der Einzelwiderstände der Rohrdurchmesser und die Kosten
                              									der Rohrleitung vermindern. Es sei gegeben Q, l und der zulässige Druckabfall Δ =
                              										p2 – p1. Den
                              									denkbar kleinsten Durchmesser erhält man, wenn Σ ζ = 0 wird. In diesem Falle ist
                              										R_0=\frac{\Delta}{l}, und d0,
                              									läßt sich nach der oben für d3cm angegebenen
                              									Gleichung feststellen, wobei das Glied
                              										\left(1+\frac{{Q'}^0}{Q}\right) infolge seiner geringen Größe
                              									vernachlässigt werden kann. Für ein beliebiges Σ ζ folgt durch Vereinigung der Formeln für
                              									Rund
                              										\Delta\,\frac{\Delta}{l+l\,\zeta}=R=\frac{1,251\,\beta}{\gamma_m\,d^5cm}\,Q^2\,.\,\left(1+\frac{Q'}{Q}\right),
                              									während bei
                              										\Sigma\,\zeta=0\,\frac{\Delta}{l}=R_0=\frac{1,251\,\beta}{\gamma_m\,{d_0}^5}cm\,Q^2\,\left(1+\frac{Q_0}{Q}\right)
                              									war. Eine Division beider Ausdrücke liefert
                              										\frac{d^5cm}{{d_0}^5cm}=\frac{l+l\,\zeta}{l}\
                                 										\left(\frac{1+\frac{Q'}{Q}}{1+\frac{{Q_0}'}{Q}}\right). Nun ist
                              									hinreichend genau 1+\frac{Q'}{Q}=1+\frac{Q'}{Q}.Daher wird
                              										\left(\frac{dcm}{d_0cm}\right)^5=1+\frac{l\,\zeta}{l}=1+\frac{0,51}{\beta\,l}\,dcm\,\Sigma\,\zeta
                              									oder
                              										\frac{dcm}{d_0cm}=\left(1+\frac{0,51}{\beta\,l}\,\Sigma\,\zeta\right)^{1/5}
                              									bzw.
                              										\Sigma\,\zeta-\left[\left(\frac{dcm}{d_0cm}\right)^5-1\right]\,\frac{\beta\,l}{0,51\,dcm}.
                              									Diese Formeln gestatten eine Lösung der gestellten Aufgabe. Denecke veranschaulicht dies an der genannten Stelle durch ein
                              									Zahlenbeispiel. Er veröffentlicht überdies ein Schaubild, aus dem sich für alle
                              									Betriebsverhältnisse ablesen läßt, welcher Rohrdurchmesser infolge Veränderung der
                              									Einzelwiderstände erforderlich wird.
                           Schmolke.