| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Michalke | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 317 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Kritik der Abwärmeverwertung. (Baurat de Grahl, Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft).
                           Man spricht allgemein von einer Abwärmeverwertung während bei jeder Feuerung noch
                              									eine ganze Reihe anderer Verlustquellen vorhanden ist, die unter Umständen leichter
                              									zu fassen sind. Eine Abwärmeverwertung, für Feuerungen, die unverbrannte Gase
                              									erzeugen, ist zwecklos; denn der Verlust an unverbrannten Gasen kann viel
                              									bedeutender sein als der Gewinn durch die Abwärmeverwertung. Es ist auch zu
                              									bedenken, daß jede Vorrichtung zu diesem Zwecke Brennstoffe zu ihrer Herstellung
                              									nötig hat und dementsprechend die Ersparnis der Abwärmeverwertung diesem
                              									Anschaffungs-Kohlenäquivalent entsprechen muß. Was von der Feuerung gilt, hat auch
                              									auf die Motoren Anwendung, die heiße Gase ausstoßen und in ihrem Kühlwasser große
                              									Mengen von Wärme aufweisen. So kann man z.B. das Kühlwasser durch die Auspuffgase
                              									erwärmen und für Heizungszwecke verwenden (Warmwasserheizung). Aber man kann auch
                              									durch die Auspuffgase aus dem Kühlwasser Dampf erzeugen und diesen auch
                              									überhitzen.
                           Wie wenig schaut z.B. aus der Abwärmeverwertung an einer Großgasmaschine heraus, wenn
                              									der damit erzielte Dampf für Arbeitszwecke (z.B. in einer Dampfturbine) Verwendung
                              									findet. Während die durch die Abwärmeverwertung gewonnene Kraftleistung den
                              									thermischen Wirkungsgrad nur um etwa 3,6 % erhöht, erreicht man durch die Verbindung
                              									der Kraftmaschine mit der Heizung einen um 22,6 % erhöhten Nutzeffekt. In der
                              									Verbindung des Kraftbetriebs mit dem Heizbetrieb liegt noch eine Perspektive
                              									lohnender Tätigkeit. Bei der Dimensionierung der Heizungskraftmaschine muß man indes
                              									von dem Bedarf an Abwärme ausgehen und nicht umgekehrt. Für unterbrochenen Betrieb,
                              									wie z.B. bei unsern Heizungsanlagen, kann sich nur die beste Isoliermasse bewähren;
                              									denn je schlechter diese ist, desto dicker muß sie auf die Rohre aufgetragen werden,
                              									desto länger dauert die Anheizzeit, weil die großen Isoliermassen erst mit Wärme
                              									gesättigt werden müssen. Der größte Fehler in unserm ganzen Wirtschaftsleben ist die
                              									Verschlechterung unserer Brennstoffe, weil Millionen und aber Millionen Mark für den
                              									Transport von Ballaststoffen in der Kohle (Wasser, Schiefer, Asche) ausgegeben
                              									werden müssen, die das deutsche Volk mit Rücksicht auf die Kohlensteuer obendrein
                              									noch mit 1 Milliarde Mark versteuern muß. Der Fabrikbesitzer ist gezwungen, dem
                              									schlechten Brennstoff entsprechend seine Rostanlage zu ändern, wodurch die Fabrikate
                              									verteuert werden, während der Heizer durch die fortwährenden Plackereien beim
                              									Schlacken des Feuers seine Gesundheit und Nerven früh verbraucht.
                           Zerstreut ausgestrahltes Licht. Die gebräuchlichen
                              									Lichtquellen sind fast ausschließlich Temperaturstrahler, bei denen gesetzmäßig mit
                              									der Temperatur bis zu einer Grenztemperatur die Leuchtstärke und auch die
                              									Wirtschaftlichkeit steigt. Die Lichtstrahlung von jedem Flächenteilchen der
                              									lichtstrahlenden Oberfläche erfolgt nach dem Cosinusgesetz, d.h. die Stärke der
                              									Strahlung nimmt mit dem Cosinus des Neigungswinkels gegen die Lotrechte ab. Die
                              									meisten Lichtquellen haben gekrümmte Strahlungsflächen, wie Kohlenkrater von
                              									Bogenlampen oder gewundene wie der Glühlampendraht, so daß in der Gesamtwirkung der
                              									verschieden gelegenen Flächenteile die Strahlung andere Gesetze befolgt. Jede
                              									Lichtquelle hat ihre charakteristische Strahlungskurve, die bekannt sein muß, wenn
                              									die durch sie erzeugte Beleuchtung berechnet werden soll.
                           Fällt Licht auf eine Fläche, so wird ein Teil zurückgeworfen. Bei glatter Fläche wird
                              									in bestimmter Richtung eingestrahltes Licht in ganz bestimmter Richtung
                              									zurückgeworfen. Ist die Oberfläche rauh, oder dringt das Licht tiefer ein, wobei es
                              									durch fein verteilte Stoffe an der gradlinigen Fortpflanzung gehindert wird, so
                              									tritt das Licht erst nach vielmaliger Rückwerfung aus. Es wird hierbei keine
                              									Richtung bevorzugt. Nach allen Richtungen wird das Licht zurückgeworfen, es wird
                              									zerstreut. In ähnlicher Weise kann das Licht beim Durchgang durch durchscheinende
                              									Stoffe, wie dünne Marmorplatten, Alabaster, Milchglas, mattiertes Glas usw.
                              									zerstreut werden.
                           Das von einer Fläche zerstreut zurückgestrahlte Licht befolgt das erwähnte
                              									Cosinusgesetz. Ist In die Strahlung senkrecht zur
                              									Strahlungsebene, so ist unter der Neigung φ gegen die Lotrechte die Strahlung In cos φ. Es ist naheliegend, diese das Licht
                              									zurückwerfenden Flächen mittelbar als Lichtquellen anzusehen und mit ihnen zu
                              									rechnen wie mit unmittelbaren Lichtquellen, die Eigenlicht ausstrahlen.
                           Fällt von einer Lichtquelle mit der Leuchtkraft I Liclt unter dem Winkel φ auf eine
                              									Fläche, so ist bekanntlich die Beleuchtung
                              										B=\frac{I\,cos\,\varphi}{r^2}. Ist die Leuchtstärke in
                              									Hefnerkerzen, r in Metern eingesetzt, so erhält man die Beleuchtung B in Lux. Ein
                              									Teil des auffallenden Lichts wird verschluckt, ein anderer zurückgeworfen. Ist der
                              									letztere Anteil, die Rückstrahlungszahl μ, so ist μ B die Helligkeit der Fläche.
                              									(Helligkeit ist nicht zu verwechseln mit Flächenhelle, die eine bedeutend größere
                              									Einheit darstellt). Die Lichtstrahlung einer solchen beleuchteten, hellen Fläche ist
                              									nur einseitig, hemisphärisch.
                           Geht der gesamte Lichtstrom einer Lichtquelle von der mittleren Leuchtkraft I auf
                              									eine Fläche f über, so erhält diese eine Helligkeit
                              										H=\frac{2\,\pi\,I}{t}. Es ist daher die mittlere
                              									hemisphärische Leuchtkraft
                           I=\frac{H\,f}{2\,\pi}.
                           Hat eine Fläche f eine Helligkeit H, so ist seine Leuchtkraft
                              									ohne weiteres nach dieser Formel zu berechnen. Ist H in Lux, f in m2 ausgedrückt, so erhält man I in Hefnerkerzen.
                              									Die Strahlung In in einer Richtung senkrecht zur
                              									Fläche ist
                           
                              I_n=\frac{H\,f}{\pi}
                              
                           In beliebiger Neigung φ zur Lotrechten ist die Strahlung
                              									Iφ
                           
                              I\varphi=I_n\,cos\,\varphi=\frac{H\,f\,cos\,\varphi}{\pi}.
                              
                           Bei gekrümmten Flächen von gleichmäßiger Helligkeit kommt für
                              									die Stärke der Strahlung die Projektion der gekrümmten Fläche auf eine Ebene
                              									senkrecht zur Strahlung in Betracht.
                           Wird ein Raum nicht unmittelbar durch Selbstleuchter erhellt, sondern mittelbar durch
                              									aufgehellte Wände, von außen durch mattierte Glasscheiben, durch Teile des
                              									Himmelsgewölbes u. dgl., so können di Formeln, die Helligkeiten von Flächen gegebener Größe
                              									in gleichwertige Lichtquellen umwandeln, gute Dienste leisten. Es können durch
                              									Vermittlung der Formeln in sonst umständlicher Weise vorzunehmende Untersuchungen
                              									und Rechnungen in leichter und übersichtlicher Weise durchgeführt werden. Es kann so
                              									z.B. die Rückstrahlungszahl d. i. das Verhältnis des zurückgeworfenen Lichtes zu dem
                              									auf eine Fläche auffallenden Licht ermittelt werden, der Wirkungsgrad von
                              									Reflektoren bestimmt werden usw.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 318
                              
                           Das Lambertsche Grundgesetz, nach dem die Strahlung von einer Fläche auf eine andere
                              									berechnet wird, erhält unter Zugrundelegung obiger Formeln für die Beleuchtung B
                              									Abbild, einer Fläche df' durch eine Fläche df von der Helligkeit H, wenn φ und φ die
                              									entsprechenden Neigungswinkel sind, die Form:
                           B=\frac{H\,df\,cos\,\varphi\,cos\,\varphi}{\pi\,r^2}.
                           Bund H sind in gleichen Einheiten (in Lux) zu werten. Lambert
                              									schrieb die Formeln ohne den Faktor π im Nenner. In dieser Gestaltung ist die Formel
                              									in die meisten Lehrbücher übergegangen. In dieser Form sind aber B und H nicht mehr
                              									in gleichen Einheiten zu werten.
                           Ist die Strahlung, die von einer Fläche ausgeht, durch eine andere teilweise oder
                              									ganz behindert, so kann das auf letztere geworfene Licht bei entsprechender
                              									Oberflächenbeschaffenheit wieder zerstreut zurückgeworfen werden. Trifft dieses
                              									zurückgeworfene Licht wieder die erste Fläche, so verstärkt sie die Helligkeit
                              									dieser Fläche. Durch wiederholte Rückstrahlung kann eine wesentliche Verstärkung der
                              									Helligkeit eintreten. In Zimmern mit hellen Wänden muß dies berücksichtigt werden,
                              									wenn die Beleuchtung der einzelnen Plätze errechnet werden soll. In hohem Maße tritt
                              									diese Verstärkung im Innern einer innen weiß gestrichenen Kugel ein, wie dies bei
                              									Ulbricht'schen Photometerkugeln der Fall ist. Alle diese Vorgänge lassen sich bei
                              									der entwickelten Rechnungsart leicht übersehen und rechnerisch durchführen.
                           Wird das Licht beim Zurückwerfen von Flächen oder beim Durchgang durch dünne Stoffe
                              									nur unvollkommen zerstreut, wird also ein Teil des Lichtes spiegelnd zurückgeworfen
                              									oder unzerstreut durch den Stoff hindurch gelassen, so gilt das erwähnte Lambertsche
                              									Gesetz nur für den einen Teil des Lichts, der zerstreut wird. Ist der Anteil des
                              									unzerstreuten Lichtes groß, so gestalten sich die Rechnungen nicht mehr so einfach,
                              									wie oben angegeben. Es müßten die beiden Anteile, das zerstreute und das
                              									unzerstreute Licht, getrennt berücksichtigt werden. (Wissenschaftliche
                              									Veröffentlichungen aus dem Siemens-Konzern I Bd., 2. Heft 1921).
                           Dr. Michalke.
                           Die Eötvössche Torsionswage. (Prof. Dr. W. Schwaydar, Z. f. Instrumentenkunde S. 175, 1921.) In den
                              									letzten Jahren hat das Interesse an der Messung der kleinen Unterschiede der
                              									Schwerkraft längs der Erdoberfläche zur Erkenntnis des geologischen Baues der
                              									obersten Erdschichten und Feststellung wertvoller Bodenschätze zugenommen. Diese
                              									auch wirtschaftlich bedeutsame Aufgabe stellt große Anforderungen an die
                              									Methoden und die Genauigkeit der notwendigen Apparate, die im Gelände unter
                              									ungünstigen äußeren Bedingungen sehr kleine Größen zuverlässig anzeigen sollen. Die
                              									bisher allgemein gebräuchliche Methode der Schweremessung verwendet kurze Pendel von
                              									rund ½ Sekunde Schwingungszeit, mit denen man aus der Aenderung der Schwingungszeit
                              									von Ort zu Ort die Unterschiede der Schwerkraft erhält. Diese Messungen haben in den
                              									letzten Dezennien ein reiches Material geliefert, das zu ganz neuen Gesichtspunkten
                              									über den Aufbau der Erdrinde geführt hat. Für die Feststellung eng begrenzter
                              									Massenstörungen und unterirdischer Faltungen unter kleineren Gebieten reicht die
                              									Genauigkeit dieser Methode nicht aus. Bei sehr sorgfältiger Ausführung vermögen die
                              									Pendel eine Aenderung der Schwerebeschleunigung von höchstens 0,001 cm/sek
                              									anzuzeigen. Die von Eötvös angegebene Torsionswage ist
                              									dem Pendel weit überlegen. Sie mißt nicht den Wert der Schwerebeschleunigung,
                              									sondern die horizontalen Gradienten der Schwere und gewisse Größen, die zur
                              									Beurteilung der Gestalt der Niveauflächen der Schwere dienen. Diese Größen stehen im
                              									Zusammenhang mit der Form und Begrenzung der Massenverteilung. Unter günstigen
                              									Temperaturverhältnissen gibt die Wage die Gradienten auf etwa 1 × 10–9 c. g. s. genau an. Die horizontalen Gradienten
                              									der Schwere sind über den Rändern der oben beschriebenen Massenstörung etwa 88 ×
                              										10–9 c. g. s. Die Wage würde demnach sehr
                              									leicht die Lage der Masse angeben können. Die Wage wird geeignet sein, Faltungen der
                              									Gesteinsschichten unter den Aufschüttungen einer Ebene nachzuweisen, die Grenzen von
                              									Anhäufungen bestimmter Massen, wie Salz und Erzen und ähnliche Massenanordnungen
                              									anzudeuten. Das Prinzip der Torsionswage ist folgendes: An einem 0,04 mm starken
                              									Platin-Iridiumdraht von etwa 56 cm Länge hängt wagerecht ein 40 cm langes
                              									Aluminiumrohr, das an beiden Enden Belastungsgewichte von je 30 g trägt; eines der
                              									Belastungsgewichte ist mittels eines etwa 60 cm langen dünnen Drahtes
                              									aufgehängt.
                           Aus seiner Ruhe herausgedreht, wird das System infolge der Torsionskraft des
                              									Aufhängedrahtes des Aluminiumrohres in horizontale Schwingungen versetzt. Der
                              									Torsionskoeffizient des Drahtes ist etwa 0,4 c. g. s., das Trägheitsmoment des
                              									Wagearmes etwa 23000 c. g. s. und die ganze Schwingungsperiode etwa 24 Minuten.
                              									Aeußerst geringe Kräfte werden genügen, um den beruhigten Wagearm aus seiner
                              									Ruhelage zu bringen. Zum Schutz gegen Luftströmungen und stärkere
                              									Temperaturschwankungen ist der Wagearm nebst Torsionsdraht und hängendem Gewicht in
                              									einem dreifachen Metallgehäuse eingeschlossen. Dieses Gehäuse ist um eine vertikale
                              									Achse drehbar, so daß der Wagearm in seiner Ruhelage in jede beliebige Richtung
                              									gebracht werden kann. Aufgabe der Messung ist es, die Ruhelage des Armes relativ zu
                              									einer mit dem Schutzkasten fest verbundenen Marke in bestimmten Richtungen des
                              									drehbaren Schutzkastens festzustellen. Hierzu dienen ein mit dem Wagearm fest
                              									verbundener Spiegel. und ein am Schutzkasten fest angebrachtes Fernrohr nebst Skala
                              									oder eine photographische Registriereinrichtung. Würden die Schwerkräfte in der
                              									Umgebung der Wage gleich und parallel sein, so würde keine Drillung des Drahtes und
                              									Drehung des Armes eintreten; der Arm würde in allen Richtungen zu der mit dem
                              									Schutzkasten fest verbundenen Marke dieselbe Stellung einnehmen. Dasselbe würde
                              									eintreten, wenn die Niveaufläche der Schwere Kugelgestalt hätte; dann liegen die
                              									Schwerkräfte in der Ebene, die den Draht und den Arm enthält, und können keine
                              									Drillung des Drahtes hervorrufen. Wegen der allgemeinen Erdgestalt und der Massenstörungen
                              									oberhalb und unterhalb der Erdoberfläche sind die Schwerkräfte auf die Länge des
                              									Wagearmes weder parallel noch gleich; die Niveaufläche weicht an jedem Ort mehr oder
                              									minder von der Kugelgestalt ab. Die Wirkung der Kräfte auf das Gehänge ist
                              									äquivalent einer Einzelkraft, die wir uns im Schwerpunkt angreifend denken können
                              									und die durch den Zug des Fadens aufgehoben wird, und einem Kräftepaar, dessen Ebene
                              									senkrecht zur Einzelkraft steht und welches das Wagerohr dreht. Die Größe des
                              									Drehmomentes wird in den verschiedenen Richtungen des Armes verschieden sein und
                              									somit die Stellung des Armes zu der festen Marke variieren. Aus Messungen in
                              									verschiedenen Lagen des Armes wird man die torsionslose Lage und die oben
                              									angedeuteten Größen berechnen können.
                           Eötvös hat die Zahl der notwendigen Messungen dadurch auf
                              									3 reduziert, daß er eine Doppelwage anwandte. Diese enthält zwei parallel
                              									nebeneinander so montierte Wagen, daß die beiden hängenden Belastungsgewichte sich
                              									an den entgegengesetzten Seiten befinden
                           O. Hecker hat statt der visuellen Ablesevorrichtung die
                              									photographische Registrierung und die automatische Drehung des Apparates von einem
                              									Azimut zum andern eingeführt. Die Registriervorrichtung hat jedoch zu einer
                              									unsymmetrischen Verteilung der Massen Anlaß gegeben, und diese Unsymmetrie kann
                              									leicht unter besonderen Umständen zu Fehlern in der Messung führen. Auch fehlt bei
                              									diesem Instrument die unerläßliche Registrierung der Temperaturschwankungen im
                              									Schwingungsraum. Prof. Dr. Schwaydar hat daher ein neues
                              									Modell der Drehwage konstruiert und die photographische Registrierung so getroffen,
                              									daß die Massensymmetrie im Instrument wie bei der visuellen Methode von Eötvös streng gewahrt bleibt und die Aufzeichnung der
                              									Temperatur mit erfolgt.
                           Hanomag-Nachrichten. Mit den Erfolgen des bekannten
                              									Heißdampfingenieurs Dr.-Ing. Schmidt
                              									(Kassel-Wilhelmshöhe), dem es nach ausgedehnten Versuchen gelungen ist, die
                              									Wärmewirtschaftlichkeit der Dampfmaschine durch Verwendung von sehr hochgespanntem
                              									Dampf zu verbessern, beschäftigt sich das Augustheft der Hanomag-Nachrichten in
                              									seinem Leitartikel: „Hochdruckdampf bis 60 at Dampfdruck in der Kraft- und Wärme
                                 										Wirtschaft.“ Der Aufsatz zeigt uns die von der Hanomag (Hannoversche
                              									Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft, vormals Georg Egestorff) Hannover-Linden gebaute
                              									Versuchsmaschine im Bild in Grundriß und Ansicht, bringt die Dampfdiagramme der
                              									Versuchsmaschine und eine tabellarische Uebersicht über einen von Professor Hermann
                              										Franke, Hannover, ausgeführten Versuch. Im Anschluß
                              									an diesen Aufsatz wird eine von der Hanomag gebaute Dampflokomotive für 20 at
                              									Kesseldruck beschrieben. Ein weiterer Aufsatz zeigt in Wort und Bild die
                              									Schleudermaschine, Bauart „ter Meer,“ zum Trennen fester Stoffe von
                              									Flüssigkeiten.
                           Die Volkswirtschaftliche Beilage zu diesem Heft enthält interessante Aufsätze und
                              									Bilder: Angestellten-Erfindungen, Einfallstore in den Harz, Bilder vom Bau der
                              									Bagdadbahn usw.
                           Irreführende Wortbildungen. Wie neue Wortbildungen, die
                              									für die neuartigen Erzeugnisse der Elektrotechnik, Einheiten usw. erwünscht sind,
                              									entstehen und sich einbürgern, dem nachzugehen, wäre ganz lehrreich, und nicht
                              									bloß für die Sprachforscher von Vorteil. Es würden so leichter Mittel und Wege
                              									gefunden werden, neuen Wortbildungen schnellen Eingang zu schaffen, die nicht das
                              									Wesen des Gegenstandes voll zu erfassen brauchen, aber vor allem nicht die
                              									Verständlichkeit erschweren oder gar verwirrend wirken dürfen. Die führenden
                              									Zeitschriften, vor allem aber die Preislisten und Werbedruck Schriften der einzelnen
                              									Firmen sind von großer Bedeutung für die Einführung sprachrichtiger Ausdrücke.
                              									Verlegenheitsausdrücke, mit denen gelegentlich in der Werkstatt neue Apparate
                              									bezeichnet werden, sollten erst nachgeprüft werden, ehe sie in Tausenden von
                              									Drucksachen der Allgemeinheit vorgeführt werden. Welche Unklarheiten mit der
                              									Einführung „Kraft“ anstelle von „Arbeit“ in verschiedenen
                              									Zusammensetzungen geschaffen wird, wurde in dieser Zeitschrift 1920 Heft 26 schon
                              									dargelegt. Man kann die Anzahl der Bezeichnungen, die der Wirkung der Erzeugnisse
                              									nicht entsprechen, noch weit vermehren. So werden vielfach die Wörter
                              										„Aus'öser“ und „Relais“ in gleichem Sinne gebraucht. Ein Relais
                              									ist nur ein Vermittler, der durch Erregen, Verstärken oder Schwächen oder
                              									Unterbrechen eines magnetischen Stromkreises einen zweiten Stromkreis schließt oder
                              									öffnet. Unter Auslöser versteht man einen Elektromagneten, der die Sperrklinke, die
                              									einen Schalter entgegen der Wirkung einer Feder in der Geschlossenstellung festhält,
                              									aushebt und den Schalter für die Ausschaltung freigibt. Ein Auslöser in der
                              									Verbindung mit einer Dose wird kurz als Dosenauslöser bezeichnet, während er
                              									richtiger als Auslöser mit Dosenhemmwerk zu bezeichnen ist.
                           Allgemein eingebürgert sind die Wortbildungen Maximalschalter, Minimalschalter,
                              									erstere können verdeutscht als Höchststromschalter bezeichnet werden. Besser nennt
                              									man diese Schalter „Ueberstrom-Selbstschalter, Tiefstrom-Selbstschalter.“
                           Durch falsche Bezeichnungen können falsche Anschauungen erweckt werden, die zu
                              									Gefährdungen führen können. Dies ist z.B. bei dem Gebrauch des Wortes „Erden“
                              									und „Erdwiderstand“ der Fall. Das gibt leicht die Vorstellung, als ob es sich
                              									ähnlich wie bei der Verbindung mit einer gut leitenden Kupferplatte handle, wobei
                              									nur an der Verbindungsstelle ein Widerstand, ein Uebergangswiderstand auftrete,
                              									während sonst auf der ganzen Erdoberfläche ein gleicher Spannungszustand sich
                              									einstellt. Eine zutreffende Bezeichnungsweise, die nicht so leicht zu falschen
                              									Auffassungen führen kann, ist zu erstreben.
                           Wie nachträglich Irrtümer in der Bezeichnungsweise erkannt und berichtigt wurden,
                              									zeigen Wörter wie „Oberspannung“ und „Unterspannung“ für die höhere
                              									und die niedrigere Spannung bei Transformatoren. Vielfach wurde in der ersten Zeit
                              									die niedrigere Spannung als Niederspannung, die höhere als Hochspannung bezeichnet,
                              									obwohl diese Bezeichnungen für Spannungen unter oder über 250 Volt (gegen Erde)
                              									festgelegt waren. So kam es, daß z.B. auf einem Zusatztransformator, der die
                              									Spannung von 10000 auf 20000 hinaufsetzte, auf der 10000-Volt-Seite die Aufschrift
                              										„Niederspannung“ trug, was den Unkundigen leicht zu der Ansicht bringen
                              									konnte, daß die Berührung der Klemmen nicht gefahrbringend sei, während sie doch
                              									lebensgefährlich ist. Leider findet man auch jetzt zuweilen noch für die
                              										„niedrigere“ Spannung das Wort „Niederspannung.“
                           Dr. Michalke.