| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 325 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Von der schwedischen Oelschieferindustrie. Schweden
                              									verfügt bekanntlich über riesige Lager von Alaunschiefer, die in den Provinzen
                              									Närke, Västergötland, Jämtland, Västerbotten und Lappland eine besonders große
                              									Ausdehnung haben. Die Versuche, den Schiefer als Brennstoff zu verwenden oder durch
                              									Destillation Mineralöl daraus zu gewinnen, reichen schon recht weit zurück, ein
                              									wirtschaftlicher Erfolg war diesen Bestrebungen aber vor dem Kriege nicht
                              									beschieden. Als jedoch die Kohlennot immer größer wurde und die Preise für Mineralöl
                              									mehr und mehr stiegen, begann man in Schweden neben der verstärkten Benutzung von
                              									Holz und Torf als Brennstoff auch der Ausbeutung der heimischen Schieferlager
                              									erhöhte Beachtung zu schenken. Hierbei können, wie Dr. Saller im Bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt 1920, S. 211, näher
                              									ausführt, zwei verschiedene Wege eingeschlagen werden. Da der Schiefer an den
                              									meisten Fundorten Kalkstein eingelagert enthält, kann man daran denken, diesen
                              									Kalkstein zu brennen und die dabei aus dem Schiefer entweichenden Oele, Schwefel-
                              									und Stickstoffverbindungen als Nebenprodukte zu gewinnen. Bei dem bisher geübten
                              									Brennen des Kalksteins in Feldöfen entweichen die Ammoniak- und Oeldämpfe ungenutzt
                              									und belästigen zugleich die Nachbarschaft dieser Betriebe recht stark, so daß schon
                              									aus diesem Grunde eine Aenderung des Brennprozesses erwünscht wäre. Als Wärmequelle
                              									für das Kalkbrennen kommen in erster Linie der beim Verschwelen des Schiefers
                              									zurückbleibende Koks sowie die dabei entweichenden brennbaren Gase in Betracht, die
                              									zusammen etwa drei Viertel vom gesamten Wärmewert des Schiefers ausmachen.
                           Der zweite Weg zur Verwertung des Alaunschiefers beruht auf der Ausnutzung seiner
                              									Verbrennungswärme. Die schwedischen Schieferlager bergen in ihrer Gesamtheit
                              									zweifellos einen ungeheuren Wärmevorrat, doch bereitet die Verfeuerung dieses
                              									Materials wegen seines hohen Aschegehaltes einige Schwierigkeiten und aus
                              									demselben Grunde verträgt der Schiefer auch keinen weiten Transport. Man müßte ihn
                              									daher an den Fundorten selbst verfeuern bzw. vergasen und die erzeugte Wärme in
                              									elektrische Energie verwandeln; im letzteren Falle könnte als Nebenprodukt ebenfalls
                              									Oel gewonnen werden. Nach diesem Verfahren wird bereits in größerem Maßstab
                              									gearbeitet und es hat sich wirtschaftlich besser bewährt als das erstgenannte
                              									Verfahren. Eine eigens gegründete Gesellschaft, die „Schwedischen
                                 										Schieferwerke“, benutzen das Schiefergas zum Betrieb von Motoren, zur
                              									Heizung von Dampfkesseln sowie zur Heizung von Kalköfen. Es erscheint nicht
                              									ausgeschlossen, daß auf diesem Wege eine Elektrifizierung der mittleren und
                              									südlichen Teile Schwedens, die nur wenig Wasserkräfte besitzen, möglich ist.
                           Sander.
                           Beheizung von Martinöfen mit Holzgas. Infolge der
                              									Kohlennot war man in den letzten Jahren an zahlreichen Stellen gezwungen, zur
                              									Feuerung von Dampfkesseln sowie zur Herstellung von Leuchtgas Holz anstelle von
                              									Kohlen zu verwenden. Aber auch zur Erzeugung von Generatorgas hat man mit Erfolg das
                              									Holz herangezogen und hat damit selbst in Gas-erzeugern, die zur Vergasung von
                              									Steinkohle und Koks konstruiert sind, recht günstige Ergebnisse erzielt.
                              									Interessante Einzelheiten hierüber enthält ein Bericht des französischen Hüttenwerks
                              									in Firminy, der in der englischen Zeitschrift „The Engineer“, veröffentlicht
                              									ist. Das Generatorgas wurde in Hilger-Generatoren
                              									hergestellt und zwar wurde anfangs eine Mischung von Holz mit Kohlen, später
                              									ausschließlich Holz vergast Das Holz wurde in Scheiten von etwa 50 cm Länge und 12
                              									cm Dicke in den Generator eingefüllt, der stets zunächst mit Kohlen in Betrieb
                              									gesetzt wurde und dann ohne jede Störung mit Holz weiterverarbeitete. Außer
                              									Scheitholz wurden auch Sägespäne und andere Holzabfälle vergast. Bei Vergasung von
                              									Holz in Mischung mit Kohlen wurden auf 1 t Stahlblöcke 550 kg Holz sowie 148 kg
                              									Kohle vergast, bei Verwendung von Holz allein stellte sich der Verbrauch auf durchschnittlich
                              									700 kg Holz für die Erzeugung von 1 t Stahlblöcken. Auf diese Weise konnten die drei
                              									Martinöfen des Werks, die eine Leistung von je 25 t haben, ohne Betriebsstörung und
                              									ohne Verminderung der Erzeugung im Feuer gehalten werden. (Chem. Industrie 1921, S.
                              									388).
                           Sander.
                           Bericht über den Vergaser-Bewerb. Am 10. Juli 1919 wurde
                              									vom „Allgemeinen Deutschen Automobil-Klub“ beschlossen, einen Vergaserbewerb
                              									auszuschreiben. Es haben sich hierzu 16 Firmen, die sich mit dem Vergaserbau
                              									beschäftigen, gemeldet. Zuerst wurde mit den gemeldeten Vergasern auf einer Strecke
                              									von etwa 300 km Fahrten ausgeführt, hierauf Bremsversuche im Institut für
                              									Kraftfahrwesen an der technischen Hochschule Dresden. Als Brennstoff wurde bei den
                              									Fahrversuchen Benzol-Treiböl und Benzol-Petroleum verwendet. Das Benzolöl enthielt
                              									50 v. H. Benzol und 50 v. H. Marinetreiböl. Das Marinetreiböl ist eine Destillation
                              									des Erdöls und siedet zwischen 200–370° C. Dasselbe enthält außerdem noch etwa 10–15
                              									v. H. Schmieröl. Das spezifische Gewicht des Benzolöles war 0,848. Das
                              									Benzol-Petroleum bestand bei der Fahrtprüfung aus 40 v. H. Benzol und 60 v. H.
                              									Motorenpetroleum. Das Motorenpetroleum war aus dem Marinetreiböl durch Destillation
                              									gewonnen und siedete zwischen den Grenzen zwischen 180–300° C. Für die Versuche am
                              									Bremsstand wurde Benzol-Petroleum mit 30 v. H. Benzol-Zusatz verwendet.
                           Für die Fahrversuche wurden 4½-t-Daimler-Lastwagen mit 45-PS-Vierzylindermotor von
                              									120 mm Bohrung und 160 mm Hub verwendet. Die Dauer der Fahrtprüfung betrug 5 Tage.
                              									Am 1. und 2. Tage wurde mit Benzol-Treiböl gefahren, am 3. und. 4. Tage mit
                              									Benzol-Petroleum und am letzen Tage zum Vergleich mit Benzol.
                           Mit den Bremsstandprüfungen wurde am 30. März 1920 begonnen, am 12. Juli 1920 waren
                              									dieselben beendet. Das Einregulieren der Vergaser war ausschließlich den Vertretern
                              									der Wettbewerber überlassen. Als Versuchsmotoren standen zwei neue Lastwagenmotoren
                              									der Daimler-Motoren-Gesellschaft in Marienfelde und zwei neue Personenwagenmotoren
                              									der Audi-Werke A.-G., Zwickau, zur Verfügung. Die vierzylindrigen Lastwagenmotoren
                              									hatten 108 mm Bohrung und 150 mm Hub, ihre Bremsleistung beträgt bei 1000
                              									Umdrehungen in der Min. 35 PS. Die Ventile werden von unten gesteuert. Der Regulator
                              									und die Kühlwasserpumpe war bei den Versuchen abgeschaltet. Der
                              									Vierzylinder-Audimotor ist als Blockmotor mit eingegossener Ansauge- und
                              									Auspuffleitung ausgeführt. Bei den Versuchen mit dem Lastwagenmotor wurde eine Liebelsche Wasserbremse verwendet. Die Versuche mit dem
                              									Audimotor erfolgten auf einem Pendelrahmenbremsstand mit einer verstellbaren
                              									Windflügelbremse, deren Reaktions-Moment durch eine Laufgewichtswage gemessen
                              									wurde.
                           Vor Beginn jeder neuen Vergaserprüfung wurden die Zylinder der Motoren abgenommen,
                              									der Motor untersucht und gereinigt und abgenutzte Teile durch neue ersetzt. Als
                              									Kraftstoff diente bei sämtlichen Versuchen eine Mischung von 70 v. H. Rohpetroleum
                              									und 30 v. H. Benzol, und wurde im gemischten Zustande von der Firma Max Elb, Dresden geliefert.
                           Die Versuche wurden folgendermaßen ausgeführt: Das Andrehen des Motors erfolgte am
                              									kalten Motor. Die Drosselklappe durfte während des Andrehens nicht verstellt werden.
                              									Es wurde die Zeit bis zum Anspringen des Motors und die Zahl der dazu erforderlichen
                              									Umdrehungen festgestellt. Bei den Leistungsversuchen wurde festgestellt, daß die
                              									Motoren nach 15 Minuten Volleistungsbetrieb ihren normalen Wärmezustand
                              									erreicht hatten. Die Versuche wurden bei vollständig geöffneter Drosselklappe
                              									und der vorgeschriebenen höchsten Drehzahl ausgeführt. (Umlaufzahl i. d. Min. für
                              									Audimotor 2000, für Daimlermotor 1000). Dabei wurde die Bremse solange einreguliert,
                              									daß ein größtes Drehmoment erreicht wurde. Gemessen wurde dabei: Drehmoment,
                              									Drehzahl, Kraftstoffverbrauch, Kühlwassermenge, Kühlwassertemperatur. Hieraus konnte
                              									die Bremsleistung in PS, der Kraftstoffverbrauch in kg/PSe u. Std. berechnet werden.
                              									Weiterhin wurden Beschleunigungsversuche ausgeführt. Die mit dem Motor gekuppelte
                              									Bremse wurde vollständig entlastet. Sie wirkte lediglich als Schwungmasse. Die
                              									Drosselklappe des Vergasers wurde dann soweit geschlossen, daß der Motor mit der
                              									niedrigsten Drehzahl lief. Die Drosselklappe, wurde dann rasch geöffnet und mittels
                              									Stoppuhr die Zeit festgestellt, die zur Erreichung der vorgeschriebenen
                              									Höchstdrehzahl notwendig war. Um Drosselkurven zu erhalten, wurden bei
                              									gleichbleibenden Umlaufzahlen (1800 und 1900 beim Audimotor, 850 und 750 beim
                              									Daimlermotor) das mit den Bremsen erzielbare geringste Drehmoment und dann
                              									diejenigen eingestellt, die etwa ¼, ⅓, ½, ⅔, ¾ der Belastung und der Volleistung
                              									selbst entsprachen. Die gleichbleibende Drehzahl wurde dabei durch entsprechende
                              									Einstellung der Drosselklappe erreicht. Bei den Leerlaufversuchen wurden die Bremsen
                              									vollständig entlastet und die Drosselklappe soweit geschlossen, daß die niedrigste
                              									Drehzahl erreicht wurde. Gemessen wurde dabei die mittlere Drehzahl und der
                              									Kraftstoffverbrauch.
                           Für die Gesamtwertung wurden zusammen 1000 Punkte mit folgender Verteilung
                              									vorgesehen:
                           
                              1. Fahrtprüfung 300 Punkte.
                              2. Bremsstand-Prüfung 600 Punkte, und zwar Audimotor 350 Punkte
                                 										und Daimlermotor 250 Punkte.
                              3. Technische Prüfung 100 Punkte.
                              
                           Die Ergebnisse am Bremsstand wurden also doppelt so hoch als die Ergebnisse der
                              									Fahrtprüfung gewertet, und zwar mit der Begründung, daß die Ergebnisse am Audimotor
                              									etwas höher zählen, da bei der Fahrtprüfung bereits der Daimlermotor verwendet
                              									wurde.
                           Die Gesamtwertung setzt sich zahlenmäßig folgendermaßen zusammen:
                           
                              
                                 Vergaser
                                 Homa
                                 Einborn
                                 Pallas
                                 Zenith
                                 Grätzin
                                 Schlee
                                 Füllbeck
                                 Harras
                                 Lyma
                                 
                              
                                 FahrtprüfungBremsstandprüfungTechnische
                                    											Prüfung
                                 293543  83
                                 257500  83
                                 287434  79
                                 281356  67
                                 228349  94
                                 216296  78
                                 201207  68
                                 196107  70
                                 202    0  66
                                 
                              
                                 Gesamtwertung
                                 919
                                 900
                                 800
                                 704
                                 671
                                 590
                                 536
                                 373
                                 268
                                 
                              
                           Auf Grund der Gesamtwertung wurde ein erster Preis dem Einborn-Vergaser und dem
                              									Homa-Vergaser, ein zweiter Preis dem Pallas-Vergaser und ein dritter Preis dem
                              									Grätzin-Vergaser und dem Zenith-Vergaser zuerkannt. (Zeitschrift Automobiltechnik
                              									1921, Heft 18 und 19.)
                           W.
                           Verstopfung von Dampfwegen durch Oelrückstände. Bei einer
                              									ca. 75pferdigen Heißdampflokomobile, die zwecks Neuaufstellung einer genauen
                              									Durchsicht unterzogen wurde, stellte sich das überraschende Ergebnis heraus, daß die
                              									Dampfkanäle vom Kolbenschiebergehäuse zum Hochdruckzylinder mit einer schwarzen,
                              									pechartigen, harten Masse versetzt waren. Der eine Kanal derartig, daß von einem
                              									freien Durchgang keine Rede mehr war.
                           Auch das Verbindungsrohr vom Hochdruckzylinder zum Niederdruckzylinder war stark
                              									durch diese Masse verengt.
                           
                           Wie mag diese Maschine in der letzten Zeit gearbeitet haben?
                           Die eine Kolbenseite hat offenbar überhaupt keinen Dampf mehr bekommen und
                              									infolgedessen keine Arbeit mehr geleistet, man kann sich ein Bild von der
                              									Dampfausnutzung und der Gleichmäßigkeit des Ganges machen. Die Ursache dieser
                              									Verengung sind Rückstände und Abscheidungen aus dem Schmieröl. In der zweiten Hälfte
                              									des Krieges und in der Nachkriegszeit waren die meisten Betriebe leider gezwungen,
                              									Oele von fragwürdiger Beschaffenheit zu verwenden. Die schlechte Schmierfähigkeit
                              									wurde durch reichlichen Verbrauch auszugleichen versucht. Deswegen war es möglich,
                              									daß Schmierstoffe, die sowieso zu Rückständen neigten, diese in ganz besonders
                              									reichlichem Maße in den Dampfwegen absetzten und deren schließliche Verstopfung
                              									herbeiführten. Mir sind eine ganze Anzahl von Fällen aus eigener Anschauung bekannt,
                              									wo die Auspuffrohre bis auf einen geringen Bruchteil ihres ursprünglichen
                              									Querschnittes verengt waren. Es handelte sich in diesem Falle um fahrbare
                              									Lokomobilen, die landwirtschaftlichen Zwecken dienten. Gewöhnlich wurde dem Uebel
                              									erst dann nachgespürt, wenn die Maschine ihren Auspuffdampf überhaupt nicht mehr
                              									loswerden konnte und nicht mehr anlief.
                           Daß eine solche Maschine infolge des hohen Gegendruckes entsprechend an Leistung
                              									einbüßt bzw. für Aufrechterhaltung derselben Leistung einen soviel höheren
                              									Dampfverbrauch aufweisen muß, ist einleuchtend, es wird sich daher empfehlen, bei
                              									auffallender Leistungsverminderung trotz dichter Kolben- und Schieberabschlüsse die
                              									Dampfwege auf etwa vorhandene Verstopfungen zu prüfen, was sich auch dann empfiehlt,
                              									wenn der Speisewasserverbrauch (also Dampfverbrauch) auffallend gestiegen ist.
                           Wie wichtig der Grundsatz ist, die besten, wenn auch teuersten
                                 										Schmierstoffe zu benutzen bei sparsamster Verwendung geht, auch aus dieser
                                 										Beobachtung wieder hervor.
                           Dipl.-Ing. Reichelt.
                           Felddrahtseilbahnen. In der Versammlung der Deutschen
                              									Maschinentechnischen Gesellschaft vom 18. Oktober 1921 hielt Regierungsbaumeister a.
                              									D. Wilhelm Wurl einen Vortrag über „Anwendungsgebiet,
                                 										Konstruktion und Leistungen der Felddrahtseilbahnen während des
                                 									Weltkrieges“. Der Vortragende, der als Hauptmann d. L. die Entwicklung des
                              									Drahtseilbahnbaues an leitender Stelle bei der Inspektion der Eisenbahntruppen
                              									mitgemacht hatte, erläuterte in zahlreichen Lichtbildern die Vor- und Nachteile der
                              									verschiedenen Drahtseilbahn-Konstruktionen und kam dann besonders auf die leichten
                              									Felddrahtseilbahnen der deutschen Heeresverwaltung zu sprechen.
                           Es waren dies Einzeldrahtseilbahnen, die für Einzellasten von 100 bis 150 kg und eine
                              									Länge von 2½ km eingerichtet waren. Die Drahtseilbahnen waren mit einer Anzahl von
                              									Stützen, Gehängen usw. für die verschiedensten Gegenstände des Bedarfes in der
                              									vordersten Linie so eingerichtet, das vermittels eines 30- bzw. 45-PS Antriebmotors
                              									Lasten auf Höhen von 100 bis 600 m transportiert werden konnten. Bei einem mittleren
                              									Höhenunterschied von 300 m zwischen Anfangs- und Endstation betrug die
                              									Stundenleistung etwa 10 Tonnen.
                           An den Lieferungen für diese Bahnen waren die deutschen Spezialfirmen auf dem Gebiete
                              									des Drahtseilbahnbaues Bleichert & Co. in Leipzig, Pohlig in Köln
                              									und Heckel in Saarbrücken beteiligt.
                           Insgesamt sind während des Krieges im Bereich der deutschen Heeresverwaltung
                              									etwa 500 km dieser leichten Felddrahtseilbahnen eingebaut worden und zwar in den Vogesen, in Tirol, in den Karpathen, in Bulgarien und in
                              									der Türkei.
                           Annähernd die gleiche Anzahl von Drahtseilbahnen ist während des Krieges von Seiten
                              									der österreichischen Herresverwaltung bei den deutschen Firmen bestellt und im
                              									Bereich der österreichischen Heeresverwaltung eingebaut worden.
                           Reicher Beifall lohnte die interessanten Ausführungen des Vortragenden.
                           Im Anschluß an den Vortrag entspann sich eine interessante Diskussion über den Wert
                              									der Einseil- und Zweiseilbahnen, sowie über Drahtseilbahnen, die bei den Gegnern,
                              									insbesondere bei den Franzosen und Italienern Verwendung gefunden haben. Während bei
                              									der deutschen Heeresverwaltung im Frieden Drahtseilbahnen nicht vorgesehen waren,
                              									sind von der italienischen Heeresverwaltung bereits im Frieden Truppenübungen mit
                              									Drahtseilbahnen angestellt worden, und es waren für Kriegszwecke reichliche
                              									Materialien für Drahtseilbahnen vorgesehen.
                           Der Vorsitzende, Baurat Dipl.-Ing. de Grahl, beabsichtigt,
                              									die Angelegenheit bezüglich des Baues von Drahtseilbahnen und die während des
                              									Krieges gesammelten Erfahrungen weiter dahingehend zu verfolgen, ob bzw. in welchen
                              									Fällen der Bau von Drahtseilbahnen im Anschluß an vorhandene Vollbahnen oder
                              									Kleinbahnen allgemein von wirtschaftlicher Bedeutung sein kann.
                           Gebr. Körting Aktiengesellschaft, Hannover-Linden. Die
                              									Firma Gebr. Körting Aktiengesellschaft in Hannover-Linden feiert in diesen Tagen den
                              									50. Jahrestag ihres Bestehens. Am 1. November 1871 gründete der Ingenieur Ernst
                              									Körting mit seinem Bruder, dem Kaufmann Berthold Körting, die Firma Gebr. Körting in
                              									Hannover. Die Firma verdankt, wie viele andere Unternehmungen, ihr Dasein der
                              									Reichsgründung, welche nicht nur einen großen Inlandsmarkt eröffnete, sondern auch
                              									bei dem großen Aufschwung des wissenschaftlichen und technischen Unterrichts
                              									vorwärtsdrängenden Persönlichkeiten die Grundlage zu Unternehmungen auf dem Gebiet
                              									des Maschinenbaus bot. Dazu kam, daß nun auch Finanzkreise für die Industrie Geld
                              									und Kredit übrig hatten. So entschlossen sich die beiden Brüder zur gemeinsamen
                              									Ausbeutung der Konstruktionen und Erfindungen des einen von ihnen, des Ingenieurs
                              									Ernst Körting.
                           Das Geschäft der Gebr. Körting basierte vornehmlich auf dem von Ernst Körting zu
                              									einer gebrauchsfähigen billigen Speisewasserpumpe für Dampfkessel umgestalteten
                              									Injektor.
                           Im Jahre 76 konnten die beiden Brüder eine Fabrik an der Cellerstraße nebst Gießerei
                              									errichten. Es wurden noch weitere Strahlapparate jeder
                              									Art aufgenommen, wie Kondensatoren, Elevatoren, Unterwindgebläse, Oelbrenner usw.,
                              									daneben auch Streudüsen, Pulsometer (kolbenlose Dampfpumpen), Ventile und Armaturen
                              									jeder Art. In den verflossenen 50 Jahren hat sie über eine Million Strahlapparate
                              									abgeliefert, darunter allein über 200000 Dampfkesselinjektoren, eine große Anzahl
                              									Oelfeuerungon aller Art, Luftbefeuchtungen für Textilfabriken, Kondensatoren
                              									usw.
                           Um die Gießerei voll zu beschäftigen, wandte sich die Firma einem Fabrikationszweig
                              									zu, der mit Strahlapparaten nichts mehr zu tun hatte, nämlich der Lieferung und
                              									Installation von Zentralheizungen mit eigener Herstellung der Kessel und Heizkörper. Im
                              									Jahre 1913 betrug ihr Umsatz in Heizungen 26000000 Goldmark.
                           Im Jahre 1881 befaßte sich sodann Ernst Körting, um die Gießerei weiter ausdehnen zu
                              									können, mit der Vervollkomnung des Leuchtgasmotors. Der Körtingsche Gasmotorenbau
                              									und Oelmaschinenbau erzielte bahnbrechende Fortschritte.
                           Der Gasmotorenerfolg machte die Räume in der Cellerstraße bald schon wieder zu eng,
                              									so daß 1890 in die neue Fabrik in Körtingsdorf übergesiedelt werden mußte. Die
                              									Aktiengesellschaft hat dieses Fabrikgelände wesentlich erweitert; es beträgt heute
                              									200 Morgen, wovon 70 Morgen bebaut sind. Im Jahre 1891 wurde sodann ein vierter
                              									Fabrikationszweig aufgenommen, nämlich der Bau von Dynamos, da diese vielfach von
                              									Gasmotoren angetrieben, und mit diesen zusammen verkauft wurden. So entstand ein
                              									völlig neuer Maschinentyp, die Gasdynamo. – Dazu trat dann noch die Herstellung von
                              									Zentrifugalpumpen und Kolbenpumpen und der Bau von Bewässerungs- und
                              									Kanalisationsanlagen.
                           Im Jahre 1898 schuf Ernst Körting den Zweitaktgasmotor, den die Aktiengesellschaft
                              									sodann zu einem Großgasmotor ausbaute. Dieser Motor konnte die seither nutzlos in
                              									die Luft entweichenden Abgase der Hochöfen und Kokereien für die Erzeugung von Kraft
                              									oder Licht ausnutzen, verbilligte daher den Betrieb der Hüttenwerke.
                           Das Tempo der Entwicklung der Firma stand in einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr im
                              									rechten Verhältnis zu den Mitteln der Inhaber; besonders die Abteilung Elektrizität
                              									beanspruchte große Kapitalien. Es war daher den beiden Herren, die doch mittlerweile
                              									schon Sechziger geworden waren, nur willkommen, daß eine Berliner Gruppe 1903 ihnen
                              									anbot, die Firma in eine Aktiengesellschaft mit zunächst 16000000 Mk. Kapital
                              									umzuwandeln. Berthold Körting wurde Vorsitzender des Aufsichtsrats. Ernst Körting
                              									blieb ebenfalls im Aufsichtsrat.
                           Bei Gründung der Aktiengesellschaft wurde die Abteilung Elektrizität aufgelöst.
                           In die Zeit der Errichtung der Aktiengesellschaft fällt das Aufkommen einer
                              									neuartigen Antriebsmaschine, nämlich des Dieselmotors oder, wie man heute sagt, der
                              									Oelmaschine. Diese Maschine führte sich damals rasch ein und wurde immer mehr der
                              									Dampfmaschine ebenbürtig. Für eine Motorenfirma wie Körting war es ein Gebot der
                              									Selbsterhaltung, ebenfalls Dieselmotoren liefern zu können. Versuche der Firma
                              									führten zur Schaffung der Körting-Oelmaschine liegender
                              									Bauart; bis dahin waren allgemein nur stehende konstruiert worden. Natürlich wurde
                              									auch der Bau stehender Dieselmaschinen, sowohl von ortfesten wie Schiffsmaschinen,
                              									eifrig gepflegt. Im Bau von Tauchbootsmotoren war Körting von Anfang an führend
                              									gewesen und wurde im Kriege inbezug auf Zahl und Größe der abgelieferten
                              									U-Boots-Motoren wohl nur von einem oder zwei anderen Werken übertroffen.
                           In einer Zeit der Brennstoffnot, wo die Abwärmeverwertung und überhaupt die
                              									Wärmewirtschaft von so großer Bedeutung geworden ist, konnte sich die
                              									Körting-Gesellschaft auf Grund ihrer Erfahrung diesem Feld, das sie von jeher
                              									beackert hatte, um so eifriger zuwenden. Sie hat in jüngster Zeit mehrere große
                              									Fernheizwerke ausgeführt, darunter eines für die Stadt Neukölln, das wohl das größte
                              									Pumpenheizwerk Europas ist. In solchen Heizwerken wird von einem einzigen Punkt aus
                              									eine ausgedehnte Gebäudegruppe, ja ganze Stadtviertel mit Wärme, Warmwasser
                              									usw. versorgt.
                           Um von der Vielseitigkeit der Körtingschen Fabrikate einen Begriff zu geben, erwähnen
                              									wir nur kurz, daß die Heizungsabteilung Dampfheizungen
                              									aller Art, Warmwasserheizungen, Abdampfheizungen, Fernheizwerke, Halbgasfeuerungen,
                              									Warm-wasserbereitungs- und Badeanlagen, Wasservorwärmer, Großwasserraumkessel,
                              									Lüftungsanlagen, Trocknungs- und Entstaubungsanlagen liefert.
                           Die Motoren-Abteilung stellt
                              									her: Oelmaschinen für Land- und Schiffszwecke in liegender und stehender Bauart,
                              									Motoren für leichtflüchtige Brennstoffe, Gasmaschinen, Sauggasanlagen für die
                              									Verfeuerung von Anthrazit, Koks, Braunkohlenbriketts, Torf, Braunkohle, Holzabfällen
                              									usw., Generatorgasanlagen für die Gaserzeugung aus diesen Brennstoffen,
                              									Motorlokomobilen und Motorpflüge sowie vollständige Wasserversorgungs-,
                              									Entwässerungs- und Kanalisationsanlagen mit Kolbenpumpen.
                           Die Abteilung Strahlapparate liefert neben Strahlpumpen
                              									aller Art wie Injektoren, Wasserstrahlkondensatoren, Spülversatzmonitoren namentlich
                              									Pulsometer, Vorwärmer, Streudüsen aller Art, Druckluftbremsen für Kleinbahnen,
                              									Luftbefeuchtungen, diverse Systeme von Oelfeuerung, Desinfektionsapparate,
                              									Wasserstrahlkondensatoren, Kesselwasserreiniger, Armaturen, Hähne, Ventile,
                              									Zentrifugalpumpen für Hochdruck und Niederdruck usw. usw.
                           Im Augenblick der höchsten Blüte der Firma brach der Krieg aus. Von den 4000
                              									Angestellten und Arbeitern wurden nach und. nach 2000 eingezogen und mußten durch
                              									ungelerntes und weibliches Personal ersetzt werden, ja die Zahl der Arbeitskräfte
                              									stieg damals auf über 6000. Die Körtingwerke waren eine der ersten Firmen, welche
                              									Heeresaufträge sowohl auf ihre Friedenserzeugnisse als auch auf Munition
                              									hereinnahmen. Unterseebootsmotoren, Flugmotoren, Oelfeuerungen für große und
                              									kleinere Kriegsschiffe, usw. wurden in großem Maßstab und natürlich in
                              									beschleunigtem Tempo trotz aller Hindernisse hergestellt und abgeliefert. Der
                              									Zünderbau der Körtingwerke hatte große Dimensionen angenommen. Es war nicht leicht,
                              									sich wieder auf Friedensarbeit umzustellen, weil der Bau von Tauchbootsmoren und
                              									Flugmotoren aufgegeben werden mußte und damit die Gasmotorenabteilung einen Teil
                              									ihrer Beschäftigung verlor. Es wurde jedoch Ersatz gefunden in dem Bau der normalen,
                              									liegenden und stehenden Verbrennungsmotoren wie auch eines Kleinmotorpflugs.
                           Die Aktiengesellschaft hat Tochtergesellschaften in Spanien, Mexiko, und Argentinien
                              									und unterhält eigene Filialen in Berlin NW 40, Leipzig, Breslau, Danzig, Düsseldorf
                              									und Stuttgart, und eigene Ingenieur-Bureaus in Magdeburg, Erfurt, Dresden, Görlitz,
                              									Frankfurt, Hamburg, Dortmund, Köln, Saarbrücken, München, Nürnberg, Gleiwitz,
                              									Königsberg.
                           Die in den Feindländern bestehenden Filialfabriken und ein Teil der
                              									Zweiggesellschaften wurden liquidiert oder abgestoßen und durch Vertretungen
                              									ersetzt.
                           Das Personal der Firma beträgt heute bereis wieder 3000 Köpfe und ist in der Zunahme
                              									begriffen; die Beschäftigung ist außergewöhnlich stark. Das Aktienkapital wurde
                              									neuerdings auf 37000000 Mark erhöht
                           Patentrecht und Legierung. Auf dem letzten Vortragsabend
                              									der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde hielt Reg.-Rat Dr. Lach einen Vortrag über die patentrechtliche Stellung der Legierungen. Die
                              									Grundlage bildete die Frage, ob die Legierungen chemische Verbindungen,
                              									also als Stoffe nicht patentierbar sind, sondern nur ihre Herstellungsverfahren,
                              									oder ob ihre Zusammensetzung in irgend einer Form patentiert werden kann. Der
                              									Vortragende gab zuerst einen Ueberblick über die geschichtliche Entwicklung dieser
                              									Streitfrage seit dem Entstehen des jetzt gültigen Patentgesetzes im Jahre 1891. Die
                              									älteren bedeutenden Gelehrten des Patentrechtes betrachteten in der Hauptsache die
                              									Legierungen nicht als chemische Verbindungen und traten daher für ihre Patentierung
                              									als mechanische Stoffmischungen ein. Die Anschauungen dieser Männer – durchweg
                              									Juristen – waren aber nicht durch naturwissenschaftliche Begründungen gestützt und
                              									wohl zum größten Teil aus der Ueberlieferung beibehalten worden. Erst die neueren
                              									Arbeiten der Chemiker und Hüttenleute behandelten die Frage fachwissenschaftlich.
                              									Leider war auch hier die Kennzeichnung der Unterscheidungsmerkmale zwischen
                              									mechanischen (d.h. physikalischen) und chemischen Vorgängen noch anfechtbar, und
                              									selbst so bedeutende Gelehrte, wie Nernst und Planck, mußten zugeben, daß sich eine scharfe Grenze
                              									zwischen physikalischen und chemischen Vorgängen nicht ziehen lasse. Dr. Samt er
                              									brachte 1910 die wissenschaftliche Erörterung in Fluß. Er unterschied zwischen
                              									eigentlichen chemischen Vorgängen und solchen der physikalischen Chemie, wobei er zu
                              									letzteren die Legierungsbildung rechnete. Einen ähnlichen Standpunkt nahm auch der
                              									Vortragende aus den weiter unter näher gekennzeichneten Zweckmäßigkeitsgründen
                              									ein.
                           Das Patentamt, so führte Dr. Lach weiter aus, hat in
                              									seiner Praxis zuerst wahllos Patentschutz auf Zusätze von Metallen zu andern
                              									Metallen zur Verbesserung ihrer Eigenschaften erteilt. Auch auf Verfahren wurden
                              									Patente erteilt, die aber zum größten Teil „verschleierte Stoffpatente“
                              									darstellen. Bis zum Jahre 1913 wurde der Standpunkt wenig verändert beibehalten. In
                              									diesem Jahr erschien eine Arbeit von Prof. Guertler, die
                              									das Patentamt unbeabsichtigt dahin beeinflußte, daß von jener Zeit an
                              										„verschleierte Stoffpatente“ nicht mehr erteilt wurden, sondern nur noch
                              									Patente auf neue Herstellungsverfahren und ausgesprochene Stoffpatente. Aus der
                              									letzteren Tatsache geht die Ansicht des Patentamtes hervor, daß die Legierungen
                              									nicht als chemische Verbindungen zu betrachten seien. Dies steht aber anscheinend im
                              									Gegensatz zu den neueren, metallographischen Forschungen, wonach eine Anzahl von
                              									Legierungen unbedingt als chemische Verbindungen angesehen werden müssen. Bisher
                              									konnte jedoch das Wesen der chemischen Verbindung einwandfrei nur für gewisse
                              									Legierungen und nicht einmal für die Mehrheit festgestellt werden, für andre ist
                              									aber ebenso unzweifelhaft das Wesen der Lösungsmischung in allen Verhältnissen
                              									erwiesen. Die auf metallographischem Wege festgestellten Verbindungen in den
                              									Legierungen lassen sich auch nicht ohne weiteres mit den Verbindungen der reinen
                              									Chemie gleichstellen. Sie unterscheiden sich auf mancherlei Weise und sollen daher,
                              									wie Prof. Bauer empfiehlt, zum mindesten eine
                              									Sonderstellung einnehmen. Die Berechtigung dieser Auffassung läßt sich an der Hand
                              									analytischer und synthetischer Untersuchungen nachweisen.
                           Das Patentamt kann nun aber unmöglich, so fuhr der Vortragende fort, in jedem
                              									einzelnen Fall der Frage der Patentierbarkeit eine metallographische Untersuchung
                              									zugrunde legen, um das Wesen der Legierung festzustellen, sondern es muß alle
                              									Legierungen einheitlich behandeln. Eine Ablehnung der Patentierung (weil chemische
                              									Stoffe) würde nicht im Sinne der Industrie liegen, da dies bei der Schwierigkeit,
                              									grundsätzliche neue Verfahren zu finden, einer Schutzloserklärung der
                              									Legierungen gleichkäme. Laufen die Ergebnisse der Wissenschaft mit den
                              									Erfordernissen der Industrie nicht gleich, so kann das Patentrecht der Wissenschaft
                              									nicht folgen; denn wie Werner von Siemens schon sagte,
                              									ist das Patentrecht eine wesentlich technische Frage. Die Rechtsprechung des
                              									Patentamtes beruht natürlich auf den Forschungsergebnissen der Wissenschaft; das
                              									Patentamt darf aber nicht vergessen, daß es bei seinen Entscheidungen die
                              									Zweckmäßigkeit und den Nutzen für die Industrie im Auge behalten muß. Ein starker
                              									Erfindungsschutz hat nach den Erfahrungen aller Industriestaaten immer ein Aufblühen
                              									ihrer Industrie zur Folge gehabt. Der Vortragende empfahl daher, die Legierungen
                              									ausdrücklich als patentierbar anzusehen und dem über kurz oder lang erforderlich
                              									werdenden neuen Patentgesetz diese Auffassung zugrunde zu legen.
                           In dem anschließenden Meinungsaustausch, an dem sich Vertreter der Wissenschaft und
                              									Industrie beteiligten, kam eine grundsätzliche Uebereinstimmung mit den Ausführungen
                              									und Forderungen des Vortragenden zum Ausdruck.
                           Geschichtliche Entwicklung, derzeitiger Stand und
                                 										beabsichtigter Ausbau der Arbeiten zur Hebung der Wirtschaftlichkeit in Gewerbe
                                 										und Industrie. Nach einem Vortrag, gehalten in der Gründungsversammlung des
                              										„Reichskuratoriums für Wirtschaftlichkeit in Industrie und Handwerk“ beim
                              										„Deutschen Verband technisch-wissenschaftlicher Vereine“ von Professor
                              										Schilling, Berlin.
                           Die Bestrebungen zur Hebung der Wirtschaftlichkeit in Gewerbe und Industrie, deren
                              									Verfolgung sich das Reichskuratorium zum Ziel gesetzt hat, sind nicht durchaus neu,
                              									sondern können schon auf eine längere Entwicklung zurückblicken.
                           Die Hauptträger der Facharbeiten auf diesen Gebieten sind:
                           
                              1. Der Normenausschuß der deutschen Industrie.
                              2. Der Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung.
                              3. Die Betriebstechnische Abteilung beim
                                 										Reichskuratorium.
                              4. Die Hauptstelle für Wärme Wirtschaft.
                              
                           1. Beim „Normenausschuß der deutschen Industrie“ waren der Ausgangspunkt
                              									sämtlicher Arbeiten die Normungsbestrebungen im Maschinenbau, die sich unter dem
                              									Druck der Kriegsverhältnisse im Jahre 1916 bemerkbar machten. Der gewaltige Bedarf
                              									an Kriegsgerät, die Vergebung großer Aufträge zu massenweiser Fertigung von
                              									Einzelteilen an Privatfirmen bedingten eine gewisse Einheitlichkeit in der
                              									Durchbildung der Konstruktionsteile und in den Grundsätzen der Fertigung, die bisher
                              									fehlte. Das Fabrikationsbureau in Spandau wurde geschaffen mit der Aufgabe, die
                              									Konstruktionszeichnungen auf die Möglichkeit einer fabrikationstechnisch richtigen
                              									Fertigung durchzuprüfen. Das war der Beginn der Normalisierung des Heeresgerätes.
                              									Mit noch größerer Berechtigung wurde der Gedanke dieser Normalisierung dann auf die
                              									Friedensfabrikation übertragen. Im Mai 1917 wurde unter Beteiligung aller
                              									angesehenen Firmen, Verbände und Behörden der später als „Normenausschuß der
                                 										deutschen Industrie“ bezeichnete Ausschuß begründet, dessen
                              									Veröffentlichungsorgan die Zeitschrift „Der Betrieb“ wurde.
                           Die Schwierigkeiten, die der Ausschuß zu überwinden hatte, waren erheblich, denn
                              									zunächst mußten die Grundnormen, d.h. die Normungen für Zahlenreihen, Durchmesser,
                              									Abstufungen, Passungen geschaffen werden. Die erstell Ausarbeitungen waren daher
                              									auch nicht durchaus
                              									befriedigend und mußten zum Teil später abgeändert werden. Jetzt aber finden sie
                              									immer mehr Anerkennung im In- und Auslande und auch Nachahmung.
                           Gründlich geklärt wurde zunächst die Frage der Passungen, Einheitswelle und
                              									Einheitsbohrung wurden parallel zueinander genormt. Die zahlreichen Gewinde sind auf
                              									zwei Systeme, das Whitworth-System und bei Schrauben unter ½'' das metrische Maß
                              									zurückgeführt. Ebenso ist die Schlüsselweitenfrage geklärt und es können demnächst
                              									eine große Anzahl von Normenblättern für Schrauben der Oeffentlichkeit übergeben
                              									werden. Dies ist von ausschlaggebender Bedeutung für die ganze Industrie. Ebenso ist
                              									die Normung von Werkzeugen zum Teil durchgeführt. Der Ausschuß für Werkstoffe
                              									beschäftigt sich zur Zeit mit den vorbereitenden Arbeiten für die Zusammensetzung
                              									der Eisen- und Stahlsorten, bzw. Metallegierungen. Der Normenausschuß zählt zur Zeit
                              									98 Unterausschüsse. Er befaßt sich jetzt auch mit Elektrotechnik, Bauingenieurwesen,
                              									den technischen Betrieben der Landwirtschaft und der Feinmechanik. Die Arbeiten
                              									dieser Ausschüsse sind selbständig und werden vom Gesamtausschuß lediglich
                              									genehmigt.
                           2. Der „Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung“ wurde im März 1918 von der
                              									deutschen Industrie, dem „Verein deutscher Ingenieure“ und dem damaligen
                              									Reichswirtschaftsamt gegründet zum Zweck der Spezialisierung und Typisierung.
                              									Bezüglich der letzteren kam man aber bald zu dem Ergebnis, daß es sich dabei nur um
                              									die Aufstellung von Reihen von Leistungen, Umdrehungszahlen, Hauptabmessungen usw.,
                              									also im wesentlichen um Normung handele, so daß diese Arbeit an den Normungsausschuß
                              									abgegeben wurde. Die Frage der Spezialisierung wurde dagegen sorgfältig
                              									durchgearbeitet, namentlich wurden auch die einzelnen Möglichkeiten und Normen der
                              									Zusammenarbeit der Einzelbetriebe (Meistbegünstigungs-Verträge, Herstellungs- und
                              									Vertriebsorganisation) untersucht. Auch diese Arbeit ist als abgeschlossen zu
                              									betrachten. Die Selbstkostenberechnung ergab sich dabei als der einzig einwandfreie
                              									Maßstab für die Beurteilung wirtschaftlicher Maßnahmen, der Ausschuß hat daher
                              									versucht, im Einvernehmen mit den Verbänden, besonders dem „Verein deutscher
                                 										Maschinenbauanstalten“, einheitliche Grundlagen für die
                              									Selbstkostenberechnung zu schaffen, gegliedert nach Klein- und Mittelbetrieben,
                              									Handwerk, Massenfabrikation usw. Zur Zeit wird geprüft, welche Sonderarbeiten der
                              									Ausschuß etwa anzugreifen hat.
                           3. Die Betriebstechnische Abteilung beim „Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit
                                 										in Industrie und Handwerk“ ist Anfang 1918 geschaffen worden, nachdem sich
                              									ein plötzliches Erwachen des Interesses der Praxis für technisch-wirtschaftliche
                              									Fragen des Einzelbetriebes gezeigt und der Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung
                              									das Material zunächst gesammelt hatte. Der zu bearbeitende Stoff gliedert sich in
                              									folgende Hauptgruppen: Werkstoffe und Abfallverwertung, Hand- und Maschinenarbeit
                              									und deren sachliche und persönliche Mittel (Werkzeuge, Maschinen, Arbeiterfragen),
                              									Transportwesen und Betriebsanlagen, Energieerzeugung und -verteilung, Technik der
                              									Selbstkostenberechnung und der inneren Organisation, technische Leistungs- und
                              									Lieferungsbedingungen und fachpolizeiliche Vorschriften.
                           Die Kostenfrage spielt dabei die Hauptrolle, also die Aufstellung einer
                              									wirtschaftlichen Bilanz. Die Frage ist zunächst am Beispiel der Energieverteilung im
                              									Betrieb untersucht worden, über die zwar viele technische Einzelheiten vorliegen,
                              									aus denen aber bisher nie die letzten Schlußfolgerungen gezogen worden sind. Die
                              									Arbeiten des Ausschusses auf diesem Gebiete fanden das Interesse der Industrie,
                              									und Großfirmen der mechanischen und elektrischen Kraftübertragung lieferten
                              									bedeutende Mittel zur Durchführung der erforderlichen Versuche.
                           Aehnlich liegt es im Gebiete des Transportwesens. Auch hier sind mit Unterstützung
                              									der Industrie Versuche zur Beschaffung der nötigen Unterlagen eingeleitet. Bei den
                              									Werkstoffen und ihrer Verarbeitung (Hand- und Maschinenarbeit) spielt neben dem
                              									Kostenfaktor noch der Gütefaktor eine besondere Rolle. Um die Untersuchungen zu
                              									vereinfachen, hat man zunächst bei den Gruppen, die im wesentlichen nur von den
                              									Kosten abhängen, wie die Arbeiten mit Spaten, Hämmern, Hacken usw., oder bei
                              									Arbeiten, die einen bestimmten Stoff benutzen, sich lediglich auf die Untersuchung
                              									der Kostenfrage beschränkt. Es ist mit Werkzeug- und Werkzeugmaschinenfabriken und
                              									Forschungsanstalten zur Untersuchung der menschlichen Arbeit in Verbindung getreten
                              									worden. Dann soll die Untersuchung der Gütefrage folgen und schließlich soll ein
                              									Vergleich bezüglich Kosten und Güte angestellt werden.
                           Die Betriebstechnische Abteilung hat auch die Frage der Selbstkostenberechnung vom
                              									Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung zur weiteren Förderung übernommen.
                           4. Die „Hauptstelle für Wärmewirtschaft“ ist am 1. Januar 1919 gegründet
                              									worden und hat ihre Aufgaben in völliger Selbständigkeit durchgeführt. Ihr sind
                              									beträchtliche Mittel von der preußischen Landeskohlenstelle überwiesen worden. Die
                              									Kohlenforderungen der Entente, die zur Brennstoffersparnis in allen Betrieben
                              									zwangen, die Einsetzung des Reichskohlenrates im Jahre 1920 haben auf eine rasche
                              									Bearbeitung dieses Gebietes hingedrängt. Unsere Hochschulen, Forscher und nicht zum
                              									mindesten die Industrie haben die technischen Mittel einer rationellen
                              									Wärmewirtschaft in den letzten Jahrzehnten schon wesentlich ergründet, so daß es
                              									hauptsächlich auf ihre sachgemäße Uebertragung in die Praxis ankam. Die Hauptstelle
                              									für Wärme Wirtschaft konnte daher in verhältnismäßig kurzer Zeit gute Erfolge
                              									zeitigen.
                           Es fragt sich nun, wie die Ergebnisse dieser Arbeiten in die Praxis umzusetzen sind.
                              									Sobald das Gebiet in der Praxis Beachtung gefunden hat und der einzuschlagende Weg
                              									klar vor Augen lag, ist bisher ein namhafter Fachmann aus der Praxis als Führer
                              									gewonnen worden. Diesem liegt die Weiterentwicklung des Gebietes und die Fühlung mit
                              									den Fachverbänden und deren Ortsgruppen ob, mit denen sie an die Betriebe
                              									herantreten sollen. Auch Wanderausstellungen und Vortragskurse sollen diesem Zweck
                              									dienstbar gemacht werden. Ebenso ist der technische Nachwuchs zu beeinflussen durch
                              									die technischen Schulen aller Art, wobei gemeinsam mit dem „Deutschen Ausschuß
                                 										für technisches Schulwesen“ gearbeitet wird. Wichtig für die Verbreitung ist
                              									ferner die Art der Veröffentlichung der Ergebnisse, die in kurzer prägnanter Form
                              									erfolgen muß. Dazu dienen die „Betriebsblätter“, die sich vor allem an
                              									Arbeiter, Vorarbeiter und Bureauangestellte wenden. Auch die Fachpresse ist
                              									heranzuziehen, namentlich solange die Fragen noch nicht ganz geklärt sind.
                           Durch die Arbeiten sollen allmählich alle Industriezweige erfaßt werden, deshalb ist
                              									auch die Betriebstechnische Abteilung dem Reichskuratorium beim „Deutschen
                                 										Verband technisch-wissenschaftlicher Vereine“ angegliedert worden. Davon und
                              									von der Bildung des Reichskuratoriums wird ein Anwachsen des Interesses und die
                              									Beteiligung weiterer Kreise erhofft.
                           
                           Der Gefahr, daß die ganze Bewegung in ein bureaukratisches Fahrwasser geleitet
                              									werden könne, dürfte durch Schaffung des Reichskuratoriums vermieden sein, das alle
                              									diese Bestrebungen zusammenfassen soll mit der ausgesprochenen Tendenz der Führung
                              									der Arbeiten durch die Industrie selbst. Im Auslande ist es nicht überall geglückt,
                              									diese Klippe der behördlichen Organisation zu umschiffen. Nur in Amerika ist die
                              									Entwicklung eine ähnliche wie bei uns gewesen. Das „National Research
                                 										Council“ nimmt dort eine ähnliche Stelle ein wie unsere Betriebstechnische
                              									Abteilung und verfügt über sehr bedeutende Mittel. Daneben besteht das „Bureau of
                                 										Standards“, das mit unserem Normenausschuß verglichen werden kann.
                           Um den Bestrebungen zu glücklichem Erfolge zu verhelfen, müssen allerdings alle
                              									parteipolitischen Strömungen ausgeschaltet werden, wofür der Deutsche Verband ja
                              									eine Garantie bietet. Das wird ebenso vom Reichskuratorium gelten, trotzdem sich
                              									dieses an die Industrie anlehnt, denn diese hat selbst das größte Interesse an
                              									objektiver, neutraler Durcharbeitung des Stoffes, wie sie andrerseits auch
                              									bureaukratische Beeinflussung ablehnt. Wird an diesen Grundsätzen festgehalten, so
                              									kann aus der eingeleiteten Gemeinschaftsarbeit das Ziel erreicht werden, vor dem
                              									Auslande auch in der Wirtschaftlichkeit der Betriebe einen Vorsprung zu bekommen,
                              									den wir bei unserer wirtschaftlichen Lage dringend brauchen.
                           Hauptversammlung des Reichsverbandes der Elektrizitäts-Abnehmer
                                 										(Rea). Der Reichsverband, der die wirtschaftlichen Interessen aller
                              									Stromabnehmergruppen vertritt, hielt am 23./24. Oktober in Leipzig seine diesjährige
                              									zahlreich besuchte ordentliche Mitgliederversammlung ab. Nach der
                              									Begrüßungsansprache durch den stellvertretenden Vorsitzenden, Geh. Regierungsrat Dr.
                              									jur. Seidel, legte der Vorsitzende der Provinzialgruppe
                              									Schlesien, Stadtbaurat Fischer, die Ziele und Aufgaben
                              									des Rea dar. Ueber den Abschluß von neuen Stromlieferungsvertragen berichtete
                              									Beratender Ingenieur V. B. I. Plümecke, der den Abbau
                              									aller behördlichen Zwangsmaßnahmen forderte. Angebot und Nachfrage würde hoffentlich
                              									auf die Preispolitik der Stromlieferer bald wieder einen Einfluß gewinnen. Die
                              									Elektrizitätserzeugung müsse mit der Abwärmeverwertung verbunden werden, da wir es
                              									uns nicht mehr leisten können, die Wärme in die Luft zu blasen. Die Forderung
                              									der Stromlieferer auf Verewigung der Strompreisverordnung müssen die Stromabnehmer
                              									ablehnen, ebenso die Sonderberechnung des Leistungsfaktors, zumal dessen
                              									einwandfreie Messung überhaupt noch nicht möglich sei. Der Stromlieferungsvertrag
                              									würde sonst eine Quelle ständiger Streitigkeiten bilden, was für die weitere
                              									Entwicklung der öffentlichen Elektrizitätsversorgung verhängnisvolle Folgen zeitigen
                              									könne. Der Geschäftsführer der Landesgruppe Thüringen, Bürgermeister Dr. jur. Weichelt, sprach über die Beseitigung der
                              									Installations- und Materialmonopole, Beratender V. B. I. Laaser über den Einfluß sparsamer Wärmewirtschaft auf die
                              									Stromerzeugungskosten der Elektrizitätswerke und Rechtsanwalt Dr. jur. Riccius über Erfahrungen mit der
                              									Strompreisverordnung vom 1. Februbar 1919.
                           Die Versammlung beschloß, an die Reichsregierung die Bitte zu richten, für eine
                              									unverzüglichedBeseitigung der in verschiedenen Ueberlandzentralengebieten
                              									bestehenden offenen oder versteckten Monopole auf Ausführung von Installationen und
                              									Lieferung von Materialien im gesetzgeberischen Wege besorgt zu sein, sowie für eine
                              									alsbaldige Abänderung der Strompreisverordnung vom 1. 2. 1919 und ihren
                              									Ausführungsbestimmungen, besonders der Leitsätze, auf der Grundlage der Eingaben des
                              									Rea sich einzusetzen und baldigst eine entsprechende Vorlage an den Reichstag
                              									gelangen zu lassen.
                           Nachmittags wurde über innere Angelegenheiten verhandelt.
                           
                              Neubauten für die Leipziger Frühjahrsmesse.
                              
                           Wie wir erfahren, beabsichtigt die im Zentralverband der deutschen elektrotechnischen
                              									Industrie zusammengeschlossene Elektriezitäts-Industrie auf dem Gelände der
                              									Technischen Messe in Leipzig eine neue große Halle zu errichten. Der Verein
                              									Deutscher Werkzeugmaschinenfabrikanten hat bereits für die Frühjahrsmesse 1922 einen
                              									erheblich größeren Raumbedarf angemeldet; es wird deshalb mit Hilfe eines vom Verein
                              									zur Verfügung gestellten Baudarlehns das System der Betonhalle durch einen Neubau
                              									ergänzt. Außerdem wird versucht werden, dem Verein eine weitere bereits vorhandene
                              									Halle zur Verfügung zu stellen.