| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 340 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Zur Oppauer Katastrophe. In der holländischen
                              									Zeitschrift „Centraalblad der Bouwbedrijven“ nimmt P. W. Scharroo, ein auf dem Gebiete des Sprengstoffwesens
                              									bekannter Fachmann, Veranlassung, zu der von einigen Tageszeitungen geäußerten
                              									Ansicht, daß Backsteinbau bei Explosionen für die Umgebung ungefährlicher sei als
                              									Beton, Stellung zu nehmen.
                           Eine Klarstellung dieser Frage ist nach Scharroo für den Bau von Anlagen, in welchen
                              									Explosionen möglich sind, wie z.B. für Munitionslager für militärische Zwecke,
                              									für den Bergbau, Munitionsfabriken usw. von größter Bedeutung. Naturgemäß hat man
                              									sich schon lange auf diesem Gebiet mit Versuchen beschäftigt, in welcher Bauart
                              									solche Anlagen zu errichten seien. Die in Anwendung gebrachten Konstruktionsarten
                              									wurden dabei in drei Gruppen untergebracht.
                           1. in Anlagen sehr leichter Holzbauart, um welche meistens ein Erdwall aufgeworfen
                              									wird. Im Falle einer Explosion können Wände und Dach eines derartigen Gebäudes leicht dem Druck
                              									der sich bildenden Gase nachgeben. Die fortgeschleuderten Konstruktionsteile
                              									bedeuten für die Umgebung nur geringe Gefahr. Der Bauart ist jedoch der Nachteil
                              									eines unzulänglichen Schutzes gegen Temperatureinflüsse, Feuchtigkeit, Feuersgefahr
                              									usw. eigen. Dieser Nachteil fällt weg bei:
                           2. Anlagen sehr schwerer Bauart mit leichter Bedachung. Die sich bei einer Explosion
                              									entwickelnden Gase können hierbei durch Vernichtung der Dachkonstruktion entweichen.
                              									Die fortgeschleuderten Konstruktionsteile bilden aber eine große Gefahr für die
                              									Umgebung. Dies ist noch in höherem Maße der Fall bei:
                           3. vollständig in sehr schwerer Bauart aufgeführten Magazinen, bei denen die durch
                              									die Explosion zerrissenen Bauteile durch die Zusammenpressung der Gase mit noch
                              									größerer Kraft fortgeschleudert werden. Bei einem aus Beton in Amerika aufgeführten
                              									Magazin wurden Betonstücke bis zu 500 kg Gewicht 7–800 Meter weit geschleudert.
                           In Amerika stehen noch verschiedene Bauten für Sprengstoff-Herstellung und
                              									-Unterbringung in nicht-armiertem Beton mit 25 cm Wandstärke, die innen und außen
                              									mit Holz bekleidet sind, während das 8 cm dicke Betondach innen mit Holz und außen
                              									mit starkem Wellenblech bedeckt ist. In England und Deutschland errichtete man viele
                              									derartige Gebäude aus sehr schwerem Mauerwerk.
                           Keine der drei Bauarten entspricht den an sie zu stellenden Anforderungen, so daß
                              									eine bessere Lösung gesucht werden muß in:
                           4. Anlagen aus Materialien, welche bei einer Explosion der Sprengstoffe in kleine
                              									Stücke zerrissen werden und doch, um die Gefahr für die Umgebung zu verringern, dem
                              									entstehenden Gasdruck Widerstand bieten können.
                           Für diese Bauart gebührt dem armierten Beton der Vorzug. Der entstehende Gasdruck
                              									wird die Festigkeit der Wände zu vernichten suchen und diese durchbiegen, wodurch
                              									Zugspannungen auftreten. Weder Mauerwerk noch nicht-armierter Beton sind aber
                              									imstande, einigermaßen hohen Zugspannungen zu widerstehen, so daß diese Materialien
                              									durch die Wirkung des Gasdruckes bersten und in großen Stücken
                              									auseinanderschlagen.
                           Dies wurde mehrere Male im Ausland und 1892 in den Dünen bei Schoorl durch Versuche
                              									festgestellt. Während des Krieges wurde die Praxis noch durch weitere. Beispiele
                              									bereichert, z.B. bei der Vernichtung verschiedener eroberter französischer Forts,
                              									wie Longwy und Montmédy, bei denen die gemauerten Gewölbe in große Blöcke zerrissen
                              									wurden, ferner an den nicht-armierten Beton-Forts der Festungen Luik, Antwerpen und
                              									Przemyls usw.
                           Ganz anders als unarmierter Beton verhält sich der armierte zum Gasdruck einer
                              									Explosion. Bereits vor dem Krieg wurden hierfür verschiedene Versuche durch das
                              										„Comité central des houilléres de France“, auf den Kummersdorfer
                              									Schießplätzen usw. vorgenommen, die durch die Kriegserfahrung Bestätigung
                              									fanden.
                           Es ergab sich, daß armierter Beton bei ausreichender Stärke und zweckmäßiger
                              									Armierung den Auswirkungen des Gasdruckes sehr gut standhält. Aber selbst bei
                              									geringer Stärke und schwacher Armierung wahrt dies Material einen besseren
                              									Zusammenhalt und zeichnet sich durch eine derartige Federkraft aus, daß ein
                              									Zerreißen in sehr kleine, der Umgebung wenig Gefahr bringende Stücke erfolgt. Durch
                              									die leichte Konstruktion wird überdies bei einer Explosion weniger Material als
                              									bei den viel schwereren, nicht-armierten Betonbauten fortgeschleudert. Es würde zu
                              									weit führen, auch nur die wichtigsten im letzten Krieg beobachteten Fälle
                              									wiederzugeben. Ich weise deshalb nur auf die Sprengung des in armiertem Beton
                              									erbauten Koksofens in Willebroeck in Belgien hin. Durch die Auswirkung der
                              									Projektile und des Gasdruckes wurden nur wenige örtliche Beschädigungen ohne Risse
                              									erzeugt. Die Zerstörungen beschränkten sich auf Vergrusungen des Materials. Bei
                              									nicht-armiertem Beton besteht zwischen den dicht aufeinandergedrückten,
                              									zusammenhängenden Zementteilchen eine gewisse Spannung, welche durch den Gasdruck
                              									einer Explosion aufgehoben wird, so daß der Beton wie eine Glasplatte in große
                              									Stücken zerrissen wird. Eine Armierung hält die Teilchen mehr zusammen und
                              									beschränkt die Rissebildung unter gleichzeitiger Entwicklung erhöhter
                              									Federkraft.
                           Die leichten Bauten in armiertem Beton besitzen überdies in hohem Maße Sicherheit
                              									gegen Feuers- und Blitzgefahr, sind obendrein selbst bei leichter Bauart vollkommen
                              									wasserdicht und bieten genügend Schutz gegen Temperatureinflüsse. Bei größerer
                              									Stärke und namentlich bei zweckdienlich angebrachter Armierung bieten derartige
                              									Bauten auch den bei Explosionen sich bildenden Gasen Widerstand. Vor dem Krieg
                              									wurden einige für Herstellung und Lagerung von Sprengstoffen bestimmte Gebäude in
                              									Deutschland z.B. in Schlebusch, in Holland in Den Helder gebaut. In Den Helder
                              									largern die Marine-Sperrminen und Sprengladungen.
                           Die Oppauer Katastrophe läßt aufs neue erkennen, daß die günstigen, mit armiertem
                              									Beton gemachten Erfahrungen nicht außer acht gelassen werden dürfen.
                           „Zement“, Wochenschrift für Zement und Zementverarbeitung, welcher wir
                              									vorstehende Ausführungen entnehmen, führt die Richtigkeit der Scharrooschen
                              									Ausführungen einen in Frankreich wahrgenommenen Fall an.
                           Durch die deutsche Beschießung stürzte der schwere aus Mauerwerk hergerichtete
                              									Unterbau eines in großen Abmessungen gehaltenen Wasserbehälters zusammen. Der
                              									Behälter stürzte infolgedessen aus beträchtlicher Höhe zur Erde, wurde jedoch kaum
                              									beschädigt. Bei den Aufräumungsarbeiten fanden sich Granaten großer Kaliber, welche
                              									nach volländiger Dichtmachung des Behälters zur Entzündung gebrächt wurden. Auch
                              									hierdurch wurde keine Zertrümmerung erzielt. Die umhergeschleuderten Eisenteile
                              									verursachten an den Innenwänden nur unerhebliche Beschädigungen. Der entwickelte
                              									Gasdruck hatte dagegen keinerlei sichtbare Auswirkung erzeugt.
                           Bdf.
                           Die Wiederverwendung abgebrochener Spiralbohrer. Wie oft
                              									hört man die Frage in metallverarbeitenden Betrieben jeder Art: „Was kann man nur
                                 										mit den abgebrochenen Spiralbohrern, die sich in unserem Betriebe ansammeln,
                                 										anfangen?“ Und in der Tat, Hunderttausende von Mark – eine Summe, die wohl
                              									sogar in Großbetrieben nicht mehr unbeachtet bleiben kann – werden achtlos
                              									fortgeworfen dadurch, daß man für die abgebrochenen Spiralbohrer bisher keine andere
                              									Verwendung mehr hatte, als sie zum Stahlschrott zu werfen, wobei es schon von einer
                              									sparsamen Betriebsleitung zeugt, wenn wenigstens eine Ausscheidung des
                              									Stahlschrottes nach Werkzeugs- und Schnellschnittstahl erfolgt. Sucht man diese
                              									Haufen von gebrochenen Spiralbohrern aber genauer durch, so ergibt sich sofort, daß
                              									nur der geringste Teil der Bohrer das natürliche Ende – Zuschleifen bis zum letzten
                              									Rest – genommen, hat, der größere Teil der Bohrer geht früher in Verlust teils durch Bruch der
                              									Spirale, teils durch Abdrehen des Angels (Mitnehmerlappens).
                           Um so mehr wird es alle beteiligten Kreise interessieren, daß endlich ein Verfahren
                              									gefunden wurde, welches es ermöglicht, an die abgebrochenen Spiralen vollständig
                              									zentrisch einen neuen Kegelschaft mit beliebiger Kegelform und mit Angel anzugießen
                              									und dadurch den Stumpf bis auf einen kleinen Rest auszunützen. Diese Aufgabe ließ
                              									sich natürlich erst dadurch lösen, daß nach langen Versuchen eine Metallegierung
                              									gefunden wurde, die genügend leicht schmelzbar, aber doch von so großer Festigkeit
                              									ist, daß sie die von der Bohrmaschine ausgeübte Kraft, bzw. den vom Arbeitsstück bei
                              									der Verspannung geleisteten Widerstand aufzunehmen und – ohne Formänderungen zu
                              									erleiden – zu überwinden imstande ist. Nach vollständiger Abnützung des Bohrers, d.
                              									i. bis auf einen Rest von der Länge des doppelten Durchmessers desselben, wird der
                              									Schaft abgeschmolzen und die Legierung immer wieder zum Angießen neuer Kegelschäfte
                              									verwendet.
                           Die Beschaftungsvorrichtung ist so konstruiert, daß an den Bohrerstumpf vollständig
                              									zentrisch ein neuer Schaft mit Angel als Morse-Kegelschaft oder auch ein
                              									zylindrischer Schaft angegossen werden kann, ein Schwänzen des Bohrers, Wackeln in
                              									der Bohrmaschinenspindel oder Herausfallen aus dieser ist ausgeschlossen.
                              									Spiralbohrer, an denen der Angel (Mitnehmerlappen) abgebrochen ist, werden in der
                              									Weise wieder gebrauchsfähig gemacht, daß an den Kegelschaft eine Fläche angefeilt
                              									und der Kegelschaft mantelförmig mittels einer Gießform des nächst größeren
                              									Morsekegels umgössen wird.
                           Auf nebenstehender Abbildung zeigt Abb. a eine abgebrochene Bohrerspirale, Abb. b
                              									einen durch Angießen eines Schaftes wieder gebrauchsfähig hergestellten
                              									Spiralbohrer.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 341
                              Abb. a.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 336, S. 341
                              Abb. b.
                              
                           Ueber das Verfahren liegen jetzt seit mehr als Jahresfrist in zahlreichen
                              									Großbetrieben Erfahrungen vor und das beste Zeugnis für die Brauchbarkeit der so
                              									wieder verwendbar gemachten Spiralbohrer ist die überall erteilte Auskunft, daß man
                              									das Verfahren wegen der damit zu erzielenden Ersparnisse nicht mehr vermissen
                              									möchte. Diese erstrecken sich nicht allein auf die Spiralbohrer selbst, sondern es
                              									lassen sich auch Reduzierhülsen und Bohrfutter ganz vermeiden, indem statt des
                              									normalen Werkzeugkegels der nächst größere – dem Hohlkegel in der
                              									Bohrmaschinenspindel entsprechende – angegossen wird.
                           Die Inhaber der Patente verkauften bisher die Einrichtungen zum Angießen neuer
                              									Schälte an jeden Besteller. In Großbetrieben, wo infolge großen Verbrauches an
                              									Bohrern ununterbrochen mit den Vorrichtungen gearbeitet wird, wurden infolge der
                              									Handhabung durch sachkundige Arbeiter ausnahmslos gute Erfahrungen erzielt. Mittlere
                              									und kleine Betriebe, die nur zeitweise Bestände von gebrochenen Bohrern
                              									aufzuarbeiten haben, scheuen vielfach die nicht unerheblichen Kosten, welche die
                              									Beschaffung eines ganzen Satzes der Vorrichtungen verursacht, und gerade in kleinen
                              									Betrieben, wo die Vorrichtung oft in die Hand von wenig sachkundigem Personal
                              									gegeben wird, ist auch die Gefahr vorhanden, daß die Vorteile, welche das
                              									Verfahren bietet, nicht voll erkannt werden und sogar kleine Mißerfolge auftreten,
                              									welche das Verfahren in Mißkredit zu bringen drohen.
                           Aus diesen Erwägungen heraus hat sich die „Scabus“
                              									G. m. b. H. in Nürnberg, Klingenhofstr. 72, welche sich den Alleinbesitz aller
                              									einschlägigen Patente gesichert hat, entschlossen, die Vorrichtungen zum Beschaften
                              									nicht zu verkaufen, sondern das Angießen von neuen Schäften an gebrochene rotierende
                              									Werkzeuge – in erster Linie natürlich an Spiralbohrern – in eigenen Werkstätten im
                              									Lohn auszuführen, ähnlich wie das Aufhauen von stumpfgewordenen Feilen durch die
                              									Feilenhauereien geschieht. Großbetriebe, in denen Gewälr besteht, daß das Verfahren
                              									sachgemäß durchgeführt wird, können Lizenzen erwerben, um sich eigene Werkstätten
                              									für die Beschaftung einzurichten.
                           Die mit angegossenem Schaft versehenen Bohrer haben sich, wie ich in der hiesigen
                              									Eisenbahn-Hauptwerkstätte durch praktische Versuche festgestellt habe, bestens
                              									bewährt und überall ganz erhebliche Einsparungen in den Werkzeugausgaben
                              									ermöglicht.
                           Ludwigshafen.
                           Oberregierungsbaurat A. Kummer.
                           Praktische Erfahrungen im Dampfkesselbetrieb mit veredelten
                                 										Brennstoffen. Eine Veredelung der Brennstoffe kann auf mechanischem und
                              									physikalischchemischem Wege erfolgen. Von beiden Möglichkeiten wird schon seit
                              									längerer Zeit Gebrauch gemacht. Es ist beispielsweise die Aufbereitung des aus
                              									Steinkohlenzechen geförderten Brennstoffes keineswegs neu. Sie bezweckt die
                              									Ausscheidung von minderwertigen und unverbrennbaren Bestandteilen sowie von
                              									Kohlenschlamm. Ueberdies erfolgt eine Sonderung der Kohle nach der Stückgröße. Auch
                              									die Brikettfabrikation ist zu den Veredelungsprozessen zu zählen. In ihrem Verlaufe
                              									wird der Wassergehalt verringert und erforderlichenfalls ein bitumenhaltiges,
                              									hochwertiges Bindemittel hinzugefügt. Eine Steigerung des Heizwertes und der
                              									Transportfähigkeit ist eine Folge dieses Verfahrens. Ein weiterer durch die
                              									Veredelung erreichter Vorzug ist die äußere und innere Gleichwertigkeit der Kohle
                              									hinsichtlich der Größe, der Brenndauer, der Schlackenbildung usw. Durch diese wird
                              									die konstruktive Durchbildung der Feuerungsanlagen wesentlich vereinfacht. Auch die
                              									Verwendung von maschinell angetriebenen Vorrichtungen bereitet keine
                              									Schwierigkeiten. In weitgehendstem Maße erfolgt die mechanische Veredelung bei der
                              									Herstellung von Kohlenstaub. Die Einführung der mit diesem Brennstoff geheizten
                              									Feuerungen wurde schon im Jahre 1896 mit allen Mitteln angestrebt. Die zu jenem
                              									Zeitpunkte erzielten Betriebsergebnisse waren zum Teile sehr befriedigend. Eine
                              									außerordentlich vollkommene Ausnutzung des Heizwertes wurde erreicht. Die Rauchfrage
                              									war glänzend gelöst. Die Bedienung der Feuerung, die Zufuhr der Staubkohle in
                              									geschlossenen Transportschnecken und die Beseitigung der geringen Schlackenmengen
                              									bereitete keine Schwierigkeiten. Ebenso erwies sich der Ersatz des Rostes durch eine
                              									2 m lange, feuerfeste Ausmauerung der Flammenrohre als zulässig. Indessen scheiterte
                              									die Einführung der Staubfeuerung an dem hohen Kraftbedarfe und dem raschen
                              									Verschleiß der Kohlenmühlen. Auch wurde die Ausmauerung der Flammrohre schnell
                              									schadhaft Lästig wirkte ferner die Verschmutzung der Bedienungsmannschaft durch den
                              									Kohlenstaub. Die kostenlose Bereitstellung von Badeeinrichtungen und Arbeitskleidern
                              									sowie der staubdichte Verschluß aller in der Nachbarschaft befindlicher Maschinen
                              									und Apparate erwies
                              									sich als notwendig. Schließlich konnte der stark zur Selbstentzündung neigende
                              									Brennstoff nur in Säcken vorrätig gehalten werden. Trotzdem ist es vielleicht bei
                              									der gegenwärtig bestehenden Kohlennot angezeigt, wiederum Versuche mit
                              									Staubfeuerungen vorzunehmen. Man müßte zur Schonung der Mahlvorrichtungen steinigen
                              									Brennstoff fernhalten. Ohne Zweifel würde die Benutzung von Kohlenschlamm die
                              									Leistungsfähigkeit der Mühlen wesentlich steigern. Diese Maßnahme dürfte allerdings
                              									andrerseits die unliebsame Folge haben, daß die Kesselleistung zu stark sinkt.
                              									Vielleicht ließe sich aber dem letztgenannten Uebelstande durch Zusatz von
                              									hochwertigem Staub zum Kohleschlamm abhelfen.
                           Die chemisch-physikalische Veredelung des Brennstoffes im Generator empfiehlt sich,
                              									wenn hohe Verbrennungstemperaturen und Flammen von großer Reinheit für den- Betrieb
                              									erwünscht sind. Gegen die allgemeine Anwendung der Gasfeuerungen spricht der
                              									Umstand, daß diese komplizierter als Kohlenfeuerungen sind und dennoch nicht
                              									wirtschaftlicher arbeiten. Zwar ergeben sie einen hohen Kohlensäuregehalt. Indessen
                              									treten große Wärmeverluste bei der Fortleitung des Gases ein. Eine neue, vielleicht
                              									durch Veredelungsmaßnahmen zu lösende Aufgabe ergibt sich gegenwärtig durch die für
                              									viele Fabrikationszwecke erfolgende, behördliche Zuweisung großer Braunkohlenmengen,
                              									welche sich wegen ihrer schlechten Entzündbarkeit, ihrer erdigen Beschaffenheit und
                              									infolge des großen Gehaltes an Wasser und unverbrennlichen Bestandteilen nur schwer
                              									verheizen lassen. Bei ihrer Verwendung erweisen sich nur Vorfeuerungen mit Treppen-
                              									und Schrägrosten als brauchbar, die aber bei den zahlreichen mit
                              									Planrostinnenfeuerungen versehenen Kesseln nicht angebracht werden können, weil der
                              									erforderliche Platz fehlt. Die Industrie bedient sich daher dieser Brennstoffe
                              									vielfach als Streckungsmittel, indem sie dieselben gleichzeitig mit hochwertiger
                              									Kohle verheizt, deren äußere und innere Beschaffenheit eine wesentlich andere ist.
                              									Hierdurch entstehen Mißstände. Die Unterwindfeuerungen erweisen sich zwar als
                              									nützlich, vermögen aber nicht die Schwierigkeiten, die durch den hohen Gehalt der
                              									Braunkohle an unverbrennbaren Bestandteilen hervorgerufen werden, zu beheben. Es ist
                              									daher bis jetzt eine befriedigende Kohlenversorgung mit Hülfe der erwähnten
                              									Brennstoffmischungen nicht erreicht worden. Wichtig wäre eine Klärung der Frage, ob
                              									es zweckmäßiger ist, Stein- und Braunkohle vor dem Beschicken zu mischen, oder ob
                              									sich bessere Ergebnisse erzielen lassen, wenn die beiden Brennstoffsorten einzeln
                              									und lagenweise im Feuer aufgeschüttet werden, so daß beispielsweise Steinkohle die
                              									unterste, Briketts die mittlere und minderwertige Streckkohle die oberste Schicht
                              									bildet. Durch eine solche Maßnahme würde man erreichen, daß eine gute Grundglut im
                              									Feuer vorhanden ist, welche die Verbrennung der Rohbraunkohle fördert. Bei
                              									maschineller Beschickung ist ein derartiges Verfahren natürlich nicht angängig. Es
                              									müßte vielmehr eine Mischung vor dem Aufgeben erfolgen. Sehr unangenehm empfindet
                              									man bei Benutzung von Rohbraunkohle die reichliche Flugaschenablagerung, welche die
                              									Kesselheizfläche verdeckt, die Zugverhältnisse verschlechtert und Brennstoffverluste
                              									herbeiführt.
                           In Anbetracht der erwähnten Umstände wird es sich fernerhin nicht mehr vermeiden
                              									lassen, neue Wege zu suchen, die zu einer vorteilhafteren Ausnutzung der im
                              									Ueberfluß vorhandenen Streckkohle führen. Eine Veredelung des minderwertigen
                              									Brennstoffes dürfte am meisten Aussicht auf Erfolg haben. Kohlenindustrie und
                              									Feuerungstechnik müssen unverzüglich an die Lösung der überaus dringlichen
                              									Aufgabe in gemeinsamer Arbeit schreiten.
                           (Morgner in Heft 33 der Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb.)
                           Schmolke.
                           Austauschbau. Am Freitag, dem 4. 11. 21., hat im
                              									Ingenieurhause die von der Arbeitsgemeinschaft deutscher Betriebsingenieure
                              									veranstaltete Vortragsreihe über „Austauschbau“ mit dem einleitenden Vortrag
                              									des Dr.-Ing. Kienzle über „Die Grundlagen des
                                 										Austauschbaues“ begonnen. Der Redner gab einen Ueberblick über das große zur
                              									Behandlung stehende Gebiet.
                           Die Frage des Austauschbaues beschäftigt zur Zeit in unseren Maschinenfabriken
                              									Konstrukteure wie Betriebsleiter. Der Austauschbau, d.h. die Herstellung
                              									austauschbarer Maschinenteile, ist die Grundlage jeder zeitgemäßen Fertigung.
                           Alle mit dem Austauschbau zusammenhängenden Fragen sind durch die Arbeiten des
                              									Normenausschusses der deutschen Industrie, besonders auf dem Gebiete der
                              									Vereinheitlichung der Passungen, Lehren und Werkzeuge außerordentlich gefördert
                              									worden.
                           Die gesamte Vereinheitlichung erreicht nur dann ihren Zweck, wenn sich eine Fabrik
                              									entweder die genormten Teile in Mengen herstellt, damit sie die Vorteile der
                              									Maschinenfabrikation ausnützt, um sie vom Normteil-Lager weg ohne jede Nacharbeit
                              									einbaut, oder wenn die Teile von Spezialfabriken bezogen werden und überall passen.
                              									An letzteren hat vor allem der Verbraucher ein großes Interesse. Räder für
                              									landwirtschaftliche Maschinen, Sattelstützen und Fahrräder, elektrische Glühlampen,
                              									Federbolzen für Kraftfahrzeuge, Präzisionswerkzeuge wie Fräser, Spiralbohrer,
                              									Reibahlen können nur dann erstklassige Stapelware sein, wenn sie wirklich stets gut
                              									und richtig in ihre Gegenstücke passen. Das aber ist das Wesen des
                              									Austauschbaues.
                           Man ahnt kaum, welche Maßnahmen schon vom ersten Konstruktionsentwurf über die
                              									Fabrikvorbereitung bis zur Ausführung in der Werkstatt und der Prüfung in der
                              									Revision notwendig sind.
                           Darüber sollen nun die einzelnen Vorträge vor allem denen Aufklärung bringen, denen
                              									es bisher nicht möglich war, die zahlreichen Veröffentlichungen auf diesem Gebiet zu
                              									verfolgen und durchzuarbeiten.
                           In der weiteren Reihe der Vorträge spricht zunächst am Freitag, dem 25. d. M.,
                              									Professor Berndt über „Messen und Meßwerkzeuge“.
                              									Es folgen weiterhin die Vorträge: „Werkzeuge zur Herstellung der Passungen“
                              									(Direktor Reindl). „Passungssysteme“ (Professor
                              									Dipl.-Ing. Gottwein). Ueber die wirtschaftliche Grenze
                              									der Genauigkeit in den einzelnen Industriezweigen werden folgende Gebiete
                              									behandelt:
                           Werkzeugmaschinenbau (Direktor Huhn, Berlin), Apparatebau
                              									(Oberingenieur Leifer, Berlin), Großmaschinenbau
                              									(Oberingenieur Frenz, Mülheim-Ruhr), Lokomotivbau
                              									(Ingenieur Damm, Hannover), Automobilbau (Ingenieur Gramenz, Marienfelde), Elektromaschinenbau (Oberingenieur
                              										Drescher, Berlin), Kugellagerbau (Ingenieur Gehlke, Borsigwalde).
                           Besonders erwähnt seien noch die in dem Vortrag des Dr.-Ing. Kienzle gezeigten Lichtbilder, die in der von dem
                              									technisch-wissenschaftlichen Vortragswesen bestimmten Art angefertigt und
                              									außerordentlich anschaulich waren.
                           Eisenbetonturm. Für eine drahtlose Station in Tokio ist
                              									ein Eisenbetonturm von mehr als 200 m Höhe gebaut worden. Dieser stellt das bisher
                              									höchste Bauwerk in
                              									Mauerwerk dar und überragt selbst den zurzeit höchsten Schornstein um mehr als 20
                              									m.
                           Der kegelförmige Turm hat am Fundament eine Wandstärke von 82 cm und eine lichte
                              									Weite von 16,75 m; oben beträgt die Wandstärke nur mehr 15 cm bei einem lichten
                              									Durchmesser von 1,2 m.
                           An Massen wurden verwendet etwa 4630 cbm Beton und 425 t amerikanischer Stahl.
                           Der Turm wurde nach dem patentierten System der Weber-Schornstein-Gesellschaft,
                              									Chicago, gebaut, während die Bauaufsicht die „Oriental Compressol Co“ in
                              									Tokio ausübte. (Engineering News-Record 1921, Seite 847.)
                           Marx.
                           Dichten von Betonbehältern. Wasserdurchlässige
                              									Betonbehälter können nachträglich durch folgendes Verfahren wasserdicht gemacht
                              									werden. Als Dichtungsmittel wird fetter Zementmörtel verwendet, bestehend aus 1
                              									Raumteil Zement und 3 Raumteilen reinem Sand. Dieser wird in 2,5 cm dicker Schicht
                              									auf die innere Wandung des Behälters aufgetragen und dort leicht verrieben, doch
                              									nicht geglättet. Nach 24 Stunden wird eine 2. Schicht, bestehend aus 1 Teil Zement
                              									und 1 Teil Fettkalk und entsprechender Wassermenge mit dem Pinsel aufgetragen und
                              									verstrichen. Dieses Verfahren ist an 2 Behältern, die wasserdurchlässig waren, mit
                              									gutem Erfolge angewendet worden. (Beton u. Eisen 1921, Seite 181.)
                           Marx.
                           Druckfestigkeit von Holz. Lehrreiche Versuche „über den
                                 										Einfluß der Größe der Belastungsfläche auf die Widerstandsfähigkeit von Bauholz
                                 										gegen Druckbelastung quer zur Faser“ sind im Materialprüfungsamt der
                              									Technischen Hochschule Stuttgart ausgeführt worden. Die Versuche wurden in der Weise
                              									durchgeführt, daß 1. die Belastung die ganze Stirnfläche eines Prismas trifft, wobei
                              									aus einem Fichtenholzbalken ein Prisma von 122/121/261 (Maße in
                              									mm) entnommen und der Druckprobe unterworfen wurde; 2. die Belastung auf nur einen
                              									Teil der oberen Fläche eines Holzbalkens aufgebracht wurde (bei gleicher
                              									Belastungsfläche). Dabei hat sich feststellen lassen, daß die Zusammendrückungen der
                              									Balkenhöhe bedeutend kleiner geblieben sind, als die des Prisma. Weitere Versuche
                              									sollten den Einfluß der Breite der Belastungsfläche dartun. Hierbei wurde
                              									gefunden, „daß mit kleiner werdender Belastungsfläche die Zusammendrückungen
                                 										des Holzes auf die Einheit der Belastungsfläche kleiner geworden sind“.
                              									(Otto Graf, Der Bauingenieur, 1921, Heft 18.)
                           Marx.
                           Arbeitsgemeinschaft Deutscher Erfinder-Schutz-Verbände.
                              									Unter dem Vorsitz von Geheimrat Prof. Dr. Sommer, Gießen,
                              									wurde am 16. Oktober in Cassel die Arbeitsgemeinschaft Deutscher
                              									Erfinder-Schutz-Verbände gegründet, zu welcher sich die nachstehenden Verbände
                              									zusammengeschlossen haben: Allgemeiner Erfinder-Verband in Berlin, Ansbacherstr. 28,
                              									Bayerische Erfinder-Schutz-Vereinigung in Nürnberg, Adamstr. 67, Deutscher
                              									Erfinder-Schutzverband in München, Jahnstr. 20, die Gesellschaft zur Errichtung
                              									eines deutschen Erfindungs-Instituts, Gießen, und der Reichsverband für das
                              									Erfindungswesen in Mannheim, Waldparkdamm 43. Das Arbeitsprogamm erstreckt sich
                              									vorläufig auf folgende gemeinsame Angelegenheiten: Patentgesetzreform,
                              									Schwindelbekämpfung, Erfindungs-Institut, Erfindungswissenschaften, Bücherei,
                              									Propaganda, gemeinsame Veranstaltungen, Vorprüfung von Erfindungen, Beratung und
                              									Verwertung. In den Vorstand wurden die Herren Geheimrat Prof. Dr. Sommer, Gießen (1. Vorsitzender), Schriftsteller Otto Wiesner, Berlin (stellv. Vorsitzender), Karl Seitz, Nürnberg (Schriftführer und Geschäftsführer),
                              									Ingenieur Ph. Wisotzky, München (Schatzmeister),
                              									Oberingenieur Aug. Dörge, München, und Oberingenieur Richard Dietrich, Mannheim (Beisitzer), gewählt. Die
                              									Presse-Abteilung wurde von den Herren Ziv.-Ing. Curt
                                 										Friedländer, Herausgeber der „Patent-Welt“, Unabhängiges
                              									Treuhand-Organ des Erfindungs- und Verwertungswesens für Erfinder, Industrie und
                              									Handel, Berlin SW 19, und Schriftsteller Otto Wiesner,
                              									Berlin, gemeinsam übernommen. Die Stadt Cassel hatte es sich nicht nehmen lassen,
                              									die Versammlung durch mehrere Stadträte zu begrüßen und stellte für den im nächsten
                              									Jahre im Anschluß an eine Wirtschaftswoche geplanten Kongreß mit Ausstellung der
                              									Arbeitsgemeinschaft geeignete Räume in dankenswerter Weise bereitwilligst zur
                              									Verfügung. Allen Erfindern dürfte anzuraten sein, sich zur Wahrung ihrer Rechte
                              									einem der ganannten Verbände anzuschließen, die die auch Handels- und
                              									Industrie-Verbände vertretende Arbeitsgemeinschaft bilden.