| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 361 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die Verkokung von Teerpech. Der überaus große Bedarf
                              									an Elektrodenkohle für die im Kriege stark erweiterten elektrometallurgischen
                              									Betriebe, Karbid- und Kalkstickstoffwerke zwang zur Auffindung neuer Quellen für die
                              									Herstellung von elektrischen Kohlen und gab so die Veranlassung zur Schaffung einer
                              									neuen Industrie, der Herstellung von Pechkoks. Als Ausgansmaterial hierfür wird
                              									vorwiegend Steinkohlenteerpech benutzt, indessen eignen sich für diesen Zweck auch
                              									Braunkohlenteerpech sowie Erdölpech. Daß diese Peche sich durch Erhitzung auf hohe
                              									Temperaturen verkoken lassen, ist an sich eine längst bekannte Tatsache, und
                              									derartiger Pechkoks wird bei mangelhafter Leitung der Teerdestillation bisweilen als
                              									unerwünschtes Nebenprodukt erhalten.
                           Zur fabrikmäßigen Verkokung des Teerpechs benutzt man große gußeiserne Retorten von
                              									1,5–2,5 m Durchmesser, deren abschraubbarer Oberteil mit einem Helm, einem
                              									Sicherheitsventil, Vakuum-Druckmesser, Thermometer, Dampfeinleitrohr sowie einem
                              									Mannloch versehen ist. Ali den Helm schließt sich das mit einem Kühler
                              									verbundene Abzugrohr an, das in die einzelnen Auffangkessel mündet. Diese sind
                              									zur Verhütung von Bränden in einem besonderen Raum aufgestellt und sind mit
                              									Heizschlangen, sowie mit Anschlüssen für Vakuum und Preßluft ausgerüstet. Je 5–10
                              									Retorten sind, wie A. Fischer im „Journal für
                                 										Gasbeleuchtung“, 62. Jahrg., S. 510, berichtet, zu einem Block vereinigt,
                              									doch hat jede Retorte ihre eigene Kohlenfeuerung. Da zur Verkokung des Pechs eine
                              									ziemlich hohe Temperatur notwendig ist, werden die Retorten stark angegriffen,
                              									namentlich leiden die Retortenböden durch das wechselnde Erhitzen und Abkühlen.
                              									Durch Einhalten einer Höchsttemperatur von 750° im Feuerraum konnte die Lebensdauer
                              									der Retorten beträchtlich erhöht werden, und zwar von anfänglich 22 auf 56
                              									Operationen bis zum Unbrauchbarwerden der Retortenböden, wobei jedoch auch die
                              									Beschaffenheit des Gußeisens von großem Einfluß war.
                           Die Retorten fassen je nach ihrer Größe 1000–2500 kg Pech, das von dem über den
                              									Retorten liegenden Lagerraum aus mit Hilfe von Rutschen eingefüllt wird. Die Dauer
                              									einer Operation beträgt je nach der Größe des Einsatzes bis zu 36 Stunden, wobei auf die
                              									eigentliche Pech Verkokung aber nur 18–20 Stunden entfallen, während die übrige Zeit
                              									für die Abkühlung der Retorten, das Anheizen sowie das Füllen und Entleeren
                              									notwendig ist. Die Destillation des Pechs erfolgt unter gutem Vakuum; bis 350° geht
                              									ein dickes braunes Oel über, bis etwa 400° ein gelbes bis rotbraunes Harz, daneben
                              									entstehen auch Gase in wechselnder Menge. Die Temperatur der abziehenden Dämpfe soll
                              									420° nicht übersteigen. Die Koksbildung beginnt jedenfalls bereits, während das Harz
                              									überdestilliert, sie wird durch eine längere Glühperiode beendet, wobei zur
                              									Entfernung der letzten Oel- und Harzreste gegen Ende der Destillation überhitzter
                              									Wasserdampf in die Retorte eingeleitet wird. Nach beendeter Destillation und
                              									teilweiser Abkühlung wird der Oberteil der Retorte abgehoben und der gebildete Koks
                              									mit der Spitzhacke losgebrochen und entleert.
                           Der Pechkoks ist von hellgrauer Farbe und besitzt sehr hohe Porosität; trotzdem steht
                              									er, wenn er gut ausgeglüht ist, an Festigkeit dem Hüttenkoks kaum nach. Die
                              									Beschaffenheit des Pechkokses ist aber selbst bei einer und derselben
                              									Retortenfüllung ziemlich ungleichmäßig, und zwar sind die Boden- und Randpartien
                              									meistens am besten und am kohlenstoffreichsten, während nach der Mitte zu die Güte
                              									des Kokses abnimmt. Guter Pechkoks soll nicht mehr als 2 v. H. flüchtige
                              									Bestandteile und nur 0,5 v. H. in Benzol lösliche Anteile enthalten; der Aschegehalt
                              									soll höchstens 1 v. H. betragen und das spez. Gewicht soll zwischen 1,35 und 1,65
                              									liegen. Infolge der großen Porosität schwimmt der Pechkoks auf Wasser und aus dem
                              									gleichen Grunde nimmt er beim Lagern an der Luft beträchtliche Wassermengen auf, was
                              									beim Einkauf zu beachten ist.
                           Aus 100 kg Pech erhält man je nach der Arbeitsweise 50–60 kg Koks neben 30–40 kg Oel,
                              									4–6 kg Harz, geringen Mengen Ammoniak und brennbaren Gasen, die zur Heizung der
                              									Retorten mitverwendet werden können. Die Oele können auf Teerfettöl verarbeitet oder
                              									als Heizöl verwendet werden. Bei Verarbeitung von Braunkohlenteerpech enthalten die
                              									Oele noch reichliche Mengen Paraffin, das durch Abpressen gewonnen werden kann.
                           Sander.
                           Neue Vorrichtung zur Bestimmung der brennbaren Bestandteile in
                                 										Gasgemischen. Bei der Analyse brennbarer Gasgemische verfährt man
                              									bekanntlich in der Weise, daß man von dem nach der Absorption von Kohlensäure,
                              									Sauerstoff, schweren Kohlenwasserstoffen und Kohlenoxyd übrigbleibenden Gasrest, der
                              									aus Methan, Wasserstoff und Stickstoff besteht, einen Teil mit einer größeren
                              									Luftmenge vermischt und dieses Gemisch entweder langsam verbrennt oder durch den
                              									Induktionfunken zur Explosion bringt. Durch die Verwendung nur einen Teiles des
                              									erwähnten Gasrestes wird die Berechnung umständlicher und jeder unterlaufene
                              									Analysenfehler vergrößert sich um ein Mehrfaches. Die langsame Verbrennung nimmt
                              									ziemlich viel Zeit in Anspruch und ist unter Umständen nicht vollständig, während
                              									die Explosion nicht immer ungefährlich ist und bisweilen auch unvollständig bleibt.
                              									Um diese Nachteile zu beseitigen, hat Th. Kaleta eine
                              									Apparatur angegeben, in der der gesamte Gasrest ohne Explosion mit sichtbarer Flamme
                              									verbrannt werden kann. Die Vorrichtung besteht aus einem mit Zweiweghahn versehenen
                              									Glasgefäß, in dessen oberem Teile eine kleine Platinspirale angebracht ist, die
                              									durch den elektrischen Strom zum Glühen gebracht wird. Der Gasrest wird durch eine
                              									Kapillare, die unmittelbar neben der Platinspirale mündet, zugeführt und verbrennt
                              									beim Austritt aus der Spitze in der Verbrennungspipette, die vorher mit einer
                              									gemessenen Luftmenge gefüllt worden ist, mit sichtbarer Flamme. Nach beendeter
                              									Verbrennung wird das Gasgemisch in die Meßbürette zurückgeleitet, die Kontraktion
                              									gemessen und hierauf wie üblich die aus dem Methan gebildete Kohlensäure
                              									absorbiert.
                           Diese Methode, die sich im Laboratorium der Dortmunder Union gut bewährt hat,
                              									gestattet natürlich auch die gleichzeitige Verbrennung des Kohlenoxds, dessen Menge
                              									durch Bestimmung des unverbrauchten Sauerstoffs in der zugesetzten Luft in der
                              									üblichen Weise ermittelt wird; auf diese Weise läßt sich die unzuverlässige
                              									Absorption des Kohlenoxyds mit Kupferchlorürlösung umgehen. Die neue
                              									Verbrennungspipette kann sowohl in Verbindung mit der Hempelbürette als auch mit dem Orsatapparat
                              									benutzt werden, sie wird von der Firma Dr. Carl Görcki in
                              									Dortmund hergestellt. (Chemiker-Zeitung 1921, S. 651).
                           Sander.
                           Sodagewinnung in Verbindung mit der Ammoniakfabrikation.
                              									Die Knappheit und der hohe Preis der Schwefelsäure veranlaßte während des Krieges
                              									die großen Stickstoffwerke, das von ihnen gewonnene synthetische Ammoniak nicht wie
                              									üblich in schwefelsaures Ammonium überzuführen, sondern stattdessen salzsaures
                              									Ammonium herzustellen, das als Düngemittel dem schwefelsauren Ammonium durchaus
                              									gleichwertig ist. Zur Neutralisation des Ammoniaks wurde jedoch nicht freie
                              									Salzsäure verwendet, sondern man ging hierbei von Kochsalz aus, das zusammen mit
                              									Ammoniak und Kohlensäure nach dem seit Jahren in der chemischen Industrie benutzten
                              									und in größtem Maßstabe durchgeführten Verfahren von Solvay in Soda und festes Chlorammonium verwandelt wurde. So entstanden in
                              									Verbindung sowohl mit den Kalkstickstoffwerken als auch mit den nach dem Verfahren
                              									von Haber arbeitenden Ammoniakfabriken große Anlagen, die
                              									als Haupterzeugnis Chlorammonium und als Nebenerzeugnis Soda herstellen.
                           Diese Kombination von Sodagewinnung und Chlorammoniumherstellung bedeutet gegenüber
                              									der bisherigen Arbeitsweise der Sodafabriken einen großen Vorteil, denn bisher
                              									brachten diese Fabriken das neben der Soda gewonnene Chlorammonium nicht in den
                              									Handel, sondern regenerierten durch Kochen der Chlorammoniumlösung mit Kalkwasser
                              									das Ammoniak, das wiederum mit Kochsalz und Kohlensäure in Reaktion gebracht wurde.
                              									Bei dieser Regeneration des Ammoniaks entstehen jedoch große Mengen von
                              									Chlorkalziumlauge, deren Beseitigung oft beträchtliche Schwierigkeiten bereitete und
                              									infolge der Versalzung der Flußläufe nicht selten Anlaß zu Unzuträglichkeiten gab.
                              									Dieser Uebelstand fällt nun ganz weg, wenn bei der Sodagewinnung die Regeneration
                              									des Ammoniaks entbehrlich wird und stets frische Ammoniakmengen verwendet werden. In
                              									diesem Falle entstehen nämlich keinerlei Abfallstoffe.
                           Nach einem den Bayerischen Stickstoff werken und Dr. N. Caro erteilten Patent (D. R. P. 303843) wird das neue kombinierte
                              									Verfahren in folgender Weise ausgeführt: Durch Brennen von Kalkstein wird
                              									Kohlensäure und Aetzkalk erzeugt. Dieser wird mit Koks gemischt und im elektrischen
                              									Ofen auf Kalziumkarbid verarbeitet. Dieses wird dann durch Erhitzen in einer
                              									Stickstoffatmosphäre in Kalkstickstoff verwandelt, der seinerseits bei Einwirkung
                              									von überhitztem Wasserdampf Ammoniak liefert. Das Ammoniak wird nun mit der beim
                              									Brennen des Kalksteins gewonnenen Kohlensäure sowie mit Kochsalz in Soda und
                              									Chlorammoniumlösung umgesetzt, aus der durch Eindampfen fester Salmiak gewonnen
                              									wird. Die Gewinnung des festen Salzes kann auch durch Zusatz von Rohsalz zu der
                              									Lösung oder durch Abkühlen erfolgen. Die Mutterlauge kehrt evt. nach weiterem Zusatz
                              									von Kochsalz stets in den Betrieb zurück; auf diese Weise wird der Kochsalzverlust,
                              									der bei der üblichen Ammoniaksodagewinnung sehr beträchtlich ist, auf ein äußerst
                              									geringes Maß zurückgeführt. Andererseits wird dadurch, daß die Regeneration des
                              									Ammoniaks bei dem kombinierten Verfahren wegfällt, auch der sonst unvermeidliche
                              									Ammoniakverlust vermieden. Schließlich werden auch die Ausgaben für Kalkstein
                              									verringert, weil bei der Zersetzung des Kalkstickstoffs neben Ammoniak auch
                              									kohlensaurer Kalk entsteht, der wenigstens zum Teil zur Gewinnung der erforderlichen
                              									Kohlensäure mitverwendet werden kann. Für Ammoniakfabriken, die nach dem Verfahren
                              									von Haber arbeiten, bietet sich eine Kohlensäurequelle in
                              									den Abgasen, die bei der Gewinnung von Wasserstoff aus Wassergas entstehen, denn
                              									hierbei wird das Kohlenoxyd des Wassergases durch Oxydation mittels Dampfes
                              									katalytisch in Kohlensäure verwandelt, von welcher somit sehr große Mengen
                              									anfallen.
                           Sander.
                           Erfahrungen mit der Lagerung von Kohlen unter Wasser. In
                              									Amerika werden schon seit einer Reihe von Jahren in größeren Werken die
                              									Kohlenvorräte in gemauerten, mit Wasser gefüllten Gruben gelagert, weil so am
                              									einfachsten und sichersten die Selbstentzündung der Kohle verhütet und ihre
                              									Wertminderung infolge der Einwirkung des Luftsauerstoffs verhindert werden kann.
                              									Einem Bericht in der Elektrotechnischen Zeitschrift 1920, S. 473, zufolge besitzt
                              									auch die Indianapolis Light and Heat Co. zwei derartige Betonbehälter zur Lagerung
                              									der Kohlen unter Wasser. Der eine Behälter fast 13000 t, der andere 8000 t Kohle;
                              									die gesamten Kosten für die beiden Behälter belaufen sich auf 60000 Dollar.
                           Der größere Feuchtigkeitgehalt der unter Wasser gelagerten Kohle hat bei der
                              									Verfeuerung von Stückkohle bisher keine Schwierigkeiten bereitet, dagegen erwies
                              									sich Nußkohle, wenn sie unter Wasser gelagert war, als schwerer entzündlich. Die
                              									Förderung der Kohle aus dem Wasserbehälter zum Kesselhausbunker erfolgt durch
                              									Eisenbahnwagen, so daß das Wasser auf diesem Transport genügend abtropfen kann. Die
                              									Entwässerung der Kohle kann aber auch in der Weise erfolgen, daß der Wasserspiegel
                              									in dem Lagerbehälter so weit gesenkt wird, daß die zum Verbrauch bestimmte Kohle
                              									nicht vom Wasser bedeckt ist. Bei dieser Methode zeigte sich, daß auch die 2–3 m
                              									über dem Wasserspiegel lagernde Kohle infolge der Kapillarität noch feucht bleibt.
                              									Die Untersuchung zweier Kohlenproben der gleichen Zeche und aus demselben Flöz, von
                              									denen die eine frisch gefördert war, während die zweite ungefähr 1 Jahr lang unter
                              									Wasser gelagert war, ergab eine Verminderung des Heizwertes von 6970 auf 6794 WE;
                              									der Verlust betrug also nur 2,5 v. H.
                           Sander.
                           Die Anlage zur Gewinnung von flüssiger Luft der
                              									staatlichen Berginspektion II zu Zaborze beschreibt Lindner in einem ausführlichen Bericht über den Neubau der Tagesanlagen
                              									und Fördereinrichtungen des Westfeldes der genannten Berginspektion. Die Anlage zur
                              									Luftverflüssigung, Bauart Linde, arbeitet ohne Vorkühlung
                              									und liefert stündlich 60 l flüssige Luft mit einem Sauerstoffgehalt von 97 v. H. Der
                              									Hochdruckkompressor für 200 at Enddruck arbeitet fünfstufig und ist mit einer
                              									Heißdampfmaschine von 180 PS Leistung gekuppelt. Seine Abmessungen sind so
                              									gewählt, daß, sofern die Luft beim Eintritt in den Trennapparat eine Temperatur von
                              									nicht mehr als 20° hat, reichlich 60 l flüssiger Sauerstoff in der Stunde gewonnen
                              									werden können. Die erste Kompressorstufe saugt etwa 400 cbm Luft stündlich an, da
                              									nur 60 v. H. des in der Luft enthaltenen Sauerstoffs durch Rektifikation gewonnen
                              									werden können. Die vierte Kompressorstufe saugt weitere 500 cbm Luft stündlich an,
                              									die ebenfalls auf 200 at verdichtet in den Trennapparat gelangen. Diese 500 cbm Luft
                              									dienen jedoch nicht zur Sauerstoffgewinnung, sondern nur zur Kälteerzeugung, denn
                              									sie kehren unter einem Drück von etwa 50 at wieder in den Kompressor zurück und
                              									liefern bei ihrer Entspannung die Hauptmenge der zur Herstellung von 60 l flüssigem
                              									Sauerstoff erforderlichen Kälte.
                           Die Leistung des Trennapparats hängt außer von der zugeführten Luftmenge natürlich
                              									auch von der Temperatur ab, mit der die Hochdruckluft in den Apparat eintritt, und
                              									zwar bewirkt eine Herabsetzung der Lufttemperatur um je 1° C eine Mehrerzeugung von
                              									etwa 0,6 l flüssigem Sauerstoff in der Stunde, wie folgende Zahlentafel zeigt:
                           
                              
                                 Lufttemperatur bei Eintrittin den
                                    											Trennapparat°C
                                 Stündliche Erzeugungan flüssigem
                                    											SauerstoffLiter
                                 ReinheitProz. O2
                                 
                              
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                           Diese Zahlen zeigen deutlich den wesentlichen Einfluß der Lufttemperatur auf die
                              									Leistung der Anlage; um die Luft dem Trennapparat mit möglichst niedriger Temperatur
                              									zuzuführen, wird das Kühlwasser des Kompressors durch eine besondere
                              									Streudüsen-Rückkühlanlage geleitet. (Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- u. Salinenwesen,
                              									Bd. 67, S. 386).
                           Sander.
                           Heizwertvergleich verschiedener Brennstoffe. Auf der
                              									Ausstellung für Wasserstraßen und Energiewirtschaft, die im Sommer in München
                              									stattfand, zeigte die Bayerische Landeskohlenstelle eine Reihe interessanter Tafeln,
                              									die auch dem Laien recht eindringlich den Wert der verschiedenen Brennstoffe vor
                              									Augen führten. Besonders anschaulich kommt dies in nachfolgender Uebersicht zum
                              									Ausdruck, die zeigt, welche Brennstoffmengen nötig sind, um 100000 Wärmeeinheiten zu
                              									erzeugen.
                           100000 WE. werden geliefert durch Verbrennen von
                           
                              54 kg Lignit, grubenfeucht,
                              53 kg oberpfälzischer Braunkohle,
                              50 kg rheinischer oder mitteldeutscher Rohbraunkohle und nassem
                                 										Torf (50 v. H. Feuchtigkeit),
                              45 kg Lignit, lufttrocken,
                              42 kg nassem Hartholz (40 v. H. Feuchtigkeit),
                              40 kg nassem Weichholz (40 v. H. Feuchtigkeit) und
                                 										Steinkohlenhaldenstaub,
                              27 kg lufttrockenem Weich- oder Hartholz,
                              25 kg lufttrockenem Torf,
                              24 kg Koksgrus,
                              21 kg Braunkohlenbriketts,
                              20 kg oberbayerischer Pechkohle,
                              17 kg Grudekoks,
                              15 kg Gaskoks,
                              14 kg Zechenkoks, Steinkohlenbriketts, oberschlesischer
                                 										Fettkohle oder Ruhrgasflamm- und Fettkohle,
                              13 kg Torfkoks oder Holzkohle, 12 kg Ruhranthrazit,
                              14 l Spiritus,
                              11 l Benzol oder Petroleum,
                                9 l Teeröl.
                              
                           Gleichfalls recht instruktiv ist folgende Zusammenstellung, die für eine Reihe von
                              									Fertigerzeugnissen angibt, welche Mengen davon bei einem Verbrauch von 1 kg
                              									Steinkohle hergestellt werden können:
                           1 kg Steinkohle liefert 0,3 kg Preßhefe, 6 kg Romanzement, 0,7 Liter Spiritus, 2 kg
                              									Stahl, 90 Schachteln Zündhölzer, 4 kg Stückkalk, 0,4 kg Leder, 1,4 kg Papier, 3 kg
                              									Mlazkaffee, 127 g leichtes Porzellan (1 Kaffeetasse), 300 g schweres Porzellan (ein
                              									mittelgroßer Teller), 6 Liter Bier, 0,2 kg Karbid, 20 kg Eis, 0,3 kg Leim, 2,5 kg
                              									Kupfer, 0,04 kg Aluminium, 0,7 kg Flaschenglas (1 Bierflasche), 1 Paket
                              									Würfelzucker.
                           Sander.
                           Tagung des Reichsbundes Deutscher Technik in Erfurt. Der
                              									Reichsbund Deutscher Technik, in dem neben einer großen Anzahl von Einzelmitgliedern
                              									fast sämtliche deutschen Verbände von Technikern und Ingenieuren der verschiedensten
                              									Fachgruppen, sowohl die technisch-wissenschaftlichen als auch
                              									technisch-wirtschaftlichen, vertreten sind, hielt in Erfurt vom 27. bis 30. Oktober
                              									seine 6. Bundestagung ab.
                           Die Arbeit der Tagung war ernster innerer Aufbauarbeit gewidmet. Zu derselben waren
                              									aus allen deutschen Gauen Vertreter der größeren Orts- und Landesgruppen und der
                              									angeschlossenen Verbände erschienen. Die Arbeit der Delegierten war, wie schon
                              									gesagt, eingestellt auf innere Bundesarbeit in der Richtung der Einstellung der
                              									Techniker ihrer Bedeutung gemäß in Staatsverwaltung, öffentlicher Verwaltung und
                              									Wirtschaft unter besonderer Einstellung auf die notwendige Rationalisierung der
                              									deutschen Wirtschaft, auf deren Grund nur allein die schweren uns auferlegten
                              									Aufgaben des Friedensvertrages zu erfüllen sind.
                           Neben den Arbeitsitzungen veranstaltete der R. D. T. am Sonnabend, dem 29. Oktober,
                              									abends 6½ Uhr, in den Räumen des Hauses Kossenhaschen eine öffentliche Versammlung,
                              									zu der eine große Anzahl aller in Betracht kommenden öffentlichen Körperschaften und
                              									Verwaltungsstellen Ehrengäste entsandt hatten. Diese Versammlung wurde durch den
                              									stellv. Vorsitzenden, Herrn Landmesser Gawehn (Dresden),
                              									mit einer kurzen Ansprache eröffnet. Als Beauftragter der Stadt Erfurt begrüßte dann
                              									Herr Stadtbaurat Weichbrodt die Vertreter des R. D. T.
                              									und die durch diese vertretenen Ortsgruppen und angeschlossenen Verbände. Herr
                              									Stadtbaurat Weichbrodt sprach über die Bedeutung der
                              									Technik und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Erfurt. Er betonte die
                              									Notwendigkeit, daß Technik und Wirtschaft auch in den Gemeinden, den Kreisen und
                              									Verwaltungsbezirken zum Wiederaufbau und zur Wiedergesundung eingesetzt werden
                              									müsse. Herr Stadtbaurat Weichbrodt erhofft von der in
                              									Erfurt neugegründeten Ortsgruppe des R. D. T. erfolgreiche Förderung der Ziele, die
                              									sich der R. D. T. gesteckt hat, auch in Bezug auf die Stadt Erfurt sowie das
                              									Thüringer Land, und wünscht dem R. D. T. eine für den weiteren Ausbau und die
                              									erfolgreiche Tätigkeit des R. D. T. im Reiche erfolgreiche Tagung. Die Erfurter
                              									Tagung möge für die weitere Arbeit des R. D. T. den gleichen Erfolg zeitigen, den
                              									die unter ähnlichen Verhältnissen auch in einem Zeitraum des Niederganges von
                              									Erfurt einsetzende Bewegung Luthers hatte für die Wiedererstarkung des Deutschen
                              									Volkes und die Gesundung des deutschen Volkslebens.
                           Herr Regierungsbaurat Roth (Mannheim) berichtete über die Bedeutung des R. D. T., der
                              									sich die Aufgabe gestellt hat, technischer Denkweise und technischwirtschaftlicher
                              									Arbeit den gebührenden Einfluß auf die Geschicke unseres Landes zum Wohle des ganzen
                              									Volkes zu erwirken. Der R. D. T. fordert zu diesem Zwecke unter anderem: die
                              									Berücksichtigung der Technik auch im Lehrplan der Schulen und die Heranziehung
                              									geeigneter Lehrkräfte, Aufklärung der Bevölkerung über die Leistung der Technik und
                              									die Bedeutung technischer Geistesarbeit für unsere Kulturentwicklung und die
                              									Mitarbeit der Techniker in öffentlichen Körperschaften als vollberechtigte
                              									Mitglieder, hierzu die Beseitigung des Juristen-Monopols in der öffentlichen
                              									Verwaltung und die ungerechte Vorherrschaft gewisser Berufszweige im
                              									Wirtschaftsleben. Andererseits aber fordert der R. D. T. von den eigenen
                              									Berufsgenossen, ohne Beeinträchtigung des Fachwissens, eine Vertiefung des
                              									allgemeinen Wissens in kultureller Hinsicht, besonders aber in bezug auf die
                              									Heranbildung geeigneter Kräfte, die im öffentlichen Leben, in Staatsverwaltung und
                              									Leitung erfolgreich tätig sein können, Verständnis für die praktische Bedeutung des
                              									Technikers, insbesondere der technischen Handarbeiter, Förderung der geistigen
                              									Bedürfnisse der Arbeiterschaft, alles in allem eine wahre Berufs-Kameradschaft, frei
                              									von jedem schädigenden Kastengeist.
                           Herr Stadtbaurat a. D. Schwandt (Hagen i. W.) sprach über
                              										„Philosophie und Technik“, weiter Herr Ingenieur und Fabrikbesitzer Kräcker (Berlin) über: „Einstellung der Ingenieure und
                                 										Techniker auf die heutigen Wirtschaftsverhältnisse in der Praxis“.
                           Im Anschluß an die Vorträge fand in den Räumen des Hauses Kossenhaschen ein
                              									gemeinschaftliches Abendessen mit anschließendem geselligem Zusammensein statt. Der
                              									stellv. Vorsitzende des R. D. T. Herr Landmesser Gawehn
                              									begrüßte die Teilnehmer und sprach der Ortsgruppe Erfurt den Dank des R. D. T. für
                              									die von dieser geleisteten Vorbereitungen, die zum Gelingen der Tagung wesentlich
                              									beigetragen haben, aus und wünscht Erfurt und der Ortsgruppe Erfurt eine gedeihliche
                              									Entwicklung. Herr Oberlandmesser Henkel (D. V. V.) dankt
                              									dem Vorsitzenden für die Wünsche, die er der Ortsgruppe Erfurt gewidmet hat, und
                              									verspricht, daß die Ortsgruppe Erfurt sich bemühen werde getreu den Richtlinien des
                              									R. D. T. mitzuarbeiten, an den großen Zielen und Aufgaben, die der R. D. T. zu lösen
                              									berufen ist. Das vortreffliche vom Hause Kossenhaschen gebotene Mahl würzten noch
                              									heitere, dabei aber vom technischen Geist getragene Reden und Vorträge der Herren:
                              									Regierungslandmesser Feilhauer, Präsident Geheimrat Dr.
                              										Strecker, Zivilingenieur Hartung, Stadtbaurat Schmandt. Angeregte
                              									Unterhaltung und gute Stimmung hielt die Teilnehmer noch lange zusammen.
                           Die Einstellung der Ingenieure und Techniker auf die heutigen
                                 										Wirtschaftsverhältnisse in der Praxis. (Ingenieur und Fabrikbesitzer Kräcker, Neukölln, auf der Tagung des Reichsbundes
                              									Deutscher Technik in Erfurt). Das Diktat von Versailles, das Wiesbadener
                              									Wiederaufbauunternehmen für die zerstörten Gebiete Belgiens und Frankreichs und
                              									letzten Endes das große nationale Unglück der Abtötung wichtiger Wirtschaftsnerven
                              									unserer Industrie, das sich darstellt in dem Raube Oberschlesiens, all das sind
                              									Dinge, die von Tag
                              									zu Tag immer mehr dazu zwingen, alle Wirtschaft – die des Staates und des
                              									Privatbesitzes – ständig auf ihren Nutzeffekt für die Gesamtheit zu untersuchen. Es
                              									kommt dazu, daß das unselige politische Parteiwesen bei uns dazu geführt hat, daß
                              									bisweilen die gesamte Wirtschaft, sehr häufig aber bestimmte Abschnitte des
                              									Wirtschaftslebens lediglich vom parteipolitischen Standpunkt betrachtet und
                              									ausgewertet werden, und daß darum die Organisationen unserer Industrien zwecks
                              									Herbeiführung großer Nutzwerte durch rationellste Technik und planmäßig aufgebaute
                              									Arbeit großen Hemmungen begegnet. Wenn dann noch an die Entwertung aller Sachwerte
                              									durch den Valutastand unseres Papiergeldes erinnert wird, wenn ferner das Wort
                              										„Ueberfremdung“ in den Kreis dieser Betrachtungen eingeschaltet wird –
                              									jene Einkapslung fremdländischen Kapitals in den deutschen Wirtschaftskörper,
                              									wodurch zwar im Augenblick die Kapitalsnot der Industrie überbrückt, aber nicht
                              									beseitigt wird und wodurch leider für spätere Zeit die Möglichkeit des politischen
                              									Zugriffs der fremden Völker auf unsere industriellen Sachwerte geschaffen ist, dann
                              									hat man im großen und ganzen den Unterbau für die vorliegenden Ausführungen und die
                              									Notwendigkeit für die an den deutschen Ingenieur und Techniker zu stellende
                              									Aufforderung: „Seid nicht nur Ingenieure und Techniker in eurem engeren
                                 										Arbeitsgebiete, sondern beschäftigt euch auch fortan mit dem Wirkungsgrad eurer
                                 										Arbeit auch für das Volksganze und fundamentiert unser Wirtschaftsleben mit
                                 										technischem Geist und technischem Denken, damit das, was der Wirtschaft an
                                 										Schäden durch unkluge Parteipolitik und den Geßlerhut der Allierten, den uns
                                 										auferlegten Frondienst für andere Völker, zugefügt wird, immer wieder durch den
                                 										Geist der Technik zunichte gemacht wird, die der Eckpfeiler unseres
                                 										Wirtschaftslebens ist.“
                           Langsam aber sicher ringt sich trotz des politischen Kampfes überall in den Betrieben
                              									des Staates und des Privatbesitzes ein Zusammengehörigkeitsgefühl durch, wobei
                              									unzweifelhaft den Trägern der Technik die Führerrolle für die gesamte Wirtschaft
                              									dann zugesprochen werden wird, wenn, wie Riedler in seinem Werke „Die neue
                                 										Technik“ sagt, die Technik Großes im Sparen und Erschließen leistet, neue
                              									Werte schafft und ihr Wirken auf das Allgemeinwohl richtet, statt nur auf eine
                              									hemmungslos eigensüchtige Ertragswirtschaft, wenn sie sachkundig erfahren und
                              									volkswirtschaftlich eingestellt wird.
                           Es ist bei diesen Gedankengängen am Platze, sich den Begriff Wirtschaft einmal klar
                              									vor Augen zu führen; Wirtschaft ist die Nutzbarmachung der Naturschätze und
                              									Naturkräfte durch Technik und Arbeit zu dem Zwecke, alle Lebens- und
                              									Kulturbedürfnisse eines Volkes zu schaffen. Je höher die Ansprüche an Leben und
                              									Kultur sind, desto hochwertiger muß die Leistung von Technik und Arbeit werden, wenn
                              									Naturschätze und Naturkräfte nicht mehr ausreichen (ein Fall, der heute auf unser
                              									Vaterland zutrifft), deshalb müssen die Volksschichten, welche an der Wirtschaft
                              									direkt keinen Anteil nehmen, selbstverständlich den technischen Berufsständen auf
                              									die politischen Geschicke unseres Volkes den gebührenden Einfluß in Wirtschaft und
                              									Politik einräumen. Die moderne Wirtschaft Deutschlands, mit ihrer noch heute
                              									Weltgeltung besitzenden Technik und disziplinierten Arbeit, besteht ja nicht viel
                              									länger als ein Menschenalter, deshalb ist es selbstverständlich, daß dieser Einfluß
                              									den Ingenieuren und Technikern, Chemikern, Architekten und anderen technischen
                              									Berufsgruppen nur auf dem Wege des ideellen Kampfes mit anderen Volks- und
                              									Berufsgruppen errungen werden kann. In dieser Richtung bewegen sich die Bestrebungen
                              									des Reichsbundes Deutscher Technik, so wird uns das Ziel neuzeitlicher
                              									technisch-wissenschaftlicher und technisch-wirtschaftlicher Arbeit verständlich,
                              									unsere vaterländischen Industrien trotz aller Kümmernisse immer wieder „neu zu
                                 										laden“, um einen elektrotechnischen Ausdruck zu gebrauchen, damit
                              									unaufhörlich Strom und Spannung für das industrielle Leben, also die Wirtschaft als
                              									solche, vorhanden ist. Um diese Wirkung vollkommen zu erreichen, ist eine technisch-
                              									und wirtschaftlich eingestellte Lebensführung nötig. Dieselbe beginnt für uns
                              									Techniker mit unserem technischen Studium, das aber von dem neuen Geist der Zeit
                              									noch nicht viel aufgenommen hat. Dieses Studium, sich anschließend an den Besuch von
                              									Schulen, deren Unterricht das Leben der Masse, frei von allem seit Jahrzehnten
                              									mitgeschlepptem Ballast, befruchten muß, ist das Alpha und das Omega für Wertung und
                              									Bedeutung technischer Arbeit. Es ist hier nicht der Ort, um über die Methodik des
                              									Studiums Worte zu verlieren, es genügt, zu sagen, daß es den ideellen Unterbau haben
                              									muß, daß die Wirtschaft in unserem, mit rasender Eile seiner Verarmung
                              									entgegengehenden Vaterlande nicht mehr Privatsache, sondern Sache der Allgemeinheit
                              									ist, denn: „Wirtschaft ist Schicksal.“
                           Es ist naheliegend, daß die Gewöhnung an den Gedanken eines gemeinschaftlich wirksam
                              									werdenden Nutzeffekts technischer Arbeit die technischen Kreise den Arbeiterkreisen
                              									näher bringen wird. Daß damit auf der einen Seite soziales und sozialpolitisches
                              									Empfinden und Wirken, auf der anderen Seite bestehende Klassenvorurteile und
                              									Klassengegensätze mit der Zeit weggeräumt werden, ist nicht zu bezweifeln, ist
                              									vielmehr dringend nötig, denn die Kämpfe zwischen Kapital und Arbeit hätten in der
                              									Wirtschaft nicht so trennend und zerschneidend gewirkt, wenn die noch aus der
                              									Vorkriegszeit stammenden Gegensätze nicht eine tiefe Verbitterung in weiten
                              									Volkskreisen geschaffen hätten.
                           Nach Vorhergesagtem hat man nunmehr zu fragen: Was zeigt die heutige Wirtschaft, im
                              									Ganzen angesehen, eigentlich dem sich umstellenden Ingenieur und Techniker? Dabei
                              									kommt man auf volkswirtschaftlich und betriebswirtschaftlich neue Begriffe, wie
                              									Gemeinschaft, Planwirtschaft, Brennstoff- und Kraftwirtschaft, auf Syndikate und
                              									Trusts, kurzum auf all das, was immer wieder technischen Geist kapitalistisch im
                              									Sinne großer Volksschichten auswirken läßt.
                           Als Kennzeichen der Gemeinwirtschaft führt Geheimrat Riedler noch an: sittliche
                              									Pflicht muß es werden, keinen Stoff, keine Arbeit zu verschleudern, Brennstoff zu
                              									sparen, Kraft und Arbeit richtig zu höchster Leistung zu verwenden, keine Abfälle,
                              									keine Fehlarbeit zu verschulden, den unvermeidlichen Abfall zu nutzen usw., kurz:
                              									viel, gut, werteschaffend und wirtschaftlich für das Geweinwohl zu arbeiten, also
                              									die besten Mittel zu schaffen, vorhandene zu verbessern, alle im besten Verfahren
                              									auszunutzen, alte untaugliche Mittel abzustoßen und die Arbeiter richtig zu bilden
                              									und zu verwenden. Das sind Pflichten, denen der Besitz bisher nicht immer
                              									nachgekommen ist, der Besitz hat das Eigentum vielfach nicht im Sinne eines ihm
                              									anvertrauten Teils des allgemeinen Besitzes verwaltet.
                           Das sind Worte von so großer Bedeutung, daß man sie in jedem Fabriksaal anschlagen
                              									müßte.
                           Die viel umstrittene Planwirtschaft definiert Riedler
                              									treffend: Die Planwirtschaft im technischen Bereich will vollkommene Mittel in
                              									planmäßiger Gesamtarbeit so anwenden, daß die Leistung in jeder Einzel- wie in der
                              									Gesamtarbeit möglichst erhöht wird. Denn die menschliche Arbeit allein ist
                              									unzulänglich, nach Stärke und Dauer natürlich begrenzt, während die zu lösenden Aufgaben immer
                              									größer und schwieriger werden. Daher muß die Menschenkraft durch die Naturkraft
                              									abgelöst, die Menschenleistung durch Maschinenarbeit und Planverfahren erhöht,
                              									anstelle des unzureichenden Erfassens und Ausführens durch den Einzelnen die
                              									Arbeitsteilung gesetzt werden. Rohstoff und aufgewendete Arbeit lassen sich dann bei
                              									Umwandlungsarbeiten weit besser ausnutzen, der Wirkungsgrad der Arbeit bedeutend
                              									erhöhen. Zu diesen technischen Forderungen kommen die der Gemeinarbeit für das
                              									Gemeinwohl hinzu.
                           Der vorher gemachte Hinweis auf die unbedingt notwendige Durchführung einer neuen
                              									Brennstoff- und Kraftwirtschaft braucht im einzelnen nicht weiter ausgeführt zu
                              									werden, weil Jedermann ja weiß, daß, nachdem der Feindbund uns des wichtigsten
                              									Rohstoffs für unsere Wirtschaft, der Kohle, in bedeutendem Maße beraubt hat, es
                              									notwendig ist, zu anderen Kraftfaktoren für die Wirtschaft überzugehen. Dabei sei
                              									nur an die Förderung aller mit der Braunkohlenindustrie zusammenhängenden
                              									technischen Fragenkomplexe, an die Schaffung einer umfassenden Wasserwirtschaft, an
                              									die großzügige Organisation der Elektrizitätsversorgung u.a.m. erinnert. Wie nun
                              									aber auf der einen Seite es notwendig ist, neues wirtschaftliches Leben durch
                              									Einstellung aller technischen Arbeit und technischen Denkens als auf das Gesamtwohl
                              									anzuregen, so besteht auf der anderen Seite für alle technischen Kreise auch die
                              									Notwendigkeit, den Vertrieb der Erzeugnisse der Wirtschaft, ebenso planmäßig und auf
                              									gesunde Wirtschaftlichkeit eingestellt, organisiert zu sehen, Auswüchse des
                              									Wirtschaftslebens, wie beispielsweise Zurückhaltung von Waren, Preistreiberei,
                              									Wucher und auch ungenügende Bewertung technischer Arbeit sind ebenso verhängnisvoll
                              									für uns wie die Maßnähmen der Entente, und führen wie diese zu einer Zerrüttung
                              									unseres Wirtschaftslebens. Wohl bieten Syndikate und Trusts die Möglichkeit eines
                              									gewissen Ausgleichs, trotzdem muß aber auch hier für die Technik Einfluß auf die
                              									Vorgänge im Wirtschaftsleben gefordert werden.
                           Wir sind hier in Erfurt auf historischem Boden deutscher Geschichte. Einstmals, zu
                              									Luthers Zeiten auch wie heut, ein zerrüttetes, verarmtes, teilweise verlottertes
                              									Deutschland! Der Mut und die Entschlossenheit dieses Mannes hat es zuwege gebracht,
                              									daß unser Vaterland bestehen blieb. Die große Persönlichkeit, der Luther, der
                              									Bismarck der Technik fehlt! Ersetzen wir Techniker den noch fehlenden großen Mann
                              									dadurch, daß wir selbst dahin wirken, daß technisches Denken und technischer Geist
                              									Gemeingut unseres Volkes werden, damit das Verhängnis des Verderbens, das uns durch
                              									den unversiegbaren Neid und Haß unserer Feinde droht, wirkungslos, ein freies
                              									Deutschland in der Menschheitsgeschichte führen wird.
                           
                              Entschließungen des Reichsbundes Deutscher Technik
                                 										(Bundesversammlung vom 27.–30. Oktober).
                              „Der Reichsbund Deutscher Technik ersucht das Patentamt dringend, die
                                 										Jahresgebühren für die infolge des Patent-Verlängerungs-Gesetzes hinzugekommenen
                                 										Jahre durch die nach dem bisherigen Gesetz ordnungsgemäß erfolgten Zahlungen als
                                 										abgegolten anzusehen, unter allen Umständen aber notwendige Ergänzungszahlungen
                                 										aus den bereits für die folgenden Jahre eingezahlten Gebühren zu entnehmen.“
                              
                           
                              „Der R. D. T. hat sich seit drei Jahren bemüht, die Bedeutung der neuen
                                 										Gesetzentwürfe für den Ausbau der öffentlichen Selbstverwaltung in Preußen durch
                                 										eingehende Mitarbeit zu würdigen. Der R. D. T. hat bei den entsprechenden
                                 										Verhandlungen mit Nachdruck den Standpunkt vertreten, daß unter gerechter
                                 										Berücksichtigung aller Verhältnisse des öffentlichen und privaten Lebens
                                 										die Träger fachlicher und insbesondere technischer Arbeit unbedingt eine
                                 										stärkere Vertretung in den Körperschaften des öffentlichen Rechts haben müssen.
                                 										Wo es infolge der bisherigen Verwaltungsmethoden an dem vielseitigen fachlichen
                                 										Nachwuchs fehlen sollte, muß die künftige Verwaltung Gelegenheit geben und
                                 										nehmen, sich diesen Nachwuchs heranzuziehen, damit eine lebendige Wechselwirkung
                                 										zwischen den maßgebenden Verwaltungsstellen und den wirtschaftlich-kulturellen
                                 										Beziehungen des Volkes entstehe und erhalten bleibe.
                              
                           
                              Der R. D. T. gibt der Erwartung Ausdruck, daß die fachlichen und insbesondere
                                 										technischen Organisationen bei der letzten Fassung des entsprechenden Gesetzes
                                 										gehört werden, ehe die Vorlage an den Landtag erfolgt.“
                              
                           
                              „Der in Erfurt tagende Reichsbund Deutscher Technik beklagt aus tiefstem Herzen,
                                 										daß es ihm zurzeit nicht möglich ist, seinen vergewaltigten deutschen
                                 										Volksgenossen in Oberschlesien durch die Tat zu helfen.
                              
                           
                              Er stellt fest, daß die widerrechtliche Wegnahme dieses großen Industriegebietes
                                 										den Wiederaufbau der Wirtschaft Deutschlands und damit derjenigen Europas
                                 										verhindern muß.“
                              
                           Gewinnung und Bedeutung des Oelschiefers. Die Oelschiefer
                              									sind durch Ablagerung von abgestorbenen Wasserorganismen der Tier- und Pflanzenwelt,
                              									auf dem Meeresboden entstanden. In diesen eiweiß- und fetthaltigen Urstoffen, die im
                              									wesentlichem auch für die Entstehung des Erdöls in Betracht kommen, wächst durch
                              										„Inkohlung“ unter Abscheidung von Wasser, Kohlensäure und Methan
                              									allmählich der Kohlenstoffgehalt. Die so veränderten Stoffe bilden den Bitumengehalt
                              									des kalk- oder tonhaltigen Minerals. Die aus diesen Gesteinen gewonnenen Erzeugnisse
                              									weisen infolge der Uebereinstimmung der Ausgangstoffe gewisse Aehnlichkeit mit dem
                              									Erdöl auf. Die Gewinnung von Leuchtöl aus dem Schiefer wurde denn auch schon
                              									frühzeitig mit einfachen Mitteln aufgenommen, mußte aber beim Erscheinen des
                              									amerikanischen Petroleums auf den europäischen Märkten wegen Unwirtschaftlichkeit
                              									meistens wieder eingestellt werden. Nur an einigen durch Beschaffenheit und Lage
                              									bevorzugten Stellen (Schottland, Messel bei Darmstadt) wird die Gewinnung von
                              									Schieferöl auch heute noch betrieben. Infolge der Brenntoff- und Oelknappheit, die
                              									im Verlaufe des Krieges eintrat, wurde in allen Ländern wieder die Aufmerksamkeit
                              									auf die Schiefervorkommen gelenkt und es wurden neue Versuche zu ihrer Verwertung
                              									teils zur Gewinnung von Wärme, teils zur Gewinnung von Schmieröl aufgenommen.
                           Die deutschen Schiefervorkommen sind, wie Dr.-Ing. Landsberg in der Elektrotechnischen Zeitschrift 1920, S. 354 ausführt,
                              									sehr beträchtlich, so die Ablagerung, die sich von Verden a. d. Aller östlich bis
                              									nach Schöppenstedt (Braunschweig) erstreckt, die Vorkommen in Messel sowie am
                              									Westrand der schwäbischen Alb. Ferner finden sich kleinere Vorkommen in Bayern,
                              									Baden, Hessen-Nassau und in der Rheinprovinz. Der Bitumengehalt der deutschen
                              									Oelschieferlager schwankt zwischen 5 und 8 %, daneben finden sich wechselnde Mengen
                              									von Wasser und die 80–85 % ausmachenden Mineralbestandteile, die meist zur
                              									Herstellung von Kunststeinen geeignet sind.
                           Die Exstraktion des Bitumens (nach dem Muster der Gewinnung von Montanwachs aus der
                              									Braunkohle) liefert im Großen keine günstigen Ergebnisse, vielmehr gewinnt man das
                              									Bitumen allgemein durch Anwendung von Wärme, und zwar in unvollkommener Weise, wenn
                              									man den Schiefer in offenen Tiegeln mäßig erhitzt und das ausfließende Bitumen
                              									aufsammelt, oder besser durch Verschwelen des Schiefers in kleinen Retorten mit
                              									Außenheizung bzw. in größeren Schwelräumen mit Innenheizung. Die zum Verschwelen
                              									erforderliche Wärme wird dabei gewöhnlich durch Vergasen des zurückbleibenden
                              									Schieferkokses gewonnen, und zwar am besten unmittelbar im Anschluß an die
                              									Entgasung, da der Schiefer die Schwelräume mit einer Temperatur von 400–500°
                              									verläßt. Während man früher, so z.B. auf der Grube Messel, stehende Retorten mit
                              									Außenheizung anwandte, ist neuerdings die Entgasung des Schiefers auch mit Hilfe von
                              									Drehöfen, wie sie in der Zementindustrie gebräuchlich sind, versucht worden, die in
                              									diesem Falle aber ebenfalls von außen mit Gas beheizt werden. Bei zweckmäßiger
                              									Entgasung erhält man einen dem rohen Erdöl nahestehenden Teer, ferner Gas und
                              									Ammoniak. So werden in Messel aus 100 kg Schiefer 30 cbm Gas und 6–10 kg Rohöl
                              									gewonnen, das neben Leucht-, Treib- und Schmierölen auch Paraffin liefert. Aus
                              									Braunschweiger Schiefer lassen sich im Laboratorium mit Chloroform 7 % Bitumen
                              									extrahieren, wogegen man beim Verschwelen bei 500° nur eine Ausbeute von 6 %
                              									erzielt. Durch Destillation des so erhaltenen Teeres im Vakuum lassen sich etwa
                              									40 % Schmieröle gewinnen; ferner ergibt 1 t Schiefer etwa 10 kg Ammonsulfat.
                           Versuche, den Schiefer direkt als Brennstoff sowie als Ausgangsmaterial für die
                              									Gewinnung von Heiz- und Leuchtgas zu verwenden, haben sich als unwirtschaftlich
                              									erwiesen, da der Heizwert des Schiefers infolge seines hohen Gehaltes an
                              									Mineralbestandteilen zu gering ist. Infolgedessen kommt nur die Oelgewinnung in
                              									Frage, die bei unserem großen Bedarf an ausländischen Oelen von erheblicher
                              									volkswirtschaftlicher Bedeutung ist. Da der Verbrauch an Leuchtöl mit dem Vordringen
                              									des elektrischen Stromes namentlich auf dem Lande mehr und mehr zurückgeht, ist also
                              									in erster Linie auf die Gewinnung von leichten Oelen für Explosionmotoren, von
                              									Treibölen für Dieselmaschinen sowie von Schmierölen Wert zu legen, wodurch große
                              									Kohlenmengen erspart werden können. Auch die chemische Verarbeitung der Oele auf
                              									Fettsäuren für die Seifenindustrie kommt vielleicht in Frage. Da die deutschen
                              									Schiefervorkommen auf mehrere Millionen Tonnen geschätzt werden, kommt ihnen
                              									zweifellos für unsere Oel- und Wärmewirtschaft eine große Bedeutung zu.
                           Sander.