| Titel: | Die Entwicklung der Schwimmverfahren zur Aufbereitung von Erzen (Flotationsprozesse).*) | 
| Autor: | B. Simmersbach | 
| Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 13 | 
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                        Die Entwicklung der Schwimmverfahren zur
                           								Aufbereitung von Erzen (Flotationsprozesse).*)
                        B.
                              										Simmersbach,
                           									Wiesbaden.
                        (Fortsetzung.)
                        SIMMERSBACH, Die Entwicklung der Schwimmverfahren.
                        
                     
                        
                           Es hat sich auch auf Grund von Erfahrungen schon in den ersten Jahren des
                              									laufenden Jahrhunderts herausgestellt, daß es nicht angängig ist, australische
                              									Flotationsmethoden ohne weiteres nach nordamerikanischen Erzgruben hin zu
                              
                              									verpflanzen, sicher nicht für Blei- und Zinkerze der Union; vielmehr muß man in der
                              									Anwendung des Flotationsprozesses eine sorgfältige individuelle Auswahl, je nach der
                              									Natur des Erzes treffen. Die spätere Zeit hat gelehrt, daß solche Beobachtungen
                              									völlig berechtigt waren und daß Erze sich nach einem anderen Verfahren recht günstig
                              									aufbereiten ließen, während das erstangewandte Schwimmverfahren oft gänzlich
                              									versagte. So kam man auf Grund der verschieden ausfallenden Versuchsergebnisse in
                              									den hauptsächlich beteiligten Erzbergbauländern eigentlich ganz von selbst schon
                              									darauf, die Schwimmverfahren immer weiter auszubauen und sie auch für bisher noch
                              									nicht behandelte Erze anwendbar zu machen. Was man bei einem besonders
                              									zusammengesetzten Erz oftmals mittels des Schwimmverfahrens nicht erreichen konnte,
                              									da ging die Aufbereitung günstig vonstatten bei Anwendung etwa der elektrostatischen
                              									Separation oder mittels hydraulischer Konzentration oder pneumatischer Scheidung.
                              									Wir werden auf diese verschiedenen Verfahren noch kurz zurückzukommen haben.
                           In den Jahren kurz vor und nach 1910 entwickelten sich die Flotationsprozesse
                              									sehr schnell zur Standardmethode der Aufbereitung von Zinkerzen, hauptsächlich in
                              									Australien. Hier waren es besonders die sogenannten Tailings, die eben wegen ihres
                              									Zinkgehaltes ein überaus geeignetes Objekt für die Aufbereitung nach dem
                              									Schwimmverfahren boten. Die Bedeutung einer derartigen Schwimmaufbereitung
                              									zinkhaltiger Tailings für Australien kann man aus folgender Uebersicht erkennen,
                              									welche die Gewinnung von Zinkerzkonzentraten mittels Flotation zu Broken Hill in
                              									Neusüdwales für jene Jahre vor und nach 1910 angibt, nach dem amtlichen
                              									Jahresbericht der Bergbauabteilung (Departement of mines) von Neusüdwales, Diese
                              									Konzentrate wurden bei der Aufbereitung von Zinkmiddlings und Zink-Tailings, also
                              									Mittelkorn- und Kleinkorn- großen Zinkerzbrocken gewonnen, die teilweise im
                              									laufenden Grubenbetriebe als frische Produkte anfielen, größtenteils aber aus alten
                              									Beständen der dortigen ungeheuren Halden von Zinkerzrückständen stammten, die sich
                              									im Laufe der Jahre auf den Zinkerzgruben des Broken-Hill-Bezirkes angesammelt
                              									hatten. Auch geringe Mengen von Bleierz wurden mittels Schwimmverfahren aufbereitet,
                              									doch sind diese in der folgenden Uebersicht nicht einbegriffen.
                           Gewinnung von Zinkkonzentraten im Broken-Hill-Gebiet
                              									(Neusüdwales) mittels Schwimmverfahren in long tons (zu je 1016 kg)
                           
                              
                                 Gesellschaft
                                 Flotations-prozeß
                                 1908
                                 1909
                                 1910
                                 1911
                                 
                              
                                 VerarbeiteteTailings
                                 GewonneneKonzentrate
                                 VerarbeiteteTailings
                                 GewonneneKonzentrate
                                 VerarbeiteteTailings
                                 GewonneneKonzentrate
                                 VerarbeiteteTailings
                                 GewonneneKonzentrate
                                 
                              
                                 Sulphide CorporationBroken Hill ProprietaryZinc
                                    											CorporationMinerals SeperationAmalgameted Zink (De Bavays
                                    											Comp)British Broken HillBroken Hill Block 10
                                 BallotPotterElmoreBallotDe
                                    											BavayElmore„
                                 –276703131965–  74187––
                                 9800064373457073219722590––
                                 –171172227502193842  98669––
                                   92408  52042  84698  62022  30146––
                                 –279150270637240143280394  33428    3300
                                   80401  69855  85625  79288  82697    9622      965
                                 –422511331486105297542015––
                                   78822103378103630  33058159133  24679–
                                 
                              
                                 Gewonnene KonzentrateMittlerer Zinkgehalt %
                                 
                                 
                                 26286743,7
                                 
                                 321 31645,0
                                 
                                 39786647,2
                                 
                                 50270046,0
                                 
                              
                           
                           Die im Jahre 1909 neu eingeführten Aufbereitungsmethoden im Broken-Hill-Gebiete
                              									fanden fortgesetzt weitere Vervollständigung. Der magnetische Aufbereitungsprozeß
                              									von Murex fand ebenfalls seit 1910 vorteilhaft Anwendung wegen der Anhänglichkeit
                              									des Oels, hauptsächlich an Metallsulfide, dagegen nicht an Gangartmittel. Das
                              									zugesetzte Oel bildet gewissermaßen die Basis der adhäsiven Flüssigkeit, der eine
                              									magnetische Substanz in Pulverform beigegeben ist. Die adhäsive Flüssigkeit wird mit
                              
                              									dem feingemahlenen Erzbrei gemischt und die Sulfidbestandteile agglomerieren sich
                              									dabei mit dem magnetischen Material. Die Trennung von der Gangart wird noch dadurch
                              									gefördert, daß der Mischbrei unterhalb eines Magneten im Wasser vorbeigeführt wird.
                              									Dabei wird alles magnetische Material nebst den ihm anhaftenden Metallsulfiden von
                              									dem Magneten angezogen und sofort mittels endlosen Transportbandes fortgeschafft.
                              									Eine solche Anlage kleineren Maßstabes entstand in Neusüdwales zuerst 1909/10 auf
                              									der Grube der Broken Hill Proprietary Block 14 Company.
                           Gegen Ende des ersten Jahrzehnts etwa um 1909 fand als weiteres Schwimmverfahren der
                              									Horwood-Prozeß Eingang in die Praxis. Dieser Horwood-Prozeß besteht darin, daß den
                              									gemischten Sulfiden der Erze zunächst eine vorläufige Röstung bei 300 bis 400° C
                              									gegeben wird, wodurch die Sulfide des Eisens, Kupfers und Bleies in oberflächlicher
                              									Form zu Oxyden und Sulfaten umgewandelt werden, während dagegen das Zinksulfid
                              									unverändert bleibt. Wird dann dieses geröstete Erzgut auf gewöhnlichem Wege mittels
                              									warmer Säure und Oelschwimmverfahren weiter behandelt, so verhalten sich die
                              									abgetöteten Oberflächen der oxydierten Sulfide gänzlich indifferent und nur das
                              									Zinksulfid wird durch den Schwimmprozeß zum Auftrieb, zur Flotation gebracht. Dieser
                              									Horwood-Prozeß ist daher besonders dort zur Anwendung geeignet, wo es sich um die
                              									Konzentration von Schliechen innig miteinander verbundener Sulfide handelt. Man
                              									erhält dann Zinkerzkonzentrate, die keiner weiteren Aufbereitung auf Stoßherden oder
                              									in anderer Weise noch bedürfen. Der beim Horwood-Prozeß dann zurückbleibende
                              									Blei-Schliech ist auf direktem Wege verschmelzbar.
                           Um das Jahr 1910 hatten sich in Europa schon verschiedene
                              									Schwimmverfahren Eingang in die Praxis verschafft, während damals die Vereinigten
                              									Staaten von Amerika immer noch Versuche mit solchen Methoden anstellten, ohne daß
                              									sie bereits zu definitiven Ergebnissen gelangt wären. Da organisierte die Minerals
                              									Separation Ltd zu London eine große amerikanische Tochtergesellschaft unter dem
                              									Namen: Minerals Separation American Syndicate Ltd, deren Hauptzweck es war, die von
                              									dieser englischen Gesellschaft ausgeübten Schwimmverfahren auch in der Union zur
                              									Einführung zu bringen. Die Situation in Amerika war damals für die Minerals
                              									Separation Co recht günstig. Die Adelaide-Hütte zu Golconda in Nevada, von der oben
                              									bereits kurz berichtet wurde, hatte nämlich eine Schwimmaufbereitungsanlage nach dem
                              									McQuisten-Verfahren errichtet, mit 100 Flotationsrohren und einer Leistungsfähigkeit
                              									von 125 tons im Tage, um die dort geförderten Kupferkiese von ihrer dichten
                              									quarzigen Gangart mit Spinel und Granat zu trennen. Diese große Anlage war jedoch
                              									aus irgendwelchen technischen Gründen immer noch nicht in Betrieb genommen worden.
                              									Eine zweite Anlage nach dem System McQuisten mit 119 Flotationsrohren, welche auf
                              									der Morning-Hütte der Federal Mining and Smelting Co zu Mullan im Staate Idaho
                              									errichtet war, befand sich dagegen mit recht zufriedenstellendem Ergebnis bereits im
                              									Betrieb. Diese McQuisten-Anlage zu Mullan bereitete
                              									Zink-Schwerspat-Siderit-Middlings auf, die von den Aufbereitungsherden und den
                              									Schüttelherden (Frue Vanners) herkamen. Diese Anlage wurde noch im Jahre 1910 auf
                              									eine Tagesleistung von 200 tons erweitert.
                           In Mexiko fand um dieselbe Zeit der
                              									Elmore-Vacuum-Oel-Schwimmprozeß seine erste Einführung, indem eine oder zwei kleine
                              									Erzaufbereitungswerke nach diesem System in jenem Lande errichtet wurden. Des
                              									ferneren wurde ein Aufbereitungswerk nach dem Elmore-Verfahren auf der
                              									Wakefield-Hütte am Vier-Meilen-Fluß (Four Mile Creek) im Slocan-Distrikt in Britisch-Columbien erbaut.
                           Besonders wichtig waren die Flotationsverfahren für die Aufbereitung australischer Erze, weshalb man auch gerade in jenem
                              									Lande den Schwimmverfahren die allergrößte Aufmerksamkeit zugewandt hat. Die
                              									hauptsächliche Rohstoffquelle für Zink in Australien sind die Silber-Blei-Erzgruben
                              									von Broken Hill in Südaustralien. In den ersten Zeiten des Bergbaues im Broken
                              									Hill-Bezirke gewann man ein Roherz mit durchschnittlich je 25 % an Blei und Zink und
                              									ferner 25 Unzen Silber auf die Tonne. Mit dem Jahre 1904 jedoch sank der
                              									durchschnittliche Metallgehalt der geförderten Roherze auf etwa je 16 % an Blei und
                              									Zink, während der Tonnengehalt Silber sich auf nur noch 11 Unzen stellte. Selbst
                              									diese Mittelsätze stellten sich in Zukunft noch niedriger. Schon im Jahre 1910 war
                              									der Durchschnittsgehalt der Roherze an Blei, Zink und Silber unter den Werten von
                              									1904.
                           Um sich nun die zinkhaltigen Erzmengen zunächst mal aus dem Wege zu schaffen, wurden
                              									seitens der Anfbereitungsanstalten ganz gewaltige Mengen zinkhaltiger Tailings und
                              									Schlieche auf Halden gebracht. Diese Halden wuchsen allmählich im Laufe der Jahre zu
                              									hohen Bergen an. Geschmolzen wurden damals nur die Bleierzkonzentrate, welche zudem
                              									noch an 20 % Zink enthielten; dabei ergaben sich Bleischlacken mit etwa 16 %
                              									Zinkoxyd im Durchschnitt und einem Maximum von 20 % an Zinkoxyd. So berichtet Donald
                              									Clark im Australian mining and metallurgy, Melbourne 1904, Seite 372. Man versuchte
                              									schon sehr bald eine Verarbeitung dieser großen Haldenbestände; verschiedene
                              									Verfahren des Auslaugens wurden probiert, ebenso auch elektrolytische und
                              									magnetische Prozesse, die sich jedoch alle nicht als genügend praktisch erwiesen, um
                              									im großen Maßtabe für diese Halden in Neusüdwales angewandt werden zu können.
                              									Endlich entschied man sich dann für die technische Anwendung von Schwimmverfahren,
                              									zumal in Australien Flotationsmethoden schon seit 1903 in kleinerem Maßstabe
                              									ausprobiert worden waren. Diese Schwimmverfahren besitzen für die südaustralischen
                              									zinkhaltigen Erzrückstände zudem noch den großen Vorteil, daß man auf diese Weise
                              									nicht nur die täglich anfallenden Frischmengen an Tailings aufbereiten kann, sondern
                              									daß man ebenso gut auch die alten bereits verwitterten und oxydierten Haldenbestände
                              									mit Erfolg aufzubereiten vermag. Somit war für Australien das große Problem der
                              									Verwendung der enormen Bestände an zinkhaltigen Erzrückständen einer günstigen
                              									Lösung zugeführt. Darum auch fanden gerade in diesem Lande die Flotationsmethoden,
                              									welche sich nunmehr recht zahlreich entwickelten und immer wieder verbessert wurden,
                              									die allergrößte Aufmerksamkeit.
                           Die hohe Bedeutung, welche gerade diese Schwimmverfahren für die Verarbeitung
                              									australischer Tailings besitzen, haben wir oben (Seite 13) bereits in einer
                              									Statistik der Ergebnisse für die Jahre 1908 bis 1911 nachgewiesen, die auf einer
                              									Zusammenstellung nach den Jahresberichten der Bergbauabteilung von Neusüdwales beruht. Diese
                              									Konzentrate wurden gewonnen aus der Schwimmaufbereitung von zinkhaltigen Middlings
                              									und Tailings, also mittelkörnigem und feinkörnigem Erzfall, und zwar sowohl aus
                              									Frischprodukt, wie es täglich im Betriebe der großen Erzbergwerke des
                              									Broken-Hill-Bezirkes anfällt, wie auch aus alten Haldenbeständen, die oft genug
                              									jahrelang den oxydierenden und verwitternden Einflüssen der Atmosphärilien
                              									ausgesetzt gewesen waren. Die ebenfalls noch gewonnenen geringen Mengen von
                              									Bleikonzentraten als Erzeugnis der Stoß -und Schüttelherde bei der Zinkkonzentration
                              									sind in die obige Statistik nicht einbezogen worden. Es handelt sich also lediglich
                              									um die auf dem Wege des Flotationsprozesses gewonnenen Zinkkonzentrate.
                           Im Jahre 1903 hatte die Bergbauabteilung der Regierung von Neusüdwales die
                              									Bergehalden an Zinktailings und anderen zinkischen Rückständen der Menge nach auf
                              									wenigstens 5687400 long tons berechnet, bei einem mittleren Zinkgehalt von 18,6 %.
                              									Ein Jahrfünft später, Mitte 1908 wurden die Haldenbestände von Seiten verschiedener
                              									Fachleute auf rund 7 Millionen t geschätzt, deren Gehalt an Zink sich auf 1,2
                              									Millionen long tons, an Blei auf 350000 t und an Silber auf rund 40 Millionen Unzen
                              									stellte. Ein noch späterer Fachbericht im Australian Mining Standard vom 6. April
                              									1910 bezifferte die Haldenbestände an zinkhaltigen Tailings auf rund 6 Millionen
                              									tons und die derzeitige Leistungsfähigkeit sämtlicher Flotationsanlagen in
                              									Neusüdwales auf ungefähr 31000 tons wöchentlich; schließlich noch das laufende
                              									Ergebnis an frisch anfallenden Tailings auf den Erzgruben zu 24000 tons pro Woche.
                              									Auf Grund dieser Berechnungen im Standard wurde festgestellt, daß die damals
                              									vorhandenen Flotationsanlagen rund 16 Jahre brauchen würden, um die alten Bestände
                              									nebst den täglichen Neumengen aufzuarbeiten. Bei dieser Schätzung wurde angenommen,
                              
                              									daß die Leistungsfähigkeit der Aufbereitungswerke und ferner die Förderung der
                              									Erzgruben auf lange hinaus nicht mehr sich steigerten. Diese beiden Faktoren haben
                              									sich inzwischen nun allerdings doch stark verschoben, immerhin muß man unumwunden
                              									feststellen, daß die Entwicklung der modernen Schwimmaufbereitungsverfahren
                              									besonders für die Erzgruben in Neusüdwales von größtem Segen war. Neusüdwales
                              									exportierte seit 1904 bis 1911 die folgenden Mengen an aufbereiteten
                              									Zinkkonzentraten, die wohl durchweg auf Grund irgend eines Flotationsprozesses zu
                              									einem absatz- und verkaufsfähigen Produkt aufbereitet waren. Die Statistik wurde vom
                              
                              									Bergbaudepartement von Neusüdwales aufgestellt.
                           Ausfuhr von Zinkerzkonzentrat aus
                              									Neusüdwales, 1904–1911 in short tons (zu 907 kg).
                           
                              
                                 Jahr
                                 Konzentratet
                                 Zinkgehaltt
                                 Jahr
                                 Konzentratet
                                 Zinkgehaltt
                                 
                              
                                 1904
                                   64514
                                 24996
                                 1908
                                 309044
                                 127515
                                 
                              
                                 1905
                                 115956
                                 34313
                                 1909
                                 418775
                                 161300
                                 
                              
                                 1906
                                 114984
                                 37438
                                 1910
                                 524862
                                 207085
                                 
                              
                                 1907
                                 264601
                                 85842
                                 1911
                                 578343
                                 213321
                                 
                              
                           In den Vereinigten Staaten von Amerika stand um 1910 der
                              									McQuisten-Prozeß immer noch im Vordergrund des technischen Interesses. So wurde in
                              									jenem Jahre auf der Morning-Hütte der Federal Mining and Smelting Co zu Mullan im
                              									Staate Idaho eine neue große Aufbereitungsanlage nach dem System MacQuisten erbaut,
                              									um die dortigen Zink-Baryt-Siderit-Middlings zu behandeln, welche von den Rostherden
                              									und Setzmaschinen kamen. Bei den überaus günstigen Erfolgen, welche diese Anlage zu
                              									Mullan erbrachte, wurde ihre Leistungsfähigkeit im Jahre 1911 schon gleich auf das
                              									Doppelte erhöht. Ursprünglich besaß Mullan eine Anlage mit 120
                              									McQuisten-Rohren, hierzu erbaute man gegen Jahresende noch eine zweite Abteilung mit
                              									128 McQuisten-Rohren. Dadurch erreichte man im Jahre 1911, daß die
                              									Leistungsfähigkeit des ganzen Betriebes auf 200 tons täglich gesetzt war.
                           Im gleichen Jahre 1911 wurde bei Park City in Utah eine Aufbereitungsanlage errichtet
                              									von täglich 140 tons Leistungsfähigkeit. Dieses Werk ist bestimmt zur
                              									Weiterverarbeitung der im dortigen Bezirke anfallenden Tailings, um deren Blei- und
                              									Zinkgehalte zu gewinnen und so die umliegenden Erzgruben von ihren Altbeständen zu
                              
                              									befreien. Auch diese Neuanlage bei Park City arbeitet nach dem McQuisten-Verfahren
                              									in Verbindung mit den bekannten Wilfleyherden.
                           Die zusammengesetzte Natur der Zinkerze des Butte-Distriktes gestaltete deren
                              									Aufbereitung immer sehr schwierig. Darum entschied sich im Jahre 1911, nach
                              									zahlreichen Versuchen, die Butte and Superior Comp. in ihrer neuen
                              									Aufbereitungsanstalt, die damals, 1911 bis 1912, auf der Grube gebaut wurde, das Hyde-Flotationsverfahren zur Anwendung zu bringen. Dieses
                              									Hyde-Verfahren war in Amerika unter U. S. Patent Nr. 922085 geschützt, es arbeitet
                              									mit Säure. Der Erzbrei wird mit Säure innig verrührt, bevor er in einem Tank zum
                              									Absetzen gebracht wird. Es hat sich nämlich erwiesen, daß die vorherige Zugabe von
                              									Säure den Verbrauch daran herabdrückt und das Absetzen der kolloidalen Bestandteile
                              									des Erzbreis beschleunigt wird. Nötigenfalls wird diese Koagulierung noch
                              									beschleunigt durch Zusatz von Kupfersalzen oder Tonerde oder anderen Mitteln. Aus
                              									dem Absetzkasten wird dann der Erzschlamm nach dem ersten Arbeitstank gepumpt,
                              									woselbst Oel zugesetzt und die ganze Trübe dann kräftig umgerührt wird. Das
                              									aufsteigende Erzgut wird mit dem Flotationsschaum abgezogen, die zurückbleibenden
                              									Gangarten werden in einem zweiten Arbeitstank übergeleitet und das Verfahren
                              									nochmals wiederholt, schließlich nochmal in einem dritten Arbeitstank. Dann wird das
                              									Gangartenmaterial endgültig ausgeschieden. Die Erze des Butte-Bezirks enthalten
                              									beträchtliche Mengen Kieselsäure, welche mit dem ersten Konzentrat noch gemischt
                              									bleibt. Daher ist die mehrfache Aufbereitung schon deshalb notwendig; hat man die
                              									Konzentrate genügend aufbereitet, so schickt man stets die Tailings nochmal durch
                              									das ganze System von Bottichen und Wannen. Den ersten Bericht über diesen im
                              									Butte-Bezirk eingeführten Hyde-Flotationsprozeß brachte das Engineering and Mining
                              									Journal am 1. Juni 1912. Die Aufbereitungsanstalt der Butte and Superior Co. besteht
                              									danach aus zwei Einheiten von je 500 tons Leistungsvermögen; beide sind ausgestattet
                              									mit den nötigen Erzbrechern, Setzmaschinen, hydraulischen Klassierern, einer
                              									Schliechanlage für Oelflotation und Wilfleytischen, welche jedoch nur dazu dienen,
                              									um das Blei vom Zink zu trennen. Das Erz wird zunächst auf Erzbrechern zerkleinert
                              									bis auf Maschengröße 6, d.h. also, es geht dann durch ein Sieb mit 6 Maschen auf 1
                              									engl. Zoll = 25 mm. Nachdem erfolgt Aufbereitung in Setzmaschinen; die Tailings
                              									durchlaufen ein 40-Maschen-Sieb, die schließlich von den Feinsetzmaschinen
                              									abgehenden Tailings durchlaufen ein 100-Maschen-Sieb. Dieses Erdprodukt gelangt dann
                              									zur Aufbereitung nach dem Oelschwimmverfahren. Die feine Erzmasse wird mit drei
                              									Teilen Wasser auf 1 Teil Erz angerührt, dann mit einer geringen Menge Oel und
                              									Schwefelsäure gemischt und kräftig durchgerührt. Schon im Jahre 1911 sollen alle im
                              									ganzen Erzbezirk von Butte vorhandenen zinkhaltigen Erzhalden und ebenso die
                              									Tailings-Vorräte gepachtet worden sein zwecks Aufbereitung derselben nach dem
                              									Hyde-Flotationsverfahren.
                           
                           Im Jahre 1912 erschien in London die erste zusammenfassende Darstellung der
                              									Erzaufbereitung in Australien mittels des
                              									Flotationsverfahrens. Dies Buch ist betitelt: „Concentrating ores by
                                 										flotation“ und hat T. F. Hoover zum Verfasser. Auf Seite 161 und 162
                              									berichtet hier Hoover, daß die im Jahre 1904 vorgenommenen Schätzungen der
                              									Tailingsvorräte auf den australischen Halden entschieden zu niedrig ausgefallen sind
                              									und daß die bereits im Lande bestehenden Aufbereitungsanstalten sicherlich bis zum
                              									Jahre 1919 zu tun haben würden, um die Haldenvorräte zu erschöpfen. Die
                              									Rekordleistung wurde offenbar schon im Jahre 1910 erreicht. Immerhin aber besitzen
                              									die Zinc Corporation, die Amalgamated Zinc und die Broken Hill Proprietary Co noch
                              									ganz ansehnliche Reserven an Tailings. Mit dem Jahre 1913 wurde eine sehr große
                              									Aufbereitungsanstalt im Broken-Hill-Bezirk still gelegt und an deren Stelle, als
                              									technisch ganz wesentlich vorteilhafter, zwei kleinere Werke errichtet. Die
                              									Erzeugungsmöglichkeit des Broken-Hill-Bezirkes an Zink in den Jahren 1913 und 1914
                              									wird von Hoover auf etwa 20 % der gesamten Weltproduktion geschätzt, während kaum
                              									wenige Jahre vorher die Bedeutung dieses Gebietes als Zinkproduzent noch recht
                              									gering war. Das Rohmaterial, welches an Tailings im Broken-Hill-Bezirke aufbereitet
                              									wurde, erwies sich als wesentlich höhergrädig, wie man dies früher ermittelt hatte.
                              									Für das Jahr 1913 stellte sich z.B. der mittlere Metallgehalt der Tailings auf 18 %
                              									Zink, 6 % Blei und 7,5 Unzen Silber auf die lg t
                              									(zu 1016 kg). Trotz dieses günstigen Metallgehaltes waren dennoch die finanziellen
                              									Ergebnisse der australischen Aufbereitungswerke keineswegs erfreuliche, denn die
                              									hohen Löhne, Steuern, Pachten, Schmelzkosten, Betriebsleitungskosten, Frachten etc.
                              									ließen höchstens 12 Shilling pro t als durchschnittlichen Gewinn. Selbst dieser für
                              									australische Verhältnisse bescheidene Gewinn wurde in vielen Fällen noch
                              									herabgedrückt durch die hohen Preise, welche die Bergwerke für ihre Tailings oft
                              									genug erhielten. Schon 1913 war man auf Grund der meisten Erzlieferungskontrakte
                              									überzeugt, daß die australischen Flotationsanstalten schließen müßten, wenn der
                              									Zinkpreis auf unter £ 20. – pro t fiele. Im großen Durchschnitt zahlten damals die
                              									Flotationswerke an die Gruben in Australien 6 sh für die Tonne Tailings, und es
                              									bliebe ihnen, wenn das Rohzink 5 Cts. pro Pfund notierte (= £ 23. – pro t in
                              									London), im Mittel höchstens 6 sh pro t Reingewinn. Manche der australischen
                              									Aufbereitungsgesellschaften suchten diesen schmalen Gewinn dadurch etwas zu heben,
                              									daß sie mittels nochmaliger Flotation ein gutes Bleikonzentrat erzeugtem Dieses
                              									Bleikonzentrat enthielt dann im Mittel etwa 50 % des Bleigehaltes, welchen die
                              									Flotationskonzentrate durchschnittlich führten. Auf diese Weise erhöhte sich den
                              									betreffenden Gesellschaften der Reingewinn um 4 Shilling – also auf 10 sh pro t.
                           Im übrigen brachte das Jahr 1913 der australischen Schwimmaufbereitung fortschreitend
                              									Verbesserungen sowohl in Bau und Anlage der Werke, als auch in sorgfältigerer
                              									Ausarbeitung der Verfahren selbst. Besonders lernte man es, die Sulfide nacheinander
                              									zu flottieren und so zur Trennung zu bringen. Dadurch wurde die sonst später noch
                              									notwendige letzte Aufbereitung auf Stoß- oder Schüttelherden vereinfacht oder gar
                              									überflüssig. Die Zinc Corporation zu Broken Hill errichtete im Jahre 1913 eine große
                              									Aufbereitungsanstalt nach dem Horwood-Verfahren von 500 tons Leistung zur
                              									Konzentration von blei-zinkhaltigen Schliechen. Dieses Material ist nämlich zu
                              									feinkörnig, um auf hydraulischem Wege aufbereitet zu werden, und besaß daher bislang
                              									weder für die Zinkhütten, noch auch für die Bleihütten besonderen Wert. Nach dem
                              									Horwood-Verfahren jedoch werden diese Erzschlieche getrocknet und bei geringer
                              									Temperatur einer Röstung unterworfen, die oberflächlich die Gehalte an Blei-,
                              									Kupfer- und Eisensulfiden zu Sulfaten und Oxyden umformt, während dabei das
                              									Zinksulfid praktisch unverändert bleibt. Diese neue große Aufbereitungsanlage stand
                              									schon während des zweiten Halbjahres 1913 erfolgreich in Betrieb und erbrachte 4400
                              									lg tons Zinkkonzentrat mit durchschnittlich 46,61 % Zink und ferner 2162 lg tons
                              									Bleikonzentrat mit rund 32,47 % Blei und 38,6 Unzen Silber pro lg ton. Dieser Prozeß
                              									der selektiven Flotation, wie ihn Horwood treffend bezeichnet hat, fand auch
                              									erfolgreiche Anwendung bei der Aufbereitung Tasmanischer Erze; er verspricht überall
                              									dort gute Ergebnisse, wo es sich um die Aufbereitung zusammengesezter Sulfiderze
                              									handelt, die Zinkgehalt aufweisen.
                           Ferner errichtete 1913 die Zinc Corporation zu Broken Hill auch noch eine weitere
                              									Aufbereitungsanstalt von 100 tons Tagesleistung auf der Südblockgrube (South Blocks
                              									Mine), woselbst der Lyster-Prozeß in Anwendung stand, um kalkhaltige Schlieche
                              									mittels selektiver Flotation aufzubereiten. Hier wird zunächst der Bleiglanz durch
                              									Behandlung mit etwas Eukalyptusöl in einer Lösung von Eisen- und Calciumsulfaten zum
                              									Schwimmen gebracht. Darauf gewinnt man dann die Zinkblende mittels einer
                              									Oelflotation. Ursprünglich um 1913 wurde dieser Lyster-Prozeß nur für Bleischlieche
                              									angewandt, die man trüher als unverwertbar bei Seite schaffte. Man erzielte jedoch
                              
                              									mittels des Lyster-Verfahrens ein mittleres Ausbringen von etwa 90 % Blei aus dem so
                              									behandelten Erz, während man früher, vor Einschaltung dieses Hilfsverfahrens, aus
                              									dem Roherz nur 83 % Blei gewinnen konnte.
                           Auf der Broken-Hill-Südgrube gelangte im Jahre 1913 eine andere Methode selektiver
                              									Flotation zur Einführung, die als Owen-Prozeß heute
                              									bekannt. Man richtete nach diesem Verfahren auf jener Erzgrube zunächst eine
                              									Owen-Anlage von 500 tons wöchentlicher Leistungsfähigkeit ein. Im Wege dieses
                              									Flotationsprozesses wird zuerst der Bleiglanz unter Anwendung von Luftbläschen (by
                              									aëration) bei hoher Temperatur, jedoch ohne irgendwelche Säure, zum Auftrieb
                              									gebracht. Dann erfolgt die Gewinnung der Zinkblende nach einer anderen Methode, die
                              									der Minerals Seperation Co. eigen ist. Dies doppelte Verfahren hatte sich auf der
                              									Broken-Hill-Südgrube gleich so vorteilhaft eingeführt, daß man noch im Jahre 1913
                              									beschloß, drei weitere Einheiten von je 500 tons Wochenleistung zu errichten.
                           Die Proprietary Co hatte um dieselbe Zeit eine Versuchsanlage zur selektiven
                              									Aufbereitung mittels Flotation für ihre Schlieche errichtet, wobei der Bradford-Prozeß Anwendung fand. Man behandelt hierbei die
                              									Schlieche in einer Lösung von gewöhnlichem Salz und etwas Schwefelsäure, wobei sich
                              									der Erfolg einstellt, daß zuerst die Zinkblende abgeschieden wird, während der
                              									Bleiglanz dann am Boden der Absatzbottiche als Rückstand gewonnen wird. Der
                              									Bradford-Prozeß erwies sich dabei als ein Aufbereitungsverfahren mit hohem
                              									Wirkungsgrad, denn man erzielte ein sehr metallreiches Konzentrat.
                           Ebenfalls noch im Jahre 1913 baute die Sulphide Corporation ihre alte Anlage auf der
                              									Central grübe um. Hier wurden Schlieche verarbeitet, wofür man jetzt ebenfalls
                              									selektive, also trennende, Flotation in Anwendung brachte, um sowohl Frischgut als
                              									auch alte Haldenbestände aufarbeiten zu können. Weitere Flotationsanlagen in
                              									Australien bauten um 1913 noch die British Zinc Company und die Amalgamated Zinc
                              									Comp.
                           
                              (Schluß folgt.)