| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 17 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattt.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Magnetschrottgreifer. Zum Heben und für die
                              									Fortbewegung von Schrott bedient man sich in neuerer Zeit auf Stahlwerken
                              									elektromagnetischer Einrichtungen. Ihre Hauptvorteile liegen in der Verringerung der
                              									Zahl der Handarbeiter und der völligen Ausschaltung der menschlichen, rein
                              									körperlichen Arbeitskraft; gleichzeitig ist damit eine Vervielfachung der Leistung
                              									und eine wesentliche Erhöhung der Arbeitsgeschwindigkeit verbunden.
                           Einen gewöhnlichen Lasthebemagneten, wie er vielfach zum Schrottransport benutzt
                              									wird, zeigen die Abbildungen 1 und 2. Ein glockenförmiges Magnetgehäuse aus Dynamostahl
                              									ist mit Oesen für ein Kettengehänge versehen und dient zur Aufnahme der Drahtspule.
                              									Bei der Konstruktion ist für eine gute Wärmeübertragung zwischen Spule und Glocke
                              									gesorgt. Die Spule, aus Aluminiumdraht gewickelt, ist zum Schütze vor Beschädigungen
                              									in einem geschlossenen Gehäuse untergebracht, das durch einen Polring, die
                              									Grundplatte aus Mangan-Bronze und die Deckplatte gebildet wird, und ist vermittels
                              									von Bolzen und des Polschuhes in Verbindung mit der Polschraube am äusseren
                              									Glockengehäuse befestigt. Die auf die Deckplatt ewirkenden Federn (DRP) halten die
                              									Spule bei auftretenden Stössen in ihrer Lage und ermöglichen andererseits ihre
                              									Ausdehnung bei Erwärmung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 17
                              Abb. 1.
                              
                           Die Verwendung des Aluminiums geschieht hier nicht als Ersatz anstelle des
                              									Kupfers, sondern aus Zweckmäßigkeitsgründen. Da der Magnet stets als tote Last
                              									mitgehoben wird, muß er, um wirtschaftlich zu arbeiten, möglichst leicht sein. Nun
                              									ist die Leitfähigkeit eines Aluminiumdrahtes trotz grösseren Querschnitts mehr als
                              									doppelt so groß als die eines Kupferdrahtes von gleicher Länge und gleichem Gewicht.
                              									Von zwei Magneten mit gleichem Gewicht und ungefähr gleichem Preise ist daher der
                              									mit Aluminiumspulen ausgerüstete der bei weitem leistungsfähigere. Dazu sind die
                              									mechanischen Eigenschaften des Aluminiums denen des Kupfers gleichwertig, so daß
                              									eine Aluminiumspule auch in Bezug auf Betriebssicherheit einer Kupferspule nicht im
                              									geringsten nachsteht. Mag das Aluminium infolge ganz anderer Verhältnisse sich nicht
                              									im Motorenbau bewährt haben, so stellt es im Magnetbetrieb das best geeignete
                              									Material dar. Der Einwand, die Verbindungsstellen der Aluminiumspulen seien
                              									minderwertig, trifft nicht mehr zu, da man heute Aluminium gut und sicher schweißen
                              									kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 17
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 17
                              Abb. 3.
                              
                           Die Enden der Magnetspule sind zu einer geschützt liegenden Büchse geführt, welcher
                              									der Strom durch ein Leitungskabel mit Steckern zugeführt wird. Eine mit
                              
                              									Schleifringen ausgestattete Kabeltrommel hält vermittels einer in ihrem Innern
                              									untergebrachten Spannfeder oder eines Gegengewichtes das Kabel leicht gespannt und
                              									verhindert dessen Verwicklung besonderer Anlaßkontroller vorgesehen, der durch
                              									Wechseln der Stromrichtung ein schnelles Abwerfen der Last ermöglicht.
                           
                           Ein Gebiet, das für den Elektromagnet weniger geeignet schien, ist das Verladen
                              									von sperrigem, dem sogenannten Presseschrott. Beim Lösen und herausziehen der
                              									einzelnen oft sehr ineinander geschlungen und festsitzenden Schrotteile ergaben sich
                              									Schwierigkeiten, indem sich beim Anheben des Magneten ein grosser Teil des Schrottes
                              									löste, da die Berührungsflächen bezw. die Querschnitte für eine genügende
                              									magnetische Einwirkung zu klein sind. Diesen Uebelstand hat die Deutsche
                              									Maschinenfabrik A.-G. (Demag) Duisburg durch die Konstruktion des patentierten
                              									Magnetschrottgreifers abgeholfen. Mittels dieses Greifers wird das einmal erfasste
                              									Gut aus dem Schrotthaufen herausgezogen; infolgedessen ist die Förderung bei diesen
                              									Greifern gegenüber dem gewöhnlichen Magneten ein vielfaches, während der
                              									Stromverbrauch sinkt, da nur eine geringe Anzahl von Kranspielen für die gleiche
                              									Leistung erforderlich ist. Die Greifeinrichtung kann an einem normalen Hubmagneten
                              									befestigt werden, der seinerseits in einem gewöhnlichen Lasthaken hängt. (Abb. 3)
                           Warmbehandlung von Aluminumlegierungen. Es handelt sich um
                              									Legierungen der Zusammensetzung: 3,5–4 % Cn, 0,5 % Mg, 0,5–1 % Mn, der Rest Al und
                              									Unreinheiten, also Aluminiumlegierungen hoher Widerstandsfähigkeit der Art
                              										„Duralumin“ des Handels. Die Legierung wurde in Oel oder Salzbad der
                              									gewöhnlichen Art Temperatur steigend von 50 zu 50° bis auf 500° getaucht und nach
                              									dem Erwärmen drei verschiedenen Abkühlungsgeschwindigkeiten unterworfen. Zuerst sehr
                              									langsames Abkühlen im Warrnbehandlungs - Medium selbst (höchstens 100° Abkühlung in
                              									der Stunde), ein anderes Mal Luftkühlung und dann Abkühlung durch Abschrecken in
                              									Wasser von 20°. Erfolgte die Abkühlung sehr langsam, so zeigte die kaltgehämmerte
                              									Legierung innerhalb acht Tagen nach der Abkühlung keine Veränderung des
                              									Molekulerzgefüges in der freien Luft, sie trat aber bei Luftkühlung oder Abkühlung
                              									durch Abschrecken im Wasser von 20° und zwar bei letzterer noch viel deutlicher als
                              									bei ersterer. Innerhalb von acht Tagen blieben die mechanischen Eigenschaften
                              									merklich gleich, und man kann für die drei Abkühlungsgeschwindigkeiten zwei
                              									besondere Eswärmungstemperaturen feststellen, ein Erwärmen auf 350° und auf 475°.
                              									Einer jeder dieser Temperaturen und einer beliebigen der drei
                              									Abkühlungsgeschwindigkeiten entsprechen ein Dehnungs- und Resilienz-Höchstwert,
                              
                              									sowie ein Mindestwert von Widerstandsfähigkeit, Elastizitätsgrenze und Härte.
                           Zu berücksichtigen wären also zwei verschiedene Warmbehandlungen, die sogen.
                              										„Erweichungsbehandlung“ mit einem Erwärmen auf 350° und folgender
                              									Abkühlungsgeschwindigkeit von 100° in der Stunde (sie gibt dem Metall die größte
                              									Knetbarkeit), und die sogen. „Endbehandlung“ mit einem Erwärmen auf 475° und
                              									darauf folgender Abkühlung durch Abschrecken in Wasser von 20° (das Metall erhält
                              									dadurch die größten Widerstandseigenschaften). Durch das doppelte Abschrecken bei
                              									475° unter den oben angegebenen Bedingungen erhielt das Duralumin folgende
                              									Eigenschaften als Ergebnis der günsigsten Endwarmbehandlung. Seine Höchstbelastung
                              									erreichte 40 %, seine scheinbare Elastizitätsgrenze 23 %, seine Dehnung 22 % und
                              									seine Resilienz 50 %.
                           Nach der Praxis des „Erweichungsanlassens“ (das Verfahren bestand im Anlassen
                              									auf 350° mit darauf folgendem sehr langsamem Abkühlen in dem Warmbehandlungs-Medium
                              									selbst von höchstens 100° Abkühlung in der Stunde) ist diese Zwischenwarmbehandlung
                              									von Vorteil bei Zieh- und Stanzarbeiten, wo die Abfälle sich auf ein Mindestmaß
                              									beschränken lassen und ein Höchstmaß an Arbeit bei größtmöglicher Schonung der
                              									Werkzeuge erreicht werden kann.
                           Dr. Bl.
                           Technisch-Wissenschaftliche Lehrmittelzentrale (TWL).
                              									Vorbedingung für ein planmäßiges und wirtschaftliches Arbeiten auf dem Gebiete der
                              									technischen Wissenschaften ist die Einführung eines einheitlichen Systems für das
                              									Sammeln und Ordnen aller Unterlagen, sodaß das gesamte auf einen bestimmten
                              									Gegenstand bezügliche Material – wissenschaftliche Referate, Ausschnitte aus
                              
                              									Zeitschriftenschauen, Werbedrucksachen, interne Werksberichte, z.B. über Werkstatt-
                              									und Betriebserfahrungen, private Notizen – sich selbsttätig an einer Stelle
                              									zusammenfindet. Andernfalls ist nicht zu vermeiden, daß, wie es häufig geschieht,
                              									dieselbe Arbeit immer wieder von Neuem geleistet wird, statt daß der spätere
                              									Bearbeiter auf dem, was früher gebunden ist, weiterbaut. Die TWL hat es deshalb
                              									unternommen, aus der Internationalen Dezimal-Klassifikation, die hierfür allein in
                              									Frage kommt, die wichtigsten Gebiete der Technik zu bearbeiten und die deutsche
                              									Uebersetzung in Form einzelner Blätter herauszugeben. Jedes Blatt enthält eine
                              									Hauptgruppe mit den zugehörigen 100 Untergruppen und den wichtigsten Hinweisen auf
                              									Nachbargebiete. Als erstes erschienen ist das Blatt DK 62: Ingenieurwesen; in
                              									Vorbereitung befinden sich u.a.:
                           
                              
                                 621
                                 1
                                 Dampfmaschinen, Dampfturbinen, Dampf-kessel.
                                 
                              
                                 621
                                 3
                                 Elektrotechnik.
                                 
                              
                                 621
                                 8
                                 Maschinenelemente, Transmissionen, Hebe-maschinen,
                                    											Fördermittel.
                                 
                              
                                 621
                                 9
                                 Werkzeuge und Werkzeugmaschinen.
                                 
                              
                                 66
                                 
                                 Chemische Technologie.
                                 
                              
                           Bei der Festlegung der deutschen Ausdrücke werden sachverständige Fachleute,
                              									wissenschaftliche Vereine und Institute, Fachverbände usw. herangezogen.
                           Die Blätter sind zum Preise der Normblätter (Einzelpreis z. Zt. 20 Mk. ohne Porto und
                              									Verpackung) von der Normen-Vertriebsstelle, Berlin NW 7, Sommerstr. 4 a, zu
                              									beziehen.
                           Ueber die Anlegung von Karteien für die hier in Frage kommenden Zwecke gibt die
                              									Technisch-Wissenschaftliche Lehrmittelzentrale, Berlin NW 87, Huttenstraße 12/16,
                              									Auskunft.
                           Das TWL-Lehrmittelverzeichnis, Ausgabe September 1922, ist gegen Voreinsendung von 20
                              									Mk. von der Lehrmittelzentrale zu beziehen.
                           Die Kohle im Schulunterricht. Wie bereits gemeldet, hatte
                              									der Reichskohlenrat unlängst einen Betrag von 1,5 Millionen Mark für die Verbreitung
                              									von Kenntnissen in der Bevölkerung bewilligt, die die breitesten Schichten mehr als
                              									bisher in den Stand setzen sollen, die Brennstoffe mit höchster Wirtschaftlichkeit
                              									auszunutzen. In dieser Richtung wird ja seit Jahr und Tag von den heiztechnischen
                              									Berufsverbänden (Ofensetzern, Schornsteinfegern, den Industrien der Oefen,
                              									Zentralheizungen und Herde, den Gaswerken), sowie von den Landeskohlen- und
                              									Kohlenwirtschaftsstellen durch Vorträge, Merkblätter, Schriften, Ausstellungen usw.
                              									eine vom Reichskohlenrat einheitlich zusammengefaßte rege Tätigkeit entfaltet, die
                              									vor allem auch von der Fach- und Tagespresse weitgehend unterstützt worden ist. Man
                              									kann sich aber der Tatsache nicht verschließen, daß alle diese Mühe, die sich auf
                              									die Bedürfnisse des Augenblicks und auf die Unterrichtung der Erwachsenen erstreckt,
                              									ohne den nötigen nachhaltigen Einfluß bleiben muß, wenn nicht vor allem bei der
                              									Schulung des Nachwuchses gut gemacht wird, was bisher durch fast vollständige
                              									Vernachlässigung der brennstoffwirtschaftlichen Gesichtspunkte in den Schulen und vielen Fachschulen
                              									versäumt wurde. Schon in den Schulen und Fachschulen muß unseren Kindern und jungen
                              									Leuten das Wichtigste über die grundlegende Bedeutung der Kohle für unsere ganze
                              									Zivilisation und die Notwendigkeit und die Möglichkeiten, mit ihr hauszuhalten, in
                              									Fleisch und Blut übergehen. Dann werden sich die Früchte bald in allgemeiner
                              									Erzeugung von mehr Wärme aus weniger Kohle zeigen, im Hausbrand wie in der Industrie
                              									und im Verkehrswesen. In den Stadt-, Staats- und Reichsparlamenten wird, anders als
                              									jetzt, dann jederzeit leicht eine Mehrheit für vernünftige brennstoffwirtschaftliche
                              									Maßnahmen zu haben sein. Dadurch können wir einen Teil des uns durch den Vertrag von
                              									Versailles zugefügten Verlustes an Kohlenschätzen aus eigener Kraft ausgleichen.
                           In richtiger Erkenntnis dieser Zusammenhänge hat der Reichskohlenrat daher
                              									weitblickend die von ihm bewilligten Mittel dazu bestimmt, den Schul- und
                              									Fachschulunterricht in dieser Hinsicht zu verbessern. In einer Sitzung mit
                              									Vertretern der zuständigen Reichs- und Landesministerien, der Landeskohlenstellen,
                              									der heiztechnischen Berufe und der Hausfrauenverbände hat der Sonderausschuß für
                              									Hausbrandfragen beim Reichskohlenrat vor kurzem den Weg zu diesem Ziele abgesteckt.
                              									Bei der Hauptstelle für Wärmewirtschaft, die zum Reichskohlenrat in engen
                              									Beziehungen steht, wird die praktische Durchführung liegen. Zunächst gilt es, die
                              									Lernenden selbst mit dem nötigen Rüstzeug zu versehen, um in allen möglichen
                              									Lehrfächern wärmewirtschaftliche Gesichtspunkte einzuflechten und richtig zu
                              									betonen. (Es ist nicht etwa daran gedacht, neue Lehrfächer einzuführen!) Nur wenn
                              									gleichzeitig bei den Lehrkräften das Interesse und Verständnis geweckt, „eine
                                 										Atmosphäre geschaffen“ wird, haben entsprechende Erlasse der obersten
                              									Schulbehörden Aussicht auf durchgreifenden Erfolg.