| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Burkharde | 
| Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 36 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die Entwicklung der Fetthärtung. Die
                              									Fetthärtungsindustrie hat in der kurzen Zeit von 15 Jahren eine außerordentlich
                              									weite Verbreitung erlangt und in fast allen Kulturländern Eingang gefunden; ihre
                              									Erzeugnisse finden nicht nur in der Seifen- und Kerzenindustrie, sondern in stark
                              									zunehmendem Maße auch bei der Herstellung von Speisefetten Verwendung, nachdem durch
                              									eingehende physiologische Untersuchungen der Beweis erbracht worden ist, daß der
                              									Genuß gehärteter Fette keinerlei nachteilige Wirkungen hat. Ueber die Entwicklung
                              									der Fetthärtung in technischer und wirtschaftlicher Richtung machte auf der letzten
                              									Tagung des Vereins Deutscher Chemiker Dr. W. Normann
                              									(Emmerich) interessante Mitteilungen. Dr. Normann war es, der im Jahre 1902 die
                              									Fetthärtung erfunden und sich seitdem um die Entwicklung dieses Industriezweiges
                              									große Verdienste erworben hat,dwofür er in diesem Jahre von dem Verein Deutscher
                              									Chemiker durch die Verleihung der Liebig-Denkmünze geehrt wurde.
                           Das Wesen der Fetthärtung ist die Anlagerung von Wasserstoff an ungesättigte Fette
                              									oder Fettsäuren in Gegenwart eines katalytisch wirkenden Metalls, als welches
                              									heute in der Technik ausschließlich das Nickelmetall in fein verteiltem Zustand
                              									Anwendung findet. Für die Herstellung dieses Nickelkatalysators sind die
                              									mannigfachsten Verfahren angegeben worden und es bestehen hierfür allein in
                              									Deutschland bereits etwa 100 Patente. Ursprünglich ging man nach dem Vorschlag von
                              									Sabatier von Nickeloxyd aus, das durch Reduktion im Wasserstoffstrom in
                              									feinpulveriges Metall verwandelt wurde. Eine wesentliche Verbesserung stellte dann
                              									der zuerst von Markel ausgesprochene Gedanke dar, das
                              									Nickelmetall auf Kieselgur oder einem anderen geeigneten Träger niederzuschlagen,
                              									denn hierdurch wird die Wirkung des Nickels ganz erheblich gesteigert. Andererseits
                              									hat man auch mit Erfolg versucht, das Nickel aus seinen Salzen ohne Verwendung eines
                              									Trägers unmittelbar in dem zu härtenden Oel abzuscheiden. Dies geschieht durch
                              									Einleiten von Wasserstoff in das erwärmte Oel, wobei das Nickelmetall in fein
                              									verteiltem Zustand in Form einer tief schwarzen Lösung erhalten wird. Manche
                              									Nickelsalze zerfallen auch schon durch bloßes Erwärmen in dem Oel unter Bildung von
                              									Nickelmetall, ohne daß Wasserstoff eingeleitet zu werden braucht. Weiter kann man von der
                              									gasförmigen Verbindung des Nickels mit Kohlenoxyd ausgehen und diese durch Erwärmen
                              									in ihre Bestandteile zerlegen. Und schließlich kann man auch, wie dies z.B. in
                              									Amerika geschieht, von käuflichem kompaktem Nickelmetall ausgehen und dieses durch
                              									Schleifen oder Mahlen unter Oel in feinverteilten Zustand überführen.
                           Bei der Ausführung der Oelhärtung ist eine möglichst innige Mischung von Oel und
                              									Katalysator mit dem zugeführten Wasserstoff notwendig; dies erreicht man entweder
                              									durch Anwendung von Rührwerken oder durch Zerstäubung des Oeles. Die Aufnahme des
                              									Wasserstoffs durch Oel geht unter Wärmeentwicklung vor sich, so daß die Reaktion
                              
                              									bisweilen künstlich gemildert werden muß, um eine zu starke Erwärmung des Oeles zu
                              									vermeiden. Denn die zur Härtung erforderliche Temperatur liegt bei etwa 180 °, nur,
                              									wenn der Katalysator im Oele selbst erzeugt wird, arbeitet man bei 230–250 °. Der
                              									Druck, mit dem der Wasserstoff in das warme Oel eingeleitet wird, ist verschieden,
                              
                              									manche Verfahren arbeiten bei gewöhnlichem Druck, andere wieder gehen bis auf 50
                              									Atm. hinauf.
                           Wichtig ist ferner, daß die zur Herstellung des Katalysators benutzten Nickelsalze
                              									sowie das Wasserstoffgas frei von gewissen Stoffen sind, die die Wirksamkeit des
                              									Katalysators hemmen oder ganz vernichten. Als solche „Katalysatorgifte“ hat
                              									man namentlich Blei, Zink und Schwefel erkannt, auch gewisse organische
                              									Verunreinigungen, die mitunter in schlechten Oelen enthalten sind, machen sich oft
                              									störend bemerkbar, wogegen das im Wasserstoff meist in geringer Menge noch
                              									enthaltene Kohlenoxyd gewissermaßen eine einschläfernde Wirkung auf den Katalysator
                              									ausübt.
                           Die erste Anlage zur Fetthärtung wurde im Jahre 1907 in England errichtet, ein Jahr
                              									darauf wurde in Herford die erste deutsche Anlage in Betrieb genommen. Bis zum Jahre
                              									1914 war die Zahl dieser Anlagen auf 24 gestiegen, von denen sich 18 in Europa
                              									befanden. Im Kriege wurden zahlreiche neue Fabriken für Fetthärtung erbaut, so daß
                              									heute in Deutschland 11 und in der ganzen Welt etwa 75 derartige Anlagen vorhanden
                              									sind. Als Rohstoffe für die Härtung kommen die meisten pflanzlichen und tierischen
                              									Oele in Betracht, wie Leinöl, Sojabohnenöl, Rüböl, Baumwollsaatöl, Getreidekeimöl
                              									und vor allem Walfischtran, der durch die Härtung seinen unangenehmen Geschmack und
                              									Geruch vollkommen verliert und ein einwandfreies Speisefett liefert. Die Fetthärtung
                              									ermöglicht uns, aus den in großen Mengen vorkommenden flüssigen Pflanzenölen die
                              									wertvolleren und höher geschätzten festen oder halbfesten Fette zu gewinnen, die uns
                              									die Natur in weit geringeren Mengen bietet; die Fetthärtung ist damit ein wichtiger
                              									Regulator für das Preisverhältnis zwischen flüssigen Oelen und festen Fetten
                              									geworden. (Zeitschr. f. angew. Chemie 1922, S. 437–440.)
                           Sander.
                           Ueber Rauchgasprüfer.S.
                                       												auch D.p.J. 1922, S. 197. Unsere Brennstofflage gebietet
                              									noch auf lange Zeit hinaus eine äußerst sparsame Verwendung der Kohle, namentlich in
                              									den Hauptverbrauchsstellen, den industriellen Feuerungen. Ein sparsamer Betrieb ist
                              									aber nur möglich bei sorgfältiger Ueberwachung der Feuerungsanlagen. Ein
                              									zuverlässiger Anhalt für die Ausnutzung der Brennstoffe in einer Feuerung und für
                              									die mehr oder weniger vollkommene Verbrennung ist der Gehalt an Kohlensäure in den
                              
                              									Abgasen. Je nach der Menge der zugeführten Verbrennungsluft ergibt sich ein anderer
                              									Gehalt an Kohlensäure. Im praktischen Betriebe schwankt dieser zwischen 8 bis
                              									14 v. H. und in diesen Grenzen der Brennstoffverbrauch um etwa 10 v. H. Daraus
                              									ergibt sich die Ersparnis, die sich durch Erhöhung des Kohlensäuregehaltes erzielen
                              									läßt, und der Vorteil einer guten Anzeigevorrichtung für die in den Abgasen
                              									enthaltene Kohlensäuremenge. Denn, kann der Gehalt an Kohlensäure in den Abgasen
                              									jederzeit zuverlässig festgestellt werden, so ist jeder Heizer im Stande, die
                              									Luftzufuhr so zu regeln, daß stets die beste Verbrennung in der Feuerung erzielt
                              									wird. Es gibt eine ganze Reihe von Apparaten, welche den Kohlensäuregehalt
                              									anzeigen.
                           Am verbreitetsten sind die Apparate, welche auf der chemischen Analyse der Abgase
                              									beruhen, die sog. Orsatapparate. Sie dürfen als die zuverlässigsten gelten.
                              									Neuerdings werden sie auch selbsttätig arbeiten, mit fortlaufender Aufzeichnung der
                              									Ergebnisse gebaut und weisen eine sehr einfache Handhabung auf. Durch ihre
                              									Zerbrechlichkeit sind sie allerdings für das Kesselhaus weniger geeignet, auch haben
                              									sie den Nachteil, daß die Anzeige immer hinter dem jeweiligen Betriebszustand
                              									nachhinkt, weil eben zu der in dem Apparat vor sich gehenden Absorption der
                              									Kohlensäure eine gewisse Zeit nötig ist. Doch sind die Angaben, wie gesagt, sehr
                              									zuverlässig.
                           Alle anderen in die Praxis eingeführten Rauchgasprüfer leiden daran, daß die Meßwerte
                              									sehr klein sind, sei es, daß die Apparate auf der verschiedenen Wärmeleitfähigkeit
                              									der Bestandteile der Abgase oder deren Zähigkeitseigenschaft beim Durchgang durch
                              									enge Röhren und Oeffnungen beruhen. Abgesehen von der Kleinheit der gemessenen
                              									Unterschiede sind hier die Ergebnisse auch stark beeinflußt von den
                              									Verunreinigungen, welche in den Abgasen enthalten sind. Bei einigen Ausführungen von
                              									Rauchgasprüfern werden die Unterschiede im spezifischen Gewicht der Kohlensäure
                              									gegenüber der Luft bezw. der übrigen Bestandteile der Abgase zur Anzeige benutzt,
                              									doch auch hier bewegen sich die Meßwerte in sehr engen Grenzen. Günstig ist
                              									hingegen, daß die Anzeige keine Zeit erfordert, wie bei der chemischen Analyse im
                              									Orsatapparat und alle empfindlichen und der Zerstörung oder dem Eintrocknen
                              									ausgesetzten Teile hier wegfallen. Neuerdings hat die A. E. G. ein auf diesem
                              									Prinzip beruhenden Apparat „System Ranarex“ auf den Markt gebracht, bei dem
                              									der Nachteil der geringen Meßgröße dadurch vermieden ist, daß die Verschiedenheit
                              									des spezifischen Gewichts der Kohlensäure und der übrigen Abgasbestandteile durch
                              									eine rasche Drehbewegung verstärkt wird. Das zu messende Gas tritt in eine
                              									rotierende Trommel, aus welcher dasselbe mit einem durch die Fliehkraft erhöhten
                              									Druck austritt. Dieser wirkt auf die eigentliche Meßvorrichtung, bestehend aus einem
                              
                              									mit Ventilatorflügeln versehenen Meßrad. Der Einfluß veränderter Umlaufzahl der
                              									elektrisch angetriebenen Trommel sowie wechselnder Temperatur wird dadurch
                              									beseitigt, daß durch eine Trommel ganz gleicher Art und Umdrehungszahl
                              
                              									atmosphärische Luft in entgegengesetzter Richtung ebenfalls ein Meßrad drückt. Durch
                              									eine Gelenkstangenverbindung sind beide entgegengesetzt laufenden Meßräder
                              									gekuppelt. Die eintretende gegenseitige Verschiebung infolge der verschiedenen
                              									Drucke der Kohlensäure und der Luft ist an einem Zeiger ablesbar gemacht, der in
                              									einem Meßbereich von 0 bis 20 Prozent den Kohlensäuregehalt auf einem weithin
                              									sichtbaren Zifferblatt abzulesen gestattet. Das Instrument ist auch sonst für seine
                              									Benutzung im Kesselhaus zweckmäßig eingerichtet und auch mit einer fortlaufenden
                              									Registriervorrichtung versehen, die mit einer Nadel den jeweiligen Kohlensäuregehalt
                              									auf den abrollenden Papierstreifen verzeichnet.
                           Meuth.
                           
                           Dampfverbrauch und Wirtschaftlichkeitsgrenzen von
                                 										Kolbenmaschinen und Dampfturbinen für Heizdampfbetrieb. In reinen
                              									Dampfbetrieben öffentlicher Elektrizitätswerke hat die Dampfturbine die
                              									Kolbenmaschine verdrängt, sie herrscht teilweise nur noch in industriellen Anlagen,
                              									in denen mechanische Energie und Dampf zu Heizzwecken gebraucht wird, also in
                              									Papier-, Zellstoffabriken, Färbereien, Brennereien u.a. Die Kolbenmaschine ergibt
                              									nämlich bei Auspuffbetrieb oder Betrieb mit Gegendruck eine günstigere
                              									Dampfausnutzung als die ebenso betriebene Turbine gleicher Leistung, diese aber ist
                              									bei Entnahmebetrieb meist jener im Dampf verbrauch überlegen und diese
                              									Ueberlegenheit setzt hier erst mit etwas höheren Leistungen ein als bei
                              									Kondensationsbetrieb. Die Turbine ist aber stets einfacher, verbraucht weniger
                              									Schmieröl, erfordert geringere Anlage- und Wartekosten und ihr Abdampf ist an sich
                              									ölfrei, während derjenige der Kolbenmaschine vor weiterer Verwendung, etwa für
                              									Erwärmung von Farbbändern, erst entölt werden muß.
                           W. Stiel untersucht nun im J. H. d. Siemens-Ztschr., 2.
                              									Jahrg., die Wirtschaftlichkeitsgrenze beider Maschinenarten und liefert damit einen
                              									interessanten Beitrag zur Beurteilung des Dampfverbrauchs von Kolbenmaschinen und
                              									Dampfturbinen. An Hand verschiedener Diagramme zeigt er den Dampf verbrauch bei
                              									beiden Maschinenarten. Zur Klärung der ganzen Verhältnisse gibt er eine Anzahl
                              									Dampfverbrauchskurven, welche unter verschiedenen Betriebsbedingungen rechnerisch
                              									ermittelt wurden und den spezifischen Dampf verbrauch als Funktion der
                              									Effektivbelastung (kg/PSe) für verschiedene Gegendrücke zeigt, und zwar bei
                              									Admissionsspannungen von 16,13 und 10 at. Die Dampf Verbrauchsberechnungen erfolgten
                              									unter Benutzung der Daten von Grabowsky, die sich im
                              									wesentlichen an Hrabak anschließen. Im Vergleich zu
                              									diesen Werten gibt er dann Kurvenscharen und empfiehlt die Aufstellung allgemein
                              									gültiger Dampfverbrauchskurven für Maschinenleistungen über etwa 200 PSe. Nach dem
                              										Hrabakschen Tafeln sinkt der Dampf verbrauch bei
                              
                              									Zweizylindermaschinen bereits bei Maschinengrößen von 250 PSe aufwärts nur noch sehr
                              
                              									unwesentlich, der Dampfverbrauch der Kolbenmaschine ist also nur unwesentlich
                              									abhängig von der Maschinengröße, die Kondensationsverluste sind bei den heute
                              									üblichen Ueberhitzungen auf über 300° im Zylinder nur noch verschwindend, die
                              									Dichthaltung der Ventile und Kolben bei kleinen Maschinen leichter als bei
                              									großen.
                           Bei der Dampfturbine ist die günstige Dampfausnutzung an eine möglichst hohe
                              									Umfangsgeschwindigkeit des Laufrades gebunden, die Dampfausnutzung also wesentlich
                              									abhängig von der günstigen Wahl der Turbinenabmessungen und ausschlaggebend für die
                              									Ausnutzungsfähigkeit des Dampfes ist nur die Nennleistung der Turbine, unabhängig
                              									von der Höhe des Heizdampfgegendruckes u.a. Auch hier ermittelte W. Stiel die Dampfverbrauchsverhältnisse der Turbine unter
                              
                              									den verschiedensten Betriebsbedingungen und zeichnet Turbinen-Dampfverbrauchskurven
                              									für verschiedene Gegendrucke in Abhängigkeit von der Maschinengröße. Interessant ist
                              									seine Zusammenstellung der Dampfverbrauchskurven der Kolbenmaschine und verschieden
                              									großer Turbinen bei 16 at Eintrittsdruck, 350° in Abhängigkeit vom Gegendruck.
                              									Darnach schiebt sich der Dampfverbrauch der Turbine mit steigender Maschinengröße
                              									immer mehr an denjenigen der Kolbenmaschine und der Verlauf der
                              									Turbinen-Dampfverbrauchskurve läßt in ihrem Charakter keine Aenderung erkennen.
                           Die Dampfverbrauchsverhältnisse der Kolbenmaschine und der Turbine lassen sich auch
                              									leicht an Hand des Mollierschen Entropie-Diagramm es
                              									ermitteln, auf deren Wert Verf. näher eingeht usw. In graphischer Weise gibt er
                              									dann noch die stündlichen Betriebskosten bei Kolbenmaschinen und Turbinenbetrieb,
                              									Ueberlegenheitsgrenzen für konstanten Gegendruck, konstante Dampfmenge etc. An Hand
                              									des Materials lassen sich viele Einzelfälle bezüglich des Brennstoffverbrauchs eher
                              									und sicherer entscheiden als bisher und die Frage ob Kolbenmaschine oder Turbine
                              									befriedigender lösen.
                           Dr. Bl.
                           Untersuchungen über Braunkohlen und Lignite. Hierüber
                              									berichtete Professor W. A. Bone vor der Royal Society in
                              									London. Er teilt die Braunkohlen nach ihrem Aussehen in vier Gruppen ein, deren
                              									Wassergehalt zwischen 10 und 50 v. H. schwankt. Beim Trocknen an der Luft zerfallen
                              									sie zu Pulver, sie lassen sich nicht verkoken und enthalten in wasser- und
                              									aschefreiem Zustand weniger als 70 v. H. Kohlenstoff und mehr als 20 v. H.
                              									Sauerstoff. Die Versuche von Professor Bone gingen darauf hinaus, durch Erhitzen der
                              									Braunkohle auf eine Temperatur unterhalb 400 ° C. ihren Heizwert zu erhöhen. Die
                              									Versuche erstreckten sich auf verschiedene Braunkohlensorten, und zwar auf
                              									australische von Victoria, solche aus Burma, Canada und Italien. Die Kohle wurde in
                              									einem geschlossenen Gefäß, das eine genaue Beobachtung der Temperatur gestattete,
                              									erhitzt und die hierbei entweichenden flüssigen und gasförmigen Produkte wurden
                              									näher untersucht. Dabei zeigte sich, daß die Zersetzung der Braunkohle schon bei
                              									etwa 130 ° beginnt, und daß beim Erhitzen bis auf etwa 400 ° neben Wasserdampf in
                              									der Hauptsache Kohlensäure entweicht, ferner etwas Kohlenoxyd und eine ganz
                              									unbedeutende Menge von Kohlenwasserstoffen. Das entwickelte Gas bestand nach
                              									Abscheidung des Wasserdampfes zu etwa 95 v. H. aus Kohlensäure und Kohlenoxyd. Der
                              									Gewichtsverlust der Braunkohlen betrug bei dieser Behandlung nur 8–15 v. H. und ging
                              									hauptsächlich auf Kosten des Sauerstoffgehaltes, der hierbei um ein Viertel bis ein
                              									Drittel des ursprünglichen Wertes vermindert wurde. Demgemäß wurde eine Anreicherung
                              									der wertvollen Bestandteile der Braunkohle durch dieses Veredelungsverfahren erzielt
                              									und der Heizwert des Rückstandes war größer als der der ursprünglichen Kohle.
                              									(Engineering, Bd. III, S. 359).
                           Sander.
                           Kraftfahrzeuge mit Zweitaktmaschinen. Die bekannte
                              									Automobilfabrik Peugeot in Paris hat den Bau von Zweitaktmaschinen für Automobile
                              									aufgenommen, die mit schweren Brennstoffen, wie Petroleum, Teeröl und Rohöl
                              									betrieben werden sollen. Es handelt sich hier um Glühkopfmotoren, die sich bis jetzt
                              									im Automobilbetrieb noch nicht bewährt haben. Ein Versuchsmotor mit zwei Zylindern
                              									von 120 mm Dm. und 150 mm Hub mit Kurbeln unter 180 ° ist bereits gebaut und soll an
                              									Stelle der üblichen Viertaktmotoren in Motoromnibusse eingebaut werden. Bei 1250
                              									Uml/min. leistet der etwa 250 kg schwere Motor 50 PS. Der Brennstoffverbrauch wird
                              									bei Vollast zu 180 gr/PSh angegeben.
                           Unmittelbar von der Kurbelwelle wird eine einfach wirkende Spülluftpumpe angetrieben,
                              									die Luft in die Zylinder fördert und dadurch die Abgase austreibt. Durch den auf dem
                              									Kolben sitzenden Verdränger wird ein Teil der Verbrennungsluft in den Glühkopf
                              									getrieben, während gleichzeitig in den Glühkopf durch die Brennstoffpumpe Brennstoff
                              									eingespritzt wird.
                           Ueber das Anlassen des neuen Automobilmotors, das naturgemäß in kurzer Zeit zu
                              									erfolgen hat, wird nicht ausführlich berichtet. Es wird nur erwähnt, daß hierfür
                              									Kerzenzündung vorgesehen ist, (Automobive Industrie, 9. Februar 1922).
                           Wimplinger.
                           
                           50 Jahre Armaturenbau. (Bopp & Reuther,
                              									Mannheim-Waldhof). Am 1. Dezember v. J. waren es 50 Jahre, `aß die bekannte
                              									Armaturen- und Wassermesserfabrik Bopp & Reuther in Mannheim gegründet worden
                              									ist. Die großen Umwälzungen, die die Herrschaft des Wassers und des Dampfes um die
                              									Mitte des vorigen Jahrhunderts auf den verschiedensten Gebieten des
                              									Wirtschaftslebens hervorgerufen hat, bereiteten auch der Fabrikation von Armaturen
                              									für Wasserleitungen den Boden, auf dem sie sich später in so glänzender Weise
                              									entwickeln konnte. Als die Ingenieure Karl Bopp und Karl Reuther im Jahre 1872 ihr
                              									Unternehmen ins Leben riefen, steckte die Industrie noch tief in den Kinderschuhen.
                              									Die Firma konnte bald Beweise ihrer Leistungsfähigkeit und ihres Verständnisses für
                              									die Forderungen der neuen Zeit erbringen. Den Betrieb mit einem Dutzend Arbeiter
                              									beginnend, vergrößerte sich das Werk schnell und schritt dank dem rastlosen Eifer
                              									und weit vorausschauenden Geist Karl Reuthers, der nach dem Ausscheiden des
                              									Ingenieurs Bopp das Geschäft als alleiniger Inhaber weiterführte, von Erfolg zu
                              									Erfolg. Durchgreifende Erweiterungen wurden in den 80er und 90er Jahren vorgenommen
                              									und die 1897 begonnene Verlegung der Werkstätten nach einem umfangreichen Gelände in
                              									dem Vorort Waldhof bis zum Jahre 1904 vollendet. Die heutigen Fabrikanlagen umfassen
                              									einen Flächenraum von 165000 qm, wovon etwa 125000 qm mit Werkstätten, Lagerhallen
                              									usw. überbaut sind. Die Zahl der Beschäftigten betrug schon im Jahre 1914 etwa 1800
                              									und erreichte 1918 den höchsten Stand von 3500. Nach dem Ableben des Gründers im
                              									Jahre 1908 übernahm der älteste Sohn Ingenieur Carl Reuther jr. den Betrieb. Seine
                              									hervorragenden Verdienste und seine einflußreiche Stellung auch außerhalb seines
                              									Unternehmens brachten ihm den Kommerzienrattitel, und später wurde ihm auch die
                              									Würde eines Dr. h. c verliehen. Ein tragisches Geschick entriß ihn im Februar 1919
                              									seinem Lebenswerk und seiner Familie. Durch den jüngeren Bruder Dr. Fritz Reuther
                              									und den Schwager Otto Boehringer, welche schon seit längerer Zeit Mitinhaber der
                              									Firma waren, wird seither das Werk, den alten Grundsätzen getreu, weitergeleitet.
                              									Die Firma nimmt in der Armaturenbranche nicht nur in Deutschland, sondern auch auf
                              									dem ganzen Kontinent eine führende Stelle ein. Die nach dem Prinzip der
                              									Serienfertigung ausgeführten Fabrikate sind in der Fachwelt als erstklassig
                              									anerkannt, die Originalkonstruktionen sind vielfach in der Armaturenbranche
                              									vorbildlich geworden und heute noch zum Teil patentamtlich geschützt. Außer dem
                              									Haupterzeugnis Wasserleitungsarmaturen, werden auch Zubehörteile für Gas-, Dampf-,
                              									Oel-, Säuren- und sonstige Rohrleitungen hergestellt. Schon im Jahre 1884 erregte
                              									die Firma Aufsehen mit einer von ihr erfundenen Ventilrohrschelle, die es
                              									ermöglichte, einfach und schnell von der Hauptleitung Nebenanschlüsse für die
                              									Häuser herzustellen. Reuthers Patentventilrohrschellen sind seit dieser Zeit
                              									wiederholt verbessert worden und das Modell 1922 mit unlösbarer
                              									Ventilkegelaufhängung D. R. P. dürfte, was Einfachheit und Betriebssicherheit
                              									betrifft, kaum übertroffen werden, und bietet auch in hygienischer Hinsicht
                              									Sicherheit gegen jede Infektion des Wassers. Besonders erwähnt werden müssen auch
                              									Reuthers Ueber- und Unterflurhydranten für Feuerlöschzwecke, sowie die bewährten
                              									hygienischen Patentventilbrunnen und die Trinkspringbrunnen. Absperrschieber für
                              									Hoch- und Niederdruckleitungen werden in allen möglichen Ausführungsarten nach
                              									eigenen Fabrikationsmethoden in Maßen hergestellt und sind deshalb rasch lieferbar.
                              									Eine besondere Fabrikationsabteilung befaßt sich seit 30 Jahren mit der Herstellung
                              									von Wassermessern in vollendeter Ausführung. Besonders bekanntgeworden sind auch die
                              									Kesselspeise-Heißwassermesser „Superior“ und Spezialmesser für Gas-, Luft-
                              									und Dampfhauptleitungen. Seit dem Jahre 1882 hat die Tiefbauabteilung bei dem Bau
                              									von Rohrbrunnenanlagen große Erfahrungen gesammelt, und bis heute wurden ungefähr
                              									5000 solcher Wasserschließungen im In- und Ausland zur Ausführung gebracht. Einen
                              									Begriff von dem Umsatz der Firma geben die nachstehenden Jahresproduktionen: 150000
                              									Anbohrschellen, 95 000 Absperrschieber, 40 000 Hydranten für Feuerlöschzwecke, 75000
                              									Wassermesser, 2000 Ventilbrunnen, 50000 Dampfventile, 2000 Missongkondenstöpfe. Die
                              									Abteilung Großarmaturen liefert Drosselabsperrklappen und große Absperrschieber für
                              									Talsperren, Turbinen und Schleusenanlagen, sowohl in Gußeisen als auch in
                              									Stahlformguß. Dieselben wurden in Ausführungen mit 500 bis 2250 mm 1. W. für die
                              									bedeutendsten Wasserkraft- und Talsperrenbauten geliefert, so in letzter Zeit für
                              									die Listertal-, Bobertal-, Möhnetal-, Maltertal- und Leitzachttalsperre, sowie für
                              									das Walchenseekraftwerk in Bayern. Zur Kontrolle des Wasserdurchflusses in
                              									Hauptleitungen wurden von der Wassermesserabteilung des Werkes Groß-Wassermesser
                              									gebaut und können solche mit Moltmannflügel oder entsprechend den vorhandenen
                              									Betriebsverhältnissen die bekannten Venturi- bezw. Partialmesser geliefert werden,
                              									sowohl mit einfachen Leistungsanzeigern oder auch mit Registrierapparaten für
                              									momentanen und gesamten Durchfluß. Das Absatzgebiet für die Erzeugnisse des Werkes
                              									erstreckt sich über alle Erdteile, und an allen bedeutendsten Plätzen des In- und
                              									Auslandes werden Verkaufstellen oder Vertretungen unterhalten. Für die
                              									Geschäftsfreunde wird anläßlich des 50 jährigen Bestehens eine größere Druckschrift
                              									herausgegeben, in welcher auf die Entwicklung des Armaturenbaues im allgemeinen und
                              									auf das Werk und seine Erzeugnisse im besonderen näher eingegangen wird.
                           
                              Burkharde