| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Bl. | 
| Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 47 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Der Mensch als Kraftmaschine. Ein Gegenstand der
                              									Wissenschaft, dessen Behandlung stets aufmerksame Zuhörer findet, ist der Mensch
                              									selbst. Er kann von vielen Seiten Gegenstand der wissenschaftlichen Behandlung
                              									werden. Ja, es gibt eine große weitverzweigte Wissenschaft, welche sich
                              									ausschließlich mit ihm beschäftigt, das ist die Medizin. In einem der Technik
                              									gewidmeten Journal wird man natürlich den Menschen mit der Maschine vergleichen
                              									wollen. Volkswirtschaftlich hat SpeiserSpeiser,
                                    											Dieses Journal 1916 363. die Maschine Mensch behandelt. Im
                              									Nachfolgenden soll er im Anschluß an eine ausführlichere ArbeitSchreber, Der Mensch als Kraftmaschine, Pflügers
                                    											Archiv 197 (1922) 300. vom Standpunkt der Kraftmaschinentechnik
                              									aus betrachtet werden.
                           Wie jede Dampfmaschine ihre Hilfsmaschinen hat, Speisepumpe, Antriebsmaschine für
                              									Bewegung von Rost und Kohlenförderband im Kesselhaus usw., so hat auch der Mensch
                              									zur Aufrechterhaltung des Betriebes, d.h. seines Lebens, eine Reihe von
                              									Hilfsmaschinen nötig, welche wir die inneren Organe nennen: Herz, Lunge usw. Diese
                              									Organe sind genau wie Arbeitsmaschinen zu betrachten. Es wird ihnen eine bestimmte
                              									Energie zugeführt und dafür leisten sie eine bestimmte Arbeit. Das Herz z.B. treibt
                              									das Blut durch den Körper, welches einerseits in den Adern als Träger der Nährmittel
                              									und des Sauerstoffes und der für die Erhaltung des Körpers nötigen Baustoffe und
                              									andererseits in den Venen als Träger der Abfallstoffe und des Kohlendioxydes dient.
                              									Es entspricht annähernd der Antriebsmaschine im Kesselhaus, welche das die Kohlen zu
                              									den einzelnen Feuerstellen schaffende Förderband bewegt. Aehnlich ist es mit den
                              									übrigen Organen.
                           Um die einheitliche Behandlung der verschiedenen Organe zu zeigen, würde der
                              									Ingenieur den Umriß eines Menschen zeichnen und an den Stellen, wo die Organe
                              									sitzen, die Leistung, den Energiebedarf und den Wirkungsgrad des dort sitzenden
                              									Organs hinschreiben. Die Physiologen haben wohl gezeigt, daß diese Aufgabe lösbar
                              									ist, so ist die Leistung des Herzens recht genau gemessen, ebenso der Energiebedarf
                              									der Kaumuskeln, aber einheitlich durchgeführt ist sie nicht: der Umriß würde noch
                              									recht leer bleiben.
                           Mehr beschäftigt haben sich die Physiologen mit der Untersuchung der
                              									eigentlichen Kraftmaschinen im menschlichen Körper, mit der der Muskeln. Als die
                              									Physiologie begann, sich mit dieser Frage zu beschäftigen, hat man die Arbeit des
                              									Muskels mit einem sogenannten Arbeitssammler gemessen. Dieser gestattete im
                              									allgemeinen nur die Messung der Arbeit mehrerer Reize, und ließ die Untersuchung
                              									eines einzelnen Reizes nicht zu. Deshalb hat man das Verfahren jetzt verlassen und
                              									arbeitet mit einem fest eingespannten Muskel, der zwar keine Arbeit leistet, aber
                              									infolge der Reizung eine zu messende Kraft entwickelt. Hill, der mit sehr
                              									empfindlichen Thermoelementen und einem masselosen Galvanometer nach diesem
                              									Verfahren gearbeitet hat, konnte feststellen, daß man bei der Arbeit der Muskels
                              									infolge eines einheitlichen Reizes mehrere Abschnitte unterscheiden muß. Daselbe hat
                              									Meyerhof bei seinen biochemischen Untersuchungen gefunden, der drei Abschnitte
                              									unterscheidet: Zuckung, Erschlaffen, Erholen.
                           Hill hat sich bei dem zur Bestimmung des Wirkungsgrades dienenden Teil seiner
                              									Arbeiten nur mit der Zuckung beschäftigt und ist erstaunt, für diesen Teilvorgang
                              									den Wirkungsgrad 1 zu finden. Für den Maschineningenieur liegt darin gar nichts
                              									besonderes; er weiß, daß Teilvorgänge eines Umlaufes alle möglichen Wirkungsgrade
                              									haben können. Bei einem Carnotschen Umlauf haben wir für die Wirkungsgrade der
                              									einzelnen Teilvorgänge in der Reihenfolge adiabatische Verdichtung, isotherme
                              									Wärmeaufnahme, adiabatische Dehnung, isotherme Wärmeabgabe bekanntlich die Werte 0;
                              									1; ∞; 1; also zweimal 1 und einmal sogar ∞. Trotzdem ist der Wirkungsgrad des
                              									Gesamtumlaufes natürlich endlich. Der Ingenieur schreibt die Wirkungsgrade der
                              
                              									Teilvorgänge gar nicht auf, weil sie gar keine Bedeutung haben.
                           Auch für den Muskel muß man einen vollständigen Umlauf behandeln; das hat bisher noch
                              									kein Physiologe getan. Man weiß zur Zeit überhaupt noch nicht, wie der
                              									Arbeitsvorgang im Muskel verläuft, wie sich die chemische Energie der Nährmittel in
                              									Arbeit verwandelt. Wärmeenergie kann nicht als Zwischenenergie auftreten; eine
                              									Wärmekraftmaschine ist der Muskel nicht; das ist jetzt sicher gestellt. Ob aber die
                              									osmotische Energie von Kristalloiden oder die Quellungsenergie von Kolloiden oder die
                              									Oberflächenenergie die Zwischenart ist, weiß man noch nicht, weil noch für keine
                              									dieser vorgeschlagenen Energiearten ein vollständiger Umlauf unter Berücksichtigung
                              									der Verhältnisse im Muskel wirklich durchgerechnet worden ist.
                           Der Mensch nun als Ganzes darf nicht in dem Sinne als Kraftmaschine bezeichnet
                              									werden, wie wir das von unseren Kraftmaschinen her gewohnt sind. Diese sind
                              									Vorrichtungen, welche Arbeit nach außen abgeben. Der körperlich arbeitende Mensch,
                              									selbst der Steinträger, der Steine zum Bau eines Fremden zuträgt, gibt keine Arbeit
                              									nach außen ab, sondern arbeitet wie die Tiere des Waldes und Feldes, wie Fuchs und
                              									Sperling, nur für seinen und seiner Familie Unterhalt; allerdings nicht wie diese
                              									unmittelbar, sondern als Folge der Entwicklung der menschlichen Kultur auf dem
                              									Umwege über das Geld.
                           Nur unter willkürlichen Voraussetzungen über die Arbeiten, welche man als nach außen
                              									abgegeben ansehen will, kann man den Menschen als Kraftmaschine betrachten. Macht
                              									man solche Voraussetzungen, so entsteht sofort die Frage nach dem Wirkungsgrad
                              									dieser Maschine, die von Physiologen und Technikern verschieden gelöst wird. Der
                              									Begriff Wirkungsgrad ist kein von der Natur gegebener, sondern ein willkürlich
                              									eingeführter, welcher zur Erzielung einer einfachen Darstellung der natürlichen
                              									Verhältnisse dienen soll. Man kann also nicht darüber streiten, ob eine bestimmte
                              									Festlegung seiner Berechnungsart richtig oder falsch, sondern nur ob sie vorteilhaft
                              									oder unvorteilhaft sei.
                           Von den in der ausführlichen Darstellung mitgeteilten Nachteilen der Berechnungsart
                              									der Physiologen will ich nur auf den einen hinweisen, daß sie nicht überall
                              									durchführbar ist. Der Wirkungsgrad des Muskels läßt sich wohl nach der
                              									Berechnungsart der Ingenieure, nicht aber nach der der Physiologen berechnen. Bei
                              									den meisten Organen könnte man beide Berechnungsarten anwenden, wenn man die nötigen
                              									Zahlen schon beobachtet hätte und die Physiologen machen es auch, wo sie die Zahlen
                              									zu haben glauben, bald so, bald so. Beim Herzen dagegen läßt sich nur die
                              									Berechnungsart der Ingenieure anwenden, denn der Energiebedarf eines ruhenden
                              									Herzens läßt sich nicht feststellen, weil das ruhende Herz tot ist, kein Herz mehr
                              									im Sinne der Physiologen ist. Den Wirkungsgrad des Menschen als ganzes kann man
                              
                              									natürlich nach beiden Arten berechnen; die Physiologen wenden aber
                              									selbstverständlich nur ihr Verfahren an. So haben wir also beim Muskel
                              									Berechnungsart der Ingenieure, bei den Organen bald dieses, bald jenes, beim
                              									Menschen als ganzes die der Physiologen. Dieser Wechsel in der Berechnungsart
                              									hindert nun auch den Vergleich der einzelnen Werte mit einander. Berechnet man den
                              									Wirkungsgrad des Muskels und des Menschen als Ganzes nach demselben Verfahren, also
                              									wegen des Muskels nach dem der Ingenieure, so wird sich der erstere stets größer
                              									ergeben, als der letztere. Man könnte ihr Verhältnis als den mechanischen
                              									Wirkungsgrad des Menschen bezeichnen, denn es hat mit dem gleichen Verhältnis bei
                              									den Maschinen viel Aehnlichkeit. Dieser mechanische Wirkungsgrad des Menschen würde
                              									ein Maß für die Eignung zu einer Arbeit oder für die Uebung in einer Arbeit geben
                              									und somit für die Bemühungen auf dem Gebiet der Ausles der Arbeiter von großer
                              									Bedeutung sein können.
                           Dr. K. Schreber.
                           Ueber Aluminium. Nachdem durch den Weltkrieg die
                              									Eisenpreise eine erhebliche Steigerung erfahren haben und nachdem weiter durch den
                              									Friedensvertrag von Versailles infolge des Verlustes von Elsaß-Lothringen
                              									Deutschland durch Abtretung des Minettegebietes seine wichtigste Eisenquelle
                              									verloren hat, ist es begreiflich, daß man sich in Deutschland nach einem Metall
                              									umsieht das möglicherweise das so wichtige Eisen ersetzen könne. Im ersten
                              									Augenblick schien es, daß das Aluminium vielleicht dieses Ersatzmetall abgeben
                              									könnte, aber bei näherer Prüfung der Sachlage gelangte man doch zu dem
                              									Eingeständnis, daß das Aluminium nur in sehr beschränktem Umfange das Eisen zu
                              									ersetzen vermag. Andererseits wird man aber doch zugeben müssen, daß sich das
                              									Anwendungsgebiet des Aluminiums noch erheblich erweitern läßt, so daß sich manche
                              									Lücke schließen lassen wird, die durch das seltener und beispielslos teuer gewordene
                              									Eisen entstand. Wenn die charakteristische Leichtigkeit des Aluminiums zweifellos in
                              									manchen Fällen ein technischer Vorzug ist, so beispielsweise im Flugzeugbau, so kann
                              									andererseits dieselbe Leichtigkeit doch auch ein technischer Nachteil sein, so
                              									beispielsweise im Lokomotivbau, wo die Schwere des Eisens die unbedingt
                              									erforderliche Adhäsionskraft zustande bringt oder etwa in der Munitionstechnik, wo
                              									für die Geschosse die Schwerkraft von Stahl und Eisen ebenfalls eine Grundbedingung
                              									ist. Schon diese beiden Beispiele zeigen, daß das Aluminium niemals restlos das
                              									Eisen in der Technik ersetzen kann.
                           Das Aluminium gehört zur Gruppe der sogenannten Erdmetalle und man hat berechnet, daß
                              									das Aluminium von den Bestandteilen der Erdrinde 7,3 % ausmacht; es gehört demnach
                              									zu den am stärksten vertretenen Metallen auf der Erde. Nicht unerwähnt bleibe, daß
                              									Eisen an der Erdrinde nur mit 5,1 % der Bestandteile beteiligt ist, nur vom Silizium
                              									mit 25 % Anteil wird das Aluminium noch übertroffen. Natürlich ist zu beachten, daß
                              									sich das Aluminium nicht in metallischem Zustande, wie das Eisen vorfindet, sondern
                              									nur in Form von chemischen Verbindungen auftritt. Derartige Verbindungen zeigen sich
                              									als Sauerstoff mit Aluminiumoxyd oder Tonerde und Kieselsäure. Anfangs bereitete die
                              									Gewinnung des Aluminiums aus diesen Verbindungen technisch ziemlich viel
                              									Schwierigkeiten, die jedenfalls größer waren, als die Verhüttung der Erze. Erst die
                              									Anwendung des elektrischen Stromes in der Metallurgie machte eine wirtschaftliche
                              									Gewinnung des Aluminiums möglich. Erwähnt sei, daß sich Aluminium in allerdings
                              									unerheblichen Mengen auch im Meerwasser findet; auch ist es in der Asche einiger
                              									Pflanzen nachweisbar.
                           Für die Herstellung des Aluminiums kommen nur sehr reine Tonerden in Frage; mit an
                              									erster Stelle steht hier Bauxit. Letzteres ist ein Mineral, das vornehmlich aus
                              									Tonerdehydrat neben kleinen Mengen Kieselsäure besteht. Der Name Bauxit ist von Les
                              									Baux in Frankreich herzuleiten, wo der Bauxit erstmalig von Berthier gefunden wurde.
                              									Man unterscheidet allgemein den weißen irischen oder amerikanischen oder den roten
                              									französischen Bauxit. Anfangs suchte man die Gewinnung des Aluminiums auf chemischer
                              									Grundlage zu betreiben; Bestrebungen, die Napoleon III. mit erheblichen Geldmitteln
                              									nicht ganz ohne Erfolg unterstützte. Aber erst durch die Erfindung des Louis
                              									Toussaint Heroult, der die Grundlagen für die elektrolytische Aluminiumgewinnung
                              									schuf und sein erstes Patent 1863 herausbrachte, wurde es möglich, eine wirklich
                              									großzügige Aluminium-Industrie zu entwickeln. Fast gleichzeitig ging in derselben
                              									Richtung der Amerikaner Martin Hall vor, der als Erfinder des heute allgemein
                              									benutzten Elektrolyten zu gelten hat. Im übrigen gibt es über die Verfahren zur
                              									Gewinnung reiner Tonerde zahlreiche Patente. In der Gegenwart erfolgt die
                              									Herstellung ausschließlich auf elektrolytischem Wege unter vorwiegender Benutzung
                              									künstlichen Kryoliths. Um den erforderlichen elektrischen Strom auf dem billigsten Wege zu erlangen,
                              									da nur so das Aluminium den anderen Metallen gegenüber wettbewerbsfähig ist, haben
                              									sich die Aluminiumwerke meist dort angesiedelt, wo ihnen billigste Wasserkräfte zur
                              									Verfügung stehen, wie dies auch beispielsweise bei den größten Aluminiumwerken der
                              									Welt, der Aluminium-Industrie-Aktien-Gesellschaft zu Neuhausen (Rheinfall) in der
                              									Schweiz der Fall ist.
                           Was nun die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Aluminiums betrifft, so
                              									ist zunächst das Aluminium als ein silberähnliches, sehr geschmeidiges Metall zu
                              									bezeichnen. Gegenüber den Hauptmetallen ist es weicher als Kupfer, aber härter als
                              									Zinn und Zink. Die Widerstandsfähigkeit gegen Oxydation ist angesichts aller übrigen
                              									unedlen Metalle außerordentlich groß. Es besteht nahezu eine Unempfindlichkeit gegen
                              									trockene und feuchte Luft, Wasser, Kohlensäure, Schwefelwasserstoff und zahlreichen
                              									anderen organischen Säuren. Auffallend ist die große Widerstandsfähigkeit gegen
                              									konzentrierte Essigsäure, Fette und Fettsäuren, Formaldehyd und hochkonzentrierte
                              									Salpetersäure. Auf der anderen Seite wird jedoch Aluminium von verdünnter Salpeter-
                              									und Schwefelsäure langsam angegriffen, auch Salzsäure, Kali- und Natronlauge,
                              									Sodalösung und Kalkmilch löst Aluminium ziemlich schnell auf. Ebenso ist Aluminium
                              									von der Berührung mit anderen Metallen, besonders vor Kupfer und Messing zu behüten,
                              									da diese Metalle die Oxydation beschleunigen. Außerordentlich empfindlich ist
                              									Aluminium gegen Quecksilber, das in kleinsten Mengen schon zu einer schnellen
                              									Oxydation führt.
                           Der Schmelzpunkt des Aluminiums liegt bei 650 ° und der Siedepunkt bei 1800°C. Kurz
                              									vor dem Schmelzen bildet sich ein griesig breiartiger Zustand heraus. Der Bruch bei
                              									gegossenem Aluminium trägt einen kristallinischen Charakter, bei geschmiedetem
                              									Aluminium erscheint der Bruch sehnig und seidenartig glänzend. Aluminium besitzt ein
                              									außerordentliches Wärme-Leitungsvermögen, das gegenüber Kupfer halbmal und gegenüber
                              									Schmiedeeisen doppelt so groß ist. Die spezifische Wärme ist mit 0,232 bei 100 °
                              									sehr hoch gegenüber anderen Metallen, die beispielsweise bei Kupfer und Zink 0,094
                              									und bei Eisen 0,14 beträgt. Praktisch bedeutet dies, daß Aluminium zur Erreichung
                              									einer gewissen Temperatur mehr Wärmezufuhr benötigt; auf der anderen Seite bleibt
                              									aber Aluminium dafür auch länger warm. Trotz des niedrigen Schmelzpunktes braucht
                              									Aluminium mehr Wärme zum Schmelzen als Kupfer oder Kupferlegierungen. Ist aber
                              									Aluminium einmal geschmolzen, so bleibt es auch länger flüssig als andere Metalle.
                              									Hinsichtlich seiner mechanischen Eigenschaften zeichnet sich Aluminium durch große
                              									Dehnbarkeit und Hämmerbarkeit aus. Betreffs der Hämmerbarkeit folgt es gleich hinter
                              									Gold, ebenso kann Aluminium zu sehr feinem Draht ausgezogen werden.
                           Auch in der Gießerei hat sich das Aluminium als ein sehr nützliches Metall erwiesen.
                              									Es muß eben rotwarm und gut dünnflüssig sein; erfahrungsgemäß läßt man etwas
                              									abkalten, was man durch Zugabe von etwas festem Metall beschleunigen kann. Es hat
                              									sich gezeigt, daß Aluminium dann den besten Guß liefert, wenn das Metall soweit
                              									erkaltet ist, daß es gerade noch läuft. Das flüssige Aluminium muß außerdem vor dem
                              									Abgießen gut durchgerührt und mit einem Löffel abgeschäumt werden. Die Gußmodelle
                              									für Rein-Aluminium müssen ein lineares Schwindmaß von 1,8 % erhalten, bei
                              									Gußlegierungen ist das Schwindmaß mit 1,3 % zu berechnen. Aluminium läßt sich auch
                              									kalt und warm schmieden. Wird Aluminium warm geschmiedet, so darf man es nicht rot
                              									werden lassen. Den richtigen Hitzegrad kann man dadurch feststellen, daß man
                              									das Metall mit einem Fichtenholzspahn berührt, wobei letzterer zu rauchen beginnen
                              									muß. Handelt es sich um kupferhaltiges Aluminium, das stets in der Temperatur
                              									niedriger ist, so wird der Spahn eben noch deutlich rauchen. Wünscht man Aluminium
                              									zu walzen, so müssen die Walzplatten eine besondere Beschaffenheit haben.
                              									Voraussetzung ist eine feinkristallinische Beschaffenheit des Metalls, sodaß nur in
                              									Kokillen hergestellte Walzplatten verwendet werden können. Für diesen Zweck wäre
                              									Sandguß unverwendbar. In der Regel werden die Walzplatten oder Walzbarren im warmen
                              									Zustande auf 9 mm heruntergewalzt, nach einer erneuten Anwärmung walzt man alsdann
                              									kalt weiter. Die Bleche werden nur dann einwandfrei, wenn die vorgewalzten Platten
                              									vor dem Weiterwalzen beiderseitig überschabt werden. Wünscht man sehr dünne Bleche
                              									herzustellen, so hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die Bleche bei 2 mm Stärke
                              									vor der Weitververarbeitung nochmals auszuglühen.
                           Das Aluminium ist beim Pressen, Ziehen, Drücken und Prägen genau so zu behandeln, wie
                              									es bei anderen Metallen üblich ist. Beim Pressen und Ziehen benutzt man als
                              									Schmiermittel vorteilhaft Vaselinöl. Das vielfach übliche Ausglühen zwischen den
                              									einzelnen Stufen wird man sich in den meisten Fällen ersparen können. Bei Drücken
                              									hat die Erfahrung gelehrt, daß die Drückbank am besten bei einer Geschwindigkeit von
                              									2000 bis 3000 Türen in der Minute arbeitet. Als Schmiermaterialien sind Seife,
                              									Paraffin oder Talg in Betracht zu ziehen. Dreharbeiten, ebenso Bohren,
                              									Gewindeschneiden, Feilen und Sägen nötigen beim Aluminium zur Beachtung bestimmter
                              									Verfahren. Sowohl beim Drehen, Bohren wie Gewindeschneiden zwingt die erhebliche
                              									Weichheit des Aluminiums dazu, nur kleine Späne zu nehmen, um das Einreißen zu
                              									verhindern. Während Feilarbeiten trocken ausgeführt werden können, erscheint es beim
                              									Arbeiten mit anderen Werkzeugen richtiger, diese mit Petroleum zu bestreichen. Am
                              									besten läßt sich geschmiedetes Aluminium verarbeiten; es folgen dann die
                              									Aluminium-Legierungen, während Rein-Aluminium im Schwierigkeitsgrad am Schluß steht.
                              									Beim Bohren bewährt sich am besten der gewöhnliche scharfe Drillbohrer. Die
                              									Geschwindigkeit ist um etwa 50 % größer als bei Messing zu wählen, dagegen soll sich
                              									der Vorrücker um 25 % langsamer bewegen. Eine zu rasche Bewegung des Vorrückers läßt
                              									ein Durchdrücken des Metalls befürchten. Auch bei Dreharbeiten sind dieselben
                              									Geschwindigkeiten bei der Drehbank geboten. Im allgemeinen wird man mit Seifenwasser
                              									als Schmiermaterial auskommen, wo jedoch schöne glatte Löcher Bedingung sind, wird
                              									man auf Petroleum zurückgreifen müssen. Beim Gewindeschneiden hat sich gezeigt, daß
                              									die Drehbank hier besser als die Kluppe arbeitet. Im allgemeinen ist das Loch etwas
                              									größer zu bohren, als dies bei Messing üblich ist. Für Sägearbeiten kann man bei
                              
                              									Aluminium Kreis- oder Bandsägen benutzen, deren Zähne nicht verschränkt sind.
                              									Kreissägen arbeiten am besten, wenn das Blatt nach der Mitte zu dünner als am
                              									Außenrand ist. Die beste Geschwindigkeit ist 1200 bis 1300 m in der Minute am
                              									Außenrad gemessen. Die durch Aluminium verunreinigten Werkzeuge lassen sich am
                              									schnellsten und gründlichsten mit Natronlauge reinigen, was besonders für die Feilen
                              									gilt.
                           Gewisse Schwierigkeiten bietet das Aluminium, wenn es sich um sogenannte
                              									Zusammenfügungsarbeiten handelt. So lange wie man Aluminium mit demselben Metall
                              									zusammennietet, verschraubt oder vernagelt, ist die Sache sehr einfach, da dann
                              									keine Vorsichtsmaßregeln zu beachten sind. Es müssen also in diesem Fall
                              									Aluminium-Nieten, Schrauben oder Nägel zur Verfügung stehen, was wohl meist
                              									nicht der Fall sein wird. Die Berührung von Eisenschrauben oder Eisennägeln oder
                              									jedes anderen Metalls mit Aluminium ist grundsätzlich zu vermeiden, da galvanische
                              									Einflüsse das Aluminium langsam zerstören. Man kann letzteres dadurch verhindern,
                              									daß man die Berührung der beiden Metalle isoliert, etwa durch Gummi, Holz oder
                              									Pappe. Schraubenlöcher sind in diesem Fall in Aluminium etwas breiter als die
                              									Schraube zu halten, um eine Berührung zu vermeiden. Auch dem Löten setzt das
                              									Aluminium ziemliche Schwierigkeiten entgegen, wenn es auch immerhin einige
                              									brauchbare Lote gibt. Wünscht man dem Aluminium einen schönen Glanz zu verleihen, so
                              									erzielt man diesen durch Beizen mit einer etwa zehnprozentigen Natronlauge. Am
                              									besten wirkt diese Lauge im warmen Zustande; sie ruft eine schöne mattsilberähnliche
                              									Färbung hervor. Beim Beizen ist folgendes Verfahren zu beobachten. Die Gegenstände
                              									werden zunächst eine kurze Zeit von etwa 15 bis 20 Sekunden in die Lauge gebracht
                              									und dann wieder herausgenommen, um nach dem Waschen abgebürstet zu werden. Die
                              									Gegenstände werden dann abermals eine halbe Minute in die Lauge gebracht, wobei sich
                              									an dem Aluminium eine neue lebhafte Gasentwicklung bemerkbar macht. Die Gegenstände
                              									werden hierauf abgewaschen und in Sägespänen gut abgetrocknet. Auch bei
                              									kupferhaltigem Aluminium ist diese Beize anwendbar. Anfangs wird das Metall braun
                              									bis schwarz und wandelt sich zur schönen weißen Farbe erst dann, wenn das Aluminium
                              									nach dem Abwaschen kurze Zeit in konzentrierte Salpetersäure getaucht wird. Ein
                              									sorgfältiges Waschen und Trocknen hat sich anzuschließen. Durch entsprechende Beizen
                              									lassen sich auch ausgezeichnete Mattierungen herstellen. Da starkgebeiztes oder
                              									mattiertes Aluminium die Berührung mit fettigen Händen schlecht verträgt, empfiehlt
                              									sich ein Schutz der Gegenstände durch Lackierung. Hierfür eignet sich am besten der
                              									farblose, nur wenig sichtbare Zaponlack. Für Farbenstriche ist Aluminium sehr
                              									geeignet; es ist lediglich das übliche Abwaschen mit Terpentinöl notwendig.
                              									Aluminiumbleche sind dem Lackieren leichter zugänglich als Eisenbleche. Für das
                              									Polieren von Aluminium empfiehlt sich folgendes Verfahren. Wenn notwendig, hat ein
                              									Abschmirgeln vorauszugehen oder man schleift mit gepulvertem Bimsstein und Wasser
                              									ab. Die eigentliche Politur wird dann mit der üblichen Tripel-Komposition mittels
                              									einer sich drehenden Lappenscheibe erzeugt. Die der Entfettung dienende Schlußarbeit
                              									bewirkt man durch eine Lappenscheibe mit Wiener Kalk.
                           Zu großer Bedeutung ist das Aluminium in der Elektrotechnik gelangt, da sich
                              									Aluminiumdraht für elektrische Leitungen ausgezeichnet eignet. Besonders im
                              									Weltkrieg bedeutete Aluminiumdraht für die Mittelmächte infolge der Kupfernot ein
                              									unschätzbares Ersatzmetall. Auch als Raffinations- und Reduktionsmittel hat sich das
                              									Aluminium von Wert erwiesen. Wird Aluminium flüssigem Eisen in kleinen Mengen
                              									zugesetzt, so wird das schädliche Eisenoxydul, das die Masse dickflüssig macht,
                              									zerstört und die Blasenbildung hierdurch vermieden. Ein Zusatz von Aluminium
                              									befördert außerdem die Umwandlung des in geschmolzenem Eisen in gelöster Form
                              									enthaltenen Kohlenstoffes in Graphit. Aehnlichen Nutzen gewährt das Aluminium beim
                              									Gießen von Stahlblöcken. Bereits äußerst kleine Mengen genügen, um beim Kokillenguß
                              									das Metall im Augenblick zu beruhigen, sodaß der Stahlblock an der Oberfläche
                              									vollständig eben erstarrt. Das Aluminium muß in diesem Fall in den Kokillen oder im
                              
                              									Eingußtrichter zugesetzt werden, nicht in der Gießpfanne. Beim Grauguß dagegen legt
                              									man das Aluminium am besten auf den Boden der Gießpfanne. In der Verzinkerei gilt
                              									das Aluminium als ein Mittel, das Zink dünnflüssiger zu machen. Ein besonderes
                              									Kapitel stellen die Legierungen dar und steht hier die Aluminium-Bronze ihrer großen
                              									technischen Bedeutung wegen an der Spitze. Die Aluminium-Bronze erscheint in den
                              									verschiedensten Legierungen, die je nach ihrer Zusammensetzung sich von der größten
                              									Dehnbarkeit bis zur größten Härte bewegen. Hervorzuheben ist die große
                              									Widerstandsfähigkeit der Aluminium-Bronze gegen Oxydation. Was die Reinigung von
                              									Aluminium anbetrifft, so hat sich eine Paste aus Polierrot und Talg bestehend gut
                              									bewährt. Poliertes Aluminium darf natürlich nicht mit Sand oder Kreide bearbeitet
                              
                              									werden. Kochgeschirre, die bräunlich im Innern angelaufen sind, lassen sich leicht
                              
                              									mit einer verdünnten Lösung Alaun und Weinstein kochend reinigen. Man nimmt auf 1
                              									Liter Wasser einen Eßlöffel von einem Drittel Weinstein und zwei Drittel Alaun.
                           Zum Schluß noch eine wirtschaftliche Bemerkung über die Preisentwicklung des
                              									Aluminiums. Während im Jahre 1852 das Kilogramm Aluminium noch 4800 Mark kostete,
                              									sank es in 2 Jahren auf die Hälfte. Im Jahre 1856 war der Preis bereits bei 240 Mark
                              									und 1889 bei 50 Mark angekommen. In der Folgezeit fiel der Aluminiumpreis noch mehr
                              									und lautete im Jahre 1902 auf 2 Mark für 1 kg. Während des Weltkrieges zog der
                              									Aluminiumpreis nach dem Beispiel aller Metalle erheblich an und die hohen Preise
                              									blieben auch nach dem Ende des Weltkrieges im wesentlichen bestehen. Im Jahre 1920
                              									bewegte sich der Aluminiumpreis zwischen 25 bis 40 Mark für 1 kg. Die technischen
                              									Anwendungsmöglichkeiten des Aluminiums sind zweifellos noch lange nicht erschöpft.
                              									Zu größerer Bedeutung sind die aus Aluminium hergestellten Motorengehäuse im
                              									Automobilbau und Flugzeugbau gelangt. Mit Rücksicht auf das knapp und teuer
                              
                              									gewordene Eisen wird es eine wichtige Aufgabe der Technik für die Zukunft sein, dem
                              									Aluminium weitere Anwendungsgebiete zu erschließen.
                           Dr. P. Martell.
                           Vibrac-Stahl. Einsatzstähle, wie z.B. Chromnickelstahl,
                              									werden für die Herstellung von stark beanspruchten Maschinenteilen, wie
                              									Kurbelwellen, Achsen usw. verwendet. Diese Stahlsorten neigen beim Härten zur
                              									Brüchigkeit und ergeben auch bei der sorgfältigsten Härtung verschiedene
                              									Festigkeitsverhältnisse. Die englische Firma Armstrong, Withworth und Co hat deshalb
                              									seit längerer Zeit Versuche zur Erlangung eines neuen hochwertigen Baustahles
                              									unternommen. Diese neue Stahlsorte, Vibrac-Stahl genannt, soll sich besonders bei
                              									Oel- und Lufthärtung bewähren. Der neue Stahl besitzt eine hohe Elastizitätsgrenze,
                              									sowie große Zugfestigkeit und große Dehnung. Bei Oel- und Luft- oder Ofenkühlung
                              									wurden folgende Versuchs-Ergebnisse erhalten:
                           Streckgrenze = 81,33 kg/mm2, Zugfestigkeit 93,70
                              										kg/mm2, Dehnung 18 %, Stoßfestigkeit = 45.
                           Die neue Stahlsorte soll eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen wechselnde
                              									Beanspruchung haben und wird deshalb für Motorteile, wie Kurbelwellen, Pleuelstangen
                              									von Fahrzeugmotoren Verwendung finden. (Der Motorwagen 1922, S. 542–543.)
                           Wimplinger.
                           Die Eisen- und Stahlerzeugung in 1922. Das amerikanische
                              									Fachblatt Iron Trade Review, Cleveland, Ohio, kabelt die Weltproduktionsziffer für
                              									Roheisen und Rohstahl für das Jahr 1922. Hiernach beträgt die Welterzeugung an
                              									Roheisen 49790000 To. gegen 34700000 to. in 1921, die Welt-Rohstahlerzeugung
                              									einschließlich Stahlguß 61000000 To. gegen 41861000 To. in 1921.
                           Hiervon entfallen auf Europa 21605000 To. Roheisen gegen 15923000 To. in 1921 und
                              									25810000 To.
                           
                           Rohstahl gegen 20 467 000 To. in 1921. Die Produktionsziffern sind damit die
                              									höchsten seit Kriegsende und erreichen 42 % der Welterzeugung. Sie zeigen, trotz
                              									aller Schwierigkeiten, einen beständigen Fortschritt in der wirtschaftlichen Lage.
                              									Deutschland steht nach wie vor an zweiter Stelle, ihm folgen England an dritter und
                              									Frankreich an vierter Stelle. Der amerikanische Anteil an der Weltproduktion
                              									beziffert sich auf 53 % für Roheisen und 55 % für Rohstahl. Alle Länder mit Ausnahme
                              									von Canada, Tschechoslovakei, Japan und China konntej ihre Erzeugung steigern.
                           Im einzelnen geben die folgenden Zusammenstellungen eine Uebersicht über die
                              									Erzeugungszahlen der einzelnen Länder in To., wobei bemerkt sei, daß die Ziffern zum
                              									Teil geschätzt sind, sich jedoch nur ganz unwesentlich von den endgültigen Zahlen
                              									entfernen.
                           Weltproduktion an Roheisen und Rohstahl nach Iron Trade Review (1
                              									To. = 1016 kg)
                           
                              Roheisen
                              
                           
                              
                                 Länder
                                 1922
                                 1921
                                 1920
                                 1913
                                 
                              
                                 Vereinigte
                                    											StaatenEnglandFrankreichBelgienLuxemburgSchwedenDeutschlandOesterreichTschechoslovakeiRußlandJapanChina
                                 26500000  4865000  4900000  1560000  1625000    350000  6500000    305000    345000    125000    310000    500000
                                 16506000  2611000  3308000    862000    955000    304000  6096000    222000    535000    115000    654000    600000
                                 36401000  8035000  3380000  1112000    696000    463000  5568000    100000    640000      15000    700000–
                                 3060000010260000  5126000  2428000–    71800019000000  2343000–  4484000––
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gesamt-Welterzeu-gung an Roheisen
                                 49790000
                                 34700000
                                 53854000
                                 76594000
                                 
                              
                           
                              Rohstahl und Stahlguß
                              
                           
                              
                                 Vereinigte
                                    											StaatenEnglandFrankreichBelgienLuxemburgSchwedenDeutschlandOesterreichTschechoslovakeiRußlandJapanChina
                                 33750000  5800000  4365000  1460000  1375000    300000  9000000    430000    640000    215000    460000    120000
                                 19744000  3626000  3010000    780000    747000    203000  8700000    329000    895000    161000    558000    150000
                                 42100000  9067000  3002000  1216000    588000    475000  6624000    125000  1000000      45000    470000–
                                 31300000  7664000  4614000  2428000–    58200018631000  2584000–  4760000––
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gesamt-Welterzeu-gung an Rohstahl
                                 61000000
                                 41861000
                                 67145000
                                 74629000
                                 
                              
                           H. Hermanns.
                           Verdrehungsschwingungen bei Fahrzeugmotoren. Bei
                              									schnellaufenden Mehrzylindermaschinen treten manchmal störende
                              									Schwingungserscheinungen in der Kurbelwelle ein. Solche Motoren zeigen dann
                              									verschiedene kritische Drehzahlen. Die Ursache dieser Schwingungen sind sinusartig
                              									verlaufende Kräfte, welche an den einzelnen Kurbeln angreifen und Kurbelwelle und
                              									Kolbenmassen in Drehschwingungen versetzen. Jedes solches Massensystem hat bestimmte
                              									Eigenschwingungszahlen. Stimmt die Impulszahl der erregenden Kraft mit einer solchen
                              									Eigenschwingungzahl überein, so entstehen sogenannte Resonanzschwingungen. Die
                              									diesen Resonanzschwingungen entsprechenden Umlaufzahlen ergeben die kritischen
                              									Drehzahlen, die die starken Beanspruchungen der Kurbelwelle hervorrufen.
                           Die Kurbelwellen von Automobilmotoren dürfen deshalb nicht allein mit Rücksicht auf
                              									die auftretenden Explosionsdrücke berechnet werden. Bei diesen schwach bemessenen
                              									Wellen kann die kritische Drehzahl in die Nähe der normalen Umlaufzahl fallen.
                              									Abhilfe kann dann nur dadurch geschaffen werden, daß man die hin- und hergehenden
                              									und umlaufenden Massen möglichst verkleinert. Auch die Anordnung der Lager haben
                              									Einfluß auf die Ausbildung der Massen. Gleitlager üben infolge ihrer größeren
                              									Abmessungen und ihres größeren Reibungswiderstandes einen dämpfenden Einfluß auf die
                              									Ausbildung der Schwingungsausschläge aus. Durch Kugellager werden sie begünstigt und
                              									es ergibt sich dann ein geräuschvoller Lauf des Motors. Große
                              									Verdrehungsschwingungen ergeben nicht nur großes Geräusch, sondern sie sind auch oft
                              									die Ursache von Brüchen der Kurbelwelle, der Lagerdeckel und der
                              									Lagerdeckelschrauben. Außerdem entstehen dadurch große Lagerdrücke und Heißlaufen
                              									der Lager.
                           Die periodisch wechselnden Drehmomente der kritischen Drehzahl betragen in der Regel
                              									ein mehrfaches des mittleren Drehmomentes des Motors. Für die Berechnung eines
                              									kraftübertragenden umlaufenden Teiles des Kraftwagens ist nicht allein das zu
                              									übertragende mittlere Drehmoment maßgebend, sondern auch die Trägheitskräfte der
                              									benachbarten schwingenden Massen. (Der Motorwagen 1922, S. 369–371.)
                           Wimplinger.
                           Das größte Eisenbetonschiff der Welt dürfte ein von der
                              									italienischen Betonschiffgesellschaft in Lavagna (Italien) erbautes
                              
                              									Eisenbetonfahrzeug sein, welches 4700 Brutto- und 300 Nettoregistertonnen aufweist,
                              									mit 2 Motoren versehen ist und stündlich 8 Seemeilen zurücklegt. (Zeitschrift
                              									Concrete, September 1922).
                           A. M.
                           Eisenbeton. Zu den wichtigten Größen im Eisenbeton gehört
                              									bekanntermaßen die Zahl n=\frac{E_e}{E_b}=\frac{\mbox{Elastizitätsmaß des Eisens}}{\mbox{Elastizitätsmaß des Betons}}. Dr. von Emperger, der rühmlichst bekannte
                              									Eisenbetonfachmann, setzt diese Zahl für Stahl = 30–40.
                              									In „Beton u. Eisen 1922, Heft XV“ wird ausgeführt, daß n = 30 für umschnürte
                              									Säulen wohl der zutreffende Wert sei; für Balken trifft n = 30 nicht zu.
                           A. Marx.
                           Torkret-Verfahren. Eine interessante
                              										„Brückenkonstruktion“ für eine Straßenbrücke von 107 m Spannweite ist in
                              									Amerika ausgeführt worden. Die Brücke wird durch den Staat Oregon in der Nähe der
                              									Stadt Oregon erstellt. Nach Ausführungen von Professon Dr. Kleinlogel wird die
                              									Brücke aus gekrümmter kastenförmigen Blechträgern
                              									gebildet, die mit Hilfe der Betonspritzmaschine mit einer dünnen Lage von Beton
                              									allseitig ummantelt wird. Dies geschieht nach dem Torkretverfahren, welches bei uns
                              									seit einigen Jahren ja auch mit viel Erfolg angewendet wird. Die Gesamtlänge der
                              									Brücke beträgt 260 m. Die Fahrbahn ist zum Teil an dem Bogen aufgehängt, zum Teil
                              									vermittels Stützen auf ihm gelagert. Die Gesamtbreite der Straße zwischen den Bogen
                              									beträgt 5,8 m; die der beiden Bürgersteige je 1,4 m.
                           Die Erbauer der Brücke sind die Ingenieure C. B. McCullough und Herbert Nunn. (Beton
                              									u. Eisen 1922 Heft X.)
                           Marx.
                           Ein- und Ausfuhr von Waren für die Kölner Messe. Der
                              									Reichskommissar für Ein- und Ausfuhrbewilligungen hat eine Bekanntmachung im
                              									Reichsanzeiger Nr. 47 erlassen, wonach die Zollstellen ermächtigt werden, die Ein-
                              									und Wiederausfuhr von Waren, die zur Ausstellung auf der vom 6. bis 12. Mai 1923 in
                              									Köln stattfindenden Messe bestimmt und als solche in den Begleitpapieren bezeichnet
                              									sind, unter der Bedingung ohne Ein- bezw. Ausfuhrbewilligung zuzulassen, daß sie
                              									unter Zollaufsicht auf ein Kölner Zollamt abgefertigt werden, während ihres
                              									Verbleibs in Deutschland im Vormerkverfahren unter Zollaufsicht bleiben und binnen 2 Monaten nach
                              									Schluß der Messe wieder ausgeführt werden. Die Wiederausfuhr muß der betr.
                              									Zollstelle gegenüber sichergestellt werden.
                           Ausländische Vertreter der Kölner Messe. Wie die übrigen
                              									deutschen Großmessen wird auch die Kölner Messe im Ausland, vor allem in den
                              									Ländern, deren Kaufmannschaft an der Kölner Messe besonders interessiert ist,
                              									ehrenamtliche Vertretungen einrichten. Die Aufgabe der ehrenamtlichen Vertreter
                              									besteht in erster Linie darin, die Verbindung zwischen den ausländischen Kaufleuten
                              									und der Kölner Messe bezw. der hier ausstellenden Industrie herzustellen und
                              									aufrecht zu erhalten. Inzwischen sind die beiden ersten Auslandsvertretungen der
                              									Kölner Messe eingerichtet worden, und zwar hat für England Herr Kommerzienrat
                              									William Dederich in London E.
                              									C. (1.–18 Imperial Buildings, Ludgate Circus) und für die Schweiz Herr Ernst Vimmers in Zürich (Tiefenhöhe
                              									12) die ehrenamtliche Vertretung der Kölner Messe übernommen.
                           Hafenbautechnische Gesellschaft, Hamburg. Die politische
                              									und wirtschaftliche Möglichkeit vorausgesetzt, wird die diesjährige Hauptversammlung
                              									am 25. und 26. Mai, demnach am Schluß der Pfingstwoche, in Regensburg stattfinden.
                              									Es ist beabsichtigt, diesen Zeitpunkt im Jahre auch für die späteren Tagungen
                              									festzuhalten, demnach unsere Mitglieder und Freunde künftig alljährlich am Schluß
                              									der Pfingstwoche zu unseren Hauptversammlungen zusammenzuführen.
                           Die diesjährige Tagung soll, der allgemeinen Lage entsprechend, zeitlich möglichst
                              									beschränkt werden. Für Donnerstag, den 24. Mai, ist ein Begrüßungsabend vorgesehen.
                              									Freitag, den 25. Mai, sollen vormittags zwei Vorträge stattfinden; der erste wird
                              										„die süddeutschen Wasserstraßen und ihre Hafenanlagen“, der andere
                              										„die Beziehungen Süddeutschlands zu den deutschen Seehäfen“ behandeln.
                              									Für den Nachmittag ist ein Besuch der Befreiungshalle bei Kelheim geplant. Für
                              									Sonnabend, den 26. Mai, sind (auf einer Dampferfahrt nach Passau) Besichtigungen der
                              									Arbeiten an der Kachletstufe oder wahlweise jener an der mittleren Isar in Aussicht
                              									genommen. Den Teilnehmern wird Gelegenheit geboten, am Sonnabend, dem 27. Mai, von
                              									München aus im Gange befindliche Wasserbauarbeiten an der oberen Isar, am Inn oder
                              									Walchensee zu besuchen.
                           Härteversuche mit Kupfer und angelassenem Stahl. Aus
                              									Vergleichsversuchen hat man festgestellt, inwieweit Stahl statt Kupfer für bestimmte
                              
                              									Zwecke verwendet werden kann. Dazu wurde nach Nr. 26 des Zentralblattes für Hütten-
                              									und Walzwerke an 15–18 mm dicken Knüppeln aus Kupfer, die kaltgewalzt waren und 4–5
                              									mm dicken Stahlstäben die Härte nach Brinell mit einer 10-mm-Kugel und unter
                              									Betastung von 500 kg bestimmt. Dabei fand man für Kupfer vor dem Anlassen als
                              									Härtezahl 80–90, nach diesem aber 40,2 bis 40,6, für Stahl 95–97. Sie sank durch das
                              									übliche Anlassen auf 79–80 und durch ein Anlassen in einer Wasserstoffatmosphäre
                              									oder im Vakuum bis auf 61–62. Wurden nun so angelassene Kupfer- oder Stahlstücke bis
                              									auf 33 % ihrer Dicke umgewalzt, so nahm das Kupfer seine Anfangshärte wieder an,
                              
                              									Stahl aber nur bis zu 60 %, wobei ein Anlassen im Vakuum oder in einer
                              									Wasserstoffatmosphäre praktisch dasselbe ergab. In der Annahme einer Härte des
                              									Kupfers zwischen 40 und 80 und einer des Stahles zwischen 60 und 95 ist es wohl
                              									möglich, Stahl auch in allen solchen Fällen zu verwenden, in denen bis jetzt
                              									lediglich Kupfer seiner geringen Härte wegen verwendet wurde.
                           Dr. Bl.