| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 71 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Mehrfach umschaltbare elektrodynamische
                                 										Feinmeßgeräte. Die Instrumentenabteilung des Wernerwerkes berichtet im 9.
                              									Heft des 2. Jahrganges der Siemens-Zeitschrift von möglichst vielseitig verwendbaren
                              									Instrumenten. So erhalten die bisherigen Leistungsmesser mit zwei Strommeßbereichen
                              									deren drei, und die Spannungsmesser mit zwei Spannungsmeßbereichen ebenfalls deren
                              									drei. Zudem werden die Instrumente in einer neuen ansprechenderen Form ausgeführt,
                              									die die Ablesung erleichtert und infolge einer besonderen Zeigeranordnung genauer
                              									macht.
                           Bei dem neuen Leistungsmesser ist die Stromspule aus vier gleichen Teilen gewickelt,
                              									die mit drei Stöpseln, alle in Reihe, gepaart in Reihe oder alle parallel geschaltet
                              									werden können. Der Klemmklotz hat eine besondere Form erhalten, die Folge der
                              									Stöpsel ist auf einem gravierten Schild auf der Klappe dargestellt und die für die
                              									drei Meßbereiche benutzten Stöpsellöcher sind durch farbige Ringe bezeichnet. Sicher
                              									und unveränderlich erfolgt die Kontaktangabe an den Segmenten, denn die
                              									Kontaktstücke sind etwas elastisch und nachgiebig auf der Unterlage befestigt und
                              									alle Segmente drücken fest an die Stöpsel. Der neue Leistungsmesser wird angefertigt
                              									für die Stromstärken
                           0,5–  1–  2 Ampère,
                           2,5–  5–10 Ampère,
                              5–10–20 Ampère.
                           Auf dem Schilde sind die Schaltbilder für jeden Meßbereich eingraviert, für höhere
                              									Stromstärken sind Instrumente mit nur zwei Meßbereichen zu verwenden. Von den
                              									Widerständen des Spannungskreises dieser Instrumente sind nur 1000 Ω eingebaut und
                              									außenliegende Vorwiderstände im Gebrauch, wodurch sich jede vermeidbare
                              									Wärmeentwicklung und damit Ungenauigkeiten vom Meßwerk fernhalten lassen. Dasselbe
                              									läßt sich auch zum Bau von Spannungs-Strommessern benutzen, und die feste Feldspule
                              									eines solchen neuen Spannungsmessers ist in zwei Hälften geteilt und mit einem
                              									bestimmten Vorwiderstand zum Schalter geführt. In der ersten Stellung liegen die
                              									beiden Gruppen parallel, in der zweiten in Reihe geschaltet. In den beiden ersten
                              									Schalterstellungen ist der Wattverbrauch derselbe, der Stromverbrauch vermindert auf
                              									die Hälfte durch die Reihenschaltung, in der dritten Schalterstellung bleibt dieser
                              									für Endausschlag gleich, jener aber steigt aufs doppelte. Für die beiden unteren
                              									Stufen ist er 7 Watt, für die obere 14 Watt.
                           Die Strommesser haben dieselbe Form wie die Leistungsmesser, doch ließ sich bei ihnen
                              									die dreifache Umschaltung nicht durchführen, aber wesentliche Verbesserungen
                              									anbringen. Bisher war bei Stromstärken von 25 A. aufwärts der Eigenverbrauch
                              									sehr groß und stieg bei 200 A. bis auf 200 W. Es zeigten sich trotz reichlicher
                              									Abmessungen merkliche Erwärmungsfehler, weswegen man bei der Neukonstruktion
                              									zunächst den Verbrauch von 200 auf höchstens 30 W. herabsetzte. Außerdem traf man
                              									eine neue Innenschaltung, nach der die Erwärmung der Feldspule durch eine Hilfsspule
                              									aus Kupfer kompensiert wird. So ließ sich der Anwärmefehler auf 0,1 bis höchstens
                              									0,3 v. H. des Sollwertes und auch der Einfluß von Schwankungen der Außentemperatur
                              									aufs äußerste herabdrücken. Die Neukonstruktionen stellen hochwertige
                              									Präzisionsinstrumente dar bei sehr geringem Eigenverbrauch.
                           Von diesen elektrodynamischen Meßapparaten berichtet auch in ausführlicher Weise G.
                              
                              									Keinath in der zweiten erweiterten Auflage meiner Technik der elektrischen Meßgeräte
                              									(mit 400 Textabbild, im Verlag R. Oldenbourg, München 1922), verweist u.a. auch auf
                              									die Ergebnisse von Vergleichsmessungen, zeigt die Schaltung und inneren Aufbau der
                              									Strom- wie Leistungsmesser, der Spannungs- wie Stromwandler.
                           Dr. Bl.
                           Ueber flüssige Brennstoffe hielt Generaldirektor Dr. Bergius auf dem „Tag der Technik“, den
                              									gelegentlich der letzten Frankfurter Messe die dortigen technischen
                              									Vereine`veranstaltet hatten, einen bemerkenswerten Vortrag. Der Verbrauch an
                              									flüssigen Brennstoffen zur Energieerzeugung hat die Verwendung der Mineralöle zur
                              									Beleuchtung sowie zu Schmierzwecken weit überflügelt. Von der Welterzeugung an
                              									Mineralölen, von denen etwa 80 Millionen t der Erdölindustrie und nur etwa 2
                              									Millionen t der Teerverarbeitung entstammen, dürfte der weitaus überwiegende Teil
                              									für motorische Zwecke, d.h. für Explosions- und Verbrennungsmotoren sowie als Heizöl
                              									für Schiffkessel Verwendung finden. Die Erzeugung von Erdöl, die ebenso wie dessen
                              									Verteilung in den Händen weniger Großkonzerne liegt, hat sich in bewundernswerter
                              									Weise den Anforderungen des Verbrauchs angepaßt, der immer mehr nach Benzin
                              									einerseits und nach Heizöl anderseits verlangt, ob schon die neueren Oelvorkommen
                              									hinsichtlich der Benzinausbeute teilweise wesentlich hinter den alten Oelquellen
                              									zurückstehen. So ist z B. das mexikanische Rohöl sehr benzinarm und so dick, daß es
                              									sich nicht pumpen läßt, und daß es mit dünnerem Oel vermischt werden muß, damit es
                              									zu Heizzwecken verwendbar ist.
                           Noch vor 30 Jahren waren Benzin und Treiböl nur schwer abzusetzen. In den Jahren 1909
                              									bis 1919 ist indessen der Benzinverbrauch auf das Siebenfache gestiegen, während die
                              									Rohölgewinnung sich in diesem Zeitraum nur verdoppelt hat. Um dem starken Bedarf nachkommen zu
                              									können, hat man das Benzin durch Zusatz höhersiedender Oele verschlechtert, indem
                              									man die obere Siedegrenze von 150 auf 240 Grad heraufsetzte und indem man dem
                              									amerikanischen „motor spirit“ die aus dem Erdgas durch Kompression
                              									abscheidbaren Kohlenwasserstoffe beimischte. Während früher aus dem Rohöl 10 v. H.
                              									Benzin gewonnen wurden, erhält man durch die erwähnten Maßnahmen heute 26 v. H.
                              									Benzin; eine weitere Hinaufschiebung der Siedegrenzen ist nicht möglich. Somit
                              									ergibt sich für die Technik die Aufgabe, niedrigsiedende Kohlenwasserstoffe künstlich herzustellen. Für die Teerindustrie im
                              									besonderen besteht die Aufgabe darin, die Teeröle ohne Benutzung von Zündöl als
                              									Treiböle verwendbar zu machen und ferner das feste Pech oder besser den ganzen Teer
                              									in leichtflüssige Brennstoffe zu verwandeln; dies gilt auch für den Generatorteer
                              									und den Urteer. Als vierte Aufgabe endlich bleibt die Verflüssigung der Kohle selbst
                              									mit Hilfe der Hydrierung.
                           Bezüglich der Anforderungen an Benzin bezeichnete der Vortragende die helle Farbe als
                              									eine unbegründete Forderung, da hierdurch eine kostspielige Raffination erforderlich
                              									wird; ebenso ist ein niedriges spezif. Gewicht belanglos, viel wichtiger ist ein
                              
                              									gleichmäßiges, lückenloses Ansteigen der Siedekurve. Die Gewinnung niedrigsiedender
                              									Kohlenwasserstoffe aus schwereren Oelen mit Hilfe des „Krackprozesses“, d.h.
                              									längeres Erhitzen auf hohe Temperatur, wurde schon in den achtziger Jahren des
                              									vorigen Jahrhunderts in Deutschland sowie in England vorgeschlagen; in Amerika
                              									werden heute auf diesem Wege etwa 700000 t Krackbenzin aus Gasöl oder aus
                              									asphaltarmen Oelruckständen durch Druckerhitzung bei 5–10 at gewonnen. Das Gasöl
                              									zerfällt bei 400–500 Grad teils in leichtere, teils in schwerere Oele, daneben
                              									entstehen aber Gase und Koks, was einen Verlust bedeutet. Die Gasbildung kann zwar
                              									durch Erhöhung des Druckes etwas vermindert werden, nicht aber die Koksbildung.
                              									Hierdurch wird die kontinuierliche Durchführung der Spaltung sehr erschwert. Die
                              									Koksbildung ist auf Abspaltung von Wasserstoff zurückzuführen, sie läßt sich
                              									verhindern, wenn man fremden Wasserstoff bei dem Spaltvorgang zusetzt. Eine Reihe
                              									von Vorschlägen bedient sich hierbei verschiedener Katalysatoren, doch sind diese
                              									Verfahren nicht über das Laboratoriumstadium hinausgelangt, da die
                              									Schwefelverbindungen der Oele den Katalysator vergiften. Der Vortragende hat nun mit
                              									Erfolg versucht, ohne Katalysator zu arbeiten, indem er den Wasserstoff unter hohem
                              									Druck (etwa 400 at) zusetzt. Auf diese Weise ist es gelungen, selbst schwefelreiche
                              									Produkte in leichte und mittlere Oele ohne Koksausscheidung zu verwandeln. Das
                              									Verfahren ist die Grundlage des Bergin-Prozesses, der heute in einer Anlage in
                              									Mannheim-Rheinau in großtechnischem Umfang durchgeführt wird.
                           Auch aus Steinkohlenteer lassen sich durch Hydrierung ebenso wie aus Erdöl Stoffe von
                              									niedrigem Siedepunkt gewinnen, wobei nur 20 v. H. Pech erhalten wird. Die hydrierten
                              									Oele bestehen zur Hälfte aus Benzin, zur Hälfte aus Treiböl; letzteres zeigt
                              									keinerlei Ausscheidungen von festen Stoffen, wie Naphthalin oder Anthrazen. Die
                              									Druckhydrierung läßt sich schließlich auch auf Kohle selbst anwenden, wobei etwa 90
                              									v. H. der wasser- und aschefreien Kohlesubstanz in Oele umgewandelt werden, wogegen
                              									bei der Urverkokung aus der Kohle nur etwa 10 v. H. Oele gewonnen werden können. Die
                              									physikalischen Bedingungen sind auch hier die nämlichen wie bei der Hydrierung von
                              									Teeren, nämlich eine Temperatur von 400–500 Grad und ein Druck von 100 at, doch
                              									mußten besondere Einrichtungen ersonnen werden, um die feste Kohle kontinuierlich in
                              									die unter hohem Druck stehenden Apparate hineinzubringen.
                           Sander.
                           Das Eisenbahnnetz der Erde. Auf der Völkerbundskonferenz
                              									zu Barcelona im Frühjahr 1921 wurden auch genaue Angaben über das Welteisenbahnnetz
                              									gemacht, welche einen Ueberblick darüber ermöglichen, wie sich die gesamten
                              									Bahnlinien der Erde 1913 und 1920 auf die verschiedenen Erdteile und einzelnen
                              									Länder verteilen. Das Ergebnis läßt sich in nachstehender Zusammenstellung
                              									veranschaulichen.
                           Auf die fünf Erdteile entfallen, in 1000 km Länge:
                           
                              
                                 
                                 1913
                                 1920
                                 
                              
                                 Europa
                                    346
                                   380
                                 
                              
                                 Amerika
                                    570
                                   612
                                 
                              
                                 Asien
                                    108
                                   119
                                 
                              
                                 Afrika
                                     44
                                    52
                                 
                              
                                 Austalien
                                     35
                                    38
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 1003
                                 1101
                                 
                              
                           Die Verteilung innerhalb der Erdteile bietet nachstehendes Bild für die einzelnen
                              									Länder nach dem Stande für das Jahr 1920 in Kilometern:
                           
                              
                                 Deutschland
                                   58148
                                 Vereinigte Staaten
                                 426522
                                 
                              
                                 ehemaliges Oest. Ung.
                                   27022
                                 Kanada
                                   64012
                                 
                              
                                 England
                                   39262
                                 Mexiko
                                   25493
                                 
                              
                                 Frankreich
                                   53561
                                 Mittelamerika
                                     9708
                                 
                              
                                 europ. Rußland  nebst Randstaaten
                                 101651
                                 ArgentinienBrasilien
                                    37266   28128
                                 
                              
                                 Italien
                                   20118
                                 Chile
                                      8531
                                 
                              
                                 Belgien
                                   11093
                                 Sonstiges Südamerika
                                     12062
                                 
                              
                                 Holland
                                    3403
                                 –––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Schweiz
                                    5345
                                 Amerika zusammen
                                   611722
                                 
                              
                                 Spanien u. Portugal
                                   18643
                                 Sibirien
                                     17336
                                 
                              
                                 Luxemburg
                                      525
                                 China
                                     11004
                                 
                              
                                 Balkan
                                   18394
                                 Japan
                                     14835
                                 
                              
                                 Skandinavien  (incl. Dänemark)
                                 22682
                                 Brit. Indien
                                     58459
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Sonstiges Asien
                                     17551
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Europa zusammen
                                 379847
                                 Asien zusammen
                                   119185
                                 
                              
                           
                              
                                 Aegypten
                                   7 0 2
                                 
                              
                                 Algier und Tunis
                                   6791
                                 
                              
                                 Brit. Südafrika
                                 18468
                                 
                              
                                 Uebriges Afrika
                                 19600
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Afrika zusammen
                                 51881
                                 
                              
                           Si.
                           Die Kohlenvorräte der europäischen Staaten vor und nach dem
                                 										Weltkrieg. In wie hohem Maße unsere Kohlenförderung durch den
                              									Friedensvertrag von Versailles sowie durch die Abgabe eines Teiles der Provinz
                              									Oberschlesien an Polen verringert worden ist, wurde schon häufig in Wort und Schrift
                              									erörtert, dagegen sind die Verschiebungen, die die Kohlenvorräte der europäischen
                              									Staaten durch den Weltkrieg erfahren haben, in weiten Kreisen noch wenig bekannt.
                              									Nach den Ermittelungen des Internationalen Geologen-Kongresses zu Toronto im Jahre
                              									1913 betrugen die Kohlen Vorräte Europas bis zu 1500 m Teufe rund 784 Milliarden
                              									Tonnen, die sich auf die einzelnen Länder wie folgt verteilten:
                           
                              
                                 Deutschland
                                 424
                                 Milliarden t
                                 = 54,1 v. H.
                                 
                              
                                 Großbritannien
                                 189
                                 „
                                 = 24,1 v. H.
                                 
                              
                                 Europ. Rußland
                                   60
                                 „
                                 =   7,6 v. H.
                                 
                              
                                 Frankreich
                                   18
                                 „
                                 =   2,3 v. H.
                                 
                              
                                 Belgien
                                   11
                                 „
                                 =   1,4 v. H.
                                 
                              
                                 Holland
                                    4
                                 „
                                 =   0,5 v. H.
                                 
                              
                                 Uebrige Länder
                                   78
                                 „
                                 =   9,9 v. H.
                                 
                              
                           Danach stand Deutschland mit mehr als der Hälfte der europäischen Kohlenvorräte
                              									weitaus an der Spitze aller Länder und es folgte in weitem Abstand an zweiter Stelle
                              									Großbritannien. Durch den Verlust Lothringens und des Saarbeckens gingen uns 0,8
                              									bezw. 12,2 Millionen
                              									Tonnen verloren, noch weit größer aber ist der Verlust an Kohlenvorräten, den wir in
                              									Oberschlesien erlitten haben, er beläuft sich nämlich auf 176 Milliarden t, so daß
                              									unser Gesamtverlust 189 Milliarden t Kohle beträgt.
                           Auch Rußland hat von seinen Kohlenvorräten einen allerdings weit kleineren Teil
                              									eingebüßt, es verlor durch die Abtrennung Polens etwa 3 Milliarden t. Polen ist
                              
                              									heute nach Deutschland und Großbritannien das an Kohlen reichste Land Europas, wie
                              									die folgende Zusammenstellung zeigt:
                           
                              
                                 Deutschland
                                 235
                                 Milliarden t
                                 30,0 v. H.
                                 
                              
                                 Großbritannien
                                 189
                                 „
                                 24,1 v. H.
                                 
                              
                                 Polen
                                 179
                                 „
                                 22,8 v. H.
                                 
                              
                                 Europ. Rußland
                                   57
                                 „
                                   7,5 v. H.
                                 
                              
                                 Frankreich
                                   31
                                 „
                                   3,9 v. H.
                                 
                              
                                 Belgien
                                   11
                                 „
                                   1,4 v. H.
                                 
                              
                                 Holland
                                     4
                                 „
                                   0,5 v. H.
                                 
                              
                                 Uebrige Länder
                                   78
                                 „
                                   9,9 v. H.
                                 
                              
                           (Montan. Rundschau 1923, S. 24).
                           Sander.
                           Brennstaub aus Torf und Braunkohle. Der Wassergehalt von
                              									lufttrockenem Torf und von nasser Braunkohle schwankt zwischen 35–55 v. H. Unter der
                              									Voraussetzung, daß Torf in wirtschaftlicher Weise in lufttrockenen Zustand gebracht
                              									werden kann, läßt er sich in gleicher Art wie Rohbraunkohle auf Brennstaub
                              									verarbeiten. Zu diesem Zweck werden die Brennstoffe in Zerkleinerungsmaschinen
                              									zerrissen und sodann in einer mit direkten Feuergasen beheizten Trockentrommel auf
                              									einen Wassergehalt von 12–15 v. H. gebracht. Bei noch stärkerer Trocknung der beiden
                              									Brennstoffe besteht die Gefahr einer Entzündung und Explosion. Das warme Trockengut
                              									wird aus der Trommel in einen Vorratbehälter abgefüllt, wobei für möglichst
                              									vollkommenen Luftabschluß zu sorgen ist. Die weitere Verarbeitung des getrockneten
                              									Materials kann, wie A. B. Helbig in der
                              										„Feuerungstechnik“ ausführt, auf zweierlei Weise erfolgen, und zwar kann
                              
                              									es entweder unmittelbar zu Brennstaub verarbeitet werden oder es wird zuerst der
                              									Tieftemperaturverkokung unterworfen und der Halbkoks schließlich zu Pulver
                              									vermählen.
                           Beim Vermählen sowohl der Braunkohle wie des Torfs ist auf möglichste Feinheit Wert
                              									zu legen, Desintegratormahlung hält Verfasser nicht für ausreichend, obschon während
                              									des Krieges in Schweden mit sehr viel gröberem Torfpulver gearbeitet worden ist. Bei
                              									der Anwendung des Torfpulvers zur Lokomotivfeuerung zeigte sich so starkes Sprühen
                              									von Asche und unverbrannten Teilen des Torfes, daß die Verwendung des Torfpulvers
                              									für Personenzüge nicht empfehlenswert ist. Eine Lokomotivfeuerung für Brennstaub muß
                              									so beschaffen sein, daß in der mit feuerfestem Mauerwerk ausgekleideten Feuerbüchse
                              									die Staubverbrennung auf einem kurzen Wege beendet ist, damit in die Rauchrohren nur
                              									ausgebrannte Feuerluft eintritt. Diese Grundbedingung wird aber nur bei Verfeuerung
                              									von feinstem Brennstaub erfüllt.
                           An und für sich ist es aber entschieden wirtschaftlicher, Torf und Braunkohler vorher
                              									zu verschwelen und den Halbkoks zu vermählen und zu verbrennen. Denn dann werden
                              									einmal die in diesen Brennstoffen in besonders großer Menge enthaltenen wertvollen
                              									flüchtigen Bestandteile in Form hochwertiger Oele und Gase gewonnen, ferner ist der
                              									dabei enthaltene Halbkoks nicht mehr explosiv und selbstentzündlich, so daß er
                              									unbedenklich auf der Eisenbahn versandt werden kann, und schließlich ist die
                              									Leistung an gemahlenem Gute bei Halbkoks mindestens dreimal so groß wie bei
                              									Trockengut, auch die Kosten für Instandhaltung der Mühlen sinken infolge der
                              									besseren Mahlbarkeit. Ob sich die Urverkokung bei den heutigen Preisen für die
                              									Nebenprodukte lohnt, muß natürlich von Fall zu Fall genau geprüft werden. Für die
                              									gewaltigen Massen eines Großbetriebes kommt nur die Verkokung in der Drehtrommel in
                              									Frage, da in dieser auch die feinsten pulverförmigen Rohstoffe mit Vorteil
                              									verarbeitet werden können. Das ideale Ausganggut für Brennstaub ist der Halbkoks
                              									jedes Brennstoffes, ganz besonders aber der von Torf und Braunkohle, denn er ist
                              									spröde und leicht zerreiblich und schmiert in der Mühle nicht, wie dies bei
                              									bituminösen Stoffen auch bei geringer Erwärmung leicht eintritt. Je weniger
                              									flüchtige Bestandteile der Halbkoks enthält, um so feiner muß man ihn mahlen; bei
                              									der richtigen Feinheit verbrennen sogar Zechen- und Gaskoks vollkommen. Bei
                              									Verwendung von Halbkoksstaub ist es auch nicht notwendig, daß das Kraftwerk, welches
                              									den Halbkoks verfeuert, bei dem Rohstofflager liegt, wie dies bei Verfeuerung von
                              									Rohbraunkohle oder Torfsoden aus Gründen der Wirtschaftlichkeit geboten ist. Die
                              									Versendung von Halbkoks muß natürlich in geschlossenen Eisenbahnwagen erfolgen,
                              									obschon auch ein Halbkoks mit 25 v. H. Feuchtigkeit noch recht gut mahlbar ist. Zum
                              									Schluß weist Verfasser darauf hin, daß die Brennstaubgewinnung aus Halbkoks durch
                              									Patent geschützt ist, so daß seine Verwendung für diesen Zweck leider das Monopol
                              									des Patentinhabers ist. (Feuerungstechnik, 11. Jahrgang, S. 37–39).
                           Sander.
                           Herabsetzung der Hausbrandkosten. Der heurige milde Winter
                              									geht seinem Ende entgegen. Die meisten haben ihn noch mit verhältnismäßig billig
                              									eingekauften Brennstoffen überdauert. Mit Grauen aber blicken wir schon heute dem
                              									nächsten Winter entgegen, und die Sorgen des Einzelnen vervielfältigen sich für die
                              									großen Geschäftshäuser und die staatlichen und städtischen Verwaltungen, deren
                              									Heizkosten in die Milliarden gehen. Nach einem Bericht über seine „Arbeiten auf
                                 										dem Gebiete der Brennstoffausnutzung in häuslichen Feuerstätten“, den der
                              									Reichskohlenrat soeben herausgegeben hat, beträgt der Gesamtwert der allein in
                              									öffentlichen Gebäuden und Anstalten jährlich verfeuerten Hausbrandbrennstoffe nach
                              									den gegenwärtigen Preisen rund 600 Milliarden Mark! Der Reichskohlenrat hat sich,
                              									wie aus diesem Bericht hervorgeht, nicht darauf beschränkt, die Brennstoffpreise,
                              									widerstrebend und der Geldentwertung folgend, heraufzusetzen, um den Kohlenbergbau,
                              									die Grundlage unserer gesamten Wirtschaft, leistungsfähig zu erhalten, – derselbe
                              									Reichskohlenrat hat auch alles in seiner Macht stehende getan, um jedem Einzelnen
                              									und jeder Körperschaft die Wege zu weisen, mit so wenig Brennstoffen auszukommen wie
                              									möglich und dadurch die Heizkosten sehr stark zu verringern. Es handelt sich dabei
                              									im Augenblick weniger darum, unsere Heiz- und Kochanlagen technisch zu verbessern.
                              									Wer das Geld dazu hat, kann sich schon heute höchst vollkommene Heiz– und
                              									Kocheinrichtungen kaufen. Die Wenigsten haben aber hierzu die nötigen Mittel. Es
                              									handelt sich also hauptsächlich darum, die vorhandenen Heiz- und Kochanlagen, so
                              									unvorteilhaft sie auch sein mögen, so zu behandeln, daß sie mit weniger Brennstoffen
                              									die gleiche Wärme, ja mehr Wärme als bisher nutzbar abgeben. Brennstoffersparnis
                              									kann man sich nicht kaufen, sondern man muß sie lernen und üben, gerade so wie die
                              									besten Aerzte einem die Gesundheit nicht verleihen können, wenn man nicht selbst
                              									gesundheitsgemäß lebt. Ganz ähnlich wie die beharrlichen jahrzehntelangen Bemühungen
                              										unserer
                              									führenden Hygieniker den Gesundheitszustand unseres Volkes gehoben haben, so sind
                              									jetzt auch unter der Führung des Hausbrand-Ausschusses beim Reichskohlenrat Tausende
                              									von Kräften an der Arbeit, um unserem Volke verständnisvolle Selbsthilfe im Kampfe
                              									gegen die Brennstoffnot zu ermöglichen. Die Tätigkeit des Reichskohlenrats hat nun
                              									nicht etwa darin bestanden, die vielen „Merkblätter“ und „Richtlinien“
                              									für sparsames Heizen, die es gibt, um einige weitere zu vermehren. Derartige
                              									allgemeine Merkblätter haben verhältnismäßig geringe Wirkung; nur, wenn sie in jedem
                              									Fall auf die örtlich ganz verschiedenen Bedingungen besonders zugeschnitten sind,
                              									nutzen sie. Der Hausbrandausschuß des Reichskohlenrats hat daher einen viel
                              									wirksameren Weg eingeschlagen: sein Bericht ermöglicht es allen den vielen, die noch
                              									gar nicht wissen, wo und wieviel Persönlichkeiten und Aufklärungsmöglichkeiten in
                              									den heiztechnischen Fragen zur Verfügung stehen, sich ihrer ohne weiteres zu
                              									bedienen; neben einer knappen allgemeinen Uebersicht über die erstaunlich
                              									zahlreichen Arbeiten auf diesem Gebiet stellt der Bericht einen Wegweiser zur
                              									unmittelbaren Fühlungnahme mit den heiztechnischen Organisationen dar, deren genaue
                              									Adressen in einem besonderen Verzeichnis zusammengestellt sind. So ermöglicht er die
                              									vor allem wichtige Einwirkung von Mensch zu Mensch. Bekannt ist ja auch, daß aus den
                              									gleichen Gesichtspunkten heraus der Reichskohlenrat seit einigen Monaten mit
                              									eifriger Unterstützung der Unterrichtsministerien und der Lehrerschaft die Pflege
                              									des Sinnes für das Haushalten mit Wärme im Schulunterricht (ohne Einfügung neuer
                              									Lehrfächer!) bewirkt. Alle diese persönliche Wirksamkeit findet Unterstützung in dem
                              									Verzeichnis der einschlägigen gemeinverständlichen Schriften, das ebenfalls dem
                              									vorliegenden Bericht angefügt ist. Ganz besonders wichtig aber ist die eindringliche
                              									Mahnung, die in dem Bericht an alle Behörden gerichtet wird, die berühmten deutschen
                              										„Zuständigkeitsfragen“ auszuschalten und von jetzt ab überall die
                              									Sachverständigen zur ständigen Ueberwachung des Heizbetriebes unserer öffentlichen
                              									Gebäude und Anstalten in der Weise hinzuzuziehen, wie es bei einigen Reichsbehörden
                              									und in einigen Städten und Provinzen schon jetzt geschieht: „Heiztechniker an die
                                 										Front!“ Vor allem die Abgeordneten der Gemeinde-, Kreis-, Provinzial- und
                              
                              									Landesvertretungen müssen darauf halten, daß die vielfach ganz unverantwortliche
                              									Vergeudung öffentlicher Gelder durch nachlässigen Heizbetrieb aufhört. Wie wir
                              									hören, wird der Bericht des Reichskohlenrats allen örtlichen und bezirklichen
                              									Verwaltungsbehörden zugehen. Wir müssen im Interesse unserer Volksgesamtheit
                              									dringend fordern, daß er beherzigt wird. Der Bericht ist für jedermann bei der
                              									Geschäftsstelle des Reichskohlenrats, Berlin W 62, Wichmannstr. 19, gegen Einsendung
                              									von 300 Mk., für Körperschaften kostenfrei erhältlich.
                           Wasserversorgung und Abwasserreinigung, Unter diesem Titel
                              									bringt das Januarheft der „Hanomag-Nachrichten“ (Hanomag-Nachrichten-Verlag
                              									G. m. b. H., Hannover-Linden) eine Beschreibung mehrerer deutscher Wasserwerke wie
                              									der zeitgemäß eingerichteten Anlagen von Hannover, Oldenburg, Lehe, Cleve, Schwerin,
                              									Bochum, Geestemünde, Erfurt, Barmen usw. mit ihren Pump– und
                              									Dampfmaschinen-Einrichtungen. Neben der Versorgung mit gutem Trinkwasser spielt die
                              									Reinigung und Verwertung der Abwässer für die Stadtgesundheitspflege eine große
                              									Rolle. In den letzten Jahren hat die Schleudermaschine „Ter Meer“ auf dem
                              									Gebiete der Abwasserverwertung große Erfolge aufzuweisen, wie die Anlagen der Städte
                              									Frankfurt a. M., Harburg, Bielefeld, Hannover usw. beweisen. Eine ausführliche
                              									Abhandlung über die Schleudermaschinen befindet sich auch in diesem
                              									reichillustrierten Heft der Hanomag-Nachrichten.
                           Aluminium als Baustoff. Im Technischen Teil der
                              									Zeitschrift des Leipziger Meßamtes „Leipziger Mustermesse und Technischen
                                 										Messe“ hat Rudolf Herzog eine Arbeit veröffentlicht, die die zahlreichen
                              									eisenverarbeitenden Industrien darauf aufmerksam macht, daß an mancher Stelle, an
                              									welcher jetzt noch Eisen oder Stahl verwendet wird, Aluminium ebensogut oder
                              									zweckentsprechender verwendet werden kann, und daß es im Interesse der deutschen
                              									Wirtschaft liegt, die Verwendung von Aluminium zu fördern, da wir unbeschränkte
                              									Mengen Aluminium aus unserer heimischen Tonerde herstellen können. Sowohl die
                              									Technische Messe in Leipzig als auch die Allgemeine Mustermesse vom 4. bis 10. März
                              									werden schon eine gewaltige Menge von Ausstellungsgegenständen aus Aluminium
                              									darbieten, so daß zu hoffen ist, daß die Verwendung von Aluminium und ihrer
                              									Legierungen Fortschritte macht.