| Titel: | Ein neues Meßgerät für den Kohlenoxydgehalt in Rauchgasen. | 
| Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 109 | 
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                        Ein neues Meßgerät für den Kohlenoxydgehalt in
                           								Rauchgasen.
                        Ein neues Meßgerät für den Kohlenoxydgehalt in
                           								Rauchgasen.
                        
                     
                        
                           Von der Siemens & Halske A.-G. wird neuerdings ein elektrischer
                              									Kohlenoxydmesser auf den Markt gebracht, der in erster Linie dazu bestimmt ist, auf
                              									elektrischem Wege den Gehalt an Kohlenoxyd und Wasserstoff in den Rauchgasen einer
                              									Feuerungsanlage zu bestimmen und dadurch die Angaben des schon seit längerer Zeit
                              									eingeführten elektrischen Rauchgasprüfers, durch den der Kohlensäuregehalt der
                              									Rauchgase gemessen wird, zu ergänzen. Denn so wichtig es ist, den Kohlensäuregehalt
                              									des Rauchgases fortlaufend zu beobachten, so genügt in manchen Fällen diese Messung
                              									allein nicht für ein sicheres Urteil darüber, ob die Luftzufuhr zur Feuerung und die
                              									Rostbeschickung so geregelt sind, daß die Energie der Kohle so vollkommen wie
                              									möglich ausgenutzt wird. Je nach dem verwendeten Brennstoff oder der Bauart des
                              									Rostes finden sich in den Rauchgasen außer Kohlensäure unter gewissen Umständen auch
                              									unverbrannte Gase, hauptsächlich Kohlenoxyd und auch freier Wasserstoff. Einerseits
                              									hat das zur Folge, daß der Schluß vom Kohlensäuregehalt auf die Luftzufuhr nicht
                              									mehr zwingend ist, andererseits bedeuten unverbrannte Bestandteile im Rauchgas an
                              									sich einen beträchtlichen Wärmeverlust, da ja die in ihnen enthaltene Wärmeenergie
                              									ungenutzt durch den Schornstein entweicht. Es ist also in doppelter Hinsicht
                              									wichtig, sich durch geeignete Meßeinrichtungen ständig darüber zu unterrichten, ob
                              									und wie viel Kohlenoxyd oder Wasserstoff die Abgase enthalten. Vor allem muß es der
                              									Heizer wissen, der allein imstande ist, sofort geeignete Gegenmaßregeln zu treffen,
                              									wenn die Zusammensetzung des Rauchgases auf Mängel in der Bedienung der Feuers hinweist. Bei der
                              									Konstruktion des neuen Kohlenoxydprüfers war deshalb die Absicht leitend, ein
                              									Meßgerät zu schaffen, das sich in ähnlicher Weise wie der bewährte ältere Rauch gas-
                              									(Kohlensäure)prüfer durch zweckmäßige, vor allem genügend widerstandsfähige Bauart,
                              									schnelle und leicht verständliche Anzeige des Meßergebnisses am geeigneten Ort und
                              									geringe Ansprüche an Wartung wirklich als Betriebsmeßgerät eignet und sich ohne
                              									Schwierigkeiten oder große Mehrkosten an schon bestehende elektrische
                              									Rauchgas-Prüfeinrichtungen anschließen läßt. Diese Einrichtung wurde auch erreicht,
                              									und zwar auf folgendem Wege: Die Einrichtung gliedert sich, wie die des
                              									Kohlensäuremessers, in zwei wesentliche Bestandteile, den Geber und den Empfänger.
                              									Der Geber enthält in flachem, gußeisernem Gehäuse die Meßkammer. Sie besteht aus
                              									einem Metallstück mit zwei weiten zylindrischen Bohrungen, in denen axial zwei
                              									Platindrähte gleicher Dicke und gleicher Länge Empfänger Netz gespannt sind. (Abb. 1).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 110
                              Abb. 1. Kohlenoxydmesser (Geber).
                              
                           Die Platindrähte bilden zusammen mit zwei
                              									temperaturempfindlichen Widerständen die Zweige einer Brückenschaltung, die durch
                              									einen Strom von 2,5 Volt Spannung gespeist wird; in der Brückenleitung liegt als
                              									Empfänger das Anzeigeinstrument. Die Anschlußklemmen für die Leitungen zur
                              									Stromquelle und zum Empfänger befinden sich am oberen Rande des Gebers. Bei der
                              									gewählten Spannung erwärmt der Strom die beiden Platindrähte auf etwa 450° C.
                              									Solange ihre Temperatur gleich ist, fließt kein Strom in der Brücke. Ein kleiner
                              									Drehwiderstand im Geber, der mit Hilfe eines Schlüssels von außen bedient wird,
                              									ermöglicht, den Nullpunkt des Anzeigeinstrumentes genau einzustellen. Nun ist die
                              									eine Bohrung in der Meßkammer mit Luft gefüllt, während durch die andere das
                              									Rauchgas, das den Geber des Kohlensäuremessers verlassen hat, gesaugt wird. Ehe das
                              									Gas in die Bohrung einströmt, wird ihm durch eine kleine Düse im Zuleitungsrohr, die
                              									durch etwas vorgelegte Watte vor Verschmutzen geschützt ist, etwa 20 v. H. Luft
                              									beigemengt. Ist im Rauchgas Kohlenoxyd oder Wasserstoff enthalten, so verbinden sich
                              									diese Stoffe, sowie sie mit dem erwärmten Platindraht in Berührung kommen, mit
                              									Sauerstoff, sie verbrennen zu Kohlensäure bezw. Wasserdampf. Unter gewöhnlichen
                              									Umständen würden sie aber erst bei einer Temperatur, die weit höher als 450° liegt,
                              									verbrennen. Es ist eine ganz besondere Eigenschaft des Platins, die es noch mit
                              									einigen anderen Metallen teilt, den Verbrennungsvorgang lediglich durch seine
                              									Anwesenheit und ohne sich selbst dabei irgendwie zu verändern, schon bei der
                              									Temperatur von etwa 450° einzuleiten. Bei der Verbrennung wird Wärme frei, desto
                              									mehr, je mehr verbrennbares Gas vorhanden ist; die Temperatur des einen
                              									Platindrahtes steigt also, sein elektrischer Widerstand wird dadurch größer,
                              									das Gleichgewicht in der Brücke wird gestört und das Anzeigeinstrument schlägt aus.
                              									Sein Ausschlag ist unmittelbar ein Maß für das im Rauchgas vorhandene Kohlenoxyd und
                              									den Wasserstoff, die Skala des Empfängers kann also nach Prozenten Kohlenoxyd oder
                              									auch Kohlenoxyd plus Wasserstoff geeicht werden. Denn die Verbrennungswärmen der
                              									beiden Gase sind nicht so verschieden von einander, daß der Unterschied für die
                              									Zwecke der Praxis von Belang wäre, und es besteht außerdem auch kein Bedürfnis, die
                              									Mengen dieser Gase einzeln zu erfahren.
                           Der Empfänger des Kohlenoxydprüfers ist ein Drehspulinstrument, das in ein rundes
                              									wasser- und staubdichtes Gehäuse eingeschlossen ist. (Abb.
                                 										2 unten). Die Abmessungen sind kleiner gehalten als die der Empfänger für
                              									den Kohlensäureprüfer (Abb. 2 oben), so daß sich die
                              									beiden Empfänger schon rein äußerlich stark von einander unterscheiden. Beide
                              									Anzeigeinstrumente werden zweckmäßigerweise nahe beieinander angebracht, denn es ist
                              									wertvoll und wichtig, daß der Heizer mit einem Blick die Angaben beider Empfänger
                              									übersehen und sich danach richten kann; er hat dann die Luftzufuhr zur Feuerung so
                              									zu regeln und den Rost so zu beschicken, daß bei Nullstellung des Kohlenoxydzeigers
                              									der Kohlensäurezeiger möglichst hohen Kohlensäuregehalt angibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 110
                              Abb. 2. Oben Kohlensäuremesser, Unten Kohlenoxydmesser.
                              
                           Wie beim Rauchgasprüfer läßt sich auch beim Co-Messer dem Anzeigegerät ein
                              									Schreibgerät prallel schalten, daß die Meßergebnisse fortlaufend und selbsttätig
                              									aufzeichnet. Für Betriebe mit mehreren Kesseln sind Mehrfarbenschreiber besonders
                              									zweckmäßig. Sie zeichnen in drei verschiedenen Farben die Kurven von sechs
                              									verschiedenen Meßeinrichtungen auf demselben Registrierstreiben auf. Man kann also
                              									an einen Mehrfarbenschreiber z.B. die Kohlensäure- und Kohlenoxydmesser von drei
                              									Kesselfeuerungen anschließen und erhält so in übersichtlicher Form ein bleibendes
                              									Bild von den Vorgängen in der Feuerung, das sowohl zur Betriebsüberwachung als auch
                              									nachträglichen Verwertung z.B. beim Aufstellen von Wärmebilanzen dienen kann.