| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 111 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Elektrische Wärmespeicheröfen. Die elektrische
                              									Energie sucht man in den Wärmespeicheröfen in Form von Wärme aufzuspeichern. Dazu
                              									wären alle Elektrizitätswerke zu verwenden, deren Energie ja in den Nachtstunden
                              									ungenügend ausgenutzt wird und sich am zweckmäßigsten in Form von Wärme ausnützen
                              									ließe. Bei Nacht könnte der Strompreis niedriger sein als bei Tage und so käme der
                              									Stromverbrauch zu einer verhältnismäßig billigen Energie. Solche
                              									Wärmespeichereinrichtungen können mit fester, flüssiger oder gasförmiger
                              									(Dampf)Masse versehen sein, doch haben solche mit fester Speichermasse den Vorzug
                              									billigerer Herstellung und des Wegfalls jeglicher Wartung. Zudem ist bei
                              									Wärmespeicheröfen mit flüssigen Wärmeträgern immer mit Durchrosten, Rinnen und
                              									Undichtwerden des Ofens zu rechnen. Als flüssiger Energieträger kommt Wasser in
                              									Frage wegen seiner großen spezifischen Wärme. Geringer ist diese bei den meisten
                              									billigen und leicht verarbeitbaren festen Substanzen, wie Ziegel, Sandstein,
                              									Schlacke, Beton, Gips usw., doch haben eine kleine Anzahl fester Körper eine spez.
                              									Wärme bis zu 0,4 und 0,46, können also bei gleichem Gewicht die doppelte Wärmemenge
                              									aufspeichern als andere Substanzen. Wärmespeicheröfen aus solchen Stoffen läßt man
                              									nachts durch den elektrischen Strom anheizen, so daß sich die Wärmespeichermasse
                              									erwärmt und diese gibt dann tagsüber nach Ausschaltung des Stromes ihre von ihm
                              									empfangene Wärme wieder ab. Die Größe und Leistung solcher Wärmespeicheröfen paßt
                              									man der Größe des zu beheizenden Zimmers usw. an, wie der Dauer der Ausschaltung des
                              									Ofens. Meist heizt man die Oefen von 10 Uhr nachts bis 6 Uhr früh an und läßt sie
                              									während der übrigen 16 Stunden ihre aufgespeicherte Wärme wieder abgeben.
                           Nach dem 1. Heft des 3. Jahrg. der Siemens-Zeitschrift bauen die
                              									Siemens-Schuckertwerke im wesentlichen zwei verschiedene Arten Wärmespeicheröfen,
                              									die einen für Wohnräume, die anderen für Fabriken, Schulen, Krankenhäuser u. dergl.
                              									Für Wohnräume wird die elektrische Heizeinrichtung und Wärmespeichermasse meist in
                              									Kachelöfen eingebaut, und die Leistung der ersteren den Formen und Abmessungen des
                              									Ofens angepaßt. Natürlich darf die Oberflächentemperatur am Ende der Anheizdauer an
                              									keiner Stelle zu hoch sein und zur Staubversengung und unangenehmem Geruch führen.
                              									Immer ist mit der gegebenen Größe und Form des Kachelofens auch die der
                              									einzubauenden elektrischen Leistung festgleget. In technischer Beziehung erreicht am
                              									besten den Zweck des Wärmespeichers ein außen ebener und weiß glasierter Kachelofen,
                              									denn seine Oberfläche hat den kleinsten Wärmestrahlungskoeffizienten und gibt
                              									während der Anheizdauer am wenigsten Wärme nach außen ab. Das Gegenteil ist der Fall
                              									bei dunkler, durch Verzierungen sehr unebener Oberfläche des Ofens, seine
                              									Endtemperatur wird am Ende der Entladedauer (Wärmeabgabe ohne elektrische Beheizung)
                              									kleiner sein als bei einem weißen und glatten Ofen. Im Ofen selbst verteilt man die
                              									Heizwiderstände so, daß die Oberflächentemperatur an allen Stellen möglichst gleich
                              									groß ist, natürlich nehmen die höherliegenden Stellen des Ofengehäuses nach
                              									mehrstündigem Betriebe eine höhere Temperatur an, doch liegt die höchste,
                              									vorübergehend auftretende Temperatur nur wenig über 100° C. und verursacht kaum ein
                              									Versengen des Staubes und unangenehme Geruchentwicklung. Zahlreiche Meßversuche mit
                              									elektrischen Wärmespeicheröfen wurden angestellt und die Kurven daraus zeigten,
                              									daß sich die Temperatur des geheizten Raumes nur um 4 bis 5° während eines Tages
                              									ändert.
                           Die Wärmespeicheröfen für Fabriken, Schulen und Krankenhäuser sind ganz aus Metall
                              									ausgeführt und mit einem weißen Anstriche versehen. Sie lassen sich leicht rein
                              									halten und entsprechen allen hygienischen Anforderungen. Ihre Speicher- und
                              									Heizwirkung läßt sich leichter als bei den Kachelöfen auch von außen beeinflussen
                              									und der eigentliche Wärmespeicherkörper ist mit einem Mantel umgeben, der ihn gegen
                              									die umgebende Luft abschließt. Der Luftmantel schützt den erwärmten Teil des Ofens
                              									ziemlich gut gegen Wärmeabgabe an die Umgebung und braucht nur geöffnet zu werden,
                              									wenn man dem angeheizten Wärmespeicherofen Wärme entnehmen will. Die im Luftmantel
                              									enthaltene erwärmte Luft strömt dann nach oben ab, von unten her strömt in den
                              									Mantel Luft ein, erwärmt sich an den warmen Wänden des Wärmespeicherkastens, und es
                              									entsteht so ein lebhafter Luftumlauf. Diese vorzügliche Kaminwirkung läßt sich durch
                              									Oeffnen der Schieber auf allen vier Seiten des Ofens herbeiführen und so entweder
                              									die Wärmeentladung des Ofens einleiten oder unterbrechen. Die Außentemperatur eines
                              									solchen Ofens bleibt wesentlich niedriger als die eines Kachelwärmespeicherofens und
                              									man weilt daher in seiner Nähe weit angenehmer als in der eines Kachelofens. Die
                              									Raumtemperatur bei Heizung mit dem Metallofen läßt sich fast konstant halten, wenn
                              									man die Schieber des Luftmantels erst ein wenig und dann im Laufe der
                              									fortschreitenden Entladung immer weiter öffnet.
                           Die Wärmespeicheröfen stellt man vorläufig in fünf Größen her für Leistungen von 3–15
                              									kW, die für Räume von 50–400 cbm ausreichen, bei einem Grundrißmaß von 560 × 510 bis
                              									1860 × 610 mm und einer Höhe von 1700 mm (dazu ein 200 mm hoher Mauersockel). Alle
                              									diese Wärmespeicheröfen können für Spannungen bis 500 V ausgeführt werden und eignen
                              									sich für die Beheizung auch der größten Räume, doch geben mehrere kleine Oefen eine
                              									bessere und zweckmäßigere Wärmeverteilung als große Oefen, ist doch das Gewicht von
                              									Wärmespeicheröfen proportional ihrer Leistung und das Gewicht großer Speicheröfen
                              									bei der Belastung der Fußböden zu beachten.
                           Für eine nutzbringende Verwertung der Abfallenergie der Fabriken mit eigener
                              									Kraftanlage für Heizung tritt auch K. Norden ein (s. S. 30 d. Jahrb. d. angew.
                              									Naturwissensch., Verlag Herder & Co., Freiburg i. Br. 1921), und zwar sollen
                              									kleinere Oefen geheizt, oder eine zentrale Dampf-Warmwasser- oder Warmluftheizung
                              									von einer Wärmequelle mit elektrischer Energie gespeist werden. So ließe sich die
                              									elektrische Heizung von Fabriken mit hinreichenden Mengen elektrischer Energie
                              									durchführen.
                           Dr. Bl.
                           Präzisions-Indikator. Die bisher bekannten Indikatoren
                              									hatten den Nachteil, daß schon bei ziemlich niedrigen Drehzahlen Massenschwingungen
                              									auftraten, die störende Verzerrungen im Diagramm hervorriefen, so daß insbesondere
                              									bei Kraftmaschnen mit innerer Verbrennung, wie Gas-, Benzin- und Dieselmotoren eine
                              									einwandfreie Beurteilung des Verlaufs der Verbrennung fast unmöglich war.
                           Im besonderen machte sich dieser Nachteil bei den sogenannten Schnellläufer- und
                              									Schwachfeder-Diagrammen bemerkbar. Die letzteren dienen bekanntlich bei
                              									Viertaktmaschinen zur Beurteilung der Vorgänge während des Auspuff- und Saughubes, insbesondere
                              									um zu erkennen, ob zu Beginn bezw. am Ende des Saughubes Ueber- oder Unterdruck
                              									vorhanden ist, d.h. welches Luftgewicht in den Zylinder gelangt und wie viel
                              									Auspuffgase in demselben noch enthalten sind. Bei Zweitaktmaschinen dienen diese
                              									Diagramme zur Untersuchung der Druckschwankungen während der Spülperiode. Es kommt
                              									hier außerordentlich darauf an, daß die Auspuffgase möglichst weitgehend
                              									ausgetrieben und tunlichst viel reine Luft in den Zylinder gelangt. Bei
                              									Mehrzylindervergasermotoren dienen sie zur Untersuchung, ob alle Zylinder ein
                              									gleichmäßiges Gasgemisch erhalten. Mit den bisher bekannten Indikatorentypen konnten
                              									nur bei niedrigen Drehzahlen einigermaßen zuverlässige
                              									Indikator-Schwachfederdiagramme erhalten werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 112
                              
                           Der Präzisions-Indikator ist ein Modell, das als Starkfeder-, ganz insbesondere aber
                              									als Schwachfeder-Indikator bis zu den höchsten Drehzahlen einwandfrei brauchbar ist
                              									und trotzdem den Vorteil bietet, daß die Handhabung genau dieselbe wie bei einem
                              									gewöhnlichen Indikator ist. Weiteres zeigen die Diagramme:
                           a) An einem rasch laufenden Viertaktölmotor, n = 300/min.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 112
                              Abb. 1. Normaler IndikatorFedermaßstab: 1 kg/cm2 = 25,5 mm
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 112
                              Abb. 2. Präzisions-IndikatorFedermaßstab: 1 kg/cm2 = 23,5 mm
                              
                           Bei 2 fehlen die störenden Indikatorschwingungen, trotzdem der hier zugelassene
                              									Indikatorhub, wie aus der Figur ohne weiteres ersichtlich ist, rund 4mal größer
                              									war.
                           b) An einem langsam laufenden Zweitaktölmotor, n = 167/min.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 112
                              Abb. 3. Normaler Indikator1 kg/cm2 = 18
                                 										mm
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 112
                              Abb. 4. Präzisions-Indikator1 kg/cm2 =
                                 										25,8 mm
                              
                           Trotz sehr niedriger Drehzahl treten bei 3 so starke Indikatorschwingungen auf, daß
                              									durch sie das Diagramm völlig verzerrt wird und sich irgendwelche Ergebnisse nicht
                              									ableiten lassen. Bei 4 fehlen trotz stärkerer Vergrößerung diese störenden
                              									Eigenschwingungen ganz. Das Oeffnen und Schließen der Schlitze ist mit voller
                              									Deutlichkeit erkennbar.
                           c) An einem rasch laufenden Zweitaktölmotor, n = 450/min.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 112
                              Abb. 5. Normaler Indikator1 kg cm2 =
                                 										9,2 mm
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 112
                              Abb. 6. Präzisions-Indikator1 kg/cm2 =
                                 										12,86 mm
                              
                           Bei 5 starke Indikatorschwingungen. Bei 6 trotz stärkerer Vergrößerung nur
                              									verschwindend kleine Indikatorschwingungen, schöne Linien-, Spül- und
                              									Auspuffvorgänge deutlich erkennbar.
                           d) An einem Rohölmotor
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 112
                              Abb. 7. Normaler Indikatorn = 300/min
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 112
                              Abb. 8. Präzisions-Indikatorn = 450/min
                              
                           Die Diagramme Abb. 7 und Abb.
                                 										8 sind an einem Rohölmotor bei 300 bezw. 450 Umdrehungen pro Minute unter
                              									den gleichen Verhältnissen genommen. Bei einem Vergleich dieser Diagramme wird man
                              									finden, wie genau der Präzisions-Indikator im Gegensatz zu Abb. 7 trotz höherer Drehzahl aufgezeichnet hat. Man beachte die während
                              									der Verbrennung auftretenden außerordentlich raschen, kleinen und sehr rasch abklingenden
                              									Eigenschwingungen des Indikators. (Abb. 8.)
                           Man sieht, daß auch bei hohen Drehzahlen Schwachfederdiagramme ohne störende
                              									Nebenschwingungen verzeichnet werden.
                           Erreicht wurden diese Vorteile durch die besondere Ausbildung des Schreibstiftes, des
                              									Schreibhebels, durch eine entsprechend den viel geringeren Massen stärkere
                              									Vergrößerung, durch eine stärkere Feder und eine besondere Ausbildung des Kolbens,
                              									bei welcher durch einen entsprechenden Luftraum zwischen Boden und Federkopf die
                              									Wärme nur sehr langsam zur Feder strömen kann, so daß ein Erhitzen derselben und im
                              									Gefolge damit falsche Angaben nicht entstehen.
                           Die Eigenschwingungszahlen, deren Höhe das beste Kennzeichen für das Nichtauftreten
                              									von Störungen ist, liegen bei diesem Indikator bedeutend höher als bei sämtlichen
                              									bisher bekannten mechanisch registrierenden Indikatoren; sie werden überdies jedem
                              									Instrument in Tabellenform beigegeben, so daß sich leicht bei einer Schwinkung
                              									erkennen läßt, ob sie durch den Indikator verzeichnet wurde oder nicht. Eine
                              									Verzerrung kann nämlich nur eintreten, wenn die minutliche Zahl der zu verzeichneten
                              									Schwingungen in der Nahe oder über der Eigenschwingungszahl des Indikators liegt.
                              									Der Indikator wird von der Firma Lehmann & Michels, Hamburg-Schneisen,
                              									hergestellt.
                           Ueber „freitragende Fachwerkbinder in Holz“
                              									berichtet Privatdozent Dr.-Ing. Dr. Lewe in interessanten
                              									Ausführungen. Darnach besteht das Ziel der neueren Holzbaukunst 1. in der
                              									Vergrößerung des Anwendungsbereiches der weitgespannten Hallen, 2. in der
                              									Verbesserung seiner Wirtschaftlichkeit.
                           Die Stäbe einer Binderkonstruktion erfordern in Eisen ausgeführt nur etwa 1/10 des
                              									Querschnittes wie in Holz; trotzem fällt bei gleich großen Stabkräften die
                              									Holzkonstruktion um etwa 40 v. H. leichter aus, da das
                              									verwendete Kiefern- und Fichtenholz 16mal so leicht wie Eisen ist.
                           Die Hauptschwierigkeit in der Konstruktion freitragender hölzerner Fachwerkbinder
                              									besteht in den Knotenpunktanschlüssen der Zugstäbe. Diesem Mangel hat man auf 3
                              									verschiedene Arten abzuhelfen versucht, indem man für die gezogenen Stäbe Eisen
                              									verwendet hat, oder man baute Binder, bei denen die Diagonalen nur geringe
                              									Zugspannungen erhalten oder durch Konstruktion von Anschlüssen, welche die
                              									Möglichkeit der Uebertragung großer Zugkräfte ergeben. Binder der 1. Art sind die
                              									Howeschen Träger, Binder der 2. Art sind die Zweigelenkbogen mit aufgehobenem
                              									Horizontalschub, sowie die Parabelbinder, deren Druckgurt nach Parabeln geformt ist.
                              									Neuestens wird der 3. Weg begangen, in dem außer den gewöhnlichen eisernen Bolzen
                              									die Rohrbolzen, die Stahlstifte, die Doppelkegel, die Teller- und Ringdübel
                              
                              									verwendet werden, um große Kräfte zu übertragen. Besonders brauchbar hat sich hier
                              									der geschlitzte Ringdübel der Firma „Deutsche Holzbau-Werke Karl Tuchscherer
                                 										A.-G. Ohlau i. Schlesien“ erwiesen, weil in den Knotenpunkten in der Regel
                              									ein Dübelpaar genügt. Der Ringschlitz wird nach Nut und Feder ausgeführt. Durch eine
                              									Reihe von Probebelastungen konnte die geringe Nachgiebigkeit der mit diesen Dübeln
                              									versehenen Knotenpunkte nachgewiesen werden. [Der Eisenbau; 1922, Heft 6.]
                           A. M.
                           Die Werkzeugmaschinenschau in Leipzig während der Technischen
                                 										Messe im Frühjahr 1923. Die fünfte Technische Messe in Leipzig bot, soweit
                              									der Werkzeugmaschinenbau in Frage kommt, mit den rund 270 ausstellenden Firmen ein
                              									Bild von so eindrucksvoller Vollständigkeit, Vielseitigkeit und Güte, wie es
                              									durch ein einzelnes Land wohl noch niemals zur öffentlichen Schaustellung gekommen
                              									ist. Auf keiner der bisherigen, auch größten Weltausstellungen und
                              									Sonderausstellungen (Paris, Düsseldorf, Lüttich, Brüssel) ist auch nur annähernd
                              									eine solche Fülle ausgesuchter erster Konstruktionen und Edelausführungen
                              									ausgestellt worden.
                           Schon äußerlich ist diese Ausstellung durch die hingebende Kleinarbeit der rührigen
                              									Geschäftsstelle besonders geschickt aufgebaut worden. Aneinanderreihung der acht
                              									langgestreckten offenen Einzelhallen, die durch rechtwinkliges Aneinanderstoßen
                              									stets abgeschlossene Gruppenbilder ergaben und sich doch in einer Art Kreislauf
                              									schlössen, ohne daß das Auge des Beschauers den Umfang des Ganzen auf einmal
                              									erschöpfen konnte, erweckte den Eindruck einer gewissermaßen unerschöpflichen
                              									Schaustellung. Die vollständige Vermeidung von trennenden Zwischenwänden und
                              									geschlossenen Kojen regte den sachkundigen Beschauer zum Besuch der Nachbarstände
                              									an, an denen er sonst vielleicht vorübergegangen wäre. Auch die Verkettung
                              									lebendigarbeitender Maschinen mit ruhenden Geräten wie Meß-, Schneid- und
                              									Spannwerkzeugen war so geschickt durchgeführt, daß man eigentlich nirgends auf einen
                              									völlig toten Winkel stieß, und das ist deshalb so wichtig, weil das Hineinschauen in
                              									eine ganze Halle z.B. Schleifmaterialien – sie mag noch so wissenschaftlich
                              									aufgebaut sein – viele, auch sachkundige Beschauer nicht kräftig genug anzieht. Es
                              									bewegt sich nichts, es arbeitet nichts, und man hat so viele interessante Dinge
                              									daneben zu sehen, daß man sich diese tote Ecke bis zuletzt aufspart und sie aus
                              									Mangel an Zeit überhaupt nicht mehr ansehen kann.
                           Werkzeugmaschinen müssen leben: Drehen, Bohren, Fräsen, Schleifen, Hobeln, Stoßen,
                              									Schneiden, Schlagen usw. bedeuten auf einer Ausstellung nicht nur
                              									Werkstattsnachahmung, sondern zeigen erst durch die wirkliche Arbeitsweise dem
                              									Fachmann, ob die einzelne Maschine der Belastung gewachsen ist, ob also der
                              									konstruktive Gedanke seine richtige und vollendete Lösung fand. Es war ein guter
                              									Einfall der Geschäftsleitung, die nichtaktiven Schaugegenstände mit den lebendigen
                              									zu mischen. Der „Warenhausgedanke“ ist angewendet worden, aber vertieft,
                              									verinnerlicht und nicht bloß gerichtet auf Erweckung eines unbeherrschten
                              									Kauftriebes wie bei der Frau, die durch die geschickte Auslage unwiderstehlich
                              									angelockt wird, sondern auf das Befruchten der Fabrikationsgedanken ernstester
                              									Fachleute, die gerade durch das unvermittelte Erschauen von Dingen, an die sie im
                              									Augenblick gar nicht gedacht hatten, auf die sie sich auch gar nicht eingerichtet
                              									hatten, gewissermaßen blitzartig angeregt werden, ein neuartiges Verfahren auch für
                              									ihre scheinbar ganz abseits liegende Fabrikation nutzbar zu machen. Wenn es dann
                              
                              									auch zunächst nur zu einer Anregung kommt und viel später erst zur Anfrage und Kauf,
                              									so können solche Anregungen doch in hohem Maße für die Einzelfabrik und dann auch
                              									für die große Allgemeinheit Früchte tragen.
                           Man sollte daher diese Messen, die dem Fachmann den außerordentlichen Vorteil bieten,
                              									daß er betriebsfertige erstklassige Maschinen der verschiedensten Firmen aus ganz
                              									Deutschland auf kleinstem Raum zusammengedrängt, vorgeführt von hervorragenden
                              									Fachleuten, in wenigen Tagen durcharbeiten kann, nutzbar machen zur praktischen
                              									Belehrung, nicht nur für die Lehrer und Schüler der Fach- und Hochschulen, sondern
                              									vor allem für Vorarbeiter und Meister, die aus ihrer Werkstatt meist nie
                              									herauskommen, kaum etwas Neues sehen und so, trotz ihrer Tüchtigkeit, leicht erstarren und
                              									versauern. Auch die beste Zeitschrift ersetzt eine solche Messe nicht; von den meist
                              									schon beim Erscheinen veralteten Büchern über Werkzeugmaschinen ganz zu
                              									schweigen.
                           Die Kinderkrankheiten, die bei einer alten Industrie auftreten durch Aufnahme fremder
                              									Anregungen, durch ihre Anpassung an den deutschen Markt durch die Verarbeitung mit
                              									der eigenen individuellen Begabung des Deutschen, die sich ja auf allen Gebieten des
                              									Maschinenbaues zum Teil bahnbrechend und richtunggebend bewährt hat – wir erinnern
                              									an den Elektromaschinenbau, den Bau der Dieselmotoren, der Dampfturbinen, der
                              									Wasserkraftmaschinen – sind heute über wunden und man kann mit voller Berechtigung
                              									von einer gewissermaßen geschlossenen Stoßkraft nach fabrikatorischer und
                              									konstruktiver Richtung sprechen.
                           Die großen Richtlinien der fünften Meßausstellung lassen sich in folgenden
                              									Gedanken festlegen:
                           
                              1. Volle Anpassung der Maschinenstärke an die Anforderungen des
                                 											Schnellstahls.
                              2.Elektrisierung des Antriebes.
                              3. Anpassung der Spanngeräte an
                                 										Schnittdruck und Drehmoment.
                              4. Einfluß der Normung und
                                    											Feinmessung.
                              5. Zusammenarbeit von Forschung von
                                    											Praxis.
                              
                           –––––
                           
                        
                           Berichtigung zu Seite 79 (Heft 8).
                           Spalte 1, Zeile 13 von unten, lies „der“ statt „oder“.
                           Spalte 1, Zeile 12, 10, 8 von unten, müssen die Nenner der Brüche den Faktor π
                              									erhalten.