| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 120 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die Ursache der Selbstentzündung ausströmenden
                                 										Wasserstoffes nach Untersuchungen von W. Nusselt. Bei der Verwendung von
                              									Wasserstoff zum Füllen von Luftschiffen wurde häufig eine Selbstentzündung des
                              									ausströmenden Gases beobachtet. Diese gab mehrfach Veranlassung zu sehr ernsten
                              									Unfällen. Schon während des Krieges wurde infolgedessen eine Anzahl von Physikern,
                              									Chemikern und Ingenieuren beauftragt, die Ursache der unerwünschten Erscheinung
                              									festzustellen. Lange führten die angestellten Untersuchungen nicht zum Ziele.
                              									Erst Prof. W. Nusselt gelang die restlose Erklärung des Vorganges. Folgende
                              									Tatsachen bildeten die Voraussetzung der von ihm vorgenommenen experimentellen
                              									Prüfung: Schon während des Baues der ersten lenkbaren Luftschiffe in Friedrichshafen
                              									traten bei Undichtigkeiten der Füllschläuche, durch die Wasserstoff von den
                              									Seitenanschlüssen der Verteilleitung in die Zellen des Fahrzeuges gelangt, explosionsartige
                              									Erscheinungen auf. Stets wurden daher Wassereimer und nasse Tücher bereit gehalten,
                              									um die sich zeigenden Flammen zu löschen. Fernerhin beobachtete man auch beim
                              									Oeffnen von Stahlflaschen mit Wasserstoffüllung Selbstentzündung. Sie führte in
                              									verschiedenen Fällen zum Verluste von Luftschiffhallen und Fahrzeugen. Das Bedürfnis
                              									nach Abhilfe machte sich immer dringender geltend. Naheliegend war es, zunächst eine
                              									rein thermische Ursache, beispielsweise eine partielle Erhitzung des Gases, als
                              									Grund der Explosion zu vermuten. Dagegen spricht der Umstand, daß der ausströmende
                              
                              									Wasserstoff infolge der Steigerung seiner kinetischen Energie eine entsprechende
                              									Abnahme des Wärmeinhaltes bzw. der Temperatur erfährt. Demgegenüber tritt aber durch
                              									die Reibung des mit außerordentlicher Geschwindigkeit fließenden Gasstromes an der
                              									Wand der Austrittsstelle eine örtliche Erwärmung auf. Sie kann möglicherweise der
                              									Grund sein, daß die Entzündungstemperatur erreicht wird. Um diese Frage beantworten
                              									zu können, wurden 2 schmiedeiserne Kessel mit Wasserstoff gefüllt, dessen Druck bis
                              									20 at betrug. Er strömte durch eine einzöllige Leitung zunächst zu einer
                              									scharfkantigen Düse und dann zu einer eisernen Scheibe mit 3 mm Bohrung, die
                              									wiederum mit scharfkantigem Innengewinde versehen war. Trotz der auf diesem Wege
                              									erzielten starken Reibung trat eine Selbstentzündung nicht ein. Sie ließ sich auch
                              									nicht dadurch herbeiführen, daß man Holz und Hartgummi zur Herstellung der erwähnten
                              									Scheiben verwandte. Ebensowenig wirksam erwies sich eine Erhöhung der Reibung durch
                              									Beimengung eines Pulvers. Es wurden dem Gasstrome zugesetzt Eisenoxyd,
                              									Eisenoxydhydrat, Eisenoxyduloxyd, verrostete Eisenfeilspäne, Sand im reinen Zustande
                              									und vermischt mit Eisenoxyd, ohne daß eine Selbstentzündung stattfand. Um eine in
                              									der Praxis eintretende Undichtheit durch die Versuchseinrichtung möglichst
                              									naturgetreu nachzuahmen, verschloß man das Rohrende durch einen Flansch, lockerte
                              									dessen Verschraubung ein wenig und zog Abpreßschrauben an, so daß Gas bzw. ein
                              									Gasstaubgemisch durch den entstehenden Spalt ausströmen konnte. Zur Dichtung wurde
                              									Gummi benutzt. Eine Zündung machte sich nicht bemerkbar. Nunmehr ersetzte man den
                              									Gummi durch Klingerit und erzielte den Erfolg, daß beim Ausströmen von Wasserstoff
                              									und Eisenoxydpulver Selbstentzündung eintrat, die von einem dumpfen Knall begleitet
                              									war. Der Wasserstoff verbrannte mit heller, gelber Flamme. Der Vorgang wiederholte
                              									sich regelmäßig, wenn der Spalt hinreichend groß und dem Gas eine genügende Menge
                              									Eisenoxydstaub beigemengt war. Der Kesseldruck hatte keinen Einfluß auf den Eintritt
                              									der Zündung. Diese fand niemals statt, wenn die Dichtungsscheibe aus Gummi bestand.
                              									Benutzte man jedoch eine Bleischeibe oder ließ man die Dichtung ganz fort so
                              									beobachtete man wiederum den beschriebenen Vorgang. Ferner erfolgte Zündung, wenn
                              									man dem Gas als Staub Eisenoxyduloxyd und Braunstein beimischte, während ein Zusatz
                              									von Eisenhydroxyd, Schmirgel, Schamottemehl, Talkum sich als wirkungslos erwies.
                              									Diese letzte Beobachtung war insofern bedeutungsvoll, als sie zeigte, daß gerade
                              									stark reibende Pulver nicht die Selbstentzündung befördern und derselben somit keine
                              									rein mechanisch – thermischen Ursachen zugrunde liegen können.
                           Sehr viel Wahrscheinlichkeit hatte demgegenüber die Annahme, daß die Selbstentzündung
                              									durch einen thermo-chemischen Vorgang veranlaßt wird, denn kein Zweifel konnte
                              									darüber bestehen, daß die Art des Pulvers nicht gleichgültig war. Folgende
                              									Möglichkeiten mußten in Betracht gezogen werden. Durch Reibung wird eine örtliche
                              									Erwärmung hervorgerufen, welche so lange bemerkbar bleibt, bis Sauerstoff aus der
                              									Luft in den Gasstrom hineindiffundiert und die katalytische Wirkung des erhitzten
                              									Pulvers zur Zündung führt. Deren Auslösung kann ferner dadurch verursacht werden,
                              									daß die Erwärmung im Spalt eine teilweise Reduktion des Pulvers veranlaßt, wodurch
                              									ein zündfähiges Gemisch entsteht, das infolge der Anwesenheit des als Katalysator
                              									dienenden Pulvers verbrennt. Endlich erschien es nicht ausgeschlossen, daß das
                              									Eisenoxyd im Spalt zu feinverteiltem, sogenanntem pyrophorem Eisen reduziert wird,
                              									welches die Eigenschaft besitzt, sich bei Berührung mit Luft augenblicklich zu
                              									entzünden. Um zur Klarheit zu gelangen, nahm man zunächst eine Prüfung der
                              									katalytischen Wirkung von Eisenoxyd vor. Man stellte zu diesem Zwecke in eine
                              									kugelförmige Bombe eine Porzellanschale mit Eisenoxydpulver, füllte die Bombe mit
                              									Knallgas, erhöhte den Druck auf 10 at und ließ die Anordnung mehrere Tage stehen.
                              									Eine langsame Verbrennung trat nicht ein und wurde ebensowenig beobachtet, als man
                              									die Bombe durch einen Wassermantel bis 100° erhitzte. Aehnliche Untersuchungen nahm
                              									man bei höheren Wärmegraden unter Benutzung eines Thermostaten vor. Sie bewiesen,
                              									daß die Anwesenheit von Eisenoxyd zwar genügt, um bei 200° C. Knallgas zur langsamen
                              									Verbrennung zu bringen, eine Explosion aber auch bei 380° C. nicht eintritt.
                              									Schließlich stellte man unter Zuhilfenahme eines rotierenden Kalorimeters, dessen
                              									Inhalt eine starke Durchwirblung erfuhr, fest, daß auch durch eine Bewegung des
                              									Wasserstoffes gegenüber dem Eisenoxyd keine hinreichende katalytische Wirkung
                              									erzielt wurde. Selbst bei einer Temperatur von 400° trat keine plötzliche
                              									Verbrennung ein. Dies zeigte, daß die beiden oben an erster Stelle genannten
                              									Vermutungen hinsichtlich der Zündungsursache unbegründet sind. Desto
                              									wahrscheinlicher erschien die dritte Annahme, denn alle pulverförmigen Beimengungen,
                              									die zur Selbstzündung führten, konnten in den pyrophoren Zustand gebracht werden.
                              									Zur näheren Prüfung ordnete man hinter dem Zündflansch eine 20 cm lange Leitung an.
                              									Durch diese mußten die sich möglicherweise bildenden pyrophoren Körper vom Gasstrome
                              									geschwemmt werden, und deren Entzündung am Leitungsende beim Austritt in die Luft
                              									war zu erwarten. Eine derartige Wirkung trat indessen nicht ein, so daß sich auch
                              									die letzte thermo – chemische Begründung der Selbstzündung als unhaltbar erwies.
                           Man stand vor einem Rätsel, bis W. Nusselt die Beobachtung machte, daß vor Eintritt
                              									der Zündung am Flansch blauviolettes Glimmlicht auftrat, das stärker wurde, wenn
                              									viel Staub ausströmte. Leider war keine Zeit zur ruhigen Beobachtung des Vorganges,
                              									da unmittelbar nach Auftreten des Lichtes die Explosion stattfand. Jedenfalls aber
                              									machte sich mit zwingender Ueberzeugungskraft die Vermutung geltend, daß der
                              									Zündungsvorgang elektrischer Natur sei. Sie bestätigte sich. Befestigte man am
                              									Leitungsrohre einen Kupferdraht, dessen zugespitztes Ende derartig herumgebogen war,
                              									daß es in der Achse des austretenden Gasstromes lag, so fand keine Zündung mehr
                              									statt. Eine solche trat aber augenblicklich bei Entfernung des Drahtes ein. Der
                              									Grund für diese Beobachtung kann nur darin zu suchen sein, daß der Draht ein
                              									elektrisches Feld im Strahle beeinflußt. Eine Ionisierung des Gasstromes änderte die
                              									Zündgeschwindigkeit in keiner Weise. Indessen sind die Ladungserscheinungen an das
                              									Auftreten von Staubteilchen im Wasserstoff gebunden. Um Selbstzündungen zu
                              									vermeiden, ist es daher in erster Linie notwendig, die Leitung staubfrei zu halten.
                              									Dies kann durch Austrocknung des Wasserdampfes nach dem Ausfrierverfahren geschehen.
                              									Auf diesem Wege wird die Bildung von Rost vermieden, welchen der Hauptbestandteil
                              									des Staubes ist. Allerdings stellt sich das genannte Verfahren recht kostspielig,
                              									jedoch erhöht die Trocknung des Wasserstoffes den Auftrieb des Luftschiffes. Füllt
                              									man letzteres, wie dies neuerdings in Amerika geschieht, mit unbrennbarem Helium, so
                              									ist jede Zündgefahr beseitigt. (W. Nusselt in Ztschr. d. Ver. dtsch. Ing., Heft 9,
                              									1922.)
                           Schmolke.
                           Erhöhung der Wärmewirtschaftlichkeit bei der
                                 										Teerdestillation. Die Destillation des Teers erfolgt seit langen Jahren in
                              									unterbrochenem Betriebe unter Verwendung von stehenden oder liegenden Blasen, die
                              									abgesehen von der Vergrößerung des Fassungsvermögens im Laufe der Zeit nur
                              									geringfügige bauliche Aenderungen erfahren haben. Die neueren ununterbrochen
                              									arbeitenden oder halbstetigen Verfahren führen sich nur langsam ein und sind noch
                              									verhältnismäßig wenig verbreitet. Dagegen ist man in letzter Zeit, wie A. Thau in der Zeitschrift „Glückauf“ berichtet, mit
                              									Erfolg bemüht, die Wärmewirtschaft bei der Teerdestillation zu verbessern. In
                              									England ist man schon vor längerer Zeit in dieser Richtung bahnbrechend vorgegangen,
                              									indem man die heißen Teerdämpfe, statt sie direkt mit Wasser abzukühlen, zunächst
                              									zur Vorwärmung und Entwässerung des Teers benutzt. Die hierdurch erzielten
                              									Brennstoffersparnisse haben bewirkt, daß die. Arbeitsweise in England allgemein
                              									eingeführt ist, während man bei uns Anlagen dieser Art nur selten findet. Die
                              									Abmessungen des Vorwärmers werden so gewählt, daß er gerade eine Blasenfüllung faßt.
                              									Er wird hochgestellt, damit der vorgewärmte und entwässerte Teer durch ein am Boden
                              									des Vorwärmers angebrachtes Rohr mit Hahn unmittelbar in die Destillierblase
                              									abgelassen werden kann. Die Vorwärmung des Teers erfolgt durch eine eingebaute
                              									Rohrschlange, deren oberes Ende mit dem Helm der Destillierblase verbunden ist,
                              									während sich an das untere Ende der Wasserkühler anschließt. Da im Vorwärmer die
                              									Temperatur bis auf etwa 150° steigt, wird aus dem Rohteer nicht nur das darin
                              									enthaltene Wasser, sondern auch das Leichtöl abgetrieben; der Vorwärmer ist daher
                              									ebenso wie die Teerblase mit einem Helm versehen, an den ein Wasserkühler
                              									angeschlossen ist. Die durch die Vorwärmung des Teers erzielte Brennstoffersparnis
                              									beträgt bei einem Nutzinhalt der Blase von 24 t und bei einem Teer mit 3–5 v. H.
                              									Wassergehalt rund 36 v. H.; zugleich verkürzt sich die Dauer der Destillation um ein
                              									Drittel, und der Wasserverbrauch für die Kühlung des Destillats ist ebenfalls
                              									geringer. Anlagen dieser Art haben sich in jahrelangem Dauerbetriebe bestens
                              									bewährt, so daß diese Arbeitsweise auch bei uns eine weitere Verbreitung
                              									verdient.
                           Handelt es sich um die Entwässerung größerer Teermengen, so empfiehlt sich die
                              									Anwendung liegender Blasen, die wie liegende Dampfkessel eingemauert und entweder
                              									von unten beheizt oder mit Flammrohren versehen werden. Zur Herstellung von wasser-
                              									und leichtölfreiem Teer für Straßenbauzwecke benutzt man in England ununterbrochen
                              									arbeitende, liegende Blasen, die auf ihrer ganzen Länge von einer Rinne durchzogen
                              									sind; diese besteht aus dachziegelartig übereinandergelegten Blechen und ist von
                              									vorn nach hinten geneigt, so daß der frisch zufließende Teer, während er in
                              									dünner Schicht über diese Rinne fließt, durch die von unten aufsteigenden Teerdämpfe
                              									erwärmt und entwässert wird. Diese Anordnung soll auch zur Destillation von
                              									Generatorteer mit 40 v. H. Wasser brauchbar sein. Die Destillation des Teers bis auf
                              									Hartpech in solchen liegenden Blasen ist jedoch nur unter Verzicht auf die
                              									ununterbrochene Betriebsweise möglich, da sonst die Destillate ein Gemisch mehrerer
                              									Fraktionen bilden würden.
                           Schließlich beschreibt Verfasser eine von Weickel gebaute liegende Destillierblase,
                              									die nicht eingemauert ist, sondern frei auf Böcken gelagert und nur mit
                              									Wärmeschutzmasse umkleidet ist. Die Beheizung erfolgt durch ein U-förmiges
                              									Flammrohr, dessen beide Schenkel mit Rücksicht auf die im Betriebe auftretenden
                              									Spannungen auf eine Strecke aus stark gewelltem, nachgiebigem Rohr bestehen. An das
                              									eine Ende des Flammrohrs ist eine Schrägrostfeuerung angebaut, die mit
                              									Braunkohlenbriketts betrieben wird. Das andere Ende des Flammrohres ist durch einen
                              									Krümmer mit dem Fuchs des Kamins verbunden. Noch wirtschaftlicher wäre im
                              									vorliegenden Falle die Beheizung des Flammrohres mit Oel oder Gas, da dann die
                              									Brenner unmittelbar in das Flammrohr eingebaut werden könnten, wogegen die
                              									vorgebaute Treppenrostfeuerung Strahlungsverluste bedingt. Die Füllung der Blase im
                              									Gewicht von 20 t wird in etwa 12 Stunden abdestilliert, wofür rund 1500 kg
                              									Unionbriketts erforderlich sind. Auf Steinkohle umgerechnet ergibt sich für eine
                              									Blasenfüllung ein Kohlenverbrauch von rund 1 t, d. s. 5 v. H. vom Gewicht des
                              									destillierten Teers, während man sonst bei stehenden Blasen ohne Vorwärmung des
                              									Teers 8–10 v. H. und mit Vorwärmung des Teers 4,5–6 v. H. Kohleverbrauch rechnet.
                              									Ein weiterer Vorzug der beschriebenen Bauart ist die geringe Bildung von
                              
                              									Pechkoksansätzen, wodurch ein längeres Arbeiten ohne Unterbrechung des Betriebes
                              									ermöglicht wird, wogegen bei stehenden Blasen in der Regel nach 8 Beschickungen die
                              									Entfernung des an den Blasenwänden angesetzten Pechkokses erfolgen muß. Um die
                              									Wärmewirtschaftlichkeit noch weiter zu vervollkommnen, will man neuerdings drei
                              									solche Teerblasen miteinander kuppeln, derart, daß die heißen, aus dem Flammrohr der
                              									ersten Blase austretenden Abgase die Beschickung der zweiten Blase vorwärmen und
                              									entwässern, während die dritte Blase gerade abkühlt und entleert wird. Durch
                              									Umschaltung von Ventilen soll die Reihenfolge der Blasen, die beheizt werden, nach
                              									Bedarf gewechselt werden können. (Glückauf, 58. Jahrgang, S. 744–748.)
                           Sander.
                           Ein neuartiges Anwendungsgebiet der Preßluft, das sich
                              									nach der Ansicht maßgebender Kreise für unterirdische Betriebe jeglicher Art
                              									außerordentlich aussichtsreich gestalten kann, ist ein VerfahrenS. Bd. 338. 5. Ste. 50., bei dem
                              
                              									mittels Preßluft durch Schläuche Gemische von Sand und Zement, Beton, Aschen,
                              									Schlackengrus u. dgl. an Flächen so fest angespritzt werden, daß Wände und Stöße aus
                              									Gestein, Mauerung, Eisen, Holzausbau auf schnellstem Wege verfestigt, wasser- und
                              									luftdicht isoliert und feuerbeständig gemacht werden können.
                           Der Gedanke, mittelst Preßluft Flüssigkeiten verschiedener Art, Farben, Tünche,
                              									flüssiges Metall auf Flächen zu spritzen und sie zu festem Anhaften zu bringen, ist
                              									alt. In Europa war es der ungarische Ingenieur v. Vass, der schon im Jahre 1905
                              									versuchte, einen fertigen Mörtel durch Schläuche zu pumpen und an Wände
                              									anzuspritzen. Da die zur Fortbewegung der Masse nötige Kraft sich naturgemäß mit der Länge des
                              									Schlauches außerordentlich steigern und jede Hemmung der Bewegung ein Festsetzen der
                              									Masse im Schlauch herbeiführen mußte, wurde die Aussichtslosigkeit der v. Vass'schen
                              									Versuche sehr bald eingesehen. Man ging dazu über, völlig trockenes Material zu
                              									verarbeiten, dem man den nötigen Wasserzusatz erst an der Spritzdüse beigab. Aber
                              									auch die Förderung eines ganz trockenen Gemenges bot erhebliche Schwierigkeiten, die
                              									darin bestanden, daß in langen Schläuchen leicht eine Entmischung des Gemenges
                              									eintrat und durch das erst an der Düse erfolgte Zusetzen von Wasser nur eine
                              									teilweise Vermischung des Wassers mit der Spritzmasse stattfand. Man wählte nunmehr
                              									einen erfolgreichen Mittelweg, indem man die Masse erst trocken mischte, dann mit
                              									etwa einem Drittel der im ganzen notwendigen Wassermenge vornäßte und das restliche
                              									Wasser an der Spritzdüse zusetzte.
                           Die im Laufe der Jahre mehr und mehr vervollkommnete und dabei doch verhältnismäßig
                              									einfach gebliebene Arbeitseinrichtung besteht in der Hauptsache aus zwei
                              									übereinander angeordneten Kesseln oder Kammern zur Aufnahme der Betonmasse, von
                              									denen die untere dauernd unter Luftdruck steht, während die obere eine Luftschleuse
                              									bildet, die von der unteren luftdicht abgeschlossen werden kann und deren
                              									Nachfüllung ermöglicht, ohne daß die Arbeit unterbrochen werden muß. In der unteren
                              									Kammer wird die Masse durch ein von einem Luftmotor betätigtes Rührwerk kräftig
                              									durchgemischt. Ein regulierbares Einlaßventil für die Preßluft und ein Manometer
                              									befinden sich ebenfalls an der unteren Kammer. Die MaschineSie ist in Deutschland unter dem Namen
                                    												„Tektor“ und das verwandte Material unter dem Namen
                                    												„Torkret“ bekanntgeworden. kann entweder unmittelbar
                              									an einen fahrbaren Kompressor oder aber an eine vorhandene Preßluftleitung
                              									angeschlossen werden. Die Spritzmasse wird aus der unteren Kammer durch einen etwa
                              									30 mm weiten Schlauch zur Düse gefördert, aus der sie, nunmehr mit Wasser
                              									durchmischt, dessen Menge der Düsenführer mittels eines Ventils genau regeln kann,
                              									mit einer Geschwindigkeit von 25–100 m in der Sekunde herausgeschleudert wird.
                           Als Betriebskraft dient, wie gesagt, Preßluft. Selbst für Erreichung
                              									außerordentlicher Spritzhöhen, z.B. 36 m bei der Umkleidung eines Schornsteins,
                              									genügt ein Arbeitsdruck von 2–3 at. In Amerika, wo das Spritzverfahren schon während
                              									der Kriegszeit im Hoch- und Tiefbau ebenso wie im Bergbau eine umfangreiche
                              									Verwendung gefunden hat, sind mit wenig größeren Betriebsdrücken Förderhöhen von
                              									über 100 m erreicht worden. Die Möglichkeit dieser Leistungen läßt sich nur daraus
                              									erklären, daß der Spritzschlauch nie völlig mit Material gefüllt ist, sondern der im
                              									Schlauch sich bewegende Luftstrom durch die ihm innewohnende Kraft die Spritzmasse
                              									in kleinen Partikelchen mit fortreißt.
                           Der Preßluftbedarf beträgt etwa 4–6 cbm angesaugter Luft in der Minute. Wird die
                              									Preßluft einer unter höherem Druck stehenden Leitung entnommen, so muß sie auf den
                              									erforderlichen geringeren Arbeitsdruck abgedrosselt werden, wus am besten durch ein
                              									geeignetes Druckreduzierventil geschieht. Ebenso wesentlich wie für den Betrieb
                              									jedes anderen pneumatischen Werkzeugs ist auch für die beschriebene Einrichtung, daß
                              									trockene Luft verwendet wird. Diese Bedingung wird am besten dadurch erfüllt, daß
                              									man einen Wasserabscheider in die Luftleitung in der Nähe der Maschine einschaltet.
                              									Nasse Luft verklebt die Schläuche.
                           Der zur Spritzdüse führende Wasserschlauch kann an jeder beliebigen Hahnstelle an die
                              									vorhandene Wasserleitung angeschlossen werden. Ein bestimmter Wasserdruck ist
                              									nicht erforderlich, da das Wasser durch die injektorartig ausgebildete Düse
                              									angesaugt und von der nach vorne getriebenen Spritzmasse gleichmäßig aufgenommen
                              									wird.
                           Der Spritzvorgang gestaltet sich folgendermaßen: Die fertige Spritzmasse, welche, wie
                              									oben erwähnt, die Düse mit einer Geschwindigkeit von 25–100 m in der Sekunde
                              									verläßt, wird auf die vorher mit Preßluft und Wasserstrahl gründlich gereinigte und
                              									angenäßte Fläche geschleudert. Durch die große Schleuderkraft werden beim Anprall
                              									der Masse auf die harte Fläche die gröberen Massenteile im ersten Augenblick durch
                              									Rückprall ausgeschieden. Es bildet sich zuerst eine fast reine Zementschicht, die
                              									infolge der starken Wirkung der Preßluft alle Fugen und Poren füllt. Sobald diese
                              									Verkittungsschicht genügende Stärke hat, um die gröberen Massenteilchen
                              									festzuhalten, hört das Zurückprallen derselben auf, und der Aufbau der Schicht geht
                              									sehr schnell vor sich. Jedes einzelne Massenkörnchen wird mit großer Kraft in die
                              									Masse „hineingeschossen“ und bettet sich gewaltsam und vollständig darin ein.
                              									Findet ein gröberes Korn nicht die nötige Einbettungsmasse, die es zu seinem
                              									Festhaften braucht, so wird es durch den starken Luftdruck abgeblasen, ebenso wie
                              									auch jeder überflüssige Wassertropfen beseitigt wird. Eine über die Fassungskraft
                              									des Zements hinausgehende Sand- oder Kiesbeigabe ist also unmöglich, was im
                              									Interesse der Erreichung vollständiger Wasserundurchlässigkeit und eines sicheren
                              									Luftabschlusses von Wichtigkeit ist.
                           Das weite Arbeitsfeld, welches das geschilderte Verfahren im Laufe der letzten Jahre
                              
                              									auch in Deutschland beim Bau von Kraftwerken, Untergrundbahnen, Talsperren,
                              									bergbaulichen Tagesanlagen gefunden hat, und die überraschenden Leistungen, die mit
                              									ihm erzielt worden sind in bezug auf Verringerung der Materialmengen, der
                              
                              									Arbeitslöhne und Arbeitszeiten haben neuerdings verschiedene Zechenverwaltungen des
                              									Ruhrgebiets veranlaßt, das Verfahren zum Auskleiden und Ausbessern von Strecken,
                              									Schächten und großen Räumen untertage anzuwenden. Anläßlich einer bergtechnischen
                              									Tagung in Essen hat Bergrat Professor Dr. Tübben darauf hingewiesen, daß sich dem
                              									Verfahren neben anderen wichtigen Zwecken besonders im Feuerschutz untertage ein
                              									aussichtsreiches und Erfolg versprechendes Betätigungsfeld darbieten werde, insofern
                              									nämlich die Möglichkeit gegeben ist, mit ihm auf schnellstem Wege zuverlässige Dämme
                              									herzustellen, um den Brandherd von der Sauerstoffzufuhr abzuschneiden. (Nach E.
                              									Kirst in „Die Preßluft“ 1922, 10/12.)
                           Breitflanschträger. Das Peiner Walzwerk in Peine stellt
                              									nunmehr wieder breitflanschige Träger her, die, wie Min.-Rat Schaper ausführt,
                              									gegenüber der früheren Form erhebliche Verbesserungen aufweisen. Der neue
                              									Breitflanschträger des Peiner Walzwerkes hat vollständig parallele Flanschflächen;
                              									bei der früheren Ausführung hatten die inneren Flanschflächen eine Neigung von 9 Wh.
                              									Daher eignen sie sich besser zum Nieten und Verschrauben mit anderen
                              									Konstruktionsteilen. Die neue Form ist die „baulich zweckmäßigste und
                                 										wirtschaftlichste“, wie der Ing. Sonntag auf Grund sorgfältiger Versuche
                              									nachgewiesen hat. Sie werden in Höhen von 16 cm bis 60 cm gewalzt, und zwar in
                              									Abstufungen von 2 cm zwischen 16 und 40 cm, dazu noch die Höhe 25 cm; sodann von 2,5
                              									cm zwischen 40 und 50 cm und von 50 cm zwischen 50 und 60 cm. Bis zur Höhe von 30 cm
                              
                              									ist bei allen Querschnitten die Flanschbreite gleich der Trägerhöhe und bleibt
                              									bei größeren Höhen konstant gleich 30 cm.
                           Der ganze Querschnitt besitzt gleichmäßige Festigkeitseigenschaften. Die Peiner
                              									Breitflanschträger werden nach dem Patent von Dr. – Ing. Puppe auf einem besonderen
                              									Universalwalzwerk hergestellt. [Der Eisenbau 1922, Heft 2.]
                           A. M.
                           Die Erhaltung von gebrochenen Werkstücken und Maschinenteilen
                                 										durch die moderne Schweißtechnik. In ganz erstaunlich kurzer Zeit hat sich
                              									die Schweißtechnik auf ihrem Siegeszuge durch die Welt fast alle Zweige der
                              									Industrie erobert. Es dürfte heute kaum ein größeres Werk geben, das sich nicht der
                              									Schweißung als nutzbringenden Faktors bedient. Größtenteils wird die Schweißung
                              									jedoch für Neuproduktion benutzt, während der riesengroße Vorteil, der in der
                              									Möglichkeit der Erhaltung von Werten mit Hilfe der modernen Schweißtechnik liegt,
                              									noch in weitestem Maße unausgenutzt geblieben ist. Es ist aber besonders für
                              									Deutschland, das durch den Krieg und die Lasten aus dem Friedensvertrage mehr als
                              									andere Länder zur intensivsten Sparsamkeit gezwungen ist, von allergrößter
                              									Wichtigkeit, keine Möglichkeit zur Erhaltung von Nationalvermögen zu
                              									verabsäumen.
                           Nachstehend soll kurz dargelegt werden, welche Vorteile das Schweißen bietet und
                              									welche Schweißarbeiten sich über das allgemein bekannte Maß hinaus ausführen lassen.
                              									Das Schweißen von Schmiedeeisen wird ja bekanntlich seit langer Zeit und fast
                              									überall ohne Bedenken ausgeführt. Ganz anders liegen die Dinge bei gegossenen Werkstücken aus Grauguß, Bronze, Aluminium usw. Hierbei
                              									ist vor allen Dingen wichtig, das Schweißverfahren zu
                              									wählen, das dem Erzeugungsprozeß des betreffenden Gegenstandes am nächsten kommt,
                              									und das ist unbestritten die autogene Schweißung.
                           In allen Fällen, wo ein Betrieb infolge eines zu Bruch gegangenen Maschinenteils zum
                              									Stilliegen gezwungen ist, hat der Unternehmer im eigenen wie auch im
                              									volkswirtschaftlichen Interesse dafür Sorge zu tragen, daß der Betrieb möglichst
                              									schnell wieder in Gang gebracht wird. Leider dauert, wie bekannt, die Beschaffung
                              									von Ersatzteilen durchweg mehrere kostbare Wochen, ganz abgesehen von den enorm
                              									hohen Kosten, die durch die Neubeschaffung entstehen.
                           Viel zu wenig ist noch bekannt, daß in solchen Fällen die moderne Schweißtechnik eine
                              									Retterin in der Not ist. Fast jedes defekt gewordene Werkstück läßt sich erstens in
                              									viel kürzerer Zeit und zweitens mit einem Bruchteil der Kosten für die
                              									Neubeschaffung so wiederherstellen, daß es ohne Bedenken als vollwertig
                              									weiterbenutzt werden kann.
                           Selbstverständlich wird die Schweißtechnik nur da vollen Erfolg verbürgen können, wo
                              									sie unter Ausnutzung aller Erfahrungen zu einem selbständigen Industriezweig
                              									ausgebildet worden ist. Nur in solchen Schweißereibetrieben, die mit den modernsten
                              									Werkzeugen, Glühöfen, Bearbeitungsmaschinen und Apparaten ausgerüstet sind, kann
                              									Garantie für das Gelingen selbst der schwierigsten Schweißungen gegeben werden.
                           Ein Musterbeispiel dafür, welche hervorragenden Leistungen die moderne Schweißtechnik
                              									vollbringen kann, ist die Schweißung der großen Bronzeglocke im Dom zu Berlin. Diese
                              									72 Zentner schwere Glocke ist oben im Turm mittelst des autogenen Verfahrens durch
                              									Verschweißen von insgesamt 4,60 m langen Rissen in Wandstärken bis 160 mm
                              									wiederhergestellt worden und wird seit mehreren Monaten wieder ständig in Betrieb
                              									genommen. Ein Umgießen der Glocke hätte mehrere Millionen Mark verschlungen,
                              									während die Reparatur, wodurch noch der historische Wert der 450 Jahre alten Glocke
                              									erhalten geblieben ist, noch keine 100000 Mk. gekostet hat.
                           Für ein modernes Schweißunternehmen ist es vollkommen gleichgültig, aus welchen
                              									Materialien die defekten Werkstücke bestehen. Man ist heute in der Lage, Bronze,
                              									Aluminium und Gußeisen so gut wie Schmiedeeisen und Stahl zu schweißen. Große
                              									Industrieunternehmungen, die sich alle neuen Zweige der Technik zunutze machen und
                              									behördliche Werke und Betriebe, die noch mehr als Private zu sparen gezwungen sind,
                              									haben längst die großen Vorteile der Schweißtechnik erkannt und prüfen bei jedem zu
                              									Bruch gegangenen Werkstück oder Maschinenteil, ob sich nicht die Reparatur in kurzer
                              									Zeit und mit verhältnismäßig geringen Mitteln durch Schweißen bewerkstelligen läßt.
                              									Und in den allermeisten Fällen, wo früher einfach ein Ersatzstück beschafft wurde,
                              									läßt man heute den defekten Gegenstand durch Schweißen vollwertig
                              									wiederherstellen.
                           Die meisten Brüche an Maschinen und Motoren treten auf an den Zylindern,
                              									Schieberkästen, Främen, Kolben-, Pleuel- und Schieberstangen, Wellen, Kurbelwellen,
                              									Zahnrädern, Kurbelgehäusen usw., ferner an Pumpengehäusen, Kompressoren und an
                              									landwirtschaftlichen Maschinen aller Art. Sämtliche genannten Teile lassen sich ohne
                              									Schwierigkeiten durch Schweißen wiederherstellen, wobei jedes erstklassige
                              									Schweißunternehmen für seine Arbeit Garantie übernehmen wird. Die Kosten werden in
                              									allen Fällen verhältnismäßig gering sein und durchweg nur einen kleinen Bruchteil
                              									der Neubeschaffungskosten betragen.
                           Ganz besonders segensreich hat sich die moderne Schweißtechnik bei der Reparatur von
                              									geplatzten Zentralheizungskesseln und Kesselgliedern erwiesen. Da der Hausbesitzer
                              									sowieso schon viel mehr sparen muß als andere produktive Unternehmen, so steht er
                              									beim Defektwerden seines Heizkessels fast vor einer Katastrophe. Ein neuer Kessel
                              									kostet je nach Größe und System Millionen von Mark. Diesen Betrag aufzubringen, sind
                              									meistens weder der Hausbesitzer noch die Mieter in der Lage, In solchen Fällen hat
                              									die moderne Gußschweißung oftmals hervorragende Dienste geleistet, denn für ¼ bis ⅓
                              									des Neuanschaffungswertes können der Kessel oder auch einzelne Glieder repariert
                              									werden, wobei die Mieter obendrein noch den Vorzug haben, daß die Heizung in
                              									verhältnismäßig kurzer Zeit wieder in Betrieb genommen werden kann, was natürlich im
                              									Winter stets von größter Wichtigkeit ist.
                           Es ist nicht zu bezweifeln, daß die moderne Schweißtechnik gerade für Deutschland
                              									noch große Ausbreitung erfahren wird, denn sie zeigt den Weg zur Erhaltung von
                              									Werten und zu der äußersten Sparsamkeit, zu der wir auf viele Jahre hindurch leider
                              									mehr als andere Länder gezwungen sind.
                           Oberingenieur Adolf Felix, Charlottenburg.
                           Technische Förderung der Brennstoff Wirtschaft. Unter
                              									diesem Titel wird zurzeit von den beiden Technisch-wirtschaftlichen
                              									Sachverständigenausschüssen des Reichskohlenrates ein Bericht über die ersten drei
                              									Jahre ihres Wirkens versandt, der aus vielen Gründen die Aufmerksamkeit weitester
                              									Kreise verdient. Unter Vermeidung jeden staatlichen Zwanges haben beide Ausschüsse
                              									in stiller, fruchtbarer Arbeit eine große Anzahl wichtiger,
                              									technisch-wirtschaftlicher Fragen untersucht und geklärt. Sie haben sich vielfach
                              									nicht auf bloße Anregungen beschränkt, sondern haben auch für die praktische
                              									Durchführung- gesorgt und geldliche Aufwendungen vermittelt.
                           Mehr und bessere Kohlen fördern trotz verkürzter Arbeitszeit, mehr Wärme und Energie
                              									erzeugen aus weniger und schlechterer Kohle, das sind die Ziele, die diese beiden
                              									Körperschaften etwa nach Art eines Kollegiums von Aerzten der deutschen Brennstoff
                              									Wirtschaft verfolgen. Die vielen und immer wieder anders gearteten Wege, die
                              									eingeschlagen wurden, um diese Ziele zu erreichen, zeigt die Schrift in knapper und
                              									interessanter Form. Sie ist in gleichem Maße wertvoll für den Ingenieur wie für den
                              									Leiter industrieller Unternehmungen, überhaupt für jeden, dem die Wiederaufrichtung
                              									unserer Wirtschaft am Herzen liegt.
                           Es ist beruhigend und erfreulich zu sehen, in wie hohem Maße weitblickende und
                              									schöpferische Arbeit geleistet wird in diesem parlamentarischen
                              									Selbstverwaltungskörper, der berufen ist, nach dem Verschwinden des staatlichen
                              									Zwanges auf dem Gebiete der Kohle fürderhin diesen wichtigsten Zweig unserer
                              									Wirtschaft nach den ihm innewohnenden wirtschaftlichen Gesetzen zu führen.
                           Die Kölner Messebauten. Bei der Organisation einer
                              									modernen Mustermesse muß darauf geachtet werden, daß ihre Anlagen so gestaltet
                              									werden, daß dem Aussteller wie dem Einkäufer das Messegeschäft soweit wie nur eben
                              									möglich erleichtert wird. Die Stände der ausstellenden Firmen müssen alle so
                              									angelegt und geordnet sein, daß keiner von den Einkäufern der betreffenden
                              									Geschäftszweige übersehen wird. Dem Einkäufer muß durch übersichtliche Gliederung
                              									ein schneller und umfassender Ueberblick über die Darbietungen der Messe ermöglicht
                              
                              									werden. Dieses Ziel wird heute von allen Messen, sowohl von den bisher bestehenden
                              									als auch vor allem von den in jüngster Zeit neugegründeten erstrebt. Allgemein geht
                              									man heute darauf aus, die Messen nach einem bestimmten Plan zu gliedern und die
                              									Aussteller nach Branchen zu gruppieren. Die neugegründeten Messen haben in dieser
                              									Beziehung ein um so leichteres Arbeiten, als sie sich die Erfahrungen anderer Messen
                              									zu Nutze machen können.
                           Für die Anlage der Kölner Messe ist das Gliederungsprinzip der modernen Messen von
                              									vornherein maßgebend gewesen. In messetechnischer Hinsicht dürfte die großzügig und
                              									mustergültig angelegte Kölner Messe eine der vollkommensten aller bestehenden Messen
                              									im In- und Ausland darstellen.
                           Die neueste Nummer der Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftszeitung (amtliches Organ
                              									der Kölner Messe) bringt eine ausführliche Beschreibung der Kölner Messebauten.
                              									Die Messeanlage befindet sich in einer besonders günstigen Verkehrslage
                              									unmittelbar am Rhein; sie ist flankiert vom Kölner Hauptbahnhof und dem Bahnhof
                              									Köln-Deutz, der als Messebahnhof dient. Die Ausstellungsbauten haben einen
                              									symmetrischen Grundriß. Den Mittelpunkt bildet eine große Festhalle, die in der Zeit
                              									zwischen den Messen auch für große Versammlungen, Konzerte und dergl. (daher ihr
                              									Name) benutzt werden soll. Daran schließt sich nördlich ein großes Restaurantgebäude
                              									an. Um die Festhalle liegen in Hufeisenform drei aus Beton gebaute Hallen. Die
                              									Südhalle bildet die Hauptfront und den Hauptzugang zur Messe. Die Mitte der
                              									Südhalle, in der die vielen für den Messebetrieb nötigen Büros (Messeamt)
                              									untergebracht worden, ist mit einem Kuppelbau gekrönt. Die beiden Seitenhallen sind
                              									175 m lang. Jede dieser Hallen besteht aus einem 20 m breiten Lichthof, der durch
                              									Holzbinder mit Glasdächern überdacht ist, und aus zwei je 18 m breiten seitlichen
                              									Galeriebauten. Im allgemeinen ist die Höhe der Erdgeschosse 5 m, die der
                              									Obergeschosse 4 m, während die dazwischen liegenden Hallen eine Höhe von 15 m haben.
                              									Die Seitenhallen werden in ihrer ganzen Länge von Laufkranen zum Transport schwerer
                              									Ausstellungsgegenstände bestrichen; außerdem erhalten sie für die Zwecke der
                              									Aussteller geräumige Kistenkeller mit Hebebühnen von rund 10 qm Fläche. Zur bequemen
                              									Heranschaffung der Messegüter von der Bahn ist ein Vollspurgleis quer durch die
                              									Messehallen gelegt.
                           Der Gesamtumriß der Messegebäude bedeckt ein Quadrat von etwa 200 m Seitenlänge, die
                              									bebaute Fläche beträgt rund 35000 qm. Einen Begriff von der Größe des
                              									Neubautenkomplexes gibt die Tatsache, daß man den Kölner Dom etwa sechsmal in die
                              									Baufläche hineinstellen könnte. Das ganze Messegelände umfaßt 71000 qm. Die
                              									unmittelbare Vergrößerungsmöglichkeit durch den im Norden anschließenden Rheinpark
                              									wird mit 17,5 ha angegeben.
                           Vor der Nordfront der Messebauten werden Grünanlagen geschaffen und an diese wird
                              									sich der Freilichtausstellungsplatz anschließen, sowie die für die Messe zur
                              									Mitbenutzung vorgesehenen Ueberbleibsel der Werkbundausstellung, drei Hallen und das
                              									idyllisch gelegene sogenannte Teehaus. Eine breite Fahrstraße und eine
                              									Straßenbahnschleife umgürten das Messegelände.
                           Erwähnt man schließlich noch, daß die Gesamtausstellungsfläche der Messebauten rund
                              									27000 qm beträgt, daß etwa 3000 Aussteller Platz finden, so ist der kurze Ueberblick
                              									vervollständigt über das großzügige Unternehmen, an dem die Stadt Köln seit nahezu
                              									einem Jahr arbeitet.