| Titel: | Elektrische Meßgeräte für Dampfbetriebe. | 
| Autor: | G. Quaink | 
| Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 141 | 
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                        Elektrische Meßgeräte für
                           								Dampfbetriebe.
                        Von G. Quaink.
                        QUAINK, Elektrische Meßgeräte für Dampfbetriebe.
                        
                     
                        
                           Es liegt im Wesen eines technischen Betriebes, in den durch irgendwelche
                              									Vorgänge Energie einer Form in andere Form umgesetzt wird, daß die Umsetzung auf
                              									möglichst wirtschaftlichem Weg erfolgt. Wenn der Träger der Ausgangsenergie einem
                              									beschränkten Vorrat entnommen werden muß, gewinnen alle Maßnahmen, die darauf
                              									abzielen, den Wirkungsgrad zu erhöhen, an Bedeutung. Die Kosten für geeignete
                              									Einrichtungen solcher Art machen sich in kürzester Frist bezahlt durch die erzielten
                              									Ersparnisse an Betriebsstoff. So ist es bei der Kohle: Es ist zu immer zwingenderer
                              									Notwendigkeit geworden, ihren Heizwert möglichst vollkommen auszunutzen, und auch in
                              									Zukunft wird sich – solange wir überhaupt auf Kohle als Wärmequelle angewiesen sind
                              									– im Gang dieser Entwickelung nichts ändern.
                           Um Kohle zu sparen, sind richtig konstruierte und gebaute Feuerungs- und
                              									Kesselanlagen notwendig; sie allein gewährleisten aber noch nicht, daß das Mögliche
                              									wirklich erreicht wird. Erst durch fortlaufende Betriebskontrolle – beispielsweise
                              									bei Dampfkraftanlagen durch Ueberwachung der Feuerung, der Speisewassertemperatur,
                              									des Kondensators, der Dampftemperatur und der Dampfverteilung – ist es möglich, auch
                              									aus einer zweckmäßig gebauten Anlage alles das herauszuholen, was sie überhaupt
                              									hergeben kann. Und hier tritt die Meßtechnik in ihre Rechte. Die Meßeinrichtungen
                              									müssen so gebaut sein, daß sie den Einflüssen des Betriebes standhalten; die
                              									messenden Teile sollen, ohne daß sie stören, dort untergebracht sein, wo die Messung
                              									zweckmäßig ist, die anzeigenden Teile sich aber dort befinden, wo das Ergebnis
                              									gebraucht wird, und dieses muß unmittelbar, ohne Umrechnung und ohne Verzögerung,
                              									aus der Anzeige ersichtlich sein. Nur dann, wenn die Messung gewissermaßen
                              									selbsttätig erfolgt, wenn es nur eines Blickes auf das Anzeigegerät bedarf, um das
                              									Ergebnis abzulesen, wird in einem Betrieb, wo es noch manch anderes zu tun gibt als
                              									zu messen, von einer Meßeinrichtung dauernd Gebrauch gemacht werden. Diesen
                              									Forderungen genügen, wie kaum andere, elektrische Meßeinrichtungen, ja, manche
                              									Messungen, z.B. die sehr hoher Temperaturen, sind überhaupt nur mit Hilfe der
                              									Elektrizität auszuführen.
                           Für die Wärme Wirtschaft sind naturgemäß in erster Linie solche Instrumente, mit
                              									denen Temperaturen gemessen werden, wichtig, von den elektrischen Meßgeräten die
                              									Widerstandsthermometer und die Thermoelemente. Bei jenen ist es der elektrische
                              									Leitungswiderstand eines dünnen Metalldrahtes, der sich mit der Temperatur
                              									gesetzmäßig und eindeutig verändert und dadurch den Strom einer Stromquelle in
                              									meßbarer Weise beeinflußt, bei diesen entsteht unmittelbar ein elektrischer Strom,
                              									wenn man zwei Leiter aus verschiedenen und für diese Zwecke geeignetem Material
                              									durch Verlöten oder Verschweißen in innige Berührung bringt und die Berührungsstelle
                              									erwärmt. Die Stromstärke entspricht dem Temperaturunterschied zwischen der
                              									Berührungsstelle dieser Leiter und ihren kalten Enden. In beiden Fällen ist es
                              									möglich, die Skala eines geeignet in den Stromkreis geschalteten Strommessers nach
                              									Graden Celsius zu eichen. Da der temperaturempfindliche Teil der Meßanordnung mit
                              									den übrigen Teilen und dem Meßgerät nur durch eine Doppelleitung, die allerdings
                              									sachgemäß und sorgfältig verlegt sein muß, verbunden zu werden braucht, kann man ihn
                              									dort anbringen, wo es für die Temperaturbeobachtung am zweckmäßigsten ist. Das
                              									Anzeigegerät stellt man aber da auf, wo die Anzeige unmittelbar verwertet werden
                              									kann, also z.B. am Heizerstand oder im Zimmer eines Betriebsbeamten. Die Möglichkeit
                              									einer Fernanzeige mit einem so einfachen Mittel wie der Verlegung einer
                              									Schwachstromleitung ist einer der größten Vorzüge der elektrischen Meßmethoden. Dazu
                              									kommt noch, daß es durchaus nicht nötig ist, jeder Meßstelle ein eigenes
                              									Anzeigegerät zuzuordnen. Sowohl die Widerstandsthermometer als auch die
                              									Thermoelemente lassen sich so gleichmäßig herstellen, daß man für mehrere
                              									Wärmemesser derselben Gattung ein einziges Anzeigegerät benutzen kann. Wenn es sich
                              									darum handelt, Wärmeverluste in einer Anlage oder einem ihrer Teile festzustellen,
                              									ist es nötig, die Temperatur an mindestens zwei Stellen der Anlage zu messen. So
                              									gibt die Temperaturdifferenz des Dampfes zwischen dem Austritt aus dem Kessel und
                              									dem Eintritt in die Kraftmaschine den Wärmeverlust, der durch mangelhafte Isolation
                              									der Rohrleitungen entsteht. Die Temperatur des Kesselspeisewassers mißt man
                              									zweckmäßigerweise an mehr als zwei Stellen, z.B. vor und hinter dem Wasserreiniger
                              									oder Verdampfer, die des Zusatzwassers hinter diesen Stellen, am Eingang in den
                              									Speisewasser-Hauptbehälter, dann vor dem Eintritt in jeden Kessel und schließlich
                              
                              									beim Austritt aus dem Wärmefang. Es ist aber nicht immer nötig, die Temperaturen an
                              									all diesen Stellen zum selben Zeitpunkt zu messen, sondern es genügt oft, die
                              									Messungen kurz nacheinander vorzunehmen, weil sich die Temperaturverhältnisse in
                              									einem Kesselhausbetrieb innerhalb einiger Minuten nicht nennenswert ändern. Man
                              									führt dann von den
                              									einzelnen Thermometern an den verschiedenen Meßstellen Leitungen zum
                              									gemeinschaftlichen Meßgerät und schaltet dieses mit Hilfe eines Tastenumschalters
                              									einfach durch Drücken der zu der betreffenden Meßstelle gehörigen Taste in den
                              									Stromkreis dieses Thermometers (Bild 1). Will man
                              									andererseits die Temperaturen verschiedener Stellen dauernd miteinander vergleichen,
                              									so ordnet man die Meßgeräte an einer gemeinsamen Tafel übereinander an. Besonders
                              									eignen sich für diese Zwecke Profilinstrumente (s. Bild
                                 										12). Die Zeigerausschläge geben dann den Temperaturverlauf übersichtlich
                              									und mit einem Blick erkennbar an.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 142
                              Bild 1.Tastenumschalter mit Temperaturmesser.
                              
                           Umgekehrt lassen sich mehrere Meßgeräte an dasselbe Thermometer anschließen. Das ist
                              									besonders wichtig, wenn die Angaben der Thermometer registriert werden sollen. Ein
                              									Meßgerät dient dann als Anzeigegerät, z.B. für den Heizer, das andere als
                              									Registrier- oder als Kontrollinstrument für den Betriebsleiter. Endlich kann auch
                              									das Registrierinstrument so ausgebildet sein, daß es die Angaben mehrerer
                              									Wärmemesser selbsttätig auf einem ablaufenden Papierstreifen aufzeichnet. Diese
                              									Geräte, wenn als „Mehrfarbenschreiber“ (Bild
                                 									2) ausgeführt, sind so konstruiert, daß sie bis zu sechs Kurven, und zwar in
                              									verschiedenen Farben, niederschreiben Das Aufzeichnen der betriebswichtigen
                              									Wärmevorgänge gibt nicht nur sichere Unterlagen für die Kontrolle des Personals,
                              									sondern auch Hinweise für etwa an der Anlage auftretende Mängel oder für mögliche
                              									Verbesserungen der Wirtschaftlichkeit des Betriebes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 142
                              Bild 2.Mehrfarbenschreiber.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 142
                              Bild 3.Widerstandsthermometer für Messungen im Rauchgas.
                              
                           Damit die Vorzüge der elektrischen Temperaturmessung auch voll ausgenutzt werden
                              									können, ist es notwendig, daß alle zur Messung dienenden Geräte zweckmäßig gebaut
                              									sind, namentlich nach der Richtung hin, daß sie den Einflüssen des Betriebes
                              									standhalten. Der dünne Platindraht eines Widerstandsthermometers ist vor
                              									mechanischen und chemischen Einflüssen dadurch geschützt, daß er in Quarzglas
                              									eingeschmolzen ist. Außerdem erhält das Thermometer noch eine Bewehrung, deren Form
                              									und Material sich nach dem Verwendungszweck des Instrumentes richtet, die aber immer
                              									so ausgeführt ist. daß der Meßdraht die Temperatur der Meßstelle schnell und sicher
                              									annimmt (Bild 3). Mit Widerstandsthermometern können
                              									Temperaturen bis 800 Grad Celsius gemessen werden. Es wäre aber zwecklos, das
                              									Anzeigegerät so zu bauen, daß es die Temperaturen innerhalb dieses ganzen Gebietes
                              									anzeigt. Vielmehr wird man einen kleineren Meßbereich daraus auswählen und danach
                              									das Anzeigegerät bauen. Als Stromquelle verwendet man Elemente oder Akkumulatoren.
                              									Der Stromverbrauch ist ganz gering und die Stromquelle stellt an die Wartung keine
                              									großen Ansprüche. Es genügt, von Zeit zu Zeit ihre Spannung zu kontrollieren, wozu
                              									das Anzeigegerät selbst benutzt werden kann, und die Akkumulatoren neu
                              									aufzuladen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 142
                              Bild 4.Wasserdichter Umschalter für Widerstandsthermometer.
                              
                           Auch bei den Thermoelementen ist die richtige Wahl der Bewehrung von großem Einfluß,
                              
                              									oft sogar ausschlaggebend für die Brauchbarkeit des Gerätes. Nur die Kupferrohr –
                              									Konstantan – Elemente brauchen häufig keinen besonderen Schutz, da das außenliegende
                              									Kupferrohr an sich genügend Schutz gewährt. Je nachdem zum Bau der Thermoelemente
                              									verwendeten Material ist die noch meßbare Höchsttemperatur verschieden. Für
                              									Kupfer-Konstantan liegt sie bei etwa 500 Grad C, für Eisen-Konstantan bei etwa 800
                              									Grad C und für Nickel-Nickelchrom bei 1100 Grad. Ist die zu messende Temperatur noch
                              									höher, so muß man Edelmetalle (z.B. Platin-Platinrhodium) verwenden. Mit solchen
                              									Thermoelementen aus Edelmetallen kann man Temperaturen bis zu 1600 Grad C
                              									messen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 142
                              Bild 5.Glühfadenpyrometer, schematisch dargestellt.
                              
                           
                           Bei allen Thermoelementen darf nicht übersehen werden, daß sie nicht absolute
                              									Temperaturen, sondern den Temperaturunterschied zwischen
                              									der Lötbzw. Schweißstelle und den kalten Enden angeben. Man muß also darauf achten,
                              									daß die Temperaturen an der Stelle, wo das Thermoelement an die normale Leitung
                              									angeschlossen wird, hinreichend gleichmäßig und nicht zu hoch sind. Wo dies nicht
                              									ohne weiteres der Fall ist, muß das Thermoelement durch sogenannte
                              										„Kompensationsleitungen“ künstlich so weit verlängert werden, daß an der
                              									Stelle, wo die Kompensationsleitung mit der normalen Leitung verbunden ist,
                              									gleichmäßige Temperatur herrscht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 143
                              Bild 6.Ardometer, schematisch dargestellt.
                              
                           Wie die Wärmemesser selbst, so lassen sich auch die Anzeigegeräte und Umschalter
                              									derart bauen, daß sie den Fährnissen des oft rauhen Betriebes standhalten; sie
                              									werden in wasser- und staubdichte Gehäuse gekapselt, wenn sie in feuchten oder
                              									staubigen Räumen stehen sollen (s. Bild 4 und 8).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 143
                              Bild 7.Kondensatorprüfer nach Patent Dr. P. Müller.
                              
                           Die Widerstandsthermometer und Thermoelemente reichen aus für sehr viele
                              									Temperaturmessungen; in Dampfbetrieben z.B. eignen sie sich zum Messen der
                              									Temperaturen des Kesselspeisewassers, des Kühlwassers, des Dampfes und der
                              									Rauchgase, auch für Temperaturmessungen an Maschinenteilen, z.B. an Lagern oder in
                              									Transformatoren. Schwieriger wäre es jedoch, mit diesen Instrumenten die
                              									Verbrennungstemperatur des Heizmaterials zu messen. Hier ist es vorteilhafter, zur
                              									Messung die Strahlung zu benutzen, die von dem verbrennenden Heizmaterial ausgeht
                              									und mit seiner Temperatur in gesetzmäßigem Zusammenhang steht, wenn es in einem ganz
                              									oder nahezu abgeschlossenen Hohlraum brennt. Mit dem von Siemens & Halske
                              									ausgeführten Glühfadenpyrometer nach Holborn und Kurlbaum (Bild 5) z.B. vergleicht man die Helligkeit des glühenden Körpers, dessen
                              									Temperatur gemessen werden soll, mit der Helligkeit eines durch einen elektrischen
                              									Strom erhitzten Glühfadens. Der Beobachter verändert die Stärke des die Lampe
                              									speisenden Stromes, bis der Faden im Instrument ebenso hell erscheint wie das von
                              									einer Sammellinse entworfene Bild des glühenden Körpers. Die Stärke des Meßstromes
                              									gibt dann ein Maß für die Temperatur des Körpers. Objektive Anzeige liefert das
                              									Siemenssche „Ardometer“ (Bild 6.) Eine
                              									Glaslinse vereinigt die gesamte, auf die Linse auftreffende Strahlungsenergie auf
                              									einem Vakuum-Thermoelement, das sich infolgedessen erwärmt; den Thermostrom, der
                              									dabei entsteht, leitet man zu einem Anzeigeinstrument und gegebenenfalls auch zu
                              									einem Schreibgerät. Das Ardometer ermöglicht also Fernanzeige und selbsttätige
                              									Registrierung des Meßergebnisses.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 143
                              Bild 8.Wasserdichtes zum Kondensatorprüfer.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 143
                              Bild 9.Anzeigeinstrument des elektrischen Rauchgasprüfers.
                              
                           In den bisher besprochenen Formen dienen die elektrischen Meßgeräte zur reinen
                              									Temperaturmessung. Sie eignen sich aber auch zur Beobachtung einer Reihe von
                              
                              									Vorgängen oder Zuständen, die für die Wärmewirtschaft wichtig sind. So entstehen
                              									Wärmeverluste, wenn sich das Vakuum im Kondensator einer Dampf-Kraftmaschine
                              									verschlechtert. Der Temperaturunterschied zwischen Dampf und Kühlwasser gibt einen
                              									sehr klaren Ueberblick über das Arbeiten des Kondensators. Zwei elektrische
                              									Widerstandsthermometer, von denen eines im Kondensatorraum, das andere im
                              									Zuleitungsrohr des Kühlwassers eingebaut ist (Bild
                                 									7), geben bei geeigneter Schaltung am Anzeigeinstrument (Bild 8) unmittelbar den Temperaturunterschied an.
                              									Uebersteigt er den garantierten Mindestwert um mehr als 3 bis 5 Grad C, so ist das
                              									ein sicheres Zeichen dafür, daß die Kondensatorröhren gereinigt werden müssen
                              									oder daß der Kondensator undicht ist. Außer der Möglichkeit der Fernanzeige ist ein
                              									besonderer Vorzug des elektrischen Kondensatorprüfers, daß er sich den
                              									Betriebsverhältnissen im Sommer und Winter, hohen und tiefen Kühlwassertemperaturen,
                              									anpaßt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 144
                              Bild 10.Gesamtanordnung des elektrischen Rauchgasprüfers.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 144
                              Bild 11.Meßanordnung des elektrischen Rauchgasprüfers.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 144
                              Bild 12.Gemeinsames CO2-Anzeige-Instrument für 9 Kessel, mit Tastenschalter und
                                 										Profilinstrument. 
                              
                           Ein anderer überaus wichtiger, aber in manchen Betrieben recht wunder Punkt ist die
                              									Regelung des Feuers. Brennt das Feuer mit zu großem Luftüberschuß, so werden durch
                              									die miterwärmte überschüssige Luft sehr beträchtliche Wärmemengen nutzlos durch den
                              									Kamin entführt. Der Kohlensäuregehalt der Rauchgase läßt ein Urteil darüber zu, ob
                              									die Luftzufuhr richtig geregelt wird. Wenn von manchen Seiten der Wert der Messung
                              									des Kohlensäuregehaltes angezweifelt wurde, so liegt das daran, daß die bisher
                              									üblichen Meßmethoden, z.B. chemische, nicht den Erfordernissen des Betriebes
                              									entsprechen, daß die Geräte leicht zerbrechliche Teile enthalten, daß die Messung
                              									besonderen Arbeitsaufwand und geschultes Personal erfordert, daß das Meßergebnis
                              									erst nach Ablauf einer geraumen Zeit, wenn sich die Verhältnisse schon wieder
                              									geändert haben können, gewonnen wird. Beim elektrischen Rauchgasprüfer von Siemens
                              									& Halske genügt ein Blick auf das in der Nähe des Heizerstandes aufgestellte
                              									Anzeigegerät (Bild 9), die Kohlensäuremenge, die
                              									im Rauchgas enthalten ist, festzustellen.
                           Das Meßverfahren gründet sich darauf, daß die Kohlensäure ein geringeres
                              									Wärmeleitvermögen besitzt als die übrigen Hauptbestandteile des Rauchgases.
                              									Infolgedessen wird ein elektrisch geheizter Draht in einem kohlensäurehaltigen Gas
                              									wärmer, als ein gleicher und von gleichem Strom geheizter Draht in Luft. Der
                              									Temperaturunterschied wiederum hat eine verschiedene Leitfähigkeit für den
                              									elektrischen Strom zur Folge, und dadurch wird der Kohlensäuregehalt auf mittelbarem
                              									Wege einer elektrischen Messung zugänglich. Bild 10
                              									zeigt die Anordnung der Anlage. Das Rauchgas wird aus dem Fuchs mit Hilfe einer
                              									Wasserstrahlpumpe durch zwei Meßkammern (Bild 11), in
                              									denen dünne Platindrähte ausgespannt sind, gesaugt. In einem zweiten Paare von
                              									Kammern, die gewöhnliche, trockene Luft enthalten, befinden sich zwei den ersten
                              									ganz gleiche Vergleichsdrähte; durch die Drähte fließt Strom aus ein und derselben
                              									Stromquelle (einer Akkumulatorenbatterie). Durch Brückenschaltung wird der
                              									Widerstandsunterschied mit Hilfe eines Strommessers gemessen, dessen Skala jedoch
                              									nach Prozent des Kohlensäuregehaltes geeicht ist (s. Bild
                                 										9). Auch beim elektrischen Rauchgasprüfer kann man mehrere Meßstellen an
                              									ein gemeinsames Anzeigegerät mit Druckknopf-Umschalter anschließen (Bild 12).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 144
                              Bild 13.Anzeige-Instrument am Heizerstand, für CO2-Gehalt, Abgas- und
                                 										Ueberhitzer-Temperatur.
                              
                           Unter Umständen (bei Planrostfeuerungen und bei Verfeuerung von Braunkohle) sind im
                              									Rauchgas unverbrannte Gase (Kohlenoxyd und Wasserstoff) enthalten. Die Anzeige des
                              									Kohlensäuregehaltes allein läßt dann keinen ganz sicheren Schluß darauf zu, ob das
                              									Feuer mit richtigem Luftüberschuß brennt. In solchen Fällen läßt sich dem
                              									eigentlichen Rauchgasprüfer, dem Kohlensäuremesser, als Zusatzgerät ein elektrischer
                              									Kohlenoxyd- und Wasserstoffmesser angliedern. Das Anzeigegerät gibt ebenso wie das
                              									des CO2-Messers den Gehalt an CO oder H2 unmittelbar
                              									in Prozenten an (s. Bild 9). Für den Heizer ergibt
                              									sich als einfache und leicht faßliche Richtschnur für seine Maßnahmen: kein oder
                              									doch möglichst geringer Kohlenoxyd-, aber möglichst hoher Kohlensäure-Gehalt! Daß
                              									die Angaben des elektrischen Rauchgasprüfers ebenso wie die der elektrischen
                              									Thermometer durch selbsttätige Schreibapparate aufgezeichnet werden können, erhöht
                              									ihren Wert für die wärmewirtschaftliche Betriebskontrolle.
                           Wie einfach und übersichtlich sich die Betriebsüberwachung eines Dampfkessels bei
                              									Verwendung elektrischer Meßgeräte gestalten läßt, zeigt Bild 13; die drei Meßgeräte am Heizerstand zeigen gleichzeitig den
                              									Kohlensäuregehalt der Rauchgase, ihre Temperatur und die Ueberhitzertemperatur
                              									an.
                           Die leicht durchführbahre Fernanzeige und die Verwendbarkeit von Registrierapparaten
                              									sind es, die elektrisch betriebenen Geräten auch dort Eingang verschafft haben,
                              									wo die Messung selbst auf rein mechanischem Wege vorgenommen wird. So gibt die Menge
                              									des dem Kessel zugeführten Speisewassers zusammen mit dem Gewicht der verfeuerten
                              									Kohle die Verdampfungsziffer einer Kesselanlage. Die Wassermesser, unter denen
                              									Kesselspeise-Heißwassermesser Erwähnung verdienen, werden am Messerkopf mit einem
                              									Kontaktwerk versehen, mit dessen Hilfe die Umdrehungen des Meßwerkes auf den
                              									Fernregistrierapparat übertragen werden. Auch die durch eine bestimmte Rohrleitung
                              									fließende Dampfmenge, die durch Venturimesser angegeben wird, läßt sich auf
                              									elektrische Registrier- und Zählapparate übertragen und durch sie aufzeichnen.
                           Die vorstehenden Ausführungen können nur in großen Zügen ein Bild von der
                              									vielseitigen Verwendbarkeit elektrischer Meßeinrichtungen für wärmewirtschaftliche
                              									Zwecke geben. Es ist aber daraus zu ersehen, daß mit ihrer Hilfe, auch wenn eine
                              									größere Zahl von Messungen dauernd auszuführen ist, der Betrieb nicht belastet, daß
                              									er im Gegenteil infolge der Anzeige am gehörigen Ort entlastet und so seine
                              									Wirtschaftlichkeit in doppelter Hinsicht gehoben wird.