| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 145 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Der elektrische Schiffsantrieb. Ein schwieriges und
                              									bis heute noch nicht einwandfrei glücklich gelöstes Problem der modernen Technik
                              									bildet die Herabsetzung der hohen Drehzahlen von Dampfturbinen. Zwar ist es durch
                              									Einführung der Druck- und Geschwindigkeitsstufen gelungen, die ohne Vorgelege kaum
                              									verwendbaren hohen Drehzahlen der einstufigen Lavalturbinen stark herunterzudrücken,
                              									aber die hierdurch erreichten minutlichen Umdrehungen liegen doch fast immer noch im
                              									Bereich von einigen Tausend und sind infolgedessen für viele Zwecke noch zu hoch.
                              									Besondere Schwierigkeit bietet nun die weitere Herabsetzung dieser Drehzahlen im
                              									Schiffsbetrieb, wo die Dampfturbinen immer mehr Eingang gefunden haben. Denn die bei
                              									den modernen großen Schiffseinheiten geforderten Leistungen übersteigen meist die
                              									durch Kolbendampfmaschinen erreichbare Höchstgrenze, und bei Dieselmaschinen treten
                              									ebenfalls bei diesen riesigen Leistungen erhebliche Schwierigkeiten auf. So hat man
                              									trotz der für Schiffsantrieb sehr günstigen Betriebsverhältnisse genannter
                              									Maschinenarten immer mehr zu den Dampfturbinen gegriffen, deren Leistung nach oben
                              									hin kaum begrenzt ist. Ueber die modernen Bestrebungen, ihre hohen Umdrehungszahlen
                              									auf das für Schiffsantrieb erforderliche Maß herabzusetzen und die Umsteuerung der
                              									Schraubendrehrichtung zu erreichen, berichtet Mar.-Obering. a. D. Lechler (D. elektr. Betrieb 1923, Heft 9).
                           Der Wirkungsgrad der Schiffsschraube, die für größere Seeschiffe fast ausnahmslos in
                              									Frage kommt, hängt außer von anderen Größen wesentlich ab von der Drehzahl n in der
                              									Minute, und zwar sinkt er bei zunehmender Drehzahl nach Erreichung eines
                              									Höchstwertes, der in den meisten Fällen etwa bei n = 100 oder darunter liegt; nur in
                              									Ausnahmefällen geht man deshalb mit der Schraubendrehzahl höher. So war sie bei den
                              									deutschen Kriegsschiffen ca. 400 bis 500/Min., da man direkte Kupplung mit den
                              									Turbinen errreichen wollte, die auf Kosten des Wirkungsgrades mittels vieler Stufen
                              									auf diese Drehzahlen gebracht wurden. Heute ist man von dieser Bauart abgekommen und
                              									verwendet eine Zwischenübersetzung. Als solche sind von Wichtigkeit der
                              									hydraulische Föttinger-Transformator, das Zahnradgetriebe und die elektrische
                              									Kraftübertragung. Die hydraulische Uebertragung ist nicht in dem anfangs erwarteten
                              									Maße angewendet worden, da neben baulichen Schwierigkeiten vor allem die
                              									beschränkten Uebersetzungsverhältnisse der Einführung hinderlich waren. So bewegt
                              									sich der Kampf um den Vorrang auf die mechanische und die elektrische Uebertragung,
                              									mit Hilfe deren die verlangten Uebersetzungen von 1 : 20 bis 1 : 30 ohne weiteres
                              									erreichbar sind. Die Zahnradantriebe für Schiffsschrauben haben nun, nicht zum
                              									wenigsten durch deutsche Firmen eine hohe Stufe der Vollendung erreicht und zeichnen
                              									sich vor allem durch einen guten Wirkungsgrad von 92 ÷ 97,5 v. H. aus. Nachteilig
                              									ist aber die Schwierigkeit der Drehrichtungsänderung; denn diese muß, da eine
                              									Umsteuerung über ein Zahnradgetriebe kaum möglich ist, durch eine Rückwärtsturbine
                              									vorgenommen werden. Durch deren Ventilationsverluste wird aber der Vorteil des guten
                              									Getriebe-Wirkungsgrades stark beeinträchtigt. Außerdem treten bei Seegang heftige
                              									Stöße auf, die durch das starre Zahnradgetriebe auf die ganze Maschinenanlage
                              									übertragen werden. Ueber ihre Größe berichten Versuche auf dem Dampfer
                              										„Jebsen“. Bei mäßigem Seegang – ca. 4° Stampfbewegung des Schiffes –
                              									wechselte die Leistung zwischen 0 und 3500 PS innerhalb 7 sec, während die Drehzahl
                              									um 10 % schwankte. Daß dabei große Ueberlastungen der ganzen Anlage, sogar Brüche
                              									auftreten können, liegt auf der Hand. Die General-Electric-Co in den U. S. A., die
                              									führend in der Anlage von Räderturbinen gewesen ist, ging nun neue Wege und begann,
                              									den turbo-elektrischen Schiffsantrieb auszubilden, der große Vorzüge vor dem
                              									Zahnräderantrieb hat, die Maschinenanlage zerfällt hierbei in zwei getrennte Teile,
                              									das primäre Turbo-Aggregat, das mit der hierfür üblichen Drehzahl von ca. 2000 ÷
                              									3000 läuft, und den sekundären Propellermotor, der für eine beliebig niedrige
                              									Drehzahl, meist etwa 100 Umdrehungen normal, gebaut ist. Diese Zweiteilung des
                              									Antriebes ermöglicht räumliche Trennung der Maschinen, sodaß lange Wellen und Dampfleitungen mit
                              									all ihren Unannehmlichkeiten und Verlusten fortfallen. Die in jeder Beziehung
                              									nachteilige Rückwärtsturbine ist beim elektrischen Antrieb nicht erforderlich, da
                              									die Drehrichtung des Motors durch einfache Schaltung geändert werden kann. Bei
                              									Schiffen mit mehreren Schrauben können auf diese Weise alle Schrauben rückwärts
                              									laufen, was man bei Anwendung von Rückwärtsturbinen aus Ersparnisgründen meist nicht
                              									ausführt; dadurch ist schnelles Stoppen und überhaupt gute Manövrierfähigkeit des
                              									Schiffes gegeben. Die bei Seegang auftretenden Drehzahlschwankungen halten sich in
                              									geringeren Grenzen als beim Räderantrieb; direkte Stöße in der Maschinenanlage
                              									fallen naturgemäß fort. Einer der wichtigsten Vorteile des elektrischen
                              									Schiffsantriebes ist jedoch die Reserve an Primärmaschinen. Ein- und
                              									Zweischraubenschiffe erhalten außer dem eigentlichen Primäraggregat noch eine
                              									Hilfsanlage, die normal irgendwelchen anderen Zwecken dient, im Notfall jedoch
                              									imstande ist, die Propellermotoren zu treiben. Bei Drei- und Vierschraubenschiffen
                              									verwendet man zweckmäßig zwei Turbo-Generatoren, von denen jeder allein alle
                              									Schraubenmotoren parallel antreiben kann. Bei niederer Fahrgeschwindigkeit genügt
                              									ein Turbo-Aggregat zum An trieb; es kann also vollbelastet mit günstigstem
                              									Wirkungsgrad arbeiten. Erst bei großer Geschwindigkeit tritt dann das zweite
                              									Aggregat mit in Tätigkeit. Die hierdurch auftretende große Brennstoffersparnis ist
                              									doppelt wertvoll, sowohl im Hinblick auf den erweiterten Aktionsradius der Schiffe
                              									wie auf die verminderten Fahrkosten.
                           Für die elektrische Energie-Uebertragung wäre nun Gleichstrom infolge seiner
                              									einfachen Schaltung und Drehzahlregelung besonders geeignet, wenn nicht anderseits
                              									erhebliche Schwierigkeiten vorhanden wären. Diese bestehen darin, daß man bei
                              									Gleichstrombetrieb bekanntlich sehr hohe Spannungen vermeidet. Infolgedessen würden
                              									bei den großen Leistungen starke Ströme und dadurch große Leitungsquerschnitte
                              									erforderlich sein, was die Anlagekosten erheblich verteuern würde. So ist man zur
                              									Anwendung von Wechselstrom, besonders Drehstrom, mit Spannungen von 2000 ÷ 5400 Volt
                              									gekommen. Die anfänglich großen Schwierigkeiten hat man überwunden. Die
                              									Primärmaschinen sind gewöhnliche Synchrongeneratoren, denen der erforderliche
                              									Läufer-Gleichstrom aus dem Lichtnetz über „Boostermotorgeneratoren“ zugeführt
                              									wird. Mit Hilfe letzterer kann durch Drosselung eine verlustlose Spannungsregelung
                              									in weiten Grenzen, z.B. zwischen 60 und 300 V erreicht werden. Dadurch ist es
                              									möglich, an die schwach gesättigten Pole der Schraubenmotoren eine übernormal hohe
                              									Spannung zu legen und so ein großes Anlaufmoment zu erreichen.
                           Als Propellermotoren kommen Ansynchron- und Synchronmaschinen in Frage. Der
                              									nachteiligen großen Anlaufstromstärke der Asynchronmotoren, die man bei kleinen
                              									Leistungen durch Stern-Dreieckschaltung oder durch den Boucherotschen Siebanker
                              									herabsetzen kann, muß man bei großen Maschinen durch Einschalten eines Widerstandes
                              									in den Läuferstromkreis begegnen, der bei normaler Drehzahl nach Kurzschließung des
                              									Rotors abgeschaltet wird. Weitere Schwierigkeiten bot bei Asynchronmotoren die
                              									Drehzahlregelung. Bezeichnet n die Läuferdrehzahl, v1 die Frequenz des zugeführten Stromes, p die Polpaarzahl und s den
                              									Schlupf, so ist n=\frac{60\,v_1}{p}\,(1-s). Daraus ergeben sich die Möglichkeiten der
                              									Drehzahlregelung. Man baut den Asynchronmotor „polumschaltbar“, d.h. so, daß
                              									man 2 bis 3 verschiedene Polpaarzahlen des Ständers einschalten kann. Dadurch
                              									erhält man 2 bezw. 3 Grunddrehzahlen des Motors. Nun ist die Frequenz des
                              									zugeführten Stromes v_1=\frac{p_1\cdot n}{60}. Die Polpaarzahl des Generators p1 läßt man konstant, kann aber durch Aenderung der
                              									Drehzahl der Turbine die Frequenz und damit die Drehzahl des Propellermotors weiter
                              									verändern.
                           Neuerdings verwendet man als Propellermotoren auch gewöhnliche Synchronmotoren, deren
                              									Leistungsfaktor, cos φ = l, volle Ausnutzung der elektrischen Anlage erlaubt. Beim
                              									Anlauf werden diese Synchronmotoren als Asynchronmaschinen geschaltet. Zum
                              									automatischen Umschalten auf synchronem Betrieb ist neuerdings von Brown, Boveri
                              									& Co. eine Anlage ausgebildet worden, die stoß- und pendelungsfreies Umschalten
                              									vornimmt. Zwecks sofortigen Bremsens bei Gefahr wird der Motor abgeschaltet,
                              									kurzgeschlossen und übererregt; als Synchrongenerator kommt er sehr schnell zum
                              									Stehen.
                           Die Maschinen erhalten kleinere Durchmesser und größere Längen als die üblichen
                              									stationären Maschinen, auch haben sie größeren Luftspalt, wodurch bei erhöhter
                              									Steuerung und Ankerrückwirkung große Kurzschlußströme vermieden werden. Außerdem
                              									sind sie nur schwach gesättigt, um starke Uebererregung zur Erreichung eines großen
                              									Anlaufmoments zuzulassen. Die guten Erfolge, welche die Versuche mit dem
                              									Kohlendampfer „Jupiter“ gezeitigt hatten, hat die amerikanisch e Admiralität
                              									veranlaßt, alle neuen Linienschiffe und großen Kreuzer mit elektrischem Antrieb
                              									auszurüsten, der für diese Schiffsarten besonders geeignet erscheint. Die
                              									Möglichkeit, die gesamten Schaltmanöver von einem besonderen Steuerraum aus
                              									vorzunehmen, hat sich als sehr vorteilhaft erwiesen. Jedoch auch für Handelsschiffe
                              									wird der elektrische Antrieb, besonders bei großen Einheiten, der günstigere sein,
                              									zumal bei etwa gleichen Gewichten und Anlagekosten der Raumbedarf meist geringer ist
                              									als bei Räderturbinen. Der Wert des geräuschlosen Laufes der elektrischen Anlage bei
                              									Passagierdampfern bleibe nicht unerwähnt.
                           Der amerikanischen Industrie ist es durch energische zielbewußte Arbeit auf diesem
                              									neuen Gebiet gelungen, vor allen anderen Ländern einen großen Vorsprung zu erringen.
                              									Den Hauptvorteil hiervon hat die amerikanische Kriegsmarine, sehr zum Leidwesen der
                              									Engländer und Japaner. Die deutsche Elektrizitätsindustrie hat nun neuerdings auch
                              									ihr Augenmerk auf dieses ausbaufähige Gebiet gerichtet, und es steht zu hoffen, daß
                              									deutsche Gründlichkeit und Qualitätsarbeit uns trotz des amerikanischen Vorsprungs
                              									den gebührenden Platz wird erreichen lassen. Zwar verbietet uns ja der Versailler
                              									Vertrag, die Vorteile dieser Neuerung mit Hilfe unserer hochentwickelten deutschen
                              									Elektroindustrie für die deutsche Kriegsmarine weiter auszubauen, aber sie kann und
                              									wird dazu beitragen, einerseits unsere Handelsmarine leistungsfähiger zu machen,
                              									anderseits der elektrischen Industrie einen neuen, erweiterungsfähigen
                              									Betätigungszweig zu schaffen.
                           Parey.
                           Elektrische Wegweiseranlagen für Schiffe beim Anlaufen und
                                 										Verlassen von Häfen. In der Nähe der Küste, besonders in engen
                              									Hafeneinfahrten mit Sandbänken und Untiefen, ist es bisher dem Schiffsführer schwer
                              									gefallen, den richtigen Kurs seines Schiffes bis auf wenige Meter genau einzuhalten,
                              									da Peilungen nach Landmarken, Bojen usw. nur bei guter Sicht ihren Zweck erfüllen
                              									können, nicht aber bei unsichtigem Wetter oder Nebel. Unabhängig wird in solchen
                              									Fällen aber die Schiffsführung durch Einrichtungen nach dem System von Siemens
                              									& Halske A.-G., wobei in die Fahrrinne ein Kabel verlegt wird, dessen eines Ende
                              									an Land an einen Pol einer Wechselstrommaschine angeschlossen wird, das andere aber
                              									am Hafeneingang mit Wasser und Erde in leitender Verbindung steht. So finden die
                              									Ströme von der Wechselstrommaschine ihren Weg durch das Kabel bis zu seinem Endpunkt
                              									durch das Wasser und die Erde zurück zum zweiten Pol der Maschine, der ebenfalls
                              									geerdet ist. Das Schiff selbst besitzt zwei über Rahmen gewickelte Drahtspulen, von
                              									denen die eine auf der Steuerbord-, die andere auf der Backbordseite ausgelegt ist.
                              									Im H. 3 auf S. 140 der Siemens-Zeitschrift 1923 ist die Anordnung bildlich
                              									wiedergegeben. Immer ist die Wirkung der Wechselströme auf beide Auffangspulen
                              									natürlich gleich, wenn das Schiff gerade über dem Kabel hinfährt, und so ist man
                              									imstande, nach Verbindung der Enden der Spulenwicklung mit einem Anzeigegerät und
                              									Steuerung in der Richtung, in der die Ausschläge gleichbleiben, den richtigen
                              									Schiffskurs bei jedem Wetter einzuhalten. Da aber die in den Spulen erzeugten Ströme
                              									gering sind, nimmt man „Elektronenröhren“ zu ihrer Verstärkung. Bisher
                              									leitete man die so verstärkten Spulenströme in Fernhörer und schaltete diese
                              									abwechselnd in den Stromkreis der Steuerbord- und Backbordspule ein und ermittelte
                              									so durch Vergleich der Tonstärken die Lage des Kabels vom Schiff aus, ob Steuer-
                              									oder backbords oder mittelschiffs. Dadurch war das Verfahren aber zu subjektiv und
                              									erforderte die gespannteste Aufmerksamkeit des Beobachters. Die „Gelap“
                              									verwendet daher außer dem Fernhörer auch Zeigerinstrumente, die eine objektiv
                              									wahrnehmbare Anzeige liefern. Sie legt Leitkabel, die von Wechselströmen mit 500
                              									Perioden/Sekunde gespeist werden, da solche im Fernhörer am leichtesten wahrgenommen
                              									werden. Die Empfangseinrichtung für das Schiff ist also auf die Wechselzahl 500
                              									abgestimmt und die „Gelap“ Apparate sind aus maschinentechnischen Gründen so
                              									konstruiert, daß sie sowohl mit der Wechselzahl 50 als auch mit 500 Perioden/Sekunde
                              									benutzt werden können. Je nachdem nun das Leitkabel des Hafens mit Strom der einen
                              									oder anderen Wechselzahl gespeist wird, wird die für die betreffende Wechselzahl
                              									vorgesehene Verstärkereinrichtung eingeschaltet und die gewöhnlichen Auffangspulen
                              									und Anzeigegeräte treten in Tätigkeit. Die Rahmen sind auf die Empfangsspulen
                              									gewickelt und haben die Form von Rechtecken von etwa 1 m Länge und 65 cm Breite. Mit
                              									Scharnieren an der Bordwand befestigt, können sie zum Gebrauch durch Arme mit Gelenk
                              									ausgelegt oder im Ruhezustand zurückgeklappt werden. Die Fernhörer sind von der für
                              									den Bordbetrieb üblichen Form, das optische Anzeigerät ist ein Kreuzspul-Instrument,
                              									dessen Zeiger sich um eine lotrechte Achse dreht und über einem Feld mit der
                              									Aufschrift „Backbord“ oder „Steuerbord“ spielt. So wird die Lage des
                              									Schiffes zum Leitkabel stets eindeutig angezeigt, und das Ruder ist darnach zu
                              									legen, um auf dem richtigen Schiffskurs zu bleiben. Wollen Schiffe, die von See
                              									kommen, das Kabel auffinden, so legen sie zwei Schleppkabel verschiedener Länge aus,
                              									die an Bord an die Klemmen eines Anzeigegerätes angeschlossen sind. Gerät nun das
                              									Kabelpaar in den Wirkungsbereich des Leitkabels, so zeigt sich zwischen den beiden
                              									im Wasser schleifenden Kabelenden ein kleiner Spannungsunterschied, und dadurch
                              									entsteht ein Ausschlag des Anzeigegerätes. Ist nun das Schiff nahe am Leitkabel, so
                              									wird die eigentliche Wegweisereinrichtung in Tätigkeit gesetzt. Das Leitkabelende
                              									läßt sich leicht auffinden, wenn an dieses ein Unterwasser-Schallsender
                              									angeschlossen ist, und dieser von den von See kommenden Schiffen mit Hilfe der
                              									Unterwasser-Schallempfänger angesteuert wird.
                           Zweckmäßig legt man ein Leitkabel für die Einfahrt und eins für die Ausfahrt, die
                              									sich durch Zeichen voneinander unterscheiden lassen, erzeugt durch längere oder
                              									kürzere Dauer der Stromschlüsse.
                           Dr. Bl.
                           Ueber die Verbrennlichkeit der Kohle. In einem idealen
                              									Gaserzeuger verbrennt in den unteren Schichten die glühende Kohle mit dem Sauerstoff
                              									der Luft zu Kohlensäure. Die Temperatur steigt mit dem Kohlensäuregehalt und
                              									erreicht einen Höchstwert, wenn aller Sauerstoff verbrannt ist. Das Gas ist in der
                              									Ebene der vollkommenen Verbrennung neutral. Unter ihr liegen die Schichten, in denen
                              									eine Oxydation stattfindet. Darüber wird unter Wärmeverbrauch die Kohlensäure zu
                              									Kohlenoxyd reduziert. Schließlich verschwinden die letzten Spuren des erstgenannten
                              									Gases. Danach ist der Verbrennungsvorgang beendet. Eine weitere chemische
                              									Veränderung findet nicht mehr statt. Der Raum zwischen dem Eintritt der Luft an der
                              									untersten Stelle des Generators und der Schicht, in der sämtliche Kohlensäure
                              									reduziert ist, heißt Verbrennungszone. Durch deren Volumen und Temperatur wird der
                              									Verlauf der Gaserzeugung bestimmt. Auf diese Werte ist die Aktivität, Porosität und
                              									Korngröße der Kohle von Einfluß. Unter aktiven Kohlenstoffatomen versteht man
                              									solche, die sich in den oxydierenden Schichten mit Sauerstoff, in den reduzierenden
                              									mit Kohlensäure vereinigen. Ihre Anzahl ist von der Art und Temperatur der Kohle
                              									abhängig. Infolge großer Aktivität der Kohle erfährt die Oxydation und Reduktion
                              									eine Beschleunigung, und der Rauminhalt der Verbrennungszone ist demnach klein.
                              									Dieselbe Wirkung wie die Aktivität des Brennstoffes besetzt dessen Porosität.
                              									Letztere hat zur Folge, daß nicht nur die Oberfläche der Kohle, sondern auch tiefer
                              									liegende Schichten an der Verbrennung teilnehmen. Scheinbar ist somit die Aktivität
                              									gestiegen. Der Einfluß der Korngröße ergibt sich durch folgende Betrachtung. Kleine
                              									Kohlenstücke besitzen eine verhältnismäßig große Oberfläche in bezug auf ihren
                              									Inhalt. Es muß demnach die Verbrennungszone bei sinkender Korngröße kleiner werden.
                              									Bezeichnet man die durch die Luft dem Generator zugeführte Wär-emenge mit A, die
                              									infolge der Verbrennung frei werdende Wärme mit B, den Wärmeinhalt der Kohle mit C
                              									und die Anzahl der vom Gasstrom aus der Verbrennungszone fortgeführten Kalorien mit
                              									D, so ist die Wärmemenge A + B + C – D = a im stationären Zustand zur Deckung der
                              									Verluste durch Strahlung und Leitung verfügbar. A und B sind unabhängig von der
                              									Zonentemperatur T, während C, D und daher auch a von ihr beeinflußt werden. Auf
                              									rechnerischem Wege findet man die Beziehung a = x (417 + 0,24 t – 0,228 T), wenn x
                              									das Gewicht der hindurchgeblasenen Luft und t deren Temperatur ist. Führt man einem
                              									Ofen leichter verbrennliche Kohle zu, so bleiben T und a anfänglich gleich, während
                              									die Größe der Verbrennungszone abnimmt. Letzteres hat zur Folge, daß die
                              									Wärmeverluste durch die Ofenwand sinken, was wiederum zu einer Steigerung von T
                              									führt. Hierdurch erhöht sich nun zwar einerseits die Wärmeabfuhr, andererseits aber
                              									auch die Aktivität des Brennstoffes. Das Zonenvolumen und mit ihm die Verluste
                              									werden damit abermals kleiner, wodurch sich die Ableitung der verfügbaren Wärme x
                              									immer schwieriger gestalten würde, wenn diese sich nicht mit steigender Temperatur T im
                              									Sinne obiger Gleichung verminderte. Es stellt sich demnach ein neuer stationärer
                              									Zustand ein. Man kann also bei konstantem Brennstoffverbrauch eine höhere
                              									Ofentemperatur durch Benutzung aktiverer, größerer und kleinstückigerer Kohle
                              									erzielen.
                           Dieser Umstand bietet die Möglichkeit, die Verbrennlichkeit der Kohle durch eine
                              									Temperaturbestimmung zu ermitteln, indem man Prüfungen vornimmt, während derer die
                              									Ofen- und Luftfaktoren gleichbleiben. Gegen derartige bereits von Le Chatelier
                              									angegebene Verfahren läßt sich der Einwand geltend machen, daß es schwierig ist, die
                              									Höchsttemperatur des Generators zu bestimmen, da sich die Lage der Neutralebene mit
                              									dem Zonenvolumen ändert. Man muß daher das Thermometer auf und nieder bewegen, um
                              									den gesuchten Wert zu finden. Koppers schlug deshalb nachstehendes Verfahren vor:
                              									Mehrere kleine Schachtöfen werden nebeneinander gestellt und mit verschieden schwer
                              									verbrennlichem Koks gefüllt. Die Windgeschwindigkeit ist bei allen Vorrichtungen
                              									gleich. Sobald ein stationärer Zustand erreicht ist, zündet man die den Schächten
                              									entströmenden Gase an. Es zeigt sich nun, daß der am leichtesten verbrennliche Koks
                              									die größte Kohlenoxydflamme liefert. Koppers führte diese Erscheinung irrtümlich
                              									darauf zurück, daß schwer verbrennlicher Koks seine Reduktionsfähigkeit einbüßt.
                              									Diese Annahme ist natürlich unzutreffend, denn es fehlt jede Begründung dafür, daß
                              									der wenig aktive Brennstoff nur im Bezug auf die Reduktion, nicht aber in Hinsicht
                              									auf die eigentliche Verbrennung seine Aktivität verlieren soll. Die von Koppers
                              									beobachtete und von anderen bestätigte Veränderlichkeit der Kohlenoxydflamme ist
                              									vielmehr folgendermaßen zu erklären: Bei einem mit leicht verbrennlichem Koks
                              									gefüllten Ofen ist die Verbrennungszone klein. Ihre obere Grenze befindet sich unter
                              									dem Rand des Ofens. Diesen verläßt nur Kohlenoxyd und Stickstoff. Das Auftreten
                              									einer langen Flamme liegt daher in der Natur der Sache. Handelt es sich aber um
                              									einen weniger aktiven Brennstoff, so ist die Verbrennungszone groß. Die Reduktion
                              									wird im Ofen nicht vollendet. Es rückt vielmehr die Neutralebene immer mehr in die
                              									Nähe des Ofenrandes. Die Kohlenoxydmenge ist somit unbedeutend, und die bei
                              									Entzündung derselben entstehende Flamme erreicht nur eine geringe Größe. Macht man
                              									die Oefen, in denen schwer verbrennlicher Koks vergast wird, höher, so liegt auch
                              									bei ihnen die obere Grenze der Verbrennungszone unter dem Rand des Generators und
                              									die Kohlenoxydflamme erreicht dieselbe Länge wie bei den Vorrichtungen, die mit
                              									aktiverem Brennstoff arbeiten. Eine Bestimmung des Umfanges der Verbrennungszone,
                              									der nach obigem kennzeichnend für die größere oder geringere Verbrennlichkeit der
                              									Kohle ist, läßt sich nun folgendermaßen vornehmen. Es werden Oefen benutzt, die aus
                              									gasdicht aufeinander passenden Ringen zusammengesetzt sind und deren Höhe also
                              									beliebig eingestellt werden kann. Man setzt nun unter gleichzeitigem Nachfüllen von
                              									Brennstoff so viel Ringe auf, bis die Kohlenoxydflamme sich nicht mehr verlängert.
                              									In diesem Augenblick ist das Ofenvolumen gleich dem Zonenvolumen. Verbrennt man die
                              									Kohle in der Form, in welcher sie angeliefert wurde, so wird der gemeinsame Einfluß
                              									von Korngröße, Aktivität und Porosität ersichtlich. Will man nur die Wirkung der
                              									beiden letztgenannten Faktoren feststellen, so müssen die Brennstoffproben vor der
                              									Prüfung auf die gleiche Korngröße gebracht werden. (A. Korevaar in Stahl und Eisen,
                              									Heft 13.)
                           Schmolke.
                           Gußbeton. Mit der Ausführung von Tragwerken aus
                              										„Gußbeton“ haben sich vor dem Kriege in Deutschland nur wenige Firmen
                              									befaßt; so vor allem die Firmen Holzmann in Frankfurt und Gebr. Rank in München,
                              									welch' letztere z.B. die Siloanlagen in Oppau in Gußbeton erstellte. Neuerdings
                              									werden sich wohl noch andere Firmen mit dem Gußbetonverfahren befassen. Näheres
                              									darüber bringt Baurat Dr.-Ing. Agatz in Bremen, dessen Erörterungen wir folgendes
                              									entnehmen. Im Jahre 1921 wurde der Gußbeton zum ersten Male durch eine deutsche
                              									Behörde zur Anwendung gebracht und zwar beim Bau der Doppel-Seeschleuse in
                              									Geestemünde, wobei es sich um rund 80000 in Beton handelte.
                           Gußbeton ist ein Beton von fast demselben Gemisch wie Stampfbeton, nur enthält er
                              									bedeutend mehr Wasser und einen größeren Zusatz von feinen Stoffen als dieser. Auch
                              									bedeutet sein Name „Ersatz vieler individueller Arbeitskräfte durch
                                 										Mechanisierung der Arbeitsverrichtungen.“ Zum Betrieb dieser
                              										„Gußbetonfabrik“ sind vor allem gelernte Arbeiter, wie Schlosser und
                              									Zementarbeiter erforderlich. (Arbeiterstamm wichtig!) Wie in Amerika werden auch in
                              									Deutschland Gießtürme aus Holz oder Eisen verwendet. Türme von über 30 m Höhe werden
                              									zweckmäßig in Eisen ausgeführt; für niedrigere Türme empfiehlt sich Holz. Das
                              									Betonmaterial wurde in Amerika entweder am Fuß des Turmes gemischt und dann
                              									hochgezogen oder direkt oben im Turm erst verarbeitet. In Deutschland ist nur das
                              									letztere Verfahren üblich.
                           Der Betonbetrieb soll nie auf eine einzige Anlage
                              									zusammengeführt werden; ist eine solche Zentralanlage dennoch erforderlich, so
                              									empfiehlt es sich, die Aufzüge doppelt auszuführen und Reservebetonmaschinen
                              									anzuordnen, damit Störungen im Betrieb jederzeit aufgefangen werden können. Als
                              									Rinnenquerschnitt ist der offene vorzuziehen. Die Rinnen bestehen aus 2 mm starken
                              									Blechen, die an Winkeleisen angenietet sind. Die Lebensdauer einer solchen Rinne
                              									schwankt zwischen 7000 und 15000 m3; 6–8 m lange
                              									Rinnen sind für das bewegliche Rinnensystem am zweckmäßigsten. Der
                              									Durchflußquerschnitt der Rinnenköpfe ist doppelt so groß wie der der Rinnen zu
                              									bemessen, damit hier keine Verstopfung eintritt. Die Neigung der Rinne betrage nicht
                              									unter 25°; die stärkste Neigung ist 35° zur Wagrechten. Fliegerinnen werden nicht
                              									empfohlen. Die letzten eisernen, beweglichen Rinnen müssen die
                              									Hauptbetonierungsfläche bestreichen, während der übrige Teil aus hölzernen Rinnen
                              									besteht. Die Fallhöhe des Betons kann ruhig 2–3 m betragen. Das trockene
                              									Mischmaterial wird in selbsttätig sich entleerenden und schließenden Aufzügen zu den
                              									oben im Turm befindlichen Betonmaschinen geleitet. Auf das Hochziehen mittels
                              									elektrisch angetriebenen doppelten Aufzugswinden und auf selbsttätig wirkende
                              									Bremsen, auf schmiegsame Drahtseile, fest gelagerte Rollenführungen ist besonders zu
                              									achten.
                           Bei Berechnung der Schalungshölzer ist Rücksicht zu nehmen auf die Querschnittshöhe
                              									der Bauwerksteile, die Zementart, wobei Portlandzement geringere Stärken erfordert
                              									als Hochofenzement, die Schichthöhe und die Verankerung und Absteifung. Bretter mit
                              									Nut und Feder sind nicht notwendig. Während des Gießens ist darauf zu achten, daß
                              									Steinnester vermieden werden; es ist daher nicht zu trocken zu gießen; man sagt:
                              										„Der Beton muß buttern.“ Es soll immer flüssiger Beton auf noch flüssigen
                              									Beton kommen.
                           Versuche haben ergeben, daß der Gußbeton eine weit größere Dichtigkeit als der
                              									Stampfbeton besitzt.
                           
                           Wie beim Gießen der Gatun-Schleusen des Panamakanals, so trat auch bei der
                              									Schleuse in GeestemündeVergl. „Beton und
                                       												Eisen“ 1923, Heft 1. eine starke Wärmeentwicklung auf,
                              									was beim Stampfbeton nicht der Fall ist. Beim Gießen bildet sich an der Oberfläche
                              									eine Schicht, bestehend aus Schmutz im Kies und Beimengungen von Traß und
                              									Zementteilchen, die sich beim fertigen Baublock als sog. Zementseife absetzt. Diese
                              									muß restlos entfernt werden.
                           Die Lohnersparnis gegenüber Stampfbeton beträgt zwischen 30 und 50 v. H.,
                              									berechnet nach Haves. Verfasser berechnet die Lohnersparnis auf etwa 10 v. H., ist
                              									aber der Meinung, daß „sich höhere Leistungen erzielen lassen.“
                           Aus alledem folgt, daß „der Gußbeton ein dem Stampfbeton in vieler Beziehung
                                 										überlegener besserer Kunststein ist.“ (Der Bauingenieur, 1923, Heft 9.)
                           A. M.