| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 210 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Ein neues Material für permanente Magnete. In Heft 7
                              									d. Elektrotechn. Zeitschr. 1923 berichtet E. Gumlich von
                              									Versuchen an Eisen-Manganlegierungen hinsichtlich der Bedingungen der Herstellung
                              									besseren Materials für permanente Magnete. Nach den Versuchen von E. Gumlich ist es
                              									nämlich möglich, durch Legierung von Eisen und Mangan bei geeigneter thermischer
                              									Behandlung doppelt so hohe Krercitivkräfte zu erzielen, als in Wolfram- oder
                              									Chromstahl und damit wieder eine erhöhte Leistung des als permanenten Magneten
                              									verwandten Materials. Dessen Remanenz ist nämlich maßgebend für die Leistung, wozu
                              									noch seine Krercitivkraft hinzukommt. Nach weiteren Beobachtungen sinkt aber die
                              									wahre Remanenz von Legierungen von Eisen mit Mangan, so daß eine Erzeugung
                              									leistungsfähiger permanenter Magnete aus diesem Material praktisch nicht möglich
                              									ist. In der Annahme, sie durch Zusatz anderer Metalle wieder zu heben, wurden
                              									weitere Versuche angestellt und zwar zuerst durch Zusatz von etwa 35v. H. Co, da
                              									nach Erfahrungen anderer Forscher eine 35prozentige Fe – Co – Legierung einen um etwa 10 v. H. höheren
                              									Sättigungswert besitzt als reines Eisen.
                           Die Firma Fr. Krupp, A.-G., Essen, stellte nun drei Reihen von je sechs Proben her,
                              									die einen C-Gehalt von 0,7–0,8 v. H., 1,0–1,1 v. H., 1,2–1,4 v. H. haben sollten mit
                              									je etwa 3 v. H., 5 v. H., 6 v. H., 7 v. H., 9 v. H., 11 v. H. Mn. Diese drei Reihen
                              									wurden dann ergänzt durch drei Legierungen mit etwa 4 v. H. Mn. bei verschiedenem
                              									C-Gehalt. Nach den ersten Ver. suchen ergaben sich die besten Ergebnisse bei 4–5 v.
                              									H. Mn; später kamen noch Versuche mit Zusatz von Cr hinzu.
                           Die Proben selbst wurden in einem mit käuflichem N gefüllten kippbaren Härteofen
                              									gehärtet und fielen, nachdem sie – Stunde lang auf erreichter Härtungstemperatur
                              									belassen worden waren, innerhalb eines Bruchteiles einer Sekunde in die unter dem
                              									Ofen befindliche Härtungsflüssigkeit (sprudelndes Wasser, später gekühltes Oel). Die
                              									Bestimmung der Koerzitivkraft erfolgte mit dem Magnetometer und der ungescherten
                              									Remanenz im Joch, die etwas kleiner ist als die wahre Remanenz.
                           Hinsichtlich der Härtung tauchte die Frage auf, ob diese im Wasser derjenigen in
                              									gekühltem Oel vorzuziehen sei. Die Proben hatten bei Härtungstemperaturen zwischen
                              									850° und 900°, andere bei 950° eine so hohe Koerzitivkraft, wie sie bei der
                              									Wasserhärtung nicht erhalten werden konnte, dafür sinkt aber mit steigender
                              									Härtungstemperatur die Remanenz bei der Oelhärtung sehr erheblich und ergibt den
                              									günstigsten Wert bei 850°.
                           Hinsichtlich der Abhängigkeit der Koerzitivkraft vom Co-Gehalt des Materials ergibt
                              									sich, daß ein solcher von etwa 10 % fast noch unwirksam ist. Die Koerzitivkraft ist
                              									zwar reichlich so hoch wie bei den Cr- und W-Stählen, aber die Remanenz infolge des
                              									hohen Mn-Gehaltes außerordentlich niedrig und wächst erst zusammen mit der
                              									Koerzitivkraft sehr stark mit steigendem Co-Gehalt. Die mikrographische Aufnahme
                              									zeigt infolge des hohen C- und Mn-Gehaltes stark reustenitisches Gefüge, seine
                              									Bildung wird erst bei 22 v. H. und besonders bei 33 v. H. Co verhindert.
                           Für einen brauchbaren Magneten ist eine hinreichende Haltbarkeit, d.h. geringe
                              									Empfindlichkeit gegen Erschütterungen und Erwärmungen eine Hauptbedingung. Dieser
                              									wurde das Material unterzogen und zeigte sich gegen Erschütterungen fast
                              									unempfindlich, wies keine Aenderung durch Lagern auf, war vielmehr nach dieser
                              									Richtung den Cr-Stahlmagneten erheblich überlegen.
                           Ein guter permanenter Magnet darf ferner nur einen geringen Temperaturkoeffizienten
                              									haben, und er war denn auch bei den untersuchten Proben gleichwertig dem bei guten
                              									W- und Cr-Stählen; doch kann an eine praktische Verwertung des Anlassens bei
                              									Mn-Co-Stählen weniger gedacht werden als bei reinen C- und Cr-Stählen. Günstige
                              									Erfolge zeitigten auch Versuche mit 5 v. H. Cr-Zusatz, eine Verbesserung durch
                              									Cr-Zusatz die Legierungen mit 22 v. H. und 33 v. H. Co. Als beste erwies sich eine
                              									solche mit etwa 1,1 v; H. C, 3,5 v. H. Mn, 36 v. H. Co und 4,8 v. H. Cr.
                           Nach den Untersuchungen hinsichtlich der Stärke von Stab- und Hufeisenmagneten aus
                              									dem neuen Material können bei einem schlecht geschlossenen Hufeisenmagneten die
                              									Schenkel aus dem neuen Material viel kürzer genommen werden als beim Cr- oder
                              									W-Stahl, wodurch Material, Gewicht und Raum gespart werden kann. Die Firma Krupp
                              									stellte dann auf Grund der Versuche zur weiteren Orientierung 2 Hufeisenmagnete,
                              									von denen der eine aus Wolframstahl (0,66 v. H. C, 0,77 v. H. Mn, 5,4 v. H.
                              									Wo), der andere aus 1,12 v. H. C, 1,54 v. H. Mn, 3,4 v. H. Cr und 20,7 v. H. Co
                              									bestand. Die Versuche ergaben je nach den Bedingungen einen Gewinn von 20–100 v. H.
                              									durch das neue Material. Seine Herstellung hat die Gußstahlfabrik Friedr. Krupp A. –
                              									G. Essen übernommen aber infolge des hohen Preises des Co bis jetzt noch nicht
                              									durchführen können.
                           Solche Ferrometalle dienen allgemein nur für Spezialzwecke und werden meist durch
                              									gemeinsames elektrisches Ausschmelzen aus Eisenerz mit dem betreffenden Metalloxyd
                              									erhalten. Das Ferromangan stellt man nach dem 32. Jahrgang d.
                                 										Jahrbuchs für angewandte Naturwissenschaften (Verlag Herder & Co.,
                              									Freiburg i. Br.) schon lange her und zwar durch gemeinsames Verhütten von Mangan
                              									(Braunstein) mit Eisenerzen. Ein Zusatz von Wolfram bei der Stahlgewinnung verleiht
                              									dem Stahl ähnliche Eigenschaften wie Mangan. Heute stellt man das Ferrowolfram in
                              									elektrischen Ofen her, früher gab man ihm einen Gehalt von 75–85 v. H. Wolfram und
                              									erhielt eine äußerst strengflüssige Masse, die nicht aus dem Ofen herausfloß,
                              									sondern von Zeit zu Zeit ausgeräumt werden mußte. Bei dem heutigen Verfahren enthält
                              									das Ferrowolfram nur 50–60 v. H. Wolfram und man kann nun in ununterbrochenem
                              									Betrieb arbeiten, denn es ist verhältnismäßig leichtflüssig und fließt selber aus
                              									der Schmelzrinne des Ofens heraus, wodurch das Verfahren billiger wird.
                           Dr. Bl.
                           Herstellung von hoch verdichtetem Sauerstoff aus verflüssigtem
                                 										Sauerstoff. Zur Herstellung von hochverdichtetem Sauerstoff, wie er zum
                              									Versand auf größere Entfernungen für die autogene Metallbearbeitung sowie für
                              									sonstige Zwecke benötigt wird, verfährt man bekanntlich in der Weise, daß der aus
                              									verflüssigter Luft durch Rektifikation gewonnene gasförmige Sauerstoff in Behältern
                              									gesammelt und aus diesen einem Kompressor zugeführt wird, der das Gas auf 150 at
                              									verdichtet und in Stahlflaschen preßt. Man hat auch bereits vorgeschlagen, aus
                              									verflüssigtem Sauerstoff, wie er zu Sprengzwecken im Bergbau Verwendung findet,
                              									hochverdichteten Sauerstoff herzustellen, indem man den verflüssigten Sauerstoff
                              									durch äußere Wärmezufuhr verdampft und das Gas von einem Kompressor ansaugen läßt
                              									und schließlich verdichtet. Nach einem neuen Verfahren (D. R. P. 362186) der
                              										„Vulkan“-Gesellschaft für Hütten- und Bergwerkbedarf m. b. H. in Berlin
                              									läßt sich aus verflüssigtem Sauerstoff jedoch auch ohne Anwendung eines Kompressors
                              									hochverdichteter Sauerstoff gewinnen, indem man das verflüssigte Gas unmittelbar in
                              									einem Hochdruckbehälter, an den eine Stahlflasche angeschlossen werden kann, zur
                              									Verdampfung bringt. Der Druckbehälter muß aus einem Material bestehen, das
                              									hinreichend isoliert, um eine zu stürmische Vergasung zu verhüten, anderseits aber
                              									eine genügende Wärmeleitfähigkeit besitzt, um eine allmähliche Verdampfung des in
                              									den Behälter eingefüllten verflüssigten Sauerstoffs zu bewirken. Durch die
                              									Verdampfung des verflüssigten Gases entsteht in dem Druckbehälter sowie in der mit
                              									ihm verbundenen Stahlflasche ein ständig wachsender Druck, bis der gesamte flüssige
                              									Sauerstoff verdampft ist. Sobald die gewünschte Druckhöhe erreicht ist, was mit
                              									Hilfe eines Manometers leicht festgestellt werden kann, wird die Verbindung der
                              									Stahlflasche mit dem Druckbehälter gelöst. Das neue Verfahren gestattet somit in
                              									einfachster Weise überall da, wo verflüssigter Sauerstoff vorhanden ist,
                              									hochverdichteten Sauerstoff zu erzeugen, ohne daß hierzu wie bisher ein besonderer Kompressor
                              									erforderlich ist. Das Verfahren ist natürlich auch für andere Gase, wie Stickstoff
                              									oder Wasserstoff, anwendbar.
                           Sander.
                           Die Dinpassungen und ihre Anwendung. Wie bei den Gewinden
                              									erwies sich auch die Normung der Passungen im Maschinenbau namentlich im Kriege, wo
                              									es galt, die in den verschiedensten Werkstätten gefertigten Einzelteile mit
                              									Rücksicht auf schnellen Zusammenbau und leichte Ersatzmöglichkeit unbedingt
                              									austauschbar zu erhalten, als eine dringende Aufgabe. Gegenüber den Gewinden lagen
                              									die Verhältnisse insofern anders, als weite Kreise überhaupt noch nicht nach
                              									Passungen unter Verwendung von Grenzlehren gearbeitet hatten und nur der
                              									Werkzeugmaschinenbau, Kraftfahrbau und andere hochqualifizierte Zweige des
                              									Maschinen- und Apparatebaues nach Grenzlehren fabrizierten. Für die Zwecke dieser
                              									Kreise gab es das recht gut durchgearbeitete Schlesinger-Loewe-Passystem, die
                              									Systeme von Reinecker, Kirsch und andere.
                           Aufgabe des gleich bei Gründung des NDI im Jahre 1917 geschaffenen
                              									Passungsausschusses war es, ein einheitliches deutsches Paßsystem „die
                                 										Dinpassungen“ zu schaffen. Diese Arbeit ist nun zum Abschluß gebracht und
                              									der Normenausschuß der Deutschen Industrie – Anschrift: Dinorm, Berlin NW. 7,
                              									Sommerstraße 4a – hat aus diesem Anlaß das Dinbuch 4 „Die Dinpassungen und ihre
                                 										Anwendung“ von Obering. K. Gramenz herausgegeben, um den vielseitigen
                              									Wünschen der Industrie nach einer zusammenfassenden Uebersicht über das Gebiet der
                              									Passungen zu entsprechen.
                           Das Buch gliedert sich in vier Hauptteile, Einführung in die Dinpassungen, Wahl des
                              									Paßsystems, Dinpassungen in der Praxis, Lehren.
                           Der erste Hauptabschnitt ist der Einführung in die
                                 										Dinpassungen gewidmet. Er enthält die Wiedergabe der Normblätter über die
                              									Grundbegriffe nebst erläuterndem Text, behandelt die Frage der Nullinie, ferner die
                              									Paßeinheit (eine Paßeinheit – 0,005\cdot \sqrt[3]{D}), die ja die Grundlage für den
                              									Aufbau des Paßsystems ist. Es folgen Angaben über die verschiedenen Gütegrade und
                              									Sitze, wobei der Verfasser auf die Gründe eingeht, die für diese oder jene
                              									Entscheidung maßgebend waren. Auch die Kurzzeichen, die Passungsangaben auf
                              									Zeichnungen sowie die Tolerierung von Längenmaßen werden behandelt. Die Abschnitte
                              									Preßsitz und Schrumpfsitz lassen erkennen, daß die Normung dieser festen Sitze wegen
                              									der Verschiedenheit der Bedürfnisse recht schwierig ist.
                           Wahl des Paßsystems ist der zweite Abschnitt
                              									überschrieben. Im Vordergrund steht die Frage „Einheitsbohrung oder
                                 										Einheitswelle“. Der Verfasser ist mit Erfolg bemüht, an verschiedenen
                              									Beispielen die Vorteile und Nachteile beider Systeme darzulegen und kommt, nachdem
                              									er die Frage von verschiedenen Gesichtspunkten aus, wie
                           konstruktive Notwendigkeiten,
                           Beschaffungs- und Instandhaltungskosten für Werkzeuge,
                           Bearbeitungskosten,
                           Verhältnisse beim Zusammenbau und Ausführung von
                              									Ausbesserungsarbeiten,
                           Versuchsausführungen,
                           untersucht hat, zu dem Schluß, daß beim Vergleich der beiden
                              									Systeme je nach der Art der Fabrikation ein geringes Uebergewicht des einen über das
                              									andere System möglich ist. Ferner behandelt er kurz diejenigen Vorschläge, die
                              									einen Versuch darstellen, die Vorteile des Einheitsbohrungssystems und des
                              									Einheitswellensystems in einem gemischten System zu vereinigen, nämlich das
                              									Verbundsystem, das Tauschlehrsystem, die Zweibohrungssysteme sowie das System der
                              									Laufsitzwelle als glatte Welle.
                           Der umfangreiche dritte Abschnitt beschäftigt sich mit den Dinpassungen in der Praxis. Recht wertvoll sind die zahlreichen
                              									Passungsbeispiele, geordnet nach Gütegraden und Sitzen sowie nach Fertigungsgebieten
                              									mit Zeichnungen aus der Praxis. Auch die Tolerierung der Normteile und die
                              									Kugellagerpassungen werden in diesem Abschnitt behandelt. Um der Frage, der in den
                              									einzelnen Fabrikationszweigen anzuwendenden Paßsystemen näherzukommen, sind von
                              									führenden Fachleuten Richtlinien für die Wahl des Paßsystems aufgestellt, die in
                              									Form von grafischen Uebersichten mit erläuterndem Text wiedergegeben werden.
                           Wohl zum ersten Male wird in größerem Umfange vor der breiteren Oeffentlichkeit das
                              									Problem der Tolerierung der Lochentfernungen behandelt. Ausgehend von den
                              									Vorarbeiten unter Führung von Herrn Dr.-Ing. e. h. Kühn
                              									werden Richtlinien für die Tolerierung der Lochentfernungen aufgestellt, die in die
                              									Form von einfachen Formeln gekleidet sind.
                           Daß die Umstellung auf die Dinpassungen durchaus nicht mit unüberwindlichen
                              									Schwierigkeiten verknüpft ist, ist durch Tatsachen schon wiederholt bewiesen. Der
                              									Verfasser beschränkt sich daher nur auf die Wiederlegung der häufigsten
                              									Einwände.
                           Die Einführung der Dinpassungen in die Praxis macht recht erfreuliche Fortschritte.
                              									Deutlicher als alle Worte sprechen die Zahlen in einer Tabelle über den Anteil der
                              									Dinlehren an der gesamten Erzeugung führender Lehrenfabriken. Man kann wohl heute
                              									diesen Anteil sicher mit 90 % schätzen. Ein glänzender Erfolg der deutschen
                              									Normungsarbeit!
                           Sehr zu begrüßen ist es, daß der Verfasser sich nicht nur mit der theoretischen Seite
                              									der Passungsfrage, sondern im vierten Abschnitt auch mit den Lehren selbst beschäftigt. Hervorgehoben seien besonders die Abschnitte
                              									über die Bedeutung der einheitlichen Bezugstemperatur von 20°, die Beschränkung auf
                              									die Normaldurchmesser, die Benennungen der Lehrenarten sowie die Bezeichnung der
                              									einzelnen Lehren. Ein Abteilungsplan der verschiedenen Lehrenarten zeigt den
                              									Zusammenhang zwischen den Lehrenarten ausgehend vom internationalen Urmeter. Weiter
                              									folgen die Abmaße für die Arbeits- und Abnahmelehren sowie ihre Toleranzen. An Hand
                              									von mehreren grafischen Darstellungen legt der Verfasser den Zusammenhang
                              									Arbeitslehre – Prüflehre – Abnahmelehre dar und zeigt, daß die Lehrentoleranzen nach
                              									Größe und Lage so gegeneinander abgestimmt sein müssen, daß die Abnahmelehren auch
                              									noch die Fehler berücksichtigen, die beim Messen mit Arbeitslehren infolge der
                              									Herstellungstoleranzen und der Abnützung entstehen.
                           Schließlich werden die Einstellringe für Reibahlen sowie die Schleifzugaben für
                              									vorgedrehte Wellen behandelt, Fragen, die zwar aus dem Gebiet der Passungen im
                              									engeren Sinne heraustreten, die aber für den, der im Betriebe nach Passungen zu
                              									arbeiten hat, wichtig sind und deren Erörterung daher an dieser Stelle zweckmäßig
                              									erscheint.
                           Auch im Ausland wird natürlich viel an der Passungsfrage gearbeitet. Aus den kurzen
                              									Berichten erkennt man, daß die zwischen den Systemen der verschiedenen Länder
                              									bestehenden Unterschiede nicht so erheblich sind, daß hierdurch die Austauschbarkeit
                              									der Teile nach einem System gegen solche nach einem anderen System ernstlich in
                              									Frage gestellt wäre, wenn nur die Lage der Nullinie, die Bezugstemperatur und das
                              									Maßsystem (Zoll – Millimeter) einheitlich sind.
                           Das Dinbuch 4 wird nicht zu den Büchern gehören, die man einmal durchfliegt und dann
                              									beiseite legt, denn es füllt eine tatsächlich vorhandene Lücke aus, so daß man es
                              									häufiger zur Hand nehmen wird, um über diese oder jene Frage erneut Rat zu holen.
                              									Durch die Arbeiten des Passungsausschusses ist das ganze Gebiet in seiner
                              									Vielseitigkeit und Breite aufgerollt worden, so daß es selbst dem in der Praxis
                              									stehenden und mit einem der bisherigen Paßsysteme vertrauten Ingenieur schwer fällt,
                              									sich in den vielen neuen Fragen und der umfangreichen Literatur zurechtzufinden. Um
                              									so mehr gilt dies für den Lernenden, der die verschiedenen Begriffe, wie
                              										„Einheitswelle“, „Einheitsbohrung“, „Sollmaß“,
                              										„Istmaß“ usw. in sich aufnehmen soll. Ihm fehlt für das Erfassen der
                              									grafischen Darstellungen, die fast jede Erörterung über Passungen begleiten und
                              									deren Verständnis unbedingt notwendig ist, jede Grundlage. Hier ist das Dinbuch 4
                              									der Führer. Aber es bietet nicht nur eine vorzügliche Einführung in die
                              									Dinpassungen, sondern behandelt auch darüber hinaus eine Fülle von Problemen, die
                              									bei der modernen Massenfertigung auftauchen. Das Dinbuch 4 dürfte daher selbst dem
                              									erfahrenen Fachmann ein willkommener Berater und somit gleich wertvoll für den
                              									Lernenden wie für den in der Praxis stehenden Ingenieur sein.
                           Von Herrn Professor Spalckhaver, dem Obmann der
                              									Normenkommission des Hamburger Bezirksvereines deutscher Ingenieure gehen uns
                              									folgende Ausführungen zu:
                           Bei allen Normungsarbeiten, auch bei der Festsetzung der
                              									Bezeichnungen, Formeln und Einheiten ist im Auge zu behalten, daß der Zweck dieser
                              									Arbeiten die Förderung der Werte erzeugenden Arbeit ist. Diese Förderung geschieht
                              									durch alle Mittel, welche die Arbeit, sei es Hand- oder Kopfarbeit, erleichtern.
                           Betrachtet man nun die Gegenüberstellung des physikalischen und des technischen
                              									Maßsystems, Zeitschrift Maschinenbau 1923, Heft 9, Seite Nr. 64/65, so ist es nach
                              									den Kämpfen um die Frage Kraft-Maße zu begrüßen, daß man der Technik nun die Einheit
                              									der Kraft als „dritte Grundeinheit“ gelassen hat,
                              									die für den ganz überwiegend mit anschaulichen Begriffen arbeitenden Techniker
                              									entschiedene Vorzüge hat. Weniger erfreulich ist es aber, daß eine Reihe allgemein
                              									gebräuchlicher und eingebürgerter Bezeichnungen für das physikalische Maßsystem
                              									beschlagnahmt und damit der Technik entzogen werden soll. Dagegen ist aufs schärfste
                              									Einspruch zu erheben. Ebenso sollten die neugewählten nach den Namen von Forschern
                              									gebildeten Bezeichnungen allgemein abgelehnt werden.
                           Es ist zu bedenken, daß Aenderungen wissenschaftlicher Maßsysteme nicht nur für die
                              									Uebergangszeit Unbequemlichkeiten, Erschwerung der Arbeiten, Gelegenheiten zu
                              									vielfachen Mißverständnissen und große Kosten verursachen. Darüber hinaus sind die
                              									neuen Vorschläge, da sie wenig Aussicht auf allgemeine
                              									Einführung haben, geeignet, den Zugang weiter Volkskreise zu den technischen
                              									Wissenschaften zu erschweren. Das verstößt gegen den ersten Grundsatz der Normung
                              									und ist besonders in der heutigen Zeit wirtschaftlicher Not wenig angebracht.
                           Wollen nun schon die Vertreter der Physik durchaus ein neues Maßsystem mit neuen
                              									Bezeichnungen haben, so soll ihnen das unbenommen bleiben, aber sie sollen den
                              									Technikern ihre eingebürgerten Bezeichnungen lassen. Das ist schon aus dem Grunde
                              									nötig, weil hier die Zahl der Beteiligten, die umlernen müßten, um das Vielfache
                              									größer ist, als diejenige des kleineren Kreises der Physiker und weil darüber hinaus
                              									das technische Maßsystem im ganzen Volk angewendet wird. Wenn man bedenkt, daß
                              									jetzt, 50 Jahre nach Einführung des kg als Gewichtseinheit in Deutschland noch immer
                              									nach Pfund eingekauft wird, kann man sich vorstellen, wie lange es dauern würde, bis
                              									sich das Kil statt des kg eingeführt haben würde. Wir Ingenieure müssen aber Wert
                              									darauf legen, daß unsere Berufssprache von dem Volke, für das und mit dem wir
                              									arbeiten, also in erster Linie von den Werkmeistern und Arbeitern ohne Schwierigkeit
                              									verstanden wird, und das wird mit den neuen Bezeichnungen nicht der Fall sein.
                           Wenn man sich darauf beruft, daß in dem Einführungsgesetz des metrischen
                              
                              									Gewichtssystems das kg als Einheit der Maße erklärt wurde, so ist das eben
                              									seinerzeit ein Fehler gewesen, der damals dem Auge der Ingenieure entgangen ist,
                              									über den aber das Volk stillschweigend hinweggegangen ist, indem es das kg als
                              									Einheit des Gewichtes gebraucht.
                           In bezug auf die Namengebung können wir eine scharfe Kritik leider nicht
                              									unterdrücken. Es scheint uns ebenso gegen die Ehrfurcht vor dem Andenken der
                              									bedeutenden Forscher, die man zu ehren beabsichtigt wie gegen das Sprachgefühl zu
                              									verstoßen, wenn man ihre Namen so verstümmelt, wie es mit 1 Helm, 1 New, 1 May usw.
                              									geschieht.
                           Ebenso lehnen wir die Ausdrücke das Kil und das Ton ab.
                           Bei dieser Gelegenheit wollen wir nicht verfehlen, auch gegen die von Fremdwörtern
                              									abgeleiteten Abkürzungen kcal für die Wärmeeinheit und h für die Stunde statt W E
                              									und st von neuem Einspruch zu erheben. Die letzten Ausdrücke wurden bis vor wenigen
                              									Jahren ohne irgend welche Schwierigkeiten oder Mißverständnisse gebraucht. Man
                              									sollte aber nur dann ändern und die mit solchen Umstellungen verbundenen
                              									Unbequemlichkeiten und Mühen der Allgemeinheit zumuten, wenn entweder erhebliche
                              									Mißstände abzuschaffen oder große Vorteile zu gewinnen sind.
                           Schließlich ist zu bedenken, daß durch die Einführung dieser neuen Einheiten und
                              									Namen nicht nur für die Uebergangszeit ein Zustand der Verwirrung, der
                              									Mißverständnisse und Fehlerquellen geschaffen wird, sondern daß dauernd Studierende
                              									und Schüler mit einer Mehrarbeit beim Eindringen in die Wissenschaft belastet
                              									werden, die unfruchtbar bleiben und nur als Ballast betrachtet
                                 										werden muß. Es ist richtiger, wenn die Physiker ein neues wissenschaftlich
                              									aufgebautes Maßsystem nötig haben, daß sie sich ein solches unter Schonung der für
                              									die Technik und vom Volk bereits gebrauchten Namen zurecht machen und dabei nach
                              									Möglichkeit eine glatte Verbindung mit dem technischen Maßsystem herstellen.
                           Die Techniker haben mit dem bisherigen technischen Maßsystem gut arbeiten können; in
                              									den selteneren Fällen, in denen die Aufgabe die Berücksichtigung sonst
                              									vernachlässigter Einflüsse (Drehung und Wendung der Erde) erfordern, werden die
                              									Ingenieure den Anschluß an die theoretische Physik schon zu finden wissen. Der Geist
                              									der Normung verlangt Erleichterung und nicht Erschwerung der Arbeit, und ferner Verlegung der
                              									schwierigeren geistigen Arbeit an die Stellen, denen die
                              									Erledigung am leichtesten fallen muß; also des Entwerfens vom Betriebe in das
                              									Konstruktionsbüro, des Sichumstellens auf neue Begriffe und Namen von der
                              									technischen Allgemeinheit auf die geringere Zahl der physikalischen und technischen
                              									Theoretiker.
                           
                        
                           Bezeichnungen für Einheiten mechanischer Größen nach den
                              									Vorschlägen des A.E.F.
                           (Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 338, S. 214
                              Bezeichnungen nach den Vorschlägen
                                 										des A. E. F.; Physikalisches Maßsystem cm g s; Technisches Maßsystem m Kil s;
                                 										Jetzt gültige Bezeichnungen für das Techn. Maßsystem m kg sek; Kraft; Masse;
                                 										Arbeit; Drehmoment; Leistung; Spannung (Zug, Druck); Neue Namen; Phys; Techn;
                                 										der Stein; das Kil; das Ton; das Newton; das Helmholtz; das Mayer; das Lionard;
                                 										das Archimed; das Prony; das Bar; das Pez; das Atmo; das Toricelli.
                              
                           Vor etwa 3 Jahren hat man eingeführt:
                           
                              1. für die Wärmeeinheit kcal statt WE;
                              2. für die Zeitmaße h, m, s statt st, min, sek.
                              
                           Diese Abkürzungen widerstreiten den Grundsätzen der
                              									Sinnfälligkeit und Volkstümlichkeit. Wie unbequem solche Neuerungen sind, wenn sie
                              									obigen Grundsätzen widersprechen, zeigt folgende Zusammenstellung von Abkürzungen
                              									für „Wärmeeinheit“, ausgelesen aus Büchern unserer führenden Techniker und
                              									Zeitschriften
                           
                              
                                 für Wärmeeinheit
                                 WEoderkcal
                                 Cal, cal, kal, Kal.
                                 
                              
                           Die Beschreibung einer Dampfmaschine mit den neuen Bezeichnungen würde lauten: Eine
                              									Dampfmaschine hat eine Leistung von 100 Pferdestärken (PS); diese sind gleich 7500 Prony
                              									(Pron) oder 7500 Mayer je Sekunde \left(\frac{\mbox{May}}{\mbox{s}}\right) oder gleich 7500 Kilmeter je Sekunde
                              									\left(\frac{\mbox{Kil m}}{\mbox{s}}\right); dabei ist ihr Drehmoment 600 Archimed (arch.); das Schwungrad wiegt 3000
                              									Kil; sein Beharrungsvermögen beträgt 300 Newton (New) und hat bei n Umlaufen je
                              									Minute eine Energie von 450000 Mayer (May) aufgespeichert. Der Druck im
                              									Schieberkasten beträgt 7 Atmo (at).
                           Bei dem auf Seite 201 dieser Zeitschrift veröffentlichten Aufsatz des Herrn
                              									Oberingenieur Brandt über: „Angewandte Abwärmeausnutzung“ handelt es sich um ein Referat
                              									des vom gleichen Verfasser in Nummer 48/49 Jg. 1922 d. Zeitschrift: „Die
                                 										Wärme“ erschienenen Aufsatzes: „Beitrag zur
                                    											angewandten Abwärmeausnutzung“.