| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 219 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Dieselmaschinen. Im „Verein deutscher
                                 										Ingenieure“ hielt vor kurzem Prof. Nägel
                              									(Dresden) einen Vortrag über „Die Dieselmaschine der Gegenwart“. Die
                              									Entwicklung der Dieselmaschine seit etwa 1911 läßt sich auf vier Hauptpunkte
                              									zurückführen:
                           
                              1. Die Bauart der ganzen Maschine und deren Anpassung an die
                                 										Baustoffersparnis und hohe Drehzahl.
                              2. Die Einführung des Zweitaktes an Stelle des
                                 										ursprünglichen Viertaktverfahrens.
                              3. Der Uebergang von der Drucklufteinspritzung zur
                                 										druckluftlosen Einspritzung der Brennstoffe in der kompressorlosen
                                 										Dieselmaschine.
                              4. Verbesserungen zur einwandfreien Verbrennung schwersiedender
                                 										Brennstoffe in der Gleichdruckmaschine.
                              
                           
                           Um Baustoff zu sparen, war man in erster Linie bestrebt, das Maschinengestell
                              									entsprechend zu gestalten. Bei schnellaufenden U-Bootsmaschinen hat man bereits
                              									wertvolle Erfahrungen gesammelt zur zweckmäßigen Ausgestaltung des
                              									Maschinenfundamentes. Bei großen Dieselmaschinen, die hauptsächlich für
                              									Schiffsmaschinen in Betracht kommen, kommen neben geringem Maschinengewicht und
                              									Platzbedarf die Betriebsicherheit und die Wirtschaftlichkeit in Frage. Als
                              									Dieselmaschinen bauende Firmen kommen hier hauptsächlich in Betracht:
                              									Maschinenfabrik Augsburg – Nürnberg, Gebr. Sulzer, Winterthur und Ludwigshafen,
                              									Friedr. Krupp, Germaniawerft, Kiel, Werft Kiel der Deutschen Werke, Allgemeine
                              									Elektrizitätsgesellschaft Berlin.
                           Bei Zweitaktmaschinen für große Leistung ist von der Ventilmaschine ausgegangen
                              									worden. Die Entwicklung dieser Maschinengattung für große Einheiten führte zur
                              									Schlitzspülung. Im Jahre 1910 hat die Maschinenfabrik Augsburg – Nürnberg für die
                              									deutsche Kriegsmarine eine 12000 – PS – Zweitaktmaschine gebaut. Sie stellt die
                              									größte bisher ausgeführte doppeltwirkende Dieselmaschine dar, die auf Befehl unserer
                              									Feinde zerschlagen werden mußte. Die Maschine hatte 850 mm Zyl.-Durchm. und 1050 mm
                              									Hub und lief mit 160 Uml/min. Die Versuche, die später an einem einzelnen Zylinder
                              									dieser Maschine ausgeführt wurden, beweisen, daß die Maschinenleistung auf 17000 PS
                              									hätte gesteigert werden können.
                           Die Ventilspülmaschinen sind besonders von der Germaniawerft Kiel ausgebildet worden.
                              									Die Schlitzspülmaschinen in Spezialausführung wurden von der Firma Gebr. Sulzer in
                              									Winterthur und Ludwigshafen gebaut.
                           Die kompressorlose Dieselmaschine ist besonders für Kleinmaschinen von
                              									wirtschaftlicher Bedeutung. Die Einspritzung des Brennstoffes ohne Druckluft ist
                              									bereits vielfach erprobt worden, so daß berechtigte Aussichten bestehen, dieses
                              									Verfahren auch bei Großdieselmaschinen anzuwenden.
                           Im Inlande werden zurzeit hauptsächlich Gasöl- und Braunkohlenteeröl verwendet, da
                              									die etwas höher siedenden Steinkohlenteeröle keinen billigeren Betrieb ergeben. Da
                              									voraussichtlich in Zukunft ausländische Dicköle der Petroleumverarbeitung für die
                              									Dieselmaschine als Treibmittel in Betracht kommen, so wird sich eine weitere
                              									Ausbildung der Dieselmaschine nach dieser Richtung als notwendig erweisen. Aus
                              									verschiedenen Gründen eignet sich die ventillose Zweitaktmaschine besonders gut für
                              									die Verwendung schwerer Brennstoffe.
                           Anschließend an diesen Vortrag folgten noch kurze Referate über: Wärmeübergang in der
                              									Verbrennungsmaschine, Vergleichsversuche über Druckluftzerstäubung und
                              									kompressorlose Betriebsweise, Richtlinien für den Reihenbau von kleinen und
                              
                              									mittleren Oelmotoren, Brennstoffe und ihre Verbrennung in der Dieselmaschine,
                              									Leistungserhöhung bei Viertaktmaschinen, Fernwirkungen von Kraftmaschinen.
                           Wimplinger.
                           Gestaltung der Verbrennungsmotoren. Die Formgebung der
                              									Zylinderdeckel solcher Maschinen bietet am meisten Schwierigkeiten. Im
                              									Zylinderdeckel sind Durchbrechungen vorzusehen, die eine erhöhte Beanspruchung des
                              									Baustoffes mit sich bringen. Außer der Belastung durch den Verbrennungsdruck treten
                              									noch Wärmespannungen auf.
                           Bei Zweitaktmaschinen wird der Zylinderdeckel einfacher ausgestaltet. Bei solchen mit
                              									Schlitzspülung ist nur eine einzige zentrische Durchbrechung des Zylinderdeckels für
                              									das vereinigte Einspritz- und Anlaßventil notwendig. Bei der Berechnung der
                              									Wärmespannung kann eine mittlere Temperatur im Verbrennungsraum von 550° und 50°
                              									Kühlwassertemperatur angenommen werden. Besonders genau zu untersuchen ist die
                              									Durchdringungsstelle von Ventilhals und Zylinderdeckel.
                           Aus dem Wärmeleitgesetz berechnet sich der Wärmestrom Q bei einem Querschnitt f der
                              									Stromlinie zu
                           
                              Q=\lambda\,f\,\frac{d\,t}{d\,x}
                              
                           Als Wärmeleitzahl λ von Gußeisen wird angenommen:
                           λ = 56 WE (m, st, °C).
                           Die Wärmeübergangzahl für das Kühlwasser bestimmt sich zu αw = 2500 WE (m2,
                              									st, °C).
                           Für den Wärmeübergang der Verbrennungsgase an die Wandung können noch keine
                              									bestimmten Angaben gemacht werden. Angenähert wird man diese Wärmeübergangzahl aus
                              									dem gesamten Wärmeübergang an das Kühlwasser nach Messungen am Motor berechnen
                              									können. Bei Zweitaktmaschinen wird etwa ein Viertel des gesamten Wärmeverbrauchs in
                              
                              									das Kühlwasser abgeführt und etwa ein Drittel wird in effektive Leistung umgesetzt.
                              									Dies entspricht einer Wärmeabfuhr für Pferdestärke und Stunde:
                           
                              \frac{Q}{N_e}=632\,\frac{3}{4}=475\mbox{ WE (PS, st)}.
                              
                           Außerdem ist noch zu erwägen, welche mittlere Fläche bei einer gegebenen Maschine für
                              									den Wärmeübergang in Betracht kommt. Ist w die Kurbelwinkelgeschwindigkeit, so ist
                              									die Lauffläche F des Kolbens zur Zeit t, die außer der Deckel- und Kolbenfläche zur
                              									Wärmeübertragung vorhanden ist.
                           F = dπ (1 – cos wt) s (m2).
                           Das Verhältnis der mittleren Wärmeübergangsfläche Fm zur Kolbenfläche Fo kann dann zu 5,5 berechnet werden. Dabei wird die zylindrische
                              									Begrenzung des schädlichen Raumes vernachlässigt und für das Verhältnis von Hub zu
                              									Durchmesser der Wert 1,75 angenommen. Hieraus bestimmt sich der gesamte
                              									Wärmeübergang zu: Q = km Fm (tg – tw) WE/st.
                           Die Leistung einer Zweitaktmaschine wird berechnet zu N_e=\frac{F_0\,p_e\,c_m}{2\,\times\,75}\mbox{ PS}. Nimmt man hierfür
                              									wieder übliche mittlere Werte an, so ergibt sich
                           \frac{N_e}{F_0}=1160 und K_m=\frac{Q}{N_e}\,\frac{N_e}{F_0}\,\frac{F_0}{F_m}\,\frac{1}{t_g-t_w}\,\sim\,200\mbox{ WE}\,(\mbox{m}^2,\,\mbox{st},\,^{\circ}\mbox{C}).
                              								
                           ~ 200 WE (m2, st, °C).
                           Zur Berechnung der Wärmeübergangzahl aus der Wärmedurchgangzahl ist bei großen
                              									Maschinen auch die Wandstärke δ (~ 4 cm) zu berücksichtigen: 1/K_m=1/\alpha_g+\frac{\delta}{\lambda}+\frac{1}{\alpha_w}. Daraus
                              									folgt l/αg = 1/250.
                           Hiermit sind alle Größen zur Berechnung der Wärmestauungen
                              									bekannt. (Zeitschrift des Ver. deutsch. Ingenieure, Maschinenbau 1923, S.
                              									799–802.)
                           Wimplinger.
                           Sondermessing. Zurzeit ist man mehr denn je gezwungen, das
                              									teuere aus dem Auslande einzuführende Kupfer durch andere Metalle zu ersetzen, so
                              									z.B. in der Elektrotechnik durch Aluminium und seine Legierungen. Trotzdem werden
                              									Messing und Bronze wichtige Baustoffe für den Maschinenbau bleiben. Man versucht nun
                              									ein Sondermessing herzustellen mit erhöhter Fertigkeit, um mit geringeren
                              									Querschnitten und Wandstärken auszukommen. Weiterhin ist man bestrebt, bei der
                              									Herstellung dieser Messingsorte mit einem geringeren Kupfergehalt auszukommen. Dem
                              									gewöhnlichen Messing werden, um an Kupfer zu sparen und doch gute
                              									mechanisch-technologische Eigenschaften zu erreichen, gewisse Metalle in geringen
                              									Mengen zugesetzt, wie Mangan, Zinn, Eisen, Nickel, Blei und auch Aluminium.
                           In der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde wurde über ein solches Sondermessing,
                              									der sogenannten Manganbronze, kürzlich berichtet. Diese Legierung besteht aus 59 v.
                              									H. Kupfer und 41 v. H. Zink mit einem Zusatz von Aluminium, Zinn, Mangan und Eisen
                              									und kann zu Guß-, Schmiede- und Preßzwecken verwendet werden. Der Aluminium- und
                              									Zinngehalt schwankt zwischen 0,5–1,5 v. H., der Eisengehalt von 0,8–1,3 v. H., der
                              									Mangangehalt von 0,2–0,4 v. H.
                           Durch Zinnzusatz wird die Fließgrenze und die Härte erhöht, ebenso die
                              									Bruchfestigkeit. Durch das Mangan wird der Sauerstoff beseitigt und die
                              									Metalllegierung besser verdichtet. Durch Zusatz von Eisen wird die Festigkeit der
                              									Gußstücke nicht wesentlich verändert. Schmiedestücke erhalten durch einen solchen
                              									Zusatz eine größere Geschmeidigkeit und außerdem wird die Streckgrenze bedeutend
                              									erhöht. Aluminium beseitigt vor allem den Sauerstoff. Ein hoher Aluminiumzusatz
                              									erhöht aber das Schwindmaß, wodurch gießtechnische Schwierigkeiten entstehen.
                           Ueber die Frage des Sondermessing hat in einem Vortrag Prof. Enßlen von der Moskauer Bergakademie am 29. Juni 1923 in der Deutschen
                              									Gesellschaft für Metallkunde eingehend berichtet und dabei wurde auch hervorgehoben,
                              									daß in Deutschland unter Mitwirkung deutscher Metallwerke planmäßige Untersuchungen
                              									durchgeführt werden, um den Einfluß der einzelnen Zusätze zum Messing zu
                              									erforschen.
                           Wimplinger.
                           Fabrikmäßiger Schiffbau. Nachdem die deutschen Waren wohl
                              									allgemein Weltmarktpreise erreicht haben, ist die Zeit vorüber, wo die deutsche
                              									Industrie schon allein durch die schlechte Währung dem Ausland überlegen war. Um
                              									konkurrenzfähig zu bleiben, muß sie also wieder mehr und mehr danach streben,
                              									Qualitätsarbeit zu leisten unter Anwendung wirtschaftlicher Fertigkeitsmethoden,
                              									also vor allem durch Reihenherstellung. Ein Gebiet, das hierfür wenig geeignet
                              									erscheint, ist der Schiffbau. Daß es mit Hilfe einer gut durchdachten Organisation
                              									aber doch möglich ist, Schiffbau fabrikmäßig, also als Reihenbau, zu betreiben, hat
                              									die Linke-Hofmann-Lauchhammer – A.-G. bewiesen; im Heft 47/48 Jahrgang 1923 des
                              										„Schiffbau“ wird hierüber berichtet. Die genannte Firma hatte einen
                              									Auftrag auf 347 Flußschiffe als Reparationslieferung für Frankreich. Die
                              									Hauptabmessungen dieser Fahrzeuge betrugen: Länge über Alles... 38,430 m, Breite..
                              									5,036 m, Seitenhöhe.. 2,324 m, Wasserverdrängung 397 cbm bei 2,235 m Tiefgang,
                              									Eigengewicht eines Schiffes 38 t, wovon 30 t Bleche und 8 t Stabeisen.
                           Zunächst wurde ein Modellschiff gebaut und nach dessen Einzelteilen Schablonen
                              									hergestellt, da die Auswechselbarkeit aller gleichen Teile angestrebt wurde. Mit
                              									Hilfe dieser Schablonen war die reihenweise Herstellung aller Einzelteile
                              									gewährleistet. Die Bleche wurden in ganzen Paketen gebohrt, wobei die Schablonen
                              									durch Bohrhülsen vor Abnutzung geschützt wurden. Für die hydrauliche Presse waren
                              									besondere Stempel und Matrizen angefertigt worden, um das Stanzen von Ausschnitten
                              									und Löchern in die Bodenwrangenbleche und Winkel in einem Arbeitsgang zu
                              									ermöglichen. Auf diese Weise ließ sich eine geradezu riesige tägliche Leistung
                              									erreichen. So wurden, um nur einige Zahlen zu nennen, täglich 240 Seiten- und
                              									60 Kantenspanten gebogen, 2448 lfd. Meter geschnitten, 135388 Löcher gebohrt,
                              									52684 Löcher gestand usw.; im ganzen wurden etwa 80 t Schiffbaumaterial täglich
                              									vorgearbeitet, das an die Werften geliefert und dort zusammengebaut wurde. Durch die
                              									Auswechselbarkeit und das zwanglose Passen aller Teile war die Montage wesentlich
                              									erleichtert. Die Erfahrungen, die beim Bau dieser Riesenserie gesammelt wurden,
                              									wendet die Linke-Hofmann-Lauchhammer – A.-G. nun an, um kleinere Reihen
                              									vielgebrauchter Flußschiffstypen zu bauen. Als Normaltype ist die
                              										„Lauchhammer-Typenschute“ in drei Größen (90, 140 und 200 t
                              									Tragfähigkeit) zugrunde gelegt worden. Sie ist für schärfste Beanspruchung im
                              
                              									Hafendienst berechnet und für möglichst günstige allgemeine Eigenschaften
                              									konstruiert. Durch Verlängerung oder Verkürzung des Mittelschiffes lassen sich aus
                              									diesem Normaltypen beliebige Zwischengrößen ohne Schwierigkeit herstellen. Für
                              									kleine Werften, die nicht über die Mittel zur Reihenherstellung verfügen, ist auf
                              									diese Weise die Möglichkeit wirtschaftlichen Arbeitens geschaffen, indem sie das
                              									vorgearbeitete Eisenmaterial von den Walzwerken beziehen und sich auf den
                              									Zusammenbau beschränken, wobei sie bekannterweise billig zu arbeiten imstande sind.
                              									Auch der Ausfuhr sind neue Wege geöffnet, da die Montage des vorgerichteten
                              									Materials sehr einfach ist und daher auch auf kleinen, mangelhaft eingerichteten
                              									Werften geschehen kann. Nicht zu vergessen ist außerdem die allgemeine,
                              									betriebstechnische Bedeutung, die dem reihenmäßigen Schiffbau zukommt; denn er
                              									zeigt, daß Gebiete, an die man häufig gar nicht denkt, organisatorischer
                              									Verbesserungen fähig sind und große Ausbaumöglichkeiten bieten.
                           Parey.
                           Braunkohle und Torf als Lokomotivbrennstoffe. Ueber die
                              									Frage, ob und in welchem Umfang Braunkohle und Torf beim Lokomotivbetrieb an Stelle
                              									der bisher vorwiegend benutzten Ruhr-Fettkohle Verwendung finden können, macht Landsberg interessante Angaben. Der Kohlenbedarf der
                              									Reichseisenbahnen beträgt im Durchschnitt der letzten Jahre 16 Mill. t, d. s. etwa
                              									12 v. H. der gesamten Kohlenförderung. Zieht man dagegen nur die Menge der im
                              									Ruhrgebiet geförderten Fettkohle in Betracht, so ergibt sich, daß die Eisenbahnen
                              									fast 20 v. H. dieser Sorte verbrauchen. Da aber gerade Fettkohle und Koks für die
                              									Reparationlieferungen in erster Linie beansprucht werden, so entstand in den letzten
                              									Jahren beim Eisenbahnbetrieb ein steigender Fehlbetrag, der nur durch Einfuhr von
                              									englischer Kohle gedeckt werden konnte. Somit ergibt sich die Frage, ob nicht an
                              									Stelle von Fettkohle andere Brennstoffe, die bei uns reichlicher vorhanden sind, zur
                              									Feuerung von Lokomotiven herangezogen werden können. Die Notwendigkeit, eine
                              									bestimmte Menge von Wärmeeinheiten auf der Lokomotive mitzuführen, sowie die
                              									außergewöhnlich hohe Beanspruchung der Rost- und Heizfläche schließen die
                              									Verfeuerung von rohem Torf und roher Braunkohle oder Briketts aus, dagegen wären
                              									diese Brennstoffe in Form von getrocknetem Staub wohl verwendbar, zumal die
                              									Staubfeuerung sich durch guten Wirkungsgrad, leichte Regelbarkeit und weitgehende
                              									Ausschaltung der Handarbeit auszeichnet. Bei Braunkohle wäre eine vorherige
                              									Verschwelung erwünscht wegen der volkswirtschaftlichen Bedeutung der hierbei zu
                              									gewinnenden Oele, dann aber auch wegen der geringeren Gefährlichkeit des
                              									Halbkoksstaubs. Auf den dem mitteldeutschen Braunkohlengebiet zunächst gelegenen
                              									Strecken der Bezirke Dresden, Erfurt, Magdeburg und Halle kommt der Ersatz von rd. 1
                              									Mill. t Steinkohle jährlich durch Braunkohlenkoks in Frage, wozu rd. 4,5 Mill. t
                              									Braunkohle verschwelt werden müssen. Hierdurch könnten rd. 10 v. H. der von der Ruhr
                              									bezogenen bzw. aus England eingeführten Kohlen erspart werden, ebenso der
                              									Kohlenverbrauch für die Beförderung der vollen und leeren Züge; schließlich würden
                              									hierdurch Strecken, Lokomotiv- und Wagenpark für andere Zwecke frei. Allerdings sind
                              									bei der gestellten Aufgabe noch manche wärmewirtschaftliche und feuerungstechnische
                              									Fragen zu lösen, da es bei den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht möglich
                              									ist, die Bauart der Lokomotivkessel der Eigenart der Staubfeuerung anzupassen, die
                              									Aufgabe vielmehr darin besteht, in dem kleinen Raum der Feuerbüchse die notwendigen
                              									großen Wärmemengen in der Zeiteinheit freizumachen, ohne die Baustoffe durch zu hohe
                              									Temperatur zu gefährden. (Zeitschr. V. D. Ing. 1923, S. 263/264.)
                           Sander.
                           Unfallverhütung bei Kohlenstaubfeuerungen. Im Bureau of
                              									Mines in Washington hat L. D. Tracy eingehende
                              									Untersuchungen über die Explodierbarkeit von Kohlenstaub-Luftgemischen ausgeführt,
                              									die im Hinblick auf die zunehmende Verbreitung der Kohelnstaubfeuerung auch bei uns
                              									Beachtung verdienen. Bei den Versuchen ergab sich, daß ein Gemisch von 6,032 kg
                              									Kohlenstaub und 1 cbm Luft noch explodierbar ist und daß der Gehalt der Kohle an
                              									flüchtigen Bestandteilen für die Explosionsneigung des Brennstoffs entscheidend ist.
                              									Weiter ist die Kenntnis der Temperatur wichtig, bei welcher die Kohle zu verbrennen
                              									beginnt. Diese Temperatur läßt sich durch Erwärmen der Kohle im Sauerstoffstrom
                              									experimentell bestimmen und die so erhaltene Oxydationskurse gibt für die betr.
                              									Kohle einen Anhalt dafür, bei welcher Temperatur ein Gemisch von Kohlenstaub und
                              									Luft mit Vorsicht zu behandeln ist.
                           Zur Verhütung von Kohlenstaubexplosionen bei Staubfeuerungen ist im übrigen
                              									folgendes zu beachten: Staubansammlungen in der Mahlanlage sowie in den übrigen
                              									Gebäuden sind zu vermeiden und es muß auf größte Sauberkeit gehalten werden.
                              									Staubablagerungen auf dem Fußboden oder auf den Maschinen dürfen erst nach
                              									vorheriger gründlicher Anfeuchtung oder nach Zusatz von überschüssigem,
                              									nichtbrennbarem feinen Material zusammengekehrt werden. Die Benutzung offener
                              									Lichter sowie das Rauchen in der Mahlanlage sind nicht zulässig, es ist ferner für
                              									gute Lüftung der Anlage und möglichst für eine Vorrichtung zur Vakuumreinigung zu
                              									sorgen. Die Mahl- und Transportanlage sowie die Vorratbehälter sind von der
                              									Trockenanlage durch eine feuersichere Wand zu trennen; auch die Vorratbehälter sind
                              									von den Oefen oder Kesseln möglichst zu isolieren. Die Staubbehälter müssen dicht
                              									schließen und mit selbsttätigen Anzeigern des Kohlenstandes versehen sein. Die
                              									Trockner dürfen nur von besonders zuverlässigen Leuten bedient werden; um
                              									Ueberhitzung der Kohle zu vermeiden, sollen die Trockner mit Pyrometern ausgerüstet
                              									sein. Der Betrieb des Trockners darf, solange er noch Kohle enthält, nie
                              									unterbrochen werden.
                           Die Temperatur der Feinkohle darf beim Einfüllen in die Bunker höchstens 65°
                              									betragen, ferner dürfen die Vorratbunker nicht in unmittelbarer Nähe der Oefen,
                              									Kessel, Dampfleitungen oder Essenkanäle angelegt werden. Beim Stillsetzen des
                              									Betriebes sollen alle Vorratbehälter möglichst entleert werden. Alle
                              									Fördereinrichtungen müssen dicht gekapselt werden und dürfen während des Betriebes
                              									nicht geöffnet werden. Besondere Sorgfalt ist auf die elektrische Installation zu
                              									legen, vor allem dürfen in der Mahlanlage nur schlagwettersichere Motoren Verwendung
                              									finden. (Stahl und Eisen 1923, S. 159.)
                           Sander.