| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | W. Speiser | 
| Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 75 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die Schweißung gebrauchter eiserner Versand- und
                                 										Lagerbehälter für brennbare Flüssigkeiten. Es ist bekannt, daß die
                              									Ausbesserung eiserner Benzin-, Benzol- und Oelfässer mittels des Schweißbrenners
                              									besondere Vorsicht erfordert. Trotzdem auf diese Gefahren wiederholt hingewiesen
                              									worden ist, wird von den mit solchen Schweißarbeiten betrauten Personen immer wieder
                              									mit unglaublichem Leichtsinn vorgegangen, und es vergeht kaum ein Monat, ohne daß
                              									die Unfallchronik über mehr oder weniger schwere Explosionen beim Ausbessern solcher
                              									Behälter zu berichten weiß. Ganz besonders schwer war das Unglück, das sich vor
                              									einigen Monaten im Hamburger Hafen bei Schweißarbeiten auf dem Tankleichter
                              										„Saturn“ ereignet hat und wobei 8 Mann ums Leben kamen, 3 weitere
                              									Personen schwer verletzt wurden und beträchtlicher Sachschaden entstand. Dies
                              									veranlaßt uns, von neuem die Maßnahmen in Erinnerung zu bringen, die zur Verhütung
                              									von Explosionen bei solchen Arbeiten zu treffen sind.
                           In eisernen Fässern und Behältern, die zur Lagerung oder zum Versand der oben
                              									genannten brennbaren Flüssigkeiten benutzt werden, bleibt stets ein kleiner Rest
                              									zurück, auch wenn die Behälter gut ausgeleert wurden und zwecks Lüftung einige Zeit
                              									offen gestanden haben. Wenn nun ein solcher Behälter an irgendeiner Stelle mit dem
                              									Schweißbrenner erhitzt wird, so verdampft der Benzin- oder Oelrest infolge der
                              									strahlenden Wärme, die Oeldämpfe mischen sich mit der in dem Behälter enthaltenen
                              									Luft und bilden ein explosives Dampf-Luftgemisch, das, sobald sein Zündpunkt
                              									erreicht ist, mit lautem Knall explodiert, wobei gewöhnlich infolge der starken
                              									Druckerhöhung der Faßboden herausgeschleudert wird. Die Gewalt dieser Explosionen
                              									hat schon zahlreiche Unfälle mit schweren Verletzungen der Beteiligten oder gar
                              									tödlichem Ausgang herbeigeführt.
                           Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß dieselben Gefahren auch beim Schweißen eiserner
                              									Schwefelsäurefässer vorliegen. Hier besteht die Möglichkeit, daß die Säurereste
                              									durch die zutretende Luftfeuchtigkeit verdünnt werden und daß die verdünnte
                              									Schwefelsäure auf das Eisen unter Wasserstoffentwicklung einwirkt. Der Wasserstoff
                              									bildet mit der Luft gleichfalls ein explosives Gemenge, das schon bei der Erhitzung
                              									auf dunkle Rotglut (550–600°) detoniert.
                           Um derartige Explosionen zu verhüten, gibt es nur ein Mittel, und zwar die
                              									Fernhaltung des Luftsauerstoffs, da nur durch dessen Eintreten in das Innere des
                              									Fasses ein explosives Gemisch entstehen kann. Man hat daher vorgeschlagen,
                              									Kohlensäure aus einer Stahlflasche in das Faß einzuleiten, bis alle Luft daraus
                              									verdrängt ist, und erst hierauf mit der Schweißung zu beginnen. Dieses Verfahren hat
                              									aber, abgesehen davon, daß es wegen des ziemlich beträchtlichen
                              									Kohlensäureverbrauchs nicht gerade billig ist, den Nachteil, daß man nie ganz sicher
                              									ist, daß auch wirklich alle Luft aus dem Fasse verdrängt ist. Ferner ist
                              									verflüssigte Kohlensäure, zumal in kleineren Reparaturwerkstätten nicht immer zur
                              									Hand, schließlich kann es auch vorkommen, daß die Kohlensäureflasche mit einer
                              									Sauerstofflasche verwechselt wird, in welchem Falle die Folgen noch weit schlimmer
                              									sein werden.
                           Zweckmäßiger und auch billiger ist es daher, das gründlich ausgespülte und gelüftete
                              									Faß vollständig mit Wasser zu füllen, dann 1 Liter wieder abzugießen, die
                              									auszubessernde Stelle nach oben zu kehren und hierauf zu schweißen. Durch das
                              									Ablassen von etwa 1 Liter Wasser wird erreicht, daß die Schweißstelle innen nicht
                              									vom Wasser benetzt ist, da sonst das Schweißen erschwert und die Arbeitsdauer
                              									verlängert wird. Auf alle Fälle muß man hierbei aber darauf Bedacht nehmen, daß
                              									während des Schweißens unter Umständen in dem Fasse Wasserdampf gebildet wird,
                              									wodurch ein Ueberdruck entsteht. Um dies zu verhindern, darf also das Faß auf keinen
                              									Fall fest verschlossen sein. Damit trotzdem das Wasser nicht auslaufen kann, bringt
                              									man in dem Spundloch mittels einer Stopfbüchse drehbar ein knieförmig gebogenes Rohr
                              									an, das beiderseits offen ist, und dreht das Faß so, daß die auszubessernde Stelle
                              									am höchsten liegt. Das äußere Ende des Knierohres wird so weit gedreht, daß das
                              									Wasser gerade bis zum Rohrende reicht. Wird nun während des Schweißens Wasserdampf
                              									entwickelt, so kann der Dampfdruck jeweils eine entsprechende Menge Wasser aus dem
                              									offenen Knierohre herausdrücken. Dieses von der Firma Vondran in Halle a. S. angegebene Verfahren hat sich, wie Gewerberat FischerMaschinenbau,
                                    											6. Jahrg. S 804 (1924). angibt, als sehr zuverlässig erwiesen.
                              									Noch einfacher gestaltet sich die Arbeit, wenn man an Stelle des starren Knierohres
                              									in dem Spundloch einen biegsamen Metallschlauch befestigt. Wenn das Faß, wie oben
                              									angegeben, nicht mehr als 1 Liter Luft enthält, wird sich mit dieser Anordnung jede
                              									gefahrvolle Explosion mit Sicherheit vermeiden lassen, da sich ein explosives
                              									Gemisch unter diesen Bedingungen nicht in nennenswertem Umfang zu bilden vermag{PROBLEM}Verweiss für Fußnote 2 fehlt in
                                    											Vorlage{PROBLEM} a. a. O..
                           Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, daß nur die Schweißung solcher Fässer, die
                              									niedrigsiedende Flüssigkeiten, wie Benzin oder Benzol, enthielten, Gefahren in sich
                              									birgt, daß dagegen Fässer, die zum Versand von Treiböl, Paraffinöl oder
                              									Steinkohlenteeröl benutzt wurden, ohne besondere Vorsichtmaßregeln ausgebessert
                              									werden können. Eine einfache Ueberlegung zeigt, daß dies nicht der Fall ist. Die
                              									genannten Oele haben einen Siedepunkt, der zwischen 200–350° liegt. Diese Temperatur
                              									erreicht die Faßwand aber in der Umgebung der Schweißstelle sehr schnell, so daß
                              									dort an der Wandung haftende Oelreste alsbald verdampfen und mit der Luft, die im
                              									Rasse enthalten ist, ein explosives Gemisch bilden, das nicht weniger gefährlich
                              									ist als ein Benzindampf-Luftgemisch. Dies beweist auch ein Unfall mit tödlichem
                              									Ausgang, der sich in einer Werkstätte in Dresden vor einigen Jahren beim Schweißen
                              									eines eisernen Teerfasses ereignet hat. Gerade solche Fässer, die Teer und andere
                              									schwere Oele enthielten, sind mit besonderer Vorsicht zu behandeln, da diese Oele
                              									nie ganz wasserfrei sind und daher Anrostungen an den Faßwandungen hervorrufen.
                              									Derartige Roststellen bilden häufig mit dem Oel Verkrustungen und saugen das Oel,
                              									worauf auch Gewerberat Fischer hinweist, schwammartig in sich auf. Hierdurch wird
                              									die Entfernung des Oeles durch Ausblasen mit Luft oder durch Ausspülen mit Wasser
                              									sehr erschwert, und auch hier lassen sich nur bei vollständiger Füllung des Fasses
                              									mit Wasser, wie oben angegeben, Schweißungen gefahrlos ausführen.
                           Sander.
                           Elektrischer Antrieb von Schüttelrutschen und Schrämmaschinen
                                 										unter Tage. Um die nötige Förderleistung im Bergbau zu erzielen und dem
                              									Hauer die Gewinnungsarbeiten möglichst zu erleichtern, ist die Zahl der beim Abbau
                              									benutzten Maschinen sehr vergrößert worden und zwar dient als Hilfskraft im'
                              									rheinisch-westfälischen Kohlenbergbau die mit Rücksicht auf ihre Einfachheit und
                              									Schlagwettersicherheit fast ausschließlich angewandte Druckluft. Die starke Zunahme
                              									solcher Maschinen zeigt die folgende Tabelle:
                           
                              
                                 Arbeitsmaschinen
                                 1914
                                 1924
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Bohrhämmer, Abbauhämmer und    Kohlehacken
                                 15400
                                 61600
                                 
                              
                                 Bohrmaschinen
                                     100
                                   3000
                                 
                              
                                 Schrämmaschinen
                                     280
                                   1160
                                 
                              
                                 Schüttelrutschenantriebe
                                   2200
                                   6900
                                 
                              
                                 Förderhaspel
                                 10100
                                 17000
                                 
                              
                           Mit dieser Entwicklung des maschinellen Vorortantriebes sind natürlich die Kosten für
                              									die Aufwendungen des Bergbaues hinsichtlich der erforderlichen Druckluft sehr
                              									gewachsen, während diejenigen für den elektrischen Antrieb für diese Maschinen in
                              									Rheinland-Westfalen mit Ausnahme für 332 Haspeln zurückgeblieben sind, obwohl bei
                              									ihm der Energieverbrauch nur 15. bis höchstens 20 v. H. desjenigen der Druckluft
                              									beträft. Wurde doch nach den Untersuchungen der Druckluftverhältnisse auf 26 Gruben
                              									in Rheinland-Westfalen gefunden, daß im Mittel 25 v. H. der gesamten Dampferzeugung
                              									für die Herstellung von Druckluft gebraucht wird und von der über Tage gewonnenen
                              									Druckluft nur 35–40 v. H. in den Arbeitsmaschinen verwendet werden, denn 25–30 v. H.
                              									gehen infolge Undichtigkeiten der Leitung und der Rest infolge unwirtschaftlicher
                              									Verwendung der Druckluft für Sonderbewetterung verloren; bei den zahlreichen Haspeln
                              									müßten für 1 PS nutzbare Leistung, am Seil gemessen, im günstigsten Fall 7 PS, im
                              									ungünstigsten aber 17 PS über Tage für Drucklufterzeugung aufgewendet werden. Man
                              									fürchtet eben noch immer die Gefahren des elektrischen Antriebes infolge
                              									Funkenbildung und doch sind diese Befürchtungen bei richtiger Ausführung der Anlage
                              									unberechtigt (s. H. 5/6 der Siemens-Zeitschrift 1925). W. Philippi nennt an dieser
                              									Stelle alle die Vorsichtsmaßnahmen für schlagwettersichere elektrische Ausführungen,
                              									wie Erdung aller der zufälliger Berührung; ausgesetzten Teile einer elektrischen
                              									Anlage, Unterbringung einer guten Erdleitung in den biegsamen Kabeln usw. Bei
                              									Apparaten, wie Schaltern und Anlassern im Abbau, also in niedrigeren Strecken als 1
                              									m, wird man ohne Oel auskommen müssen entsprechend den dort nötigen niedrigen
                              									Spannungen (höchstens 500 V) und Motorleistungen (40 PS), oder mit Rücksicht
                              									auf die Spannung Oelschalter bzw. Oeltransformatoren kleiner Leistung nehmen und sie
                              									in feuersicheren Räumen aufstellen.
                           Philippi zeigt das Wie an zwei Beispielen, dem Schüttelrutschantriebe und der
                              									Schrämmaschine. Die Schüttelrutschen dienen zur Beförderung der Kohle von der
                              									Abbaustelle nach einer mit Gleisen ausgerüsteten Strecke, wo die Kohle in Wagen
                              									ausgeschüttet wird und diese zu Zügen zusammengestellt von einer Lokomotive zum
                              									Schacht befördern werden. Die üblichen Förderrinnen liegen in sehr niedriger Bauhöhe
                              									und besitzen einen sehr einfachen Antrieb; sie haben in den niedrigsten Strecken mit
                              									Bauhöhen von etwa 60 cm und weniger noch Platz und schaffen die abgebaute Kohle ohne
                              									Hilfe der Häuer aus dem Abbau heraus in die Wagen, indem sich die in der Rinne
                              									liegende Kohle allmählich weiterbewegt in einem gewissen Sinne, wobei die
                              									Geschwindigkeit der Rinne in der Förderrichtung plötzlich auf Null heruntergeht
                              									rutscht das in ihr liegende Fördergut um etwa 10–20 cm je nach der Neigung der Rinne
                              									vorwärts; für den Rückwärtshub genügt es, daß er nach einer solchen Geschwindigkeit
                              									ausgeführt wird und die in der Rinne liegende Kohle nicht wieder zurückgeworfen
                              									wird. Ein derartiges Bewegungsgesetz durch Umwandlung aus der gleichmäßigen
                              									Drehgeschwindigkeit des Elektromotors zu erreichen ist bereits auf verschiedenem
                              									Wege eingeschlagen worden, durch Einschaltung von Federn in die Verbindung zwischen
                              									Förderrinne und Kurbelzapfen des Antriebes u. ä. Die Bauhöhe eines dazu nötigen
                              									Antriebes ist gering, der Wirkungsgrad günstig, der Energieverbrauch gering und der
                              									geräuschlose Gang läßt verdächtige, auf Verschiebungen der Kohle hindeutende
                              									Geräusche im Flöz leicht bemerken. Bei überlasteter Förderrinne bleibt auch der
                              									Elektromotor nicht wie ein Druckluftmotor in der Drehzahl zurück und veranlaßt so
                              									keinen starken Rückgang in der Förderung, sondern zieht gleichmäßig durch.
                           Der elektrische Antrieb besteht außer bei Förderrinnen über etwa 100 m aus einem
                              									Drehstrom-Kurzschlußläufermotor von etwa 6–8 kW, der mit einem gewöhnlichen
                              									schlagwettersicheren Ständerschalter ein- und ausgeschaltet wird und so eine
                              									schlagwettersichere Ausführung zuläßt; bei größerer Leistung bedarf es eines
                              									Schleifringmotors mit sicher eingekapselten Schleifringen wie Anlasser in einem
                              									Gehäuse, dessen Wandungen einen inneren Ueberdruck von 8 at aushalten können.
                           Schrämmaschinen dienen zum Abbau sehr niedriger Flöze (bis etwa 45 cm) und erfordern
                              									bei elektrischem Antrieb sehr niedrige Motoren, die schlagwettersicher gebaut sein
                              									müssen; es wird bei einer Motorleistung von etwa 40 PS eine Bauhöhe von etwa 40 cm,
                              									bei etwas kleineren Motoren eine noch geringere Bauhöhe erforderlich sein. Mit
                              									Rücksicht auf die starke Staubentwicklung müssen die Motoren bei der Schrämmarbeit
                              									vollständig eingekapselt sein und so gebaut, daß die Abführung der im Motor
                              									erzeugten Verlustwärme durch Strahlung möglich ist. Philippi verweist auf eine
                              									Stangenschrämmaschine mit schlagwettersicher gekapseltem Drehstrommotor mit
                              									Kurzschlußläufer und einer Leistung von 30 PS mit Kühlrippen. Dieser ist ein
                              									einfacher Drehstrommotor, der fast immer in Sterndreieckschaltung angelassen wird,
                              									da ein Anlaufen mit voller Belastung nicht erforderlich ist. Bei dem Anlaßschalter
                              									liegen die Kontakte in einem kräftigen gußeisernen Gehäuse und dessen Wandungen sind
                              									für einen inneren Ueberdruck von 8 at bemessen, dessen Deckel haben breite Flanschen,
                              									wie sie für schlagwettersichere Schalter usw. nötig sind.
                           Neuerdings verwendet man auch bei den in der Nähe des Abbaues benutzten kleinen
                              									Förderhaspeln mit einer Motorleistung von 5–10-PS Motore mit Kurzschlußläufer, und
                              									es bewährte sich zwecks Erzielung eines genügenden Anfahrmomentes (es soll
                              									wenigstens etwa 30 v. H. über dem normalen liegen) ein Motor mit Wirbelstromläufer,
                              									der ein 1,4faches Anfahrmoment bei etwa 3,5fachem Anfahrstrom leicht erreichen
                              									läßt.
                           Für die Vorortbetriebe sind die biegsamen Kabel die wichtigsten, da sie bei den
                              									kleinen Bohrmaschinen wie bei den Schrämmaschinen, die meist ihren Aufstellungsort
                              									wechseln müssen, erforderlich sind. Hierbei bewährten sich am besten die
                              									Gummischlauchkabel, denn sie sind mechanisch widerstandsfähig, nicht so leicht durch
                              									Steinschlag oder andere Einwirkungen zu beschädigen und auch genügend biegsam. Sie
                              									bedürfen der Einführung einer guten Erdleitung, muß doch jede Beschädigung des
                              									Kabels unbedingt zu einer Auslösung des an der Verteiltungsstelle liegenden, mit
                              									einem Erdungsauslöser versehenen Hauptschalter führen. Von den Zubehörteilen sei
                              									erwähnt der schlagwettersichere Sicherungskasten, dessen Deckel nur geöffnet werden
                              									kann, wenn der mit ihm verbundene Drehschalter geöffnet ist, und nur bei offenem
                              									Schalter geschlossen werden kann. Schlagwettersicher ist auch der Drehschalter mit
                              									Anschlußdose.
                           Notwendig wind die Elektrisierung der Vorortbetriebe infolge des starken Anwachsens
                              									des Druckluftbetriebes der Kohlenzechen, deren Druckluftanlagen ungünstig arbeiten
                              									infolge des schlechten Wirkungsgrades der Drucklufterzeugung an sich, des
                              									ungünstigen Wirkungsgrades der Druckluftmotoren und der sehr schwierigen
                              									Instandhaltung der langen Druckluftleitung. Diese Uebelstände lassen sich nur durch
                              									Elektrisierung der Vorortbetriebe beseitigen, beträgt doch der Energieverbrauch beim
                              									elektrischen Antrieb im Durchschnitt nur etwa ⅙ desjenigen mit Druckluft. Sind die
                              									Antriebsmaschinen auch beim elektrischen Antrieb teurer, so werden die Kosten dafür
                              									durch die geringeren Kosten für die Kabel und Generatoren ausgeglichen. Allerdings
                              									bestehen für elektrischen Antrieb noch keine brauchbaren elektrischen Bohrhämmer und
                              									Kohlehacken, sie müssen noch mit Druckluft betrieben werden; aber diese Maschinen
                              									verbrauchen nur wenig Druckluft und diese läßt sich in kleinen, in der Nähe des
                              									Abbaues stehenden Einzelkompressoren mit elektrischem Antrieb erzeugen.
                           Schon gibt es in den niederschlesischen und sächsischen Steinkohlengruben mit ihren
                              									schlagenden Wettern umfangreiche elektrische Anlagen für die Vorortbetriebe, die
                              									einwandfrei arbeiten; ebenso existieren welche in dem englischen Kohlenbergbau und
                              									auch Rheinland-Westfalen ist dabei, den elektrischen Antrieb beim Abbau
                              									einzuführen.
                           Ueber maschinelle Abbauförderung siehe auch die Ausführungen in „Elektrizität im
                                 										Steinkohlenbergwerk“ (herausgegeben von der AEG), wonach die rotierende
                              									Bewegung des Motors bei den Schüttelrutschen unter Zwischenschaltung von Zahnrad-
                              									oder Schneckenradübersetzung durch geeignete Getriebe in die Schüttelbewegung
                              									verwandelt wird. Bekannt wurden bereits eine größere Anzahl von Konstruktionen, die
                              									den Betriebsanforderungen genügen und für Gruben ohne Druckluftanlagen erst die
                              									Verwendung von Schüttelrutschen gestatten. Das Anlassen des Motors erfolgt hier
                              									in der Regel durch einen einfachen Schalter unter Vermeidung eines elektrischen
                              									Anlassers und nur in seltenen Fällen durch einen Sterndreieckschalter; die Bedienung
                              									elektrischer Schüttelrutschen besteht aus äußerst einfachen Schaltvorgängen und der
                              									Anschluß des Antriebes ist auch weniger geschulten Arbeitskräften möglich.
                           Dr. Bl.
                           Die Verwendung von Sauerstoff und sauerstoffreicher Luft bei
                                 										der Roheisenerzeugung. Seit mehr als einem Jahrzehnt hat man bereits an
                              									verschiedenen Orten Versuche angestellt über die Wirkung einer
                              									Sauerstoffanreicherung des Gebläsewindes beim Hochofenbetrieb. So hat bereits auf
                              									dem III. Internationalen Kältekongreß in Washington 1913 Claude auf die
                              									bemerkenswerten Ergebnisse hingewiesen, die auf dem belgischen Hüttenwerk
                              									Ougrée-Marihaye beim Betrieb eines Hochofens mit Wind von 23% Sauerstoffgehalt sowie
                              									eines kleinen Versuchofens mit reinem Sauerstoff erzielt worden sind. Diese und
                              									andere Versuche wurden durch den Weltkrieg unterbrochen. In den letzten Jahren hat
                              									man aber namentlich in Amerika die Frage der Sauerstoffverwendung für metallurgische
                              									Zwecke wieder aufgegriffen und in erster Linie die wirtschaftliche Seite dieser
                              									Frage eingehend studiert, und zwar unter Teilnahme amtlicher Stellen, wie des Bureau
                              									of Mines in Washington, das auch einen ausführlichen BerichtF. W. Davis, The use
                                    											of oxygen or oxygenated air in metallurgical and allied processes. (Report
                                    											of the Committee for the application of oxygen or oxygenated air) Washington
                                    											1923, Bureau of Mines, Department of the Interior. Serial Nr. 2502. 48
                                    											Seiten. hierüber veröffentlicht hat. Aber auch auf deutschen
                              									Hüttenwerken wurden in letzter Zeit umfangreiche Versuche in dieser Richtung
                              									ausgeführt, wie der Vortrag von Direktor BrüninghausA. Brüninghaus, Die
                                    											Gewinnung und Verwendung von Sauerstoff angereicherter Luft im
                                    											Hüttenbetriebe. Stahl und Eisen 1925, S. 737–748. auf der letzten
                              									Tagung des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute gezeigt hat.
                           Die Vorgänge, die sich beim Betrieb eines Hochofens mit reinem Sauerstoff sowie beim
                              									Zusatz von nur wenigen Prozenten Sauerstoff zur Gebläseluft abspielen, hat Prof. Dr.
                              									R. Schenck einer näheren Betrachtung unterzogen, wobei er zu recht interessanten
                              									Ergebnissen gelangt. Von vornherein ist klar, daß beim Betrieb eines Hochofens mit
                              									reinem Sauerstoff eine beträchtliche Koksersparnis zu erwarten ist, denn der
                              									Kokskohlenstoff hat im Hochofen nicht nur die Aufgabe, das oxydische Eisenerz zu
                              									kohlenstoffhaltigem Eisen zu reduzieren, sondern auch durch Verbrennung die für die
                              									Aufrechterhaltung der Temperaturen notwendigen Wärmeeinheiten zu liefern. Da nun bei
                              									der Umwandlung der Kohle in Kohlenoxyd für jede Tonne Koks 1,35 t Sauerstoff
                              									verbraucht werden, die in der Luft durch 4,5 t Stickstoff verdünnt sind, so wird
                              									durch diesen Stickstoffballast, der zwangläufig miterhitzt werden muß, ein recht
                              									beträchtlicher Teil der aufgenommenen Wärme, und zwar annähernd 40% von der
                              									Verbrennungswärme des Kokses, mit den Gichtgasen in nicht unmittelbar verwertbarer
                              									Form abgeführt. Dieser Wärmeverlust wird vermieden, wenn man den Hochofen mit reinem
                              									Sauerstoff betreibt.
                           Bei der Verbrennung von Koks in reinem Sauerstoff werden sehr hohe Temperaturen
                              									erreicht, die unter Umständen Betriebsstörungen infolge von übermäßig großer
                              									Reaktion- und Schmelzgeschwindigkeit, wahrscheinlich auch eine Beschädigung der
                              									feuerfesten Ausmauerung des Ofens verursachen werden. Doch kann man auf einfache
                              									Weise diesem Nachteil dadurch abhelfen, daß man die Gichtgase des Ofens wieder in das Gestell
                              									einführt. Zur Mäßigung der Ofentemperaturen kann man auch auf die jetzt notwendige
                              									Vorwärmung des Windes verzichten; der Wegfall der Winderhitzer wäre zweifellos ein
                              									großer Vorteil. Beim Betrieb mit reinem Sauerstoff wird weiter die von den
                              									Gebläsemaschinen zu bewegende Windmenge erheblich verringert, so daß diese Maschinen
                              									in kleineren Abmessungen gebaut werden können und weniger Energie zum Antrieb
                              									erfordern. Hand in Hand mit der Verringerung des Koksverbrauches erfährt auch die
                              									Schwefelmenge, die aus dem Koks in das Eisen übergeht, eine Abnahme, so daß also ein
                              									wertvolleres Roheisen erzeugt wird. Vielleicht wird infolge der Abwesenheit von
                              									Stickstoff im Ofen auch die Bildung des lästigen Hochofenzyankaliums verhindert.
                           Die Möglichkeit, durch Anwendung von Sauerstoff sehr hohe Temperaturen zu erreichen,
                              									kommt der Erzeugung von Ferrolegierungen, wie Ferromangan, Ferrosilizium und wohl
                              									auch Ferrochrom, sehr zu statten, und auch hier wird der Koksverbrauch wesentlich
                              									geringer sein als bisher. Der Sauerstoffhochofen wird ein kohlenstoffärmeres
                              									Roheisen und ein höherwertiges Gichtgas liefern, das durch einen hohen
                              									Kohlenoxyd-Partialdruck ausgezeichnet ist Dies hat eine Erhöhung der
                              									Reaktiongeschwindigkeit zur Folge, es wird also in der Zeiteinheit eine größere
                              									Menge Erz reduziert. Infolge ihres hohen Kohlenoxydgehaltes stellen die Gichtgase
                              									aus einem mit Sauerstoff betriebenen Hochofen ein wertvolles Industriegas dar, das,
                              									sofern es dem Hochofen selbst nicht wieder zugeführt wird, zur Erzeugung von Energie
                              									oder von sehr hohen Temperaturen verwendet werden kann.
                           Die zweite Möglichkeit, den Hochofen nicht mit reinem Sauerstoff zu betreiben,
                              									sondern nur den Wind mit einer geringen Menge Sauerstoff anzureichern, wird
                              									verschieden beurteilt. Hier ist die Frage von Bedeutung, wie hoch der
                              									Sauerstoffgehalt des Windes gesteigert werden muß, damit die Winderhitzer wegfallen
                              									können. Nach der Ansicht amerikanischer Fachmänner genügt hierfür ein
                              									Sauerstoffgehalt der Luft von 28 oder besser von 30%. In diesem Falle soll die
                              									Leistung des Ofens um etwa 18% steigen, und die Roheisenkosten sollen dank der
                              									erzielten Koksersparnis um etwa 7% geringer sein. Hierzu kommt noch der oben bereits
                              									erwähnte Vorteil des geringeren Schwefelgehaltes im Roheisen.
                           Der Besitz einer Sauerstoffanlage ermöglicht einem Hochofenwerk auf alle Fälle, den
                              									Gang der Hochöfen voll zu beherrschen und Störungen rasch zu beseitigen, indem der
                              									Gebläseluft je nach Bedarf mehr oder weniger Sauerstoff zugemischt wird. Auf diese
                              									Weise lassen stich die Temperaturen oberhalb der Formen nach Belieben regeln und die
                              									Leistung der Oefen läßt sich so der Zusammensetzung der Beschickung anpassen. Durch
                              									eingehende Versuche müssen die theoretischen Schlüsse geprüft und die Bedingungen
                              									ermittelt werden, unter denen der alte Lufthochofen noch wirtschaftlich bleibt oder
                              									durch den Sauerstoffhochofen ersetzt wenden kann. (Stahl und Eisen, 44. Jahrg., S.
                              									521–526.)
                           Sander.
                           Bakelit – Hartpapier – Novotext. Im Jahre 1907 stellte der
                              									Amerikaner Baekeland ein künstliches Harz unter dem Handelsnamen Bakelit her als
                              									Kondensationsprodukt von Formaldehyd und Karbolsäure. Die Vereinigung der
                              									Ausgangsstoffe erfolgt in mehreren Stufen, und zwar bildet sich zunächst ein
                              									zähflüssiges Harz, das als Bakelit A bezeichnet wird und das noch in Alkohol,
                              									Natronlauge und anderen Lösungsmitteln löslich ist. Dieses Bakelit A wird
                              									sodann erwärmt und geht in einen Zustand B über, in dem es nicht mehr löslich und
                              									auch nicht mehr schmelzbar ist, es wird jedoch in der Wärme noch weich und knetbar
                              									und quillt in gewissen Lösungsmitteln auf. Erst bei weiterer Behandlung wird der
                              									Zustand C erreicht, in dem das Harz hart und unlöslich in fast allen gebräuchlichen
                              									Lösungsmitteln wird.
                           Dieses Kunstharz hat eine sehr vielseitige Verwendung in erster Linie in der
                              									Elektrotechnik gefunden. Man braucht es als Bindemittel für verschiedene Füllstoffe
                              									und erhält so überaus hochwertige Isolierstoffe. Das Bakelit wird im Zustand A
                              									bezogen, zum Gebrauch in Alkohol gelöst und erst im Verlauf der Fabrikation durch
                              									Erhitzung unter Druck in den Endzustand übergeführt. Pasten mit Füllstoffen wie
                              									Sägemehl und dergl. werden dabei in Formen gepreßt und ergeben isolierende
                              									Formstücke wie Schalterdeckel, Steckdosenteile u. ä. Besonders wertvoll ist die
                              									Verkittung einzelner Papierlagen durch Bakelit; das entstehende Erzeugnis wird
                              									allgemein als Hartpapier bezeichnet und kommt von den verschiedenen Fabriken unter
                              									den verschiedensten Wortmarken wie Pertinax, Repelit, Bituba usw. in den Handel.
                           Maßgebend für die elektrisch-isolierenden Eigenschaften und auch für die mechanische
                              									Festigkeit, die bei den hochwertigen Sorten ganz überraschend hoch ist, ist neben
                              									der selbstverständlichen Sorgfalt bei der Herstellung das Verhältnis des
                              									Papierinhalts zum Harzinhalt, ferner, eng damit zusammenhängend, die Dicke und
                              									Oberflächenbeschaffenheit des verwendeten Papiers.
                           Dieses Hartpapier, das von der verwendeten Karbolsäure her stets durch einen
                              									charakteristischen Geruch gekennzeichnet ist, wird in Platten verschiedener Dicke
                              									(bis zu etwa 40 mm) hergestellt, aus denen Einzelteile in ähnlicher Bearbeitung wie
                              									Holz herausgeschnitten werden können. Durch geeignete Formgebung der Einzelteile und
                              									Zusammenkitten durch Bakelit, gegebenenfalls wieder unter Druck und Wärme, können
                              									auch vielgestaltige Körper größerer Abmessungen hergestellt werden.
                           Die mechanische Beanspruchung solcher Erzeugnisse muß natürlich dem inneren Aufbau
                              									Rechnung tragen; während die Druck-, Biegungs- und Zugfestigkeit außerordentlich
                              									hoch ist, sind die Hartpapiererzeugnisse naturgemäß einigermaßen empfindlich gegen
                              									Abnutzung durch Schaben und Scheuern auf Flächen parallel zur Papierschichtung.
                              									Flächen, auf denen die Papierschichtung senkrecht steht, sind solchen Abnutzungen
                              									erheblich weniger ausgesetzt. Ein ganz besonderer Vorzug der
                              									Bakelitpapiererzeugnisse liegt für viele Zwecke in der fast völligen
                              									Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeit, Nässe und Oele. Ist diese Eigenschaft schon
                              									für die Verwendung als elektrischer Isolierstoff außerordentlich wichtig, so spielt
                              									sie auch in mechanischer Hinsicht und in bezug auf die Dauerhaftigkeit der
                              									Erzeugnisse häufig eine wesentliche Rolle.
                           Seit etwa Jahresfrist kommt nun ein neuer Werkstoff in den Handel, der ebenfalls auf
                              									der Verwendung von Bakelit in Verbindung mit Faserstoffen beruht. Im Gegensatz aber
                              									zu dem harten und starren Papier wird für dieses „Novotext“ eine
                              									Gewebeeinlage benutzt, die zwar ebenfalls außerordentlich fest ist, dennoch aber
                              									vermöge ihrer inneren Elastizität ein großes Dämpfungsvermögen für Schwingungen hat,
                              									die in den Werkstoff eingeleitet werden. Diese Eigentümlichkeit in Verbindung mit
                              									den Vorzügen des Bakelit-Hartpapiers geben dem „Novotext“ eine besondere
                              									Eignung für bestimmte Verwendungszwecke, unter denen besonders die
                              									Zahnradherstellung zu nennen ist. Für schnellaufende Zahntriebe und Ritzel ist die
                              									Dämpfung von Schwingungen ganz besonders wichtig, weil sonst Geräusche entstehen und
                              									Schwingungen auch auf die Gegenräder übertragen werden, Erscheinungen, die nicht
                              									allein störend wirken können, sondern in jedem Falle einen Energieverlust
                              									bedeuten.
                           Im Gegensatz zu Rohhautritzeln sind metallische Seitenscheiben für Novotexträder
                              									nicht erforderlich. Für den Einbau werden einige bemerkenswerte Einzelheiten
                              									angegeben. Abgesehen von der gewöhnlichen Befestigung des Rades auf einem
                              									zylindrischen oder kegligen Wellenstumpf mit dem üblichen Federkeil, ist bei großen
                              									Belastungen die Anordnung von ein oder zwei Entlastungskeilen notwendig. Räder
                              									geringen Durchmessers und großer Bohrung, also mit wenig Zahnkranzfleisch, würden
                              									bisweilen durch Keilnuten zu sehr geschwächt werden; in diesem Falle wird ein
                              									Aufbringen von Novotexträdern mit gezahnter Bohrung auf entsprechend gezahnte Wellen
                              									empfohlen (Abb. 1).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 78
                              Abb. 1.
                              
                           Metallbuchsen und -naben können bei einzelnen Preßteilen während der Herstellung
                              									eingepreßt werden, und zwar ist die Befestigung so dauerhaft, daß ein Lockerwerden
                              									im Betriebe nicht zu befürchten ist (Abb. 2 und 3). Derartige
                              									Formteile, wie sie in Abb.
                                 										2 und 3
                              									dargestellt sind, dürfen indessen nicht aus vollen Platten durch Ausdrehen
                              									hergestellt werden, weil dadurch das Gefüge des Werkstoffs zerstört wird. Die
                              									Verzahnung geschieht wie bei Metallrädern, im allgemeinen nach dem Abwälzverfahren;
                              									Schrägverzahnung ist besonders geeignet. Bei der ersten Inbetriebsetzung werden die
                              									Novotexträder mit einer Paste aus Graphit und Schellacklösung geschmiert, beim
                              									weiteren Betriebe ist auf gute und dauernde Schmierung des Rades mit guten Oelen zu
                              									achten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 78
                              Kordelung nach AEG-Vorschrift.
                              
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.