| Titel: | Die Elektrowärme im Dienste der Heilkunde. | 
| Autor: | Friedrich Karl | 
| Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 93 | 
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                        Die Elektrowärme im Dienste der
                           								Heilkunde.
                        Von Friedrich
                                 								Karl.
                        KARL, Die Elektrowärme im Dienste der Heilkunde.
                        
                     
                        
                           Schon bei den ältesten Kulturvölkern hat die Wärme in der Heilkunde die größte
                              									Rolle gespielt, und heute, vielleicht mehr, als in manchen Zeiten der Vergangenheit,
                              									wird von namhaftesten Fachleuten die Ansicht vertreten, daß zahlreiche Leiden und
                              									Gebrechen unter dem Einfluß der von außen künstlich zugeführten Wärme der Heilung
                              									entgegengebracht oder doch zum Mindesten gelindert werden können. Dabei haben sich
                              									die primitiven Hausmittel unserer Urväter: Wärmflaschen und Wärmkruken zur Erhöhung
                              									der Bettwärme, warme Packungen und heiße Umschläge um die schmerzenden Glieder in
                              									zahlreichen Variationen bis auf den heutigen Tag erhalten. Dies ist natürlich in
                              									ganz besonderem Maße der Fall bei der in jeder Beziehung so überaus konservativen
                              									Landbevölkerung, während der Städter mit seinem schneller denkenden Geiste und
                              									seiner lebhafteren Auffassungsgabe es verstanden hat, auch auf diesem Gebiete die
                              									Fortschritte der Technik sich zunnutze zu machen. Hierher gehört vor allen Dingen
                              									die Verwendung der Elektrizität zur Wärmeerzeugung. Es wurde richtig erkannt, daß es
                              									in Anpassungsfähigkeit, bequemer Handhabung, Sauberkeit und, was für die Heilkunde
                              									von allergrößter Wichtigkeit ist, in leichter und feiner Dosierbarkeit kein Mittel
                              									gibt, das die Elektrowärme erreichen, geschweige denn übertreffen könnte.
                           Bei den unendlich vielen Apparaten und Vorrichtungen, die hierher gehören, und von
                              									denen eine kleine Auswahl nachstehend kurz besprochen werden soll, sind zwei große
                              									Gruppen zu unterscheiden: solche, die der Kranke bzw. sein Pfleger selbst bedienen
                              									kann, die also der Hand des Laien anvertraut werden dürfen, und solche, die
                              									unbedingt in der Hand und unter Aufsicht des Arztes verbleiben müssen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 93
                              Abb. 1. Heizkissen.
                              
                           Einer der bekanntesten in der Heilkunde verwendeten Heizapparate ist das Heizkissen (Abb. 1), das
                              									als Leib-, Fuß- und Bettwärmer wie auch für ausgesprochene Heilzwecke in den
                              									mannigfachsten Formen und Größen Verwendung finden kann. Die Kissen sind in der
                              									Regel mit einem doppelten Ueberzuge versehen, nämlich einem inneren, der das
                              									Widerstandsmaterial birgt, und einem äußeren, der abgezogen und gewaschen werden
                              									kann. Das abgebildete Kissen ist mit dreifacher Reguliervorrichtung versehen, und
                              									zwar derart, daß für jede Stufe von 50° bzw. 70° bzw. 90° je ein besonderer Regler
                              									eingebaut ist. Der als Birnendruckschalter ausgebildete Schalter liegt nicht in der
                              									Zuleitung, sondern hängt frei an der entgegengesetzten Seite des Kissens. Die
                              									Regelstufen sind am Schalter deutlich sichtbar und fühlbar gekennzeichnet, sodaß
                              									auch in der Dunkelheit eine sichere Einstellung gewährleistet ist.
                           Ein ähnlicher Wärmestromapparat ist das Heizkissen
                                 											„Stangerotherm“, das einen flachen Regulierschalter für 4 Stufen
                              									und unsichtbare selbsttätige Stromunterbrecher besitzt. Dieser Heizapparat kann
                              									übrigens auch in Bindenform, unter Anpassung an die Gestalt der betreffenden
                              									Körperteile, sowie als Heizteppich für die verschiedensten Zwecke geliefert werden;
                              									in letztgenanntem Falle kommen Regulierwiderstand und Ueberzug in Fortfall. Das Heizkissen
                              									„Sanotherm“ ist mit einem bequem und sicher
                              									arbeitenden Separatschalter und ebenfalls mit selbsttätigem Ausschalter ausgerüstet,
                              									der sich im Innern des Kissens befindet und dazu dient, bei ansteigender Temperatur
                              									zu rechter Zeit die Wärmequelle von selbst auszuschalten. Ferner sind die
                              									elektrischen Leitungen im Innern mit einer starken Asbestumkleidung versehen,
                              									wodurch die Sicherheit im Gebrauch wesentlich erhöht wird. Als Regler für Heizkissen, wie auch für zahlreiche andere medizinische
                              									Apparate hat sich der Birka-Regler vorzüglich bewährt. Er
                              									hat den Vorteil, daß die Kissen mit einem einzigen Regler an alle Netzspannungen
                              									zwischen 100 und 240 Volt angelegt werden können, wodurch bei 100 Volt ein
                              									Anschlußwert von 60 Watt und bei 220 Volt ein entsprechender von 240 Watt erreicht
                              									wird. Die Regulierung der Temperatur geschieht dadurch, daß der Birkaschalter bei
                              									dem höheren Anschlußwert sehr viel längere Ausschaltpausen hervorruft, als beim
                              									Anschluß an 110 Volt. Der Vorzug des Birkaschalters besteht darin, daß man in ihm
                              									einen einfachen Thermostaten hat, der etwa das 20- bis 30fache der Energie schaltet, wie
                              									Thermostaten älterer Ausführung. Das Prinzip des Birkaschalters besteht in der
                              									Verwendung von Wolframkontakten, die in einem evakuierten Glasröhrchen
                              									eingeschmolzen sind. Die Oeffnung der Kontakte geschieht durch einen
                              									Doppelmetallstreifen, der sich unter dem Einfluß der Wärme biegt. Der Apparat ist
                              									also von größter Einfachheit. Die Wirkung beruht auf der physikalischen Entdeckung,
                              									daß die Abschaltleistung im Vakuum ungeheuer gesteigert werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 94
                              Abb. 2. Tisch-Strahlofen.
                              
                           Zur Anwärmung des Bettes und zur Erzeugung und Erhaltung warmer Füße bedient man sich
                              									mit Vorteil eines elektrisch beheizten Fuß- und
                                 										Bettwärmers, wie ihn z.B. der „Garmaphor“
                              									darstellt. Es ist das eine nach dem heutigen Stande der Technik verbesserte sog.
                              									Wärmflasche unserer Vorfahren in zeitgemäßer Ausführung. Er besitzt ihre in
                              									Jahrhunderten bewährten Vorzüge, vermeidet aber ihre Nachteile, die vor allem in dem
                              									lästigen Füllen mit heißem Wasser und in der Gefahr des Auslaufens oder Platzens der
                              									Flasche bestehen. Der Garmaphor besteht außen aus Porzellan und ist daher leicht zu
                              									einigen und zu desinfizieren. Seine Länge beträgt etwa 250 mm bei einem Durchmesser
                              									von 80 mm. Seine Füllung besteht aus Schamotte. Den oberen Abschluß bildet ein
                              									Messingdeckel. Der Apparat kann an jeder Steckdose angeschlossen werden und hat nach
                              									15 Minuten genügend Wärme aufgespeichert, um im Bette mehrere Stunden hindurch eine
                              									gleichmäßige, wohltuende Wärme zu erhalten. Er kann aber auch ohne Gefahr
                              									stundenlang unter Strom bleiben; ein Ansengen oder gar Verbrennen von Betteilen ist
                              									ausgeschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 94
                              Abb. 3. Stativ-Strahlofen.
                              
                           Als Uebergangsheizung oder auch als Zusatzheizung an besonders kalten oder
                              									stürmischen Wintertagen werden die Strahlöfen (auch elektrische Heizsonnen genannt)
                              									vielfach verwendet, wie sie auf Abb. 2 und 3 dargestellt sind. Sie kommen als Tisch–, Wand- oder
                              									Stativstrahler zur Ausführung. Bei den Strahlöfen ist die Wärme-Rückstrahlung
                              									möglichst hoch gesteigert. Auf 2 m Entfernung wird mit einem Glühkörper von 500 Watt
                              									eine Temperaturerhöhung von rund 30° erzielt. Der Reflektorschirm ist bei allen
                              									Ausführungen sehr groß gehalten, innen Hochglanz vernickelt und deshalb besonders
                              									wirksam. Außer zu Heizzwecken finden diese Strahlöfen in der Heilkunde auch als
                              									Wärmestrahler Verwendung, indem sie, auf bestimmte Körperteile gerichtet, diesen
                              									eine intensive Stativ- Bestrahlung zukommen lassen. Die Glüh-Strahlofen. Körper
                              									werden zur Erreichung verschiedener Wirkungen für verschiedene Leistungen von 150
                              									Watt bis 500 Watt geliefert.
                           Von größter Wichtigkeit ist in der Heilbehandlung das Vorhandensein von warmem Wasser
                              									oder wenigstens die Möglichkeit, solches in kürzester Zeit zu erhalten. Auch hier
                              									bietet die Elektrizität hilfreich die Hand. Der elektrische Heißwasserspeicher „Thermutator“ (Abb. 4) ist ein Heißwasserbereiter, der seinen
                              									Wasserinhalt mit niedriger elektrischer Anschlußleistung innerhalb mehrerer Stunden
                              									bis höchstens 85° hochheizt und mit Hilfe eines Wärmereglers nach erfolgter
                              									Aufladung selbsttätig auf dieser Temperatur hält. Dank seiner bestens
                              									durchgebildeten Wärme-Isolation treten Wärmeverluste auch über einen ganzen Tag
                              									praktisch nicht in die Erscheinung. Sein Zweck ist, dem Verbraucher von Heißwasser
                              									dieses jederzeit zu liefern und die zu seiner Bereitung notwendige elektrische
                              									Energie nachts über zu beziehen, also zu einer Zeit, wo sie im Ueberfluß zur
                              									Verfügung steht, und zwar vielfach auch zu einem besonders ermäßigten
                              									Nachtstromtarif. Der „Thermutator“ dient also in gleicher Weise den
                              									Interessen der Elektrizitätswerke und der Stromverbraucher. Der geringe elektrische
                              									Anschlußwert des Thermutators ermöglicht es, diesen Apparat bis zu den Typen
                              									mittlerer Größe an beliebiger Stelle an vorhandene Lichtnetze anzuschließen, wodurch
                              									jede Neuinstallierung vermieden wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 94
                              Abb. 4. „Thermutator“ Heißwasserspeciher.
                              
                           Zur Erwärmung kleinerer Flüssigkeitsmengen, z.B. Milch, Arzneien, Wasser zum
                              									Mundspülen und dergl., bedient man sich mit Vorteil des Tauchsieders (Abb. 5). Der überaus
                              									handliche Apparat ist in allen Teilen aus vernickeltem Messingblech hergestellt. Er
                              									ist für alle Gefäße verwendbar und bringt das in diesen enthaltene Kochgut in kurzer
                              									Zeit zum Sieden. Wesentlich für den Gebrauch ist, daß der Tauchsieder erst dann an
                              									die Stromleitung angeschlossen wird, wenn sich der Kolben bereits in der zu
                              									erwärmenden Flüssigkeit befindet; umgekehrt ist es mit Rücksicht auf die hohe
                              									Belastung angebracht, den Tauchsieder erst dann aus dem Gefäß herauszunehmen, wenn
                              									der Strom bereits abgeschaltet ist. Nach Gebrauch empfiehlt es sich, den Apparat mit
                              									kaltem Wasser abzuwaschen und abzutrocknen, um den Ansatz von Kesselstein zu
                              									verhindern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 94
                              Abb. 5. Tauchsieder.
                              
                           Ein Apparat, der infolge seiner überaus vielseitigen Verwendbarkeit in
                              									verhältnismäßig kurzer Zeit eine außerordentliche Verbreitung gefunden hat, ist die
                              									elektrische Heiß- und Kaltluftdusche. Die bekannteste von ihnen ist der „Fön“
                              										(Abb. 6). Seine besonderen Vorteile sind:
                              									geringes Gewicht, daher kein Ermüden der Hand; sehr starker Luftstrom und die
                              									Lieferung heißer Luft sofort nach dem Einschalten. Der Apparat ist mit dreifacher
                              									Schaltung ausgerüstet: kalt, heiß, aus. Der starke Präzisionsmotor bietet die beste
                              									Gewähr für geringen Verschleiß und lange Lebensdauer. Der unverwüstliche Heizkörper
                              									ist im Bedarfsfalle leicht auswechselbar. In der Krankenpflege wird der „Fön“
                              									hauptsächlich verwendet zum Anwärmen der Bett- und Badewäsche, zur Behandlung von Gicht,
                              									Rheumatismus und Neuralgien, zum Ersatz von heißen Kompressen und Breiumschlägen,
                              									andererseits aber auch als Ersatz für kalte Kompressen und Eisumschläge, zur
                              									Heißlufteinblasung in Körperhöhlen, wie Nase, Rachen, Ohr usw., zur Behandlung von
                              									Hautkrankheiten, zum Trocknen von Gipsverbänden u. dergl. m.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 95
                              Abb. 6. Heiß- und Kaltluftdusche „Fön“.
                              
                           Ein anderer, vielfach in der Heilkunde verwendeter Apparat zur lokalen
                              									Glühlicht-Behandlung ist die Bestrahlungs-Handlampe nach
                              									Minin-Goldscheider, die es ermöglicht, die Licht-Therapie ohne große Umstände oder
                              									kostspielige Einrichtung in der Sprechstunde oder am Krankenbett mit gutem Erfolge
                              									durchzuführen. Durch die hohe parabolische Form des Metallspiegels werden die Licht-
                              									und Wärmestrahlen ökonomisch stark konzentriert bzw. gesammelt und in großer
                              									Intensität auf die erkrankten Körperteile zurückgestrahlt. Je nach der Natur des
                              									Leidens und der zu erzielenden therapeutischen Wirkungen wird eine blaue, rote oder
                              									weiße Naturglas-Glühbirne eingeschaltet. Die zur Verwendung kommenden farbigen
                              									Glühbirnen dürfen natürlich nur aus blauem oder rotem Naturglas und nicht etwa aus
                              									gefärbtem Glase bestehen, da nur natur-farbiges Glas therapeutisch wirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 95
                              Abb. 7. Elektrisches Hauslichtbad (zusammengelegt).
                              
                           Das elektrische Glühlichtbad (Abb. 7 und 8) wird seit vielen Jahren in
                              									verschiedenen Formen als Voll- oder Teil-Lichtbad für Heilzwecke verwendet. Seinen
                              									guten Ruf verdankt es seiner Eigenschaft als vorzügliches, angenehmes das Herz
                              									schonendes Schwitzbad, das allen anderen Schwitzbädern erheblich überlegen ist und
                              									daher diese mehr und mehr verdrängt hat. Es ist, wie aus den Abbildungen
                              									ersichtlich, ein einfaches, handliches und billiges Glühlichtbad, das trotz seiner
                              									einfachen Bauart vielseitig verwendbar ist, und zwar für die Bestrahlung kleinerer
                              									oder größerer Körperbezirke. Zehn rund gebogene Stäbe aus zähem Holze sind durch
                              									verstellbare Gelenke aus hölzernen Querstäben so miteinander verbunden, daß das
                              									Gestell von 200 mm (zusammengelegt) bis auf 1,5 m auseinandergezogen werden kann.
                              									Die acht Innenstäbe tragen je eine Glühlampenfassung. Darunter gespannter Gazestoff
                              									schützt sowohl die Lampen vor zufälliger Berührung und Zertrümmerung, als auch den
                              									Kranken gegen Glassplitter, falls einmal eine Lampe zerspringen sollte. Die 6
                              									Schutzstäbe verhüten, daß die während des Gebrauchs über das Lichtbad gebreitete
                              									Decke mit den Glühlampen in Berührung kommt. Das elektrische Hauslichtbad wiegt ohne
                              									Lampen nur etwa 4 kg und nimmt zusammengeklappt nur sehr wenig Raum ein, sodaß es
                              									bequem in einer Hand getragen, in Spitälern und Sanatorien aus einem Räume in den
                              									anderen gebracht und von Kranken selbst auf Reisen mitgenommen werden kann.
                              									Auch in der Wohnung kann man es sehr leicht unterbringen. Mit dem 3 m langen
                              									Anschlußkabel mit Stecker kann das Lichtbad an jede Steckdose, mit der
                              									Schraubsteckdose an jede Lampenfassung angeschlossen werden, gleichgültig, ob
                              									Gleichstrom oder Wechselstrom vorhanden ist. Man verwendet es als Licht- oder
                              									Schwitzbad, indem man Decken über das Gestell breitet und so Licht und Wärme
                              									vereinigt auf den Körper wirken läßt. Dabei kann man beliebig große Körperflächen
                              									bestrahlen, indem man das Gestell mehr oder weniger weit auseinanderspreizt.
                              									Obgleich daher dieses Hauslichtbad für die meisten Anwendungsfälle ausreicht, gibt
                              									es doch noch eine Anzahl von Teillichtbädern für einzelne Körperteile, z.B. Rumpf,
                              									Arme und Beine, Schulter, Hals, Kopf, Kehlkopf und dergl.
                           Auch das elektrisch beheizte Gesichtsdampfbad darf nicht
                              									unerwähnt bleiben, das aus einem messingvernickelten, durch eine auswechselbare
                              									Heizpatrone beheizten Wasserkessel und einer naturblauen Glasglocke mit eingebauten
                              									naturblauen Glühlampen besteht.
                           Ein Apparat, der sich sehr schnell eingeführt hat, ist der Inhalationsapparat mit
                              									auswechselbarem, für jede beliebige Spannung passenden elektrischen Heizkörper. Der
                              									Apparat besteht aus einem aus Messingblech gefertigten, außen hochglanzvernickelten
                              									und innen stark verzinnten Wasserkessel, in den die Heizpatrone eingesetzt wird.
                              									Außerdem ist ein auswechselbares Wasserstandsglas vorhanden. Dieser elektrisch
                              									beheizte Inhalationsapparat hat vor den bisher allgemein gebräuchlichen durch
                              									Spiritus beheizten den großen Vorteil, daß er, im Gegensatz zu letzterem, vollkommen
                              									sicher und zuverlässig und vor allem feuerungefährlich ist. Außerdem kommt bei ihm
                              									natürlich auch das unangenehme und schädliche Einatmen der Spiritusdämpfe, durch das
                              									ein Teil der Heilwirkung wieder aufgehoben wird, gänzlich in Fortfall.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 95
                              Abb. 8. Elektrisches Hauslichtbad (ausgezogen).
                              
                           Von den Apparaten, die ausschließlich in der Hand des Arztes verbleiben müssen oder
                              									nur unter seinem Aufsicht verwendet werden dürfen, sind zunächst die Diathermie-Apparate zu erwähnen. Abb. 9 zeigt einen solchen mit Löschfunkenstrecke. Unter Diathermie versteht man bekanntlich die
                              									Anwendung hochfrequenter Ströme zum Erzeugen von Wärme im menschlichen Körper. Bei
                              									der Behandlung mit solchen Strömen treten keinerlei Reizungen des Muskel- oder des
                              									Nervensystems auf, wie sie z.B. bei Galvanisation und Faradisation beobachtet und
                              									erstrebt werden. Selbst bei stärkeren Diathermieströmen sind keine derartigen
                              									Reizungen zu befürchten, sodaß die Temperatur im menschlichen Gewebe durch
                              									Diathermie bis zu jedem erforderlichen Grade gesteigert werden kann. Infolge der leichten und
                              									bequemen Dosierbarkeit der dem Körper zugeführten elektrischen Energie und der
                              									Möglichkeit, durch die Wahl passender und entsprechend angelegter Elektroden die
                              									Wärme auf einen bestimmten Körperteil zu beschränken, ist die Diathermie zu einem
                              									der wichtigsten und unentbehrlichsten Verfahren der Thermotherapie geworden. Bei dem
                              									abgebildeten Diathermie-Apparat kann man 3 Stromkreise unterscheiden. Der eine ist
                              									ein Niederfrequenzkreis. Er enthält die Wechselstromquelle und einen primär von
                              									dieser gespeisten Transformator, der etwa 2000 Volt Sekundärspannung liefert. Der
                              									zweite Stromkreis wird von der Sekundärwickelung des Transformators gespeist und
                              									besteht aus einer Funkenstrecke, einem Kondensator und einer Hochfrequenzspule. Dies
                              									ist der primäre Schwingungskreis des Diathermie-Apparates. In ihm werden durch die
                              									innerhalb der Funkenstrecke auftretenden Funken hochfrequente elektrische
                              									Schwingungen erzeugt. Sie rufen ähnliche Schwingungen in einem 3. Stromkreise
                              									hervor, nämlich in dem mit dem primären induktiv gekoppelten sekundären
                              									Schwingungskreise.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 96
                              Abb. 9. Diathermie-Apparat mit Löschfunkenstrecke.
                              
                           Dieser enthält eine Hochfrequenzspule, die induktiv mit der
                              									ersten gekoppelt ist, einen Kondensator und die an den Patienten anzulegenden
                              									Elektroden. Der Patientenstromkreis ist weder mit dem Niederfrequenzkreise, noch mit
                              									dem mit Hochspannung gespeisten primären Schwingungskreise leitend verbunden. Er ist
                              									erdschlußfrei und frei von Hochspannung. Die Funkenstrecke besteht aus 3
                              									Teilfunkenstrecken. Eine solche wird durch 2 runde Kupferscheiben gebildet, deren
                              									einander zugewendete Flächen mit Silber belegt sind. Den Abstand der Silberflächen
                              									voneinander bestimmt ein Glimmerring von 0,1 mm Dicke, der gleichzeitig den
                              									Funkenraum zwischen den Elektroden luftdicht abschließt. Besondere, mit Wasser
                              									gefüllte Kühlkörper verhindern eine unzulässige Erwärmung der Elektroden. Die
                              									Funkenstrecke wird durch eine Schutzkappe abgedeckt. Wird diese zwecks Reinigung der
                              									Elektroden abgenommen, dann wird gleichzeitig der primäre Stromkreis des
                              									Transformators unterbrochen. Die Funkenstrecke kann dann ohne Gefahr berührt
                              									werden. Mittels eines Regulierhebels kann die eine der beiden Hochfrequenzspulen
                              									gegen die andere verstellt und dadurch die Stärke des Stromes im Patientenkreise
                              									geändert werden. Diese wird an einem schwenkbaren Hitzdraht-Strommesser abgelesen.
                              									Für die Abnahme des Diathermiestromes sind 3 Anschlußklemmen 0,1 und 2 vorgesehen.
                              									Beim Anschließen der Elektroden an die Klemmen 0 und 1 hat man eine niedrigere, bei
                              									Wahl der Klemmen 0 und 2 eine höhere Spannung zur Verfügung. Die erste Anschlußart
                              									wird bei kürzeren, die zweite bei längeren Strom wegen im menschlichen Körper
                              									gewählt. Funkenstrecke, Strommesser, Regulierhebel und Anschlußklemmen sind auf
                              									einer Marmorplatte aufgebaut. Die übrigen Teile des Apparates sind unterhalb der
                              									Platte in einem Tische, geschützt vor Staub und Berührung, untergebracht. Die
                              									Bedienung des Diathermie-Apparates ist sehr einfach. Er ist jederzeit
                              									betriebsfertig, da die Funkenstrecke beim Einschalten des Stromes sofort anspricht
                              									und infolge ihres konstanten Arbeitens während des Betriebes nicht bedient und
                              									geregelt zu werden braucht. Außerdem arbeitet sie fast geräuschlos. Auch die Wartung
                              									der Funkenstrecke ist sehr einfach. Es brauchen nur von Zeit zu Zeit die
                              									Elektrodenflächen mit Hilfe einer Schleifeinrichtung abgeschliffen zu werden. Der
                              									Diathermie-Apparat mit Löschfunkenstrecke wird für Hochfrequenzströme bis 3 Ampere
                              									bei 350 Watt Leistung geliefert. Der Apparat eignet sich für alle Anwendungen der
                              									Diathermie, und zwar in allen Fällen, in denen nur ein Patient behandelt wird. Zwei
                              									Patienten in einer Sitzung zu behandeln ist nur dann möglich, wenn die Summe der
                              									beiden Teilströme 3 Ampere nicht übersteigt. Wird jedoch ein Alternator nach Dr.
                              									Bucky benutzt, so kann bei der Behandlung zweier Patienten in einer Sitzung jeder
                              									von ihnen mit Strömen bis 3 Ampere Stärke behandelt werden. Der Diathermie-Apparat
                              									kann an ein Wechselstromnetz oder an 2 Leitungen eines Drehstromnetzes bis zu 440
                              									Volt Netzspannung angeschlossen werden. Bei Gleichstromanschluß muß der Gleichstrom
                              									durch einen Einankerumformer in den für den Betrieb des Diathermie-Apparates
                              									erforderlichen Wechselstrom umgewandelt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 96
                              Abb. 10. Penetrotherm.
                              
                           Ein ähnlicher Diathermie-Apparat ist der auf Abb. 10
                              									wiedergegebene „Penetrotherm“. Zur Erzeugung
                              									hochfrequenter Wechselströme bedient man sich des bekannten oszillatorischen
                              									Vorganges, der bei der Entladung von Kondensatoren über einen kurzen
                              									Luftzwischenraum, die Funkenstrecke, auftritt. Die zur Ladung der Kondensatoren
                              									erforderliche Hochfrequenz von mehreren Tausend Volt wird auf einfachste Weise mit
                              									Hilfe eines Transformators unter Benutzung eines vorhandenen
                              									Wechselstrom-Anschlusses vom Ortsnetze bezw. von einem
                              									Gleichstrom-Wechselstrom-Umformer gewonnen. Der so erzeugte hochfrequente
                              									Wechselstrom, dessen Polwechselzahl etwa 1 bis 2 Millionen in der Sekunde beträgt,
                              									ruft durch Induktion in einem sekundären Schwingungskreise, in den der zu
                              									behandelnde Patient eingeschaltet wird, einen gleichartigen Hochfrequenzstrom
                              									hervor. Der Penetrotherm besteht aus einer fahrbaren Tischkonstruktion, die im Innern alle zur
                              									Erzeugung der Diathermieströme erforderlichen Teile, wie Wechselstromtransformator,
                              									Kondensatoren, Schwingungskreise usw. enthält. Auf der aus Marmor hergestellten
                              									Tischplatte befinden sich die durch ein besonderes Schutzgehäuse gegen Berührung
                              									während des Betriebes geschützte Funkenstrecke, ein zur Messung der Stärke des
                              									Diathermiestromes dienendes Amperemeter, Anschlußklemmen, Schalter und ein für die
                              									Regulierung der Applikationsstärke bestimmter Drehgriff mit Einstellskala, der durch
                              									ein nach unten durchgeführtes Gestänge auch mit dem Fuße betätigt werden kann. Die
                              									Funkenstrecke, in der sich der oszillatorische Entladungsvorgang der Kondensatoren
                              									zum Zwecke der Hochfrequenzerzeugung abspielt, ist die Seele des
                              									Diathermie-Apparates. Ihre dauernde Funktionstüchtigkeit ist entscheidend für die
                              									Anwendungsmöglichkeit des Apparates und nur erreichbar durch beste Kühlung und durch
                              									eine sichere, unveränderliche Einstellung des richtigen Abstandes der Funkenflächen
                              									voneinander. Die beim Penetrotherm zur Anwendung gekommene „neue
                                 										Funkenstrecke“ besitzt folgende beachtenswerte Vorzüge: Keine isolierenden
                              									Zwischenlagen zwischen den einzelnen Elektroden der Funkenstrecke. Durch die
                              									sinnreiche Konstruktion bedingt, liegt die Isolation gänzlich außerhalb des
                              									Funkenwirkungsbereiches; ein Durchschlagen derselben ist aus diesem Grunde gänzlich
                              									ausgeschlossen. Die Isolation ist ein für allemal fixiert; durch ihre praktische,
                              									konstruktive Anordnung war es möglich, sie gegenüber anderen Konstruktionen in der
                              									20- bis 30-fachen Stärke auszuführen. Die erforderliche Parallelschaltung der
                              									einzelnen Elektrodenflächen und deren richtige Entfernung voneinander wird nicht
                              									durch dünne Isolationsschichten erreicht, sondern durch metallische kalibrierte
                              									Paßringe sicher gewährleistet. Eine intensive Kühlung der Funkenstrecke wird erzielt
                              									durch die Anbringung einer großflächigen Rippenkühlung an den Elektroden, sowie
                              									durch intensiven Luftwechsel mittels eines kräftigen Ventilators. Die umständliche
                              									Verwendung von Alkoholdämpfen zur Kühlung der Funkenstrecke und die dadurch bedingte
                              									Entwicklung übelriechender Gase, sowie das lästige Nachfüllen von Alkohol ist
                              									gänzlich in Fortfall gekommen. Durch Verwendung des Prinzips der Löschfunkenstrecke
                              									geht der Spannungsabfall in der Funkenstrecke stufenweise vor sich, wodurch eine zu
                              									hohe Beanspruchung der Isolation und eine dadurch bedingte Beschädigung derselben
                              									ebenfalls vermieden ist. Eine Berührung der unter Hochspannung stehenden
                              									Funkenstrecke, sowie eine Verletzung durch den Hochspannungsstrom ist durch
                              									Blockierung des Primärstromkreises mittels eines am Schutzgehäuse der Funkenstrecke
                              									befindlichen Stöpselkontaktes ausgeschlossen, da durch das Abnehmen des Gehäuses die
                              									ganze Apparatur ausgeschaltet und stromlos wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 97
                              Abb. 11. Novotherm.
                              
                           Der „Novotherm“ (Abb.
                                 										11) ist in Prinzip und Konstruktion eine genaue Nachbildung des
                              										„Penetrotherm“. Alle zur Erzeugung der Diathermieströme erforderlichen
                              									Teile, Transformator, Kondensatoren und Schwingungskreise, sind jedoch den
                              									geringeren Ansprüchen entsprechend dimensioniert und in einen leicht transportablen
                              									Holzkasten eingebaut, dessen Oberteil schalttafelartig ausgeführt ist und zur
                              									Aufnahme der Funkenstrecke, des Meßinstrumentes für die Stärke des
                              									Diathermiestromes, der Anschlußklemmen, sowie des Drehkopfes zur Bedienung der
                              									Schaltung und Regulierung dient. Der Apparat kann auf jeder Tischfläche aufgestellt
                              									und durch Leitungsschnur und Stecker an jede gewöhnliche Steckdose einer
                              									Wechselstrom-Lichtleitung angeschlossen werden; für Gleichstromanschluß ist auch
                              									hier die Vorschaltung eines kleinen Einankerumformers erforderlich. Bei
                              									Vorhandensein eines Gleichstrom-„Multostaten“ ist der Anschluß auch an diesen
                              									möglich. Besondere Sorgfalt wurde der Funkenstrecke zugewendet, deren Konstruktion
                              									und Funktionstüchtigkeit für die Brauchbarkeit und Störungsfreiheit des Apparates
                              									von entscheidender Bedeutung ist. Wie im Penetrotherm, so hat auch beim Novotherm
                              									das Prinzip der Löschfunkenstrecke zur Schwingungserzeugung Verwendung gefunden, das
                              									bei größter Einfachheit der Bedienung die größtmögliche Gleichmäßigkeit der Arbeit
                              									und Betriebstüchtigkeit des Apparates gewährleistet. Um die Berührung der unter
                              									Spannung stehenden Funkenstrecke unmöglich zu machen, ist die darüber befindliche
                              									Schutzkappe mit einem Kontakt versehen, der bei Abnahme der Schutzkappe den Strom
                              									unterbricht und die ganze Apparatur stromlos macht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 97
                              Abb. 12. Künstliche Höhensonne.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 97
                              Abb. 13. Große Sollux-Lampe.
                              
                           Von jeher kennen wir die heilende Wirkung der Sonnenbäder; weniger allgemein bekannt
                              									ist aber die Tatsache, daß die Wirkung nicht lediglich der Sonnenwärme, also den roten, warmen Sonnenstrahlen, sondern den
                              									ultravioletten, kalten Sonnenstrahlen zuzuschreiben ist. Solche Strahlen kann man
                              									künstlich erzeugen, seitdem es im Jahre 1905 gelang, den Quarz (Bergkristall) zu
                              									glasklaren Stücken zu schmelzen. Hierdurch wurde der Bau der Quarzlampen, der
                              											„Künstlichen Höhensonnen“ (Abb. 12) ermöglicht. Das Licht dieser Lampen, denen
                              									in gesundheitlicher Beziehung die Menschheit schon manchen Segen zu danken hat, ist
                              									überraschend reich an ultravioletten Strahlen, worauf ihre große Heilwirkung
                              									zurückzuführen ist. Sie sendet ohne lästige Hitzentwicklung mehr unsichtbare, kalte
                              									Strahlen aus, als selbst die natürliche Sonne des Hochgebirges, da nicht, wie es
                              									z.B. im Flachland und im Mittelgebirge und bis zu einem gewissen Grade auch im
                              									Hochgebirge der Fall ist, diese Strahlen von Rauch und Staub absorbiert werden. Die
                              									eigentliche Lichtquelle der künstlichen Höhensonne ist der Quarzbrenner, ein
                              									durchsichtiges Quarzrohr von 60 bis 120 mm Länge, an dessen Enden Quergefäße aus Quarz
                              									angesetzt sind, die die Quecksilberpole enthalten. Diese Polgefäße sind mit
                              									Metallkühlern umgeben, durch die die Wärmeabgabe und damit die Höhe der Stromstärke
                              									geregelt wird. Zwischen den Kühlern tritt in jedes Polgefäß die äußere Stromleitung
                              									ein. Der Gleichstrombrenner für 110 bis 150 Volt hat ein 65 mm langes Leuchtrohr;
                              									der Brenner für 200–240 Volt hat 120 mm Leuchtrohrlänge; der Wechselstrombrenner für
                              									jede Spannung hat ein gegabeltes, dreipoliges Leuchtrohr von rund 120 mm Länge.
                           Im Gegensatze zur „Künstlichen Höhensonne“ erzeugt die „Sollux-Lampe“ (Abb.
                                 										13) leuchtende Wärmestrahlen. Sie ist mit Metallfadenbrennern ausgestattet
                              									und in der Hauptsache auf Wärmewirkung berechnet. Die Einwirkung auf den
                              									menschlichen Organismus zeigt sich in der Herabsetzung des Blutdruckes und in
                              									der Steigerung des Stoffwechsels; gleichzeitig wirkt der im Quarzlampenlicht
                              									entwickelte Ozon heilend auf die Atmungsorgane.
                           Wie bereits eingangs erwähnt, will und kann diese Abhandlung keinesfalls einen
                              									Anspruch auf Vollständigkeit erheben. So sind z.B. die chirurgischen Instrumente,
                              									die auf der Ausnutzung der durch den elektrischen Strom erzeugten Wärme beruhen,
                              									überhaupt nicht besprochen worden. Außerdem gibt es noch zahllose Spezial-Apparate
                              									und -Instrumente, die nur zu erwähnen schon weit über den Rahmen dieser Abhandlung
                              									hinausgehen würde. Jedenfalls ist aber das Eine erwiesen, daß die Elektrizität auch
                              									in der Heilbehandlung bodenständig geworden ist, und es besteht begründete Aussicht,
                              									daß sie mit dem Fortschreiten der Elektrotechnik sich noch zahlreiche neue
                              									Anwendungsgebiete erobern wird.