| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | S. | 
| Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 109 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Berührungsschutz an Glühlampen. (Nachdruck verboten.)
                              									Wenn Sie sich die elektrischen Einrichtungen in Ihrem Haushalt ansehen – Leitungen,
                              									Steckdosen, Schalter, Lampen, Kochgeräte usw. –, so werden Sie durchweg finden, daß
                              									die Technik alles getan hat, um eine Berührung unter Spannung stehender Teile zu
                              									verhindern. Wirklich? Ist das so? Nun, so ganz eigentlich noch nicht! Wenn man
                              									beispielsweise einen Stöpsel, wie wir sie an unseren Tischlampen, Staubsaugern,
                              									Heißluftduschen, Kochtöpfen usw. haben, gerade eben mit den Spitzen der beiden
                              									Stifte in die Buchsen der Steckdose gesteckt, aber noch nicht ganz hineingedrückt
                              									hat, so stehen die beiden Stifte ein ganzes Stück weit blank durch die Luft, und
                              									wenn man – wie es mir selbst schon begegnet ist – kräftig nachschieben will und
                              									abrutscht, so kann man recht unangenehme Empfindungen in seine Finger bekommen. Geht
                              									der Strom nicht nur durch die Finger, sondern durch den Körper, z.B. vom der einen
                              									Hand zur anderen auf dem Wiege über die Brust am Herzen vorbei, so kann die Sache
                              									schon unangenehmer werden, ja unter Umständen tödlich auslaufen. Die meisten
                              									Unglücksfälle kommen aber nicht dadurch zustande, daß man beide Pole – also z.B. die
                              									beiden Stifte des Steckers – berührt, sondern dann, wenn man nur einen Pol berührt,
                              									aber „gute Erde“ hat. In unseren Zimmern mit ihren trockenen Holzfußböden
                              									sind wir daher durch Elektrizität weit weniger gefährdet als in feuchten Räumen, wie
                              									Ställen, Waschküchen und manchen Werkstätten, namentlich solchen in chemischen
                              									Fabriken.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 109
                              Abb. 1.
                              
                           Und nun betrachten Sie sich einmal Ihre Glühlampen: Da ist, wie wir auf unserem Bild 1 sehen, die Glühlampe 1 mit ihrem Edisongewinde
                              									2 in den Gewindekorb 5 so tief eingeschraubt, daß sie mit ihrem Mittelkontakt den
                              									Mittelkontakt 6 der Fassung berührt. Sie sehen über der Lampe auch noch einen
                              									Isolierring 3, der den Gewindekorb 5 vom äußeren Mantel 4 trennt und auch das
                              									Edisongewinde 2 gegen Berührung schützen soll. Leider ist das aber nur in der
                              									Theorie der Fall, wie Sie sich bei Ihren eigenen Glühlampen leicht überzeugen
                              									können: Meist liegt das Edisongewinde 2 selbst bei der vollkommen eingeschraubten
                              									Lampe ein ganzes Stück blank zutage – ganz abgesehen von der Zeit des
                              									Einschraubens, wo es unter allen Umständen gefährlich wird, sobald es mit seinem
                              									oberen Rande den Gewindekorb 5 auch nur berührt.
                           Da nun tatsächlich durch solche Glühlampenfassungen eine ganze Reihe von schweren
                              									Unglücks- und Todesfällen zustande gekommen ist, was mir die Berufsgenossenschaft
                              									der Feinmechanik und Elektrotechnik unter Angabe von Beispielen bestätigt hat, hat
                              									der Verein Deutscher Elektrotechniker bestimmt: „Die unter Spannung gegen Erde
                                 										stehenden Teile der Lampen müssen der zufälligen Berührung entzogen sein. Dieser
                                 										Schutz gegen zufälliges Berühren muß auch während des Einschraubens der Lampen
                                 										wirksam sein.“ Nun gibt es Fälle, wo nur einer der beiden zu einer Lampe
                              									führenden Drähte unter Spannung steht, wenn nämlich der andere ein sogenannter
                              									geerdeter Nulleiter ist. Wenn man also diesen Nulleiter an den Gewindekorb, den
                              									unter Spannung stehenden Leiter aber an den Mittelkontakt 6 anschlösse, so wäre der
                              									obigen Vorschrift genügt. Das ist jedoch ein sehr zweischneidiges Schwert, denn wer
                              									will die Gewähr übernehmen, daß die beiden Drähte nie verwechselt werden? Die
                              									Umwechslung braucht ja gar nicht an der Lampe selbst zu geschehen, sie kann ja auch
                              									an den Sicherungen vorgenommen werden, oder sonst irgendwo. Wie leicht kann das bei
                              									Arbeiten an der Anlage geschehen, und diese so harmlos aussehende Verwechslung der
                              									beiden Drähte, die für das richtige Arbeiten der Anlage ganz ohne Folgen ist, kann
                              									die Ursache für einen Todesfall werden! Man hat auch nicht? überall Nulleiter, und
                              									wo man eben keine hat, stehen, beide Drähte unter Spannung, also immer auch der
                              									Gewindekorb und damit stets das ganze oder teilweise eingeschraubte
                              									Edisongewinde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 109
                              Abb. 2.
                              
                           Um nun der durch die Berührung eines unter Spannung stehenden Edisongewindes einer
                              									Glühlampe drohende Gefahr wirksam zu begegnen und den erwähnten, am 1. Jaguar 1926
                              									in Kraft tretenden Bestimmungen des Vereins Deutscher Elektrotechniker gerecht zu
                              									werden, haben viele Hersteller von Glühlampenfassungen damit begonnen,
                              									Sicherheitsfassungen herzustellen und auf den Markt zu bringen, die die genannte
                              									Gefahr beseitigen. Wir bringen im Bild 2
                              									die Savafassung der
                              									Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft: Der Schutzring 7 ist dabei nicht, wie der
                              									Isolierring 3 bei der bisherigen Fassung, fest mit den übrigen Teilen verbunden; er
                              									läßt sich vielmehr leicht hinaufschieben und wird durch eine Wendelfeder 8 immer in
                              									seine tiefste Stellung gedrückt, wie dies im Bild 3 sichtbar ist. Wird nun eine
                              									Lampe eingeschraubt, so setzt sich der Ring auf sie auf und schiebt sich
                              									entsprechend dem Fortschreiten des Einschraubens hoch, aber immer den Edisonsockel
                              									umgebend und ihn vor äußerer Berührung schützend. Damit der Schutzring nicht – aus
                              									Spielerei oder beim Arbeiten an der Lampe – hochgeschoben werden kann, oder damit
                              									dieses Hochschieben erschwert wird, wenn keime Lampe eingeschraubt ist, hat die
                              									Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft für die Fälle, wo nicht eine tiefe Zierschale
                              									oder dergleichen das Herankommen an den unterem Teil der Fassung ohnedies erschwert,
                              									dem äußeren Mantel der Fassung unten zu einem Schutzschirm 9 ausgebildet.
                           So ist die deutsche Elektrotechnik bestrebt, die Gefahren durch die Elektrizität, die
                              									nur ein Leichtsinniger gering schätzen wird, dauernd zu vermindern und diese so zu
                              									einer immer zuverlässigeren und ungefährlicheren Dienerin der Menschen zu
                              									machen.
                           Max Fischer.
                           Schiffsbeleuchtung. (Nachdruck verboten!) Ein des Abends
                              									beleuchteter Personendampfer bietet einen herrlichen Anblick. Aus den zahlreichen
                              									Kabinenfenstern fluten Ströme von Licht, und die verschiedenen bunten Meldelichter
                              									und Scheinwerfer geben der ganzen Beleuchtung etwas Feenhaftes. Noch vor
                              									verhältnismäßig kurzer Zeit war es anders. Man liest in alten Seegeschichten, daß
                              									Schiffe, in dichte Finsternis gehüllt, vom Sturme steuerlos umhergetrieben wurden,
                              									und daß Zusammenstöße nichts Seltenes waren. Man war zwar von der Notwendigkeit
                              									einer guten Schiffsbeleuchtung überzeugt, aber es fehlten die Mittel, weit sichtbare
                              									und gegen Stürme unempfindliche Lampen herzustellen.
                           Im Altertum war die Beleuchtung weniger wichtig, weil man gewöhnlich bei Tage und in
                              									der Nähe der Küsten fuhr. Kam ein Schiff dann einmal in ein Unwetter, und konnte es
                              									zur Dunkelheit den schützenden Hafen nicht erreichen, so war sein Schicksal freilich
                              									besiegelt. Mit der wachsenden Ausdehnung der Schifffahrt kamen solche Fälle gar
                              									nicht so selten vor, und viele alten Geschichten erzählen uns von der Vernichtung
                              									ganzer Flotten. Wahrscheinlich waren die Athener die Ersten, die sich aus ihren
                              									Hauslampen eine Art Schiffsbeleuchtung herstellten. Nach den Ausgrabungen zu
                              									schließen, scheint man aber mehr auf kunstvolle Arbeit als auf den Zweck gesehen zu
                              									haben. Später hört man dann, wie man sich aus getränktem Kienspan oder mit einer Art
                              									Pech umgebenen Tauenden Fackeln herstellte. In Gemälden aus dem Mittelalter findet
                              									sich diese Beleuchtung immer wieder. Wir erinnern nur an die Normannenfahrten, die
                              									als eigentliche Vorläufer unserer heutigen Seefahrten anzusehen sind. In der
                              									Hansazeit, etwa im 14. und 15. Jahrhundert, wurden die Fackeln langsam durch, eine
                              									Art Windlichter verdrängt, bei denen man schon Talgkerzen vorfand.
                           Der Ausbau der Kriegs- und Handelsflotten machte es nötig, wenigstens dem
                              									Führerschiff ein Meldelicht zu geben. Man brachte diese Lichter gewöhnlich am Heck
                              									an. Weil die Schiffe zu damaliger Zeit ziemlich nahe bei einander fuhren, so konnte
                              									man sich damit behelfen. Erst die Erfindung der Petroleumlampe um die Mitte des
                              									vorigen Jahrhunderts machte eine bessere Schiffsbeleuchtung und die Anwendung der
                              									bekannten (sogenannten Positionslampen möglich. Die großen 'Erwartungen, die
                              									man auf das Petroleum setzte, wurden aber bald durch seine Feuergefährlichkeit
                              									getrübt, und tatsächlich ist ein großer Teil der damaligen Schiffsbrände auf die
                              									Verwendung des Petroleums zurückzuführen.
                           Der große Wendepunkt kam, als im Jahre 1880 der Dampfer Columbia als erster mit einer
                              									elektrischen Lichtanlage von 115 Glühlampen ausgestattet wurde, deren Bestellung
                              									übrigens von Edisons eigener Hand geschrieben ist. Schon früher hatte man allerdings
                              									elektrische Scheinwerfer benutzt, die man jedoch aus galvanischen Elementen speisen
                              									mußte, bis dann gegen 1880 die Verwendung der inzwischen durch Werner Siemens
                              									erfundenen Dynamomaschine eine brauchbare Stromquelle für sie brachte.
                           Bahnbrechend für die Einführung der elektrischen Beleuchtung auf Schiffen wurde die
                              									deutsche Kriegsmarine Als erstes Schiff wurde das Panzerschiff Bayern mit 225 Lampen
                              									und zwei Scheinwerfern ausgestattetDiese und die
                                    											folgenden Zahlen sind einem Aufsatz des Geheimen Oberbaurat Grauert im Heft
                                    											36/1925 der Elektrotechnischen Zeitschrift entnommen.. Die auf
                              									dem Schiff verlegte Leitungslänge betrug etwa 4,5 Kilometer, während sie auf dem
                              									großen Kreuzer Lützow mit 26700 Tonnen auf 105 Kilometer gestiegen ist. Freilich
                              									sind in dieser Leitungslänge auch die Leitungen für die Hilfsmaschinen und für
                              									Fernmeldezwecke, wie Fernsprech- und Signalleitungen, enthalten. Die Zahl der Lampen
                              									auf den Lützow betrug 2200. Selbst das neuste Schiff unserer Marine, der kleine
                              									Kreuzer Emden, hat bei seinen nur 6000 Tonnen 1050 Lampen, 4 Scheinwerfer und etwa
                              									60 Kilometer Leitungslänge.
                           Die großen Fahrgastdampfer, wie Vaterland und Bismarck, haben Elektrizitätswerke wie
                              									eine Mittelstadt. Am berühmtesten ist die Anlage des Motorschiffs Monte Sarmiento
                              									geworden, das man geradezu als „das elektrische Schiff“ bezeichnen kann.
                              									Seine elektrische Anlage reicht an die einer Großstadt heran – kein Wunder, wird
                              									doch auf ihm alles, mit Ausnahme des Schiffsantriebs und der Dampfheizung elektrisch
                              									betrieben; nicht nur alle Hilfsmaschinen werden mit Elektrizität gespeist, es wird
                              									auf diesem Wunderschiff auch elektrisch gekocht, gebacken und gebraten.
                           Für die Schiffsbeleuchtung hat man in der ersten Zeit hauptsächlich der Scheinwerfer
                              									wegen niedrige Spannungen benutzt, und zwar im Bereich von etwa 55 bis 70 Volt.
                              									Später ist man dann allgemein, dem Beispiel der Kriegsmarine folgend, auf 110 Volt
                              									gegangen und hat an dieser Spannung mit Zähigkeit festgehalten. Wo wegen der
                              									Hilfsmaschinen eine Erhöhung auf 220 Volt nötig war, hat man – z.B. auf dem Monte
                              									Sarmiento – wenigstens die Lichtanlage mit 110 Volt betrieben.
                           Während man bei der Kriegsmarine aus Sicherheitsgründen überall zwei Zuleitungen zu
                              									den Verbrauchsstellen legte, wie wir das in unseren Wohnungen gewöhnt sind, benutzt
                              									man in der Handelsschiffahrt, wenigstens bis zu Spannungen von 110 Volt, nur eine
                              									Leitung und verwendet den Schiffskörper als zweite. Dies ist ebenso unbedenklich wie
                              									das Betreten der ebenfalls stromführenden Straßenbahnschienen und bringt keine
                              									Gefährdung des Personals und der Fahrgäste, weil es kaum einen Körper gibt, der
                              									besser geerdet ist als ein Schiffskörper, denn das Seewasser ist die beste
                              										„Erde“, die man sich denken kann. Was durch die eindrähtige Verlegung an
                              									Geld und Gewicht gespart werden kann, das geht deutlich aus den oben gegebenen Zahlen über die
                              									nach vielen Kilometern zählenden Leitungslängen hervor.
                           Wir können uns heute kaum noch ein Schiff ohne elektrisches Licht denken – und doch
                              									ist es kaum ein Menschenalter seit seiner allgemeinen Einführung her. Welche
                              									ungeheuren Fortschritte es für die Beleuchtung, für die Sicherheit und durch Wegfall
                              									des Geruchs der Petroleum- oder Oellampen an Annehmlichkeit gebracht hat, ist
                              									offenbar.
                           K. Trott.
                           Amerikanische Erhebungen über die Entwicklung der Luftstickstoffindustrie. Die Fortschritte, die die
                              									Bindung des Luftstickstoffs in den einzelnen Ländern macht, werden in Amerika mit
                              									regem Interesse verfolgt und auf ihre Aussichten hin geprüft. Nachdem bereits im
                              									jähre 1923 das Fixed Nitrogen Research Laboratory, das Anfang 1919 vom
                              									amerikanischen Kriegsministerium gegründet wurde, einen eingehenden Bericht über
                              									seine Arbeiten sowie über die Fortschritte der Stickstoffindustrie in der ganzen
                              									Welt erstattet hatte, hat nun auch das Bureau of Foreign and Domestic Commerce das
                              									Ergebnis seiner Erhebungen veröffentlicht. Darin wird betont, daß die
                              									Stickstoffindustrie in weniger als 20 Jahren sich aus nichts zu einer Erzeugung von
                              									fast 500000 t gebundenem Stickstoff emporgeschwungen habe, obwohl nur 3 verschiedene
                              									Verfahren im Großbetriebe in Anwendung seien.
                           Das älteste Verfahren, das Lichtbogenverfahren, wird hauptsächlich in Norwegen in
                              									zwei großen Anlagen ausgebeutet., die Kalk- und Natronsalpeter, Natriumnitrit und
                              									konz. Salpetersäure gewinnen. Kleinere Anlagen nach diesem Verfahren arbeiten in
                              									Frankreich, Oesterreich, Italien und in den Vereinigten Staaten.
                           Das Kalkstickstoffverfahren, das zuerst 1906 in Italien zur Einführung gelangte,
                              									erfordert gegenüber dem Lichtbogenverfahren weniger als ein Viertel an elektrischer
                              									Energie, weshalb es nicht wie jenes auf Länder mit außerordentlich billiger
                              									Wasserkraft beschränkt ist; die Rohstoffe, Kohle und Kalk, sind ebenfalls billig.
                              									Dieses Verfahren wurde im Kriege starte ausgebaut, da aus dem Kalkstickstoff auf dem
                              									Umweg über Ammoniak Salpetersäure gewonnen wurde. Der Bericht bezeichnet dieses
                              									Verfahren jedoch als ungeeignet für Nordamerika wegen des Mangels an billiger
                              									Kraft.
                           Am wichtigsten ist die synthetische Ammoniakgewinnung, die zuerst 1913 in Oppau
                              									aufgenommen worden ist. Obwohl Einzelheiten über diese Fabrikation während des
                              									Weltkrieges außerhalb Deutschlands nicht bekannt waren, unternahm sowohl die
                              									amerikanische wie die britische Regierung den Bau von Ammoniakfabriken, denen jedoch
                              									der Erfolg versagt blieb. Erst im Sommer 1921 wurde von der Atmospheric Nitrogen
                              									Corp. in Syracuse eine Ammoniakfabrik mit Erfolg in Betrieb genommen. Im Jahre 1924
                              									konnten 14 Fabriken in 7 Ländern 320000 t gebundenen Stickstoff nach diesem
                              									Verfahren gewinnen, wovon 92% auf Deutschland entfielen. Weitere 5–6 kleinere
                              									Anlagen sind gegenwärtig in verschiedenen Ländern im Bau, einige andere sind
                              									geplant.
                           Das Zyanidverfahren wird bisher nur in einer einzigen kleinen Fabrik angewandt, es
                              									kann aber später vielleicht große Bedeutung erlangen. Während des Krieges wurde in
                              									Rhode Island und Virginien nach dem sog. Bucher-Verfahren gearbeitet, Bariumzyanid
                              									wurde in Italien und Schweden versuchsweise hergestellt.
                           Folgende Zusammenstellung zeigt die geschätzte Welterzeugung von gebundenem
                              									Stickstoff nach den drei wichtigsten Verfahren seit dem Jahre 1910 (in
                              									Tonnen):
                           
                              
                                 
                                 1910
                                 1913
                                 1917
                                 1920
                                 1923
                                 
                              
                                 Lichtbogenverfahren
                                 5000
                                 14000
                                 35000
                                 30000
                                 36000
                                 
                              
                                 Kalkstickstoffverfahren
                                 5000
                                 34000
                                 230000
                                 130000
                                 140000
                                 
                              
                                 Ammoniaksynthese
                                 –
                                 7000
                                 110000
                                 295000
                                 320000
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 10000
                                 55000
                                 375000
                                 455000
                                 496000
                                 
                              
                           (Chem. Ind., Bd. 47, S. 497.)
                           Sander.
                           Wärmebehandlung von Eisenguß. Es handelt sich um die
                              									Untersuchung von gutem Zylindereisen und von Eisen derselben Zusammensetzung mit
                              									geringem Zusatz anderer Elemente (Zahlentafel I), wobei die Versuchsstücke 0 – 209
                              									Stunden lang auf 450° und 550° erhitzt wurden. Der Einfluß dieser Wärmebehandlung
                              									geht aus den Zahlentafeln II und III hervor, während Zahlentafel IV weitere Angaben
                              									über die Zerreißfestigkeit bei höherer Temperatur macht.
                           Die Ergebnisse sind kurz folgende:
                           Zahlentafel I.
                           Chemische Zusammensetzung und
                                 										Zerreißfestigkeit der Versuchsstücke.
                           
                              
                                 Bestandteile
                                 Gußeisen
                                 
                              
                                 
                                 P
                                 M
                                 C
                                 N
                                 
                              
                                 Graph. Kohlenstoff
                                 2,48
                                 2,55
                                 2,24
                                 2,50
                                 
                              
                                 Geb. Kohlenstoff
                                 0,68
                                 0,77
                                 0,93
                                 0,67
                                 
                              
                                 Gesamtkohlenstoff
                                 3,16
                                 3,32
                                 3,17
                                 3,16
                                 
                              
                                 Silizium
                                 1,48
                                 1,62
                                 1,40
                                 1,56
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,054
                                 0,014
                                 0,040
                                 0,095
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,704
                                 0,706
                                 0,686
                                 0,673
                                 
                              
                                 Magnesium
                                 0,97
                                 2,43
                                 0,973
                                 0,043
                                 
                              
                                 Chrom
                                 –
                                 –
                                 0,392
                                 –
                                 
                              
                                 Nickel
                                 –
                                 –
                                 –
                                 0,746
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Zerreißfestigkeit im rohen    Zustande in kg/mm2
                                 26,200
                                 27,700
                                 29,000
                                 26,500
                                 
                              
                           Zahlentafel II.
                           Versuche bei Erhitzung auf 450°.
                           
                              
                                 Eisensorte
                                 Dauer derErhitzungin Stunden
                                 Gesamt-kohlen-stoff
                                 Geb.Kohlen-stoff
                                 Zerreiß-festigkeitbei 15°
                                    											inkg/mm
                                 Brinell-Härte
                                 
                              
                                 P
                                     0  40  80120160200
                                 3,163,173,173,193,133,15
                                 0,680,640,480,430,380,38
                                 26,225,624,624,224,324,5
                                 223212197183183179
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 M
                                     0  40  80120160200
                                 3,323,293,313,353,283,33
                                 0,770,740,730,550,550,54
                                 27,7–26,526,0–25,8
                                 223217197183183183
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 C
                                     0  40  80120160200
                                 3,173,183,173,193,163,20
                                 0,930,900,850,720,690,69
                                 29,028,327,627,527,127,2
                                 248235212207201207
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 N
                                     0  40  80120160200
                                 3,163,183,183,163,173,15
                                 0,670,180,090,080,070,07
                                 26,525,223,323,323,223,2
                                 223167159159156149
                                 
                              
                           
                           Zahlentafel III.
                           Versuche bei Erhitzung auf 550°.
                           
                              
                                 Eisensorte
                                 Dauer derErhitzungin Stunden
                                 Gesamt-kohlen-stoff
                                 Geb.Kohlen-stoff
                                 Zerreiß-festigkeitbei 15°
                                    											inkg/mm
                                 Brinell-Härte
                                 
                              
                                 P
                                     0  40  80120160200
                                 3,163,133,163,153,153,14
                                 0,680,120,110,090,120,12
                                 26,224,923,823,323,023,3
                                 223138129129125129
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 M
                                     0  40  80120160200
                                 3,323,363,303,353,353,34
                                 0,770,690,460,270,250,26
                                 27,725,825,324,324,024,3
                                 223187171159148148
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 C
                                     0  40  80120160200
                                 3,173,163,223,203,153,21
                                 0,930,570,530,490,510,49
                                 29,028,227,426,525,825,8
                                 248207171165171165
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 N
                                     0  40  80120160200
                                 3,163,193,203,143,203,15
                                 0,670,150,050,050,040,02
                                 26,525,721,721,220,421,2
                                 223163138134129129
                                 
                              
                           Zahlentafel IV.
                           Zerreißfestigkeit der Eisensorte P bei
                                 										höherer Temperatur.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Zerreißfestigkeit in kg/mm2
                                 
                              
                                 Temperatur
                                 in rohemZustand
                                 4 Stundengeglüht bei 300°
                                 200 Stundengeglüht bei 450°
                                 200 Stundengeglüht bei 550°
                                 
                              
                                   15
                                 26,2
                                 26,5
                                 24,4
                                 23,3
                                 
                              
                                 100
                                 25,4
                                 26,0
                                 23,5
                                 21,7
                                 
                              
                                 200
                                 24,9
                                 26,3
                                 22,8
                                 21,4
                                 
                              
                                 250
                                 24,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 300
                                 23,5
                                 26,3
                                 21,7
                                 19,6
                                 
                              
                                 350
                                 24,7
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 400
                                 26,'o
                                 27,0
                                 20,5
                                 17,3
                                 
                              
                                 500
                                 23,7
                                 24,9
                                 19,2
                                 16,4
                                 
                              
                                 600
                                 18,4
                                 18,9
                                 12,0
                                 7,5
                                 
                              
                           Die Wärmebehandlung bei niedriger Temperatur von Gußeisen ruft eine Karbidzersetzung
                              									hervor, deren Bedeutung je nach der Temperatur wechselt und mit ihr steigt.
                              									Gleichzeitig erfolgt eine entsprechende Abnahme der Zerreißfestigkeit und Härte. Die
                              									Vermehrung des Mangangehaltes erzeugt ein beständigeres Karbid, das der Zersetzung
                              									im Verlauf der Wärmebehandlung besser widersteht. Der Einfluß von etwas Chrom ist in
                              									dieser Beziehung noch mehr gekennzeichnet, dagegen verringert ein geringer
                              									Nickelgehalt die Beständigkeit des Karbids und führt seine schnelle Zersetzung
                              									herbei. (La technique moderne, 1925, S. 184.)
                           Leistung von Stahlöfen. In Middlesborough berichtete
                              									kürzlich Mr. Arthur Dorman über den in den letzten Jahren erfolgten großen
                              									Fortschritt in der Leistung der Stahlöfen. Vor 20 Jahren, sagte er, wurden mit einem
                              									kleinen Ofen wöchentlich nur 6 Beschickungen erreicht, mit denen wöchentlich etwa
                              									200 tons oder noch weniger erzeugt wurden. Heute erreicht man vo,n einem großen Ofen
                              									gut 14 Beschickungen je Woche mit einer Leistung von 1100–1200 tons. Er glaubt, daß
                              									die Grenze der Ofenleistung noch nicht erreicht ist und teilte mit, daß Mr. Benj.
                              									Talbot einen Ofen von 500 tons Fassung mit einer vermutlichen Leistung von 2000
                              									bis 3000 tons wöchentlich plane. (The Engineer, Bd. 140, N. 3648, S. 581 v.
                              									27.11.1925.)
                           H.
                           Die Mineralöleinfuhr Deutschlands im Jahre 1924 weist
                              									gegenüber dem Vorjahre durchweg eine beträchtliche Zunahme auf, wie folgende
                              									Zahlentafel zeigt, in der zum Vergleich auch die Einfuhrmengen des Jahres 1913
                              									angegeben sind.
                           
                              
                                 Erzeugnis
                                 1924
                                 1923t
                                 1913t
                                 
                              
                                 Menget
                                 Wert(Mill. Mk.)
                                 
                              
                                 Rohes Erdöl
                                 52631
                                   5,3
                                 12549
                                 971
                                 
                              
                                 Leuchtöl
                                 97998
                                 10,3
                                 77251
                                 745466
                                 
                              
                                 Rohbenzin
                                 66707
                                 15,6
                                 38781
                                 159380
                                 
                              
                                 Benzin, Gasolin
                                 94657
                                 20,6
                                 67828
                                 8174
                                 
                              
                                 Schwerbenzin
                                 73354
                                 13,9
                                 58847
                                 81366
                                 
                              
                                 Gasöl
                                 86505
                                   6,3
                                 72735
                                 48009
                                 
                              
                                 Schmieröl
                                 250681
                                 57,8
                                 155295
                                 248035
                                 
                              
                                 Asphalt
                                 23211
                                   4,6
                                 7933
                                 145351
                                 
                              
                                 Paraffin
                                 10695
                                   5,3
                                 5058
                                 16954
                                 
                              
                           Besonders beachtenswert ist bei diesen Zahlen die starke Zunahme der
                              									Schmieröleinfuhr, die gegenüber dem Vorjahre um mehr als 95000 t gewachsen ist und
                              									die selbst die Einfuhrmenge des Jahres 1913 noch übersteigt. Dabei ist aber auch
                              									noch zu berücksichtigen, daß die Einfuhr von Rohöl im Berichtsjahre erheblich größer
                              									war als im Jahre 1913, denn auch das bei den Destillation dieses Rohöles erhaltene
                              									Schmieröl stand dem heimischen Markte zur Verfügung. Weiter ist bemerkenswert der
                              									starke Rückgang der Leuchtöleinfuhr, die im Jahre 1910 mit 990000 t im Werte von 55
                              									Mill. Mk. ihren Höhepunkt erreicht hatte und von da an infolge der fortschreitenden
                              									Versorgung des flachen Landes mit Gas und elektrischem Strom ständig stark gefallen
                              									ist. In der mehr als zehnfachen Zunahme der Einfuhr von Benzin und Gasolin gegenüber
                              									dem Jahre 1913 zeigt sich deutlich die mächtige Entwicklung des Kraftwagenverkehrs
                              									und der Luftfährt. Insgesamt erreichte die Einfuhr aller oben genannten Erzeugnisse
                              									im Jahre 1924 den Betrag von rd. 140 Mill. Mark. Den überragenden Anteil an der
                              									deutschen Mineralöleinfuhr hatten die Vereinigten Staaten von Amerika, während vor
                              									dem Kriege auch Rußland, Rumänien und Galizien einen erheblichen Teil (zusammen rd.
                              									60%) geliefert haben.
                           Sander.
                           Reichspatentamt. Die großen Fortschritte der Industrie im
                              									letzten Jahrzehnt haben eine so hohe Flut technischen Schrifttums gebracht, daß das
                              									Eindringen und Durchforschen der technischen Materien bei der Prüfung der zum Patent
                              									angemeldeten Erfindungen auf Neuheit immer mehr erschwert wird. Dieser Schwierigkeit
                              									war das Reichspatentamt ständig bemüht dadurch Herr zu werden, daß es die gewaltige Literatur, die ihm zur Feststellung des
                              									Standes der Technik zur Hand liegt, systematisch immer feiner unterteilt hat, um das
                              									Suchen nach Vergleichsstoff mit Erfolg vornehmen zu können. In einer am 1. Januar
                              									1926 erschienenen neuen Gruppeneinteilung der Patentklassen sind diese mühevollen
                              									Arbeiten des Reichspatentamts druckschriftlich niedergelegt worden. Die Zahl der
                              									Gruppen ist darin auf 9739 gegen bisher rund 8000 erhöht worden. Jede dieser Gruppen
                              									umfaßt ein kleinstes technologisch zusammenhängendes Gebiet der in 89 Patentklassen
                              									eingeteilten gesamten Technik. Der Luftschiffahrt, die in ihren allerersten Anfängen
                              									den Sport- und Spielzeugwaren beigesellt war, ist entsprechend ihrer großen
                              									Bedeutung eine
                              									besondere Klasse und zwar die bisher noch leerstehende Klasse 62 eingeräumt worden,
                              									während andere rasch vorwärtsdrängende Gebiete, z.B. die Elektrotechnik (Klasse 21),
                              									die Brennkraftmaschinen (Klasse 46), der Schiffbau und das Seewesen (Klasse 65) sehr
                              									stark ausgebaut worden sind. Die alte Unterklasseneinteilung, an die sich die
                              									beteiligten Kreise gewöhnt hatten, ist nach Möglichkeit beibehalten worden. Diese
                              									scharfe Sichtung des Suchstoffes hat die Uebersichtlichkeit bedeutend erhöht, sodaß
                              									die in der einschlägigen Presse hier und da vorgebrachten Klagen über einzelne
                              									beobachtete Mängel bei der Prüfung der Erfindungen und die aufgetauchten
                              									Befürchtungen einer Beeinträchtigung des hohen Ansehens des Deutschen Reichspatents
                              									hinfort als völlig beseitigt gelten können.
                           Neue Patentgebühren. Durch das Gesetz über die
                              									patentamtlichen Gebühren vom 26. März 1926 (Reichsgesetzblatt Teil II Nr. 13) sind
                              									die Patentgebühren mit Wirkung vom 1. April 1926 ab erneut der veränderten
                              									Wirtschaftslage angepaßt worden. Ein Vergleich mit den ursprünglichen Gebühren unter
                              									Ausschluß der Inflationssätze ergibt folgendes
                              									Bild. Wurden in der Periode von 1891 bis 1920 für die ersten 7 Patentjahre 1080 Mark
                              									an Gebühren gezahlt, so sind jetzt nur 345 ℛℳ, also
                              									weniger als ein Drittel dafür zu zahlen. Nach den am 1. Mai 1924 eingeführtem Tarife
                              									hatte diese Summe noch eine Höhe von 590 ℛℳ. Der Erfinder hat also jetzt in den
                              									ersten 7 Jahren, in denen er seine Erfindung ausbaut und zur Einführung; bringt, im
                              									Durchschnitt jährlich 50 oder monatlich nur etwa 4 ℛℳ für ein Patent zu
                              									entrichten.
                           Erst für die folgenden Jahre treten entsprechend erhöhte Sätze ein, jedoch wesentlich
                              									geringere als bisher. Die Patentgebühren erreichen für die ersten 15 Jahre den
                              									Betrag von 3995 ℛℳ gegen 5280 ℛℳ der früheren Periode (5140 ℛℳ am 1. März 1924). Die
                              									im Jahre 1923 geschaffene Verlängerung der Patentdauer um 3 Jahre auf 18 Jahre sieht
                              									für diese letzten Jahre eine Gesamtabgabe von 3100 ℛℳ vor (4900 ℛℳ am 1. März 1924),
                              									die im Hinblick auf den erheblichen Nutzen solcher Patente als angemessen bezeichnet
                              									werden kann. Die Anmeldegebühr einer Patentanmeldung ist um nur 10 ℛℳ auf 25 ℛℳ
                              									heraufgesetzt worden, obwohl die Selbstkosten der Prüfung sich um das Mehrfache
                              									dieser Gebühr höher stellen.
                           Die Zusatzpatente, für die seither die Hälfte der ordentlichen Jahresgebühren zu
                              									zahlen waren, sind mit Ausnahme einer Erteilungsgebühr von 30 ℛℳ vollständig
                              									gebührenfrei geworden. Der Zuschlag für die verspätete Zahlung von Jahresgebühren
                              									ist von 25% auf 10% herabgesetzt worden, beträgt jedoch mindestens 5 ℛℳ.
                           Durch die neue Gebührenordnung ist man den Wünschen der Erfinder in weitgehendem und
                              									gerechtem Maße entgegengekommen Bei der hiernach vorgenommenen Verteilung der
                              									Gebühren auf die einzelnen Patentjahre kann nicht mehr von einer unerträglichen
                              									Belastung der Erfinder gesprochen werden. Es ist vielmehr anzunehmen, daß der
                              									Erfinder dabei den vollen Nutzen aus seinen Patenten ziehen und alle Patente so
                              									lange aufrechterhalten kann, als sie für die deutsche Industrie von Wert sind.
                           Die Gebühren für Gebrauchsmuster und Warenzeichen haben eine geringe Ermäßigung
                              									erfahren.
                           Nachrichtenstelle des Reichspatentamts.
                           Rußland und der deutsche Erfinderschutz. Ueber 11 Jahre
                              									waren in Rußland die Deutschen ihrer gewerblichen Schutzrechte beraubt. Dieser für
                              									Handel und Industrie in Rußland und Deutschland gleicher Weise schädliche
                              									Zustand soll durch zwei neue Gesetze beseitigt werden.
                           Zunächst ist in Rußland ein neues Patentgesetz in Kraft
                              									getreten, nach welchem unterschiedslos Inländer und Ausländer Patente erwerben
                              									können. Das russisch-sozialistische Recht an dem privaten gewerblichen Besitz ist
                              									damit ausgeschaltet. Das Gesetz schließt sich eng an das deutsche Patentgesetz an.
                              									Es sieht eine Prüfung der Patentanmeldungen auf Neuheit, Erfindungseigenschaft und
                              									gewerbliche Verwertbarkeit vor und läßt das Einspruchsverfahren zu. Gegen die
                              									Entscheidungen der ersten Instanz ist das Beschwerdeverfahren gegeben. Die Erfindung
                              									muß, wie in Amerika, von dem Erfinder selbst oder seinem Rechtsnachfolger angemeldet
                              									werden. Die Patentdauer beträgt fünfzehn Jahre. Das Patent muß innerhalb von 5
                              									Jahren in Rußland durch eigene Verwertung oder Lizenzen zur Ausführung gebracht
                              									sein. Diese Frist kann um 5 Jahre verlängert werden. Die Gebühren sind erst fällig,
                              									wenn die durch Patent geschützte Erfindung zur Ausführung gebracht ist, was der
                              									Behörde binnen Einmonatsfrist mitgeteilt werden muß, andernfalls das Patent für
                              									nichtig erklärt wird.
                           Weiterhin ist von besonderer Wichtigkeit für Erfinder das (im Reichsgesetzblatt 1926
                              									Teil II S. 3 ff. im Auszug im Blatt für Patent-, Muster- und Zeichenwesen 1926 Seite
                              									23 ff. veröffentlichte) Gesetz vom 6. Januar 1926 über die deutsch-russischen, Rechts- und Wirtschafts-Verträge vom 12. Oktober 1925,
                              									die am 12. März 1926 in Kraft treten. Alle nach dem Kriegsausbruch in Rußland für
                              									verfallen erklärten Schutzrechte (Patente, Gebrauchsmuster, gewerbliche Muster,
                              									Modelle und Warenzeichen) können auf Antrag mit alter Priorität wieder aufleben.
                              									Ferner können alle Deutschen, die vom 1. August 1914 bis zum Inkrafttreten dieses
                              									Vertrages in Deutschland ein Patent angemeldet haben, bei der Anmeldung in Rußland
                              									die deutsche Priorität derart geltend machen, daß in die Zwischenzeit fallende
                              									neuheitsschädliche Tatsachen unwirksam sind. Nur ein Vorbenutzungsrecht Dritter
                              									bleibt bestehen. Für Anträge dieser Art sind bestimmte Fristen (6 bis 12 Mon.)
                              									gesetzt.
                           Die deutschen Erfinder und die deutsche Industrie haben jetzt zu prüfen, welche ihrer
                              									gewerblichen Schutzrechte für die Ausnutzung in Rußland von Wert sind. Diesen Schutz
                              									zurück- oder neu zu erwerben, liegt nicht nur im eigenen Interesse der Beteiligten,
                              									sondern ist auch ein Gebot der vaterländischen Pflicht. Die Erwerbung der
                              									Schutzrechte in Rußland sichert den Deutschen ein neues Absatzgebiet und dient dem
                              									wirtschaftlichen Wohle unseres Vaterlandes.
                           TWL-Mitteilungen. a) Anregungen aus den Kreisen von
                              									Gewerbeschulmännern folgend hat die Technisch-Wissenschaftliche Lehrmittelzentrale
                              									(TWL), Berlin NW 7, Dorotheenstr. 40, Drehstahlmodelle aus Holz hergestellt, die in
                              									vergrößertem Maßstab die in den; Werkstätten üblichen Formen wiedergegeben. Der
                              									Entwurf stammt von Oberstudiendirektor Stolzenberg, Charlottenburg. Wegen ihrer
                              									Größe eignen sich die Modelle in ausgezeichneter Weise zur Vorführung im Unterricht,
                              									viel besser als zeichnerische und bildliche Darstellungen oder die für
                              									Unterrichtszwecke viel zu kleinen Originalwerkzeuge. Ihre Anschaffung kann deshalb
                              									für technische Lehranstalten jeder Art, auch für Berufs- und Werkschulen, sehr
                              									empfohlen werden.
                           Dem modernen Verfahren zur Herstellung von Sparwerkzeugen nach Patent Ludwig ist
                              									Rechnung getragen, indem die metallisch unlösbar mit dem Werkzeugschaft verbundene
                              									Schnellstahlschneide farbig hervorgehoben und bei einem der Modelle abhebbar
                              									ausgeführt ist.
                           Für die Messung der Winkel am Drehstahl (Brust-, Keil- und Rückenwinkel) ist ein
                              									besonderes Modell von Direktor Frauendienst und Ing. Discher konstruiert worden, das
                              									in ungemein anschaulicher Weise bei verschiedenen Drehstahlformen die
                              									Winkeländerungen beim Höher- und Tieferstellen des Stahles, sowie auch andere
                              									Vorgänge vorzuführen ermöglicht.
                           Nähere Auskunft über die Modelle gibt das Druckblatt N 1, das als erstes einer Reihe
                              									von Veröffentlichungen über „TWL-Neuerungen“ soeben erschienen ist.
                           b) Zeit und Kraft sparende Verfahren sind für geistige Tätigkeit von derselben
                              									Bedeutung, wie für körperliche Arbeit. Ein wichtiger Beitrag zur Rationalisierung
                              									auf diesem Gebiete ist z.B. die Papiernormung, die zu einheitlichen Zeitschriften-
                              									und Karteiformaten führt, ebenso die allgemeine Verwendung mechanischer Hilfsmittel,
                              									wie Rechenschieber und Zeichenmaschine, und die Ausbildung graphischer
                              									Rechenverfahren (Momographie). Einen neuen, besonders interessanten Fortschritt im
                              									gleichen Sinne stellt die Erfindung eines Apparates zur mechanischen Berechnung statisch unbestimmter Tragwerke dar, die einem in
                              									Buenos-Aires ansässigen deutschen Ingenieur, Otto Gottschalk, zu danken ist. Die
                              									äußerst zeitraubende analytische Berechnung solcher Gebilde wird durch diese
                              									Erfindung überflüssig.
                           Der als „Continestat Gottschalk“ bezeichnete Apparat besteht aus einer Schiene
                              									mit Längs- und Querschiebern, einer Anzahl elastischer Stahlbänder und verschiedenen
                              									Zubehörteilen. Er ermöglicht es nicht nur, die Formänderungen eines beliebig
                              									belasteten Systems durch biegsame Bänder ohne weiteres darzustellen, sondern auch
                              									die Einflußlinien für Auflagerkräfte und Biegungsmomente mechanisch ohne Rechnung zu ermitteln,
                              									und zwar in allerkürzester Zeit. Die Genauigkeit ist oft noch größer als bei der
                              									Rechnung, weil die hierbei notwendigen Vereinfachungen in den Voraussetzungen
                              									fortfallen. Der Apparat eignet sich zur Berechnung von Trägern auf beliebig vielen;
                              									Stützen, von Rahmenkonstruktionen und anderen, auch recht verwickelt gestalteten
                              									Gebilden. Die Verschiedenheit des Trägheitsmomentes kann berücksichtigt werden.
                           Besonders sei hervorgehoben, daß sich nicht nur beim Nachrechnen festliegender
                              									Systeme außerordentlich viel Zeit sparen läßt, sondern auch der Entwurf von
                              									Bauwerken sehr erleichtert wird, weil der Einfluß irgend einer Aenderung in den
                              									Annahmen, z.B. einer anderen Verteilung der Spannweiten, ohne weiteres aus der
                              									Veränderung der Biegungslinie des Stahlbandes zu erkennen ist.
                           Nähere Auskünfte sind durch die Technisch-Wissenschaftliche Lehrmittelzentrale (TWL),
                              									Berlin NW 7, Dorotheenstr. 40, zu erhalten.
                           Gewinnung und Verwertung von Erdgas in Polen. Erdgas kommt
                              									in Polen in größeren Mengen zusammen mit Erdöl im Becken von Boryslaw und in Bitkow
                              									vor, ferner ohne Begleitung von Erdöl in der Gegend von Stryj sowie in Kalusz. Im
                              									Jahre 1923 wurden rd. 390 Mill. cbm Erdgas gewonnen.
                           Im Erdölbecken von Boryslaw befinden sich auch mehrere Anlagen zur Gewinnung von
                              									Gasolin aus dem Erdgas. Diese erst im Jahre 1919 in Polen begründete Industrie
                              									entwickelte sich in den letzten Jahren recht schnell und erfolgreich, wie folgende
                              									Zahlentafel zeigt:
                           
                              
                                 Jahr
                                 Zahlder Anlagen
                                 Verarb. GasmengeMill. cbm
                                 Gasolingewinnungt
                                 
                              
                                 1922
                                 3
                                   6,95
                                   922
                                 
                              
                                 1923
                                 4
                                 19,08
                                 2045
                                 
                              
                                 1924
                                 5
                                 42,38
                                 3435
                                 
                              
                           Zwei weitere Anlagen wurden im Laufe des Jahres 1925 in Betrieb genommen, von denen
                              									die eine nach dem Kompressionverfahren, die andere nach dem Absorptionverfahren von
                              									Brégeat unter Verwendung von Tetralin als Absorptionmittel arbeitet. Das in Polen
                              									aus dem Erdgas abgeschiedene Gasolin wird in der Hauptsache nach der
                              									Tschechoslowakei, ferner nach Oesterreich und Danzig ausgeführt.
                           Sander.
                           Griechenlands Kohlenförderung. In Griechenland kommen nur
                              									Braunkohlen vor, die Förderung des Landes war vor dem Weltkriege recht unbedeutend,
                              									hat aber infolge der allgemeinen Kohlennot bis zum Jahre 1920 beachtenswerte
                              									Fortschritte gemacht, wie folgende Zahlentafel erkennen läßt:
                           
                              
                                 Jahr
                                 Förderungt
                                 Jahr
                                 Förderungt
                                 
                              
                                 1913
                                   20000
                                 1923
                                 118000
                                 
                              
                                 1920
                                 197000
                                 1924
                                 111000
                                 
                              
                                 1922
                                 132000
                                 
                                 
                                 
                              
                           In den letzten 5 Jahren ist also wieder ein starker Rückgang der Förderung zu
                              									verzeichnen, der auf die ungünstige Lage der Gruben sowie auf den schwierigen und
                              									teuren Versand der Kohle zurückzuführen ist. Die Kohleneinfuhr betrug daher im Jahre
                              									1924 668570 t gegen 463 000 t im vorhergehenden Jahre.
                           
                              S.