| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 170 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Der Unterwassertunnel über Wasser. (Nachdruck
                              									verboten.) Die Firma Grün & Bilfinger aus Mannheim baut in Friedrichshagen bei
                              									Berlin am Ausfluß der Spree aus dem Müggelsee beim Müggelschlößchen ein ganz
                              									eigenartiges Bauwerk: Einen Unterwassertunnel über Wasser, über den die Zeitschrift
                              										„Der Bauingenieur“ nähere Angaben bringt. Nahe beider Baustelle hat
                              									bisher eine Fähre den gesamten Verkehr vermittelt, der aber so gestiegen ist, daß er
                              									zeitweise beängstigende Formen annimmt. So war man genötigt, Abhilfe zu schaffen.
                              									Zuerst dachte man eine Brücke; diese hätte aber mindestens 12 Meter Durchfahrtshöhe
                              									für Schiffe mit Masten haben müssen, und das hätte lange Rampen erfordert. Auf der
                              									Friedrichshagener Seite konnte aber keine solche Rampe angelegt werden, weil die
                              									Stadt bis an das Ufer reicht. Deshalb entschloß man sich zur Anlage eines
                              									Unterwassertunnels für Fußgänger, so daß die Fähre dann nur noch den Fahrzeugverkehr
                              									zu bewältigen hat, wozu sie genügt.
                           An sich ist es ja nichts Neues, Tunnels unter Wasserläufen hindurchzuführen, und wir
                              									haben ja in Berlin mehrere solche Tunnels für die Untergrundbahnen, beispielsweise
                              									in der Nähe des Bahnhofs Jannowitzbrücke, in der Nähe des Bahnhofs Friedrichsstraße
                              									und am Halleschen Tor. Auch für die Straßenbahn hat man schon vor vielen Jahren
                              									einen solchen Tunnel bei Berlin-Treptow gebaut. Die meisten solcher Tunnels werden
                              									so gemacht, daß man zwei gleichlaufende Bretterwände, sogenannte Spundwände, im
                              									Abstand der Tunnelbreite in den Fluß einrammt und das Wasser dazwischen auspumpt. In
                              									der so trocken gelegten und nötigenfalls ausgeschachteten Baugrube baut man den
                              									Tunnel und läßt dann unter Beseitigung der Spundwände das Wasser darüber
                              									zusammenschlagen. Den großen Tunnel unter dem Hamburger Hafen hat man in der Weise
                              									hergestellt, daß man vom Lande aus unter Wasser vorgedrungen ist, etwa wie es ein
                              									Maulwurf unter der Erde tut, wobei man dann natürlich die Wände dem Vordringen
                              									entsprechend mit starken wasserdichten Betonwänden gedichtet hat. Während der
                              									Arbeiten hat man den Tunnel zur Verhinderung des Eindringens von Wasser an der
                              									Bauspitze durch Einpressen von Luft unter einem höheren Druck gehalten, als ihn das
                              									darüberliegende Wasser ausübt – für je 10 Meter Wassertiefe macht das eine
                              									Atmosphäre.
                           Ein ganz anderes Verfahren, das in Deutschland zum erstenmal ausgeübt wird, wendet
                              									nun die Firma Grün & Bilfinger beim Spreetunnel bei Friedrichshagen an: Sie hat
                              									auch Spundwände gerammt, genau so, als ob sie nachher das Wasser dazwischen
                              									auspumpen wollte, um den Tunnel in der Grube im Trockenen bauen zu können. Dann hat
                              									sie aber gewissermaßen gerade das Gegenteil des Auspumpens getan, nämlich den Raum
                              									zwischen den Wänden mit Sand bis etwas über den Wasserspiegel ausgefüllt. Zunächst
                              									hat sie das in der halben, insgesamt etwa 100 m betragenden Flußbreite auf der
                              									Friedrichshagener Seite ausgeführt, damit die Schiffahrt in der anderen Hälfte
                              									weitergehen kann. Auf dem so hergestellten, landzungenförmigen Sanddamm ist nun ein
                              									großer, taucherglockenartiger, 52 m langer Kasten ohne Boden aus Eisenbeton gebaut
                              									worden, der 7,65 m breit ist und 2,50 m lichte Höhe hat. Auf dem Deckel dieses
                              									Kastens, auf den man zunächst eine weiche Schicht aus Asphalt, feinem Sand und Pech
                              									aufgebracht hat, baut man nun augenblicklich die eine Hälfte des Tunnelröhrs von 5 m
                              									lichter Breite und 2,50 m lichter Höhe. Dieses Rohr ist nach der Landseite zu für 2
                              									mal 12 Treppenstufen hochgekröpft, während es flußwärts vorläufig mit einer
                              									Bohlenwand abgeschlossen wird. Dann gehen 20 Arbeiter in den Senkkasten und graben
                              									den Sand auf dem Boden aus, der mit Schüttelrinnen an die Enden des Kastens
                              									befördert und von dort mit Aufzügen in Röhren durch sogenannte Luftschleusen ans
                              									Tageslicht befördert wird, während andere Schleusen zum Ein- und Ausschleusen der
                              									Arbeiter dienen. Sobald nämlich der Sand so weit abgegraben ist, daß der Senkkasten
                              									mit seinem unteren Rande unter den Wasserspiegel gesunken ist, muß Druckluft in den
                              									Senkkasten gegeben werden, damit von unten her kein Wasser eindringen kann; der
                              									Druck muß desto mehr gesteigert werden, je tiefer der Senkkasten – und mit ihm der
                              									darauf ruhende Tunnel – sinkt; zuletzt müssen die Arbeiter im Senkkasten unter einem
                              									den gewöhnlichen Luftdruck um 1,2 Atmosphären übersteigenden Druck arbeiten. Da sie
                              									einem solchen Druck nicht plötzlich augesetzt werden können, müssen sie
                              									eingeschleust werden, d.h. sie müssen sich zunächst in eine Vorkammer begeben, in
                              									der der Druck ganz allmählich bis auf deir Innendruck gesteigert wird. Entsprechend
                              									müssen sie ausgeschleust werden, d.h. sie müssen sich wieder in die Vorkammer
                              									begeben, wo dann der Druck allmählich bis auf den Außendruck erniedrigt wird. Der
                              									Druck von 1,2 Atmosphären gestattet noch eine achtstündige Arbeitszeit, während bei
                              									höheren Drucken – man ist schon bis 35 m Tiefe, also auf 3 ½ Atmosphären gegangen –
                              									bis zu 2 Stunden heruntergegangen werden muß. Selbstverständlich müssen alle
                              									Arbeiter vorher ärztlich untersucht werden, denn nur ganz gesunde Herzen können
                              									solche Verhältnisse ertragen. Besonders gefährlich ist es bei zu schnellem
                              									Ausschleusen, daß der Stickstoff der Luft, der sich bei dem hohen Druck im Blut
                              									gelöst hat, Blasen bildet und dadurch schwere Störungen oder den Tod herbeiführt. In
                              									Amerika hat man die Zeit des Ausschleusens dadurch auf ¼ bis ⅛ vermindern können,
                              									daß man den Stickstoff der Luft im Senkkasten durch Helium ersetzt und so ein
                              									Gemisch erzeugt hat, das genau so atembar ist wie unsere Luft.
                           Wenn nun die Tunnelhälfte bis auf die richtige Tiefe gesenkt ist – so weit, daß über
                              									ihrer Decke zu ihrem Schutz noch 1 ½ m Erde liegen und darüber noch 2 ½ Wassertiefe
                              									verbleiben –, wird der Hohlraum des unter dem Tunnel verbleibenden Senkkastens teils mit Sand
                              									ausgefüllt, teils ausbetoniert. Dann wird das andere Tunnelstück vom anderen Ufer
                              									her genau in der gleichen Weise gebaut und versenkt. Zuletzt wird die Verbindung der
                              									beiden Hälften in der Flußmitte hergestellt, und zwar in offener Baugrube, d.h. es
                              									werden Spundwände um die Verbindungsstelle herum errichtet und das Wasser wird
                              									ausgepumpt, so daß man das Verbindungsstück im Trockenen herstellen kann. Endlich
                              									werden an die schon mitversenkten Treppenteile auf jedem Ufer weitere 2 mal 12
                              									Stufen angeschlossen, so daß man also 48 Stufen in den Tunnel hinabsteigen und auf
                              									der anderen Seite ebensoviele Stufen wieder emporsteigen muß; nach je 12 Stufen kann
                              									man auf einem Absatz immer wieder „Tritt fassen“.
                           Das Absenken jeder Hälfte wird voraussichtlich 5 Wochen erfordern. Man will den
                              									Tunnel schon im nächsten Winter in Benutzung nehmen. Die Arbeiten, die ich mir
                              									angesehen habe, machen einen sehr vertrauenerweckenden Eindruck, und ich glaube
                              									wohl, daß der Tunnel durchaus dicht sein wird. Das wäre ein wesentlicher Fortschritt
                              									gegen manche ähnlichen, aber auf andere Weise hergestellten Unterwassertunnels, bei
                              									denen das nicht immer ganz gelungen ist, so daß dauernd gepumpt werden muß. Wenn es
                              									der bauausführenden Firma gelingt – woran nicht zu zweifeln ist – mit der
                              									geschilderten Ausführungsweise einen vollen Erfolg zu erzielen, so werden ihr
                              									weitere Aufträge dieser Art wohl sicher sein. Denn insbesondere Berlin, vermutlich
                              									aber auch in anderen Städten, werden für Untergrundbahnen, Straßenfahrzeuge und
                              									Fußgänger noch viele Unterwassertunnels ausgeführt werden, da sie vor Brücken
                              									mancherlei Vorzüge haben und – wie im vorliegenden Falle – häufig auch da angelegt
                              									werden können, wo der Bau von Brücken aus irgendwelchen Gründen ausgeschlossen oder
                              									schwierig ist.
                           Max Fischer.
                           Dauerformen. Während der Jahre 1915 und 1916 beauftragte
                              									das französische Kriegsministerium alle Gießereien nach Kräften die Erzeugung von
                              									Geschossen aller Kaliber zu steigern. Das Tagesprogramm einschließlich des
                              									Sonntagsgusses einer dieser Gießereien war festgesetzt auf
                           
                              
                                 500 Geschosse
                                 von 155 mm zu
                                   66 kg
                                 33 t
                                 
                              
                                 48 Geschosse
                                 von 180 mm zu
                                 410 kg
                                 20 t
                                 
                              
                                 48 Geschosse
                                 von 320 mm zu
                                 820 kg
                                 40 t
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 zus.
                                 93 t
                                 
                              
                           Die Fragen der Materialbeschaffung, der Formkästen, der
                              									Kupolöfen schienen gelöst zu sein, dagegen widersetzte sich ein Punkt der
                              									Verwirklichung dieses Programmes: Obwohl die vorhandenen Trockenöfen ziemlich groß
                              									waren, so war ihre Zahl doch ungenügend und auch die Platzfrage gestattete nicht den
                              									Bau neuer Oefen, wenigstens nicht in unmittelbarer Nähe der Formerei. Man kam daher
                              									auf den Gedanken, die Gußstücke in solchen Formen zu gießen, die wiederholt benutzt
                              									werden konnten. Nach einigen Versuchen gelang dies auch. Die Formen brauchten nicht
                              									jedesmal in den Trockenofen zu wandern und boten trotzdem alle Vorteile einer
                              									getrockneten Form, so daß der Zweck, ohne neue Trockenöfen auszukommen, erreicht
                              									war. Hand in Hand wurden auch noch einige andere Vorteile verwirklicht: Ersparnis an
                              									Formkästen und vor allem Ersparnis an Handarbeit infolge Verminderung der
                              									Herstellungsarbeiten dieser zahlreichen und großen Formen. Es hat sich als
                              									zweckdienlich erwiesen, die Formen nur einmal an einem Tage zu benutzen. Bei
                              									wiederholter Verwendung an einem Tage lösten sich einige Teilchen ab infolge der zu
                              									großen Hitze und des Abfallens der Schwärze von der Form. Die Höchstzahl von Güssen
                              									aus einer Form betrug 82 Geschosse von 320 mm und von einem Stückgewicht von
                              									820 kg einschließlich der verlorenen Köpfe. In der Regel ist mit einer
                              									Durchschnittslebensdauer der Formen von 60 Güssen gerechnet worden. Nach Erreichung
                              									dieser Zahl wurden die Formen zerstört und wieder aufgebaut. Das Gießen begann
                              									morgens um 7 und wurde abends um 7 Uhr beendet, wobei zuerst die Geschosse von 320
                              									mm, dann die von 280 und zuletzt die von 155 mm gegossen wurden. Das Schwärzen der
                              									Formen erfolgte nachts in dem Maße, wie die Formen ihres Inhaltes entleert werden
                              									konnten.
                           Zu gleicher Zeit gehörte auch die Herstellung von Akkumulatorengewichten für schwere
                              									hydraulische Pressen zum Fabrikationsprogramm. Es handelte sich um Halbmonde von 2 m
                              									Durchmesser und 200 mm Dicke mit einem Stückgewicht von 2000 kg. Die Bestellung
                              									belief sich auf 300 t, also auf 150 Stück. Hierzu wurden 4 Formen errichtet, die
                              									jede rund 37 Güsse ausgehalten hat und folgendermaßen zusammengesetzt waren: Auf
                              									einer Lage Kleinkoks folgte eine Bettung feuerfester Steine und auf diese eine etwa
                              									7 cm hohe Schicht derselben Masse, die auch für die Geschossformen diente, zum
                              									Schluß wurde geschwärzt. Das Abbröckeln von Formteilchen war in der Regel auf
                              									unsorgfältiges Arbeiten beim Hochziehen der Gußstücke zurückzuführen.
                           Die Masse der Dauerformen selbst besteht aus Tiegelscherben der Stahlgießerei, die
                              									man nach Zerkleinern und Vermählen mit Hilfe von Ton bindet. Die Aufarbeitung
                              									erfordert Sorgfalt, da die beiden Bestandteile Tiegelscherben und Ton innig gemischt
                              									werden müssen. Vorher sind die Tiegelscherben noch zu reinigen und von fremden
                              									Körpern zu befreien. Die Scherben sind wie gesagt alten Tiegeln der Stahlgießereien
                              									zu entnehmen, da diese bereits sehr hohen Temperaturen ausgesetzt waren. Das
                              									Vermischen erfolgt in dem Verhältnis, daß auf 6 Teile Tiegelscherben 1 Teil Ton
                              									kommt. Nach sehr inniger Vermengung dieser beiden Stoffe wird diese Masse in Lagen
                              									von 6 bis 8 cm auf eine Fläche von 2 m2
                              									ausgebreitet, angefeuchtet und zwar mehr als bei gewöhnlichem Sand, worauf man sie
                              									schließlich mindestens 2 Tage und 2 Nächte vor ihrer Verwendung liegen läßt. Vor dem
                              									Auftragen wird noch einmal gesiebt und dann fest gestampft. Die fertige Form kommt
                              									ohne Schwärze in den Trockenofen, in dem sie langsam und gründlich getrocknet wird
                              									zwcks Vertreibung auch der geringsten Feuchtigkeit. Nach Trocknung und Herausziehen
                              									aus dem Ofen wird die erste Schwärzeschicht auf die noch warme Form aufgestrichen
                              									und die Form von neuem in den Trockenofen gebracht. Nach erfolgter Trocknung wird
                              									eine zweite Schicht derselben Schwärze, die weniger flüssig ist, aufgetragen und
                              									sorgfältig geglättet. Nach einer nochmaligen und letzten Trocknung ist die Form dann
                              									gußbereit. Die Schwärze selbst, ebenso diejenige, die nach dem Gießen zum Auftragen
                              									benutzt wird, ist eine gewöhnliche Schwärze unter Zusatz von etwas hartem, sehr fein
                              									vermahlenem Koks (Kupolofenkoks) und auch von etwas schwarzer Seife. Der Zweck des
                              									Kokses liegt darin, die Schwärze feuerfester zu gestalten und weiter ein zu leichtes
                              									Abbröckeln zu verhindern, während die schwarze Seife ein besseres Anhaften an den
                              									Formwänden ermöglichen soll. (La fondene moderne.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Die Achema als Brennpunkt der deutschen chemischen Apparate-
                                 										und Maschinenindustrie. Die deutsche chemische Industrie ist deshalb eine
                              									so gewaltige Macht geworden, weil sie zu einer Zeit, wo die chemischen Industrien
                              									anderer Länder noch im empiristischen Sinne betrieben wurden, begann, sich mit wissenschaftlichem
                              									Geist zu erfüllen und ihre technische Entwicklung in engsten Zusammenhang mit
                              									wissenschaftlich-chemischen Forschungen brachte und auf diesem Grunde ihre Verfahren
                              									ausbaute.
                           Sie konnte diesen Weg beschreiten, weil es dem genialen Blicke Liebigs gelang, in
                              									Deutschland das chemische Unterrichtswesen in einer geradezu vorbildlichen und
                              									einzigartigen Weise auszubauen. Seinem Weitblick war es zuzuschreiben, daß schon vor
                              									nahezu 9 Dezennien ausgezeichnete wissenschaftlich gebildete Chemiker erzogen
                              									wurden, die mit großer Intelligenz und Forschungsdrang eine hervorragende
                              									Experimentierkunst verbanden. Sie wurden die Pioniere der deutschen chemischen
                              									Industrie, als vor nahezu 60 Jahren die Grundlagen zu der gewaltigen deutschen
                              									Teerfarbenindustrie und den damit verbundenen Nebenprodukten-Industrien geschaffen
                              									wurden.
                           Hand in Hand mit diesen Industrien wurde auch eine bedeutende anorganische chemische
                              									Industrie geschaffen, deren Entwicklung in überaus günstigem Sinne durch die
                              									physikalische Chemie besonders in Deutschland beeinflußt wurde.
                           Dem wissenschaftlichen Geist der deutschen Chemiker war es zu verdanken, daß in
                              									Deutschland das Alizarin, der Indigo künstlich dargestellt werden konnte, daß sich
                              									eine große chemische Industrie der Kalisalze aufbaute, daß das
                              									Schwefelsäurekontakt-Verfahren ausgearbeitet, daß die gewaltige, auf den Arbeiten
                              									Haber-Bosch's fußende Stickstoffindustrie geschaffen werden konnte.
                           Die chemische Wissenschaft ist eine experimentelle Wissenschaft; im Geist und auf
                              									Grund von wissenschaftlichen Ueberlegungen entstehen die Ideen als Grundlage neuer
                              									Schöpfungen. Zu ihrer Verwirklichung bedarf sie der chemisch-experimentellen
                              									Hilfsmittel oder, wie der Chemiker kurzweg sagt, der chemischen Apparaturen.
                           Im vorteilhaften Gegensatz zum Ingenieur ist der Chemiker imstande, schon in sehr
                              									kleinem Maßstab Versuche zu machen und dadurch Einblick in das Verhalten und die
                              									Gesetzmäßigkeiten der chemischen Vorgänge zu tun. Das Experiment kann im kleinen in
                              									der Regel mit verhältnismäßig einfachen Apparaten ausgeführt werden. Das Rüstzeug
                              									des wissenschaftlich arbeitenden Laboratoriumchemikers ist das Glas, das Porzellan,
                              									der geschmolzene Quarz, das Platin usw., aus welchem die Räume gefertigt werden, in
                              									denen sich chemische Reaktionen abspielen, ferner die Hilfsgegenstände und
                              									Apparaturen aus Metall.
                           Aufgabe der chemischen Industrie ist es nun, eine im kleinen Maßstab gelungene und
                              									Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg bietende Reaktion im größten technischen
                              									Maßstabe durchzuführen, was um so eher gelingen wird, je mehr eine Sicherheit dafür
                              									besteht, daß die experimentellen Ausführungsformen der im kleinen durchgeführten
                              									chemischen Reaktion ins Große übersetzt werden können. Diese Ueberführung bietet
                              									natürlich oft gewaltige und fast unüberwindliche Schwierigkeiten; denn leider haben
                              									wir nicht die Möglichkeit, die besonders widerstandsfähigen Stoffe wie Glas,
                              									Porzellan, Kautschuk und Platin im großen zu verwenden. Es muß also nach Ersatz
                              									gesucht werden, es müssen andere Baustoffe für chemische Apparaturen gesucht werden,
                              									die einerseits widerstandsfähig sind, andererseits billig sind, um chemische
                              									Reaktionen ins Große überzuführen. Dazu kommen die Bewegungs-,
                              									Transportvorrichtungen, Erhitzungseinrichtungen, Maschinen aller Art usw.
                           Hand in Hand mit der chemischen Industrie Deutschlands entwickelte sich natürlich
                              									auch eine chemische Laboratoriums- und chemische Großapparate-Industrie. Die
                              									einzelnen Erzeugungsstätten leisten oft Ausgezeichnetes, trotzdem sie unabhängig
                              									voneinander arbeiten. Wie immer die Gewerbe sich entwickeln, so geschah das auch
                              									hier zunächst im empiristischen Sinne. Je größere Forderungen aber an ein Gewerbe
                              									gestellt werden, umsomehr muß es vom wissenschaftlichen Sinn durchflutet werden und
                              									die Hilfsmittel der Wissenschaft verwenden, um Höchstleistungen zu vollbringen. Von
                              									dieser Erkenntnis ließen sich die deutschen Chemiker führen, als sie 1920
                              									beschlossen, dem Verein Deutscher Chemiker eine Fachgruppe für chemisches
                              									Apparatewesen anzugliedern.
                           Die Fachgruppe für chemisches Apparatewesen hat trotz der Ungunst der Zeiten sofort
                              									mit größter Energie die ihr zufallenden Aufgaben in die Hand genommen, die auf dem
                              									Gebiete des chemischen Apparatewesens tätigen Kräfte – seien es Wissenschaftler,
                              									seien es Techniker – zu sammeln und ihre Kräfte zusammenzufassen zum planmäßigen
                              									Ausbau des chemischen Apparatewesens im Großen und im Kleinen.
                           Auf dem Gebiete des chemischen Laboratoriumsapparatewesens hatten sich im Laufe der
                              									Zeit Legionen von Apparaturen und Apparätchen und Apparatebestandteilen und
                              									Hilfsmittel, die alle nur wenig voneinander verschieden waren, angesammelt. Hier
                              									galt es vor allem, zu normalisieren und zu typisieren, damit nicht für ein und
                              									denselben Zweck unnütze Arbeit getan und die Uebersichtlichkeit unterbunden wird.
                              									Der Ausschuß für wissenschaftliche und Laboratoriumsapparate hat mit größtem Fleiß
                              									und Verständnis, indem er zugleich auch eine Prüfungskommission für das Normenwesen
                              									schuf, seine Arbeit begonnen und durchgeführt. In kurzem werden 60–80 Normenblätter
                              									erscheinen, die Zeugnis ablegen von den bisher von ihm genormten chemischen
                              									Laboratoriumsapparaten. Damit ist die Arbeit noch nicht abgeschlossen, sondern es
                              									bleibt noch ein großes Stück Arbeit zu leisten, das aber auf Grund der inzwischen
                              									gewonnenen Erfahrungen viel eher zum Abschluß gebracht werden kann.
                           Auf dem Gebiete des chemischen Großapparatewesens ist es der Ausschuß für technische
                              									Großapparate, der auch hier normt und typisiert, was genormt und typisiert werden
                              									kann. Allerdings ist die Arbeit des Normens und Typisierens auf dem Gebiete des
                              									chemischen Großapparatewesens weit mehr beschränkt als im kleinen, da die chemischen
                              									Großapparaturen meistens individuell geschaffene Apparaturen und maschinelle
                              									Einrichtungen darstellen, von denen oft nur einzelne Teile der Normierung und
                              									Typisierung zugänglich sind.
                           Vor allem hat es die Fachgruppe für chemisches Apparatewesen als ihre Aufgabe
                              									betrachtet, die Erzeuger von chemischen wissenschaftlichen Klein-, d.h.
                              									Laboratoriumsapparaten einerseits und Großapparaturen andererseits mit der gesamten
                              									Hilfsmittelindustrie und chemischen Maschinenindustrie zusammenzufassen und ihre
                              									Erzeugnisse von Zeit zu Zeit den Chemikern vorzuführen durch Ausstellungen, welche
                              									gleichzeitig mit der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker stattfinden. Zu
                              									diesem Behufe hat sie eine Ausstellung für chemisches Apparatewesen, die sogenannte
                              										„Achema“ ins Leben gerufen, die das erste Mal in Hannover 1920, 21 und 22
                              									in Stuttgart und Hamburg tagte. In den Inflationsjahren 23 und 24 war es nicht
                              									möglich, eine Achema durchzuführen, hingegen fand im Jahre 1925 in Nürnberg die
                              									vierte Achema statt. Alle diese Ausstellungen sind als große Erfolge und zwar als
                              									steigende große Erfolge, für die chemische Apparate-Industrie anzusehen, wie dies
                              									aus dem uneingeschränkten Beifall der Fach- und Tagespressen des In- und Auslandes hervorgeht.Vergleiche hierzu Bericht über die Achema IV,
                                    											Nürnberg.
                           Durch die Achema war man in der Lage, zusammenfassend feststellen zu können, welche
                              									ausgezeichneten Leistungen die deutsche chemische Apparate-Industrie im Kleinen und
                              									Großen vollbringt, welch wichtiger Faktor sie ist im Verein mit der chemischen
                              									Maschinen- und der Hilfsindustrien für die weitere Ausgestaltung und das
                              									wirtschaftliche Arbeiten der deutschen chemischen Industrie. Durch dieses
                              									Zusammenarbeiten von chemischer Wissenschaft und chemischer Industrie mit der
                              									chemischen Apparate- und Maschinenindustrie wird es gelingen, neue Verfahren in
                              									vollendeter technischer und apparatureller Weise auszubilden, damit glänzende
                              									Leistungen zur Mechanisierung chemischer Reaktionen zu schaffen und dadurch der
                              									deutschen chemischen Industrie immer größere wirtschaftliche Erfolge zu sichern.
                           In der Erkenntnis, daß der Erfolg jeder Sache abhängt von der guten Vorbereitung,
                              									welche ihr zuteil wird, hat die Leitung der Achema von jeher alle Hebel in Bewegung
                              									gesetzt, um die Aufmerksamkeit des In-und Auslandes auf die Achema zu lenken. Sie
                              									hat sich dabei aller bis jetzt bewährten propagandistischen Hilfsmittel bedient.
                              									Beim Studium dieser Aufgabe ist sie jedoch zu der Erkenntnis gekommen, daß noch
                              									nicht alle Hilfsmittel erschöpft sind, um für jeden Aussteller auf der Achema einen
                              									möglichsten Erfolg zu sichern. Sie kam zu der Erkenntnis, daß alle Ausstellungen, so
                              									auch die Achema, von einer großen Menge von Interessenten besucht werden, die ohne
                              									jede Vorbereitung die Ausstellungsobjekte besichtigen, am Platze sich erst über
                              									Zweck und Aufgabe des ausgestellten Gegenstandes orientieren, kurz und gut,
                              									sozusagen eine improvisierte Besichtigung vornehmen, obwohl es vorteilhafter und
                              									nützlicher ist, wenn man sich auf den Gegenstand des Interesses schon beizeiten
                              									vorbereitet. Zur Erreichung dieses Zweckes hat die Leitung der Fachgruppe für
                              									chemisches Apparatewesen das sogenannte „Achema-Jahrbuch“ gegründet, das im
                              									Jahre 1925 kostenlos an nahezu 15000 Interessenten des In-und Auslandes geschickt
                              									wurde. In diesem Achema-Jahrbuch wird von den ersten Wissenschaftlern und Praktikern
                              									schlaglichtartig über einzelne Entwicklungsgebiete und eingehend über spezielle
                              									Arbeiten auf dem Gebiete des chemischen Apparatewesens Bericht erstattet. Es kommt
                              									aber auch die chemische Apparateindustrie in einem Referatenteil selbst zu Worte und
                              									schließlich der chemische Kaufmann, um in propagandistischer Weise die Vorteile
                              									seiner Erzeugnisse den Konsumenten vor Augen zu führen.
                           Die Herausgabe des Achema-Jahrbuches ist als ein durchschlagender Erfolg zu
                              									bezeichnen. Aus allen Teilen des In- und Auslandes wurden dem Herausgeber
                              									rückhaltlos Anerkennungen gezollt. Das Achema-Jahrbuch wird auch in den Jahren
                              									erscheinen, wo keine Achema stattfindet, wie z.B. 1926, um die Verbindung der
                              									Fachgruppe für chemisches Apparatewesen mit den Interessenten aufrecht zu erhalten
                              									und' schon vorzubereiten auf die große Achema V 1927 in Essen.
                           Dort in Essen soll die Achema erstehen, die im Jahre 1923 infolge des Ruhreinbruches
                              									unterlassen werden mußte. Sie soll alle Kräfte auf dem Gebiete der deutschen
                              									chemischen Apparate- und Maschinenindustrie sammeln und Kenntnis geben bei allen
                              									beteiligten Kreisen von der großen Leistungsfähigkeit des deutschen chemischen
                              										Apparatewesens.Auskünfte und
                                    											Anfragen eledigt die Geschäftsstelle der Achema, Hannover-Kleefeld,
                                    											Schellingstr. 1.
                           Dr. Max Buchner, Hannover.
                           Internationaler gewerblicher Rechtsschutz. Mitgeteilt
                              									vom Patentanwaltsbüro Dr. Oskar Arendt, Berlin W. 50.
                           Deutschland: Gebühren-Rückzahlung gemäß Tarif vom 1. April
                              									1926 kommt nur für Zusatz-Patente in Betracht und für Hauptpatente, deren Gebühren
                              									mit Vorbehalt gezahlt wurden. Vorbehaltslos vorausbezahlte Gebühren für Hauptpatente
                              									werden nur in den Fällen des § 8, Abs. 5 P.G. zurückerstattet.
                           Ausstellungsschutz: Der Schutz von Erfindungen, Mustern
                              									und Warenzeichen (Ges. vom 18. März 1904, R. G. Bl. S. 141) wird für den am 11 Juli
                              									1926 beginnenden Deutschen Segelflug-Wettbewerb 1926 und für die vom 18. September
                              									1926 bis 3. Oktober 1926 in München stattfindende Deutsche Brauerei-Ausstellung
                              									München gewährt.
                           China: Die Frist für bevorzugte Eintragung derjenigen
                              									Warenzeichen, die in China bereits vor dem 3. Mai 1923 in Gebrauch waren, ist bis
                              									zum 30. Juni 1926 verlängert worden.
                           Estland: Da in Estland noch das alte russische
                              									Patentgesetz in Kraft ist, können dort auch Erfindungen, die im Ausland schon unter
                              									Schutz gestellt sind, angemeldet werden. Voraussetzungen: Nicht offenkundig
                              									vorbenutzt oder druckschriftlich veröffentlicht. Eine veröffentlichte
                              									Patentanmeldung gilt nicht als öffentliche Druckschrift. Einführungspatente laufen
                              									mit dem zuerst erlöschenden Auslandspatent ab.
                           Griechenland: Das Gesetz über das deutschgriechische
                              									Sonderabkommen, betr. die Aufhebung des Ausführungszwanges für Erfindungspatente,
                              									ist im Reichsgesetzblatt vom 28. Mai d. J. veröffentlicht worden.
                           Lettland hat dem Madrider Markenverband, welchem es am 20.
                              									August 1925 beigetreten ist, seinen Austritt wieder angekündigt, so daß also am 21.
                              									Dezember d. Js. die Rechte aus internationalen
                              									Markenregistrierungen erlöschen. Nur eine rechtzeitige nationale Anmeldung in Lettland, bei welcher zweckmäßig die Priorität der
                              									international registrierten Marke und eventl auch die Unions-Priorität in Anspruch
                              									genommen wird, kann den Schutz der Marken über den angegebenen Tag hinaus
                              									sichern.
                           Spanien: Die Urkunden für Patente und Marken müssen
                              									innerhalb eines Monats vom Tage der Ausstellung abgeholt und bezahlt werden. Sollten
                              									die Urkunden erst innerhalb weiterer zweier Monate abgeholt werden, so ist für jeden
                              									Monat der verspäteten Abholung eine Verzugsgebühr von 5 Pesetas zu bezahlen. Weiter
                              									wird, falls diese Urkunden innerhalb eines Jahres nicht abgeholt und bezahlt werden,
                              									angenommen, daß die Inhaber auf ihre Rechte verzichten. Eine nachträgliche
                              									Gebührenzahlung für die folgenden Jahre wird nur angenommen, wenn die fälligen
                              									Verzugsgebühren mitbezahlt werden. Patente und Warenzeichen verfallen bei nicht
                              									rechtzeitiger Zahlung der Gebühren.
                           Ungarn: Bei Prioritätsbelegen in englischer, französischer
                              									oder deutscher Sprache werden keine beglaubigten Uebersetzungen gefordert.
                           Preisausschreiben. Auf Beschluß des Vereins Deutscher
                              									Eisenbahnverwaltungen werden hiermit Geldpreise im Gesamtbetrage von 30000 Mark zur
                              									allgemeinen Bewerbung öffentlich ausgeschrieben, und zwar:
                           A. für Erfindungen und Verbesserungen, die für das Eisenbahnwesen von erheblichem
                              									Nutzen sind,
                           B. für hervorragende schriftstellerische Arbeiten aus dem Gebiete des
                              									Eisenbahnwesens.
                           Für die einzelnen Bewerbungen werden Preise von 1500 Mark bis zu 7500 Mark
                              									verliehen.
                           
                           Für den Wettbewerb gelten folgende Bedingungen:
                           
                              1. Nur solche Erfindungen und Verbesserungen, die ihrer
                                 										Ausführung nach, und nur solche schriftstellerischen Werke, die ihrem Erscheinen
                                 										nach in die Zeit vom 1. April 1922 bis 31. März 1928 fallen, werden bei dem
                                 										Wettbewerbe zugelassen.
                              2. Jede Erfindung oder Verbesserung muß, bevor sie zum
                                 										Wettbewerb zugelassen werden kann, auf einer dem Verein Deutscher
                                 										Eisenbahnverwaltungen angehörenden Eisenbahn ausgeführt und der Antrag auf
                                 										Erteilung eines Preises durch diese Verwaltung unterstützt sein. Gesuche zur
                                 										Begutachtung oder Erprobung von Erfindungen oder Verbesserungen sind nicht an
                                 										die Geschäftsführende Verwaltung des Vereins, sondern unmittelbar an eine dem
                                 										Verein angehörende Eisenbahnverwaltung zu richten.
                              3. Preise werden für Erfindungen und Verbesserungen nur dem
                                 										Erfinder, nicht aber dem zuerkannt, der die Erfindung oder Verbesserung zürn
                                 										Zwecke der Verwertung erworben hat, und für schriftstellerische Arbeiten nur dem
                                 										eigentlichen Verfasser, nicht aber dem Herausgeber eines Sammelwerkes.
                              4. Die Bewerbungen müssen in Druck- oder wenigstens in gut
                                 										lesbarer Maschinenschrift eingesandt werden; sie müssen die Erfindung oder
                                 										Verbesserung durch Beschreibung, Zeichnung, Modelle usw. übersichtlich so
                                 										erläutern, daß über die Beschaffenheit, Ausführbarkeit und Wirksamkeit der
                                 										Erfindungen oder Verbesserungen ein sicheres Urteil gefällt werden kann.
                                 										Bewerbungen, die Mängel in dieser Richtung aufweisen oder Zweifel zulassen,
                                 										können vom Preisausschuß zurückgewiesen werden.
                              5. Die Zuerkennung eines Preises schließt die Ausnutzung oder
                                 										Nachsuchung eines Patents durch den Erfinder nicht aus. Jeder Bewerber ist
                                 										jedoch verpflichtet, die aus dem erworbenen Patente etwa herzuleitenden
                                 										Bedingungen anzugeben, die er für die Anwendung der Erfindungen oder
                                 										Verbesserungen durch die Vereinsverwaltungen beansprucht.
                              6. Der Verein hat das Recht, die mit einem Preise bedachten
                                 										Erfindungen oder Verbesserungen zu veröffentlichen.
                              7. Die schriftstellerischen Werke, für die ein Preis
                                 										beansprucht wird, müssen den Bewerbungen in zwei Druckstücken beigefügt sein,
                                 										die zur Verfügung des Vereins bleiben.
                              
                           In den Bewerbungen muß der Nachweis erbracht werden, daß die Erfindungen und
                              									Verbesserungen ihrer Ausführung nach, die schriftstellerischen Werke ihrem
                              									Erscheinen nach derjenigen Zeit angehören, die der Wettbewerb umfaßt.
                           Die Prüfung der eingegangenen Anträge auf Zuerkennung eines Preises, sowie die
                              									Entscheidung darüber, an welche Bewerber und in welcher Höhe Preise zu erteilen
                              									sind, erfolgt durch den vom Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen eingesetzten
                              									Preisausschuß.
                           Ohne die Preisbewerbung wegen anderer Erfindungen und Verbesserungen im
                              									Eisenbahnwesen einzuschränken, und ohne andererseits den Preisausschuß in
                              									seinen Entscheidungen zu binden, wird die Bearbeitung folgender Aufgaben als
                              									erwünscht bezeichnet:
                           
                              1. Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Güterwagenumlaufs,
                                 										betrachtet vom Standpunkt des Verkehrs-, Betriebs-, Bau- und
                                 										Werkstättendienstes.
                              2. Den rauhen Anforderungen des Bahnbetriebes gewachsene
                                 										Meßeinrichtung für elektrische Lokomotiven, welche die der elektrischen
                                 										Lokomotive aus dem Fahrdraht zugeführte Leistung in Abhängigkeit von der Zeit
                                 										fortlaufend registriert und auch die von der Lokomotive aufgenommene elektrische
                                 										Arbeit zählt und den Zählerstand laufend registriert oder in gewissen
                                 										Zeitabschnitten selbsttätig aufschreibt.
                              3. Welche Wege können die Eisenbahnen einschlagen, um dem immer
                                 										mehr fühlbaren Kraftwagenwettbewerb erfolgreich entgegenzutreten? Bedarf es im
                                 										Eisenbahninteresse einer Rechtsfortbildung? (Auch Teillösungen sind
                                 										bewerbungsfähig.)
                              4. Verfahren und Vorrichtungen, welche die von den Rädern der
                                 										Lokomotive auf die Schienen während der Fahrt einwirkenden Kräfte feststellen
                                 										und gegebenenfalls aufzeichnen.
                              5. Vorrichtung, die das Herannahen eines Zuges an
                                 										unabgeschrankten Wegeübergängen selbsttätig anzeigt.
                              6. Elektrische Bremse für elektrische
                                 										Einphasen-Wechselstrom-Lokomotiven. Die Bremse soll bei allen
                                 										betriebsmäßigen Fahrgeschwindigkeiten nicht nur das ganze Lokomotivgewicht,
                                 										sondern auch einen Teil des Wagenzuges abbremsen können. Die erforderliche
                                 										Einrichtung soll ein möglichst geringes Gewicht besitzen und derart beschaffen
                                 										sein, daß ihre Instandhaltung leicht durchführbar und mit geringen Kosten
                                 										verbunden ist. Die Bremse soll auch bei Stromloswerden der Fahrdrahtleitung
                                 										mit Sicherheit arbeiten und eine Einrichtung besitzen, die im Falle eines
                                 										Versagens der elektrischen Bremse selbsttätig die Luftdruck-(Luftsauge-) Bremse
                                 										in Tätigkeit treten läßt. Erwünscht wäre es auch, daß die Bremseinrichtung
                                 										einen Rückgewinn elektrischer Energie ermöglicht.
                              7. Spindelbremse hoher Uebersetzung mit möglichst gutem
                                 										Wirkungsgrad.
                              8. Abschluß von Gleitlagern bei Fahrzeugen gegen Oelverlust und
                                 										Verschmutzung.
                              9. Betriebssichere und wirtschaftliche mechanische
                                 										Kraftübertragung bei Schienenmotorfahrzeugen (Verbrennungsmotortriebwagen,
                                 										Diesellokomotiven usw.)
                              
                           Die Bewerbungen müssen während des Zeitraumes vom 1. Oktober 1927 bis 15. April 1928
                              									postfrei an die Geschäftsführende Verwaltung des Vereins Deutscher
                              									Eisenbahnverwaltungen in Berlin W 9, Köthener Straße 28/29, eingereicht werden.
                           Die Entscheidung über die Preisbewerbungen erfolgt im Laufe des Jahres 1929.
                           Geschäftführende Verwaltung des Vereins Deutscher
                              									Eisenbahnverwaltungen.