| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 181 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Gewinn aus Kohle. Ueber dieses Thema machte Direktor
                              									K. Loebinger bei einem von der AEG veranstalteten Vortragsabend vor einer
                              									zahlreichen Zuhörerschaft interessante Mitteilungen. Ausgehend von der derzeitigen
                              									Krise im deutschen Kohlenbergbau und der Belastung unserer, gesamten Wirtschaft
                              									erörterte der Vortragende die heutigen Gestehungskosten und Verkaufspreise für
                              									Stein- und Braunkohle und zeigte an Hand von bildlichen Darstellungen, in wie hohem
                              									Maße die Braunkohle vor der Steinkohle bezüglich ihres Wärmepreises im Vorsprung ist
                              									(10 Mill. WE kosten heute in Form von Rohbraunkohle 14,15 RM., in Form von
                              									Fördersteinkohle dagegen 22,– RM.). Dieser Vorsprung wirkt sich jedoch für den
                              									Kohlenverbraucher meist nur in recht geringem Umfang aus, da für die wasserreiche
                              									Braunkohle die gleichen Frachtsätze gelten wie für die hochwertige Steinkohle. Der
                              									Wettbewerb der einzelnen Brennstoffe untereinander im Hinblick nicht nur auf die
                              									Frachtkosten, sondern auch auf ihren feuerungstechnischen Wirkungsgrad wurde noch
                              									näher besprochen, wobei der Vortragende zu dem Ergebnis kam, daß z.B. ein Kraftwerk
                              									in Halle zweckmäßig nur mit Rohbraunkohle, ein solches in Erfurt nur mit
                              									Braunkohlenbriketts betrieben werden kann, daß dagegen ein Kraftwerk in Eisenach
                              									etwa auf der Grenze liegt, wo die Steinkohle bereits in den engsten Wettbewerb mit
                              									dem Braunkohlenbrikett tritt.
                           Eine neue Möglichkeit der Gewinnsteigerung aus Kohle bietet sich in der Oelgewinnung
                              									auf dem Wege der Verschwelung. Bei der Verschwelung der Braunkohle wird ein der
                              									Steinkohle fast gleichwertiger Halbkoks gewonnen, der sich hervorragend zum Betrieb
                              									der immer mehr in Anwendung kommenden Staubfeuerungen eignet. Die Verwendung von
                              									Braunkohlenhalbkoks ist z.B. gegenüber Ruhrsteinkohle noch weit jenseits der halben
                              									Grubenentfernung wirtschaftlich. In Mitteldeutschland ist die Verschwelung von
                              									Braunkohle bekanntlich schon seit mehr als 60 Jahren in Anwendung, doch fällt in dem
                              									hier ausschließlich benutzten Rolle-Ofen ein erheblicher Teil der aus der Kohle
                              									herausdestillierenden Oele der Zersetzung anheim, so daß die aus der mitteldeutschen
                              									Schwelindustrie dem Markte zufließenden Oelmengen nicht sehr groß sind. Will
                              									man die höchstmögliche Oelmenge aus der Kohle gewinnen, so darf man sie nicht
                              									wesentlich höher als auf 500° erhitzen und muß zugleich dafür Sorge tragen, daß die
                              									gebildeten Teerdämpfe sofort nach ihrer Entstehung in kühlere Zonen abgeführt
                              									werden, wo sie gegen nachträgliche Zersetzung geschützt sind. Nach diesem Grundsatz
                              									ist in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Schwelöfen konstruiert worden, die
                              									man in 2 große Gruppen einteilen kann: 1. Oefen mit unmittelbarer Beheizung
                              									(Spülgasverfahren) und 2. Oefen mit mittelbarer Beheizung (Heizflächenverfahren).
                              									Während die Oefen der ersten Gruppe sich nur für stückige Kohle, nicht aber für
                              									mulmige Braunkohle eignen, haben manche Oefen der zweiten Gruppe, und zwar besonders
                              									die liegenden Drehöfen, den Nachteil, daß sie einen Teer liefern, der durch
                              									Flugstaub stark verunreinigt und daher minderwertig ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 181
                              Abb. 1.
                              
                           
                           Von der Kohlenveredlung G. m. b. H., Berlin, einer unter Führung der AEG 1923
                              									gegründeten Studiengesellschaft, wurde in den letzten Jahren ein neuer lotrechter
                              									Drehofen gebaut und eingehend erprobt, der sich gegenüber den bestehenden Bauarten
                              									durch hohen Durchsatz, geringen Kraft- und Unterfeuerungsbedarf, sowie dadurch
                              									auszeichnet, daß er einen völlig ausgeschwelten, gleichmäßigen und wasserfreien
                              									Halbkoks, sowie einen wasser- und staubfreien Urteer in einer der
                              									Laboratoriums-Schwelanalyse vollständig gleichkommenden Ausbeute liefert. Nachdem
                              									sich ein Versuchsofen von 25 t Tagesdurchsatz sowohl für die verschiedensten
                              									Braunkohlen, als auch für staubförmige Steinkohle und Oelschiefer gut bewährt hat,
                              									wurde Ende 1925 auf der Grube Leopold in Edderitz bei Cöthen die erste Einheit einer
                              									Großanlage in Betrieb genommen, die nach völligem Ausbau über 4 Drehöfen für einen
                              									täglichen Durchsatz von je 100 t Rohbraunkohle verfügen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 182
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 182
                              Abb. 3.
                              
                           Wie Abbildung 1 zeigt, besteht der Ofen aus einem
                              									gußeisernen, stehenden, geschlossenen Zylinder mit kegelförmigen Gleitflächen, der
                              									sich langsam dreht (1 Umdrehung in 3 Minuten). Um diesen Zylinder ist ein ruhender,
                              									durchbrochener Gasabzugzylinder herumgebaut, der ebenfalls kegelförmige
                              									Führungsflächen hat. Das Schwelgut durchläuft den Ringraum zwischen den beiden
                              									Zylindern von oben nach unten, wobei sich die Kohle abwechselnd auf die drehenden
                              									Gleitflächen des inneren und auf die ruhenden Führungsflächen des äußeren Zylinders
                              									stützt. Abb. 2 zeigt auf der linken Seite die
                              									Anordnung der Gleit- und Führungsflächen, während auf der rechten Seite der
                              									Rieselvorgang der Kohle und die Abführung der Schwelgase dargestellt ist.
                           Im Gegensatz zu allen bisher ausgeführten Bauarten erfolgt die Beheizung des Ofens
                              									von innen nach außen derart, daß die in einem Gasbrenner entwickelte Wärme
                              									vollständig in den umgebenden Kohlenmantel hineinwandert, der seinerseits gegen
                              									Wärmeverluste auf einfache Weise geschützt werden kann. Im Innern des Ofens ist ein
                              									feuerfester Strahlkörper (Abb. 3) eingebaut, der
                              									gleichzeitig zur Führung der Feuergase dient. Durch diese Anordnung wird ein
                              									vorzüglicher Wärmeübergang vom Heizgas auf das Schwelgut erreicht; hieraus, sowie
                              									durch die dauernde Umlagerung der Kohle erklärt sich auch der ungewöhnlich hohe
                              									Durchsatz des neuen Ofens.
                           Der ausgegarte Halbkoks stürzt im unteren Teile des Ofens auf eine mitdrehende
                              									Austragplatte; einstellbare Ausräumer streifen ihn in die darunterliegende Kühlrinne
                              									ab, aus der er ununterbrochen ausgetragen wird. Diese Arbeitsweise ermöglicht die
                              									Gewinnung von vollkommen wasserfreiem Halbkoks, der unmittelbar danach gemahlen und
                              									in einer Staubfeuerung verbrannt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 182
                              Abb. 4.
                              
                           Die teerhaltigen Schwelgase entweichen sofort nach ihrer Entstehung durch die
                              									Schlitze des äußeren Zylinders in einen Ringraum, der sie gegen jegliche Zersetzung
                              									schützt; von hier werden sie der Kondensationsanlage zugeführt, wo in bekannter
                              									Weise zunächst der Teer, denn das Schwelwasser und schließlich das Gasbenzin
                              									abgeschieden werden. Das gereinigte Gas kann zur Beheizung des Ofens dienen, oder
                              									auch zur Fernversorgung Verwendung finden, in welchem Falle die Beheizung des
                              									Schwelofens mit Generatorgas erfolgt. Bei der neuen Anlage besteht die Möglichkeit,
                              									das Gas in mehreren Fraktionen dem Ofen zu entnehmen und so ein kohlensäurearmes Gas
                              									von hohem Heizwert zu gewinnen, das für die Fernversorgung besonders geeignet
                              									ist.
                           Abb. 4 zeigt das Wärmediagramm einer Schwelanlage mit
                              									zugehörigem Dampfkraftwerk. Man ersieht daraus, daß in dem Halbkoks 46% und in dem
                              									Schwelteer 31% der in der Rohkohle enthaltenen Wärme gewonnen werden, wobei
                              									natürlich eine ganz bestimmte Kohle zugrunde gelegt ist.
                           Im Anschluß hieran ging der Vortragende noch näher auf die wirtschaftlichen
                              									Aussichten der Braunkohlenschwelung ein und wies nach, daß der Reingewinn hierbei
                              									430% von demjenigen ist, der bei dem Verkauf von Rohbraunkohle erzielt wird.
                           Sander.
                           Beitrag zur Untersuchung von
                                 										Aluminium-Silizium-Legierungen. Es war von Interesse, die unter dem Namen
                              									Alpax oder Silumin bekannten Aluminium-Silizium-Legierungen sowie den Einfluß eines
                              									dritten und vierten Metalles mit oder ohne Wärmebehandlung hinsichtlich der
                              									Belegung, Scherfestigkeit, Härte und des mikrographischen Aussehens (in einigen
                              									Fällen auch hinsichtlich des Verschleisses und der Sprödigkeit) zu untersuchen. Nachdem vom
                              									Gesichtspunkte der Herstellung der binären Legierung festgestellt worden war. daß
                              									beim Gießen die Ergebnisse um so besser ausfallen, je höher die
                              									Abkühlungsgeschwindigkeit ist, wurden die günstigsten Zubereitungsbedingungen
                              									folgendermaßen bestimmt: Feinern mit Natrium bei 775°, Gießen bei 675°. Der beste
                              									Gehalt an Natrium beträgt 0,5%, und zwar nimmt der Einfluß dieses Elementes von da
                              									ab bis 1% mit steigender Abkühlungsgeschwindigkeit nach dem Gießen ab. Es ist daher
                              									anzunehmen, daß nur ein Teil des Natriums zur eigentlichen Feinerung dient, während
                              									der Rest eine ternäre Zusammensetzung mit dem Aluminium und Silizium bildet.
                           Es wurden auch andere Zusätze beobachtet, nämlich Kalium, Calcium, Magnesium, Cer,
                              									Zink, Kupfer, Antimon, Nickel, Wismut, Mangan, Eisen, Cadmium, Blei,
                              									Kupfer-Magnesium (50%), Kupfer-Mangan (50%), Kupfer-Phosphor (15%), aber keines
                              									dieser Elemente vermochte das Natrium zu ersetzen. Eisen, selbst in geringen Mengen,
                              									ist zu vermeiden. Bei den anderen Metallen war der Einfluß unbedeutend mit Ausnahme
                              									beim Zusatz von Kupfer, Magnesium, Kupfer-Magnesium und Magnesium-Zink in Gehalten
                              									von 2 bis 5%. Die folgende Zahlentafel bringt einige Ergebnisse über diese
                              									Legierungen, auf die die Wärmebehandlung einen Einfluß ausübt, namentlich nach dem
                              									Gießen in Sandform, während der Kokillenguß eine Härtung zur Folge hat. Das Glühen
                              									bei 400° während einer Stunde vermindert die Härte und ein Altern bei gewöhnlicher
                              									Temperatur ruft infolge des Niederschlages der Verbindungen Mg2Si oder Al2Cu wie
                              									im Duralumin eine Härte hervor; die höchste Härte wird nach rund 70 Stunden
                              									erreicht. Zwar beschleunigt ein Anlassen bei 100° diesen Zustand, doch empfiehlt es
                              									sich, über 125 bis 150° nicht hinauszugehen, da sonst eine Härteabnahme eintreten
                              									kann.
                           Zahlentafel.
                           
                              
                                 AlpaxoderSiluminmit
                                 Gehalt%
                                 Gußart
                                 Behandlung
                                 Brinell-einheit
                                 Scher-festig-keitmm2
                                 Durch-biegungin mm
                                 spez.Schlag-arbeitin kg
                                 
                              
                                 Mg
                                 3
                                 Kokille
                                 rohgegossen
                                 89
                                 17,5
                                 0,8
                                 0,4
                                 
                              
                                 Mg
                                 5
                                 Sand
                                 gehärt. 500°angel.   150°
                                 92
                                 14,5
                                 0,8
                                 0,3
                                 
                              
                                 Mg
                                 5
                                 Kokille
                                 gehärt. 500°angel.   100°
                                 93–99
                                 17
                                 1,2
                                 0,2
                                 
                              
                                 Cu-Mg
                                 2
                                 Kokille
                                 gehärt. 500°angel.   125°
                                 93
                                 19
                                 1,7
                                 0,6
                                 
                              
                                 Cu-Mg
                                 5
                                 Sand
                                 gehärt. 500°angel.   125° 
                                 96
                                 15,5
                                 0,7
                                 0,3
                                 
                              
                                 Cu-Mg
                                 5
                                 Kokille
                                 rohgegossen
                                 105
                                 20
                                 0,5
                                 0,2
                                 
                              
                                 Cu-Mg
                                 5
                                 Kokille
                                 gehärt. 500°angel.   100°
                                 105
                                 23
                                 0,6
                                 0,2
                                 
                              
                                 Mg-Zn
                                 2
                                 Kokille
                                 gehärt. 500°
                                 93
                                 19
                                 1,5
                                 0,4
                                 
                              
                                 Alpax oder Silumin ohne Zusatz,    in Kokillen
                                    											gegossen
                                 60
                                 14
                                 2,6
                                 0,6
                                 
                              
                           (Comptes Rendus de l'Academie des Sciences.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Motalin. Unter diesem Namen kommt bekanntlich seit kurzer
                              									Zeit ein neuer, nichtklopfender Motorenbrennstoff in den Handel. Motalin ist ein
                              									Benzin, das nach einem der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik geschützten Verfahren
                              									durch Zusatz einer kleinen Menge Eisenkarbonyl klopffrei, d.h. kompressionsfest
                              									gemacht ist. Veranlaßt durch den stark steigenden Benzinverbrauch hat man in den
                              									letzten Jahren den Motorentreibmitteln höher siedende Erdölfraktionen zugesetzt, die
                              									das Klopfen der Motoren verursachten; in gleicher Richtung wirkte die stärkere
                              									Kompression des Benzins in den neueren Motorenbauarten. Die Bestrebungen, das
                              									Klopfen der Motoren durch andere konstruktive Aenderungen als durch
                              									Verminderung der Kompression zu beseitigen, hatten bisher nicht den gewünschten
                              									Erfolg, somit mußte man den Brennstoff durch gewisse Zusätze klopffrei machen. Als
                              									solcher Zusatz hat sich bekanntlich das Benzol gut bewährt, doch wird es nicht in
                              									genügenden Mengen hergestellt, um den sehr großen Bedarf zu decken. Man mußte daher
                              									Stoffe ausfindig machen, die in beliebigen Mengen herstellbar waren.
                           In Amerika machte man die Beobachtung, daß ein Zusatz von Bleitetraäthyl zum Benzin
                              									dieses klopffrei macht, doch hat dieser Zusatz den Nachteil, daß das Bleitetraäthyl
                              									außerordentlich giftig ist. Von diesem Nachteil ist das Eisenkarbonyl frei. Die
                              									Herstellung dieser bereits im Jahre 1891 entdeckten Verbindung in größeren Mengen
                              									bot beträchtliche Schwierigkeiten, die aber jetzt behoben sind, so daß in
                              									Ludwigshafen solche Mengen hergestellt werden können, daß damit das gesamte in
                              									Europa verbrauchte Benzin zu einem klopffreien Betriebsstoff veredelt werden könnte.
                              									Eisenpentakarbonyl, Fe (CO)5, ist eine rotgelbe
                              									Flüssigkeit mit dem hohen spezif. Gewicht 1,45; es siedet bei 103° und hat bei 20°
                              									einen Dampfdruck von etwa 30 mm Quecksilbersäule, so daß es gleichmäßig mit dem
                              									Benzin verdunstet, mit dem es in jedem Verhältnis mischbar ist. Im Sonnenlicht
                              									zersetzt sich das Eisenkarbonyl, während es im Dunkeln durchaus beständig ist und
                              									unbegrenzte Zeit aufbewahrt werden kann. Ein Zusatz von 0,2 bis 0,25% Eisenkarbonyl
                              									genügt bereits, um Benzin klopffrei zu machen. (Erdöl u. Teer 1926, S. 219 bis
                              									222)
                           Sander.
                           Ueber die Synthese von Methylalkohol durch Reduktion von
                                 										Kohlenoxyd hat G. Patart interessante Untersuchungen angestellt, worüber er
                              									in den Comptes rendus berichtet. Wenn man ein Gemisch von 1 Vol. Kohlenoxyd und 1,5
                              									bis 2 Vol. Wasserstoff in einem geschlossenen Gasstrom unter 150 bis 250 at Druck
                              									und bei 400 bis 420° C. über einen Katalysator strömen läßt, der aus reinem Zinkoxyd
                              									entweder in Körnern oder in auf Asbest niedergeschlagenen Flocken besteht, so erhält
                              									man durch Abkühlung auf 20° ein Kondensat, das fast nur aus Methylalkohol und Wasser
                              									besteht. Das Kondensat ist grün und hat bei 19° C. das spezif. Gewicht 0,896. Die
                              									Flüssigkeit wurde mit Phosphorsäure angesäuert und unter Verwendung eines
                              									Rektifizieraufsatzes nach Vigreux destilliert, wobei folgende Mengen übergingen:
                           
                              
                                 von 59 bis
                                 65°:
                                 :   1 Vol. Proz.
                                 
                              
                                 bis
                                 69,5°
                                 : 64 Vol. Proz.
                                 
                              
                                 bis
                                 74°
                                 : 65 Vol. Proz.
                                 
                              
                                 bis
                                 87°
                                 : 66 Vol. Proz.
                                 
                              
                           Das Destillat war reiner Methylalkohol, der durch Spuren von
                              									Verunreinigungen zwar einen unangenehmen Geruch hatte, aber weder Aldehyd noch
                              									Azeton enthielt.
                           Die zirkulierenden Gase, denen anstelle der in Reaktion getretenen Mengen stets das
                              									gleiche Volumen frischer Gase zugesetzt wurde, hatten folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 zu Beginn
                                 nach 7 ½ stündigemBetrieb
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                      3,0%
                                     4,8%
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   0,2
                                 –
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 33,8
                                 40,2
                                 
                              
                                 Methan
                                 –
                                   5,4
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 58,7
                                 41,6
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                   4,3
                                   8,0
                                 
                              
                           Aus diesen Versuchsergebnissen glaubt Patart schließen zu dürfen, daß die
                              									industrielle Gewinnung von Methylalkohol auf diesem Wege keine ernstlichen
                              									Schwierigkeiten bereiten wird. (Comptes rendus, Bd. 179, S. 1330 bis 1332.)
                           Sander.
                           
                           Zur Geschichte der industriellen Synthese des
                                 										Methylalkohols macht die Badische Anilin- und
                                 										Soda-Fabrik einige Bemerkungen von allgemeinem Interesse. Schon im Jahre
                              									1913 wurde in Ludwigshafen die katalytische Hydrierung des Kohlenoxyds unter Druck
                              									experimentell studiert und dabei die grundlegende Feststellung gemacht, daß auf
                              									diese Weise flüssige Kohlenwasserstoffe, sowie Alkohole, Aldehyde usw. gewonnen
                              									werden können, während die Hydrierung des Kohlenoxyds ohne Druck nur Methan liefert.
                              									Die weitere Ausarbeitung dieses patentierten Verfahrens (DRP. 293787, 295202/03)
                              									mußte mit Rücksicht auf die großtechnische Durchführung der Ammoniaksynthese sowie
                              									auf andere dringliche Kriegsaufgaben damals unterbleiben.
                           Im Jahre 1922 erschien nun ein Patent von Patart (franz. Patent Nr. 540 543) über die
                              									synthetische Herstellung von Alkoholen, Aldehyden, aliphatischen und aromatischen
                              									Säuren, das aber nach Angabe von Patart selbst nicht das Ergebnis von Versuchen war.
                              									Dieses Patent ist auf die Arbeiten in Ludwigshafen ohne Einfluß gewesen, zumal es
                              									mit keinem der in dem Patent genannten Katalysatoren gelingt, Methanol industriell
                              									herzustellen. Die erfolgreichen technischen Versuche in Ludwigshafen mit geeigneten
                              									Kontaktmassen, geeignetem Gefäßmaterial und geeignetem Gas stammen aus der
                              									Jahreswende 1922/23 und führten sehr rasch zu einer Uebertragung des Verfahrens in
                              									den Großbetrieb (Mitte 1923). Patart hat erst Anfang 1923 eine kleine Versuchanlage
                              									in Betrieb genommen und später nach anfänglich irreführenden Ergebnissen mit
                              									ähnlichen Kontaktmassen, wie sie in Ludwigshafen verwendet wurden, Erfolge erzielt.
                              									Angaben in ausländischen Zeitschriften, denen zufolge die Versuche der Badischen
                              									Anilin- und Soda-Fabrik auf den Ergebnissen von Patart aufgebaut seien, treffen
                              									somit nicht zu, vielmehr sind in Ludwigshafen zum ersten Male brauchbare
                              									Katalysatoren für die Synthese des Methanols und seiner höheren Homologen sowie die
                              									dabei weiter erforderlichen Arbeitsbedingungen aufgefunden worden, wodurch erst die
                              									Grundlage für die technische Verwirklichung dieser Synthese geschaffen worden ist.
                              									(Zeitschr. f. angewandte Chemie 1925, S. 546 bis 547.)
                           Sander.
                           Ueber die Verkohlung von Holz nach dem Lignizitverfahren
                              									berichtet Prof. Dr. H. Strache. Das neue Verfahren verdankt seine Entstehung dem
                              									Bestreben, aus Holzabfällen einen hochwertigen Brennstoff zu erzeugen, ferner die
                              									Verkohlung des Holzes in der Weise zu leiten, daß ohne kostspielige Großanlagen auf
                              									einfache Weise auch die Nebenprodukte der Holzdestillation gewonnen werden können.
                              									Das neue Verfahren steht somit in der Mitte zwischen der alten einfachen
                              									Meilerverkohlung, bei der keine Nebenprodukte gewonnen werden, und den großen
                              									Anlagen zur Holzverkohlung mit Nebenproduktengewinnung, deren Baukosten recht hoch
                              									sind und deren Rentabilität durch die Zufuhr des Holzes aus großer Entfernung oft
                              									beeinträchtigt wird.
                           Das neue von Prof. Strache in Gemeinschaft mit Ing. Polcich erfundene Verfahren (D.
                              									R. P. 409475) hat also nichts mit der künstlichen Herstellung von Steinkohle
                              									aus Holz zu tun, wie mehrfach fälschlich behauptet worden ist. Vielmehr ist der neue
                              									Brennstoff „Lignizit“ der Holzkohle ähnlich, jedoch mit ihr nicht ganz
                              									identisch. Er kann in drei verschiedenen Modifikationen gewonnen werden, die
                              									zueinander in ähnlichem Verhältnis stehen wie Steinkohlen verschiedenen Alters. Eine
                              									dem Anthrazit vergleichbare Modifikation zeichnet sich gegenüber der Holzkohle durch
                              									höheren Heizwert, sowie durch größere Härte aus, namentlich wenn als Ausgangstoff
                              									weiches Holz benutzt wurde. Er ist wie alle Erzeugnisse der Holzverkohlung
                              									schwefelfrei und infolgeddessen für manche industrielle Zwecke besonders wertvoll.
                              									Der sehr geringe Aschengehalt des neuen Brennstoffes macht diesen namentlich auch
                              									für den Generatorenbetrieb geeignet, da hierdurch die Bedienung wesentlich
                              									erleichtert wird.
                           Die Kosten des neuen Verfahrens sollen im wesentlichen von den Kosten der Holzzufuhr
                              									abhängig sein, jedoch nicht in dem Maße, wie bei den bestehenden großen
                              									Holzverkohlungsanlagen, und zwar deshalb, weil der neue Apparat auch in kleinerer
                              									Ausführung wirtschaftlich arbeitet und somit eine Dezentralisation der
                              									Verkohlungsanlagen ermöglicht. Natürlich hat das Lignizitverfahren ganz besondere
                              									Bedeutung für holzreiche Gegenden, die weitab von Kohlenrevieren liegen. (Ztschr.
                              									Oesterr. Verein Gas- und Wasserfachm. 1925, S. 183 bis 184.)
                           Sander.
                           Der Steinkohlenbergbau in Holland. Die Kohlenförderung
                              									Hollands weist für das Jahr 1925 eine erhebliche Zunahme auf, nämlich von 6,18 auf
                              									7,12 Mill. t, woran hauptsächlich die staatlichen Zechen beteiligt sind. Diese
                              									hatten im Jahre 1924 zum ersten Male eine größere Förderung als die privaten Zechen
                              									und im vergangenen Jahre stellte sich das Verhältnis der Förderung bereits auf
                              									nahezu 4: 3. Die Entwicklung der Kohlenförderung Hollands seit dem Jahre 1913 zeigt
                              									folgende Zahlentafel:
                           
                              
                                 Jahr
                                 Tonnen
                                 Jahr
                                 Tonnen
                                 Jahr
                                 Tonnen
                                 
                              
                                 1913
                                 1878079
                                 1916
                                 2656087
                                 1919
                                 3401546
                                 
                              
                                 1914
                                 1928540
                                 1917
                                 3007925
                                 1920
                                 3940595
                                 
                              
                                 1915
                                 2202148
                                 1918
                                 3399512
                                 1921
                                 3921125
                                 
                              
                                 
                                 1922
                                 4570260
                                 1924
                                 6179006
                                 
                                 
                              
                                 
                                 1923
                                 5282032
                                 1925
                                 7116260
                                 
                                 
                              
                           Diese Zusammenstellung zeigt, daß die Kohlenförderung mit Ausnahme des Jahres 1921,
                              									das einen kleinen Rückgang aufweist, eine stetige, bemerkenswerte Zunahme erfahren
                              									hat, und zwar ist im Laufe der letzten 10 Jahre nahezu eine Verdreifachung der
                              									holländischen Kohlenförderung zu verzeichnen.
                           Der gesamte Kohlenverbrauch Hollands betrug 1925 rund 10,3 Mill. t, womit wieder der
                              									Verbrauch des Jahres 1913 erreicht ist. Hiervon konnten im Jahre 1925 bereits 68,3%
                              									aus der eigenen Förderung gedeckt werden (gegenüber 61,5% im Vorjahre). Die
                              									Kohleneinfuhr stieg zwar im Jahre 1925 von 7,7 auf 8,9 Mill. t, gleichzeitig erhöhte
                              									sich aber auch die Kohlenausfuhr von 4,0 auf 5,7 Mill. t. (Stahl u. Eisen 1926, S.
                              									590.)
                           Sander.