| Titel: | Beiträge zur Mechanik der freien Flüssigkeiten. | 
| Autor: | Karl Scholler | 
| Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 190 | 
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                        Beiträge zur Mechanik der freien
                           								Flüssigkeiten.
                        Von Dr.-Ing. Karl
                                 									Scholler, Hannover.
                        SCHOLLER, Beiträge zur Mechanik der freien
                           								Flüssigkeiten.
                        
                     
                        
                           In unbegrenzten und reibungslosen Flüssigkeiten lassen sich Körperwiderstände
                              									nur ableiten, wenn entweder auf die Wirbelfreiheit oder auf die Kontinuität der
                              									Strömung verzichtet wird. Während beispielsweise bei Ermittlung dynamischer
                              									Auftriebskräfte die Wirbelfreiheit verneint und eine Zirkulation um die betrachteten
                              									Körper vorausgesetzt wird, werden zur Ermittlung von Körperwiderständen, so auch im
                              									Fall der ebenen Platte (Fuchs-Hopf „Aerodynamik“ S. 152 u. f.) Fig. 1, diskontinuierliche Strombereiche I und II
                              									angenommen, deren Bernoullische Gleichungskonstanten sich um den Betrag von
                              										\frac{{v_0}^2}{2\,g}\,\gamma unterscheiden, worin v0 die Geschwindigkeit der ungestörten
                              									Parallelströmung des Strombereichs I, γ das spez. Gewicht und g die
                              									Erdbeschleunigung bedeuten. Solange der Druck der ungestörten Parallelströmung des
                              									Strombereichs I gleich dem Druck des stagnierenden Bereichs II hinter der Platte
                              									ist, bleibt zwar für jeden der beiden getrennten Strombereiche die Kontinuität
                              									bestehen; wenn aber der Druck hinter der Platte geringer bzw. die Energiedifferenz
                              									beider Bereiche größer wird als \frac{{v_0}^2}{2\,g}\,\gamma,
                              									dann können die beiden Strombereiche nicht mehr bis ins Unendliche, durch eine
                              									Diskontinuitätslinie getrennt, nebeneinander verlaufen; denn der erhöhte Druckabfall
                              									hat zur Folge, daß die Geschwindigkeit längs der Diskontinuitätslinien größer wird
                              									als v0, und die aus Stromlinien und aus
                              									Orthogonaltrajektorien längs der Diskontinuitätslinien gebildeten
                              									Netzmaschenquadrate kleiner werden als die Netzmaschenquadrate der ungestörten
                              									Parallelströmung. Die Orthogonaltrajektorien müssen daher hinter dem Körper
                              									konvergieren und die Diskontinuitätslinien können sich deshalb augenscheinlich nicht
                              									mehr bis ins Unendliche erstrecken.
                           Erfahrungsgemäß zeigt sich auch, daß die Diskontinuitätslinien in verhältnismäßig
                              									geringer Entfernung hinter dem umströmten Körper konvergieren und in der
                              									Stromschleppe des Körpers enden.
                           Um den reibungslosen Übergang des ersten Strombereichs in den zweiten verständlich zu
                              									machen, soll angenommen werden, daß die Flüssigkeit des Bereichs I auf irgendeine
                              									Weise in Senken verschwindet, um als Flüssigkeit des Bereichs II mit geringerem
                              									Energiewert, aber in gleicher Menge, aus Quellen wieder in Erscheinung zu
                              									treten.
                           Ein derartiger Übergang eines Strombereichs I in einen Strombereich II kann
                              									beispielsweise an der den Bereich I darstellenden Wasseroberfläche vor geschlossenen
                              									Stauwehren beobachtet werden, wenn kleine Flüssigkeitsstrahlen an undichten Stellen
                              									unten durch das Wehr in den Bereich II geringeren Niveauwertes austreten, während
                              									sich an der Oberfläche des Bereichs I trichterförmige spiralige Strudel bilden.
                              									Trotz der Wirbelähnlichkeit sind diese Gebilde keine einfachen Wirbel, weil ihre
                              									einzelnen Flüssigkeitsteilchen nicht in sich geschlossene, sondern spiralförmige
                              									Bahnen durchlaufen, die nur durch Ueberlagerung von Wirbeln und Senken entstehen
                              									können. Ursache dieser Spiralbildung ist also das gleichzeitige Vorhandensein einer
                              									Senke, der die Flüssigkeit zuströmt, nämlich der unter dem Wehr austretende
                              									Wasserstrahl. Ein ähnlicher Vorgang ist bei der Umströmung von Körpern zu erwarten,
                              									wenn sich ein Strombereich I höheren Energiewertes in einzelnen Stromfäden in einen
                              									Strombereich II niedrigeren Energiewertes hinter dem umströmten Körper ergießt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 189
                              Abb. 1.
                              
                           Zur Veranschaulichung des gegenseitigen Ausgleichs zweier Bereiche und um den zu
                              									erwartenden nicht stetigen Stromverlauf auf einen stetigen zurückzuführen, wird zunächst unter Außerachtlassung des
                              									wirklichen physikalischen Vorgangs jedem Bereich eine besondere Betrachtungsebene
                              									nach Art Riemannscher Ebenen zugeordnet und der Abstand dieser übereinanderliegenden
                              									und parallelen Ebenen so gewählt, daß er der Differenz der Bernoullischen Konstanten
                              									der Strombereiche entspricht.
                           Die geschilderten Strömungsvorgänge vor und hinter einem Wehr lassen sich dann ohne
                              									weiteres auf den Stromverlauf um beliebige Konturen übertragen; denn von jeder im
                              									Bereich I liegenden Spirale kann angenommen werden, daß sie in der Zeiteinheit ein
                              									gewisses Flüssigkeitsquantum in sich aufnimmt, das aus Quellen gleicher Ergiebigkeit in
                              									der Zeiteinheit im Bereich II wieder in Erscheinung tritt.
                           Der Vorgang ist in Fig. 2 dargestellt, und zwar zeigt
                              										Fig. 2a die einzelnen aus sich überlagernden
                              									Senken und Wirbeln gebildeten ortsfesten Spiralen als kontinuierliches, von den
                              									Linien CC und XX begrenztes Band von Kreisen, während Fig.
                                 										2b die Wirbelstraße als Kette einzelner mehr oder weniger ovaler durch
                              									Diskontinuitätslinien begrenzter Spiralwirbel zeigt. Senken und Wirbel sind nach
                              									Lage und Stärke so angeordnet, daß analog den Strömungsvorgängen am Wehr die
                              									Stromlinien des Bereichs I längs der Linie XX ungestört in die Spiralen übergehen,
                              									während die darunter liegenden Quellen des Bereichs II gleichmäßig über die
                              									Querschnitte der von der Kontur CC und der Uebergangslinie XX begrenzten
                              									Wirbelstraße verteilt und von gleicher Stärke wie die über ihnen liegenden Senken
                              									des Bereichs I angenommen werden können.
                           Sind Senken und Wirbel so gewählt, daß sich die Spiralen störungsfrei an die
                              									Stromlinien des Bereichs I anschließen, dann muß für die Spiralen die Bernoullische
                              									Gleichung des Bereichs I gelten und demzufolge die Stärke aller Wirbel und Senken
                              									konstant sein. Ist also y der Radius eines der Wirbel der Fig. 2a bzw. 2y die Breite der Wirbelstraße in einem betrachteten
                              									Querschnitt und ist v die Strömungsgeschwindigkeit des Bereichs I im Schnittpunkt
                              									der Linie XX mit diesem Querschnitt, dann wird wegen der Konstanz der Wirbelstärken:
                              									v . y = konstant.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 190
                              Abb. 2.
                              
                           Den wirklichen nicht stationären Stromverlauf zeigt Fig.
                                 										3. An Stelle der spiralförmigen ortsfesten Wirbelsenken und Quellen treten
                              									hier Wälzwirbel, die sich längs der Kontur CC abwälzen. Diese Wirbel nehmen, stetig
                              									wachsend, die Stromfäden F1 bis Fn des Bereichs I nach und nach in sich auf und
                              									verdrängen so gleichzeitig die sie umgebende Flüssigkeit des Bereichs II, mit der
                              									sie abschwimmen. Die Wälzwirbel haben also für den Bereich I die Wirkung von
                              									Wirbelsenken und für den Bereich II die Wirkung von Quellen, jedoch mit endlicher
                              									Kerngeschwindigkeit.
                           Der Vorgang der Wälzwirbelbildung ähnelt dem Aufwickeln eines Fadens auf eine sich
                              									mit der Umfangsgeschwindigkeit \frac{v}{2} drehende Walze, deren
                              									Durchmesser beim Aufwickeln wächst und die sich mit der Geschwindigkeit
                              										\frac{v}{2} fortbewegt, während der Faden mit der
                              									Geschwindigkeit v der Walze zugeführt wird. Die bereits aufgewickelten Fadenteile
                              									beschreiben also keine spiralförmigen, sondern geschlossene Bahnen, und zwar um
                              									einen mit endlicher Winkelgeschwindigkeit rotierenden Kern.
                           Der zwischen zwei Wälzwirbeln der Fig. 3 liegende
                              									Staupunkt T wandert mit diesen, während die durch T führenden Stromlinien in
                              									ununterbrochener Folge von F1 bis Fn wechseln, bis die Wirbelstraße mit Fn ihre größte Breite erreicht hat und die Wirbel in
                              									ihr als geschlossene rotierende Flüssigkeitskomplexe abschwimmen.
                           Bezeichnet man wie in Fig. 2a die Druckdifferenz
                              									längs der unendlich kleinen Strecke Δ x der Linie XX mit Δ p und die entsprechende
                              									Differenz der Strömungsgeschwindigkeit mit Δ v, dann ist
                              										\left[v^2-(v-\Delta\,v)^2\,\frac{\gamma}{2\,g}\right]=\Delta\,p
                              									oder 2\,v\,.\,\Delta\,v\,.\,\frac{\gamma}{2\,g}=\Delta\,p.
                           Durch Integration dieser Gleichung und Einsetzen des Wertes von v aus der Gleichung v
                              									. y = v0y0 = k
                              									folgt:
                              										v^2\,.\,\frac{\gamma}{2\,g}=\frac{{v_0}^2{y_0}^2}{y^2}\,\frac{\gamma}{2\,g}=p+C\mbox{
                                 										oder }y=f\,(x).
                           Ist der ideale Stromlinienverlauf um ein beliebiges Profil, beispielsweise durch Wahl
                              									eines beliebigen Systems von Quellen und Senken bekannt (Fuhrmann, Göttinger
                              									Dissertation 1912) oder mittels eines Föttingerschen Vektorintegrators gefunden
                              									(Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft 1924, 25. Band) und deckt sich die
                              									innerste Stromlinie mit dem Verlauf der Kontur CC des Profils der Fig. 2 vor Punkt A und mit der Linie MM hinter Punkt
                              									A, dann sind auch p und v bekannt und y längs der Linie MM bezw. längs XX
                              									bestimmbar, sobald der Maßstab für die Größe y0 in
                              									der Gleichung y . v = y0v0 = k gewählt ist.
                           Von der Ermittlung dieser, den Verlauf endgültig bestimmenden Größe soll zunächst
                              									abgesehen werden, da sie nicht nur von Form und Größe des umströmten Profils,
                              									sondern auch von der Reynoldschen Zahl abhängig sein muß und deshalb für eine
                              									gegebene Kontur verschiedene Werte annehmen kann.
                           Ist die Größe y0 gewählt, so ergibt sich der Radius
                              									des kleinsten Wälzwirbels in Punkt B aus der Gleichung:
                              										v_{max}\,.\,y_{min}=v_0\,y_0=k\mbox{ zu
                                 										}y_1=y_{min}=\frac{k}{v_{max}} und analog
                              										y_2=y_{max}=\frac{k}{v_{min}} der Radius des größten Wirbels
                              									im Punkt D.
                           Zwischen Punkt A und B, also vor der Spiralzone, ist demnach noch eine Zone annähernd
                              									gleichen Drucks zu erwarten, die von Wälzwirbeln frei bleibt und entweder als
                              									laminar geschichtet oder von einer Diskontinuitätslinie vmax = const begrenzt anzunehmen ist. – Hinter Punkt D der Fig. 2 liegt, sofern der Flüssigkeitsdruck hier
                              									größer ist als der Druck p0 der Parallelströmung,
                              									kein Anlaß zu weiterem Wachsen der Wälzwirbel vor, und die Geschwindigkeit der
                              									Wirbelstraße muß hinter Punkt D entsprechend dem Druckabfall der Strömung wieder
                              									zunehmen. Geschwindigkeitszunahme und Querschnittsverringerung dieser dritten
                              									Schleppenzone können den Durchmesser ymax der
                              									abziehenden Wirbelkomplexe nicht mehr beeinflussen, lassen aber deren gegenseitigen
                              									Abstand wachsen, so daß einige der nächstfolgenden Stromfäden zwischen je zwei
                              									Wirbeln neue Wirbel bilden können und so die bekannte Wirbelstraßenturbulenz
                              									herbeiführen.
                           Die Anwendung der dargelegten Wirbelentstehung auf die zur Stromrichtung
                              									quergestellte Platte ermöglicht die Berechnung des Unterdrucks längs der
                              									Plattenrückseite, wenn im Fall der in ruhender Strömung mit der Geschwindigkeit v0 bewegten Platte angenommen wird, daß die von der
                              									Vorderseite geleistete Arbeit zur Beschleunigung des Bereichs I, während die von der
                              										Rückseite
                              									geleistete Saugarbeit zur Beschleunigung des Bereichs II dient und daß somit beide
                              									Arbeitsprozesse in verschiedenen Betrachtungsebenen verlaufen. Fig. 4.
                           Ist v1 die am Plattenrand gemessene
                              									Relativgeschwindigkeit zur Platte, dann ist der Unterdruck am Plattenrand
                              										({v_1}^2-{v_0}^2)\,\frac{\gamma}{2\,g}. Unter der
                              									Voraussetzung, daß dieser Unterdruck für die ganze Plattenrückseite gilt, wird die
                              									von der halben Platte b geleistete Saugarbeit:
                              										A_s=v_0\,b\,({v_1}^2-{v_0}^2)\,\frac{\gamma}{2\,g}. – Die an
                              									sich willkürliche Annahme gleichmäßiger Druckverteilung längs der Plattenrückseite
                              									hat zur Folge, daß beim symmetrischen Stromverlauf der v1 zugeordnete Wälzwirbeldurchmesser 2y1 =
                              									b gleich der halben Plattenrückseite gesetzt werden kann und daß dann die Gleichung:
                              										y1v1 = ymax . vmin den
                              									größtmöglichen Wirbelradius ymax liefert, wenn vmin = v0 die
                              									Relativgeschwindigkeit der Platte zur ruhenden Flüssigkeit. Jedem Wert v1 entspricht also ein Wert ymax, solange die Wirbelbildung symmetrisch verläuft
                              									und sich über die ganze Plattenbreite erstreckt, während der Wert 4 ymax die ganze Breite der dem Bereich II angehörenden
                              									Wirbelstraße darstellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 191
                              Abb. 3.
                              
                           Ist Δ0 die Breite des den Wirbel im Bereich II
                              									bildenden Stromfadens in großer Entfernung vor der Platte, dann ist sein
                              									Breitenverhältnis zu dem der abziehenden Wirbelstraße
                              										\frac{\Delta_0}{2\,y_{max}} und die Abzugsgeschwindigkeit
                              										va der Wirbelstraße relativ zur Platte:
                              										v_a\,\simeq\,v_0\frac{\Delta_0}{2\,y_{max}}; setzt man
                              										y_{max}=\frac{y_1v_1}{v_0}, so folgt:
                              										v_a=\frac{\Delta_0{v_0}^2}{2\,y_1\,v_1} oder, wenn
                              										\frac{v_1}{v_0}=n, 2y1 = b
                              									und \frac{\Delta_0}{b}=m gesetzt werden:
                              										v_a=\frac{m}{n}\,v_0.
                           Nun muß die Masse der sekundlich in den Bereich II eintretenden bezw. aus Quellen der
                              									Betrachtungsebene II heraustretenden Flüssigkeitsmenge Δ0 v0 aus dem Zustand der Ruhe in der
                              									Bewegungsrichtung der Platte beschleunigt werden, bis sie die Geschwindigkeit (v0 – va) erreicht
                              									hat. Die in der Betrachtungsebene II zu leistende Beschleunigungsarbeit Ab ist also:
                              										A_b=\Delta_0v_0\,(v_0-v_a)^2\,\frac{\gamma}{2\,g}. Da diese
                              									Arbeit nur von der Rückseite der bewegten Platte geleistet werden kann, folgt As = Ab oder durch
                              									Einsetzen obiger Werte: n^2-1=m\,\left(1-\frac{m}{n}\right)^2.
                              									Während also die von der Rückseite der bewegten Platte in der Betrachtungsebene II
                              									geleistete Arbeit die Wirbelstraße nur translatorisch beschleunigt, dient die von
                              									der Vorderseite der Platte in der Betrachtungsebene I geleistete Arbeit zur
                              									Wirbelbeschleunigung.
                           Die Untersuchung der Gleichung
                              										n^2-1=m\,\left(1-\frac{m}{n}\right)^2 ergibt den größten für
                              									n erreichbaren Wert n = 1,077, wobei m = 0,372.
                           Wenn n = 1 wie im Fall der Fig. 1 ist der
                              									Vorgang insofern physikalisch sinnlos, als beim Schleppen der Platte zur
                              									Beschleunigung des Bereichs II eine unendlich große Arbeitsleistung erforderlich
                              									wäre, die ohne entsprechenden Druckabfall an der Plattenrückseite undenkbar wäre.
                              									Der Wert n muß demnach unter dem Einfluß des Unterdrucks an der Plattenrückseite
                              									solange wachsen, bis die sekundlich in Wirbel umgesetzte Flüssigkeitsmenge Δ0v0 so groß ist, daß
                              									der zu ihrer Schleppbeschleunigung (Ab) notwendige
                              									Unterdruck den Wert (n^2-1)\,\frac{{v_0}^2}{2\,g}\,\gamma
                              									erreicht hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 191
                              Abb. 4.
                              
                           Ein etwas größerer und genauerer Wert für n wird erhalten, wenn man die Linie MM, wie
                              									in Fig. 5 dargestellt, von der Plattenkante ausgehen
                              									läßt und die kleinen Kreise mit den Radien ymin bis
                              										y1 berücksichtigt. Der Wert n = 1,077 gilt dann
                              									für die Plattenmitte und wächst bis zum Plattenrand, wo er seinen Höchstwert
                              									erreicht und das bekannte Auftreten eines kleinen kräftigen Randwirbels neben dem
                              									das gesamte Gebiet zwischen Platte und y2
                              									ausfüllenden einheitlichen Spiralwirbel verständlich macht.
                           Nach französischen Versuchen (la résistance de l'air et l'experience, tome I et II
                              									par 1'Jacob Paris, Libraire Oktave Doin 1921) soll
                              										\frac{v_1}{v_0}=1,16 sein; auch soll dieser Wert zu einer
                              									fast vollkommenen Übereinstimmung der experimentell ermittelten Widerstandswerte mit
                              									den rechnerisch gefundenen führen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 191
                              Abb. 5.
                              
                           Ist für ein Profil oberhalb des Bereichs der kritischen Reynoldschen Zahl bei
                              									gegebener Geschwindigkeit in einer Flüssigkeit bestimmter kinematischer Reibung der
                              									Widerstand experimentell gefunden und daraus der Wert y0 ermittelt, dann kann bei Vergrößerung von v0 angenommen werden, daß y0 entsprechend
                              									abnimmt, weil vy = v0y0 und daß sich deshalb auch die Schleppenbreite verringert. Ferner kann
                              									gefolgert werden, daß bei wachsenden Profilabmessungen (d) aber gleichbleibendem
                              										v0 auch der Wert y0 sich nicht ändert. Da schließlich auch bezüglich der kinematischen
                              									Reibung v ein analoges Verhalten gegenüber y0 zu
                              									erwarten ist (Fuchs-Hopf „Aerodynamik“ S. 9), so kann innerhalb der
                              									physikalisch gegebenen Grenzen
                              										y_0=\frac{c\,d}{R}=\frac{c\,\nu}{v_0} oder c=\frac{y_0\,v_0}{\nu} gesetzt werden, worin
                              										R=\frac{vd}{\nu} die Reynoldsche Zahl und c ein
                              									dimensionsloser konstanter Zahlenfaktor.
                           Die Annahme, die zu der Gleichung yv = cν bzw.
                              										\frac{y_0}{d}=\frac{c}{R} führte, kann für verschiedene
                              									Körper und Geschwindigkeiten nur richtig sein, wenn sie auch für die Laminarzone der
                              										Fig. 2 zutrifft; andernfalls gilt die Gleichung
                              									nur in der allgemeinen Fassung \frac{y_0}{d}=\frac{c}{f\,(R)} die
                              									das für Flüssigkeitswiderstände geltende Ähnlichkeitsgesetz zum Ausdruck bringt.
                           Setzt man die Dicke der Laminarzone bei windschnittigen Konturen (Fig. 2) nach Prandtl wegen der Grenzschichtenreibung
                              									proportional dem Ausdruck \sqrt{\frac{d\,.,\nu}{v_{max}}}
                              									wobei: vmax die Strömungsgeschwindigkeit längs der
                              									Laminarzone näherungsweise konstant angenommen sein soll, dann wird, wenn ymin die halbe Zonenbreite am Ende der Laminarzone
                              									ist: y_{min}=c\,.\,\sqrt{\frac{d\,.\,\nu}{v_{max}}} woraus sich
                              									nach Einsetzen der Werte y_{min}=\frac{y_0v_0}{v_{max}} und
                              										\zeta=\sqrt{\frac{v_{max}}{v_0}} die Gleichung
                              										y_0=\frac{c\,.\,\zeta\,d}{\sqrt{R}} oder
                              										y_0v_0=y\,v=c\,.\,\zeta\,.\,\sqrt{d\,.\,v_0\,.\,\nu} ergibt,
                              									die nach einmaliger experimenteller Bestimmung der Konstanten c die näherungsweise
                              									Berechnung von Wälzwirbeldurchmessern und Flüssigkeitswiderständen beliebiger
                              									windschnittiger Profile und Körper bei verschiedenen Strömungsgeschwindigkeiten in
                              									Wasser und Luft ermöglicht.