| Titel: | Die deutschen Werkstoffnormen der Nichteisenmetalle. | 
| Autor: | E. Sauerbrey | 
| Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 192 | 
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                        Die deutschen Werkstoffnormen der
                           								Nichteisenmetalle.
                        Die deutschen Werkstoffnormen der Nichteisenmetalle.
                        
                     
                        
                           Während die Normung von Eisen und Stahl zu einem gewissen ersten Abschluß
                              									gelangt ist, kann von einem Abschluß bei der Normung der Nichteisenmetalle im
                              									Augenblick noch nicht gesprochen werden. Die wichtigsten Werkstoffe sind allerdings
                              									durch die Normung erfaßt. Die Normung der Nichteisenmetalle bestimmt die
                              									metallischen Werkstoffe nach Art, Eigenschaften und Benennung, sowie ihre
                              									Prüfverfahren in mechanischer und chemischer Beziehung. Der Lieferform entsprechend
                              									gibt es Normen für Metalle als Rohstoff, als Gußmetall und als Reckmetall. Für die
                              									Prüfung der Metalle auf mechanische Eigenschaften gelten grundsätzlich mit einigen
                              									Ergänzungen die gleichen Normen wie für die Prüfung von Eisen und Stahl. Das
                              									Verfahren der chemischen Analyse ist ebenfalls der Normung unterworfen.
                           Rohmetall-Normen.
                           Von Rohstoffblättern der Nichteisenmetalle liegen bis jetzt folgende vor:
                           Rohnickel
                           Reinnickel (in Vorbereitung)
                           Weißmetall für Gleitlager und Gleitflächen
                           Zinn
                           Bronze und Rotguß (Benennungsblatt)
                           Zink
                           Lötzinn
                           Kupfer (Benennungsblatt)
                           Messing (Benennungsblatt)
                                  „    (Leistungsblatt)
                           Silberlot
                           Schlaglot (Hartlot)
                           Reinaluminium.
                           Nickel.
                           Rohnickel. – Es werden sechs durch Lieferform unterscheidbare Arten genormt.
                           Hüttennickel mit 98,5 vH Reingehalt kommt in vier Formen, in Würfeln, Rondellen,
                              									Platten und Granalien vor; die entsprechenden Kurzworte lauten: Wüni, Roni, Plani,
                              									Grani.
                           Zulässige Verunreinigungen: Eisen, Kohlenstoff, Kupfer und Silizium. Von Arsen,
                              									Schwefel, Phosphor, sowie von Mangan, Zinn und Antimon sind nur ganz geringe Mengen
                              									oder nur Spuren zugelassen.
                           Die übliche Verwendung der Nickelsorten ist:
                           
                              1. Schmiedestücke, Bleche, Drähte, Stangen, Rohre.
                              2. Legierungszusatz zu Stahl, Bronze (Nickelbronze), Messing
                                 										(Nickelmessing, Neusilber).
                              3. Anodenplatten; besonders reines Nickel, Kathodennickel
                                 										(Kani) mit 99,5 vH Reingehalt.
                              4. Umgeschmolzenes Nickel (Uni) mit unterer Grenze 96,75
                                 										vH.
                              
                           Spezifisches Gewicht von Wüni, Roni und Grani 8,4 bei Kani 8,9 g/cm3.
                           Die Festigkeitseigenschaften werden ebenfalls behandelt.
                           Aluminium.
                           Reinaluminium. – Es sind drei Sorten unterschieden, mit 99,5, 99 und 98 bis 99 vH
                              									Reingehalt.
                           Die zulässigen Verunreinigungen bestehen hauptsächlich aus Eisen, Silizium, daneben
                              									in besonders beschränkter Menge aus Kupfer und Zink.
                           Aluminium unter 98 vH darf nicht als Reinaluminium bezeichnet werden. Al 98/99 wird
                              									verwendet im Maschinenbau, Apparatebau und für Geschirre. Al 99 in der
                              									Elektrotechnik und Al 99,5 in Ausnahmefällen, in denen mit Rücksicht auf höchste
                              									elektrische Leitfähigkeit oder chemische Beständigkeit besonders hohe Reinheit
                              									gewünscht wird.
                           Verarbeitung zu Halbzeug geschieht zu:
                           gepreßten Stangen,
                           gezogenen Stangen,
                           Blechen, Drähten und Bändern.
                           Reinaluminium bildet den Ausgangspunkt für Aluminiumlegierungen, vergütbare
                              									Aluminiumlegierungen und Aluminiumgußlegierungen.
                           Zinn.
                           Man teilt das Zinn in vier Güteklassen ein: 98–99, 99, 99,50 und 99,75 vH. geringsten
                              									Reingehalt. Als zulässige Verunreinigungen sind Zink und Aluminium vollständig
                              									ausgeschlossen; zulässig ist nur Blei, Kupfer und Antimon.
                           Reines Zinn wird verwendet zu:
                           
                              1. Stanniol (Folie von 0,007 mm Dicke und weniger),
                                 										Schutzüberzug über andere Metalle.
                              2. Legierungen:a) zu Kupfer als Bronzeb) mit Zink zu Kupfer als Rotgußc) mit Blei zu Lötzinnd) mit Blei zu Lagerweißmetallene) mit Blei zu Spritzgußlegierungenf) mit 10 vH Antimon zu Britanniametallg) zu verschiedenen anderen Legierungen, z.B.
                                       												Kondensatorrohr-Messing.
                              
                           
                           Lötzinn ist in sieben verschiedenen Güteklassen von 25–90 vH Zinn geformt. Der
                              									Rest besteht aus Blei und Antimon (1/15 des Zinngehaltes). Zink, Eisen, Arsen sind als
                              									zulässige Verunreinigungen ausgeschlossen. Lötzinn wird in Blöcken, Platten oder
                              									Stangen nach Gewicht geliefert und gewöhnlich nur zum Löten verwandt. Indessen ist
                              									es auch möglich, diese Legierungen ebenso wie Weißmetall für Spritzguß zu
                              									benutzen.
                           Weißmetall findet Verwendung zum Ausgießen von Gleitlagern und Gleitflächen. Die
                              									genormten Güteklassen bilden eine Reihe mit fallendem Gehalt an Zinn und steigendem
                              									Gehalt an Blei. Mit Rücksicht auf die erforderliche mechanische Festigkeit wird
                              									Weißmetall durch 10 bis 15 vH Antimon und einen geringeren Zusatz von Kupfer
                              									gehärtet. Auch diese beiden Zusätze sind in gleichförmig steigende und fallende
                              									Reihen gebracht. Auch die zulässigen Abweichungen vom Sollgehalt, ferner die
                              									geringen zulässigen Verunreinigungen an Eisen, Zink und Aluminium sind angegeben.
                              									Richtlinien für die Verwendung der acht verschiedenen Weißmetalle zu geben, ist
                              									nicht möglich, da die Ansichten hierüber noch vollkommen auseinandergehen.
                           Silberlot.
                           Es sind sechs Arten genormt mit 4–45 vH Silber. Silberlot 4, 9, 12 wird gewöhnlich in
                              									Körnern, Silberlot 8, 25, 45 wird gewöhnlich in Streifen als Stecklot geliefert. Die
                              									Auswahl wird mehr nach der Gewohnheit, als nach der technischen Notwendigkeit
                              									getroffen. Es ist ohne jeden Nachteil durch Messing-Schlaglot zu ersetzen. Außer
                              									Silber enthalten die Lote Kupfer und Zink in bestimmten, annähernd gleichen Teilen
                              									(Abweichung + 1 vH).
                           Zink.
                           Für Zink liegt ein Entwurf vor, der zu endgültiger Annahme bisher nicht gelangt ist.
                              									Denn die Zinkhütten lehnen es ab, den Reingehalt zu gewährleisten, und verkaufen
                              									Zink nur nach Marken. Es sind zwei Sorten Feinzink mit 99,9 und 99,8 vH Reingehalt
                              									vorgesehen, außerdem Rohzink und Raffinadezink, für das nähere Angaben noch fehlen,
                              									und umgeschmolzenes Zink ohne jede Vorschrift.
                           Kupfer.
                           Kupfer ist in fünf Güteklassen genormt, deren Reingehalt 99 vH und mehr beträgt. Die
                              									Kurzzeichen sind der deutlichen Unterscheidung wegen nicht nach dem Reingehalt
                              									gewählt, sondern durch die Buchstaben A bis E in Verbindung mit Cu gegeben. Hierbei
                              									ergab sich dann zwanglos die Bezeichnung E-Cu für Elektrolytkupfer. Die übrigen
                              									Güteklassen sind als Hüttenkupfer A bis D benannt.
                           Hüttenkupfer A darf als Beimengung Arsen und Nickel enthalten. Der Betrag der
                              									Verunreinigungen oder der absichtlichen kleinen Zusätze soll genau festgelegt
                              									werden.
                           Hüttenkupfer B mit auch nur 99 vH Reingehalt ist im Gegensatz zu A-Cu als arsenarm
                              									bezeichnet und wird hauptsächlich für Legierungen verwendet. Doch eignet B-Cu sich
                              									außerdem zu Schmiedeteilen und läßt sich walzen und pressen.
                           Hüttenkupfer C mit mindestens 98,4 vH Reingehalt läßt sich gut zu Rohren ziehen und
                              									zu Feinblechen auswalzen.
                           Bei höheren Ansprüchen an die Reinheit steht Hüttenkupfer D zur Verfügung, das zu
                              									Bronze, Tombak und hochwertigem Messing legiert, aber auch als Reckmetall verwendet
                              									wird.
                           Dem allerreinsten Kupfer, Elektrolytkupfer E-Cu, ist Hüttenkupfer nicht an
                              									mechanischen Eigenschaften unterlegen, im Gegenteil kann seine Festigkeit sogar
                              									merklich größer sein, aber die elektrische Leitfähigkeit wird durch Verunreinigungen
                              									im Betrage von 0,1 vH bereits sehr merklich herabgesetzt. Für die Zwecke der
                              									Elektrotechnik wird daher fast ausschließlich E-Cu angewandt und ganz vorwiegend
                              									nach seiner elektrischen Leitfähigkeit beurteilt.
                           Das spezifische Gewicht von E-Cu ist durch internationale Vereinbarung zu 8,89
                              										g/cm3 festgesetzt worden, damit bei der
                              									Bestimmung des mittleren Drahtquerschnittes durch Wägen einer abgemessenen
                              									Drahtlänge jede Streitigkeit ausgeschlossen ist. Die möglichen Unterschiede im
                              									spezifischen Gewicht von Kupfer sind dabei, ganz im Gegensatz zu Nickel, etwa auf 1
                              									bis 2 Einheiten der zweiten Stelle hinter dem Komma beschränkt. Das Leistungsblatt
                              									für Kupfer, in dem die Eigenschaften („Leistungen“) der verschiedenen
                              									Kupfermarken aufgeführt werden sollen, wird gegenwärtig noch vorbereitet. Dagegen
                              									sind eine Reihe von Normblättern für Halbzeug aus Kupfer fertiggestellt,
                              									nämlich:
                           Kupferblech, kalt gewalzt,
                           Kupferrohr, nahtlos gezogen, handelsüblich,
                           Kupferdraht rund, gezogen, in Ringen, handelsüblich,
                           Rundkupfer, gezogen, in Stangen, handelsüblich,
                           Flachkupfer, gezogen mit scharfen Kanten, handelsüblich.
                           Kupferlegierungen.
                           Kupfer bildet den Hauptbestandteil der meist gebrauchten
                              									Nichteisenmetall-Gußlegierungen, nämlich Bronze, Rotguß und Messingguß (Gelbguß).
                              									Das Benennungsblatt Bronze und Rotguß ist als Entwurf bereits angenommen und das
                              									dazugehörige Leistungsblatt im Entwurf aufgestellt.
                           Die umfangreichste und vielseitigste Verwendung findet Kupfer in seiner Legierung mit
                              									Zink in den verschiedensten Gehalten von 90 bis 55 vH Kupfer. Die wichtigsten dieser
                              									Legierungen sind aufgeführt unter der Ueberschrift Messing, obwohl die kupferreichen
                              									Legierungen die Bezeichnung Tombak führen. Da aber ein grundsätzlicher Gegensatz
                              									zwischen Tombak und Messing nicht besteht und bei einem Kupfergehalt unter 80 bis 67
                              									vH beide Benennungen nebeneinander vorkommen, ist einheitlich das Kurzzeichen Ms für
                              									die Zink-Kupfer-Legierungen gewählt worden. Während bei Bronze und Rotguß der
                              									Zinngehalt (als edelster Bestandteil) die nähere Kennzeichnung gibt, ist für Tombak
                              									und Messing der Kupfergehalt in die Benennung oder wenigstens in das Kurzzeichen
                              									einbezogen worden, außer bei Sondermessing, das auch keine bestimmte Legierung,
                              									sondern eine ganze Gruppe von Legierungen umfaßt, die bisher meist allerhand
                              									Phantasienamen, darunter oft Zusammensetzungen mit „Bronze“ führen.
                           Als Lötmetall zum Hartlöten von Stahl, Kupfer und seinen Legierungen dient Messing in
                              									Form von Blechstreifen oder Körnern. Als Blechstreifen werden Abfälle von Ms 67 bis
                              									58 verwandt. Zinkreichere Lote in Körnerform sind durch Schlaglot (Hartlot), in vier
                              									Legierungen von MsL 42 bis 54 unter Angabe von Schmelzpunkt und Verwendung
                              									genormt.
                           Reckmetalle.
                           Reckmetalle sind als Halbzeug wie Stangen, Drähte, Rohre, Bleche und Bänder zugleich
                              									nach Werkstoffeigenschaften und äußeren Abmessungen genormt.
                           
                           Stangen.
                           Die zulässigen Abweichungen in den Querschnittsbemessungen von Stangen sind
                              									festgesetzt, und zwar: Flachmessing, gepreßt, Vierkantmessing, gepreßt,
                              									Sechskantmessing, gepreßt, Winkelmessing, gepreßt, ferner Flachaluminium, gepreßt,
                              									und Winkelaluminium, gepreßt, auf 0,20 mm bei 3 mm steigend auf 0,60 mm bei 40 mm
                              									und auf 1 mm bei 100 mm.
                           Rohre.
                           Kupferrohre werden aus Hüttenkupfer C-Cu in zahlreichen Abmessungen nahtlos gezogen.
                              									Für Messingrohr gilt Messing Ms 60 als handelsüblich, doch sind Messingsorten mit
                              									höherem Kupfergehalt ebenfalls als normgemäß zugelassen. Es ist beabsichtigt,
                              									besondere technische Liefer- und Abnahmebedingungen für Rohre sowie die hierzu
                              									erforderlichen Prüfverfahren festzulegen.
                           Drähte.
                           Kupferdraht für allgemeine Verwendung ist nur bezüglich seiner Abmessungen genormt.
                              									Da aber Kupferdraht in der Elektrotechnik eine maßgebende Rolle spielt, sind
                              									besondere Normen für Dynamodraht, für genauest gezogenen Kupferdraht, für Drähte zu
                              									Starkstromfreileitungen und für Drähte zu Fernmeldefreileitungen teils aufgestellt,
                              									teils vorbereitet worden. In den VDE-Normen sind die notwendigen Festsetzungen für
                              									Bruchlast und Widerstand bzw. Leitfähigkeit der Drähte bei 20° C getroffen. Die
                              									Zugfestigkeit und Bruchdehnung wird für verschiedene Härten festgelegt und auch die
                              									Tatsache berücksichtigt, daß mit Wachsen der Härte die Leitfähigkeit des Kupfers
                              									abnimmt; durch Ausglühen kann die größtmögliche Leitfähigkeit auf Kosten der Härte
                              									wiederhergestellt werden.
                           Runder Messingdraht ist von 0,2 mm bis 8 mm 0 genormt. Als Werkstoff ist Ms 63 und Ms
                              									60, bei Drähten über 5 mm ∅ auch Ms 58 vorgesehen.
                           Aluminiumdraht ist ebenfalls genormt.
                           Bleche.
                           Die Normen für Bleche aus Nichteisenmetall:
                           Messingblech, kalt gewalzt, handelsüblich,
                           Kupferblech, kalt gewalzt,
                           Aluminiumblech, kalt gewalzt, handelsüblich,
                           legen in erster Linie die Abmessungen der Bleche fest, und
                              									zwar bei Messingblech die Dicken und ihre zulässige Abweichung von 0,1 bis 4 mm, bei
                              									Kupferblech von 0,1 bis 2 mm und bei Aluminiumblech von 0,2 bis 5 mm. Da die Bleche
                              									beim Kaltwalzen am Rande stets einreißen, ist es schwierig, eine bestimmte Breite in
                              									dem gesunden Mittelteil des Rohbleches einzuhalten. Infolgedessen ist es üblich,
                              									wenn irgend möglich, keine festen Breiten vorzuschreiben, sondern die Bleche in
                              									Fabrikationsbreiten abzunehmen, und zwar entweder so, wie die Bleche ausfallen, oder
                              									mit einer Toleranz von + 10 und – 50 mm. Nur bei den Kupferblechen sind bestimmte
                              									Breiten genormt, während bei Messing und Aluminium nur obere und untere Grenzen für
                              									die Breite bei jeder einzelnen Dicke festliegen. Die Längen der Bleche sind bei
                              									Kupfer bis 0,3 mm Dicke auf 1000 bis 2000 mm festgesetzt, darüber nur auf 2000 mm,
                              									bei Messing und Aluminium allgemein auf 1000 bis 3000 mm.
                           Kupferbleche werden aus C-Cu gewalzt, wenn sie tiefgezogen oder gedrückt werden
                              									sollen (Druck-Güte), sonst aus B-Cu. Falls es auf die elektrische Leitfähigkeit
                              									ankommt, wird natürlich E-Cu gewählt. Der Anlieferungszustand ist weich, doch sind
                              									auch besondere Vorschriften für die Härte nicht ausgeschlossen.
                           Messingblech wird vorzugsweise aus Ms 63 gewalzt, das geradezu den Namen Blechmessing
                              									seiner besonderen Eignung wegen erhalten hat. Doch ist Messingblech auch aus Ms 60
                              									und aus den Tombaklegierungen bis Ms 90 herstellbar. Der übliche Anlieferzustand ist
                              									walzblank, wennn nicht anders bestellt. Das Leistungsblatt für Messingblech ist in
                              									Arbeit. (P. Melchior, Z. d. V. d. L, Bd. 70, Nr. 16.)
                           Berlin.
                           Bergassessor E. Sauerbrey.