| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 218 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die Verhütung des Beschlagens und Vereisens der
                                 										Schaufensterscheiben. Mit dem Einsetzen kalter Witterung ist, wie allen
                              									Geschäftsleuten zur Genüge bekannt, eine sehr unangenehme Begleiterscheinung
                              									verbunden, nämlich das „Beschlagen“ und die „Vereisung“, das
                              										„Zufrieren“ der Schaufenster, der „Augen“ des Geschäftes. Ist das
                              									Fenster vereist, so sind damit zwei besonders störende Nachteile verbunden: einmal
                              									die Verdunkelung des Ladeninnern; sie ist das kleinere Uebel, dem man durch
                              									künstliche Beleuchtung zu Leibe gehen kann. Viel schwerwiegender aber ist die zweite
                              									Erscheinung. Durch das Vereisen werden die im Schaufenster ausgestellten Waren dem
                              									Auge des Beschauers entzogen. Das Schaufenster verliert also vollständig seinen
                              									Zweck und seinen Wert. Das Bestreben des Geschäftsinhabers muß also darauf gerichtet
                              									sein, rechtzeitig geeignete Vorkehrungen zu treffen, dieser Gefahr nach Möglichkeit
                              									vorzubeugen, mindestens aber sie bei plötzlichem Auftreten von Frost schnellstens zu
                              									bannen. Dabei sind zwei Gesichtspunkte von grundlegender Bedeutung: die
                              									Eisfreihaltung der Scheiben in den Verkehrsstunden, wozu nicht nur die reine
                              									Geschäftszeit zu rechnen ist, sondern auch die Abend- und die frühen Nachtstunden,
                              									in denen der Vorübergehende bekanntlich viel mehr Muße zur Betrachtung der
                              									Schaufensterauslagen findet; und zweitens die möglichste Verhütung des Eisansatzes
                              									während der Nachtzeit. Erforderlich ist dabei natürlich auch, daß durch die verwendeten Apparate
                              									usw. die künstlerische und reklametechnische Wirkung der Fensterausstattung in
                              									keiner Weise ungünstig beeinflußt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 219
                              Abb. 1. Protos-Heizpatrone (SSW).
                              
                           Vorbedingung ist bei all diesen Vorrichtungen, daß sie einen ständigen, längs der
                              									Scheibe aufsteigenden Luftstrom erzeugen, so daß die wärmere Innenluft keine Zeit
                              									hat, ihren höheren Wassergehalt an den kühleren Scheiben niederzuschlagen und so
                              									deren „Beschlagen“ und bei stärkerem Froste „Vereisen“ zu verursachen.
                              									Dieser Luftstrom kann auf verschiedene Weise (SSW), erreicht werden, z.B. durch die
                              									bekannten einfachen Ventilationslöcher im unteren und oberen Scheibenrahmen, die im
                              									Sommer verschlossen zu halten sind. Ein anderes bekanntes Mittel ist eine Reihe
                              									kleiner Gasflämmchen am unteren Fensterrande. Dieses Mittel ist aber nicht überall
                              									anwendbar, teils wegen der Feuergefährlichkeit, teils wegen der in den
                              									Verbrennungsgasen enthaltenen schädlichen Bestandteile, die dieses Verfahren z.B.
                              									für Uhrmacher, Juweliere, Goldarbeiter und dergl. unverwendbar machen. Außerdem ist
                              									die auftauende Wirkung nur eine beschränkte, da durch die in den Verbrennungsgasen
                              									enthaltenen großen Mengen Wasserdampf eine verstärkte Sättigung der Innenluft und
                              									damit eine erhöhte Vereisungsgefahr zumal in den oberen Scheibenteilen bewirkt
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 219
                              Abb. 2. Fassung zur Protos-Heizpatrone (SSW).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 219
                              Abb. 3. Linearheizkörper (AEG).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 219
                              Abb. 4. Protos-Tischfächer (SSW).
                              
                           Sehr viel günstiger wirken dagegen elektrische Vorrichtungen, da diese weder einer
                              									Brandgefahr Vorschub leisten, noch irgendwelche Verbrennungsprodukte abgeben. Der
                              									elektrische Strom kann dabei entweder zur Wärmeentwicklung oder zur Arbeitsleistung
                              									herangezogen werden. Die Erzeugung der Wärme durch Elektrizität kann zweckmäßig
                              									durch verborgen angebrachte Heizkörper erfolgen, wozu sich die auf Abb. 1 und 2
                              									wiedergegebene Heizpatrone vorzüglich eignet, deren Anzahl sich in erster Linie nach
                              									der Größe des Fensters richtet. Der gleiche Zweck wird durch Linearheizkörper (Abbildung 3) erreicht, die am unteren Fensterrande
                              									parallel zur Scheibe aufgestellt werden. Auch an gleicher Stelle eingebaute
                              									Soffittenlampen, die der Beleuchtung der Schaufensterauslagen dienen, können
                              									nebenbei mit der von ihnen ausgehenden Wärme zur Eisfreihaltung der Scheibe
                              									herangezogen werden, wobei aber unbedingt dafür zu sorgen ist daß eine Blendung des
                              									Beschauers unterbleibt. Diese Heizverfahren leiden aber, wie auch das
                              									Gasheizverfahren, an dem Uebelstande, daß sich an der Scheibe durch
                              									herabfließendes Tauwasser leicht Streifen bilden, die eine klare Uebersicht über das
                              									Fenster und seine Auslagen verhindern. Dies wird vermieden durch die Verwendung von
                              									Fächern (Ventilatoren), die entweder als Tischfächer (Abb.
                                 										4) geschickt zwischen die übrigen ausgelegten Gegenstände eingefügt oder
                              									als Wandkonsolfächer (Abb. 5) an einer Seitenwand
                              									befestigt werden können. Besonders vorteilhaft ist es, wenn der Apparat mit einer
                              									Schwenkvorrichtung versehen ist, so daß man mit ihm den größten Teil, wenn nicht die
                              									ganze Scheibenfläche bestreichen kann. Die Wirkung dieser Fächer beruht darauf, daß
                              									sie die von ihnen angesaugte Luft in kräftigem Strome gegen die Scheibe blasen und
                              									so deren Vereisen verhindern. Dabei ist es durchaus nicht erforderlich, daß die
                              									Fächer ununterbrochen laufen, sondern es genügt, wenn sie je nach Größe und
                              									Konstruktion des Fensters und der Außentemperatur in kürzeren oder längeren
                              									Zwischenräumen so lange betrieben werden, bis der gewünschte Erfolg erzielt ist. An
                              									manchen Stellen hat man sich auch dazu entschlossen, beide Verfahren zu vereinigen,
                              									und zwar dergestalt, daß bei Tage der Fächer seine Schuldigkeit tut, während abends
                              									die Heizpatrone, der Linearheizkörper oder noch besser die Soffittenlampe ihre
                              									Tätigkeit aufnimmt. Sollte sich dann bei strengem Frost gegen Morgen an den Scheiben
                              									wirklich ein Beschlagen oder eine geringfügige Vereisung zeigen, so werden diese vom
                              									Fächer in kürzester Zeit wieder beseitigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 219
                              Abb. 5. Schwenkbarer Protos-Wandkonsolfächer (SSW).
                              
                           Cr.
                           Bestimmung von Sauerstoff und Stickstoff im elektrolytischen
                                 										Wasserstoff des Handels. Da der elektrolytische Wasserstoff oft nur einige
                              									Zehntel Prozente Sauerstoff enthält, ist dessen Bestimmung nach der üblichen Methode
                              									durch Absorption mit alkalischer Pyrogallollösung wenig genau. W. Steuer empfiehlt daher, das zu untersuchende Gas durch
                              									eine erhitzte Quarzkapillare zu leiten, die einen Platindraht von etwa 3 cm Länge
                              									und 0,8 mm Dicke enthält. Hierbei verbindet sich der Sauerstoff mit dem doppelten
                              									Volumen Wasserstoff zu Wasser und man kann aus der entstandenen Kontraktion den
                              									Sauerstoffgehalt des ursprünglichen Gases leicht berechnen. Zweckmäßig benutzt man
                              									hierfür 2 Hempel- oder Winklerbüretten, die durch die Quarzkapillare miteinander
                              									verbunden sind.
                           Neben den geringen Mengen Sauerstoff enthält der elektrolytische Wasserstoff als
                              									Verunreinigung stets 1 bis 3% Stickstoff, dessen Bestimmung nach der üblichen
                              									Methode ebenfalls wenig genau ist, da bei der Explosion des Wasserstoffs nach
                              									Luftzusatz nur 20–25 ccm Gas angewandt werden können; jeder Fehler hierbei
                              									multipliziert sich infolgedessen mit 4–5 und beeinflußt natürlich auch den für den
                              									Stickstoffgehalt gefundenen Wert, da dieser aus der Differenz von 100 ermittelt
                              									wird. Steuer schlägt darum vor, in die zweite Bürette
                              									etwa 60 ccm reinen Sauerstoff zu füllen, von diesem dem Wasserstoff eine kleine Menge
                              									zuzusetzen und das gebildete Gasgemisch an dem heißen Platindraht zu verbrennen.
                              									Nach dreimaligem langsamen Ueberleiten soll aller Wasserstoff verbrannt sein. Aus
                              									der beobachteten Kontraktion des Gasvolumens läßt sich der Wasserstoff leicht
                              									berechnen, ebenso der Stickstoff nach der Gleichung: N2 = 100 – (H2 + O2). Ein Beispiel für die Analyse und Berechnung ist
                              									in der Abhandlung angeführt. (Chem.-Zeitg. 1925, S. 713.)
                           Sander.
                           Explosion einer Transportflasche für flüssige Luft. Beim
                              									Umfüllen von flüssiger Luft aus einer Transportflasche in ein Tauchgefäß erfolgte
                              									auf einer oberschlesischen Kohlenzeche eine Explosion, bei der der betreffende
                              									Arbeiter tödlich verletzt wurde. Die Transportflasche, ein doppelwandiges,
                              									kugelförmiges Metallgefäß, wurde vollständig zertrümmert, während das Tauchgefäß,
                              									das 5–6 Sprengluftpatronen enthielt, lediglich ausbrannte, ohne zu explodieren.
                           Eine einwandfreie Klärung des Unfalles war nicht möglich, es steht lediglich fest,
                              									daß die Explosion von dem Transportgefäß selbst ausgegangen ist. Als
                              									Explosionsträger kann vielleicht die Holzwolle in Frage kommen, mit der die
                              									Transportflasche umgeben war; es ist jedoch ungewiß, wodurch die Holzwolle entzündet
                              									worden sein könnte, da die Lampe des verunglückten Bergmanns nach Zeugenaussagen so
                              									hoch gehangen haben soll, daß durch sie die Zündung wohl kaum erfolgt sein kann.
                              									Ferner hat man an Selbstentzündung der in dem Hohlraum der Transportflasche
                              									enthaltenen Holzkohle gedacht. Nach Untersuchungen von Prof. WöhlerZtschr. f. komprim.
                                    											u. flüss. Gase, 20. Jahrg., S. 109. tritt bei
                              									hochadsorptionsfähiger Kohle beim Zusammentreffen mit verflüssigtem Sauerstoff
                              									Entzündung ein, wenn die Kohle mehr als 0,5% Eisenoxyd enthält. Die Vakuumkohle aus
                              									dem explodierten Gefäß enthielt jedoch nur 0,16% Eisen, wie eine nachträgliche
                              									Untersuchung ergab. Es wurde schließlich auch die Vermutung ausgesprochen, das
                              									Transportgefäß könne Benzol enthalten haben, doch ergab die Untersuchung einer Reihe
                              									anderer Transportgefäße auch hierfür keinen Anhalt. (Ztschr. Berg-, Hütten- und
                              									Salinenwesen, Bd. 73, S. 373.)
                           Sander.
                           Dissoziation von Generatorgas beim Durchgang durch die
                                 										Wärmespeicher von Martinöfen. Durch Versuche wurde das Bestehen einer
                              									Dissoziation von Generatorgas beim Durchgang durch das Gitterwerk festgestellt.
                              									Diese Dissoziation wird durch verschiedene Metalloxydstaube, die sich in den Kammern
                              									ablagern, beeinflußt. Die Anwesenheit dieser Staube spielt scheinbar eine
                              									Doppelrolle. Einerseits füllen sie teilweise das Gitterwerk und schaden dem
                              									Wärmeaustausch. Andererseits erleichtern sie eine Gesamtheit der Dissoziationen,
                              									deren Ergebnis darin besteht, die Verbrennungswärme des Gases zu vermehren.
                           Man darf annehmen, daß diese beiden entgegengesetzten Rollen anwechselnd
                              									vorherrschen. Die Rolle des Dissoziationsmittels ist besonders Funktion der
                              									Oberfläche der Staubschichten, denn die tieferen Lagen werden von dem sie bei einer
                              									Geschwindigkeit von einigen Metern in der Sekunde umfließenden Gas nicht getroffen
                              									werden können. Wenn also der Staub das Hauptmittel ist, das die genannten
                              									Dissoziationen auslöst, würde zunächst ein neuer Wärmespeicher nur fühlbare Wärme
                              									liefern. Dann ruft der Staubniederschlag in einer dünnen Schicht gleichzeitig eine
                              									geringe Senkung des rein thermischen Wirkungsgrades und einen Gewinn der
                              									thermochemischen Leistung hervor. Schießlich, wenn die Dicke des Staubniederschlages
                              									zunimmt, wird die Gesamtleistung des Wärmespeichers abnehmen. (Revue de
                              									Métallurgie.)
                           Dr. Ing. Kalpers.
                           Einige Faktoren, die die Widerstandsfähigkeit von Gußeisen
                                 										beeinflussen. Gußeisen ist keine gewöhnliche Legierung, deren Eigenschaften
                              									einfach durch Verunreinigungen verändert werden; es ist vielmehr ein Gemenge von
                              									feinen Körpern, bestimmten Verbindungen und Verbindungsgemischen, deren
                              									Zusammensetzung oder Beschaffenheit nicht immer die gleiche ist. Die Zusammensetzung
                              									dieser Verbindungen hängt in hohem Maße von der Temperatur ab, und man kann sehr
                              									wesentliche Veränderungen innerhalb der Gieß- und Erstarrungszeiten vollziehen. In
                              									vielen Fällen werden die Haupteigenschaften von Formgußstücken, Festigkeit, gesundes
                              									und allgemeines Aussehen, durch die chemische Analyse nur wenig beeinflußt. Der
                              									Zustand, in dem die Bestandteile vorhanden sind, und die Art ihrer Verteilung üben
                              									einen größeren Einfluß auf die Gußeigenschaften aus als ihre Verhältnisgehalte. Dies
                              									kann an zwei Ursachen liegen:
                           1. Ein Bestandteil kann sich ausscheiden und unabhängig bestehen; die dadurch
                              									hervorgerufene Wirkung hängt von dem Zeitpunkt der Trennung ab, d.h. ob sie vor,
                              									während oder nach der Erstarrung vor sich geht;
                           2. Ein Bestandteil kann in Lösung bleiben und dadurch einen direkten Einfluß auf das
                              									Metall ausüben und infolgedessen seine Eigenschaften ändern, nämlich seine
                              									Zähigkeit, Härte usw. Wahrscheinlich ist der Kohlenstoff das einzige im freien
                              									Zustand vorhandene Element. Man muß daher Beschaffenheit und Gefüge kennen, bevor
                              									Beziehungen zwischen Zusammensetzung und Eigenschaften aufgestellt werden. Die
                              									Zusammensetzung kann auf dreierlei Weise angegeben werden:
                           
                              
                                 Unmittelbare Analyse
                                 in %
                                 Rationelle Analyse
                                 in %
                                 
                              
                                 Gesamtkohlenstoff
                                 3,144
                                 Graphit
                                 2,334
                                 
                              
                                 Graphit
                                 2,334
                                 Eisenkarbid
                                 8,775
                                 
                              
                                 gebund. Kohlenstoff
                                 0,810
                                 Mangankarbid
                                 0,342
                                 
                              
                                 Silizium
                                 1,84
                                 Eisenphosphid
                                 5,572
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,11
                                 Eisensilizid
                                 5,520
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,868
                                 Mangansulfid
                                 0,303
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,51
                                 Rest Eisen
                                 
                                 
                              
                           Gefügeanalyse:
                           
                              
                                 Perlit
                                 72,936
                                 
                              
                                 Phosphor-Eutektikum
                                   8,680
                                 
                              
                                 Mangansulfid
                                   0,303
                                 
                              
                                 Graphit
                                   2,334
                                 
                              
                                 Rest Ferrit
                                 
                                 
                              
                           Wie ersichtlich, kann die unmittelbare Analyse keinen Aufschluß über das anormale
                              									Verhalten von Gußeisen geben.
                           Es ist nun zu untersuchen, wodurch die Widerstandsfähigkeit des Gusses gekennzeichnet
                              									wird. Am wichtigsten für das Verhalten der Eisen-Kohlenstofflegierungen ist die
                              									Tatsache, daß der Kohlenstoff in verschiedenen Arten auftritt und dadurch die
                              									physikalischen und mechanischen Eigenschaften beeinflußt. Gebundene Kohle macht das
                              									Eisen fest und hart, die freie weich. Mangan gleicht einen gewissen Schwefelanteil
                              									aus, neigt also dazu, das Eisen dünnflüssiger zu halten; weiter erhöht es die
                              									Zerreißfestigkeit und Elastizität. Porosität kann zurückgeführt werden auf schlechte
                              									Zusammensetzung, zu heißes oder zu kaltes Gießen, ungünstige Abkühlungsbedingungen,
                              									Staub–, Schlacken- oder Gaseinschlüsse. Formgußstücke werden oft geglüht zwecks
                              									Beseitigung der inneren Spannungen und zur Erleichterung und Beschleunigung der
                              									Bearbeitbarkeit. (La Fonderie Moderne.)
                           Dr. Ing. Kalpers.
                           
                           „Die Fortbildung der Ingenieure“. Aus dem
                              									Vortrag von Dr.-Ing. Heidebroek, Darmstadt, auf der Hauptversammlung des VDI in
                              									Hamburg.) Die unbedingte Notwendigkeit der Höchstentwicklung technischer Intelligenz
                              									führte zu einer Ausbildung in drei unterschiedlichen Gruppen, die sich mit dieser
                              									Aufgabe befassen. Die Außeninstitute an den Technischen Hochschulen (Berlin,
                              									Hannover, Aachen usw.) richteten allgemeinbildende Kurse und geschlossene Fachkurse
                              									über zeitgemäße technisch-wissenschaftliche Aufgaben vor einer breiteren Hörerschaft
                              									ein. Systematische Fortbildungskurse veranstalten auch besonders hierzu gegründete
                              									Körperschaften, wie z.B. die Gesellschaft für technisch-wissenschaftliche
                              									Fortbildung in Köln, das technische Vorlesungswesen in Hamburg u.a.m. Endlich werden
                              									von technisch-wissenschaftlichen Vereinen Sonderveranstaltungen für die Fortbildung
                              									der Ingenieure durchgeführt; sie stehen zumeist im Zusammenhang mit dem Verein
                              									deutscher Ingenieure. Die schon vor dem Kriege zu beobachtende günstige Entwicklung
                              									neu zu beleben, ist Aufgabe der Gegenwart, auch außerhalb der Industrie- und
                              									Hochschulzentren.
                           Bei der künftigen Ingenieurfortbildung tut insbesondere die Erweiterung der
                              									physikalisch-methematischen und der chemischen Grundlagen not (Atomlehre,
                              									Wärmelehre, Strömelehre), die Kenntnis des heutigen Standes der Fertigung und die
                              									Behandlung aller wirtschaftlichen Fragen. Ziel der Vorträge ist nicht ein Ersatz der
                              									Hochschul- oder Fachbildung, sondern ein Heranbringen der neuesten Erkenntnisse an
                              									den beruflich stark beanspruchten Ingenieur; die arbeitsgemeinschaftliche Methode
                              									ist zur bestmöglichen Verständigung zwischen Dozenten und Hörern empfehlenswert.
                           Zugelassen sollte grundsätzlich jeder Hörer jedweder Vorbildung werden, dagegen müsse
                              									bei Bekanntgabe der Vorträge die Voraussetzung für das Verständnis sorgfältig
                              									mitgeteilt werden. Als Dozenten kommen unterschiedslos Hochschullehrer, Lehrer der
                              									technischen Mittelschulen und Männer der Praxis in rage, Persönlichkeiten, die auch
                              									einer gewissen Lehrbefähigung und Erfahrung nicht ermangeln werden. Prof. H. würde
                              									es begrüßen, wenn allererste Kräfte aus Wissenschaft und Praxis zusammenfassende
                              									Uebersichten nach großen Gesichtspunkten geben würden.
                           Bei Wahl der Hochschulferien für die Fortbildungskurse können die Hochschulen nicht
                              									nur die geeignetsten Räume, sondern auch die überall vorhandenen Studentenquartiere
                              									zur Verbilligung der Kosten für den einzelnen Hörer zur Verfügung stellen usf.
                              									Heidebroek schlägt eine planmäßige Verteilung der Kurse durch Vermittlung der
                              									vorhandenen Organe des VDI vor, die insbesondere den nicht zentral gelegenen
                              									Gebieten zunutze kommen würden.
                           Die Kohlenwirtschaft Oesterreichs im Jahre 1925. Die
                              									Kohlenförderung Oesterreichs weist im Jahre 1925 eine bemerkenswerte Zunahme um fast
                              									9% auf, es wurden insgesamt 3203045 t, und zwar vorwiegend Braunkohle, gefördert.
                              									Die einheimische Förderung deckte aber nur 37,5% des Gesamtverbrauches des Landes,
                              									der sich auf 8429416 t gegen 8687143 t im Vorjahre belief. Der Kohlenverbrauch ist
                              									somit um 257727 t oder um rd. 3% zurückgegangen. Von dem Gesamtverbrauch entfielen
                              									auf Steinkohle 4,4 Mill. t oder 52%, auf Braunkohle
                              									3,52 Mill. t oder 42% und auf Koks 0,51 Mill. t oder 6%.
                           Eingeführt wurden 5271680 t Kohle und Koks, und zwar 4252789 t Steinkohle, 505483 t
                              									Braunkohle und 513 408 t Koks. Mehr als die Hälfte der eingeführten Steinkohle
                              									stammte aus Polnisch-Oberschlesien, an zweiter Stelle stand die
                              									Tschecho-Slowakei, die fast 60% der Einfuhr an Braunkohle, die Hälfte der
                              									Kokseinfuhr und daneben noch über 1 Mill. t Steinkohle lieferte, weiter folgten
                              									Deutschland, das Dombrowa-Becken und das Saargebiet, während kleinere Mengen aus
                              									Ungarn, Jugoslawien, Großbritannien, Holland und Belgien eingeführt wurden.
                              									Bemerkenswert ist, daß trotz eines Rückganges der Kohleneinfuhr nach Oesterreich um
                              									etwa 0,5 Mill. t im letzten Jahre die Lieferungen aus Deutschland eine starke
                              									Zunahme erfahren haben, während die Einfuhr aus der Tschecho-Slowakei und aus Polen
                              									beträchtlich abgenommen hat. Unter den einzelnen Bundesländern steht weitaus an
                              									erster Stelle die Stadt Wien mit 38% (1924 sogar 45%) des Gesamtverbrauches, es
                              									folgen Steiermark mit 27% und Niederösterreich mit 18%.
                           Innerhalb der einzelnen Verbrauchergruppen sind im letzten Jahre stärkere
                              									Verschiebungen zu verzeichnen, wie folgende Zusammenstellung zeigt:
                           
                              
                                 Verbrauchergruppe
                                 1925
                                 1924
                                 
                              
                                 Eisenbahn und Schiffahrt
                                 1737221 t
                                 1922863 t
                                 
                              
                                 Gas-, Wasser- und Elektrizitäts-        werke
                                 1422151 t
                                 1501191 t
                                 
                              
                                 Hausbrand
                                 1763805 t
                                 1996924 t
                                 
                              
                                 Industrie
                                 3506239 t
                                 3266246 t
                                 
                              
                           Die Verwendung inländischer Kohle hat im letzten Jahre um rund 280000 t zugenommen.
                              									(Braunkohle 1926, S. 165.)
                           Sander.
                           
                        
                           Persönliches.
                           Zweifacher Ehrendoktor. Herr Professor Dipl.-Ing. Engelhardt, Generalbevollmächtigter der Siemens &
                              									Halske A.-G. in Berlin, wurde von der Technischen Hochschule Berlin zum Dr. ing. e.
                              									h. und von der Technischen Hochschule Wien zum Dr. techn. h. c. ernannt. Die
                              									Auszeichnungen erfolgten in Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen auf dem
                              									Gebiete der elektrolytischen Darstellung von Metallen, der elektrolytischen
                              									Bleichverfahren, der Chlor-Alkali-Elektrolyse und der elektrischen Schmelzöfen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 221