| Titel: | Neuzeitliche Gußeisen-Prüfmaschinen. | 
| Autor: | H. Kalpers | 
| Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 241 | 
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                        Neuzeitliche Gußeisen-Prüfmaschinen.
                        Von Dr.-Ing. H. Kalpers.
                        KALPERS, Neuzeitliche Gußeisen-Prüfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Verwendung des Gußeisens in seiner Eigenschaft als Werkstoff hängt lediglich
                              									von seinen Eigenschaften ab; diese kann man nicht allein auf Grund seiner chemischen
                              									Zusammensetzung beurteilen, vielmehr spielen der Gefügeaufbau und die physikalischen
                              									Eigenschaften eine zum mindesten ebenso große Rolle wie die Analyse. Nachdem man in
                              									den letzten Jahren mit Erfolg hochwertiges Gußeisen – namentlich in Deutschland –
                              									mit erhöhten Festigkeitseigenschaften herzustellen angefangen hat, ist damit Hand in
                              									Hand die Bedeutung der Maschinen zur Prüfung der mechanischen Eigenschaften
                              									gestiegen, und zwar kommen bei der Untersuchung von Gußeisen hauptsächlich die
                              									Zerreißmaschine, die Härteprüfmaschine, das Pendelschlagwerk, das Dauerschlagwerk
                              									und die Biegemaschine in Frage.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 240
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 240
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 240
                              Abb. 3.
                              
                           Durch den Zerreißversuch stellt man die Zerreißfestigkeit, die Dehnung,
                              									Elastizitätsgrenze und die Querschnittsverminderung fest. Die hierfür in Gebrauch
                              									befindlichen Maschinen können auch als sogenannte Universalmaschinen gebaut
                              									werden, die dann außerdem auch noch zur Bestimmung der Biegefestigkeit und der
                              									Kugeldruckhärte dienen. Bei den von den deutschen Lieferwerken vertretenen
                              									Maschinensystemen (Losenhausenwerk, Düsseldorf, A. Spieß, Siegen, Mohr &
                              									Federhaff, Mannheim, Schopper, Leipzig, Abb. 1, 2 u. 3) werden die
                              									Prüfergebnisse bei der Kraftmessung durch Laufgewichtswage, Meßdose oder
                              									Skalascheibe oder gleichzeitig durch Laufgewichtswage und Meßdose bzw.
                              									Laufgewichtswage und Skalascheibe abgelesen. Die doppelte Kraftmessung erscheint
                              									besonders geeignet für wissenschaftliche Arbeiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 240
                              Abb. 4.
                              
                           Bei einer einfachen Bedienung und schnellen Ausführbarkeit der
                              									Versuche besitzen diese Maschinen einen ziemlich hohen Genauigkeitsgrad. Ihr Antrieb
                              									richtet sich nach der betreffenden Leistungsfähigkeit; bis zu 5000 kg Kraftleistung
                              									wird man mit Handantrieb auskommen, darüber hinaus bis zu 12000 kg wird man
                              									Riemenantrieb oder einen Elektromotor und über 12000 kg hinaus hydraulischen Druck
                              									wählen. Von dem Kraftverbrauch ist zu sagen, daß beispielsweise bei einer
                              									Spies-Maschine von 50000 kg ein Motor von nur 3 PS erforderlich ist. Die
                              									Einspannköpfe zum Einspannen der Versuchsstäbe sind dabei so ausgeführt, daß sie
                              									ganz aneinander gebracht werden können, um auch kurze Probestäbe untersuchen zu können. Für
                              									Probestäbe ohne Kopf hat sich eine Schnelleinspannung bewährt, bei der die an den
                              									Einspannköpfen sitzenden Hebel die Einspannkeile betätigen, wodurch ein schnelles
                              									Einspannen der Proben ermöglicht wird. Nach Vornahme des Versuches und nach
                              									erfolgtem Bruch werden die Bruchstücke der Probe einfach durch einen Druck auf die
                              									Hebel aus den Einspannkeilen entfernt. Hinsichtlich der Theorie des Zerreißversuches
                              									und seiner Bedeutung für die Untersuchung von Gußeisen sei auf das einschlägige
                              									Schrifttum hingewiesen.
                           Die Berechnung der Härte auf Grund des Kugeldruckversuches nach Brinell erfolgt
                              									bekanntlich nach der Formel
                           
                              H=\frac{P}{\frac{\pi\,D^2}{2}-\frac{\pi\,D}{2}\,\sqrt{D^2-d^2}}
                              
                           wobei P die angewendete Druckkraft in kg, D den Durchmesser
                              									der Eindruckkugel in mm und d den Durchmesser des Kugeleindruckes in mm bedeutet. Es
                              									würde natürlich zu weit führen, wollte man nach jedem Versuch die genannte
                              									Berechnungsart durchführen. Man hat daher Tabellen aufgestellt, mit deren Hilfe man
                              									die jeweilige Härte auf Grund des Eindruckdurchmessers ohne weiteres ablesen kann.
                              									Zur Messung des Eindruckdurchmessers dient eine Mikrometerlupe. Es ist aber auch
                              									möglich, mit Hilfe einer Meßlupe die Härtezahl unmittelbar abzulesen. Die
                              									Schopper-Härtemeßlupe (D. R. P. von Louis Schopper, Leipzig) besitzt eine feine
                              									Lupe, eine Grundplatte mit Taster und Zeiger und eine Skala. Der Ausschnitt der
                              									Grundplatte unterhalb der Lupe wird über den Kugeleindruck gebracht, dieser mit dem
                              									festen Taster und dem beweglichen Tasterhebel genau umfaßt, wobei sich der lange Arm
                              									des Tasterhebels über die Skala bewegt und die Härtezahl angibt. Es lassen sich
                              									dabei Genauigkeitswerte von 5/100 mm messen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 241
                              Abb. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 241
                              Abb. 6.
                              
                           Einige der bekanntesten Härteprüfmaschinen sind folgende: Bei der Schoppermaschine
                              									dient ein zwischen den Seitenwänden des Gestellkopfes liegender Belastungsbalken als
                              									Druckgeber. Die mittlere Schneide des Balkens drückt auf den Druckstempel, auf
                              									dessen unteres Ende die auswechselbaren Kugelfassungen mit 5 oder 10 mm Druckkugel
                              									gesteckt werden. Der Spindelbock vorne ist mit verstellbarer Spindel, Gegenmutter
                              									und mit Auflegeplatte und Kugelplatte zur Aufnahme des Probestabes ausgerüstet,
                              									während auf der hinteren Seite des Balkens das Gehänge mit dem Belastungsgewicht
                              									sitzt. Durch Drehen an der Kurbel wird der Druckbalken freigelegt und der statische
                              									Druck auf das Probestück ausgeübt. Bei dieser Maschine sind durch entsprechendes
                              									Aufsetzen von Gewichten sechs Belastungen möglich, nämlich von 250, 500, 750, 1000,
                              									2000 und von 3000 kg.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 241
                              Abb. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 241
                              Abb. 8.
                              
                           Bei der Brinellpresse KW 3 von Mohr & Federhaff mit Hebelwage dienen ebenfalls
                              									Anhängegewichte zur Kraftmessung. Zwecks schneller Kontrolle der
                              									Uebersetzungsverhältnisse der Wage ist der Gegengewichtshebel der Wage als
                              									Kontrollhebel ausgebildet, so daß man in der Lage ist, durch Anhängen von
                              									Kontrollgewichten sowohl am Druckstempel und dem Gegengewichtshebel als auch am
                              									Gegengewichtshebel und am eigentlichen Wagbalken die gesamte Uebersetzung zwischen
                              									Druckstempel und Belastungsgewicht zu prüfen. Von Interesse ist auch die fahrbare
                              									Brinellpresse (Mohr & Federhaff), die vor allem auf dem Materiallagerplatz oder
                              									im Betrieb mit Erfolg Anwendung finden kann. Die Prüfkraft wird hier am
                              									Flüssigkeitsdruck im Arbeitszylinder gemessen, indem sich der vom Versuchsstück auf
                              									den Kolben ausgeübte Druck in hydraulische Pressung ohne Flüssigkeitsverlust und
                              									Reibungwiderstände umsetzt. Die Maschine kann leicht von Hand gefahren oder durch
                              									einen Kran überallhin gefördert werden, wobei der Handgriff der Leitstange als
                              									Einhängeöse für den Kran benutzt wird.
                           Bei der Losenhausen-Kugeldruckprüfmaschine mit Kraftmessung durch Laufgewichtswage
                              									wird das Laufgewicht auf die für den Kugeldruck in Frage kommende Laststufe
                              									eingestellt, der Drucktisch in die erforderliche Prüfhöhe gebracht und festgestellt
                              									und schließlich das Versuchsstück zwischen Druckstempel und Druckkugel eingeschoben.
                              									Durch wenige Umdrehungen an der Handkurbel wird der eingestellte Druck erreicht. Bei
                              									dem Handkugeldruckapparat von Losenhausen handelt es sich um einen kleinen tragbaren
                              									Apparat, der in die linke Hand genommen und durch Drehen der Gewindespindel mit der
                              									rechten Hand an das Prüfstück angeklemmt wird. Die Druckerzeugung erfolgt durch ein
                              									Handrädchen, durch dessen Drehen solange Druck gegeben wird, bis die Meßuhr die
                              									gewünschte Belastung anzeigt. Größere Stücke, die sich nicht oder nur schwierig
                              									wegfördern lassen, können durch diese Handmaschine gleich an Ort und Stelle geprüft
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 242
                              Abb. 9.
                              
                           Eine neuartige Härte-Prüfmaschine stellt der Losenhausen-Fallhärteprüfer (D. R. P.,
                              									Bauart Wüst und Bardenheuer, Abb. 4) dar, bei dem
                              									ein Fallkörper mit Stahlkugel von bestimmtem Arbeitsinhalt durch freien Fall in der
                              									Probe einen Kugeleindruck erzeugt, dessen Abmessungen zur Härteberechnung
                              									dienen. Diesem neuen Härteprüfer werden folgende Vorzüge nachgerühmt: einfachere und
                              									leichtere Ausführung gegenüber der Presse, bessere Kennzeichnung der
                              									Widerstandsfähigkeit des Probestückes gegen dynamische Beanspruchung durch diesen
                              									dynamischen Härteversuch als durch den statischen, Möglichkeit der Prüfung bei hohen
                              									Temperaturen, besonders schnelle Ausführbarkeit des Versuches.
                           Die Pendelschlagwerke (Abb. 5) der verschiedenen
                              									Lieferfirmen werden nach den Vorschriften des Deutschen Verbandes für die
                              									Materialprüfung der Technik hergestellt und zeigen in ihrer Ausführung keine
                              									grundsätzlichen Unterschiede. Sie dienen zur Feststellung der spezifischen
                              									Schlagarbeit, der Kerbzähigkeit, d.h. des Verhaltens gegen Stoßbeanspruchung. Die
                              									Hauptteile für derartige Pendelschlagwerke sind: das Gestell, der Pendelhammer
                              									und der in 0–160° Winkelgrade eingeteilte Skalabogen. Durch Auffallenlassen des
                              									Pendels von 10 mkg Arbeitsinhalt auf den Probestab nach Auslösen der Klinke wird der
                              									Stab durchgeschlagen, an der Skala der Ausschlagwinkel, die Steighöhe, abgelesen,
                              									dann die verbrauchte Schlagarbeit ermittelt (in der Praxis aus Tabellen entnommen)
                              									und die spezifische Schlagarbeit in mkg/cm2
                              									errechnet (S=\frac{V}{Q}, wobei V die verbrauchte Schlagkraft und
                              									Q den Querschnitt des Probekörpers bedeutet). Beträgt z.B. der Ausschlagwinkel 18°
                              									und der Querschnitt des Probekörpers 0,8 cm2, so
                              									ist die verbrauchte Schlagarbeit (nach der Tabelle von Schopper) V = 9,746 und die
                              									spezifische Schlagarbeit S=\frac{9,746}{0,8}=12,18\mbox{
                                 										mkg/cm}^2.
                           Für die Prüfung von Sonderguß eignet sich auch das Dauerschlagwerk (System Krupp,
                              									Hersteller Mohr & Federhaff). Es ist dies eine neuartige Maschine, bei der der
                              									Probestab von dem Fallbären getroffen und nach jedem Schlag um 180° selbsttätig
                              									gedreht wird, so daß die Schlagrichtung jedesmal sich ändert. Ein Zählwerk zeigt die
                              									Schlagzahl an. Mit dieser Maschine ist man in der Lage, sich einen guten
                              									Anhaltspunkt über die Schlagbiegefestigkeit des Gusses im Vergleich zu anderen
                              									Sorten zu verschaffen, namentlich bei einem Vergleich von hochwertigem mit
                              									gewöhnlichem Guß.
                           Eine in der Eisengießerei sehr übliche Versuchsmaschine ist die zur Ausübung des
                              									Biegeversuches, bei der man eine Kraft die Mitte eines auf Stützen gelegten
                              									Probestabes angreifen läßt. Die zur Herbeiführung des Bruches erforderliche
                              									Belastung (in kg) ist der Maßstab für die Errechnung der Biegefestigkeit. Wohl eine
                              									der ältesten Maschinen auf diesem Gebiete ist die
                              										„Bruchfestigkeits-Prüfungswage“ von Kircheis, Aue i. S. (Abb. 6), bei der die Druckregulierung während der
                              									Belastung des Versuchsstückes stattfindet, also ohne Unterbrechung des Versuches und
                              									ohne Erschütterungen. Sowohl die Bruchbelastung kann direkt abgelesen als auch die
                              									Durchbiegung mit Hilfe eines auf einem Zifferblatt beweglichen Zeigers ermittelt
                              									werden. Die Maschine ist genau so einfach wie zweckmäßig. Eine neuartige
                              									Gußstabbiegemaschine (Bauart Mohr & Federhaff), ist ebenfalls mit
                              									Laufgewichtswage ausgerüstet. (Abb. 7 u. 8.) Vermittels Handkurbel wird die Belastungswage
                              									gesenkt und so der Druck auf die Mitte des Probestabes ausgeübt. Bei der
                              									Losenhausen-Biegemaschine (Abb. 9) erfolgt die
                              									Kraftmessung durch hydraulische Meßdose und Manometer.