| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 242 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           mf. Wie wird sich die Lokomotive weiter entwickeln?
                              									(Nachdruck verboten!) Das erste Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts hat bekanntlich
                              									eine beispiellose technische Entwicklung gebracht. Man braucht nur an Kraftwagen,
                              									Flugzeug, Luftschiff und Rundfunk zu erinnern, um die großen Fortschritte vor Augen
                              									zu führen. Auf dem Gebiete der Kraftmaschinen ist die Kolbendampfmaschine, die seit
                              									Watts Erfindung, also seit über 100 Jahren, unumschränkt geherrscht hat, bei
                              									mittleren Leistungen mehr und mehr durch den Dieselmotor und bei großen Leistungen
                              									durch die Dampfturbine verdrängt worden. Das Wesentliche bei diesen Beispielen ist,
                              									daß an die Stelle des Alten grundsätzlich Neues gesetzt wurde. Um so erstaunlicher
                              									erscheint es, daß auf einem der wichtigsten technischen Gebiete, nämlich auf
                              									dem des Eisenbahnwesens, nicht nur in den letzten Jahrzehnten, sondern von Anfang an
                              									keine grundsätzliche Aenderung mehr eingetreten ist. Welche Fortschritte hat
                              									beispielsweise die Dampflokomotive, die jetzt auf das ehrwürdige Alter von fast 100
                              									Jahren zurückblicken kann, in diesem Zeitraum gemacht? Die Zugleistung ist ganz
                              									erheblich vergrößert und damit die Achszahl und die Achsbelastung erhöht, die
                              									Wirtschaftlichkeit ist wesentlich verbessert, die Betriebssicherheit in hohem Maße
                              									gesteigert worden. Eine grundsätzliche Aenderung ist aber in diesen hundert Jahren
                              									nicht eingetreten; sogar die von Stephenson entwickelte Grundform ist beibehalten
                              									worden. Ferner ist man mit Rücksicht auf die Einfachheit der Bedienung schon seit etwa
                              									zwei Jahrzehnten nicht wesentlich von den bewährten Bauarten abgewichen: Alte
                              									Lokomotiven werden also durch neue leistungsfähigere, im übrigen aber durch solche
                              									gleicher Bauart ersetzt.
                           Wird sich nun die Lokomotive im Laufe der nächsten Jahrzehnte wesentlich ändern?
                           Zur Beantwortung dieser Frage ist einerseits zu beachten, daß durch Spurweite,
                              									Gleiskrümmungen sowie durch den freien Raum über den Gleisen die äußere Begrenzung
                              									der Lokomotiven festliegt; Abweichungen wären nur durch Umbau der Strecke möglich.
                              									Andererseits besteht ein stetig wachsendes Bedürfnis nach größerer Zugleistung, und
                              									gerade darin ist die Dampflokomotive mit etwa 2000 Pferdestärken so ziemlich an der
                              									Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Eine weitere Steigerung der Leistung ist
                              									bei einer Auspuffkolbenmaschine nicht mehr möglich, da ein einzelner Heizer die
                              									erforderliche Kohlenmenge nicht mehr auf den Rost befördern kann. Eine mechanische
                              									Rostbeschickung hat sich bisher nicht bewährt. Auch der Versuch, durch Einführung
                              									von Kohlenstaub- oder Oelfeuerung die Schwierigkeiten der Rostbeschickung zu
                              									beseitigen, werden wohl keinen wirtschaftlichen Erfolg bringen, denn die Oelfeuerung
                              									scheidet wegen des hohen Brennstoffpreises für Deutschland aus; sie eignet sich nur
                              									für Länder, in denen Reichtum an Oel vorhanden ist. aber Mangel an Kohle besteht.
                              									Die Kohlenstaubfeuerung kommt, selbst wenn die feuerungstechnische Frage als gelöst
                              									angesehen werden soll, wegen des großen Raumbedarfs nicht in Frage; denn einmal
                              									braucht man zur rauchfreien Verbrennung von Kohlenstaub sehr große Brennkammern,
                              									deren Inhalt etwa 3- bis 4mal so groß sein muß wie bei Oelfeuerung; sodann macht die
                              									Unterbringung der erforderlichen Kohlenstaubmengen Schwierigkeiten. Abgesehen von
                              									der Zerknallgefahr hat Kohlenstaub nämlich den Nachteil, daß sein Schüttgewicht
                              									wesentlich geringer ist als das der unzermahlenen Kohle, d.h. es kann im gleichen
                              									Raum auf den Heizwert bezogen eine etwa um 10 vom Hundert größere Menge Steinkohle
                              									gelagert werden. Es kommt hinzu, daß Kohlenstaub mit Rücksicht auf die völlige
                              									Entleerung nur in trichterförmigen Bunkern untergebracht werden kann, die sehr viel
                              									Raum einnehmen.
                           Soll die Dampflokomotive somit künftigen Ansprüchen genügen, so bleibt die einzige
                              									Möglichkeit, bei gleichem Brennstoffverbrauch wie bisher die Leistung der Maschinen
                              									zu erhöhen. Auf diesem Gebiete sind bisher durch Einführung von Heißdampf,
                              									Speisewasser-vorwärmung und Verbundwirkung bereits wesentliche Verbesserungen
                              									erzielt worden. Weiterhin besteht heute die Möglichkeit, Dampfdruck und Temperatur
                              									zu erhöhen, ferner den Dampf niederzuschlagen oder ihn zum Vorwärmen des
                              									Kesselspeisewassers zu benutzen. Hierdurch können noch beträchtliche Erfolge erzielt
                              									werden; allerdings wird dadurch die Lokomotive teurer und schwierig in der
                              									Unterhaltung; sie büßt ihre bisherige Einfachheit im Aufbau und in der Bedienung
                              									ein.
                           Die Beschränkung hinsichtlich der Leistung fällt bei der elektrischen Lokomotive, die
                              									den Strom durch einen Fahrdraht erhält, fort. Elektrische Lokomotiven sind daher
                              									schon für Leistungen von 3000 bis 3500 Pferdestärken gebaut worden. Ihre Zugkraft
                              									kann durch Kupplung mehrerer Maschinen, die gemeinsam von einem Führer bedient
                              									werden, noch erheblich gesteigert werden. Die Grenze liegt dabei nur in der
                              									Möglichkeit, den erforderlichen Strom durch den Fahrdraht heranzuführen. Elektrische
                              									Lokomotiven haben ferner den Vorteil, daß die Anfahrzeiten verkürzt, und daß auch
                              									bei starken Steigungen hohe Geschwindigkeiten erzielt werden können; sie eignen
                              									sich daher besonders für Vorort- und Gebirgsbahnen. Im Fernverkehr des Flachlandes
                              									dagegen kann die elektrische Lokomotive ihre Vorteile nicht zur Geltung bringen;
                              									dort ist die Fahrgeschwindigkeit bereits so groß, wie es die Streckenverhältnisse
                              									gestatten; eine wesentliche Verkürzung der Fahrzeit ist also nicht mehr möglich. Da
                              									ferner mit Rücksicht auf die Fahrdrahtleitung die Anlagekosten und damit auch die
                              									Zinslasten elektrischer Bahnen sehr hoch sind, werden elektrische Lokomotiven im
                              									Fernverkehr wohl nur dort wirtschaftliche Vorteile bringen, wo – wie etwa in
                              									Oberitalien – billiger, durch Wasserkraft erzeugter Strom zur Verfügung steht und
                              									keine Kohle im Lande vorhanden ist.
                           Für den Fernverkehr verspricht die Dieselmotorlokomotive besondere Vorteile. Sie ist
                              									nicht teurer als eine elektrische Lokomotive und braucht weder ein Kraftwerk noch
                              									Fahrleitungen; sie ist jederzeit fahrbereit und muß nicht wie die Dampflokomotive
                              									dauernd unter Feuer gehalten werden, wenn sie nur stundenweise verwendet werden
                              									soll. Ein weiterer Vorteil besteht in der Möglichkeit, längere Strecken zu
                              									durchfahren, ohne daß die Lokomotive wegen Wasser- und Brennstoffmangels gewechselt
                              									werden muß. Die Diesellokomotive hoher Leistung ist jedoch bisher noch nicht in
                              									größerem Umfange erprobt, und ihrer weiteren Entwicklung stehen technische
                              									Hindernisse im Wege. Zunächst macht der Bau eines Dieselmotors großer Leistung und
                              									kleinen Gewichts Schwierigkeiten; es ist jedoch zu erwarten, daß auf Grund der
                              									Erfahrungen des Flugzeugmotorenbaues und neuerer Versuche der Bau eines
                              									schnellaufenden Dieselmotors mit etwa 800 bis 1000 Umdrehungen in der Minute und
                              									einem Gewicht von 10 Kilogramm für die Pferdestärke möglich sein wird. Die
                              									Hauptschwierigkeit besteht jedoch in der Uebertragung der Antriebsleistung auf die
                              									Achsen. Nach dem heutigen Stande der Technik kommen für große Leistungen nur die
                              									dieselelektrische Lokomotive, d.h. die Lokomotive, bei der der Dieselmotor
                              									Elektrizität erzeugt, die dann die Räder antreibt, und die Diesellokomotive mit
                              									Zahnradgetriebe in Frage. Die dieselelektrische Lokomotive hat alle Vorteile der
                              									elektrischen Lokomotive ohne den Nachteil der kostspieligen Fahrleitung; die
                              									Diesellokomotive mit Zahnradgetriebe kann wie ein Kraftwagen nur stufenweise auf die
                              									gewünschte Fahrgeschwindigkeit geschaltet werden, sie ist jedoch der
                              									dieselelektrischen Lokomotive im Wirkungsgrad überlegen und scheint bei Verwendung
                              									von hochwertigen Getrieben und Elektromagnetkupplungen ebenso betriebssicher zu
                              									sein.
                           Ueber die energiewirtschaftlichen Vorzüge der Diesellokomotive ist noch zu sagen, daß
                              									eine neuzeitliche Heißdampflokomotive den Brennstoff bis zu 10 vom Hundert, die
                              									dieselelektrische Lokomotive dagegen bis zu 25 vom Hundert, die
                              									Getriebediesellokomotive sogar bis zu 30 vom Hundert ausnutzt. Diesen Vorsprung
                              									einzuholen wird der Dampflokomotive unmöglich sein. Da wir jedoch in Deutschland
                              									Reichtum an Kohle haben, dagegen Treiböle aus dem Ausland einführen müssen, wird die
                              									Dampflokomotive wohl schon aus diesem Grunde auch in den nächsten Jahrzehnten ihre
                              									beherrschende Stellung behalten. Erst wenn es gelingt, unmittelbar aus Kohle billige
                              									Treiböle herzustellen, wird sich die Diesellokomotive in größerem Maße einführen
                              									können. In den Gebieten aber, wo die Möglichkeit einer billigen Stromgewinnung
                              									gegeben ist, wie im rheinischen und im mitteldeutschen Industriegebiet und in
                              									Oberbayern, wird die elektrische Lokomotive mit der Zeit vorherrschend werden.
                           Dr.-Ing. Fr. Soltau.
                           
                           Ein neuer Kontrollapparat für Feuerungen. Im
                              									Gegensatz zu den in Deutschland üblichen Messungen des Kohlensäuregehaltes von
                              									Abgasen wird in Amerika meist der Luftüberschuß bestimmt, von der richtigen
                              									Erkenntnis ausgehend, daß die Höhe des Luftüberschusses bei allen Feuerungen
                              									unmittelbar auf die Verluste an fühlbarer Wärme schließen läßt, während der
                              									theoretische und praktische Höchstgehalt an Kohlensäure bei jedem Brennstoff
                              									verschieden ist und sogar bei Kohlen gleicher Herkunft oft um mehr als 1%
                              									schwankt.
                           Die Bailey Meter Company in Cleveland, Ohio, hat nun, wie E. G. Bailey berichtet, auf
                              									Grund langjähriger Erfahrungen und zahlreicher Versuche an Feuerungen aller Art
                              									einen neuen Gasmesser auf den Markt gebracht, der den Druckunterschied an zwei
                              									hintereinanderliegenden Stellen im Kessel, deren Querschnitt bekannt ist, mißt und
                              									die gesamte Feuergasmenge unmittelbar abzulesen gestattet. Der Gasmesser kann in
                              									bekannter Weise mit einem Dampfmesser gekuppelt und mit einem Registrierapparat
                              									versehen werden, so daß sich aus dem Verlauf der Gas- und Dampfkurve ohne weiteres
                              									ein Bild über die Verbrennung ergibt. Eine Spezialkonstruktion dieses Instrumentes
                              									ist auch für Feuerungen mit zwei verschiedenen Arten von Brennstoffen, z.B.
                              									Kohlenstaub- und Gasfeuerung, geeignet.
                           Die zahlreichen Messungen, die von Bailey mit diesem Apparat durchgeführt wurden,
                              									lassen erkennen, daß die Verluste an fühlbarer Wärme zwar um so geringer sind, je
                              									geringer der Luftüberschuß über den theoretischen Luftbedarf ist, daß aber unterhalb
                              									einer gewissen Ueberschußzahl andere Verluste oder Schäden in erheblichem Maße
                              									auftreten und den Gewinn an fühlbarer Wärme aufheben. Außer dem bekannten Verlust
                              									durch unvollkommene Verbrennung ist noch der Verlust durch unverbrannten Kohlenstoff
                              									(Ruß), Verbrennliches in den Rückständen und endlich die Beschädigung des
                              									Mauerwerkes infolge der hohen Temperaturen zu erwähnen. Je feiner verteilt der
                              									Brennstoff mit der Verbrennungsluft in Berührung kommt, um so geringer ist der
                              									wirtschaftlichste Luftüberschuß. Daher ist bei Gasfeuerungen diese Ueberschußzahl am
                              									geringsten, bei Oel- und Kohlenstaubfeuerungen etwas höher, bei Kohlenfeuerungen am
                              									höchsten. Die Mauerwerksbeschädigungen können durch Wasserkühlung vermieden oder
                              									wenigstens verringert werden. (Mechanical Engineering, Heft 7, Juli 1926.)
                           Pr.
                           Einfluß der Gießtemperatur auf ein Lagermetall mit
                                 										Bleibasis. Bei den von Prof. Ellis an der Universität zu Toronto
                              									untersuchten Legierungen (80–85% Blei, 10 bis 15% Antimon, 3,5–5% Zinn) zeigte sich,
                              									daß das Ersetzen von Bleianteilen durch Antimon die Druckfestigkeit und die
                              									Brinellhärte erhöht. Beim Ersetzen des Zinn durch Kupfer wird wohl eine Zunahme der
                              									Druckfestigkeit beobachtet, dagegen bleibt die Härte gleich. Auf der anderen Seite
                              									übt die Temperatur der Formen eine stärkere Wirkung auf die mechanischen
                              									Eigenschaften der Legierung aus als die Gießtemperatur. Untersucht man eine
                              									Legierung aus 83,1% Blei, 12,1% Antimon und 4,8% Zinn, so stellt man fest, daß bei
                              									einer gegebenen Formtemperatur die Erhöhung der Gießtemperatur die Abmessungen der
                              									Gamma-Würfel und gleichzeitig das Korn der Legierung vergrößert; dabei erfolgt die
                              									Seigerung in geringerem Maße als bei einer Temperaturerhöhung der Form. Diese letzte
                              									wirkt mehr auf die Härte und Druckfestigkeit. Durch Erhöhung der Formtemperatur
                              									vermindert man die Widerstandsfähigkeit des Metalles gegen langsam wirkenden Druck.
                              									Durch Zusatz von Kupfer (z.B. in einer Legierung mit 1% Kupfer, 11% Antimon,
                              									5,5% Zinn, Rest Blei) wird das Legierungsgefüge verändert, die Seigerung ist fast
                              									vollständig verschwunden, außerdem findet bei 334° im Metall eine noch nicht ganz
                              									geklärte Reaktion statt. (La technique moderne, 1. 1. 26, S. 30.)
                           Ka.
                           Gasfernleitung. Diese wichtige Frage behandelt R. F. Starke an Hand eines umfangreichen Zahlenmaterials in
                              									einer ausführlichen Abhandlung, der wir folgende Angaben entnehmen. Verfasser legt
                              									seinen Berechnungen zwei Fälle zugrunde, einmal die Lieferung eines Gases von 4200
                              									WE/cbm oberen Heizwert bei 0° und 760 mm, wie es den heutigen Normen entspricht, und
                              									das andere Mal als Ziel zukünftiger Gasverteilung ein eines Gases von 4200 WE/cbm
                              									oberem Heizwert bei 0° und 760 mm. Es werden vier verschiedene Mischgase, die diesen
                              									Heizwerten entsprechen, in ihrer Zusammensetzung und ihrem spezifischen Gewicht
                              									angeführt sowie die Kosten ihrer Herstellung nachgewiesen. Die Selbstkosten für 1
                              									cbm. betragen:
                           
                              
                                 
                                 
                                    Typengase
                                    
                                 
                                    Mischgase
                                    
                                 
                              
                                 
                                 Koksofen-gas
                                 Wasser-gas
                                 Genera-torgas
                                 4200 WE(ob., 0/760)
                                 3200 WE(ob., 0/760)
                                 
                              
                                 Mischgas ausKoksofengas %
                                 –
                                 –
                                 –
                                 76,14
                                 87,25
                                 23,86
                                 59,31
                                 
                              
                                 Wassergas % –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 23,86
                                 –
                                 76,14
                                 –
                                 
                              
                                 Generator-gas %
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 12,75
                                 –
                                 40,69
                                 
                              
                                 Selbstkostenfür 1 cbm 
                                 3,474
                                 2,584
                                 1,124
                                 3,262
                                 3,175
                                 2,796
                                 2,518
                                 
                              
                                 f. 1000 WE(unt., 0/760)
                                    											
                                 0,840
                                 1,002
                                 0,973
                                 0,866
                                 0,845
                                 0,948
                                 0,861
                                 
                              
                           Die Fernleitung derartiger Gemische wird eingehend besprochen unter Berücksichtigung
                              									des Kraftbedarfs, der Gasverluste, der zweckmäßigsten Kompressordrucke bei einer
                              									Ausdehnung der Leitungen über 300 bis 500 km und bei einem Rohrdurchmesser von 500
                              									mm. Hierbei belaufen sich die Förderkosten, auf 1000 WE unterer Heizwert bezogen,
                              									bei 300 km Länge der Leitung auf 0,40 bis 0,51 Pfg., bei 400 km auf 0,49 bis 0,62
                              									Pfg. und bei 500 km auf 0,58 bis 0,71 Pfg. Die geringsten Kosten fordert jeweils das
                              									reine Koksofengas, während die Kosten für die beiden Mischgase von 4200 WE
                              									gegeneinander nicht sehr verschieden sind, was in gleicher Weise für die beiden
                              									Mischgase von 3200 WE gilt. Die Wirtschaftlichkeit der Gasfernleitung wird durch
                              									eine anschauliche Gegenüberstellung der Selbstkosten ab Kokerei und frei Verbraucher
                              									nachgewiesen, wobei auch die sonstigen Vorteile der Fernversorgung kurz gestreift
                              									werden. Zusammenfassend betont Verfasser, daß eine Gasfernleitung aus den
                              									Kohlenbezirken bis zum Halbmesser von 500 km wirtschaftlich möglich ist. Die
                              									Fernleitung von reinem Koksofengas (4640 WE oberer Heizwert) ist am
                              									vorteilhaftesten, doch sind auch Mischgase von 4200 und 3200 WE hierfür geeignet.
                              									Ein durch restlose Vergasung gewonnenes Mischgas (Steinkohlengas + Wassergas) von
                              									3200 WE ergibt die höchsten Selbstkosten, doch ist gerade ein solches Mischgas wegen
                              									der Kohlenersparnis vom volkswirtschaftlichen Standpunkt am wünschenswertesten.
                           Hinsichtlich der Verwendung sind Koksofengas und Mischgase von 4200 WE nur nach ihrem
                              									Heizwert zu beurteilen, da die theoretischen Flammentemperaturen in allen drei
                              									Fällen nahezu gleich sind. Ein mit Wassergaszusatz hergestelltes Mischgas von 3200
                              									WE hat eine höhere theoretische Flammentemperatur, das mit Generatorgaszusatz
                              									hergestellte Mischgas aber eine niedrigere Flammentemperatur, weshalb jenes das
                              									wertvollere ist. Die Fernleitung von Mischgasen erfordert eine Druckerhöhung, die
                              									für Gase von 3200 WE sogar ziemlich erheblich ist, ferner eine Aenderung der
                              									Gasverbrauchapparate. Obschon die Mischgaserzeugung den Koksmarkt entlastet, hält
                              									Verfasser doch die Rückkehr zum reinen Steinkohlengas, das sowohl für die Erzeuger
                              									wie für die Verbraucher am vorteilhaftesten ist, für wünschenswert, denn es
                              									erfordert die niedrigsten Kosten für die Fernleitung und ist gegenüber der eigenen
                              									Erzeugung wettbewerbsfähig bis zu einer Entfernung von 500 km. Somit könnte auch
                              									Berlin von den Kohlenbezirken aus mit Gas versorgt werden, wie überhaupt alle
                              									deutschen Städte von Zentralkokereien im Ruhrgebiet bzw. in Oberschlesien aus
                              									wirtschaftlich mit Gas versorgt werden könnten. (Ztschr. V. Dt. Ing., Bd. 69, S. 538
                              									bis 546.)
                           Sander.
                           23. Jahresversammlung des Vereins Beratender Ingenieure e. V.
                                 										(V. B. I.). Der Verein hielt vom 4.–6. September seine 23.
                              									Jahresversammlung in Breslau ab. An der öffentlichen Versammlung im Sitzungssaal der
                              									Handwerkskammer beteiligte sich eine große Anzahl von Vertretern der Behörden und
                              									Verbände. Der Vorsitzende Beratender Ingenieur VBI Direktor a. D. Plümecke, Berlin-Steglitz, wies in seiner
                              									Begrüßungsansprache auf die Umstellungskrise hin, die die deutsche Wirtschaft
                              									zurzeit durchzumachen hat und deren Dauer nicht vorauszusehen ist, sowie auf die
                              									schweren Verluste der Ostmark durch die widerrechtliche Abtretung eines Teiles von
                              									Oberschlesien an Polen. Der Beratende Ingenieur sei ein Treuhänder in technisch und
                              									technischwirtschaftlichen Belangen und infolge seiner Unabhängigkeit von
                              									irgendwelchen Sonderinteressen in erster Linie berufen, an dem Wiederaufbau der
                              									Wirtschaft mitzuarbeiten. Der Verein Beratender Ingenieure umfaßt die in ihrem
                              									Berufe wirtschaftlich selbständigen Ingenieure, die weder direkt noch indirekt
                              									Lieferungsinteressen vertreten oder als Vertreter von Fabrikations-, Handels- oder
                              									Unternehmerfirmen irgendeiner Art tätig sind. Da sich in letzter Zeit viele ihrer
                              									Berufsauffassung oder ihrer Fähigkeit nach ungeeignete Elemente dieser Tätigkeit
                              									zugewendet haben, so fordert der Verein im Interesse des Gemeinwohles eine
                              									gesetzliche Regelung und Aufsicht der Tätigkeit der Beratenden Ingenieure durch
                              									Errichtung einer Reichskammer in ähnlicher Weise wie die bereits bestehenden Kammern
                              									für Aerzte und Rechtsanwälte. Beratender Ingenieur Rosenquist, Breslau, hielt einen außerordentlich lehrreichen Vortrag über
                              										„Die Wasserversorgung von Deutsch-Oberschlesien“, in welchem auch auf die
                              									Verhältnisse hingewiesen wurde, die durch die unglückliche Grenzziehung zwischen
                              									Deutschland und Polen entstanden sind. Staat und Industrie haben inzwischen die
                              										„Wasserwerk Deutsch-Oberschlesien G. m. b. H.“ gegründet, welcher die
                              									Aufgabe obliegt, eine genügende und einwandfreie Wasserversorgung von
                              									Deutsch-Oberschlesien sicher zu stellen. In einem weiteren Vortrage sprach
                              									Beratender Ingenieur VBI Zieger, Zittau, über das Thema
                              										„Welchen Vorteil bietet der Beratende Ingenieur bei einem Fabrikbau?“ Der
                              									Vortragende benannte als Haupterfordernis für den modernen Fabrikbau Licht, Luft,
                              									Bewegungsfreiheit, Feuersicherheit und Erweiterungsmöglichkeit ohne Betriebsstörung.
                              									Auch müßte eine Fabrik so gebaut werden, daß die gesunde Arbeitskraft der darin
                              									beschäftigten Arbeiter erhalten bleibt, und daß neben dem oft überwältigenden
                              									Eindruck ler inneren Gestaltung auch Rücksicht auf eine würdige äußere Gestaltung
                              									der Fabrik genommen wird, damit das Gesamtbild der Umgebung nicht unschön
                              									beeinflußt wird. Zum Schluß berichtete Beratender Ingenieur VBI Simon, Berlin, über
                              									die „Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft“. Der Vortragende
                              									sieht die Ursache der jetzigen Weltwirtschaftskrise 1. in Geldmangel, verursacht
                              									durch Goldabwanderung von Europa nach Amerika, durch Ausfall Rußlands als
                              									Absatzgebiet, durch Europas Verschuldung, durch passive Handelsbilanz bzw. hohe
                              									Steuerkosten und endlich durch Rüstungskosten der Siegerstaaten, 2. in fehlendem
                              									Absatz, durch Ueberfluß von Produktionsstätten, durch Neuschaffung nationaler
                              									Industrien, durch Ueberproduktion infolge verbesserter Arbeitsmethoden und endlich
                              									durch verminderte Kaufkraft weiter Volksschichten. Für Deutschland findet der
                              									Vortragende folgende Wege zur Ueberwindung der Weltwirtschaftskrise: Ausschaltung
                              									der Nachkriegsunternehmungen und wirtschaftlich schwachen Gesellschaften,
                              									Geldbeschaffung aus Ländern, die Goldüberfluß haben, Normalisierung und Typisierung
                              									der Fabrikate und Verteilung der Arbeitsquoten bei gleichzeitigem Zusammenschließen
                              									gleichartiger Betriebe, erst national, dann international, Zusammenfassung der
                              									Verkaufsorganisationen, Verbesserung der Fabrikationsmethoden, Abbau der Steuern und
                              									Regelung der Exportfragen.
                           Die mit großem Beifall aufgenommenen Vorträge bewiesen in einem kleinen Ausschnitt
                              									die Mannigfaltigkeit der Tätigkeit der unabhängigen, auf rein beratende Tätigkeit
                              									eingestellten Ingenieure und den Nutzen, welcher sich aus
                              									wissenschaftlich-praktischer Durcharbeitung der ihnen gestellten Aufgabe für unser
                              									Wirtschaftsleben ergibt.
                           Technisch-Wissenschaftliche Lehrmittelzentrale (TWL). Die
                              									Technisch-Wissenschaftliche Lehrmittelzentrale (TWL), Berlin NW. 7, Dorotheenstr.
                              									35, ist z. Zt. mit der Bearbeitung einer Diapositiv-Reihe beschäftigt, die das ganze
                              									Gebiet der Wärmewirtschaft planmäßig behandeln soll. Von dieser Reihe sind unter
                              									Mitarbeit von Dipl.-Ing. E. Praetorius und mit Unterstützung seitens des
                              										„Reichskuratoriums für Wirtschaftlichkeit“ die beiden ersten Teile
                              									fertiggestellt. Der Abschnitt „Brennstoffe“ umfaßt 19 Diapositive, die in
                              									Form von anschaulichen, zumeist farbigen graphischen Darstellungen über die
                              									chemische Natur, den Heizwert und andere wissenswerte Merkmale der wichtigsten
                              									festen, flüssigen und gasförmigen Brennstoffe unterrichten. In dem zweiten
                              									Abschnitt, der aus 34 Diapositiven besteht, ist in schematischen Zeichnungen und
                              									einigen Photographien das Gebiet „Entgasen, Schwelen und Vergasen“ behandelt.
                              									Besondere Berücksichtigung fanden die Kokerei und die noch in der Entwicklung
                              									begriffene Schwelerei; auch ist das Bergin-Verfahren der Kohleverflüssigung an
                              									dieser Stelle aufgenommen. Gegenwärtig werden Diapositive über Vorkommen, Förderung
                              									und Verbrauch von Brennstoffen und über Kohleaufbereitung angefertigt. Für die
                              									Arbeiten hat u.a. die „Hauptstelle für Wärmewirtschaft“ ihr Material zur
                              									Verfügung gestellt.
                           Die Darstellungen, die sehr sorgfältig unter Hervorhebung des Wesentlichen
                              									durchgearbeitet sind, können mit Erlaubnis der TWL, die von Fall zu Fall erteilt
                              									wird, in Lehrbücher übernommen werden. Dies gilt auch für die kürzlich
                              									fertiggestellte, von Dipl.-Ing. Dünckel bearbeitete Diapositiv-Reihe über
                              									Gaserzeugung.
                           Ausführliche Verzeichnisse der Diapositive enthält die soeben von der TWL
                              									herausgegebene Drucksache Nr. 3: Neue Diapositiv-Reihen.