| Titel: | Das Hartgußrad in Amerika und auf der Eisenbahntechnischen Tagung in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 341, Jahrgang 1926, S. 250 | 
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                        Das Hartgußrad in Amerika und auf der
                           								Eisenbahntechnischen Tagung in Berlin.
                        Vortrag, gehalten am 7. Dezember 1925 im Oesterr.
                              								Ingenieur- und Architekten-Verein in Wien von Hofrat Ing. Emil
                                 									Rüker.
                        RÜKER, Das Hartgußrad.
                        
                     
                        
                           1. Vorbemerkungen.
                           In früheren Vorträgen in den Jahren 1921 und 1923 von dieser Stelle aus habe ich in
                              									allgemeinen Zügen die Erzeugung und Verwendung des Hartgußrades für Eisenbahnwagen
                              									geschildert, sowie die Ergebnisse der exakten technisch-wissenschaftlichen
                              									Untersuchungen auf Grund der eigenen und insbesondere der großzügigen amerikanischen
                              									Forschungen entwickelt. Seither ist es notwendig geworden, das Studium auf den engen
                              									Zusammenhang aller einschlägigen Gebiete auszudehnen und diese der weiteren
                              									Aufklärung zuzuführen, wodurch das Tätigkeitsgebiet nach verschiedenen Richtungen
                              									hin beträchtlich gewachsen ist. Nunmehr sind der Herstellungsgang und die Bauart auf
                              									bestimmte Grundlagen gestellt, die Statistik und Wirtschaftlichkeit ziffernmäßig
                              									nachgewiesen worden und ermöglichen im Verein mit der in den letzten Jahren
                              									zugänglich gewordenen reichhaltigen Auslandliteratur, immer mehr und mehr eine
                              									vollkommen einwandfreie und zuverlässige Beurteilung.
                           Zunächst sei ein Ueberblick über den in mehreren EinzelarbeitenZeitschrift des Oesterr. Ingenieur- und
                                    											Architekten-Vereins, Wien, Heft 22/23 und 26/27, 1921.Zeitung des
                                    											Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, Berlin, Heft 44 vom 3. XI.
                                    											1921.Glasers Annalen, Berlin, Nr. 1083 vom 1. August
                                    											1922.Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, Berlin. Heft 6
                                    											vom 15. Juni 1923.Die Gießerei, München, Heft 35 vom 29. August und
                                    											Heft 51 vom 20. Dezember 1924.Verein Deutscher Ingenieure, Berlin,
                                    											Sonderband „Eisenbahnwesen“ 1925.Die Lokomotive, Wien, Heft 5,
                                    											Mai 1925.Oesterr. Monatsschrift für Eisenbahnbetrieb und Werkstätte,
                                    											Wien, Nr. 7 vom 15. Juli 1926.Verlag für Fachliteratur,
                                    											Wien-Montan-Zeitung, Wien-Graz, vom 1. August 1926, Tägliche Montan-Berichte
                                    											Wien-Berlin vom 27. Juli 1926, Montanistische Rundschau, Wien, vom 1. August
                                    											1926. zerstreuten Stoff gegeben, woraus die wesentlichsten
                              									Momente herausgegriffen werden, um solcherart eine vergleichende Darstellung bieten
                              									zu können. Soweit es nötig ist, wird dabei auch das Stahlrad in Gegenüberstellung
                              									gebracht, ja sogar mit diesem begonnen.
                           Das Stahlrad mit aufgezogenem Reifen macht seit Jahrzehnten fortdauernde Wandlungen
                              									und Veränderungen durch, die von dem Bestreben geleitet sind, es gegen Verschleiß
                              									und Abnutzung und Bruch härter bzw. widerstandsfähiger zu machen; seit einiger Zeit
                              									sind ihm jedoch durch das in einem Stück, Scheibe samt Profil hergestellte Stahlrad,
                              									also sozusagen aus der eigenen Familie, Konkurrenten entstanden, und zwar: das
                              									Rolled steel wheel, Cast steel wheel und das Davis- oder Garywheel; die beiden
                              									ersteren sind nach einem besonderen Walz- bzw. Gußverfahren hergestellt, das
                              									letztere ist ein Gußstahlrad mit 18% Mangangehalt in der Lauffläche, das in einem
                              									Zentrifugalschleuderverfahren auf der in langsamer Drehbewegung befindlichen
                              									Grundplatte besteht, bei dem Mangan in Pulverform in die Gießpfannen eingeblasen
                              									oder in anderer Form eingetragen wird. Solche Räderarten stehen derzeit
                              									versuchsweise in Amerika, England usw. in Erprobung, jedoch sind Beständigkeit,
                              									Zuverlässigkeit und Verhalten noch nicht genügend bewiesen, so daß hinsichtlich der
                              									Lebensdauer und Kosten solcher Räder ein abschließendes Urteil noch längere Zeit
                              									vorbehalten bleiben muß.
                           Ein anderes Verfahren mit dem auf den Radkörper ohne Ringnut direkt aufgeschweißten
                              									Reifen ist in bezug auf Verhalten gegen Spannungen mit großer Vorsicht zu
                              									beurteilen.
                           Ob die Erwartungen, bei 5- bis 6fachem Kostenpreis gegen gewöhnliche Stahlräder auf
                              									8- bis 10fache Lebensdauer zutreffen werden, muß daher vorläufig dahingestellt
                              										bleiben.M. J. Servais, Leiter
                                    											der metallografischen Versuchsanstalt der Belgischen Staatsbahnen, Bulletin
                                    											des internationalen Eisenbahn-Kongreß-Verbandes 1925. Derartige
                              									Räder sollen in Amerika für 70 Tonnen Tragfähigkeit Gebrechen in der Scheibe
                              									aufgewiesen haben und den Anforderungen noch nicht entsprechen.
                           Wie immer das endgültige Urteil einmal über gepreßte, geschmiedete oder gewalzte
                              									Stern- oder Vollscheibenräder mit Grauguß-Nabe oder mit eigenem aufgezogenem bzw.
                              									aufgeschweißtem Radreifen oder samt Profil in einem Stück hergestellt lauten wird,
                              									so steht nur im voraus fest, daß die Herstellungskosten unbedingt höher sind, je
                              									komplizierter und empfindlicher die Erzeugung ist, wenn diese nicht einstufig,
                              									sondern mehrstufig ist, ja dann um so mehr, wenn es sich um hochwertiges Material
                              									wie Ferromangan, d. i. hoch manganreiches Roheisen 20 bis 50% Mn, handelt. Dessen
                              									Besitz am Weltmarkt wendet Amerika bekanntlich derzeit die größten Anstrengungen zu,
                              									wodurch Europa nur mehr zu einem kleinen, noch dazu bedeutend verteuerten Bruchteil
                              									gelangt.
                           Der einstufige Erzeugungsvorgang ist nun gerade kennzeichnend für das Hartgußrad, bei
                              									dem es sich um einen einfachen glatten Gußprozeß handelt, der allerdings nach allen
                              									Erfordernissen und Erfahrungen der neuzeitlichen Praxis, in Verbindung mit den
                              									Bedingungen der Statik und Dynamik, nach physikalischen und chemischen Methoden in
                              									höchster Vollkommenheit ausgebildet und durch vieljähriges Studium auf das denkbar
                              									weitestgehende gesichert worden ist. Hierzu gehören die Festigkeitsproben im
                              									Vergleich mit Probestäben, ferner die Untersuchungen der Materialspannungen und zwar
                              									sowohl der inneren oder Gußspannungen, als auch jene Spannungen, die vom Aufpressen
                              									und von der Belastung, sowie vom Spurkranz- und Bremsdruck herrühren und die sich in
                              									Druck- und Zugspannungen, Tangential- und Radialspannungen äußern. Nähere
                              									Mitteilungen hierüber sind im „Organ für die Fortschritte des
                                 										Eisenbahnwesens“ vom 15. VI. 1923 und in der Zeitschrift „Die
                                 										Gießerei“ vom 29. August 1924 enthalten.
                           
                        
                           2. Amerika.
                           Was die Verhältnisse in Amerika im speziellen betrifft, so haben dortselbst die
                              									Kriegszeit und ihre Folgen die Erzeugung der Hartgußräder keineswegs unbeeinflußt
                              									gelassen, was sich gerade in der Entwicklung des Großgüterwagens von 100 Tonnen
                              									Ladegewicht fühlbar gemacht und zu Klagen geführt hat. Der große Verband der
                              									amerikanischen Hartgußräderfabrikanten (Association of Manufacturers of Chilled
                              									Car-Wheels A. M. C. C. W.) darunter die Griffin-Wheel Company, haben deshalb im
                              									Jahre 1920/21 gemeinsam mit der American Railway Association (A. R. A.) und der
                              									Master Car Builders Association (M. C. B. A.) eine großzügige Aktion unternommen, um
                              									durch genaueste technologische Versuche und Proben in der Prüfstation der
                              									Universität in Illinois, bei Zugrundelegung der Vorarbeiten von Prof. Goss an der Purdue Universität in Lafayette (Ind.),
                              									ferner im Regierungslaboratorium des Bureau of Standards in Washington und unter
                              									Mitwirkung der Brems-Kommissionen und -Gesellschaften Veranlassung und Ursachen
                              									feststellen, Verbesserungsvorschläge prüfen zu lassen. Die Bedeutung dieser
                              									Arbeiten, die aus solchen Instituten von Weltruf hervorgegangen sind, ist ganz
                              									unbestritten und vorbildlich und es bürgen dafür die Namen der leitenden
                              									Persönlichkeiten auf dem Gebiet des Gießereiwesens und der Materialprüfung, der
                              									Professoren und Fachgelehrten, wie Moldenke und Sauveur (Verbands-Präsident bzw. Professor), Burgess, Quick und Woodward
                              									(Bureau of Standards), Stratton, Snodgrass und Guldner (Universität Illinois), Griffin, Lyndon, Vial und West (A. M. C. C. W,
                              									und M. C. B. A.), die mit einem Stab von Chemikern, Physikern und Ingenieuren
                              									jahrelang dieses Thema studiert haben. Einzelheiten würden zu weit führen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 250
                              Abb. 1. Radbruchstück. (Gießerei Heft 51 vom 20. 10. 1924.)
                              
                           Zur Erklärung ist Abb. 1, ein Radbruchstück,
                              									beigegeben, d. i. Profil und Scheibe mit Ansatz zur Rippe, wo die Hartschicht
                              									weißes Gußeisen ist, das strahlenförmig gegen das Graueisen verläuft. Der Uebergang
                              									von der Hartschicht zum weichen Graueisen von großer Zähigkeit vollzieht sich nur
                              									allmählich, die Bruchfläche zeigt homogenes Gefüge. Die Lagerung der beiden
                              									Bestandteile der Hartschicht, d. s. Zementit und Perlit, ist eine derartige, daß der
                              									Verschleiß durch Reibung, Gleiten oder Schleifen (also auch in der Bremsung) am
                              									geringsten, die Verschleißfestigkeit am größten ist.
                           Die Ergebnisse und Schlüsse aus den vorangegebenen Untersuchungen lassen sich in 3
                              									Hauptpunkten zusammenfassen:
                           1. Das Hartgußrad ist je nach seiner Bauart, hinsichtlich Geschwindigkeit, Belastung
                              									und Bremsung den stärksten Beanspruchungen gewachsen.
                           2. Der Konkurrenzkampf der Großgießereien hat zu außerordentlich niedrigen Preisen
                              									geführt, dadurch hat natürlich die Qualität der Räder gelitten.
                           3. Das Herstellungsverfahren selbst und die neuzeitlichen Prüfungsmethoden bieten
                              									unter allen Umständen die Möglichkeit einer vollkommen klag- und tadellosen
                              									Erzeugung und es trifft diese grundsätzlich keine Schuld an etwa vorkommenden
                              									Versagern. –
                           Diese Worte sprechen besonders eindringlich und es wirft sich naturgemäß die Frage
                              									auf, wenn die Umstände derart festgestellt sind, in welcher Weise den im Punkt 2
                              									erkannten Momenten entgegengetreten wurde; hierüber gibt uns der Gußprozeß selbst
                              									die Aufklärung.
                           Solange in Amerika vorwiegend schwefelfreies Holzkohleneisen und angemessene Mengen
                              									von Radbruch verwendet wurden, hat man haltbare Räder erzeugt, die allen
                              									Anforderungen entsprochen haben; erst mit dem Uebergang zur vorzugsweisen, in
                              									manchen Gießereien sogar ausschließlichen Verwendung von Koksroheisen, bei
                              									gleichzeitiger Steigerung des Rad-und Gußbruches auf 80%, ja sogar bis 90% ist der
                              									Schwefelgehalt derart gestiegen und hat die Güte des Rades in Punkto Haltbarkeit und
                              									Widerstandsfähigkeit herabgesetzt, daß es geraten schien, die Fortsetzung des
                              									eingeschlagenen Weges gut zu überlegen.
                           Abb. 2 ist einer der einschlägigen amerikanischen
                              										AbhandlungenThe Chilled Iron Car
                                    											Wheel, Lyndon-Vial, Chicago III. Juni 1924, Seite 62. entnommen
                              									und wegen seiner Charakteristik bereits in diesem Frühjahr in der Fachgruppe für
                              									Materialprüfung gezeigt worden. Der Einfluß der verschiedenen Elemente an
                              									Probestäben aus grauem Gußeisen und deren Verhalten bei den Festigkeitsproben, wobei
                              									von einem 3prozentigen Kohlenstoffgehalt ausgegangen wurde, tritt deutlich hervor.
                              									Die Elemente werden variiert bzw. konstant gehalten und zeigen den beträchtlich
                              									verschiedenen Einfluß auf die Festigkeitsziffern. Schwefel ganz besonders bis etwa
                              									0,20% gibt allerdings Festigkeit zu 45000 Lb/p. i. = 3400 kg/cm2, dabei ist aber der bedenkliche Umstand in Kauf
                              									zu nehmen, daß im Guß die nachteiligen Eisensulfidverbindungen aufreten und sich
                              									unreine Stellen, Nester bilden, die wegen ihrer Porosität zu Defekten führen und die
                              									Lebensdauer verkürzen können. Uebrigens ist die Erreichung solch hoher
                              									Festigkeitsziffern mit Probestäben auf andere Weise gegenwärtig schon nicht mehr
                              									selten, da wir an gewöhnlichem Grauguß im allgemeinen 2000 bis 2400 kg/cm2, an Qualitätsguß bis 2800 kg/cm2 kennen.
                           Der hohe Schwefelgehalt bewirkt zwar höhere Festigkeit, bringt aber sonst nicht
                              									gering zu veranschlagende Nachteile mit sich.Tamann, Direktor des Instituts für physikalische Chemie in Göttingen,
                                    											spricht in seinem Werk: „Metallografie“ 1914, über Fe S Verbindungen
                                    											und die diesen innewohnende „Sprengkraft“.
                           
                           Es war also eine kritische Zeit, als in den Vereinigten Staaten zufolge der
                              									Massenerzeugung an Hartgußrädern, die ja auch ihren Absatz in vielen
                              									Hunderttausenden nach Europa, und zwar Belgien, Frankreich, Rußland gefunden haben,
                              									das Verlangen nach Sicherstellung und Verbesserung erhoben wurde. Wie dies
                              									angestrebt wird, das erklären uns die Normen der amerikanischen
                              									Material-Prüfungs-Gesellschaft (A. S. T. M.) A 46 für Hartgußräder; es sind nur drei
                              									Jahrgänge der Standardvorschriften herangezogen, was aber für den Zweck hinreichend
                              									ist. Die bezüglichen Daten zeigen bei sonst unverändertem Prozentgehalt für die
                              									anderen Elemente einen zulässigen Schwefelgehalt:
                           
                              
                                 1905
                                 0,08 %
                                 
                                 
                              
                                 1921 T (versuchsweise)
                                 0,18%
                                 
                                 
                              
                                 1924
                                 0,17%
                                 1923–1924
                                 
                              
                                 
                                 0,16%
                                 1925–1926
                                 
                              
                                 
                                 0,15%
                                 1927–1928
                                 
                              
                                 
                                 0,14%
                                 1929 und später.
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 251
                              Abb. 2. Einfluß von Mangan Phosphor und Schwefel auf die Zugfestigkeit des
                                 										Gußeisens. (Chilled Car Wheel. Lyndon-Vial, Chicago. Juni 1924, S. 62.)
                              
                           In den Anschauungen ist also ein Wechsel eingetreten, die Verirrungen der Kriegszeit
                              									werden, nachdem die Konjunktur vorüber ist, ohne weiteres einbekannt und der
                              									Amerikaner ist jetzt bemüht, wieder auf die größere Dauerhaftigkeit hinzuarbeiten,
                              									indem er sich in der laufenden Jahreserzeugung den Friedensbedingungen nähert.
                           Bei dieser Gelegenheit ist an meinen Ausspruch zu erinnern, den ich im Verein
                              									Deutscher Eisengießereien, Gießereiverband Düsseldorf, anläßlich des Vortrages bei
                              									der Hauptversammlung in Breslau 1924 getan habe; er hat wörtlich gelautet: „Die
                                 										hohen Schwefelgehalte sind die wundeste Stelle des amerikanischen
                                 										Hartgußrades...“ Die Berechtigung hierzu entnehme ich meiner Kenntnis und
                              									Ueberzeugung über die einschlägigen Verhältnisse mit Hartgußrädern bester Qualität,
                              									in denen seit Jahrzehnten der Schwefelgehalt auf 0,08% beschränkt ist, ja sogar
                              									noch tiefer herabgeht, was einerseits nur der ausschließlichen Verwendung von
                              									erstklassigem Holzkohleneisen und dem mäßigen Anteil von Radbruch zwischen 50 bis
                              									60%, anderseits der besonderen Sorgfalt und Geschicklichkeit bei der Erzeugung
                              									zuzuschreiben ist.
                           Es kann nun der Einwurf gemacht werden, sowie damals z.B. von Geheimrat Osann in Clausthal: „Ja, woher soll denn
                                 										Holzkohleneisen genommen werden?“. Die Antwort darauf hat sofort gelautet:
                              										„Ich habe stets die beste Erzeugung vor Augen, weshalb ich auf jene,
                                 										vielleicht nicht überall anzutreffenden Verhältnisse hingewiesen habe, wo eben
                                 										Holzkohleneisen noch zugänglich ist.“ Hierzu ist kein maßgebenderer
                              									Gewährsmann anzuführen, als Geiger in Düsseldorf, der in
                              									seinem „Handbuch der Eisen- und Stahlgießerei“, 2. Auflage 1925, den Schwefel
                              									wegen seiner Neigung zum Rotbruch kurzweg als den gefährlichen Feind des Gußeisens
                              									bezeichnet, der bis zu einem gewissen Grad wie für Hartguß erwünscht, zwar die Härte
                              									vergrößert, aber auch die Sprödigkeit, ebenso wie die Schwindung, Lunkerbildung und
                              									das Auftreten von Rissen begünstigt.
                           Was nun die Beschaffung von Holzkohleneisen betrifft, so ist selbstverständlich, daß
                              									dessen Preis für die Fabrikation je nach Lage maßgebend ist; daß Holzkohleneisen,
                              									schon vermöge der Einfachheit und Reinheit des Ganges des Kuppelofens und wegen der
                              									hohen Festigkeitsziffern des Gusses vorzuziehen ist, muß also begreiflich sein.
                              									Dort, wo dieses erstklassig nur in verhältnismäßig geringen Mengen vorhanden und
                              									sehr begehrt ist, demnach hoch im Preis steht – so z.B. bezieht Italien steirisches
                              									Holzkohleneisen – oder wo ein Massenbetrieb eingerichtet ist, wird eben anteilig
                              									oder vorzugsweise zu Koksroheisen gegriffen werden, ob dieses nun in bester oder
                              									minder guter Qualität ist. Letztere wird von Kühnel
                              									(Eisenbahnzentralamt Berlin) anläßlich der Erörterung dieses Gegenstandes bei der
                              									Eisenbahntechnischen Tagung Berlin, 1924, für künftige Zeiten in Deutschland ebenso
                              									wie von anderen Fachmännern angenommen. Jedenfalls werden z.B. die russischen
                              									Rädergießereien im südlichen Uralkreis Slatoust mit anderem Roheisen arbeiten als
                              									Odessa und das livländische Riga. Bemühungen auf Einführung einer verbessernden
                              									Zusatzfeuerung im Kuppelofen mit Rohöl sind zwar bekannt, deren Bewährung soll aber
                              									fraglich sein.
                           Inwieweit und wann auch in dieser Richtung die Voraussage von Joh. Mehrtens sich erfüllen wird, der zur äußersten Schonung
                              									der Vorräte an Holzkohleneisen die Anwendung von Elektroeisen empfiehlt, dürfte
                              									derzeit im Hinblick auf die Betriebskosten und Gestehungspreise kaum spruchreif,
                              									aber immerhin ein bemerkenswerter Fingerzeig sein.
                           Keinesfalls aber ist deshalb das geringste Hindernis zu erblicken in der
                              									unausgesetzten Fortentwicklung, Ausbildung und Anwendung des Gußverfahrens, denn die
                              									neuzeitlichen Gießereien können sich ebensogut des hochwertigen Koksroheisens, als
                              									auch eines minderwertigen Holzkohleneisens bedienen und haben sich in der
                              									Gattierungskunde, Auswägung auf Grund der chemischen Analysen und in den
                              									Entschwefelungs- und ReinigungsverfahrenSiehe:
                                    											Stahl und Eisen 1925 Nr. 13. Joh. Mehrtens: „Entschwefelungs-,
                                       												Entgasungs- und Desoxydationsverfahren für hochwertiges Gußeisen“.
                                    											The Foundry vom 1. März 1926, Geo S. Evans „Reinigung des Gußeisens durch
                                       												Alkalizusatz“ (Gießereizeitung 1. Mai 1926, Stahl und Eisen
                                    											u.a.m.)., sowie in der jüngsten Schwesterwissenschaft, der
                              									Metallurgie, d. i. in der Metallographie alle Neuerungen und Forschungen zunutze
                              									gemacht, von denen vor 30 bzw. noch vor 20 Jahren kaum unbestimmte Vorstellungen vorhanden
                              									gewesen sind. Mit solchen Hilfsmitteln und Erkennungsbehelfen zur Beeinflussung
                              									jedes Einzelstadiums der Herstellung ist es eben möglich geworden, z.B. nicht nur
                              									die dichtesten und hochwertigsten Hartgußwalzen bis zu 50 mm Hartschicht zu erzeugen
                              									– Bauer-Deiss führt bis 90 mm an –, sondern es gelingt
                              									auch, allerdings unter Einschlagung besonderer Wege und Arbeitsmethoden mit
                              									Koksroheisen die Lösung der gewiß schwierigen Doppelaufgabe, im Profil des
                              									Hartgußrades die größte gleichbleibende Härte zu erreichen und im allmählichen
                              									Uebergang zu dem darunter liegenden Graueisenteil der Scheibe die größte Zähigkeit
                              									zu erhalten (vgl. Abb. 1).
                           In Amerika werden für die Beschickung des Kuppelofens, also für die Gattierung wohl
                              									die Einhaltung von allgemeinen Vorschriften, d. s. die Standardnormen der A. S. T.
                              									M. empfohlen, wenn auch durchaus nicht streng danach gearbeitet wird, was seinen
                              									Grund ganz selbstverständlich darin hat, daß die über ungeheure Entfernungen
                              									verteilten 50 Rädergroßgießereien in U. S. A. und in Kanada das Roheisen aus den
                              									zunächst liegenden Distrikten entnehmen, worunter auch solche in Urwaldgebieten mit
                              									Holzkohlenproduktion liegen. So arbeiten z.B. nach den Angaben von Prof. L. Martens (Erzeugung von Gußrädern in Amerika –
                              									Staatlich-technischer Verlag, Moskau 1923)Das
                                    											Werk bietet mit seinen 170 Seiten, 150 Abbildungen, zahlreichen Tafeln und
                                    											Berechnungen wegen seiner objektiven Vergleiche und Beurteilung eine
                                    											wertvolle Ergänzung zu West-Schott „Amerikanische Gießerei-Praxis“
                                    											Berlin, Verlag Meußer 1910, weil es sich vollständig spezialisiert hat auf
                                    											das gegossene Rad und zwar: Hartguß- und Stahlrad. Martens berechnet
                                    											daselbst (Seite 160) ohne Regie, Verzinsung und Tilgung für das Griffinrad
                                    											die halben Kosten vom Stahlrad. Siehe auch Bulletin de la Société des
                                    											Ingenieurs et des Industriels, Brüssel, Band 6, 1925, Nr. 3 Vortrag Paul
                                    											Ropsy, Brüssel, am 4. März 1925, „La roue de wagon en Amérique“;
                                    											Annales des Mines, 1906/7, Marc. Japiot, „Les chemins de fer américains,
                                       												Materiél et traction“. Revue de Métallurgie, Paris Nov./Dez. 1920.
                                    											Jänner 1921. M. Polushkin (vom American Institute of Mining and
                                    											Metallurgical Engineers) „La fabrication des roues en fonte trempé en
                                       												Amérique“, desgl. Cournot „Le Genie civil“ Febr.
                                    										1921. Lenoir Car works (Erzeugung seit 1919 500 Räder pro Tag) ebenso
                              									wie Griffin Wheel Company in 15 Gießereien zusammen täglich bis 6000 Räder (Iron
                              									Age, März 1922) darunter Kansas City allein mit 700 Stück in 8stündiger Arbeitszeit
                              									1919 fast ausschließlich mit Koksroheisen und Zusatz von Ferromangan; manche Werke
                              									nehmen jedoch 15, ja sogar bis 35% Holzkohleneisen bzw. 5 bis 8% Stahlabfälle.
                           Die Herstellung von erstklassigem Hartguß im allgemeinen hat ja schon genug
                              									Schwierigkeiten mit Erfolg überwunden, insbesondere seit viele Betriebe mit den
                              									chemisch genau bestimmten Spanbriketts arbeiten und damit Güsse erreichen, die
                              									solchen aus Holzkohleneisen gleichwertig sind. Ist die Erzeugung von Hartgußwalzen
                              									der größten und schwierigsten Kaliber von höchster Vollkommenheit erreichbar, so ist
                              									auch an der Herstellung eben solcher Hartgußräder in Massenerzeugung nicht zu
                              									zweifeln, wie Beispiele bereits genügend bewiesen haben.
                           Die Anregungen und Studien aus den wissenschaftlichen Instituten, Vereinigungen und
                              									Hochschulen, wo erste Persönlichkeiten wirken, ebenso wie die
                              									Gießerei-Fachausstellungen und der lebhafte Meinungsaustausch bei Versammlungen und
                              									Kongressen fördern diese Entwicklung unausgesetzt und auch unsere heimischen
                              									Fachmänner tragen dazu bei; unsere jüngste Industrieschöpfung, die Eisenhütte
                              									Oesterreich in Leoben, wird zweifellos auch in dieser Richtung die in sie gesetzten
                              									Erwartungen erfüllen.
                           Im Zusammenhang mit den verschiedenen Beanspruchungen des Rades im Eisenbahnbetrieb
                              									ist nun noch eine Angelegenheit hervorzuheben, die den Eisenbahn-Ingenieur ganz
                              									besonders beschäftigt, und das ist der Wagenlauf in Eisenbahnzügen mit hohen
                              									Geschwindigkeiten, über den ja jeder Reisende, und um so mehr der Fachmann, schon
                              									seine Erfahrungen gesammelt und sich eigene Gedanken gemacht hat und die dahin
                              									gehen, daß manche Personenwagen in rasch laufenden Zügen in derselben Bahnstrecke,
                              									bei gleicher Bauart und demselben Erhaltungszustand der Fahrzeuge, bedeutend ruhiger
                              									laufen als andere. Von sehr maßgeblicher Seite, wird dieser Umstand auf Grund
                              									persönlicher Erfahrungen bestätigt, mit dem Hinweis auf englische Eisenbahnen, wo
                              									solche beträchtliche Unterschiede im Wagenlauf ebenso zu beobachten seien. wie
                              									anderwärts in Europa. Hier haben wir es mit Reifenrädern zu tun, die anscheinend im
                              									Betrieb wesentlich verschiedenes Verhalten zeigen können.
                           In Amerika sind in Personenwagen Hartgußräder eingebaut, die mit unbeschränkter
                              									Geschwindigkeit laufen. Die an tagelange Fahrten über mehrere tausend Kilometer
                              									gewöhnten Reisenden, die nicht nur die größte Bequemlichkeit, sondern auch die
                              									äußerste Ruhe verlangen, würden sich ein Stoßen, Schlagen, Wiegen, Schütteln,
                              									Schlingern usw. des Wagens keineswegs gefallen lassen, ja solche Linien würden
                              									alsbald boykottiert werden. Es ist also Tatsache, daß dort die Drehgestellwagen mit
                              									Hartgußrädern äußerst ruhig laufen, indes nach unseren europäischen Erfahrungen
                              									ebensolche Fahrzeuge mit Reifenrädern sich häufig unangenehm bemerkbar machen. Was
                              									kann also da die Ursache sein? Es liegt nahe, daß die Ueberlegung – ganz abgesehen
                              									von anderen Momenten – auch zu einer nicht entsprechenden Schwerpunktslage führen
                              									kann und damit die Gleichgewichtsfrage und das Auswuchtproblem aufrollt. Bei
                              									Stabilmaschinen ist die sorgfältigste Verfolgung des Gleichmäßigkeitsgrades der
                              									bewegten Schwungmassen etwas Selbstverständliches, der den Einbau der
                              									empfindlichsten und kompliziertesten Regulator-Einrichtungen erforderlich macht. Bei
                              									Eisenbahnwagenrädern hat man bisher zumeist angenommen, diesen Umstand
                              									vernachlässigen zu können, nun aber werden Ansichten laut, daß ein Grund für
                              									unruhigen Lauf auch in einer ungleichen Massenverteilung im Rad selbst, also in den
                              									daraus zu folgernden vorerwähnten Umständen gelegen sein kann.
                           Ungleiche Massenverteilung am Rad, und wenn es sich örtlich nur um wenige Dekagramme
                              									handelt, kann sich in verschiedenen Umfangsgeschwindigkeiten äußern und in unserem
                              									Fall, wenn die Umdrehungszahlen im Maximum bis 700 in der Minute betragen (also bei
                              									einer Fahrgeschwindigkeit von etwa 130 km/h) in das Bestreben umsetzen, als ein
                              									Zurückbleiben bzw. Vorauseilen des Rades. Die Wirkung ist also einerseits der
                              									unruhige Gang, anderseits ungleicher Lauf, der beiden an einer Achse aufgekeilten
                              									Räder bzw. die Abwicklung verschiedener Ablauf-Kurven von der Kegelfläche des
                              									Profiles am Schienenkopf und erhöhte Abnützung.
                           Welchem Umstand kann die ungleiche Massenverteilung zuzuschreiben sein? Antwort:
                              									Exzentrizität des Rades in der Bohrung, Unrundsein im Laufkreis infolge
                              									verschiedener Stärke des Radreifens von Haus aus, sowie aus Ungleichheiten beim
                              									periodischen Abdrehen desselben u.a.m. An beiden Rädergattungen ist die Herstellung
                              									der Nabenbohrung und das erste Abschleifen bzw. Abdrehen des Radkranzes gemeinsam,
                              									für das Stahlrad kommen jedoch durch das Aufziehen des Reifens, sowie infolge des
                              									Ausdrehens der Ringnut und wegen des mehrmaligen Abdrehens des Reifens während der
                              									ganzen Verwendungszeit und insbesondere wegen der geringeren Härte des Materials
                              									Momente in Betracht, welche das Auftreten der vorerwähnten Begleiterscheinungen in der
                              									Massenverteilung begreiflich erscheinen lassen. Damit ist aber für die
                              									Eisenbahn-Wagenräder das Auswuchtproblem ganz ernstlich zur Erörterung gestellt,
                              									welchem schon derzeit angeblich die englische Great Western Railway und die
                              									holländischen Staatsbahnen in der Direktion Utrecht durch Prof. Franko insoferne Beachtung zuwenden sollen, als die
                              									Wagenräder, wenn auch nur auf primitive Weise, dynamisch ausbalanciert werden. Auch
                              									das Eisenbahn-Zentralamt der Deutschen Reichsbahngesellschaft in Berlin beschäftigt
                              									sich dem Vernehmen nach in neuester Zeit gerade mit dieser Frage und beabsichtigt
                              									eine eigene Auswuchtmaschine zu Versuchszwecken für Wagenräder aufzustellen.
                           
                        
                           3. Eisenbahntechnische Tagung Berlin 1924.
                           Ich komme nun zum eigentlichen zweiten Teil meiner Ausführungen, und das ist die
                              									Aufnahme, welche das Thema „Hartgußrad“ auf der Eisenbahntechnischen Tagung
                              									in Berlin 1924 gefunden hat. Daß dieses unter den mehr als 40 fachwissenschaftlichen
                              									Vorträgen und Sonderberichten überhaupt zur Erörterung gelangt ist, muß zweifellos
                              									seiner Aktualität und hervorragenden Bedeutung zugeschrieben werden. Inhaltlich habe
                              									ich dasselbe geboten, was ich im österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein
                              									in Wien zu verschiedenen Zeiten bereits vorgebracht habe. Meine Ausführungen haben
                              									zum Teil Widerspruch erfahren, auf den ich wegen der damaligen Zeitbeschränktheit –
                              									die Versammlung dauerte an jenem Abend ungewöhnlich lang – in meinem Schlußwort nur
                              									allzu knapp erwidern konnte. Der Verlauf ist im Sonderband des Vereins Deutscher
                              									Ingenieure, Eisenbahnwesen 1925, auszugsweise wiedergegeben, woraus ich nur die
                              									wesentlichsten Gegenmeinungen hervorhebe und die entsprechenden Berichtigungen
                              									beifüge. Die einzelnen Punkte werden zur besseren Uebersichtlichkeit absatzweise
                              									besprochen.
                           Unruhiger Gang infolge Abnützung. Das Maß der Abnützung im
                              									Radprofil ist durch die Vorschriften in der Technischen Einheit und des Vereins
                              									Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen (V. D. E. V.) ganz allgemein mit 5 mm begrenzt. Die
                              									geringere Abnützung des. Hartgußrades ist rundweg anerkannt worden, während bei den
                              									Schäden am Radreifen abgenützte Stellen, Aus- und Anbrüche, manchmal beinahe Wunder
                              									schlimmster Art vorkommen, die zuweilen sehr unruhigen Lauf zur Folge haben. Ein
                              									Vergleich in der Statistik, auf die später noch näher zurückgekommen wird, bringt
                              									alljährlich Radreifenbrüche in beträchtlicher Zahl, aber seit Jahrzehnten keinen
                              									Bruch von Hartgußrädern. Hierüber kennen auch die amerikanischen Eisenbahnen keine
                              									Fälle, wo sie im Vollbahnbetrieb stehen; würde nicht auf solche Vorkommnisse, wenn
                              									sie sich bieten würden, besonders hingewiesen werden? Unbewiesene Annahme von
                              									Brüchen an Hartgußrädern seit 1898 sind also ganz hinfällig, wenn von einem Vorfall
                              									vor kurzer Zeit gesprochen wird, daß ein Ausbruch wegen ungewöhnlich scharfer
                              									Abnützung erfolgt ist, so sagt schon dieser Umstand allein, daß dieses Rad
                              									voraussichtlich überhaupt schon längst hätte aus dem Betrieb entfernt werden sollen
                              									und ganz einfach bei der technischen Wagenuntersuchung im Betrieb und bei der
                              									Werkstatt-Revision übersehen wurde. Nach der einheitlichen Gebrechenbenennung ist
                              									übrigens ein Ausbruch kein Bruch und braucht durchaus nicht gerade mit einer
                              									Betriebsgefahr verbunden zu sein.
                           Betriebssicherheit. Zur Schaffung größerer
                              									Betriebssicherheit hat der V. D. E. V. die Bestimmungen der Technischen Einheit
                              									weiter ausgebaut (richtig eingeengt), weil ihn damals angeblich ein gewisses Gefühl
                              									beherrschte, welches das Verbot der Bremsung für Hartgußräder zur Folge hatte; für
                              									Güterzüge wurde die Grenze der Fahrgeschwindigkeit mit 50 km/h gezogen (von den Kgl.
                              									ungarischen Staatsbahnen auf 60 km/h erweitert). Die internationalen
                              									Eisenbahnverwaltungen haben seinerzeit bei der Verfassung der „Technischen
                                 										Einheit“ diese Ansicht nicht geteilt und noch vor kurzer Zeit weitergehende
                              									Einschränkungsvorschläge abgelehnt. Die amerikanischen Eisenbahnverwaltungen haben
                              									hingegen nicht das geringste Bedenken gegen die Bremsung; Geschwindigkeit und
                              									Belastung sind nicht begrenzt.
                           Lebensdauer. Die für nichtgebremste Hartgußräder mit 16
                              									Jahren angegebene Lebensdauer wurde wegen der Einbeziehung des Gesamtstandes an
                              									Ersatz-Räderpaaren aus dem Reservestand in die Rentabilitätsberechnung in Frage
                              									gestellt. Nun wird aber eine sparsame und umsichtige Eisenbahnverwaltung an Rädern
                              									keinen so großen Reservestand halten, als daß vereinzelt auch längere Zeit
                              									unverwendet stehende Räder in der Berechnung einen Ausschlag oder eine Aenderung
                              									ergeben. In dieser Richtung sind also auch diese Ziffern vollkommen zutreffend und
                              									ist eine Nachprüfung nicht erforderlich.
                           Wie vorhin erwähnt, haben die amerikanischen Güterwagen mit Hartgußrädern während der
                              									Kriegszeit in vielen Hunderttausenden in Frankreich, Belgien, Rußland usw. Eingang
                              									gefunden, die sich aber angeblich nicht bewährt haben, weshalb sie entfernt werden
                              									sollen. Das ist indes nur halbe Wahrheit und um so bedenklicher, weil hieraus leicht
                              									zu Fehlschlüssen veranlaßt werden kann. Es ist ja bekannt, daß Europa und Amerika in
                              									manchen Anschauungen über Bau und Einzelheiten von Eisenbahnfahrzeugen grundsätzlich
                              									verschieden sind, so z.B. Feuerbüchsen, Temperguß, Walzen- und Rollenlager usw.,
                              									aber es erscheint mehr als gewagt, irgendeine Ueberlegenheit in einer oder andrer
                              									Richtung ableiten zu wollen, ganz besonders dann, wenn ja doch ausschließlich nur
                              									die Haltbarkeit und Wirtschaftlichkeit maßgebend sind. Im vorliegenden Fall genügt
                              									also nicht nur die Anführung der Tatsache, sondern es gehört auch die offene
                              									Erklärung dazu, daß die Wagen mit den für das amerikanische Schienenprofil, für
                              									dortige Kreuzungen und Herzstücke entsprechenden Rädern geliefert wurden, weil die
                              									amerikanischen Gießereien für Europa nicht nach einer anderen Bauart gearbeitet,
                              									sondern Formen und Kokillen nach den bei ihnen üblichen Typen beibehalten haben. Das
                              									europäische Radprofil weicht vom amerikanischen Profil ganz beträchtlich ab, es ist
                              									schon der Schienenkopf anders geformt, die Lauffläche des Radprofils hat eine
                              									geringere Neigung (1 : 20) als in Amerika (1 : 13), der Spurkranz ist im Gegensatz
                              									zum europäischen Profil stärker nach auswärts gezogen usw. Da ist es doch nicht
                              									erstaunlich, wenn die Lebensdauer nicht durchaus entspricht, allein für die
                              									Kriegszeit war eben der Bedarf vorhanden und man hat genommen, was geboten wurde.
                              										Abb. 3 zeigt den amerikanischen Radkranz in
                              									seiner ganz eigenartigen und konsequenten Entwicklung.
                           Einheitsbauart. Es verlautete, die Verwendung von
                              									zweierlei Rädergattungen, Hartgußrad und Reifenrad, könnte Schwierigkeiten bei der
                              									Vorratshaltung mit sich bringen. Wir haben an Lokomotiven, Personen- und Güterwagen
                              									reichlich Verschiedenheiten, die bei der Anlage der Vorratsräume und Lagerplätze für
                              									die Ersatzteile berücksichtigt werden müssen, was ja die Normungs-Bestrebungen
                              									erklärlich macht. Allein solche Verschiedenheiten und getrennte Lagerungen müssen
                              									dort in Kauf genommen werden, wo es sich um tatsächliche Ersparnisse an Anlage- und
                              									Betriebskosten handelt.
                           Verschleißfestigkeit des Baustoffes. Diese wird für
                              									Stahlreifen in besonderer Höhe entweder nur mit großen Kosten oder nur mit schweren
                              									Bedenken erreicht, die sich in anderen Eigenschaften ausdrücken. Einwandfreie
                              									Erfahrungen liegen hierüber aus der Praxis nicht vor. Der Kampf zwischen
                              									Stahlschiene und Stahlrad ist uralt und auch heute noch aktuell. Es muß aber
                              									jedenfalls allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, daß in dem erst kürzlich, nach
                              									amerikanischer Quelle erschienenen Aufsatz: „Hartguß- und Stahlrad mit Beziehung
                                 										zur Reibung und Abnützung“, Verkehrstechnik, Heft 49/50, Dezember 1925,
                              									nachgewiesen ist, daß nicht nur der Verschleiß zwischen Hartgußrad und Stahlschiene
                              									bedeutend kleiner ist, als zwischen Stahlrad und Stahlschiene, sondern daß auch der
                              									Zugwiderstand im ersteren Falle ebenfalls kleiner ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 254
                              Abb. 3. Amerikanisches Radprofil
                              A. Veränderung bei einem Radgewicht
                                 										von 525 bis 940 lbs. Das Radgewicht mit 840 lbs ist nahezu gleich mit der von
                                 										den Österreichischen und ungarischen Eisenbahnen seit 1896 eingeführten
                                 										Type.B. Entwicklung 1896–1909.(L. Martens, Moskau 1923, S. 97.)
                              
                           Härteim Profil. Beim Hartgußrad sind 700 BH normal. Die
                              									Ergebnisse der Versuche in der Leobersdorfer Maschinenfabrik A. G., Leobersdorf bei
                              									Wien, ebenso wie Lage und Anordnung der Druckstellen, sind aus der Abb. 4 ersichtlich.
                           
                              
                                 Lauffläche außen, innen C
                                 = 3,5%
                                 BH 726–810
                                 
                              
                                 Zone I (Tiefe 4 mm)
                                 = 3,3%
                                   „      714
                                 
                              
                                    „   II (    „  12   „  )
                                 = 3,1%
                                   „      515
                                 
                              
                                    „  III (    „  20   „  )
                                 = 1,5%
                                   „      336 (Ueber-gang vom Weiß- zum Graueisen)
                                 
                              
                           Solche Abnützung auch nur bis 12 mm ist im normalen Betrieb ganz ausgeschlossen
                              									und kommt überhaupt nicht vor; es bleibt also nur Zone I, welche an der Grenze der
                              									zulässigen Abnützung immer noch eine etwa 3–3 ½fach höhere Härte aufweist als der
                              									heutige Stahlreifen. (Näheres enthält Organ 15. VI. 1923.)
                           Martens (Moskau) erwähnt in dem bereits angeführten Werk
                              									S. 150 für das frisch gegossene Davis-Manganrad im Laufkreis 395 BH. Das Rolled
                              									Steel Wheel hat gleichmäßig 250 BH, das Cast steel wheel (Abb. 5) zeigt bedeutenden Härteabfall vom Profil gegen die Nabe und zwar
                              									von 330 auf 150 BH.Technologie Papers of
                                    											the Bureau of Standards, Washington, Nr. 235, Band 17 „Thermal Stresses
                                       												in Steel Car Wheels“ 24. März 1923, S. 388.
                           Radreifenbefestigung an Stahlrädern. Sie ist ungeachtet
                              									aller Verbesserungen und dahingehender Bestrebungen für jeden Fachmann immer ein
                              									äußerst unzulänglicher Konstruktionsteil des Rades, von dem stets direkte
                              									Betriebsgefahr ausgehen kann. Wenn von sonst maßgeblicher Seite die
                              									Radreifenbefestigung als eine ziemlich vollkommene Einrichtung bezeichnet wurde, so
                              									ist das vieldeutig und mag Ansichtssache sein.
                           Statistik. Soweit die Daten des V. D. E. V. vorliegen und
                              									die Ziffern aus den Nachweisen der ehem. österr.-ungar. Staatsbahnen, so beziehen
                              									sie sich stets auf die gleiche, jeweilige Einheit.
                           Wenn es somit heißt, in einer mehrjährigen Betriebszeit (1892–1897) entfallen auf
                              									1000 Räder (derselben Gattung) ½ bis ⅕ Brüche an Hartgußrädern gegenüber der Anzahl
                              									der Brüche an Radreifen, so ist dieser Quotient unabhängig von dem betreffenden
                              									Gesamtstand jeder Gattung. Dabei ist zu bemerken, daß dieser Vergleich noch aus
                              									einer Zeit mit sogenannten altartigen Hartgußrädern stammt, also aus einer längst
                              									verlassenen und inzwischen von Grund aus geänderten Herstellung. Siehe hierüber die
                              									aus gleichen Quellen schöpfenden Mitteilungen und den Vortrag von Günther in der Deutschen Maschinentechnischen
                              									Gesellschaft in Berlin am 21. Oktober 1924 über „Eisenbahnunfälle“ (Glasers
                              									Annalen, Berlin 1925, Band 96, Heft 1–3), worin auf Grund der vorausgegangenen
                              									Arbeiten von Ludwig Stockert, Technische Hochschule Wien,
                              									1920, den Radreifenbrüchen eine eingehende Betrachtung zugewendet und ausführlich
                              									über diesen Gegenstand gesprochen wird. In der umfassenden Abhandlung kommen, wie
                              									bereits früher hervorgehoben, irgendwelche Brüche bei Hartgußrädern seit Jahrzehnten
                              									nicht vor, indes Radreifenbrüche ziffernmäßig alljährlich in beträchtlicher Zahl ausgewiesen
                              									werden.
                           Kriegserfahrungen. Es ist nicht erklärlich, warum hierüber
                              									nicht gesprochen werden soll, ist doch nichts zu verbergen oder zu entschuldigen und
                              									aus deren Bekanntwerden sind schon in vielen Beziehungen gute Lehren und
                              									Nutzanwendungen gezogen worden. Nachdem positive Beweise über Unfälle oder
                              									Betriebsanstände, die auf den Lauf von Hartgußrädern zurückzuführen sind, nicht
                              									vorliegen, so berechtigt eben das Fehlen solcher Daten zur Annahme, daß dieser
                              									Umstand nicht gegen sie, sondern auch deshalb für sie spricht, weil Einschränkungen
                              									hinsichtlich Belastung, Wagenlauf, Zuggeschwindigkeit, Wagenübergangsdienst,
                              									Instandhaltung usw. unter dem Zwang der Verhältnisse vielfach nicht eingehalten
                              									wurden, die Güterwagen welcher Bauart und Ausrüstung immer vielmehr ganz freizügig
                              									verkehrt haben. Im übrigen haben die militärischen Dienstbücher für den
                              									Eisenbahnverkehr irgend welche Einschränkungen für den Wagenumlauf auch nicht
                              									vorgesehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 255
                              Abb. 4. Querschnittsplatte aus einem Griffinrad mit Lage der Prüfstellen für
                                 										die Kugeldruckprobe.
                              
                           
                        
                           4. Folgerungen.
                           Damit sollte ein gedrängter Ueberblick über den Stoff und die gegensätzlichen
                              									Anschauungen gegeben und zur Aufklärung und Ueberzeugung beigetragen werden, daß die
                              									vorgebrachten Einwendungen der bestimmten Nachweise und der ziffernmäßigen Belege
                              									entbehren, ja von positiven Erfahrungen aus der Gegenwart, die auf der Gegenseite
                              									gar nicht vorhanden sind, ganz zu schweigen, und es ist von Vermutungen und
                              									Annahmen, Anschauungen und persönlichem Empfinden die Rede, die nicht als
                              									beweiskräftig anzusehen sind. Begreiflicherweise mußten die Ausführungen nur
                              									auszugsweise gehalten bleiben; immer aber ist dabei von der festen Grundlage der
                              									positiven Nachweise und vom Rahmen der technisch – wissenschaftlichen Forschung
                              									ausgegangen worden, die schon eingangs in den Vordergrund gesteht wurde. Die Grenzen
                              									hierfür sind bei uns viel zu eng und klein gezogen, weshalb wir dorthin blicken
                              									müssen, wo kräftige Impulse vorhanden sind.Siehe
                                    												„La Fonderie Moderne“. Paris, Sept./Okt. 1925, Hubert Gil: Sur
                                       												l'avantage résultant de l'application des méthodes scientifiques en
                                       												fonderie“. Bis in die jüngste Zeit hinein hat die
                              									Industrieforschung in ihrem eigenen Interessengebiet zwar planmäßig gearbeitet, sie
                              									hat aber die speziellen, der Erkenntnis aller besonderen, der Industrie dienenden
                              									Zwecke verfolgt.
                           Wie ernst die Lage von mancher Seite angesehen wird, das zeigt der Ausspruch von
                              									Prof. Nägel (Dresden) auf der 64. Hauptversammlung des V.
                              									D. I. in Augsburg 1925, der gelautet hat:
                           
                              „Die Vereinigten Staaten in Amerika sind die unbestrittenen Lehrmeister auf dem
                                 										Gebiet der wirtschaftlichen Befriedigung des Massenbedarfs eines Volkes und
                                 										verbinden diese Meisterschaft mit dem gleichfalls unbestrittenen Erfolg, den
                                 										Gliedern ihres Volkes eine freiere, gehobenere Lebenshaltung zu sichern, als sie
                                 										in Europa gegenwärtig erreichbar ist. Nun ist Amerika offenkundig auch bestrebt,
                                 										sich auf dem Gebiet der technisch-wissenschaftlichen Forschung in den Sattel zu
                                 										schwingen und unter Aufwendung von unermeßlichen Summen dieser die beste
                                 										Aufnahme und Heimstätte zu bereiten. Angesichts. des Reichtums, der sich in der
                                 										verschwenderischen Ausstattung vieler Forschungsinstitute ausspricht (General
                                 										Electric Co. Schenectady, American Telegraph and Telephon Co., Western Electric
                                 										Comp New York, Mellon Institute Pittsburg, Zentrallaboratorium des Bureau of
                                 										Standards Washington u. v. a.) und der weiteren Förderung durch die ungeheuren
                                 										Stiftungen (Carnegie, Rockfeller, Smithsonian usw.) ist es oft schwer, die
                                 										Klarheit des Blickes zu behaupten und nicht dem niederschmetternden Eindruck des
                                 										Augenblickes zu unterliegen, den uns in unserer Armut und Isoliertheit oft die
                                 										Resignation aufzuzwingen und die demütigende Vorstellung abzuringen sucht, daß
                                 										der Schwerpunkt von wissenschaftlicher Forschungsarbeit unweigerlich und
                                 										unabänderlich seinen Lauf von der alten Welt zur neuen Welt angetreten
                                 										habe.“
                              
                           Das ist auch für uns ein wichtiges Bekenntnis, das zu denken gibt, wodurch deshalb
                              									keineswegs die eigenen Leistungen verkleinert werden sollen, das aber vielleicht
                              									nicht immer das volle Verständnis findet und aus verschiedenen Gründen nicht gerne
                              									beachtet wird. Wie sehr diese Worte für unsere eigenen Verhältnisse zutreffen, das
                              									darf ohne Sentimentalität einer vorurteilsfreien Betrachtung überlassen bleiben.
                              									Aber es stellt sich von selbst die Frage, ob wir nicht allen Grund haben, solchen
                              									Erkenntnissen, wie sie das Hartgußrad betreffen, nachzuforschen, ihnen das Tor zu
                              									öffnen, sie zu prüfen und sie zu eigen zu machen?
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 341, S. 255
                              Abb. 5. Verlauf der Härtelinien (Brinell) vom Spurkranz zur Nabe für Rolled
                                 										und Cast Steel Wheel.
                              (Technol. Papers of the Bureau of
                                 										Standards, Nr. 235, 1923, S. 388.)Abstand engl. Zoll vom Spurkranz.
                              
                           In Amerika stehen 26 Millionen Hartgußräder, d. s. 90% des Gesamtstandes an
                              									Wagenrädern in Betrieb, indes nur 10% an Stahlrädern vorhanden sind. Ein solches
                              									Verhältnis wäre ganz undenkbar, wenn nicht nur die Betriebssicherheit und ihre
                              									Voraussetzungen, sondern auch die eminente Wirtschaftlichkeit und Ueberlegenheit
                              									dieser Rädergattung einwandfrei bewiesen wären. Ueber den Kostenvergleich, und zwar
                              									getrennt nach Anschaffung und laufender Erhaltung wurde schon in mehreren Vorträgen,
                              									darunter auch in Budapest, Breslau, Berlin, Leoben usw. gesprochen, sie betragen
                              									nach welcher Aufstellung immer, für Oesterreich, Ungarn, Belgien, Frankreich,
                              									Italien, Rußland oder Amerika kaum die Hälfte bzw. den vierten Teil beim Hartgußrad,
                              									im Vergleich zum Stahlrad, sowie auch Martens nachrechnet und sie sind also von
                              									einer Bedeutung, die sich im Eisenbahnbetrieb in Millionen pro Jahr ausdrücken, um
                              									welche derselbe ohne Grund zu teuer geworden ist und zu verbilligen sein wird.
                              									Solche Ersparnismöglichkeiten sind zu ernst und weittragend, als daß man glauben
                              									dürfte, sie auch noch weiterhin, vielleicht aus Bequemlichkeit mit überlegener
                              									Handbewegung abzutun; sie verdienen die gewissenhafteste Beachtung und sachgemäße
                              									Ueberlegung.
                           Uebrigens selbst dann, wenn die Ersparnisse unter geänderten Voraussetzungen nicht
                              									die angegebene Höhe erreichen, also für den Fall, als sie geringer wären, so darf
                              									bei der gerade im Eisenbahnbetrieb gebieterisch zu verlangenden äußersten
                              									Sparsamkeit auch nicht ein einziges Prozent vernachlässigt werden.
                           Speziell dem öffentlichen Dienst, wo immer obliegt nicht nur die Pflicht von der
                              									Kenntnis jeglichen technischen Fortschrittes und von den Forschungen der Neuzeit,
                              									sondern er trägt auch die volle Verantwortung für die Gebarung mit dem
                              									Volksvermögen.
                           Nichtsdestoweniger begegnet das Thema noch häufig schwer erklärlicher Zurückhaltung
                              									und konservativer Beurteilung, ja sogar Fachmäner von besonderem Rang wie Mr. Acworth (Herold-Bern) haben bedauerlicherweise
                              									verabsäumt, in ihrem Bericht über die „Reorganisation der Oesterreichischen
                                 										Bundesbahnen“, Wien 1923, wo doch die internationalen Verhältnisse im
                              									Eisenbahnbetrieb zum Vergleich herangezogen werden, des gewaltigen Unterschiedes in
                              									der Frage des verschiedenen Rädermaterials und der Bauart zu gedenken und gerade in
                              									diesem Sinne auf die Möglichkeit zur Erzielung von bedeutenden Ersparnissen und
                              									einer rationellen Räderwirtschaft einzugehen, wofür ohne Befangenheit der Meinung,
                              									mehr als genügend Anhaltspunkte zu gewinnen waren. Bei den ehem. k. k.
                              									österreichischen Staatsbahnen und kgl. ungarischen Staatsbahnen, sowie
                              									seinerzeit bei den größten, vormals österreichischen Privateisenbahnen sind auch
                              									derzeit noch eine beträchtliche Anzahl von Hartgußrädern, z. T. bei den
                              									österreichischen Sukzessionsstaaten in anstandslosem und ökonomischem Betrieb seit
                              									30–40 Jahren, bzw. sogar noch länger, womit ein vielverheißender Anfang gemacht
                              									worden ist. Müssen da nicht die weiteren Beweise, die von dem riesenhaften Betrieb
                              									auf den amerikanischen Eisenbahnen ausgehen, eindringlich und vollends überzeugend
                              									wirken? Dem Vernehmen nach sollen gegenwärtig Verhandlungen im Zug sein und
                              									Erörterungen geführt werden, die sich mit den auf die Freizügigkeit abzielenden
                              									internationalen Vorschriften der U. I. C. (Union Internationale des Chemins de fer)
                              									und des V. D. E. V. befassen, wie z.B. die Nutzanwendung von der Aufhebung der
                              									Geschwindigkeitsgrenze von 50 km/St, Verwendung der Hartgußräder in
                              									personenführenden Zügen, Aenderungen in den Bestimmungen für die technische
                              									Untersuchung und den Wagenübergang. Das Thema ist in jüngster Zeit in die
                              									Verhandlungen der U. I. C. und des V. D. E. V. einbezogen worden und hat wegen
                              									seiner Bedeutung für die Bremsfrage noch weiter an Aktualität gewonnen.
                           Wenn ich hiermit auch nur ein flüchtiges Bild über die Beurteilung des Hartgußrades
                              									entwerfen konnte, so glaube ich doch die Grundlagen hervorgehoben zu haben, auf
                              									denen sich seine Entwicklung unter Vereinigung aller Kenntnisse und Kräfte gegen
                              									etwa noch bestehende Meinungsverschiedenheiten und Zweifel unausgesetzt und
                              									bestimmtest ebenso weiter vollziehen wird, wie es der Fortschritt der Wissenschaften
                              									auf allen Gebieten bisher bewiesen hat.