| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 10 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische Schau.
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           J. R. Booer sprach in Society of Chemical Industry,
                              									Chemical Engineering Group, London, 10. Januar 1930, über:
                           
                              Das Schweißen in der chemischen Technik.
                              
                           Die Entwicklung der Schweißtechnik ist durch die Möglichkeit, Temperaturen von 2000
                              									bis 3500° 0 erzeugen und regeln zu können, sehr gefördert worden. Die hohen
                              									Temperaturen werden in der Schmelzschweißung in hohem Maße angewandt, aber die
                              									Begleiterscheinungen haben noch nicht die gebührende Würdigung gefunden. Der Vortr.
                              									erörtert zunächst die hauptsächlichsten Verfahren der Schweißung, die
                              									Sauerstoffacetylenschweißung und die Schweißung im elektrischen Lichtbogen, um dann
                              									die infolge der Ausdehnung und Kontraktion durch die gewaltigen
                              									Temperaturschwankungen hervorgerufenen physikalischen Verhältnisse zu zeigen, die zu
                              									ernsten Deformationen oder lokalisierten Spannungen in der Nähe der Schweißstelle
                              									führen können. Die Kosten und die Geschwindigkeit des Schweißens werden auch durch
                              									die Leitfähigkeit des Metalls beeinflußt, so fordert infolge der hohen Leitfähigkeit
                              									des Kupfers dieses Metall trotz seines viel niedrigeren Schmelzpunktes die gleiche
                              									Sauerstoffacetylenflamme wie Stahl von gleicher Dicke. Für die Homogenität der
                              									Schweißstelle spielt die Oberflächenspannung eine große Rolle, die durch
                              									ungenügendes Erhitzen oder durch Anwesenheit von Fremdstoffen, wie Oxydfilme,
                              									beeinflußt wird und zu unvollkommener Haftung und Durchdringung führt. Die
                              									Oxydschicht entfernt man zweckmäßig durch geeignete Flußmittel. Bei einigen
                              									Legierungen spielt auch die Verflüchtigung des Metalls eine Rolle beim Schweißen, so
                              									treten durch Verflüchtigung des Zinks im Messing Störungen beim Schweißen auf.
                              									Chemisch spielen bei der Schweißung Oxydation und Reduktion eine Rolle. Der
                              									Einschluß von Oxyden des zu schweißenden Metalls ist' oft die Ursache mangelhafter
                              									Schweißungen. Lokale atmosphärische Oxydationen sind unvermeidlich, wenn nicht
                              									Gegenmaßregeln getroffen werden, die besonders in der Verwendung geeigneter
                              									Flußmittel bestehen, welche die Bildung der Oxyde hemmen und einmal gebildete Oxyde
                              									lösen. Bei der durch die Lichtbogenschweißung auftretenden Temperatur von 3500°
                              									wirken sowohl Kohlenmonoxyd wie Kohlensäure als kräftige Oxydationsmittel, auch eine
                              									nicht richtig geführte Sauerstoffacetylenflamme kann leicht oxydierende Wirkungen
                              									ausüben. Eine direkte Wirkung der Oxydation ist der Verlust von Kohlenstoff,
                              									Mangan und Silizium in Form von Oxyden bei der Schweißung von Eisen und Stahl. Bei
                              									der Lichtbogenschweißung kann von der Elektrode 20 bis 50% Mangan entweichen, der
                              									Kohlenstoff- und Siliziumgehalt des Niederschlags wird beträchtlich erniedrigt.
                              									Untersuchungen bei Sauerstoffacetylenschweißung deuten darauf hin, daß bis zu 75%
                              									des Mangans und durchschnittlich 40% des Siliziums oxydiert werden. Anders verhält
                              									sich hier jedoch der Kohlenstoff, und man kann eine Schweißstelle an Kohlenstoff
                              									anreichern durch eine Flamme mit einem Ueberschuß an Acetylen, und kann so Metall
                              									mit bis zu 1,6% Kohlenstoff in der Schweißstelle niederschlagen. In chemischer
                              									Hinsicht ist für die Schweißung die Reinheit der Metalle, Gase und anderen
                              									verwendeten Stoffe von Bedeutung. Man kann unmöglich eine gute Schweißstelle durch
                              									Verwendung von schlechtem Grundmetall oder ungeeigneten Schweißdrähten erzielen. Mit
                              									unreinen Gasen ist es sehr kostspielig, in vielen Fällen sogar unmöglich, gute
                              									Schweißungen zu erhalten, und es ist sehr schwer, in vielen Fällen vollständig
                              									unmöglich, mit unreinen oder unwirksamen Flußmitteln gute Schweißungen
                              									herbeizuführen. Von Bedeutung ist auch die Reinheit des Acetylens, das, aus
                              									Kalziumkarbid entwickelt, beträchtliche Mengen von Schwefelwasserstoff und Phosphor
                              									enthält, die leicht mit einem befeuchteten Silbernitratpapier nachgewiesen werden
                              									können. Schwefel und Phosphor werden leicht in die Schweißstelle mitgerissen und man
                              									muß daher auf reines Acetylen achten. Flußmittel, die Schwefel oder
                              									Phosphorverbindungen enthalten, sind zu verwerfen, da diese Verunreinigungen den
                              									Schwefel und den Phosphor an die Schweißstelle übertragen. Die Wirksamkeit eines
                              									Flußmittels kann angegeben werden durch die Geschwindigkeit, mit der das Flußmittel
                              									das in Frage kommende Metalloxyd beim Schmelzpunkt des Metalls löst, diese
                              									Geschwindigkeit wird bedingt durch die Zusammensetzung und die Wasserfreiheit des
                              									Flußmittels. Die Zusammensetzung desselben muß so gewählt werden, daß das Flußmittel
                              									bei einer geeigneten, unterhalb des Schmelzpunktes des Metalls liegenden Temperatur
                              									schmilzt und daß es die richtige Viskosität bei der Schmelztemperatur besitzt und
                              									die Oxyde leicht löst. Von Bedeutung ist auch die Absorption von Gasen, die in
                              									manchen Fällen eine chemische, in manchen eine physikalische oder rein mechanische
                              									Erscheinung ist und zu Blasenbildung führt. Die Beschaffenheit des zu schweißenden
                              									Stücks spielt für die Güte der Schweißung gleichfalls eine ausschlaggebende Rolle.
                              									Der Vortr. erörtert nun des näheren die Verhältnisse bei den gebräuchlichsten
                              									Metallen. Aluminium kann in allen Dicken durch geschickte Arbeiter nach dem
                              									Sauerstoffacetylenverfahren gut geschweißt werden, wenn das Aluminiummetall gute
                              									Schweißbarkeit besitzt und sehr aktive Flußmittel verwendet werden. Die Wirksamkeit
                              									des Flußmittels ist hier von größter Bedeutung, im allgemeinen verwendet man
                              									Alkalichloride mit einem aktivierenden Mittel wie Kalibisulfat oder Pyrosulfat. Nach
                              									dem Schweißen muß das Flußmittel durch Wasser entfernt werden, da sonst leicht
                              									Korrosionen auftreten. Wenn möglich, soll die Schweißnaht kalt gehämmert werden. Die
                              									mechanischen Eigenschaften der Schweißnaht sind praktisch mit denen des
                              									Ursprungsmetalls identisch, häufig aber ist sie gegen Korrosion weniger
                              									widerstandsfähig. Lichtbogenschweißung wird bei Aluminium in der Praxis noch wenig
                              									angewandt und bietet auch keinen Vorteil gegenüber Sauerstoffacetylenschweißung.
                              									Thermische Deformationen treten im Aluminium nur in geringem Maße auf und
                              									verursachen selten Störungen. Die Aluminiumlegierungen können, trotzdem sie in ihrer
                              									Zusammensetzung sehr schwankend sind, mit einem geeigneten Schweißdraht und unter
                              									richtigem Schweißverfahren gut geschweißt werden. Wie bei Aluminium ist auch hier
                              									die Verwendung eines aktiven Flußmittels wichtig. Aluminiumbronzen mit hohem oder
                              									niedrigem Aluminiumgehalt geben gute Sauerstoffacetylenschweißungen bei Verwendung
                              									aktiver Flußmittel; Duralumin läßt sich nicht gut schweißen. Bei Verwendung von
                              									Duralumindraht ist die Schweißnaht gegen wechselnde Beanspruchungen nicht
                              									widerstandsfähig, bei Verwendung von reinem Aluminiumdraht ist die Zugspannung
                              									verhältnismäßig gering. Der Schweißdraht muß also hier entsprechend der
                              									Beanspruchung der Schweißstelle gewählt werden. Handelskupfer ist fast immer
                              									ungeeignet für die Schweißung. Es muß vorher die Schweißbarkeit des Metalls
                              									festgestellt werden. An schweißbarem Kupfer kann man gute Schweißnähte erzielen,
                              									wenn man Schweißdrähte von sehr reinem Kupfer verwendet, die die richtige Menge von
                              									Desoxydationsmitteln enthalten. Man muß ein sehr wirksames Flußmittel verwenden und
                              									infolge der hohen Leitfähigkeit muß das zu schweißende Stück vorerwärmt werden und
                              									nach dem Schweißen langsam abgekühlt, um Schweißrisse zu vermeiden. Messing kann
                              									durch alle Verfahren mit Erfolg geschweißt werden. Bei der
                              									Sauerstoffacetylenschweißung muß man jedoch dafür sorgen, daß die Flamme
                              									ausgesprochen oxydierend ist. Hierdurch wird zwar der Zinkverlust erhöht, aber die
                              									Oberfläche und Homogenität der Schweißstelle verbessert, Bronzen lassen sich im
                              									allgemeinen gut schweißen. Vom chemischen Standpunkt interessant ist das Verhalten
                              									der Phosphorbronze. Diese Legierung enthält selten mehr als 1% Phosphor und gibt
                              									gute Schweißungen, wenn ein Schweißdraht geeigneter Zusammensetzung verwendet
                              									wird. Die Schweißstelle muß ebenso korrosionsbeständig sein wie das ursprüngliche
                              									Metall. Chrom bietet infolge der raschen Oxydation bei hohen Temperaturen und des
                              									hoben Schmelzpunkts des Oxyds manche Schwierigkeiten. Chromstähle lassen sich jedoch
                              									schweißen, wenn der Kohlenstoffgehalt nicht zu hoch ist. Für den Chemiker sind die
                              									Chromstähle infolge ihrer Korrosionsbeständigkeit von Bedeutung. Um diese
                              									Eigenschaft zu erhalten, müssen die chemischen und physikalischen Eigenschaften des
                              									bei der Schweißung niedergeschlagenen Metalls mit denen des Grundmetalls identisch
                              									sein, und dies erfordert die sorgfältige Auswahl der Schweißdrähte. Neuere
                              									Untersuchungen über das Schweißen korrosionsfester Stähle führten zur Entwicklung
                              									von Spezialschweißdrähten mit Nickelgehalt, wodurch die mechanischen Eigenschaften
                              									der Schweißung verbessert, aber die Korrosionsbeständigkeit gegen Schwefelsäure,
                              									Salpetersäure und Sauerstoff bei hohen Temperaturen verringert wird. Gußeisen läßt
                              									sich durch das Sauerstoffacetylenverfahren ausgezeichnet schweißen, wenn man dafür
                              									sorgt, daß die Schweißnaht aus grauem Eisen besteht. Die Schweißstelle muß langsam
                              									abgekühlt werden, um die Bildung von weißem Eisen zu verhindern. Der Schweißdraht
                              									muß siliziumhaltig sein, um die Bildung von grauem Eisen zu begünstigen. Mangan darf
                              									im Schweißdraht nicht enthalten sein. Zur Beseitigung des Oxyds muß ein gutes
                              									Flußmittel verwendet werden. Die säurebeständigen Gußeisen enthalten viel Silizium
                              									und sind bei hohen Temperaturen spröde, sie lassen sich infolgedessen schwer
                              									schweißen. Man muß einen Schweißdraht mit hohem Siliziumgehalt verwenden, das
                              									Gußstück vorerwärmen und sehr langsam abkühlen. Schmiedeeisen läßt sich infolge der
                              									Verschiedenheiten des Kohlenstoffgehaltes schlecht autogen schweißen. Hier ist
                              									Bronzeschweißung vorzuziehen. Für Roheisen ist im allgemeinen das gleiche Verfahren
                              									anwendbar wie für weichen Stahl. Bei diesem kann man mit dem
                              									Sauerstoffacetylenverfahren ausgezeichnete Schweißungen erzielen, wenn das Metall
                              									gut schweißbar ist und der Schweißdraht sehr rein ist. Es empfiehlt sich, die
                              									Schweißstelle zu hämmern und glühen, um die charakteristische feinkörnige Struktur
                              									zu erzielen. Die Lichtbogenschweißung gibt sehr gute Ergebnisse. Man muß nur Sorge
                              									tragen, daß das Flußmittel einen sehr hohen Schmelzpunkt besitzt. Asbest,
                              									Kalziumverbindungen und Borsäure werden hier als Zusätze des Flußmittels häufig
                              									verwandt. Stähle mit mehr als 0,4% Kohlenstoff lassen sich schwer schweißen, da das
                              									Oxyd schwer zu beseitigen ist und lokale Oxydation des Kohlenstoffs auftritt. Auch
                              									bewirkt die Ausscheidung von Zementit Fe3C schwer
                              									bearbeitbare Stellen. Blei läßt sich sehr gut schweißen, ohne Anwendung eines
                              									Flußmittels. Monel-Metall kann durch die üblichen Verfahren in befriedigender Weise
                              									geschweißt werden, man muß nur besondere Maßregeln anwenden. Die Oberfläche muß gut
                              									geglättet sein, der Schweißdraht soll aus Monel-Metall bestehen und die Schweißung so rasch
                              									wie möglich durchgeführt werden. Beim Acetylenverfahren empfiehlt sich Borsäure als
                              									Flußmittel, beim Lichtbogenverfahren erhält man die besten Ergebnisse mit
                              									Gleichstrom. Nickel hat man bis vor kurzem als unschweißbar angesehen, infolge
                              									Gasabsorption. Durch die Arbeiten der französischen Gesellschaft für Schweißung
                              									wurde nachgewiesen, daß die Nichtschweißbarkeit des Nickels auf die Bildung eines
                              									Nickelschwefeleutektikums N3S2 während des Schweißvorgangs zurückzuführen ist.
                              									Vor dem Schweißen sind Mangan und Schwefel miteinander verbunden, Mangan wird leicht
                              									oxydiert, und das Schweißen führt dann zur Bildung des in Nickel fast unlöslichen
                              										Ni3S2. Die
                              									Sauerstoffacetylenschweißung konnte angewandt werden durch Verwendung eines
                              									Spezialflußmittels, dessen wirksamer Bestandteil Mangan ist und der die Zersetzung
                              									des Mangansulfids verhindert. Unter Anwendung dieses Flußmittels kann man
                              									Schweißstellen erzielen, die in mechanischer Hinsicht und bezüglich der
                              									Korrosionsbeständigkeit durchaus befriedigen. Zink kann durch das Acetylenverfahren
                              									gut geschweißt werden, als Flußmittel empfiehlt sich hier Ammoniumchlorid.
                              									Bimetalle, wie galvanisiertes oder verzinntes Eisen können nur nach geeigneter
                              									Vorbehandlung geschweißt werden. Zum Schluß verweist der Vortr. auf die zahlreichen
                              									Anwendungsmöglichkeiten des Schweiß Verfahrens in der chemischen Technik, so für die
                              									Reparatur, für die Konstruktion von Apparaturen, in denen dichte Verbindungsstellen
                              									beim Arbeiten mit Gasen und Flüssigkeiten erforderlich sind, für die Konstruktion
                              									großer Lagergefäße, Druckgefäße, Röhren verschiedener Durchmesser und für die
                              									Konstruktion großer Einheiten, für die sich Gußstücke nicht empfehlen. Die starke
                              									Zunahme der Anwendung der Schmelzschweißung in der Technik im allgemeinen und in
                              									chemischen Betrieben im besonderen läßt es erwünscht erscheinen, daß der in- der
                              									Technik stehende Chemiker genügende Kenntnisse besitzt, um die Schweißarbeiten zu
                              									kontrollieren.
                           (Plohn.)
                           Die Schwelanlage im Dunston-Kraftwerk der Newcastle-on-Tyne
                                 										Electric Suply Co., Ltd., beschreibt R. P. Sloan. Dem Kesselhaus des Kraftwerks wurde vor drei Jahren eine Schwelanlage
                              									vorgeschaltet, die von Babcock & Wilcox, Ltd., London, gebaut worden ist. Es
                              									sind insgesamt vier Schwelöfen vorhanden, von denen zwei je einen Kessel speisen,
                              									während die beiden anderen gemeinsam einen dritten Dampfkessel mit Brennstoff
                              									versorgen. Zur Verschwelung gelangt Northumberland-Grieskohle (roughsmall), die 9,3%
                              									Waller und 10,9% Asche enthält, einen Heizwert von 6380 kcal/kg hat und 12 RM/t
                              									kostet. Der Durchsatz der beiden kleinen Schwelöfen beträgt je 20 t täglich, während
                              									die beiden größeren zusammen 60 t im Tag durchsetzen, so daß die Gesamtleistung der
                              									Schwelanlage 100 t täglich beträgt. Der erzeugte Schwelkoks fällt unmittelbar auf
                              									die Wanderroste der drei Dampfkessel. Ein vierter Kessel, der für Stäubfeuerung
                              									eingerichtet ist, dient zur Spitzendeckung.
                           Die Kohle wird vor der Verschwelung gesiebt, das feine Korn unter 6 mm wird zu
                              									Staub vermählen, der zur Speisung des Kessels 4 dient. Das Korn über 6 mm wird in
                              									zwei Bunker von 35 t Inhalt gefördert und aus diesen den Schwelöfen zugeführt.
                              									Vorher durchwandert die Kohle jedoch noch auf einem Band einen durch Abgase
                              									beheizten, gemauerten Kanal. Dieses Band bewegt sich so langsam, daß die Kohle etwa
                              									15 min lang der Einwirkung der heißen Abgase ausgesetzt ist. Diese Vorwärmung soll
                              									das Hängenbleiben der Kohle in den Schwelschächten verhüten. Die Verschwelung
                              									erfolgt nach dem Spülgasverfahren unter Zusatz von Wasserdampf; die Spülgase werden
                              									durch Verbrennen von Koksofengas in einer kleinen, unter jedem Schwelschacht
                              									angebrachten Verbrennungskammer erzeugt. An Stelle von Koksofengas, das im
                              									vorliegenden Falle in reichlicher Menge zur Verfügung stand, kann auch jedes andere
                              									Heizgas oder auch Kohlenstaub in der Kammer verbrannt werden. Die Schweldauer
                              									beträgt etwa 3 h, der heiße Schwelkoks wird am unteren Ende der Schächte durch
                              									hydraulisch betätigte Zahnradwalzen ausgetragen, in heißem Zustande gebrochen und
                              									durch eine Schnecke den Füllrümpfen der Wanderroste zugeführt.
                           Die dampf- und gasförmigen Schwelprodukte werden aus den Oefen abgesaugt, in einem
                              									Filter von mechanischen Verunreinigungen befreit, hierauf einem Wasserröhrenkühler,
                              									dann einem Teerscheider und schließlich einem stehenden, rotierenden Wäscher
                              									zugeführt, in dem mit Waschöl die niedrigsiedenden Kohlenwasserstoffe aus dem Gase
                              									entfernt werden. Das gereinigte Gas, dessen Heizwert nur etwa 710 kcal/m3 beträgt, wird den auf der Rückseite jedes
                              									Dampfkessels angebrachten Gasbrennern zugeleitet.
                           Der Teer wird im geeigneten Betriebe auf Endprodukte aufgearbeitet, und zwar wird er
                              									zunächst in einen mit Dampf beheizten Behälter gepumpt, wo das Wasser abgeschieden
                              									und das Leichtöl abgetrieben wird. Der von Leichtölen befreite Teer wird sodann in
                              									eine mit Gas beheizte Blase übergepumpt, aus der kontinuierlich das Kreosotöl
                              									abdestilliert wird, während das Pech in Formen abgelassen wird. Das mit Gasbenzin
                              									angereicherte Waschöl wird vorgewärmt und dann das Benzin in einer Destillierkolonne
                              									mit direktem Dampf abgeblasen. Das von Benzin befreite Waschöl wird in einem mit
                              									Wassereinspritzung versehenen Röhrenkühler gekühlt und kehrt hierauf in den
                              									Kreislauf zurück. Die Benzindämpfe werden kondensiert, das Benzin in einem Behälter
                              									gesammelt, mit dem Teerbenzin gemischt und hierauf in Portionen von etwa 7 m3 aus einer Fraktionierkolonne mit Dephlegmator
                              									destilliert. Das Destillat wird in Tanks gesammelt, aus denen es mit Preßluft in
                              									einen verbleiten Wäscher gedrückt wird. In diesem wird das Leichtöl unter Umrühren
                              									raffiniert, und zwar werden zunächst mit Natronlauge die sauren Anteile entfernt,
                              									worauf das Leichtöl mit Schwefelsäure gewaschen wird. Schließlich wird es durch
                              									Redestillation in Motorbenzin und Schwerbenzin zerlegt. Das Rohparaffin wird zurzeit
                              									nicht weiter raffiniert, dagegen wird das Natriumkresylat durch Schwefelsäure zerlegt zur
                              									Gewinnung niedrigsiedender Teersäuren. Aus 1 t Kohle werden gewonnen: 4,5 l
                              									Motorenbenzin, 4,5 l Schwerbenzin, 6,5 l Paraffin, 31,2 l Kreosotöl, 2,3 l
                              									Kresylsäure und 22,7 l Pech. Der Gesamtwert dieser Produkte beläuft sich auf 10,50
                              									RM., der Wert des gleichzeitig gewonnenen Kokses und Schwelgases beträgt 9,10 RM.,
                              									zusammen also 19,60 RM. bei einem Preis von 12 RM. je t verschwelter Kohle. Hierzu
                              									kommen noch die Betriebskosten, die einschl. Instandhaltung nur 4,65 RM. je t Kohle
                              									betragen sollen. In der Anlage sind dauernd sechs Mann je Schicht beschäftigt,
                              									ferner werden noch drei Mann für nur eine Schicht am Tage benötigt. Nach Angabe des
                              									Verfassers müßte für eine viermal so große Anlage das Bedienungspersonal nur um 40%
                              									vermehrt werden, wodurch die Betriebskosten je t verarbeiteter Kohle noch wesentlich
                              									geringer würden. Vom Heizwert der Kohle werden etwa 24% für die Verbrennung nicht
                              									nutzbar gemacht, davon ist die Hälfte im Teer enthalten, während die andere Hälfte
                              									der Schwelprozeß selbst erfordert. (Engineering, Bd. 126, S. 787.)
                           Sander.
                           Moderne Kälteanlagen unter besonderer Berücksichtigung der
                                 										Lebensmitteltransporte. Oberingenieur Dr.-Ing. Gompertz, Berlin-Tegel, in der Deutschen Maschinentechn. Ges. Berlin. Die
                              									Kälteindustrie hat sich ebenso wie die Elektroindustrie etwa in den 70er Jahren des
                              									vergangenen Jahrhunderts entwickelt. Freilich kann sich die Kälteindustrie in ihrer
                              									Ausdehnung nicht mit der Elektroindustrie messen, aber sie hat sich eine Anzahl
                              									nicht unwichtiger Gebiete, wie Nahrungsmittelindustrie und chemische Industrie,
                              									erobert. Auch die Kälteindustrie nahm ihren Ausgang von Deutschland – durch Linde –
                              									und entwickelte sich am kräftigsten in Amerika, wo sie heute an sechster oder
                              									siebenter Stelle der Industrie unmittelbar nach der Autoindustrie steht. In Amerika
                              									werden heute jährlich 50 Millionen Tonnen Kunsteis und 1½ Millionen Liter Speiseeis
                              									hergestellt. Anwendungsgebiete sind die Farbstoffindustrie, die Stickstoffindustrie,
                              									Chlor und Glaubersalz, im wesentlichsten aber die Nahrungsmittelindustrie, denn auf
                              									diesem Gebiete bedeutet sie auf der einen Seite eine wesentliche Erweiterung des
                              									Absatzes, auf der anderen Seite eine Verbesserung der Versorgung. Alle
                              									Kälteerzeugung beruht auf einem Kreisprozeß und vollzieht sich entweder in
                              									Kompressions- oder Absorptionsmaschinen. Die letzteren haben neuerdings wieder
                              									stärkere Einführung gefunden. Wenn man mit Hilfe von Kältemaschinen Eis erzeugen
                              									will, so würde man zunächst infolge der im Wasser enthaltenen Luft Trübeis bekommen.
                              									Um Klareis zu erzeugen, hat man in die einzelnen Gefrierzellen Stangen eingehängt,
                              									die während des Vorgangs bewegt wurden, aber vor der endgültigen Bildung des
                              									Eisblocks entfernt werden mußten. Dieses umständliche Verfahren hat man neuerdings
                              									durch das Einblasen von komprimierter Luft, die das gefrierende Wasser in Wallung
                              									hält, ersetzt. Die Kühlwaggons sind doppelwandig und durch Korkschrot und
                              									Korksteinplatten isoliert. Die Eisbehälter sind an den Stirnwänden untergebracht.
                              									Meist wird an der Versandstelle durch Einblasen von Luft von etwa –7° das
                              									Transportgut vorgekühlt, wodurch in etwa 4 Stunden die Temperatur auf etwa 3° sinkt,
                              									und dann erst weiter mit Eis gekühlt. Wird dieses Verfahren nicht befolgt, sondern
                              									unmittelbar mit Eis gekühlt, dann beschlagen sich die Nahrungsmittel an der
                              									Oberfläche. Neuerdings verwendet man zur Kühlung auch das sogenannte Trockeneis, das
                              									ist Kohlensäureschnee. In Amerika gibt es eine ganze Anzahl solcher Anlagen bereits
                              									im Betrieb, aber auch in Deutschland ist eine solche bei Geroldstein vorhanden. Der
                              									Kohlensäureschnee wird unter Druck in Blöcke gepreßt, der einzelne Block wiegt 15
                              									bis 18 kg. Die Vorteile des Trockeneises sind, daß es zunächst sofort in Gas
                              									übergeht, daß es doppelt so viel Kälte liefert als Wassereis, räumlich sogar das
                              									2½fache wie Wassereis. Der Preis ist etwa 5mal so hoch. Trotzdem hat es sich infolge
                              									der großen Einsparungen an Verpackung durchaus bewährt, denn man kann Rahmeis mit
                              									einem Stückchen Trockeneis einfach als Postpaket versenden. Bei Kühlwaggons mit
                              									Trockeneis befindet sich dieses in leicht isolierten Verschlagen an der Decke. Von
                              									dort sinkt die Kohlensäure zu Boden und entweicht durch seitliche Oeffnungen. Das
                              									Verfahren hat den Vorteil, daß man hierbei die Wagen vollpacken kann, während man
                              									bei Eiskühlung etwa ⅓ leer lassen muß. Dazu kommt noch, daß die Kohlensäure den
                              									Sauerstoff der Luft aus dem Wagen verdrängt, also das Ranzigwerden von Fetten
                              									dadurch verhindert, was namentlich für Austern, Hummern von großem Wert ist. Weniger
                              									bewährt hat sich das Verfahren für Aepfel, die leicht stockig werden und ein braunes
                              									Kerngehäuse erhalten. Ein weiterer großer Vorteil ist auch der, daß man bei diesem
                              									Verfahren die kostspieligen Anlagen zur Beschickung der Waggons mit Eis erspart. Aus
                              									diesem Grunde hat man auch versucht, die einzelnen Wagen unmittelbar mit Kühlanlagen
                              									auszurüsten oder man hat die Kühlanlagen in einem Maschinenwagen untergebracht, der
                              									dann weitere Wagen mit Kälte versorgt. Ein solcher Zug, meist aus 6 Wagen bestehend,
                              									ist jedoch nur dann rentabel, wenn alle Wagen voll beladen sind. Hier hat sich
                              									neuerdings die Absorptionsmaschine sehr bewährt, sie arbeitet mit schwefliger Säure
                              									und Silikagel. Silikagel nimmt die schweflige Säure sehr gut auf und besitzt pro
                              									Gramm oft eine Oberfläche von 450 qm. Die Silikagel-Gesellschaft hat in Amerika im
                              									Jahre 1928 31 so ausgerüstete Wagen in Betrieb genommen, die sich sehr gut
                              									bewährten. Es wurden für viele Millionen Nahrungsmittel mit diesen Wagen
                              									transportiert, ohne daß der geringste Schaden entstanden ist. Es sind jetzt weitere
                              									solche 50 Wagen in Bau. In gleicher Weise sind Lastwagen mit solchen Anlagen
                              									eingerichtet worden, sie sind für die Fischversorgung von New York in Betrieb und
                              									haben sich ausgezeichnet bewährt, trotzdem die Wagen im Verlauf eines Tages bei den
                              									einzelnen Filialen etwa 50mal geöffnet werden. Zum Schluß bespricht der Vortr. auch noch kurz die
                              									Anlage von Kühlschiffen. Diese haben für die Hochseefischerei große Bedeutung. Ein
                              									solches Kühlschiff befindet sich augenblicklich im Auftrage der Reichsregierung im
                              									Bau. Dadurch, daß die Fische sofort tiefgekühlt werden, wird die Qualität ganz
                              									besonders gehoben. Nach dem Ottesen-Verfahren ist es möglich, einen Fisch von 3 kg
                              									Gewicht innerhalb 3 Stunden völlig durchzufrieren, was früher 30 Stunden dauerte.
                              									Ein bisher noch nicht gelöstes Problem ist die Herstellung kleiner
                              									Haushaltskältemaschinen.
                           In der anschließenden Aussprache teilte der Vortr. auf Anfrage noch mit, daß beim
                              									Einfrieren von Fischen vor dem Einfrieren und unmittelbar nachher ein Glasieren
                              									erforderlich ist, damit nicht etwa die Kiemen fahl werden, weil dann, namentlich in
                              									romanischen Ländern, die Käufer glauben, es mit schlechter Ware zu tun zu haben.
                           Nachrichtenblatt des Reichspatentamts. Nach den
                              									gesetzlichen Vorschriften über die Anmeldung von Gebrauchsmustern ist gleichzeitig
                              									mit der Anmeldung die tarifmäßige Gebühr zu zahlen. Diese Vorschrift wird häufig
                              									nicht beachtet. Eine gesetzliche Verpflichtung der Anmeldestelle für
                              									Gebrauchsmuster, die Abweisung der Anmeldung wegen Nichtzahlung der Anmeldegebühr
                              									von einer vorherigen besonderen Zahlungsaufforderung abhängig zu machen, besteht
                              									zwar nicht. Wenn aber trotzdem derartige Zahlungsaufforderungen ergehen, so ist es
                              									Sache der Anmelder, die in diesen Zahlungsaufforderungen gesetzten Fristen zu
                              									beachten und die Gebühr innerhalb der gestellten Frist zu zahlen. Erfolgt die
                              									Zahlung erst nach Fristablauf, so werden die Anmelder in Zukunft damit rechnen
                              									müssen, daß diese Zahlung nicht mehr als rechtswirksam angesehen wird. Den Anmeldern
                              									würde dann nur der Weg einer Neuanmeldung offenbleiben.
                           Deutsche Patentamts-Statistik 1928. Von Patentanwalt Dr.
                              									Oskar Arendt, Berlin W 15.
                           Insgesamt liefen 70895 Patentanmeldungen ein. Gegenüber dem Vorjahr ist eine Erhöhung
                              									um 2438 Anmeldungen oder 3,6% eingetreten. Höher ist auch die Zahl der
                              									bekanntgemachten Anmeldungen, um 438 oder 2,3%, die der Einsprüche um 574 oder 7,4%,
                              									die der Beschwerden um 394 oder 12,4%, die der Versagungen nach der erfolgten
                              									Bekanntmachung um 47 oder 7%, die der erteilten Patente um 333 oder 2,2%, die der
                              									Anträge auf Nichtigkeitserklärungen und auf Zurücknahme und Lizenzerteilung um 77
                              									oder 30,2%, und die der am Jahresschluß in Kraft gebliebenen Patente um 3969 oder
                              									5,9%.
                           Abgenommen hat im Berichtsjahre die Zahl der vernichteten oder zurückgenommenen
                              									Patente um 12 oder 41,4% und die der abgelaufenen oder sonst gelöschten Patente um
                              									878 oder 7%.
                           Gegenüber dem Vorjahre weisen 55 Klassen eine höhere Anmeldezahl und 48 Klassen eine
                              									höhere Erteilungszahl auf.
                           Die verhältnismäßig meisten Mehranmeldungen fielen mit 434 in Klasse 42 (Tonfilm
                              									usw.).
                           Eine Abnahme der Patentanmeldungen gegenüber dem Vorjahre ist bei 34 Klassen, eine
                              									Abnahme der Patenterteilungen bei 38 Klassen zu verzeichnen.
                           Die höchste Gesamtzahl der Patentanmeldungen weist ebenso wie in den Vorjahren die
                              									Klasse 21, Elektrotechnik, mit 8540 auf.
                           Auch die höchste Zahl der Patenterteilungen erreichte wieder die Klasse 21,
                              									Elektrotechnik, mit 1881.
                           Die Zahl der auf das Deutsche Reich entfallenden Anmeldungen hat um 1065 oder 1,9%,
                              									die Zahl der aus dem Auslande eingegangenen Anmeldungen hat um 1373 oder 9,7%
                              									zugenommen. Das Verhältnis zwischen In- und Ausland in bezug auf die eingegangenen
                              									Anmeldungen stellt sich für das Berichtsjahr auf 80% für das Inland und 20% für das
                              									Ausland.
                           Zurücknahmeanträge gingen im Berichtsjahr nicht ein, dagegen wurden auf Erteilung
                              									einer Zwangslizenz im letzten Jahre 17 Anträge eingereicht.
                           Die Zahl der im Berichtsjahr erteilten Hauptpatente beträgt 14235, die der
                              									Zusatzpatente 1363, insgesamt also 15598. Die Zahl der am Jahresschluß noch in Kraft
                              									gebliebenen Patente betrug 70951.
                           An Gebrauchsmustern gelangten im Berichtsjahre 46837 zur Eintragung, gegenüber dem
                              									Vorjahre ist ebenfalls eine Vermehrung eingetreten, und zwar um 1112 oder 1,75%.
                           Die meisten Klassen weisen in der Zahl der Anmeldungen nur geringe Veränderungen
                              									gegenüber dem Vorjahre auf.
                           Von 1891 bis einschl. 1928 wurden insgesamt 1058600 Gebrauchsmuster eingetragen und
                              									906825 gelöscht. Es bestanden demnach 151775 Gebrauchsmuster noch zu Recht.
                           Hinsichtlich der Warenzeichenanmeldungen ist gegenüber dem Jahre 1927 ein Rückgang um
                              									1715 Anmeldungen für das Jahr 1928 zu verzeichnen. Eingegangen sind insgesamt 27925
                              									Anmeldungen, von denen auf das erste Halbjahr 14415 und auf das zweite Halbjahr
                              									13510 entfallen.
                           Gelöscht wurden 10102 Zeichen = rund 1227 mehr als im Vorjahre. Z. T. gelöscht wurden
                              									1030 Zeichen = 33 mehr; erneuert wurden 8283 Zeichen = 197 Zeichen mehr als im
                              									Vorjahre.
                           Die angemeldeten Verbandszeichen stiegen gegenüber dem Jahre 1927 (57 Anmeldungen) um
                              									19. Von den seit 1913 eingetragenen 277 Verbandszeichen genießen heute noch 252
                              									gesetzlichen Schutz, so daß 25 Zeichen inzwischen zur Löschung gelangten.
                           Zur internationalen Registrierung deutscher Warenzeichen lagen im Jahre 1928 1738
                              									Anträge vor gegenüber 1614 im Vorjahre.
                           International registrierte ausländische Marken gingen im Berichtsjahr 4286 ein
                              									gegenüber 3697 im Vorjahre.
                           Die Zahl der in Deutschland international registrierten Marken beträgt für die Zeit
                              									von 1922 bis 1928 einschl. zusammen 10319.
                           
                           Preisausschreiben für die Konstruktion von
                                 										Sicherheitsvorlagen für Niederdruck-Azetylenentwickler. Nach den
                              									statistischen Ermittlungen der letzten Jahre war ein nicht unbeträchtlicher Teil
                              									aller Explosionen von Niederdruck-Azetylenentwicklern darauf zurückzuführen, daß vom
                              									Brenner in die Azetylenleitung zurücktretender Sauerstoff oder Flammenrückschläge
                              									von den Wasservorlagen nicht aufgehalten wurden. Danach ist es erwiesen, daß sich
                              									die Betriebssicherheit der Niederdruck-Azetylenentwickler noch erheblich erhöhen
                              									wird, wenn es gelingt, die zugehörigen Sicherheitsvorlagen weiter zu verbessern.
                           Sicherheitstechnisch sollen die neuen Vorlagen
                           
                              1. vom Brenner her in die Azetylenleitung zurücktretenden
                                 										Sauerstoff aufhalten,
                              2. Flammendurchschläge vom Brenner her zum Stillstand bringen,
                                 										wenn ein Azetylen-Sauerstoff- oder ein Azetylen-Luftgemisch zwischen Entwickler
                                 										und Brenner vorhanden ist.
                              
                           Betriebstechnisch muß die neue Sicherung den Vorlagen, die bisher als zuverlässig
                              									anerkannt wurden, mindestens gleichwertig sein.
                           Erwünscht sind Konstruktionen, deren Betriebssicherheit von der Zuverlässigkeit einer
                              									Bedienungskraft möglichst unabhängig ist (Automatische Sicherungen). Hebel, Ventile
                              									und andere beim Dauerbetrieb eines Niederdruckentwicklers leicht versagende
                              									Konstruktionsteile sind möglichst zu vermeiden.
                           Für die Lösung der Aufgabe, die Vorlagen der Niederdruck-Azetylenentwickler
                              									sicherheitstechnisch grundlegend zu verbessern, hat der Verein deutscher Ingenieure
                              									in Verbindung mit der Behörde, Berufsgenossenschaften und fachtechnischen Verbänden
                              									zwei Preise ausgesetzt, und zwar einen
                           ersten Preis von 5000 RM.
                           und einen
                           zweiten Preis von 2500 RM.
                           Bewerbungen sind zu richten an den Fachausschuß für Schweißtechnik im Verein
                              									deutscher Ingenieure, Berlin NW 7, Ingenieurhaus. Letzter Termin für die Einreichung
                              									ist der 1. Oktober 1930. Der Bewerbung ist eine maßstäbliche Zeichnung und eine
                              									Beschreibung der Vorlage beizufügen. Die Bewerbungen sind ohne Namensnennung des
                              									Einsenders, mit einem Kennwort versehen, einzureichen. In einem geschlossenen
                              									Briefumschlag mit gleichem Kennwort ist Name und Anschrift des Einsenders oder der
                              									Einsender anzugeben.
                           Das Preisgericht besteht aus den Herren Fabrikbesitzer Heime (Arbeitsverband der
                              									Deutschen Autogen- und Druckgasapparate-Industrie E. V.), Halle a./S.; Reichsbahnrat
                              									Kantner (Schweißtechnische Versuchsanstalt der Reichsbahn), Wittenberge;
                              									Gewerbeassessor a. D. Kleditz (Verband der Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaften),
                              									Hannover; Oberregierungsrat Dr. Rimarski (chemisch-techn. Reichsanstalt), Berlin;
                              									Gewerberat Sauerbrei (Deutscher Azetylenausschuß), Berlin; Prof. Dr. Vogel
                              									(Deutscher Azetylenverein), Berlin.
                           Die Preisrichter entscheiden über die Verteilung der Preise endgültig unter
                              									Ausschluß des Rechtsweges. Sie können vom Bewerber die Lieferung zweier
                              									Modellausführungen in natürlicher Größe auf seine Kosten verlangen und sind außerdem
                              									berechtigt, die Vorlage auf eigene Kosten in beliebiger Anzahl herstellen zu lassen,
                              									um sie einer Dauerbetriebsprüfung zu unterziehen. Alle weiteren Auskünfte erteilt
                              									der Fachausschuß für Schweißtechnik im Verein deutscher Ingenieure, Berlin NW 7,
                              									Ingenieurhaus.
                           ––––––––––
                           In mehreren Beratungen des Arbeitsausschusses des Fachausschusses für Schweißtechnik
                              									wurde bereits im Jahre 1928 das lebhafte Bedürfnis nach einer weiteren Verbesserung
                              									der Sicherheitsvorlagen für Niederdruck-Azetylenentwickler erörtert. Insbesondere
                              									bemühten sich die Berufsgenossenschaften um diese Angelegenheit. Um noch bisher
                              									unbekannte erfinderische Kräfte in Deutschland zu finden, wurde der Weg eines
                              									Preisausschreibens gewählt.
                           An der Bereitstellung der Mittel beteiligten sich: ADA-Verband; Allgemeiner Verband
                              									d. dt. Dampfkessel-Ueberwachungsvereine; Allianz und Stuttgarter Verein,
                              									Versicherungs-A.G. Abt. für Maschinenversicherung; Arbeitsgemeinschaft privater
                              									Feuerversicherungsgesellschaften; Berufsgenossenschaft der Feinmechaniker und
                              									Elektrotechnik; Berufsgenossenschaft der Gas- und Wasserwerke, Berlin:
                              									Carbid-Vereinigung G. m. b. H.; Dt. Azetylenausschuß im Preuß. Min. f. Handel u.
                              									Gew.; Großhandels- u. Lagerei-Berufsgenossenschaft; Norddeutsche
                              									Metallberufsgenossenschaft; Nordwestl. Gruppe d. Eisen- u,
                              									Stahl-Berufsgenossenschaften; Steinbruchs-Berufsgenossenschaft; Süddeutsche Edel- u.
                              									Unedelmetall-Berufsgenossenschaft; Verband für autogene Metallbearbeitung; Verein
                              									deutscher Ingenieure.
                           Im Einvernehmen mit den Geldgebern wählte der Fachausschuß für Schweißtechnik das
                              									oben genannte Preisgericht unter dem Vorsitz des Herrn Gewerbe-Assessor a. D.
                              									Kleditz, Hannover.
                           ––––––––––
                           Das vom Fachausschuß für Schweißtechnik beim Verein deutscher Ingenieure erlassene
                              									Preisausschreiben für Sicherheitsvorlagen zu Niederdruck-Azetylenentwicklern hat in
                              									den Kreisen der Fachwelt große Aufmerksamkeit gefunden, Zu den zahlreichen Anfragen,
                              									ob die gewerbliche Verwertung, d.h. die patentliche Ausnutzung der neu zu
                              									entwerfenden Sicherheitsvorlagen auch den Fachausschuß für Schweißtechnik überlassen
                              									bleibe, wird von diesem mitgeteilt, daß sämtliche Eigentumsrechte der eingereichten
                              									Bewerbungen an den Erfinder übergehen, da selbstverständlich weder der Fachausschuß
                              									für Schweißtechnik noch das Preisgericht für sich wirtschaftliche Vorteile aus den
                              									Ergebnissen des Preisausschreibens ziehen. Demzufolge haben auch die Bewerber die
                              									Wahrung ihrer Schutzrechte, also die patentrechtliche Anmeldung und Sicherung ihrer
                              									Erfindungen selbst zu übernehmen.
                           
                           Bei der ersten Ausschreibung sind unter den Stellen, die das Preisausschreiben
                              									finanziell fördern, versehentlich der Verband der Deutschen
                              									Baugewerks-Berufsgenossenschaften und der Verband öffentlicher
                              									Feuerversicherungsanstalten in Deutschland nicht genannt worden. Diese Verbände
                              									haben zu den ausgesetzten Preisen nennenswerte Beträge beigesteuert. Ferner ist der
                              									Verband Deutscher Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaften nicht nur mit seiner
                              									nord-westlichen Gruppe, sondern in seiner Gesamtheit an dem Preisausschreiben
                              									beteiligt, für das er erhebliche Mittel bereitgestellt hat.
                           Die Verwendung von Kälte bei der Herstellung von
                                 										Schallplatten. In der Fabrik der Columbia Grammophon Co. in Bridgeport.
                              									Conn. werden je nach der Saison täglich zwischen 50 und 90000 Schallplatten
                              									hergestellt. Diese bestehen aus einem mittleren Teil, der aus einer bestimmten Masse
                              									hergestellt ist, auf dessen beide Seiten Papierscheiben aufgeklebt werden, die nach
                              									einem besonderen Verfahren hergestellt sind.
                           Der Fabrikationsvorgang ist folgender: Zuerst wird die Aufnahme des betreffenden
                              									Stückes auf eine besondere Platte gemacht, diese wird mit Graphit überzogen und in
                              									ein elektrolytisches Bad gelegt, dort bildet sich ein dünner Kupferüberzug auf ihr,
                              									der alle auf ihr befindlichen Zeichen jetzt als Negativ enthält. Nach diesem wird
                              									ein Stempel angefertigt, mit dem die Aufnahme nun auf die eigentliche Schallplatte
                              									übertragen wird. Dies geschieht auf hydraulischen Pressen, und zwar wird jede Seite
                              									der Platte für sich gepreßt. Die unbedruckte Platte wird auf die Presse gelegt
                              									und Dampf von 7 atü etwa 20 Sek. lang in die hohlen Stempel gegeben. Dann wird der
                              									heiße Stempel mit 100 t auf die Platte gedrückt, infolge der Hitze des Stempels
                              									nimmt das Papier die Prägung genau auf.
                           Würde die Platte jetzt noch heiß aus der Presse genommen, so würden sich die
                              									Eindrücke der Zeichen in ihr verflachen. Hier greift nun die Kältetechnik ein.
                              									Früher wurde der Dampf aus den Stempeln abgelassen und diese mit Wasser von
                              									Zimmertemperatur gekühlt. Das erforderte aber eine ziemliche Zeit und verzögerte so
                              									die Produktion. Um eine schnellere Abkühlung zu erreichen, wird jetzt das Wasser
                              									durch Kühlschlangen, in den Ammoniak expandiert, auf 4° C abgekühlt und im Kreislauf
                              									aus einem Behälter unter diesen Kühlschlangen durch die Stempel gepumpt, aus denen
                              									es mit etwa 10° C wiederkehrt. Der Fabrikationsvorgang wiederholt sich so alle 20
                              									Sek., und zwar je 20 für das Erwärmen der Stempel und 20 für das Kühlen, so daß in
                              									der Stunde im Durchschnitt 60 Platten fertig werden.
                           Der Wärmeaufwand hierbei ist beträchtlich, denn jede der Platte durch den Dampf
                              									zugebrachte Wärmeeinheit muß durch das Wasser wieder entfernt werden. Es entsprechen
                              									etwa jedem kg Kohle zur Dampferzeugung zwei KWh zur Kälteerzeugung am
                              									Kompressor.
                           Auch bei anderen ähnlichen Pressvorgängen kann durch entsprechende Kühlung Zeit und
                              									Arbeit gewonnen werden.
                           Power 1929 Bd. 70 S. 86.
                           Kuhn.