| Titel: | Neuheiten der Siemens-Schuckert-Werke auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1930. | 
| Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 27 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuheiten der Siemens-Schuckert-Werke auf der
                           								Leipziger Frühjahrsmesse 1930.
                        Neuheiten der Siemens-Schuckert-Werke.
                        
                     
                        
                           
                              
                              1 a) Motoren.
                              
                           Zur Verbesserung des elektromotorischen Antriebes von langsam laufenden
                              									Arbeitsmaschinen haben die SSW Vorgelegemotoren
                              									entwickelt, die es ermöglichen, bei Arbeitsmaschinen mit niedrigen
                              									Antriebsdrehzahlen die Vorteile der Schnellauf enden Motoren durch direkte Kupplung
                              									auszunutzen. Hierdurch werden die bisher vielfach verwendeten Zwischenorgane wie
                              									Riemen, Ketten, Rädertriebe usw. mit ihren Verlusten, Lärm und Verschleiß umgangen.
                              									Die Vorgelegemotoren zeichnen sich durch geringen Platzbedarf, hohen Wirkungsgrad
                              									und praktisch geräuschlosen Gang aus.
                           Die Vorgelegemotoren werden von den kleinsten Leistungen aufwärts bis etwa 500 kW
                              									ausgeführt. Bei den kleinen Leistungen bis 5,5 kW gelangen Kompurgetriebe zur Verwendung (Bild 1.)
                              									Diese Vorgelege werden für Uebersetzungen von 1 : 7 bis 1 : 13 reihenmäßig
                              									hergestellt, außerdem auf Wunsch auch für Uebersetzungsverhältnisse abwärts bis 1 :
                              									3 und für größere Uebersetzungen bis 1 : 60 gebaut. Das Vorgelege ist ein
                              									schlupffreies Wälzgetriebe von gedrängter Bauweise und konzentrischer Anordnung.
                           Die Vorgelegemotoren größerer Leistung erhalten Vorgelege mit
                                 										echter Pfeilverzahnung. Diese Verzahnung sichert stetigen Eingriff und
                              									damit ein gleichmäßiges Abwälzen der in Eingriff stehenden Getrieberäder. Diese
                              									Vorgelege werden bei Uebersetzungen bis 1 : 5 einstufig ausgeführt und wie die
                              									vorbeschriebenen Kompurgetriebe an Stelle des antriebsseitigen Lagerschildes mit dem
                              									Motor zusammengebaut. Größere Uebersetzungen über 1 : 5 bedingen zweistufige
                              									Ausführung der Getriebe (Bild 2). Motoren größerer
                              									Leistung über ca. 250 kW erhalten zweistufige Zweiweggetriebe. Die Leistung teilt
                              									sich hier vom Motorritzel auf parallelgeschaltete- Zwischen wellen, die je den
                              									halben Kraftfluß führen. Von da wird die Leistung im Getrieberad mit der
                              									Vorgelegewelle wieder vereinigt. Eine besondere Einrichtung sichert gleiche
                              									Lastverteilung auf die beiden Zwischenwellen.
                           Die Vorgelegemotoren haben in allen Industriezweigen bereits Eingang gefunden und
                              									sich überall in hervorragender Weise bewährt. Selbst für schwerste Betriebe wie
                              									Plattenbänder unter Tage, Holzschleifer, Zementmühlen, Kollergänge,
                              									Kolbenkompressoren haben sie ihre vorzügliche Eignung bewiesen.
                           Bei den geschlossenen Drehstrommotoren mit
                                 										Oberflächenkühlung fehlt jeglicher Mantel, der sich mit faserigem und
                              									backendem Staub vollsetzen könnte. Ein außerhalb des Motorinnern auf die Motorwelle
                              									aufgesetzter Lüfter bläst einen Luftstrom frei über die Oberfläche der Maschine.
                              									Diese OR-Motoren werden in Ausführung mit Kurzschluß- und Schleifringläufer gezeigt.
                              									Sehr praktisch ist die an einem OR-Motor gezeigte Anbau-Spannrolle. Die Verwendung
                              									von Wälzlagern im Elektromaschinenbau hat es möglich gemacht, die Spannrolle
                              									unmittelbar an das antriebseitige Lagerschild anzubauen, wodurch sich eine sehr
                              									gefällige Anordnung ergibt, die nur geringen Platz benötigt.
                           Sondermotoren sind der Rollmotor (Bild 3) für geringeren
                              									Kraftbedarf und der Fahrmotor (Bild 4) für größeren Kraftbedarf, zwei neue ortsveränderliche
                              									Antriebsmotoren, die bereits in Landwirtskreisen das größte Interesse erregt haben.
                              									Beide Motorenbauarten sind für Verwendungsgebiete bestimmt, bei denen der
                              									Arbeitsplatz häufig gewechselt wird, so für Dreschmaschinen, Fördergebläse,
                              									Hächselmaschinen, Kreissägen, Jauchepumpen usw.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 27
                              Bild 1: Drehstrommotor mit Wälzgetriebe
                              
                           Weiterhin wird eine Reihe von Kleinstmotoren gezeigt. Für
                              									derartige Motoren bieten sich mit Rücksicht auf das immer weitere Vordringen des elektrischen
                              									Einzelantriebes mannigfache Verwendungsmöglichkeiten. Diese kleinen Motoren können
                              									in Form von Einbau- bzw. Anbaumotoren organisch mit der betreffenden Arbeitsmaschine
                              									verbunden werden. Die Durchbildung als Universalmotor ermöglicht ihre wahlweise
                              									Verwendung für Gleich- bzw. Wechselstrom. In Haushalt und Gewerbe, in Büro und
                              									Geschäft sowie in der Industrie erfreuen sich derartige Motoren allgemeiner
                              									Beliebtheit.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 28
                              Bild 2: Geschützter Drehstrom-Vorlegemotor mit angebauter Anlaßwalze und
                                 										zweistufigem Einweggetriebe
                              
                           
                        
                           
                              1 b) Gleichrichter.
                              
                           Die ausgestellten Glas-Gleichrichter Schränke zeigen als
                              									besonders bemerkenswerte Neuerung eine Einrichtung, die Heizung und Kühlung der
                              									Glasgefäße selbsttätig in Abhängigkeit von der Gleichstrombelastung bringt. Diese
                              									Einrichtung besteht für jeden Gleichrichter-Schrank aus zwei in der Nähe des Kolbens
                              									eingebauten Heizsonnen, die in eingeschaltetem Zustande den Kolben, insbesondere die
                              									Erregerpartie, anwärmen und so die Zündung des Gleichrichters bei niedrigen
                              									Temperaturen erleichtern. Die Zu- und Abschaltung dieser Heizsonnen geschieht
                              									selbsttätig durch einen kleinen Quecksilberkippschalter, der von einer in dem
                              									Luftstrom des Ventilators eingebauten Luftfallklappe betätigt wird. Da die
                              									Umdrehungszahl des Ventilators mit Hilfe einer besonderen Drosselspule in
                              									Abhängigkeit von der Gleichstrombelastung gebracht wird, wird durch diese
                              									Luftfallklappe oberhalb einer bestimmten Stromstärke die Fallklappe hochgehoben und
                              									somit die Heizung ausgeschaltet, während unterhalb dieser Stromstärke die Fallklappe
                              									unten liegt und somit die Heizung eingeschaltet hat. Auf diese Weise wird erreicht,
                              									daß bei Leerlauf oder geringer Belastung und niedriger Außentemperatur der
                              									Glaskolben angewärmt wird.
                           Die vorerwähnte Drossespule liegt in der Zuleitung zum Ventilatormotor und wird von
                              									dem Motorstrom durchflössen. Gleichzeitig wird der Gleichstrom des Gleichrichters in
                              									einigen dicken Windungen über die Drossel geführt. Bei Leerlauf oder geringer Last
                              									ist die Drosselwirkung so stark, daß der Ventilatormotor gerade anläuft, ohne
                              									zu kühlen. Bei steigender Belastung wird jedoch durch den Gleichstrom die Drossel
                              									vormagnetisiert, so daß durch den hierdurch erzeugten konstanten Kraftfluß die
                              									Drosselwirkung immer schwächer wird, dem Ventilator also eine immer größere Spannung
                              									zur Verfügung steht, bis er mit voller Umdrehungszahl läuft, was ungefähr bei 60%
                              									der Gleichstrombelastung eintritt.
                           Eine weitere bemerkenswerte Neuerung ist ein in der Nähe des Kolbens eingebautes Thermorelais, das oberhalb einer bestimmten kritischen
                              									Temperatur einen Kontakt schließt, unterhalb dieser Temperatur aber öffnet, Ueber
                              									dieses Relais wird die Zuleitung zur Spritzzündung gelegt, so daß bei niedriger
                              									Rautemperatur der Gleichrichter nicht zündet, während oberhalb dieser Temperatur die
                              									Zündung selbsttätig freigegeben wird. Beim Einschalten des Gleichrichters bei
                              									niedriger Raumtemperatur wird also der Zündvorgang erst vor sich gehen können,
                              									nachdem die Heizeinrichtung die erforderliche Temperatur geschaffen hat. Auf diese
                              									Weise wird mit Sicherheit verhindert, daß im Winter der Glaskolben bei zu niedriger
                              									Temperatur eingeschaltet wird, was unter Umständen erhebliche Ueberspannungen in
                              									Drosselspule und Transformator hervorrufen kann. Für vollkommen selbsttätig
                              									arbeitende Anlagen ist diese Einrichtung von besonderer Wichtigkeit, da hier ohne
                              									jedes Zutun des Personals verhindert werden muß, daß beim Einschalten der Station
                              									und vor allem auch beim Wiederkommen der fortgebliebenen Drehstromspannung der
                              									unzulässig stark abgekühlte Kolben eingeschaltet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 28
                              Bild 3: Rollmotor treibt Höhenförderer an
                              
                           Die Vorzüge dieser patentierten Heiz- und Kühlungseinrichtung sind also:
                           
                              1. Verhinderung des Einschaltens kalter Kolben durch
                                 										selbsttätige Ausschaltung der Zündeinrichtung unterhalb einer gewissen
                                 										Temperaturgrenze, wodurch die gefährlichen Zünd-Ueberspannungen beseitigt
                                 										werden.
                              2. Fortfall der bei intermittierendem Betrieb eintretenden
                                 										größeren Temperaturschwankungen durch selbsttätiges Einschalten der
                                 										Heizeinrichtung bei Leerlauf oder bei geringer Last, wodurch die Lebensdauer der
                                 										Glaskörper erhöht wird.
                              3. Beseitigung der durch Unterkühlung der Glasgefäße
                                 										möglichen Unstabilität der Gleichspannung, da der Ventilator bei geringer Last
                                 										oder Leerlauf nicht mehr kühlt.
                              4. Fortfall jeglicher Relais und Kontakte für die Regulierung
                                 										der Ventilatordrehzahl.
                              5. Verbesserung des Wirkungsgrades bei geringer Belastung durch
                                 										Herabsetzung des Spannungsabfalles.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 29
                              Bild 4: Fahrmotor mit Dreschmaschine.
                              
                           Die Schränke sind für folgende Verhältnisse ausgeführt:
                           1 Schrank für 200 A bei 3000 V gleichstromseitig, mit
                              									Luftkühlung;
                           1 Schrank für 500 A bei 220 V gleichstromseitig, mit
                              									Luftkühlung;
                           1 Schrank für 600 A bei 220 V gleichstromseitig, jedoch mit
                              									Wasserkühlung.
                           Ferner werden noch einige bemerkenswerte Ausführungen von Glaskolben gezeigt, und
                              									zwar je ein Kolben (der Type VD 351) für 350 A, luftgekühlt mit Einbaukäfig (Bild 5), für 500 A ebenfalls luftgekühlt für 3000 V
                              									bei 250 A.
                           Bei dem ausgestellten Groß-Gleichrichter für 4000 A
                              									(ähnlich Bild 6) sind alle neuesten Fortschritte im
                              									Groß-Gleichrichterbau berücksichtigt.
                           Die Bestrebungen zur Schaffung eines brauchbaren Klein-Gleichrichters haben im Kupferoxydul-Gleichrichter zu einem vollen Erfolg geführt. Die
                              									Arbeitsweise dieser Gleichrichter beruht auf der Sperrwirkung, die bei einer
                              									oxydierten Kupferscheibe zwischen der Kupferunterlage und dem Kupferoxyd vorhanden
                              									ist. Auf Grund dieses Prinzips haben die SSW Klein-Gleichrichter entwickelt, welche
                              									keine bewegten Teile, keine Flüssigkeit oder Röhren enthalten und welche sich im
                              									Betrieb dadurch auszeichnen, daß sie bei gutem Wirkungsgrad unbegrenzte Lebensdauer
                              									haben und keinerlei Wartung erforderlich machen. Während Geräte für 0,5 A und 6 V
                              									zum Laden kleiner Batterien schon seit Jahren in großem Umfange verwendet werden,
                              									ist man erst in letzter Zeit dazu übergegangen, die Gleichrichter auch für größere
                              									Spannungen und Stromstärken auszuführen. Nach den bisherigen äußerst günstigen
                              									Erfahrungen kann man schon heute Trockengleichrichter auch für noch größere
                              									Spannungen ausführen. Ein Gerät, das sich zum direkten Anschluß an Drehstrom
                              									eignet und auf der Gleichstromseite ½ A bei 220 V liefert, wird ebenfalls
                              									gezeigt.
                           
                        
                           
                              1 c) Schaltgeräte und Teile von Schaltanlagen.
                              
                           Um den vielfachen Anforderungen nach Hochleistungsölschaltern insbesondere der VDE-Spannungsreihe 10 in
                              									kleineren Netzstationen und Anschlußanlagen Genüge zu tun, haben die SSW den
                              									bekannten Hochspannungsölschalter durch Vereinfachung einer Reihe von
                              									Konstruktionsteilen leichter und preiswerter hergestellt. Ein derartiger Schalter
                              									der sogen. Typengruppe R 38 hat eine Abschaltleistung von 130000 kVA (Bild 7). Der Schalter ist gleichzeitig mit neuen
                              									Ueberstromauslösern nach dem Ferraris-Prinzip ausgerüstet, die eine vom Strom
                              									unabhängige Zeitauslösung gestatten. Zum Vergleich wird ein Hochleistungsölschalter
                              									der Typengruppe 42 gezeigt, dessen Schaltleistung durch Einbau von Löschkammern auf
                              									400 MVA erhöht wurde. Die gleichen Schalter ohne Löschkommer leisten auf Grund der
                              									eingehenden Versuche im Hochleistungsprüffeld der SSW 230 MVA.
                           In neuester Zeit sind Bestrebungen in Gange, Hochleistungs-Schalter zu bauen, die ohne Oel
                              									arbeiten, und zwar haben die SSW zwei verschiedene Typen entwickelt.
                           Die eine Ausführung ist der Preßluftschalter (Bild 8), dessen Wirkungsweise darauf beruht, daß
                              									Druckluft mit einem Druck von 6–8 Atmosphären gegen den Lichtbogen, geblasen
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 29
                              Bild 5: Glas-Gleichrichter mit Spritzzündung im Einbaukäfig.
                              
                           Nach einem anderen und gänzlich neuen Prinzip ist der Expansionsschalter (Bild 9) gebaut, den die
                              									SSW nach zweijähriger Forschungsarbeit in ihrem Hochleistungsprüffeld entwickelt
                              									haben. Dieser Schalter ist an keine Druckluftanlage gebunden. Er ist mit einer nicht
                              									brennenden Flüssigkeit gefüllt, und der beim Abschalten entstehende Lichtbogen
                              									bringt einen Teil dieser Flüssigkeit zum Verdampfen. Die SSW haben nun bei ihren
                              									Versuchen festgestellt, daß die Löschung eines Wechselstrom-Lichtbogens, der in
                              									einer Dampfatmosphäre brennt, immer dann stattfindet, wenn während der Zeit des Stromdurchganges
                              									durch Null eine genügend starke Temperaturabnahme des Dampfes eintritt. Die
                              									einfachste Art, Dampf abzukühlen, besteht darin, ihn adiabatisch expandieren zu
                              									lassen. Der Löschvorgang findet nun in der Weise statt, daß die elektrischen
                              									Teilchen des Lichtbogens bei der Abkühlung und Kondensation des Dampfes mit
                              									Flüssigkeit beschwert werden, wodurch sich ihre Masse auf das Tausend- bis
                              									Millionenfache erhöht. Infolgedessen kann Stoßionisation nicht mehr eintreten, da
                              									das elektrische Feld die für den Durchschlag erforderliche Geschwindigkeit der
                              									Ladungsträger nicht mehr herbeiführen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 30
                              Bild 6: Groß-Gleichrichter für 6000 Ampère.
                              
                           Die neuen Schalter sind bis zu den höchsten Spannungen und Abschaltleistungen
                              									brauchbar, zeichnen sich durch einfachen Aufbau aus und ergeben beim Einbau in die
                              									Schaltanlage eine sehr übersichtliche Anordnung.
                           Die Schnellschalter mit Verbunddrossel der SSW werden in 2
                              									Ausführungen gebaut, als Ueberstromschnellschalter und als Rückstromschnellschalter.
                              									Der Aufbau ist vereinfacht und übersichtlich. Die SSW stellen derartige Schalter für
                              									1000, 2000 und 8000 A aus. Der Ueberstromschnellschalter für 8000 A hat etwa die
                              									Größe eines 2500-A-Schnellschalters und ist wegen der hohen Stromstärke mit einer
                              									sinnreichen Wasserkühlung versehen. Das Wasser fließt durch den oberen Kontakt
                              									nacheinander durch die Blasspule, durch die Kontaktbrücke und das untere
                              									Kontaktstück wieder fort. Die SSW-Schnellschalter sind allen anderen bisher
                              									bekanntgewordenen Konstruktionen überlegen; vom Moment des Schaltkommandos bis
                              									zum Ablösen der Kontaktbrücke von den Schaltstücken vergehen nur
                              										\frac{1000}{1,5} sek.
                           Die neuen Hochleistungssicherungen der SSW zeichnen sich
                              									durch Bewältigung von hohen Stoßkurzschlußströmen aus. Die eigenartige Anordnung der
                              									beiden parallelgeschalteten Schmelzleiter vermeidet den Corona-Effekt an diesen
                              									Teilen. Beide Schmelzdrähte sind derartig in ein pulverförmiges Füllmaterial
                              									gebettet, daß bei den normalen Leistungen die Sicherung ohne erhebliche
                              									Feuererscheinung schmilzt. Die Hochleistungssicherung wird für 10, 20 und 30 kV
                              									hergestellt und für Stromstärken von 2 bis 30 A. Die SSW zeigen zunächst eine
                              									Ausführung für Innenraummontage und 10 kV und eine für gleiche Spannung und
                              									Freiluftmontage mit den dazugehörenden Einsätzen.
                           Die bereits auf der vergangenen Messe gezeigten Ueberspannungsschutzapparate für 250
                              									V, nach ihrem Arbeitsprinzip Kathodenfallableiter
                              									genannt, sind nunmehr bis 15 kV-Betriebsspannung lieferbar. An zwei Masten sind
                              									Ableiter für 500 V und solche für 15 kV aufgehängt. Die Ableiter zeichnen sich durch
                              									ihre gedrängte, vollkommen geschlossene Form und durch das Fehlen von offenen
                              									Funkenstrecken mit Blasspulen vorteilhaft von den bisherigen Konstruktionen aus.
                           Von dem bewahrten gußgekapselten Hochspannungsmaterial
                              										(Bild 10) stellen die SSW wiederum 3 Einheiten
                              									aus, von denen das mittelste Feld mit Druckluft betriebsmäßig geschaltet werden
                              									kann. Nicht nur im Inlande, sondern neuerdings auch im Auslande werden gerade diese
                              									Konstruktionen der SSW stark bevorzugt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 30
                              Bild 7: Hochleistungs-Oelschalter für eine Abschaltleistung von 130000
                                 										KVA.
                              
                           Die ausgestellten Freiluftdurchführungen und Stützer weisen bereits die genormten Porzellane und
                              									Abstände auf. Hervorzuheben sind insbesondere senkrechte Durchführungen für die Reihe 45 mit
                              									Massefüllung und Abtrennungsraum sowie die Durchführungen
                              									für hohe Stromstärken bis 2000 A.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 31
                              Bild 8: Preßluftschalter für 10000 V.
                              
                           Von den Motorschutzschaltern verdient die neue Type für
                              									Wechsel- oder Drehstrom von 60 A Nennstrom (Bild 11) besondere Beachtung. Der größte zulässige
                              									Ausschaltstrom beträgt bei induktionsfreier Belastung und 380 V 2500 A, und bei 500
                              									V 2000 A. Dieser Schalter wird in geschlossener und in gekapselter Ausführung
                              									gebaut. Auf der Grundplatte aus Isolierstoff sind die auswechselbaren
                              									Wälzkontaktstücke und die magnetische Funkenlöschung aufgesetzt. Die Phasen werden
                              									durch abnehmbare Funkenkamine voneinander getrennt. Ferner ist eine Freilaufkupplung
                              									vorhanden, durch die der Handgriff mit den beweglichen Schaltstücken verbunden ist!
                              									Eine Behinderung der Selbstausschaltung durch Festhalten oder Festbinden des
                              									Handgriffes ist daher nicht möglich. Auch beim Ausschalten von Hand wird diese
                              									Kupplung gelöst, so daß stets eine von der Bewegung des Handgriffs unabhängige
                              									Moment-Ausschaltung eintritt. Die Schaltstellung ist von außen sichtbar gemacht.
                           Dieser Schalter kann auch in 3- und 4-poliger Ausführung mit Erdschlußauslöser ausgerüstet werden für den RWE
                              									(Heinisch-Riedl)-Schutz.
                           Die neuen Steuerschalter für angestrengten Betrieb
                              									(Hebezeuge, Hütten- und Walzwerke und dgl.) haben Nockenschaltwalzen zur Betätigung
                              									der einzelnen Kontaktpaare. Je nach der Größe der Schaltleistung haben die
                              									Einzelschalter Funkenbläser oder nicht. Zur Vermeidung von Ueberschlägen sind
                              									jedoch stets Funkenkamine vorgesehen.
                           Der neue Hochstrom-Selbstschalter wird gebaut für 4000 bis
                              									20000 A Nennstrom und für Spannungen bis 1500 V. Die Vorzüge der Schalter sind:
                           
                              a) nur senkrechte Isolation und lange Kriech- und
                                 										Luftstrecken,
                              b) großer Kupferquerschnitt und daher geringe Erwärmung,
                              c) hohe Abschaltleistung,
                              d) einfache Bauart und gute Zugänglichkeit zu den
                                 										Kontaktstellen,
                              e) klinkenlose Freilaufkupplung.
                              
                           Der Schalter ist aufgebaut auf einer gußeisernen Grundplatte.
                              									Zwei Konsolen, die auf die Grundplatte geschraubt sind, tragen die Lager der
                              									Schalterantriebsorgane. Die Kontaktbürsten sind in Gruppen von je 4 Stück
                              									unterteilt. Der Schalter hat Vorkontakte und Abbrennstücke, auch können Blasspulen
                              									angeordnet werden. Die Abbrennstücke jeder Bürstengruppe sind von einer
                              									Lichtbogenkammer umgeben, die ein Auftreffen des Lichtbogens auf geerdete Teile
                              									verhindert. Die Blasspulen werden erst nach Unterbrechung des Hauptkontaktes vom
                              									Hauptstrom durchflössen, der dann das schnelle und sichere Erlöschen des Lichtbogens
                              									bewirkt. Der Schalter wird durch einen Hubmagnet oder, falls erforderlich, von Hand
                              									angetrieben. Zur Fernauslösung des Schalters dient ein Auslösemagnet. Er kann auch
                              									mit Ueberstromauslösern versehen werden.
                           Die neuen Luft- und Oelschütze können als Motor schütz
                              									Schalter oder als normale Schütze verwendet werden. Das Schütz K 3713 für 15 A
                              									Höchststrom ist mit Kontakten in Luft ausgerüstet. Zu Verriegelungszwecken sind ein
                              									oder zwei Abhängigkeitskontakte angeordnet. Zum Schutz gegen Berührung ist das
                              									Schütz mit einer Blechhaube versehen. Die einzelnen Phasen sind durch isolierende
                              									Wände überschlagsicher voneinander getrennt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 31
                              Bild 9: Expansionsschalter für 10000 V.
                              
                           
                           Das Schütz für 15 A kann zwei- und dreipolig ausgeführt werden. Für höhere
                              									Ströme bis 25 A ist die Type K 3740 zu verwenden. Der Aufbau dieser Schütze ist
                              									ähnlich wie bei der Type K 3713, jedoch sind die Kontakte wie auch die Schützspule
                              									so an der Grundplatte angeordnet, daß diese Teile in einen ölgefüllten Kessel
                              									hineinragen. Oberhalb der Grundplatte ist ausreichender Raum vorgesehen, damit
                              									innerhalb des Oelkessels noch die Wärmeauslöser bei Verwendung des Schützes als
                              									Motor schütz Schalter angeordnet werden können. Es wird von Fern gesteuert durch
                              									einen getrennt montierten oder angebauten Druckknopf für „Ein- und
                                 										Ausschaltung“. Nach Belieben können zwei oder drei thermische
                              									Ueberstromauslöser vorgesehen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 32
                              Bild 10: Gußgekapselte Hochspannungs-Schalteinheit.
                              
                           Der neue Mehrmotorenselbstschalter für 4 bis 6 Motoren
                              									besteht aus einem dreipoligen gekapselten Selbstschalter mit 1 oder 2
                              									unverzögerten Auslösern und einem Spannungsauslöser für Ruhestrom. Die
                              									gemischtverzögerte Wärmeauslösung für die einzelnen Motoren ist in einem besonderen
                              									Relaiskasten untergebracht, der an die Selbstschalter angebaut ist. Der Schutz für
                              									die einzelnen Motoren ist also in einen besonderen Relaiskasten gelegt, während der
                              									direkte Kurzschlußschutz für alle Motoren gemeinsam im Selbstschalter angeordnet
                              									ist. Im übrigen ist die Konstruktion des Selbstschalters ähnlich den normalen
                              									Schaltern Type R bzw. H 910.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 32
                              Bild 11: Motorschutzschalter für 60 A.
                              
                           Es sei auch auf die neuen Ausführungen von Stern-Dreieckschaltern hingewiesen sowie auf die gußgekapselten Niederspannungs-Verteilungsanlagen für rauhe Betriebe über
                              									und unter Tage.