| Titel: | Werdegang des Metallspritzverfahrens. | 
| Autor: | A. Salmony | 
| Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 70 | 
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                        Werdegang des Metallspritzverfahrens.
                        
                           (nach Schoop).
                           
                        Von Dipl.-Ing. Dr. A. Salmony, Berlin.
                        Werdegang des Metallspritzverfahrens.
                        
                     
                        
                           Am 10. April waren es 20 Jahre, seitdem die grundlegenden Ideen des
                              									Metall-Spritzverfahrens datieren, und es dürfte infolge der großen Anwendungsgebiete
                              									desselben interessant sein, über das Verfahren und seinen Erfinder zu berichten,
                              									zumal dieser, Dr. h. c. M. U. Schoop in Zürich, am selben Tage seinen 60. Geburtstag
                              									feierte.
                           Der erste Apparat, der zur Herstellung eines Schoop'schen Metallüberzuges diente,
                              									oder vielmehr desjenigen Metallüberzuges, der den Anstoß zu Schoops Erfindung gab,
                              									war ein Flobertstutzen. Beim Schießen mit Schrot und mit Kugeln nach kleinen, vor
                              									einer Steinmauer aufgestellten Ziegeln prallten mehrere Geschosse gegen die Mauer
                              									und blieben dort zum Teil als plattgedrückte Bleimassen haften. Dabei zeigte sich,
                              									daß da, wo zwei Kugeln dicht nebeneinander aufgeschlagen waren, an der
                              									Berührungsstelle eine Vereinigung stattgefunden hatte, die wie eine Verschweißung
                              									aussah. Dieser Beobachtung verdankt Schoop die Grundgedanken seiner Erfindung.
                           Obwohl Schoop als Fachmann auf dem Gebiet der Akkumulatorentechnik – seine
                              									diesbezüglichen Studien wie auch seine Arbeiten auf dem Gebiet der autogenen
                              									Aluminiumschweißung und der Elektrolyse des Wassers haben ihm bei Ausgestaltung der
                              									Metallspritz-Ideen wertvolle Dienste geleistet – im Prinzip das Verfahren der
                              									Metallzerstäubung durch gasförmige Druckmittel kannte, bewegten sich seine auf Grund
                              									jener Beobachtung vorgenommenen Versuche zunächst in der Richtung des gewaltsamen
                              									Aufschleuderns fester Bleikörner. Die kleine mit Schrot geladene Kanone schleuderte
                              									ihre Ladung gegen eine feste Wand. Bei der relativ großen Streuung konnten jedoch
                              									keine zusammenhängenden Ueberzüge entstehen, und wenn das Geschütz der Wand näher
                              									gebracht wurde, so prallten so viele Schrotkörner zurück, daß das Ergebnis noch
                              									ungünstiger ausfiel. Schon diese Versuche deuteten darauf hin, daß der Druck, mit
                              									dem das Metall fortgeschleudert wird, eine gewisse Grenze nicht überschreiten darf.
                              									Diese Regel erwies sich auch dann als zutreffend, als die Schrotladung der Kanone
                              									zur Erzielung eines einheitlich verschmolzenen Ueberzuges bis zum Flüssigwerden
                              									erhitzt wurde. Der Druck der Pulvergase, der in einem modernen Feldgeschütz 3000 bis
                              									4000 atm. beträgt, schleudert selbst aus einem so kleinen und primitiv gebauten Rohr
                              									die Ladung noch immer mit mehreren hundert Atmosphären Druck hinaus, und es scheint
                              									einem nicht verwunderlich, daß damit keine befriedigenden Resultate zu erreichen
                              									waren, wenn man erfährt, daß heute beim Metallspritzverfahren kein höherer Druck als
                              									3,5 atm. zur Anwendung gelangt.
                           Das Verfahren der Metallspritzung ist bekanntlich dadurch gekennzeichnet, daß
                              									feinverteiltes Metall im flüssigen Zustande durch Anwendung von Preßgas mit Wucht
                              									auf die Oberfläche des betreffenden Körpers geschleudert wird. Die
                              									Metallteilchen füllen die Unebenheiten und Poren der Oberfläche aus, und durch die
                              									gleichmäßig entstehende aufgeschweißte Metallschicht wird eine dauerhafte und
                              									sichere Abdichtung erzielt. Schoops grundlegende Erfindung war schon im Jahre 1910
                              									in den meisten Kulturstaaten zum Schütze angemeldet, doch hatten die mit der
                              									sogenannten Metallisator-Pistole erzielten Ueberzüge z.B. von Blei den Fehler großer
                              									Härte und Sprödigkeit, so daß sie nur in beschränktem Maße verwandt werden konnten.
                              									Der Fehler bestand in der Natur des damals angewandten Drahtspritzverfahrens, das im
                              									wesentlichen darin besteht, daß ein Metalldraht durch eine konzentrische Stichflamme
                              									abgeschmolzen und die rasch hintereinander entstehenden Schmelztropfen mit einem
                              									ebenfalls konzentrischen Preßluftstrom zerteilt und auf die Gegenstände
                              									aufgeschleudert wurde. Schoop verbesserte sein Verfahren dauernd, bis es ihm
                              									schließlich gelang, eine betriebssichere und befriedigende Lösung zu finden in der
                              									Einrichtung der Homogen-Spritzpistole.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 70
                              Verzinken einer Kühlschlange.
                              
                           So ist in dieser ZeitschriftJg. 1929/10. auch hierüber schon
                              									berichtet worden. Neuerdings ist es Schoop gelungen, nicht nur auf dichte Gefüge wie
                              									Metalle, Glas und derartiges einen metallischen Ueberzug aufzuspritzen, sondern auch
                              									auf Materialien von nicht dichtem Gefüge, wie z.B. Papier, gemäß dem man einen
                              									Aluminiumüberzug von der Feinheit bis 0,002 mm erhalten kann; dennoch ist diese
                              									Schicht homogen, was sich durch die elektrische Leitfähigkeit zeigte. Aber nicht nur
                              									Papier, sondern auch andere Körper mit nicht dichtem Oberflächengefüge, wie bereits
                              									erwähnt, können in dieser Weise behandelt werden, so Holz, auch Textilgewebe, und
                              									Linoleum, ja sogar Celluloid. Dieses hängt damit zusammen, daß der Strahlenkegel der
                              									Pistole eine außerordentliche Reaktionsfläche darstellt, bei welcher die Teilchen
                              									nach einem rasch vorübergehenden Erhitzungszustande sich sofort abkühlen. Ueber die
                              									Möglichkeit des metallisierten Papier es zur Verwendung von Banknoten soll hier
                              									nicht näher eingegangen werden. Neuer ist noch das „Metalloholz“, welches ein
                              									großes Anwendungsgebiet haben wird, so zur Innenarchitektur, zur Verwendung von Kühlkabinen, von
                              									rost- und mottensicheren Kammern wie überhaupt zur Abhaltung von Insekten. Weiterhin
                              									auch ganz besonders auf dem Gebiete des Flugzeugwesens; werden doch vom Konstrukteur
                              									möglichst alle Metallteile klein bemessen. Ein Anrosten und Anfressen der
                              									Metalldrähte, Beschläge usw. kann gefährlich werden. Sehr wichtig ist auch für die
                              									chemische Industrie die Verwendung eines dünnen Metallüberzuges auf Holz, da selbst
                              									Wolframstahl und Chrom hier verwandt werden können. Die Textilindustrie macht
                              									Gebrauch hiervon zur Metallisierung von Stoffen; sei es gegen Feuersgefahr, sei es
                              									für Wandbekleidung oder für Kleidungsstücke, die durch Schablonen geeignet gemustert
                              									werden.
                           Schoop selbst, der in voller Tätigkeit und Frische seinen 60. Geburtstag nunmehr
                              									beging, war zuerst in den Jahren 1894/96 als Maschinenmonteur in Rußland tätig und
                              									studierte alsdann auf dem Polytechnikum in Zürich Physik und Elektro-Chemie. Nachher
                              									beschäftigte er sich besonders mit elektr. Akkumulatoren und der industriellen
                              									Herstellung von Wasserstoff und Sauerstoff und schließlich mit der autogenen
                              									Metallschweißung. Auch glückte ihm nach unzähligen Versuchen im Jahre 1906 die
                              									autogene Aluminiumschweißung. In Anerkennung seiner technischen und chemischen
                              									Leistungen erhielt er 1914 vom Franklin-Institut in Philadelphia die
                              									John-Scott-Medaille, und vor einigen Jahren von der technischen Hochschule den
                              									Dr.-Ing. h. c.