| Titel: | Gasfüllungsglühlampen und künstliches Sonnenlicht. | 
| Autor: | B. Duschnitz | 
| Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 81 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Gasfüllungsglühlampen und künstliches
                           								Sonnenlicht.
                        Von Ingenieur B. Duschnitz.
                        DUSCHNITZ, Gasfüllungsglühlampen.
                        
                     
                        
                           Vor kurzem brachte die Tagespresse die Aufsehen erregende Nachricht aus New
                              									York, daß es bei der General Electric Co. gelang, künstliches Sonnenlicht
                              									herzustellen, das in kurzer Zeit unsere heutigen Glühlampen völlig verdrängen
                              									werde. Das Prinzip des neuen Lichts soll in der Verbindung zweier Wolfram-Elektroden
                              									durch einen Wolframfaden bestehen, der einem Quecksilberlichtbogen parallel läuft.
                              									Die neue Lichtquelle sei zwar noch nicht völlig durchkonstruiert, sie werde jedoch
                              									bald technisch vollendet und als synthetisches Sonnenlicht von umwälzender Bedeutung
                              									auf dem Gebiete des künstlichen Lichtes sein. Das Sonnenlicht dieser Birne soll die
                              									natürliche Höhensonne an bakterientötender und nervenheilender Wirkung übertreffen
                              									und der volkshygienische Wert der Erfindung wird als unermeßbar bezeichnet. Die
                              									Mitteilung wurde von dem Direktor der Laboratorien General Electric Co. dem Kongreß
                              									des U.S. Instituts der Elektroingenieure gemacht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 81
                              Abb. 1. Lampe mit in Quecksilberdampf beanspruchtem Leuchtfaden
                                 										(unvorteilhafte Anordnung).
                              
                           Gehen wir auf den Kern dieser Nachricht zurück, so offenbart sich das Wirkungsprinzip
                              									der neuen Lampe als dasjenige einer kombinierten Quecksilberdampf-Wolframglühlampe,
                              									d.h. einer Glühlampe mit Quecksilberdampffüllung, und es soll im Folgenden näher
                              									gezeigt werden, was auf diesem Gebiete bisher praktisch bereits erreicht worden ist
                              									und welche Aussichten auf Grund vorliegender Untersuchungen für die Verwirklichung
                              									der amerikanischen Bestrebungen bestehen.
                           Bereits 1899 beschritt Alf Sinding-Larsen in Frederiksvaern in Norwegen den Weg,
                              									einen beliebigen Glühkörper in einem Glasbehälter unter hohem
                                 										Druck von indifferenten Gasen oder Dämpfen elektrisch zu beanspruchen.
                              									Seine diesbezüglichen grundlegenden Gedanken offenbarte er in der deutschen
                              									Patentschrift 114438 wie folgt:
                           
                              „Diese Gase oder Dämpfe müssen, um den Zweck der Erfindung zu ereichen, sowohl in
                                 										chemischer als in physikalischer Beziehung indifferent sein, d.h. sie dürfen
                                 										weder auf den Glühfaden chemisch einwirken, noch von demselben absorbiert
                                 										werden; der Druck des Gases soll ausschließlich auf die Oberfläche des
                                 										Glühfadens wirken. Wenn das Gas in das Innere des Fadens eindringt, wird
                                 										die beabsichtigte Wirkung nicht eintreten; diese besteht nämlich darin, die
                                 										Moleküle des Fadens von außen her zusammenzudrücken, so daß ein Losreißen nicht
                                 										möglich wird. Die Wirkung der Erfindung ist leicht zu verstehen. Wenn man eine
                                 										übliche Glühlampe mit erheblich stärkerem Strom speist als der für die Lampe
                                 										bestimmte, so erhält man eine bedeutend größere Lichtausstrahlung, aber
                                 										gleichzeitig wird der Faden durch Verdampfung zerstört; wird indessen
                                 										gleichzeitig mit der Verstärkung des Stromes der Druck im Glasbehälter erhöht,
                                 										so wird diese Verdampfung verhindert.“
                              
                           Hier wäre zwischenzuschalten, daß Thomas Alva Edison bereits 1883, und zwar in der
                              									amerikanischen Patentschrift 274295 vorschlug, Kohlefadenlampen mit Stickstoff oder
                              									Zyangas zu füllen; da aber diese Gase den Kohlefaden angriffen, blieb Edison bei der
                              									praktischen Ausführung seiner Lampen bei dem Vakuumprinzip, erzeugte also lediglich
                              									Kohlefadenlampen, bei deren Herstellung auf möglichst gutes Vakuum geachtet
                              									wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 81
                              Abb. 2. Lampe mit in Quecksilberdampf beanspruchtem Leuchtfaden nach
                                 										Sinding-Larsen u. Hopfelt (vorteilhafte Anordnung).
                              
                           Sinding-Larsen stellte dagegen nach obigem 1899 die Forderung auf, daß die Gasfüllung
                              									indifferent sein müsse, um seinen Gedanken, den Leuchtkörper unter hohem Gasdruck zu
                              									beanspruchen, mit Erfolg durchführen zu können. Was Sinding-Larsen 1899 angab,
                              									nämlich die Benutzung indifferenter Gase bei hohem Druck, wiederholt sich in dem
                              									grundlegenden Wolfram-Gasfüllungslampen-Patent 290932, das auf amerikanischer
                              									Priorität v. 19. April 1913 (Langmuir-General Electric Co.) beruht und noch bis 1936
                              									läuft; und zwar wird in letzteren als „sehr hoher“ Gasdruck ein solcher von
                              										1/10 bis 1
                              									Atmosphäre bezeichnet u. gefordert; und so hat Sinding-Larsen bereits 1899 eine der
                              									wesentlichen Grundlagen der heutigen Gasfüllungsglühlampen angegeben. Was uns aber
                              									hier besonders interessiert, ist die Tatsache, daß Sinding-Larsen als
                              									Ausführungsform seiner Erfindung eine Glühlampe mit Quecksilberdampffüllung
                              									beschrieb; das von ihm vorgeschriebene indifferente Gas von hohem Druck sollte also
                              									durch Quecksilberdampf gebildet werden. Abweichend von den bis dahin üblich gewesenen
                              									Ausführungsarten der Glühlampe schlug er auch vor, das Glasgefäß aus einem U-förmig
                              									gebogenen Rohr zu bilden, in welchem ein Faden aus Kohle oder anderem Stoff oder aus Stoffmischungen derart eingeschlossen ist, daß die
                              									Rohrenden die Poldrähte festhalten, an denen der U-förmige Glühfaden befestigt
                              									werden sollte. In dem evakuierten Hohlraum des Rohres war ein kleiner
                              									Quecksilbertropfen vorgesehen, der, wenn der Faden durch den Strom in Glut versetzt
                              									wurde, bald verdampfte und die gewünschte Hochdruckatmosphäre bildete. Da aber am
                              									Anfang des Glühens dieser hohe Gasdruck noch nicht vorhanden ist, und der Faden aus
                              									diesem Grunde leicht durch den starken Strom beschädigt werden könnte, schlug
                              									Sinding-Larsen vor, die Lampe mit einer Anlaßvorrichtung zu verbinden, derart, daß
                              									anfänglich ein Widerstand eingeschaltet ist und der Faden daher nur in schwache Glut
                              									versetzt wird, bis das Quecksilber verdampft ist, worauf der volle Betriebsstrom
                              									eingeschaltet werden sollte. In noch einfacherer Weise sollte diese Wirkung dadurch
                              									erzielt werden, daß zwei Lampen oder gar zwei Lampengruppen in zweifacher Schaltung
                              									miteinander verbunden werden, derart, daß anfänglich die beiden Lampen oder
                              									Lampengruppen in Reihe geschaltet werden, wodurch nur schwache Glut entsteht, und
                              									später parallel geschaltet werden, um sie in volle Glut zu bringen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 82
                              Abb. 3. Hopfelts Quecksilberdampf-Kohlefaden-Glühlampe mit
                                 										Schutzglocke.
                              
                           Kaum daß das Patent von Sinding-Larsen 1903 verfiel, wurden die in genannter
                              									Patentschrift zum Ausdruck gebrachten Gedanken von Ingenieur Robert Hopfelt in
                              									Berlin aufgegriffen und weiterentwickelt, wie aus der Patentschrift 166372 vom Jahre
                              									1904 ersichtlich ist. Hopfelt ging bei seiner ersten Konstruktion, die auf den Namen
                              									Fritz Dannert zur Patentierung angemeldet wurde, davon aus, daß, wenn man die
                              									Einrichtung so trifft, wie in Abb. 1 dargestellt ist,
                              									wo ein U-förmig gebogenes Glasrohr g mit einem Glühfadenbügel a und Quecksilber bis
                              									zur Höhe d zur Verwendung kommt, so wandert das Quecksilber im Betriebe von der
                              									einen Seite zur anderen hinüber, bis die Höhe e erreicht ist und die Lampe im
                              									Betriebe durch Rückspritzen des Quecksilbers gegen den Faden zur Zerstörung gebracht
                              									wird. Wird weniger Quecksilber genommen, so soll dasselbe auch bei Wechselstrom,
                              									nach einem Pol wandern. Jedenfalls soll dauernd brauchbar nur eine Lampe sein, bei
                              									der das Quecksilber in Dampfform niemals Gelegenheit hat, einen wesentlich kürzeren
                              									Weg von Pol zu Pol machen zu können als der Faden a, bei der ferner das Gewicht des
                              									Quecksilbers nicht belastend auf den Faden wirkt. Die Versuche Hopfelts ergaben
                              									also, daß es am vorteilhaftesten ist, wenn der verwendete Glühfaden die
                              									Quecksilberoberfläche erst dann erreicht und das Quecksilber verdampft, wenn er
                              									sich infolge der Stromwärme ausgedehnt hat bzw. die Oberfläche des Quecksilbers nur
                              									so berührt, daß er, beim Glühen sich ausdehnend, trotz der Verdampfung eines Teiles
                              									des Quecksilbers mit dem Spiegel desselben Fühlung behält, am besten aber, ohne in
                              									das Quecksilber einzutauchen. Hieraus ergibt sich die Anordnung gemäß Abb. 2. Der Faden a ist hängend über dem Quecksilber b
                              									angebracht, derart, daß er in kaltem Zustande das Quecksilber nicht oder nur leicht
                              									berührt. Vergleicht man die beiden, in Abb. 1 und
                              										2 dargestellten Anordnungen miteinander, so
                              									ergibt sich, daß die Anordnung gemäß Abb. 2
                              									vorteilhafter ist, denn bei der anderen wird ein Teil des Glühfadens, nämlich der
                              									vom Quecksilber eingeschlossene Teil aus dem Stromkreis ausgeschaltet, und zwar
                              									derart, daß die Länge des glühenden Teiles je nach dem Grade der Verdampfung sich im
                              									Betriebe ändert.
                           Hopfelt ging in der Folge zunächst von dem U-Rohr wieder ab und gab 1905 in der
                              									Patentschrift 176006 eine Anordnung an, bei der ein U-förmiger Glühfaden in einer
                              									gewöhnlichen Glühbirne benutzt werden sollte, wobei zwischen den Schenkeln des
                              									Fadens eine Scheidewand vorgesehen war. Hierdurch wollte Hopfelt die
                              									Quecksilberdampfsäule zwingen, sich an die Leitung des Fadens anzuschließen, während
                              									ohne Scheidewand die Dampfsäule unmittelbar von Pol zu Pol übergehen würde. Hopfelt
                              									hat sodann vorgeschlagen, statt einer ebenen Scheidewand zwei beiderseits offene
                              									Röhrchen zu verwenden, die die Glühfadenschenkel umgeben sollten. Obwohl er
                              									hierdurch die Schwierigkeiten umgehen wollte, die sich der Herstellung von
                              									U-förmigen Lampen nach Abb. 2 entgegenstellten, so
                              									kam er doch wieder zu dieser U-förmigen Lampe zurück.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 82
                              Abb. 4. Spezifischer Verbrauch von Hopfeltlampen Nr. 1 bis 6 mit Sockel nach
                                 										oben (U) und Sockel nach unten (∩).
                              
                           In seinem letzten Patent 180107 vom Jahre 1906, das er bis 1913 aufrecht erhielt,
                              									stellte Hopfelt den Grundsatz auf, daß bei Glühlampen, deren Leuchtkörper in
                              									Quecksilberdampf glühen, die Leuchtkörper aus einem Stoff bestehen müssen, der von
                              									dem Dampf nicht angegriffen wird und daß solche Glühfäden vorzugsweise aus Kohle
                              									oder Karborundum bestehen müssen; bis zuletzt blieb Hopfelt Anhänger des
                              									Kohlefadens. In diesem Patent erweiterte ferner Hopfelt das Prinzip von
                              									Sinding-Larsen dahingehend, daß er neben dem Quecksilber in die Lampe noch ein bei
                              									Zimmertemperatur nicht kondensierendes Gas einführte. Als solches benutzte er
                              									zunächst Stickstoff, das er einfach dadurch erhielt, daß er die U-Röhre nur bis
                              									0,3–2 mm Quecksilbersäule evakuierte, den Sauerstoff aus dem Luftrest durch
                              									Oxydation des sich bildenden Quecksilberdampfes entfernte, so daß annähernd reiner
                              									Stickstoff übrig blieb. Statt dessen sollte aber auch ein gegenüber dem Faden und
                              									dem Quecksilber indifferentes Gas verwendet werden können und als Hopfelt später bei
                              									seinen Versuchen die Schädlichkeit des Stickstoffes für den Kohlefaden erkannte,
                              									benutzte er ein indifferentes Gas, dessen Natur er geheim hielt.
                           In der zuletzt erwähnten, aus 1906 stammenden Patentschrift beschrieb Hopfelt einige
                              									sehr interessante Versuche, deren Ergebnisse er sich nicht erklären konnte, so daß
                              									er dort zu einer irrtümlichen Annahme kam. Erst durch spätere Erkenntnisse wurde es
                              									möglich, für die dort beschriebenen Erscheinungen die richtige Erklärung zu
                              									finden.
                           1908 gediehen die Arbeiten Hopfelts so weit, daß er mit seiner Lampe an die
                              									Oeffentlichkeit treten konnte. In seinem Vortrage vom 26. Mai 1908 führte er im
                              									Elektrotechnischen Verein in Berlin seine Lampen vor, die sehr interessante
                              									Erscheinungen offenbarten, auf die wir hier kurz eingehen müssen, um die kommende
                              									Entwicklung zu verstehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 83
                              Abb. 5. Wirkungsweise der Hopfeltlampe.
                              
                           Abb. 3 zeigt die letzte Gestaltung der Hopfeltlampe.
                              									Innerhalb der Glasbirne b befand sich das U-förmige Glasrohr r. Letzteres enthielt
                              									achsial verlaufend den U-förmigen Kohlefaden f. Dieser Faden wurde bei der
                              									220-Volt-Lampe durch vier im Glasrohr eingeschmolzene Stützen a genau in der
                              									Mittellinie des U-Rohres gehaltert, während bis 120 Volt keine Stützen erforderlich
                              									waren. Unterhalb des Fadens f, und zwar im Scheitel des U-Rohres lag der
                              									Quecksilbertropfen Hg. Schutzglocke b und U-Rohr r waren im Fuß der Lampe vereinigt
                              									und dort mit dem Edisonsockel S. versehen. – Dr. H. Lux, der die Hopfeltlampen als
                              									erster untersuchte, fand bald heraus, daß sich dieselben gänzlich verschieden
                              									verhalten, je nachdem sie stehend, d.h. mit dem Sockel S nach unten, oder hängend,
                              									d.h. mit dem Sockel S nach oben gebrannt wurden.
                           Denn wenn sich der Sockel unten befand, so lag auch der Quecksilbertropfen in einem
                              									Ende oder geteilt in beiden Enden des U-Rohres, konnte folglich schwer verdampfen,
                              									und die Lampe benahm sich wie eine gewöhnliche Kohlefadenlampe, die bei 2 bis 3 Watt
                              									pro HK beansprucht wird.
                           Befand sich jedoch die Hopfeltlampe in hängender Lage laut Abb. 3, so lag der Quecksilbertropfen, wie in Abb. 3 gezeichnet, im Scheitel des U-Rohres unmittelbar unter dem heißen
                              									Kohlefaden und begann bald nach dem Einschalten der Lampe zu verdampfen, wobei
                              									die Quecksilberdämpfe in die beiden Rohrschenkel hochstiegen, in ihren oberen
                              									Regionen wieder zu flüssigem Quecksilber kondensierten, das von diesen kühleren
                              									Stellen aus in Gestalt feiner Quecksilberperlen an der Rohrwandung entlang zu dem
                              									Tropfen Hg gelangte, dort wieder verdampfte und so fort. Die Lampe erreichte einen
                              									standhaften Zustand in etwa 5 bis 10 Minuten, wobei also dann ebensoviel Quecksilber
                              									verdampfte als kondensierte, und der Kohlefaden in einer Atmosphäre aus
                              									Quecksilberdampf glühte. Gleichzeitig mit dem Erreichen dieses stationären oder
                              									stabilen Zustandes wuchs die Lichtausstrahlung, und der spezifische Effektverbrauch
                              									sank auf ca. 1,6 W/HK.
                           Die Wirkungsweise der Hopfeltlampe in den beiden Brennlagen „Sockel oben“ und
                              										„Sockel unten“ zeigt anschaulich Abb. 4.
                              									Hier sind je sechs Meßergebnisse von Dr. Lux, gewonnen mit sechs Hopfeltlampen, zu
                              									zwei Schaulinien vereinigt. Die untere Schaulinie U entspricht der Brennlage
                              										„Sockel oben“, die obere Schaulinie, die sinngemäß mit einem umgekehrten
                              									U bezeichnet ist, der Brennlage „Sockel unten“. Die Schaulinien kennzeichnen
                              									lediglich den Ungleichmäßigkeitsgrad der damaligen Fabrikation und maßgebend für die
                              									hier in Frage stehende Wirkungsweise sind lediglich die Meßpunkte, die in diesen
                              									Schaulinien oberhalb der Lampennummern 1 bis 6 liegen. Wir sehen so z.B., daß die
                              									Hopfeltlampe Nr. 6 mit Sockel nach oben (zulässige Gebrauchsstellung) 1,5 W/HK
                              									verbrauchte, während dieselbe Lampe mit Sockel nach unten (unzulässige Brennlage)
                              									fast doppelt soviel, nämlich 2,8 W/HK benötigte.
                           Weder Hopfelt selbst, noch die Diskussion, die sich an den Hopfeltschen Vortrag
                              									anschloß, vermochten eine einwandfreie Klärung dieser interessanten Erscheinung zu
                              									bringen (ETZ 1908, Heft 41). Die an Hand der Abb. 4
                              									veranschaulichte Tatsache konnte erst eine einwandfreie Klärung finden, nachdem
                              									Langmuirs Arbeiten bekannt geworden sind, über die 1914 im Polytechnischen Journal
                              									Nr. 4 (1914) H. Remané berichtete.
                           Des Rätsels Lösung ist einfach die, daß die Hopfeltlampe bei ihrer Benutzung in der
                              									in Abb. 3 dargestellten Normalstellung mit
                              									Quecksilberdampf, in umgekehrter Stellung mit einem wesentlich stärker als der
                              									Quecksilberdampf den Faden abkühlenden Gas wirkte. Letzteres führte Hopfelt in das
                              									U-Rohr ein, um bis zur Verdampfung des Quecksilbers die Temperatur des Fadens nicht
                              									allzuhoch werden zu lassen. Dieses Schutzgas hatte also lediglich die Rolle, bei
                              									Betriebsbeginn zu wirken, und ist nach der Verdampfung des Quecksilbers überflüssig
                              									geworden; es diente also als Ersatz für den von Sinding-Larsen vorgeschlagenen
                              									Anlaßwiderstand. Wo aber dieses Gas im Betriebe der Lampe blieb, darüber war sich
                              									Hopfelt nicht im klaren; er gab an, daß es mit dem Quecksilberdampf gemischt den
                              									Kohlefaden umgibt. Doch erscheint es nach den 1913 vorgenommenen Untersuchungen
                              									Langmuirs als
                              									sicher, daß in der einige Zeit im Betriebe befindlichen Hopfeltlampe der überaus
                              									schwere Quecksilberdampf ganz allein den Glühfaden umgab und das spezifisch
                              									wesentlich leichtere Schutzgas in die Schenkelenden des U-Rohres nach oben drängte.
                              									Es verhält sich hiermit, wie mit einem Wasser-Oel-Gemisch. Rühren wir dasselbe gut
                              									um, so erhalten wir eine trübe Flüssigkeit, die sich in allen Teilen aus Wasser und
                              									Oel zusammensetzt; lassen wir die Flüssigkeit einige Zeit ruhig stehen, so drängt
                              									das schwerere Wasser das leichtere Oel nach oben und beide Schichten erscheinen klar
                              									und voneinander getrennt. Das Beharren des Quecksilberdampfes allein im unteren
                              									Teile der U-Röhre offenbarte sich aber dadurch, daß der spezifische Effektverbrauch
                              									fast auf die Hälfte des in umgekehrter Stellung erhaltenen Wertes fiel und dies
                              									einfach aus dem Grunde, da Quecksilberdampf ein schlechterer Wärmeleiter ist als
                              									sämtliche Gase. Das ergaben Langmuirs Versuche sehr genau, wie wir noch am Schluß
                              									sehen werden.
                           Ein Quecksilberdampfspektrum konnte Dr. Lux bei der Hopfeltlampe nicht feststellen.
                              									Denn noch erschien nicht allein der Kohlefaden, sondern auch ein Nebel, der den
                              									Kohlefaden umgab, selbst leuchtend. Ich hatte Hopfeltlampen im Gebrauch, die nach
                              									einer Notiz aus jener Zeit Fäden von etwa 0,3 mm Durchmesser hatten und im Betriebe
                              									auf ihrer ganzen Länge mit einem leuchtenden Nebel umgeben waren, dessen Durchmesser
                              									etwa 5 mm betrug. Abb. 5 zeigt dies. N ist der Nebel,
                              									f der glühende Kohlefaden und r die Wandung der Röhre, Hg der Rest des
                              									Quecksilbertropfens. Diesseits und jenseits des leuchtenden Nebels N erschien das
                              									Rohrinnere klar, als wenn dort nichts vorhanden gewesen wäre. Das Licht der
                              									Hopfeltlampe erschien dem Auge weiß und zufolge der flächenförmigen Verteilung, die
                              									der Nebel bewirkte, angenehmer und nicht so stechend wie die klaren
                              									Wolframfadenlampen. Dabei mußte ihr Faden eine höhere Temperatur haben; Dr. Lux
                              									berechnete sie auf Grund seiner Messungen auf 2260° abs. mit Sockel oben.
                           Wie auch Abb. 4 ergibt, fielen die ersten
                              									Hopfeltlampen in der Fabrikation sehr ungleichmäßig aus. Das bewirkte z.B., daß
                              									Prof. Dr. Wedding sich für die Hopfeltlampe nicht einsetzen konnte, da er bei etwa 2
                              									W/HK höchstens 100 Brennstunden erzielte; deshalb hielt Wedding die Hopfeltlampe
                              									lediglich für eine gewöhnliche Kohlefadenlampe, die überlastet wurde, worüber
                              									Näheres in der ETZ, Heft 41, 1908, nachzulesen ist. –
                           Nach Ueberwindung der Entwicklungskrankheiten konnte indes die Hopfeltlampe unter dem
                              									Namen „Hydralampe“ kurz darauf von der ehemaligen Firma Gustav Wolff Söhne in
                              									Berlin auf den Markt gebracht werden. Diese Lampe entsprach genau der Abb. 3, wurde für 20 bis 250 Volt und 25,36 und 50 HK
                              									ausgeführt, hatte den im Vergleich mit gewöhnlichen Kohlefadenlampen sehr geringen
                              									spezifischen Effektverbrauch von etwa 1,2 W/HK bei etwa 1000 Brennstunden nach den
                              									Prospektangaben der Herstellerin. Eine besondere Eigenschaft dieser Lampe
                              									bestand darin, daß die Glasglocke bis zur letzten Brennstunde klar blieb. Denn der
                              									an der inneren Röhrenwand herabrieselnde Quecksilberregen, der durch Kondensation
                              									des Quecksilberdampfes in den oberen Teilen der U-Röhre entstand, wirkte als
                              									Waschautomat, d.h. die Quecksilbertröpfchen rissen die zerstäubte Kohle mit sich
                              									herab und lagerten den schwarzen Staub unten im Scheitel des U-Rohres an, wo
                              									derselbe nicht wesentlich lichtabsorbierend wirken konnte.
                           Der große Preissturz, der auf dem Metallglühlampenmarkte nach dem Erscheinen des
                              									biegsamen, gezogenen Wolframdrahtes und der mit diesem ausgerüsteten
                              									Wolframdrahtlampen einsetzte, ließ auch für die bis dahin billigere Hopfeltlampe
                              									keinen Platz mehr übrig. 1913 erlosch das letzte Hopfeltpatent.
                           Doch lebten im gleichen Jahre noch die Hopfeltschen Gedanken wieder auf, und zwar in
                              									Amerika. Inwieweit die amerikanischen Bestrebungen lediglich eine Fortsetzung der
                              									hiesigen Arbeiten und Gedanken bildeten, geht aus der folgenden Tatsache hervor. Von
                              									dem kürzlich verstorbenen Begründer der führenden englischen Zeitschrift „The
                                 										Illuminating Engineer“ in London, Leon Gaster, wurde ich ersucht, für seine
                              									Zeitschrift als Mitarbeiter zu wirken. Ich sandte eine Arbeit über die Hopfeltlampe
                              									nach London, die in Nr. 8 vom Jahre 1908 erschien. Dort gab ich u.a. die Anregung,
                              									es mit gewendeltem Wolframdraht und Tantaldraht in Gas- bzw.
                              									Quecksilberdampfatmosphäre zu versuchen, wie dies Hopfelt mit einem Kohlefaden tat
                              									und dabei sogar bis zu 0,5 W/HK bei kurzer Brenndauer kam. Zur Durchführung dieser
                              									Anregung mußte der Wolframfaden heiß gewendelt werden, denn bei Zimmertemperatur war
                              									derselbe spröde und brüchig. Erst der 1910 fertiggestellte, bei Zimmertemperatur
                              									biegsame Wolframdraht ermöglichte die bequemere praktische Durchführung meiner
                              									Anregung. Inwieweit letztere sowie meine Beschreibung der Hopfeltlampe in der
                              									britischen Zeitschrift drüben in Amerika gelesen bzw. beachtet wurde, mag
                              									dahingestellt bleiben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 84
                              Abb. 6. Quecksilberdampf-Wolframglühlampe nach Langmuir.
                              
                           Tatsache ist es jedenfalls, daß die gasgefüllten Wolframglühlampen, wie sie erstmalig
                              									1913 am Markte erschienen und auch heute noch erzeugt werden, auf der Kombination
                              									eines gewendelten Wolframdrahtes mit einer Gasfüllung bestehen, worüber Näheres im
                              									Polytechnischen Journal Nr. 4 vom Jahre 1914 H. Remané berichtete.
                           Tatsache ist es ferner, daß Dr. Irving Langmuir, der gemeinsam mit seinem Mitarbeiter
                              									Orange bei der General Electric Co. die gasgefüllten Wolframlampen fertigstellte, in
                              									seiner amerikanischen Patentanmeldung vom 4. September 1913 genau nach Hopfeltschem Vorbilde die
                              									gleichzeitige Verwendung von Quecksilber und Gas beschrieb. Eine der diesbezüglichen
                              									Konstruktionen, die den Gegenstand des der AEG, 1916 erteilten und noch bestehenden
                              									DRP. 293586 bildet, zeigt Abb. 6. Die
                              									Stromzuführungen umfaßt ein Isolator 9, die Elektroden 2 tragen die V-förmige
                              									Wolframwendel 1. Wie bei Sinding-Larsen und Hopfelt, befindet sich im unteren Teile
                              									6 der Lampe etwas Quecksilber 7. Außerdem befindet sich in der Lampe im Sinne
                              									Hopfelts ein Schutzgas, z.B. Stickstoff oder Wasserstoff. Anfangs erfüllt das Gas
                              									das ganze Lampeninnere. Sobald aber bei Inbetriebsetzung der Lampe sich durch die
                              									Hitze der Wolframwendel 1 Quecksilberdampf bildet, drängt derselbe das Gas vermöge
                              									seines größeren spezifischen Gewichtes nach oben in den Ballon 4, der mit dem
                              									unteren Lampenteil 6 durch den Hals 5 verbunden ist. Die Linie 8 deutet die
                              									Berührungsebene zwischen Gas und Quecksilberdampf im Betriebe der Lampe an: oberhalb
                              									desselben befindet sich das Gas zusammengepreßt, unterhalb von 8 liegt der
                              									Quecksilberdampf. Mehrere andere Ausführungsformen wirken in gleicher Weise.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 85
                              Abb. 7. Quecksilberdampf-Kohlefadenlampe nach Siemens & Halske.
                              
                           Während Langmuir eine Wolframwendel benutzte, wurde der Hopfeltsche Gedanke bei der
                              									Siemens & Halske A.G. in Berlin noch 1914 bis 1916 unter Verwendung einer
                              									Kohlewendel weiterverfolgt. Eine der vielen Ausführungsformen ihrer DRP. 333357,
                              									349275 und 357686, die 1922 verfielen, zeigt Abb. 7.
                              									Innerhalb der Lampenglocke A befindet sich eine Glasröhre B, die einen gewendelten
                              									Kohleglühfaden D mit den Stromzuführungen E enthält. C bezeichnet das Quecksilber;
                              									außerdem enthält die Lampe ein Schutzgas, das in gleicher Weise wie bei Hopfelt und
                              									Langmuir wirken soll. Die wichtigste Wirkung der Röhre B soll die sein, daß der
                              									Quecksilberdampf in einer besonderen, den Glühfaden verhältnismäßig eng
                              									umschließenden Kammer erzeugt wird, die mit der äußeren Birne in Verbindung steht.
                              									Dadurch soll nicht nur die Glocke A selbst gegen Ueberhitzung durch die
                              									Quecksilberdämpfe geschützt, sondern gleichzeitig die Erzeugung des
                              									Quecksilberdampfes begünstigt und das Quecksilber gegen vorzeitige Kondensation
                              									geschützt werden, so daß der Dampf in der Umgebung des Glühfadens seine volle
                              									Wirkung ausüben kann. Bei anderen Ausführungsformen wird statt der Röhre eine
                              									Innenglocke benutzt, die unten das Quecksilber enthält und aus Quarzglas bestehen soll, um höheren Temperaturen standzuhalten.
                           Die heutigen Gasfüllungsglühlampen, wie sie z.B. von der Firma Osram, Pintsch
                              									u.a. erzeugt werden, enthalten als Gasfüllung vorwiegend Stickstoff und als
                              									Leuchtkörper einen gewendelten Wolframdraht. Es fragt sich nun, welche Vorteile es
                              									bieten würde, wenn man die Wolframwendel, statt sie in Stickstoff zu beanspruchen,
                              									sie in Quecksilberdampf beanspruchen könnte. Der Verlust, der bei Stickstoff
                              									entsteht, sei mit N, der bei Quecksilberdampf entsteht, mit Hg bezeichnet, während
                              									der Durchmesser des Wolframdrahtes D sei. Dann ergibt sich aus den
                              									Untersuchungsergebnissen Langmuirs z.B. für die Glühtemperatur von 2400° abs. die
                              									folgende Uebersicht:
                           
                              
                                 D:
                                 0,025
                                 0,05
                                 0,127
                                 0,25
                                 0,5
                                 1,27
                                 2,54
                                 
                              
                                 N:
                                 3,8
                                 2,13
                                 1,02
                                 0,59
                                 0,35
                                 0,18
                                 0,11
                                 
                              
                                 Hg:
                                 1,3
                                 0,77
                                 0,38
                                 0,24
                                 0,16
                                 0,1
                                 0,07
                                 
                              
                           Hierbei sind die D in mm und die Verlustwerte, die auf die Wärmeableitung durch das
                              									Lampenfüllgas zurückzuführen sind, in Watt pro Kerze angegeben. Es zeigt sich so,
                              									daß der Verlust, den die Quecksilberdampf-Lampenfüllung verursacht, in jedem Falle
                              									geringer, bei den kleinsten Drahtstärken sehr viel geringer ausfällt, als bei
                              									Stickstoff-Lampenfüllung.
                           Hieraus folgt ohne weiteres, daß es möglich ist, die Wirtschaftlichkeit elektrischer
                              									Glühlampen dadurch wesentlich zu heben, daß man an Stelle des heute üblichen
                              									Stickstoffs Quecksilber in die Lampe einführt. Wie nun aus den eingangs erwähnten
                              									Nachrichten aus Amerika zu entnehmen ist, ist man dort bereits nach dieser Richtung
                              									hin am Werke. Ueberdies ist man aber bestrebt, das Sonnenspektrum zu erreichen. Den
                              									heutigen Glühlampen fehlt besonders derjenige Teil dieses Spektrums, der im Violett
                              									und Ultraviolett liegt, zumal das Lampenglas diese Strahlung größtenteils absorbiert
                              									bzw. nicht durchläßt. Dieses Glas muß daher durch eine Quarzglassorte oder ein
                              									anderes Mittel ersetzt werden. Außerdem heißt es, daß dem Wolframfaden ein
                              									Quecksilberbogen parallel läuft, dessen Strahlung vorwiegend im Violett und
                              									Ultraviolett liegt. Dem Quecksilberdampf würde also hierbei eine doppelte Aufgabe
                              									zufallen, und zwar erstens, um als Druckgas zu wirken, damit die Wolframwendel bei
                              									hoher Temperatur nicht stark verdampfen kann, und zweitens, um selbst Strahlung,
                              									vorzugsweise Ultraviolett, zu produzieren.
                           Soll aber die neue Lampe die heutigen Glühlampen völlig verdrängen, so muß sie ebenso
                              									einfach sein wie diese. Ob es nun den Amerikanern gelingt, dies zu erreichen, muß
                              									die Zeit lehren. Jedenfalls zeigen die vorstehenden Ausführungen, daß die Lösung
                              									dieser Aufgabe nicht allzu leicht ist und während Sinding-Larsen einen
                              									Anlaßwiderstand vorschlug, mußten Hopfelt, Langmuir und Siemens & Halske zu
                              									einem Schutzgas greifen, um das Durchbrennen des Glühfadens bei der Inbetriebsetzung
                              									zu verhüten, was stets zu einer teuren Lampenkonstruktion führte, wie sie unsere
                              									heutigen einfachen Gasfüllungslampen nicht benötigen.