| Titel: | Polytechnische Schau | 
| Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 111 | 
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                        Polytechnische Schau
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Chrom als Schutz für Ventilatorachsen. Ventilatoren,
                              									die heiße und korrosive Gase zu fördern haben, leiden oft unter Störungen an den
                              									Lagern infolge von Korrosion oder Schwierigkeiten der Schmierung. Es hat sich
                              									herausgestellt, daß Verchromen des Teiles der Welle, der mit dem Lager in Berührung
                              									kommt, Schutz gegen Angriff und Heißlaufen gibt. Das Chrom läuft sehr gut auf
                              									Weißmetall und ist gegen mangelnde Schmierung weniger empfindlich als Stahl.
                              									Außerdem wird die Tragfläche durch das Chrom widerstandsfähig gegen Korrosion und
                              									Angriff von Säuren.
                           Die Oelindustrie hat sich dieses Verfahrens mit Erfolg zum Schutz von Wellen von
                              									Ventilatoren und Pumpenkolben bedient. Eine verchromte Welle wurde nach zweijährigem
                              									Betrieb vollständig intakt und ohne jede Spur von Angriff vorgefunden. Die Lager
                              									liefen kälter und brannten nie fest.
                           (Power 1930 Bd. 71 S. 181.)
                           Ku.
                           Das Rhodium, seine Herstellung und Eigenschaften. Das
                              									Rhodium wurde 1804 von Wollaston entdeckt, infolge seiner großen Seltenheit hat es
                              									aber kaum Verwendung gefunden. Die wichtigste ist die als Platin-Rhodium-Legierung
                              									(mit etwa 10–13 % Rh) bei Thermoelementen. Es kommt mit dem Platin zusammen vor.
                              									Rohes Platin enthält meist etwa 1 v. H. Rhodium. Abgesehen von seiner Seltenheit ist
                              									auch seine Herstellung ziemlich schwierig, was ebenfalls zu seiner geringen
                              									Verwendung in der Industrie beigetragen hat.
                           Zur Herstellung von Drähten usw., verwendet man Rhodiumschwamm. Dieser wird aus dem
                              									handelsüblichen oder rohem Material dadurch gewonnen, daß man dieses fein verteilt
                              									mit Natriumchlorid in einer Atmosphäre von Chlorgas auf etwa 600° C erhitzt. Die
                              									teilweise geschmolzene Masse von Rhodiumchlorid, die dabei entsteht, wird in Wasser
                              									gelöst und mit einem Ueberschuß an Natronsalpeter gekocht, wobei sich das Rhodium in
                              									löslichen Natrium-Rhodium-Salpeter verwandelt. Durch Zugabe von etwas Natriumsulfit
                              									fällt man etwa vorhandenes Blei als Sulfit aus. Ebenso wird ein Teil etwa
                              									vorhandenen Platins und Palladiums dabei ausgefällt, aber kein Rhodium. Nachdem man
                              									die Lösung filtriert hat, fügt man etwas Chlor-Ammonium hinzu und erhält
                              									Ammonium-Rhodium Nitrit. (NH4)3 Rh (NO2)6. Mit Hilfe von Salzsäure erhält man dann Rh Cl3 Rhodiumchlorid. Da das Ammonium Rhodium Nitrit für
                              									die Herstellung von RhSchwamm durch Verbrennung nicht geeignet ist, wird es in
                              									Ammonium Rhodium Chlorid verwandelt, in der Luft verbrannt, und das etwas oxydierte
                              									Endprodukt mit Wasserstoff reduziert. Der so gewonnene RhodiumSchwamm zeigt, außer
                              									Spuren von Irridium, wenn er spektrographisch untersucht wird, keinerlei
                              									Verunreinigungen.
                           Der RhSchwamm wird dann in Kügelchen gepreßt und mit der
                              									Sauerstoff-Wasserstoff-Flamme auf einem Block von hartgebranntem Kalk
                              									geschmolzen.
                           Man kann das Rhodium auch im Hochfrequenzofen schmelzen, doch erfordert dies
                              									besondere Maßnahmen, der RhSchwamm muß zu dichten Kügelchen gepreßt und vor der
                              									Berührung mit der Luft geschützt werden, man muß die Kügelchen in einer
                              									Wasserstoffatmosphäre erhitzen und abkühlen lassen, dann kann man sie im
                              									Induktionsofen schmelzen. Nach verschiedenen Versuchen mit Tiegeln aus Zirkonoxyd,
                              									Graphit u.a. fand man solche aus Thoriumoxyd als die besten. Doch ist die
                              									Herstellung derselben auch ziemlich kompliziert. Diese Tiegel werden auch beim
                              									Schmelzen im Vacuum verwendet (s. w. u.).
                           Das Schmieden von Rhodium erfolgt meist bei Temperaturen zwischen 1000 und 1100° C.
                              									Es wurden Drähte von 0,8 und 1 mm Durchmesser im Gesenk geschmiedet bezw.
                              									gehämmert.
                           Das bei 800° C und mehr geschmiedete Rh ist bei Zimmertemperatur nicht duktil. Es hat
                              									grob-kristallinen Bruch. Mit Hilfe einer Ziehdüse aus Wolframkarbid, die auf 600° C
                              									erhitzt werden kann, wurde Draht in mehreren Zügen gezogen, die Temperatur nahm
                              									dabei von 800° C bis auf Rotwarm ab. Der Draht hatte jetzt 0,5 mm und konnte dann
                              									kalt weiter auf 0,365 mm gezogen werden.
                           Der Schmelzpunkt des Rhodiums wird gewöhnlich mit 1950-55° C angegeben. In
                              									Wirklichkeit liegt er höher. Dies ist für die Verwendung von Rhodiumdrähten für
                              									Spulen von Induktionsöfen von Wichtigkeit, besonders da es bei höheren Temperaturen
                              									nicht oxydiert. In einem Ajax-Northrup-Ofen wurde der Schmelzpunkt des Rh bestimmt.
                              									Es wurde dazu ein Thoroxydtiegel verwendet und im Vacuum geschmolzen, die
                              									Temperaturen wurden mit einem optischen Pyrometer gemessen. Der Schmelzpunkt wurde
                              									so auf 1985 ± 10° C bestimmt.
                           Die Dichte des Rh wurde mit 12,4 g/cm3
                              									bestimmt.
                           Der elektrische Widerstandskoeffizient beträgt 4,93 Micro-ohm-centimeter, bei 20°
                              									C.
                           Die thermoelektrische Kraft beträgt gegen Platin bei 100° 0,70 mV; bei 500° 5,28 mV;
                              									bei 1000° 14,05 mV; bei 1200° 18,42 mV.
                           Die Brinellhärte ist etwa 100.
                           (Metals & Alloys 1929 No. 6. S. 263.)
                           Kuhn.
                           Verluste durch unausgenutztes Naturgas. Infolge der
                              									raschen Entwicklung der Oelfelder in den Vereinigten Staaten haben die Verluste
                              									durch ungenützt ausströmendes Naturgas einen erschreckenden Umfang angenommen. Sie
                              									betragen allein in Californien täglich etwa 24 Mill m3. Nimmt man den Heizwert mit etwa 8900 kcal/m3, und den Aufwand für 1 kWh mit 0,425 m3 an, so kann man den dadurch entstehenden Verlust in elektrischer
                              									Leistung ausdrücken. Im Jahre 1929 wurden in den Vereinigten Staaten in den
                              									Kraftwerken täglich etwa 250000000 kWh erzeugt. Bei 24 Mill m3 Gas ergibt sich somit ein Verlust von 57 Mill.
                              									kWh oder über 20 v. H. der Gesamterzeugung.
                           
                           Dabei ist die Verwendung zur Krafterzeugung nicht die
                              									Hauptverwendungsmöglichkeit für das Naturgas. Ein Wärmeträger von solch hohem
                              									Heizwert eignet sich natürlich besonders zur Heizung von Wohnräumen und für
                              									industrielle Zwecke.
                           Man schenkt diesen Verlusten in Californien große Aufmerksamkeit und baut bereits
                              									große Leitungen, um San Franzisko und andere Industriezentren mit Gas zu
                              									versorgen.
                           (Power 1930 Bd. 71. S. 621.)
                           Kn.
                           Explosion eines Luftbehälters. In einer Oelstation in
                              									Rensselaer, N.Y. explodierte im Dezember 1929 ein Luftbehälter mit großer Gewalt.
                              									Drei Mann wurden getötet, ein weiterer durch die dabei auftretende Flamme schwer
                              									verbrannt, er gab an, vor der Explosion ein zischendes Geräusch gehört zu haben.
                           Die Anlage besteht aus drei liegenden zylindrischen Behältern von je etwa 38 m3 Inhalt und aus drei stehenden von je 272 m3 Inhalt, dazu gehören die entsprechenden Abfüll-
                              									und Lagerräume für Fässer.
                           Die Heftigkeit der Explosion wurde 16 km weit gespürt. Die Anlage wurde vollkommen
                              									zerstört, aber keiner der Oelbehälter explodierte, obwohl sie stark beschädigt
                              									wurden und das auslaufende Oel das entstandene Feuer noch vermehrte.
                           Die Untersuchung ergab, daß ein Luftbehälter von 457 mm Durchmesser und 1360 mm Länge
                              									die wahrscheinliche Ursache war. Die Art der Längsnaht konnte nicht festgestellt
                              									werden. Der eine Boden war abgerissen. Die Böden hatten einen 38 mm breiten Rand,
                              									der scharf abgesetzt war, sie waren am Mantel angelötet. Der nicht abgerissene Boden
                              									zeigte an der Lötfuge kleine Messingtröpfchen, es scheint also, daß die Böden irgend
                              									wie, mit einem ungeeigneten Bindemittel eingelötet waren. Der Behälter war teilweise
                              									zusammengeklappt, es kann entweder die Hitze, oder beim Ausströmen der Gase
                              									entstehendes Vacuum die Ursache davon gewesen sein. Der Mantel war an zwei Stellen
                              									beschädigt, einmal durch einen rundherum gehenden Riß von 394 mm Länge, etwa 38 mm
                              									vom Ende des Mantels und durch einen Längsriß, der von der Mitte desselben ausging.
                              									Ein zweiter Riß ebenfalls am Umfang, befand sich auf der anderen Seite des Mantels
                              									etwa 38 mm von der Kante weg und war 250 mm lang. Beide begannen am Flansch.
                           Allem Anschein nach hatte der Kompressor ölhaltige Luft angesaugt, und es hatten sich
                              									in dem Behälter brennbare Gase gebildet, die durch irgend welche Erwärmung oder
                              									sonstwie zur Entzündung kamen. Es können auch Oelnebel die Ursache gewesen sein;
                              									hervorgerufen wurde die Entzündung wahrscheinlich durch Mangel an Kühlwasser am
                              									Kompressor oder am Druckregler desselben, so daß der Zündpunkt des Gemisches
                              									überschritten wurde. Ein Sicherheitsventil war nicht vorhanden. Eine ähnliche
                              									Explosion war 15 Jahre früher an einer anderen Stelle vorgekommen, aber da der
                              									betreffende Luftbehälter ein Sicherheitsventil hatte, war die Gewalt wesentlich
                              									geringer gewesen.
                           Alle Preßluftbehälter sollten Sicherheitsventile und Oelablässe haben. (Power
                              									1929 Bd. 71, S. 65.)
                           Kn.
                           Grundlagen des Korrosionsvorganges. Dr. G. Masing, Berlin, in der Deutschen Gesellschaft für
                              									Metallkunde. Fachtagung Korrosion. Berlin, 15. Mai 1930.
                           Ueber den Begriff der Korrosion haben eingehende Verhandlungen im Reichsausschuß für
                              									Metallschutz stattgefunden, die dann zu einer Definition führten, wonach man unter
                              									Korrosion eine unbeabsichtigte, von der Oberfläche ausgehende Zerstörung eines
                              									metallischen Körpers durch chemische Einwirkung von nichtmetallischen Stoffen unter
                              									Verlust des metallischen Charakters versteht. Durch das Wort „unbeabsichtigt“
                              									bekommt die Definition zwar einen teleologischen Einschlag, der lange die
                              									Erforschung der Korrosion erschwerte, aber das „unbeabsichtigt“ muß
                              									beibehalten werden, da man sonst alle Aetz- und Beizvorgänge mit in die
                              									Korrosionserscheinungen einbeziehen müßte und das Gebiet zu umfangreich und
                              									verwickelt würde. Bei der Betrachtung der Korrosion fallen 2 Erscheinungsgruppen
                              									auf, das Anlaufen und das Rosten. Grundsätzlich hat man also die Korrosion in
                              									Elektrolyten und Nichtelektrolyten zu unterscheiden. Erhitzt man Metalle an der
                              									Luft, so zeigen sich die bekannten Anlauffarben. Wir haben hier eine
                              									Korrosionserscheinung, die nur an der Stelle stattfindet, wo die Moleküle des Gases
                              									auf das Metall auftreffen. Es bildet sich das Molekül des betreffenden Metalloxyds,
                              									und wenn dieses nicht flüchtig ist, bleibt es an Ort und Stelle liegen und kann
                              									kohärente Schutzschichten an der Oberfläche des Metalls bilden. Dieser gleichmäßige
                              									Oxydationsvorgang an der Oberfläche ist die Ursache des Entstehens der Anlauffarben.
                              									In Nichtelektrolyten, in der Hauptsache in Gasen, reagiert das angreifende Agens
                              									unmittelbar mit dem Metall und bildet an Ort und Stelle der Reaktion das
                              									Reaktionsprodukt, das in der Regel das Metall vor weiteren Angriffen weitgehend
                              									schützen kann. Ein anderes Bild gibt der Vorgang des Rostens, der in der Regel in
                              									einem Elektrolyten, in wässriger Lösung oder in Gegenwart von Feuchtigkeit verläuft.
                              									In den Elektrolyten verläuft die Korrosion elektrochemisch, d.h. das Metall geht in
                              									Lokalelementen anodisch in Lösung und das Angriffsmittel wird in der Kathode
                              									verbraucht. Durch eine Reihe von Arbeiten, insbesondere von Palmaer, von Evans und von Tödt ist der Nachweis erbracht worden, daß ein von
                              									solchen Elementen unabhängiger, rein chemischer Angriff in Elektrolyten praktisch
                              									nicht stattfindet. Außer den Einschlüssen anderer Metalle können auch alle kleineren
                              									Unterschiede der Oberfläche eines Metalles und der Bedingungen, unter denen es an
                              									verschiedenen Stellen steht, die Bildung solcher Lokalelemente herbeiführen. Auf
                              									elektro-chemischer Grundlage wird es möglich, viele Eigenarten der Korrosion zu
                              									erklären, die früher unverständlich waren, z.B. den Lochfras, die Entzinkung des
                              									Messings usw. Auch bei Legierungen sind bei der Korrosion in allererster Linie die
                              									elektro-chemischen Vorgänge zu berücksichtigen. Die theoretische Untersuchung zeigt,
                              									daß Mischkristalle durch Aufnahme von edleren Metallen nur sehr wenig edler werden.
                              									Der Angriff derartiger Mischkristalle erfolgt oft in der Weise, daß der gesamte
                              									Mischkristall in Lösung geht, und daß die edleren Komponenten elektro-chemisch
                              									wieder auf dem Metall abgeschieden werden. Das weitere Verhalten der Legierung wird
                              									dann durch die Lokalelemente auf der Oberfläche mit dem edleren Metall bestimmt.
                              									Diese beschleunigen zwar den primären Auflösungsvorgang der Legierung, können aber
                              									die Ausbildung von Schutzschichten der Reaktionsprodukte auf der Oberfläche
                              									erleichtern und so die Korrosionsbeständigkeit verbessern.
                           Dr. Werner, Wiesdorf, ist der Ansicht, daß man die
                              									Vorgänge nicht immer elektrochemisch erklären müsse, sondern daß man unter Umständen
                              									mit thermochemischen Erklärungen des Korrosionsvorgangs auskommt. So z.B. bei
                              									Angriff von Kupfer durch Salzsäure oder Schwefelsäure in Gegenwart von Sauerstoff
                              									oder beim Angriff von Schweißnähten.
                           Verfahren der Korrosionsprüfung. Dr.-Ing. Erich K. O. Schmidt, Berlin-Adlershof. Der Vortr. berichtet über in
                              									der Versuchsanstalt für Luftfahrt angewandte Verfahren für die Korrosionsprüfung von
                              									Leichtmetallen, die jedoch auch für andere Metalle geeignet sein dürften. Alle
                              									Werkstoffe erleiden im praktischen Gebrauch unter dem Einfluß von
                              									Korrosions-Angriffen unerwünschte Veränderungen ihrer Oberfläche und ihrer
                              									mechanisch-technologischen Eigenschaften. Deshalb wird es immer mehr notwendig, das
                              									Verhalten der Werkstoffe gegenüber den wichtigsten, bei der Verwendung auftretenden
                              									Angriffen bereits vorher durch Korrosionsprüfungen im Laboratorium zu ermitteln. Die
                              									dabei erhaltenen Ergebnisse müssen jederzeit reproduzierbar sein und mit den
                              									Ergebnissen und Erfahrungen aus der Praxis übereinstimmen; erfüllen sie diese beiden
                              									Grundbedingungen nicht, so sind sie wertlos. Bei Korrosionsversuchen müssen die
                              									Werkstoffe in der Form und in dem Zustand und ebenso das angreifende Reagenz so für
                              									die Prüfung benutzt werden, wie es praktischen Verhältnissen entspricht. Für
                              									Korrosionsversuche benutztes Material sollte möglichst durch Angabe der chemischen
                              									Analyse, der Vorbehandlung und der mechanisch-technologischen Eigenschaften
                              									gekennzeichnet, die Probeentnahme genau beschrieben und in die Lage der Proben im
                              									Ausgangsmaterial durch Skizze festgelegt werden. Der Vortr. bemerkt, daß die Myliusprobe mit oxydischer Kochsalzlösung sich nicht als
                              									für die Praxis brauchbar erweist, denn die Ergebnisse stimmen nicht mit. den
                              									Erfahrungen der Praxis überein. Als zurzeit meist angewandte
                              									Laboratoriums-Prüfverfahren werden die Versuche mit dauernd in Lösung getauchten
                              									Proben (Lösung in Ruhe oder in Bewegung), die Wechsel-Tauchversuche, Versuche im
                              									Salzwasser-Sprühnebel und Schnell-Prüfverfahren, von den praktisch-technischen
                              									Versuchen Bewitterungsversuche, Versuche im Seewasser und Versuche im praktischen
                              									Betriebe besprochen. Die Auswertung der Versuchsergebnisse, für die mindestens
                              									je 3 Proben benutzt werden sollen, geschieht durch Bestimmung der Oberflächen-,
                              									Gefüge- und Gewichts Veränderung und der Veränderung der mechanisch-technologischen
                              									Eigenschaften. Die Beurteilung des Verhaltens lediglich auf Grund der Gewichts- und
                              									der Oberflächenveränderung genügt nicht und muß durch Untersuchung der
                              									Gefügeveränderung und der Veränderung der mechanisch-technologischen Eigenschaften
                              									ergänzt werden. Erst diese geben ein Bild über die durch den Korrosionsangriff
                              									hervorgerufenen Schädigungen. Die Bestimmung der Zugfestigkeit und insbesondere der
                              									Dehnung hat sich bei der Auswertung von Korrosionsversuchen bisher am zweckmäßigsten
                              									gezeigt, obwohl auch Hin- und Herbiegeversuche und die Bestimmung der Tiefung nach
                              										Erichsen gewisse Aufschlüsse geben. Die Verfahren zur
                              									Korrosionsprüfung im Laboratorium können bei Einhaltung konstanter Bedingungen als
                              									reproduzierbar angesehen werden und stimmen mit Ergebnissen und Erfahrungen aus der
                              									Praxis überein. Von Bedeutung sind ferner Korrosionsprüfungen unter gleichzeitigen
                              									mechanischen Beanspruchungen, insbesondere Wechselbeanspruchungen.
                           Die Korrosion des Bleies und ihre Bedeutung für die allgemeine
                                 										Erkenntnis der Korrosion Dr. Max Werner,
                              									Wiesdorf: Die allgemeine Ansicht, daß Blei eine gewisse Menge von Fremdkristallen
                              									enthalten muß, um feinkörnig und damit korrosionsbeständig zu werden, läßt sich
                              									nicht aufrecht erhalten. Auch wirklich reines Blei (Elektrolytblei) ist
                              									verhältnismäßig feinkörnig und außerordentlich korrosionsbeständig. Anderseits
                              									lassen sich dem Blei andere Metalle, z.B. Wismut, zulegieren, die das Korn sehr
                              									verfeinern, die Korrosionsbeständigkeit aber stark vermindern. So wird durch Zusatz
                              									von 1% Wismut zu Hüttenblei der Zerstäubungspunkt um 100° herabgesetzt. Jedenfalls
                              									ist die kornverfeinernde Wirkung der Zusätze keine Erklärung für die
                              									Korrosionsbeständigkeit. Die günstige Wirkung der Zusätze ist auf die Bildung von
                              									Lokalelementen zurückzuführen, welche die Entstehung passiver Schichten
                              									beschleunigen. Die Zusätze müssen also immer als Kathode des Lokalelementes wirken,
                              									sie müssen entweder edler als das Blei sein oder eine hohe Ueberspannung besitzen.
                              									Sicherer Erfolg ist aber nur dann zu erwarten, wenn das System Blei-Fremdmetall kein
                              									Eutektikum bildet, da das fein verteilte Blei im Eeutektikum als Zwischensubstanz
                              									leicht angegriffen wird. Der Zwischensubstanz kommt danach besondere Bedeutung zu,
                              									sie kann auch aus andern Metallen oder Metalloiden bezw. deren Verbindungen
                              									bestehen, wie Wismut, Zink, Antimon und besonders Sauerstoff, bezw. Bleioxyd.
                              									Interkristalliner Bruch des Bleies kann die Folge sein. Bildet sich auf dem Blei
                              									keine oder nur eine schlecht haftende passive Schicht, so wirken alle edleren
                              									Beimengungen schädlich, selbst wenn sie in den Mischkristall gehen. Auch im
                              									letzteren Falle können sie teilweise gelöst werden, schlagen sich auf dem Metall
                              									wieder nieder und können „Schwingungen“ veranlassen. Erschwert wird die Deutung der
                              									Bleikorrosion dadurch, daß sich das Blei bei Zimmertemperatur schon im Gebiet hoher
                              									Rekristallisationsgeschwindigkeit befindet. Bevorzugte Korrosion oder
                              									Korrosionsfestigkeit gewalzten Materials ist daher nicht zu erwarten, da eine
                              									Kristallorientierung nicht mehr vorhanden ist. Ebenso muß jede Korrosion infolge
                              									Kaltdeformation ausbleiben. Sehr fühlbar macht sich das Fehlen eines wirklich
                              									einwandfreien Untersuchungsverfahrens bemerkbar. Brauchbar sind nur die
                              									mikroskopischen Untersuchungen auf Einschlüsse von Fremdkristallen und andere
                              									Beimengungen, die Korngrößenbestimmung und die Untersuchung auf Beständigkeit gegen
                              									heiße konzentrierte Schwefelsäure durch die Zerstäuberprobe.
                           Prof. Dr. Bauer weist darauf hin, daß das Blei auch unter
                              									den Lebewesen Feinde besitzt, die zur Korrosion führen. Im Materialprüfungsamt sind
                              									zurzeit Versuche über die Lebewesen im Gang, die befähigt sind, das Blei
                              									anzugreifen. Es handelt sich hier vor allem um 2 Käferarten, darunter den
                              									Speckkäfer, der sich mit seinen wie Zangen wirkenden Kauwerkzeugen durch Bleirohre
                              									frißt, dabei das Blei allerdings nicht verzehrt; auch Zinn wird von Käfern
                              									durchgefressen.
                           Korrosion und Korrosionsschutz von Aluminiumlegierungen im
                                 										Flugzeugbau. Dr.-Ing. P. Brenner,
                              									Berlin-Adlershof: Die Forderung hoher Festigkeit und höherer Korrosionsbeständigkeit
                              									wird von keiner der heute bekannten Aluminiumlegierungen vollständig erfüllt. Die
                              									Legierungszusätze, die verfestigend wirken, haben meist eine Beeinträchtigung der
                              									Korrosionsbeständigkeit zur Folge. Da im Flugzeugbau in erster Linie der Festigkeit
                              									Rechnung getragen werden muß, ist man gezwungen, hochfeste und weniger
                              									korrosionsbeständige Legierungen zu verwenden. Hochfeste, vergütbare
                              									Aluminiumlegierungen haben als Baustoff für Luftfahrzeuge große Bedeutung, da sie im
                              									Verhältnis zu ihrem Raumgewicht ausgezeichnete Festigkeitseigenschaften aufweisen.
                              									Ihre Widerstandsfähigkeit gegen Witterungsangriffe und besonders gegen die
                              									Einwirkung von Meerwasser ist jedoch begrenzt. Die Frage des Korrosionsschutzes
                              									spielt daher für die Werkstoffe im Flugzeugbau eine besondere Rolle. Der Vortr.
                              									berichtet nun über Erfahrungen im Seeflugbetrieb mit Leichtmetallflugzeugen und
                              									Arbeiten, die er gemeinsam mit Dr. Schmidt und Dipl.-Ing.
                              										Schreivogel durchgeführt hat. Von den an vergütbaren
                              									Aluminiumlegierungen beobachteten Korrosionserscheinungen muß der
                              										„interkristallinen Korrosion“ erhöhte Aufmerksamkeit zugewandt werden, da
                              									ihr Auftreten mit einem außerordentlich starken Rückgang der Festigkeit und einem
                              									Sprödewerden des Baustoffes verbunden ist. Die Anfressungen dringen dabei den
                              									Korngrenzen entlang bis tief ins Innere des Werkstoffes vor, meist ohne nennenswerte
                              									Veränderung der Metalloberfläche. Wie Korrosionsversuche zeigen, steht die Gefahr
                              									des Auftretens interkristalliner Korrosion im Zusammenhang mit gewissen Arten der
                              									Wärmebehandlung. Außerdem kann interkristalliner Angriff durch Haltverformung
                              									begünstigt werden. Von entscheidendem Einfluß scheint ferner die Höhe des
                              									Kupfergehaltes zu sein. Auf Grund bisheriger Versuchsergebnisse und praktischer
                              									Erfahrungen muß Duralumin als korrosionsbeständigste hochfeste Aluminiumlegierung
                              									angesprochen werden. Von den übrigen Legierungen dürfte Lautal sowohl bezüglich
                              									Festigkeit und Formänderungsfähigkeit als auch in bezug auf Korrosionsbeständigkeit
                              									den Duraluminlegierungen am nächsten stehen. Reinaluminium, KS-Seewasser und
                              									verschiedene Gußlegierungen sind bedeutend korrosionsbeständiger als Duralumin,
                              									spielen aber wegen ihrer geringen Festigkeit im Flugzeugbau nur eine untergeordnete
                              									Rolle. Beachtenswerte Festigkeitszahlen sind neuerdings bei einer hartgewalzten
                              									KS-Seewasser-Legierung – allerdings auf Kosten der Formänderungsfähigkeit – erreicht
                              									worden. Korrosionserscheinungen an Leichtmetall-Nietverbindungen sind oft auf
                              									verschiedene chemische Zusammensetzung von Niet- und Blechmaterial oder auf
                              									unzweckmäßige Kaltbearbeitung zurückzuführen. Das Verhalten von Verbindungen aus
                              									Leichtmetall und Stahl hängt ganz von der chemischen Zusammensetzung der beiden
                              									Baustoffe ab. In neuerer Zeit sind Speziallegierungen hergestellt worden. Der Vortr.
                              									verweist auf das Duralumin ZB der Dürener Werke, eine natürlich gealterte Legierung,
                              									und auf die in England hergestellte Legierung 17 ST Spezial, die künstlich gealtert
                              									ist. Das Duralumin ZB stellt eine wesentliche Verbesserung der normalen
                              									Duraluminium-Legierung dar, sie zeigt höhere Festigkeit ohne Einbuße der
                              									Korrosionsbeständigkeit. Da sich die hochfesten Aluminiumlegierungen unter den
                              									Beanspruchungen des Flugbetriebes nicht als genügend korrosionsbeständig erweisen,
                              									ist für ihre Verwendung die Frage des Korrosionsschutzes von entscheidender
                              									Bedeutung. Für den Oberflächenschutz durch Farbanstriche, die durch Streichen,
                              									Tauchen oder Spritzen auf die Metalloberfläche aufgetragen werden, kommen nur sehr
                              									dünne und leichte Anstriche in Frage, die eine gute Haftfestigkeit aufweisen müssen.
                              									Ein Aufrauhen der Oberfläche darf aus Festigkeitsgründen nicht stattfinden. Gut
                              									bewährt haben sich Aluminiumölfarben, Cellulosefarben zeigen Schwierigkeiten des
                              									Haftens, Einbrennfarben werden in Deutschland für die Leichtmetalle noch nicht
                              									verwendet. Für Unterwasserangriff bieten Teer- und Bitumenanstriche einen guten
                              									Schutz, sie besitzen aber den Nachteil, daß sie schwer und ziemlich weich sind und
                              									nach längerer Betriebszeit zur Rißbildung neigen. An sich gute Anstriche versagen
                              									oft, die Ursache liegt entweder im Anstrich selbst, dessen Zusammensetzung sich
                              									unter den Einwirkungen des Wassers ändern kann, oder im unzweckmäßigen Auftragen,
                              									ungenügender Reinigung der Metalloberfläche oder übermäßig starker Beanspruchung im
                              									Betrieb. Bei Seeflugzeugen stellen Anstriche nur dann einen Schutz dar, wenn die
                              									gestrichenen Flächen ständig überwacht und schadhafte Stellen öfters ausgebessert
                              									und erneuert werden, was bei der Vielgestaltigkeit und Unzulänglichkeit der
                              									einzelnen Bauteile meist recht schwierig ist und erhebliche Kosten verursacht. Man
                              									hat daher nach anderen Mitteln gesucht, um die Anstriche zu ersetzen oder ihre Haltbarkeit zu
                              									verbessern. Die dünne Oxydhaut, die sich auf Aluminium und Aluminiumlegierungen
                              									unter dem Einfluß der Atmosphäre bildet, stellt einen ungenügenden Schutz gegenüber
                              									den Angriffen durch Seewasser dar. Man hat aber durch verschiedene Verfahren
                              									versucht, auf künstlichem Wege dickere, widerstandsfähige Oxydschichten zu
                              									entwickeln. Hier sind die in den letzten Jahren ausgebauten anodischen
                              									Oxydationsverfahren zu nennen. Die Metalle werden in geeigneten Elektrolyten als
                              									Anode eingehängt und unter Anwendung bestimmter Spannungen behandelt. Es bildet sich
                              									hierbei eine gleichmäßige Schicht von Aluminiumoxyd, deren Dicke von der Stromstärke
                              									und Spannung abhängt. Gegenüber den galvanischen Verfahren haben diese
                              									Oxydationsverfahren den Vorteil, daß der Ueberzug elektrisch isolierend wirkt und
                              									gute Tiefenwirkung besitzt. Die Oxydschicht bildet sich zuerst an der der Kathode
                              									zugekehrten Oberfläche des Metalls. Das erste der:
                              									artige Oxydationsverfahren für Leichtmetalle wurde von Günther
                                 										Schulze angegeben, aber die Aluminiumproben fielen nicht befriedigend aus.
                              									Für die Praxis kommt das Verfahren von Bengough in Frage, bei dem die Legierung bei
                              									40° in einem dreiprozentigen Chromsäurebad behandelt wird, wobei die Spannung in
                              									einer Stunde von 0 auf 50 Volt steigt. In den letzten Jahren kam das Jirotka verfahren auf, das ohne elektrischen Strom
                              									arbeitet. Die Bildung des Schutzüberzugs erfolgt durch einfaches Tauchen des
                              									Leichtmetalls in stark oxydierend wirkende Bäder aus sauren Lösungen von
                              									Schwermetallen. Die verschiedenen Oxydationsverfahren und ihre Wirkung auf die
                              									Metalle im gefetteten und nichtgefetteten Zustand wurden in der Deutschen
                              									Versuchsanstalt für Luftfahrt untersucht. Es wurden hierbei die Verfahren nach Gower, Jirotka, Spefas und Bengough miteinander verglichen. Es zeigte sich eine deutliche Erhöhung
                              									der Schutzwirkung oxydischer Oberflächen durch Fettung, die Oxydationsverfahren sind
                              									daher nur als mittelbare Schutzverfahren anzusehen, die erst in Verbindung mit
                              									Fetten oder Anstrichen eine hohe Korrosionsbeständigkeit verleihen. Hinsichtlich der
                              									Korrosionsbeständigkeit und Festigkeit zeigt sich die Ueberlegenheit des
                              									Bengough-Verfahrens. Galvanische Ueberzüge sind in ihrer heutigen Form für den
                              									Flugzeugneubau nicht geeignet, wenn auch an sich Ueberzüge von Nickel, Kadmium und
                              									Chrom auf Leichtmetallen möglich sind. Größere praktische gewinnen die
                              									Plattierungsverfahren, bei denen l3ei denen dünne Schichten von Reinaluminium oder
                              									kupferfreien Aluminiumlegierungen auf die Oberfläche hochfester Aluminiumlegierungen
                              									durch Walzen aufgeschweißt werden. Derartige Erzeugnisse sind Alclad, Allautal,
                              									Duralplat. Infolge der elektrolytischen Schutzwirkung des Plattierungsmaterials
                              									erstreckt sich der Korrosionsschutz nicht allein auf die plattierte Oberfläche,
                              									sondern auch auf die Stellen, an denen das Kernmaterial frei liegt (z.B.
                              									Schnittkanten von Blechen). Durch zusätzliche Anwendung von anodischen Oxydations
                              									verfahren kann die Korrosionsbeständigkeit von plattierten Erzeugnissen
                              									hochfester Aluminiumlegierungen noch beträchtlich gesteigert werden.
                           Dr. Röhrig bemerkt zum Bengough-Verfahren, daß die englischen Methoden mit Gleichstrom und niederen
                              									Spannungen arbeiten, während in Deutschland Wechselstrom und höhere Spannungen
                              									angewandt werden, 200 Volt gegenüber 40 Volt. Die entstandenen Schutzschichten haben
                              									als Oxydschichten nur eine begrenzte Biegsamkeit, immerhin ist ihre Haftfestigkeit
                              									so groß, daß beim Zurückbiegen kein Abblättern stattfindet. Die Isolationsfähigkeit
                              									der Schichten in elektrischer Hinsicht ist sehr groß. Die Schichten haben sehr
                              									günstige Wirkungen und sie können auch mit organischen Farbstoffen, die sich mit
                              									ihnen verbinden, vollkommen echt gefärbt werden. Dr. Steudel, Dessau, berichtet noch über Versuche mit dem
                              									Junkers-Wechseltauchgerät, das ähnlich dem Gerät der DVL ausgebildet ist. Die
                              									Untersuchungen zeigten den Einfluß eines geringen Zinkgehalts auf die Korrosion.
                              									Festigkeit und Dehnung fallen bei einem Zinkzusatz rascher ab und der Unterschied
                              									ist auch noch bei Nachveredlung bei 500° deutlich merkbar. Dr. Bauermeister weist auf die bei Anstrichen bestehende Gefahr hin, daß unter
                              									den Anstrichen ein Rückgang der Festigkeit und Dehnung stattfinden kann. Versuche
                              									mit Proben, die ein halbes Jahr der Einwirkung des Seewassers an der Ostsee
                              									ausgesetzt waren, zeigten, daß Proben, die vor dem Versuch eine Festigkeit von 38
                              									bis 40 kg und eine Dehnung von 12 bis 14 % besaßen, nach einem halben Jahr ohne
                              									Anstrich Festigkeiten von 25 kg je Millimeter aufwiesen. 3 verschiedene
                              									angestrichene Platten zeigten einen Rückgang der Festigkeit auf 26, 29 und 30 kg je
                              									Millimeter, während die Dehnung der Proben auf 0 bis 2 % zurückging. Dieser Rückgang
                              									der Festigkeit und Dehnung wurde sowohl an 2 mm bis an 6 mm dicken Blechen
                              									beobachtet. Jedenfalls beweisen die Versuche, daß die Anstriche den Rückgang von
                              									Dehnung und Festigkeit nicht verhindern können. Ministerialrat Schlichting legt dar, daß es von der Natur des Anstrichs abhängt, ob
                              									Korrosionen stattfinden können. Man müsse unterscheiden zwischen Teilen, die unter
                              									Wasser beansprucht werden und einen wasserdichten Anstrich brauchen, und Teilen, die
                              									über Wasser beansprucht werden. Eine Korrosionsbeanspruchung unter Wasser kann durch
                              									Anstriche nicht sicher vermieden werden, jedenfalls muß man die Anstriche sorgfältig
                              									überwachen und auf rechtzeitige Erneuerung achten. Ueber Wasser macht man keine
                              									wasserundurchlässigen Anstriche, sondern nur Anstriche, die dem Zerfall durch
                              									Sonnenlicht und ultravioletten Strahlen Widerstand leisten und nicht Feuchtigkeit
                              									durch etwaige Risse einlassen. Leinölanstriche besitzen den Nachteil, daß sie um so
                              									weniger wasserundurchlässig sind, je mehr man Metallfarbe zusetzt. Weiter muß
                              									berücksichtigt werden, daß es bei Baulichkeiten nicht immer möglich ist, den
                              									Anstrich dem Austrocknen so zugänglich zu machen, daß er nicht wie eine feuchte
                              									Filmschicht wirkt. Dr. Brenner bemerkt noch, daß sich im
                              									Laboratorium Kautschukanstriche bewährten, aber bei den Witterungsversuchen
                              									versagten, wahrscheinlich infolge zusätzlicher Beanspruchung durch Licht.
                              									(Plohn.)
                           Die Tagung der 35. Hauptversammlung der Deutschen
                                 										Bunsen-Gesellschaft für Angewandte Physikalische Chemie begann am Mittwoch
                              									28. 5. 1930, 3 Uhr nachmittags, mit einer Sitzung des ständigen Ausschusses im
                              									Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Heidelberg. Am Donnerstag, dem 29.
                              									5, vormittags 11.30 Uhr, legte der 1. Vorsitzende, Herr Prof. Dr. Bodenstein,
                              									Berlin, am Denkmal Bunsens, der von 1852–89 in Heidelberg gewirkt hatte und dem zu
                              									Ehren die Gesellschaft ihren Namen trägt, einen Kranz nieder mit dem Treugelöbnis,
                              									Bunsen allzeit nachzueifern in dem Streben nach reinster Wahrheit in der
                              									wissenschaftlichen Forschung. Nachmittags begannen die Einzelvorträge. Es sprachen
                              									u.a. Goldschmidt-Göttingen über „Reaktionen in basischen Lösungen“,
                              									Paneth-Königsberg über „Die Frage des Ursprungs der Meteorite“, wobei er
                              									darauf hinwies, daß Eisenmeteorite nicht aus fernen Weltkörpern, sondern aus unserem
                              									eigenen Sonnensystem stammen. Ferner sprachen Jänecke-Heidelberg über das System
                              									Wasser, Kohle, Ammoniak; Herr Jean Billiter, Wien: Elektrolytische Herstellung von
                              									Rohren und Blechen.
                           Die Herstellung von Blech oder Rohr erfolgt gegenwärtig auf elektrolytischem Wege nur
                              									auf ein- und dieselbe Art: Immer wird nur ein Rohr auf eine zylindrische Kathode
                              									niedergeschlagen, das von der Kathode auf ziemlich umständliche Art nachträglich
                              									abgelöst wird. Will man statt eines Rohres Blech anfertigen, so schneidet man das
                              									zunächst hergestellte Rohr auf und biegt es flach.
                           Weder die Rohr- noch die Blechherstellung hat bislang bedeutenderen Umfang
                              									angenommen, anfangs, weil die mechanischen Eigenschaften des Elektrolytmetalls nicht
                              									immer entsprachen – ein Mißstand, welcher heute behoben sein dürfte – später,
                              									als die mechanischen Eigenschaften entsprachen, weil die Herstellung doch noch viel
                              									manuelle Arbeit beanspruchte und sich deshalb teuer stellte. Immerhin werden
                              									Kupferbleche in Bex, nahtlose Eisenrohre von Le Fer in Grenoble, und einer
                              									amerikanischen Anlage in ziemlich großem Maßstabe auf elektrolytischem Wege
                              									fabriziert. Diese Fabrikation wurde näher beschrieben und neue Verfahren erläutert,
                              									welche eine kontinuierliche Herstellung von endlosem Blech und eine ebensolche
                              									Anfertigung von endlosen nahtlosen Rohren ermöglichen, ohne manuelle Arbeit zu
                              									erfordern.
                           Am Freitag, dem 30. 5., 9 Uhr vormittags, eröffnete der 1. Vorsitzende Prof. Dr.
                              									Bodenstein im Großen Saale der Stadthalle die Hauptversammlung. Davon ausgehend, daß
                              									vor 18 Jahren in Heidelberg die Bunsengesellschaft schon einmal getagt hatte,
                              									begrüßte er die Gäste, gedachte der Verdienste des Badischen Landes um die
                              									Wissenschaft und würdigte insbesondere die Arbeiten Bunsens auf dem Gebiet der
                              									Spektralanalyse. Anschließend hielt Direktor Dr. A. Mittasch einen Vortrag über
                              									Mehrstoff-Katalysatoren als Dank für die ihm 1929 in Berlin verliehene Goldene
                              									Bunsendenkmünze. Der Vortragende gab einen Abriß derjenigen Arbeiten, die er in dem
                              									Werke Ludwigshafen-Oppau der I. G. Farbenindustrie in den verflossenen zwei
                              									Jahrzehnten über die Wirksamkeit der Mehrstoffkatalysatoren ausgeführt hatte. Diese
                              									Arbeiten begannen 1909 mit Studien über die Ammoniakkatalyse im Anschluß an die
                              									Arbeiten von Haber. Der Vortragende zeigte dann, wie trotz aller technischen
                              									Erfolge, die den Mehrstoffkatalysatoren zu verdanken sind, die theoretische
                              									Beherrschung dieses Problems sich noch absolut in den Anfängen befindet.
                           Anschließend begannen die zusammenfassenden Vorträge über das Hauptthema
                              										„Spektroskopie und Molekelbau“, die von M. Trautz vorbereitet wurden.