| Titel: | Geschmiedete Ventile. | 
| Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 133 | 
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                        Geschmiedete Ventile.
                        (gesetzlich geschützt.)
                        Geschmiedete Ventile.
                        
                     
                        
                           Die Anforderungen der modernen Wärmewirtschaft an die Maschinenindustrie sind in
                              									den letzten Jahren immer mehr gestiegen. Dampfdrücke von 30 bis 100 kg/cm2 und Temperaturen zwischen 400 bis 500° sind
                              									keine Seltenheit mehr. Ein wichtiges Teilgebiet sind die Armaturen.
                           Um den hohen Anforderungen der Dampftechnik gerecht zu werden, ist man neuerdings
                              									dazu übergegangen, für Höchstdruck geschmiedete VentileHergestellt v. d. Fa. Schäffer & Budenberg
                                    											G.m.b.H. Magdeburg-Buckau. in besonderer Ausführung herzustellen.
                              									Waren solche geschmiedeten Ventile bisher Einzelkonstruktionen für bestimmte Fälle,
                              									meistens für Versuchsanlagen, so werden heute die geschmiedeten Ventile in Serien
                              									hergestellt, ein Beweis, wie rasch die Entwicklung des Höchstdampfdruckes vorwärts
                              									geschritten ist, und ein Zeichen dafür, daß die Zeit des Experimentierens vorüber
                              									ist, und daß man im größeren Umfang zur praktischen Anwendung von Höchstdruckdampf
                              									übergegangen ist.
                           Die nebenstehende Abbildung 1 zeigt ein solches
                              									geschmiedetes Ventil. Es ist vor allem bemerkenswert, daß das Gehäuse dieser Ventile
                              									mitsamt den Rohrflanschen aus einem Stück im Gesenk geschmiedet wird. Solange
                              									geschmiedete Ventile noch Einzelfertigung waren, wurde das Gehäuse von Hand
                              									geschmiedet, meist in Form eines viereckigen Blockes mit zwei seitlich
                              									angeschmiedeten Zapfen. Auf die Zapfen wurden Gewinde geschnitten, Flanschen
                              									aufgedreht und diese verschweißt. Diese Ausführung hat manche Mängel. Bei den
                              									neuen geschmiedeten Ventilen wird darum das Gehäuse aus einem Stück hergestellt. Es
                              									wird beim Schmieden sorgfältig darauf gesehen, daß die Stücke nicht verbrannt
                              									werden, daß kein Zunder mit hineingeschmiedet wird oder Schmiedefalten entstehen;
                              									auch die Pflege des Stahles ist mit die Voraussetzung für hochwertige
                              									Schmiedearbeit. Es wird bester Stahl von etwa 50–60 kg/qmm Festigkeit verwendet, der
                              									Stahl wird dauernd kontrolliert und das Schmiedeverfahren streng überwacht. Die
                              									Stücke werden unterm Fallhammer im Gesenk geschlagen und mehrmals angeglüht, sauber
                              									abgegratet und entzundert und mit einer Schmiedegenauigkeit hergestellt, die bei
                              									Handschmiedung niemals erreichbar ist. Große Schmiedegegenauigkeit ist aber
                              									Voraussetzung für serienmäßige Bearbeitung der Gehäuse.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 132
                              Abb. 1. Geschmiedetes Aufsatzventil.
                              
                           Die Form des Gehäuses ist an und für sich für das Gesenkschmieden nicht günstig, und es
                              									bedurfte langer Vorbereitungen, bis die Schmiede einwandfreie Stücke fertigen
                              									konnte. Muß doch der Werkstoff beim Schmieden an den beiden Enden, wo die
                              									Rohrflanschen entstehen sollen, weit auseinanderfließen, während der Hals hinter den
                              									Flanschen ziemlich dünn gehalten werden muß, um die nötige Auflage für die Muttern
                              									der Rohrflanschenschrauben auf der Rückseite der Flanschen zu erhalten.
                              									Untenstehende Abbildung 2 zeigt das roh geschmiedete
                              									Gehäuse vor dem Abgraten. Bei der Formgebung des Gehäuses wurde darauf gesehen, den
                              									Werkstoff gleichmäßig zu verteilen, also örtliche Materialanhäufungen zu vermeiden.
                              									Es ist wichtig, da sich sonst bei Erwärmung des Gehäuses dünne Stellen rascher
                              									erwärmen als dicke und dadurch ein Verziehen des Gehäuses eintreten kann. Das Innere
                              									wird aus dem massiven Gehäuse mechanisch herausgearbeitet. Es ist der größte Vorteil
                              									dieser Ventile, daß sie völlig frei von Lunkerstellen oder sonstigen Materialfehlern
                              									sind, das Gefüge ist durch und durch homogen, und man kann deshalb dem Ventil
                              									absolute Zuverlässigkeit im Betrieb zusprechen. Das ist aber die Forderung, die der
                              									moderne Höchstdruckbetrieb an Armaturen stellen muß.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 133
                              Abb. 2. Rohgehäuse nach dem zweiten Schmiedevorgang.
                              
                           Auch die anderen Teile des Ventils, abgesehen vom Gehäuse, sind mit besonderer
                              									Sorgfalt ausgebildet, entsprechend dem gesteckten Ziel, ein Qualitätserzeugnis von
                              									höchster Vollendung zu schaffen. Die ganze Bauart ist kräftig und gedrungen. Für die
                              									Abdichtungsstellen im Ventil (Kegel und Sitz) werden besondere Werkstoffe verwendet,
                              									die hart und zäh sind, nicht rosten, nicht korrodieren und auch noch bei 500°
                              									Temperatur ein unbedingtes Dichthalten des Ventiles verbürgen. Der Aufsatz des
                              									Ventiles wird durch einen Bügel aus Schmiedestahl gebildet, der ebenfalls im Gesenk
                              									aus einem Stück geschmiedet wird und nicht minder interessante Schmiedearbeit
                              									darstellt wie das Gehäuse. Das Rohstück dieses Bügeldeckels vor dem Abgraten zeigt
                              									die untenstehende Abbildung 3.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 133
                              Abb. 3. Bügeldeckel nach dem zweiten Schmiedevorgang.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 133
                              Abb. 4. Geschmiedetes Kopfstückventil geprüft mit 1000 kg cm2.
                              
                           Die Ventile werden als Aufsatzventile, als Kopfstückventile, als Nadelventile gebaut.
                              									Was so ein geschmiedetes Ventil aushält, hat ein Werkstattversuch gezeigt. Es wurde
                              									ein geschmiedetes Kopfstückventil (Abbildung 4) der
                              									Fabrikationsreihe entnommen und Stufe für Stufe unter einen Druck von mehreren
                              									hundert Atmosphären gebracht. Es gelang, den Druck bis auf 1000 kg/cm2 zu steigern, ohne daß das Ventil irgendwelche
                              									Deformation oder irgendeinen sonstigen Schaden erlitten hätte. Beachtenswert ist,
                              									daß bei diesem Höchstdruck sogar die Stopfbuchspackung dicht gehalten hat.