| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 133 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Aluminium-Schweißung durch Elektrolyse.
                              
                           ATK. Die ersten Versuche, Aluminium zu schweißen, schlugen bekanntlich vollkommen
                              									fehl, und zwar ist dies darauf zurückzuführen, daß das Aluminium bei
                              									Temperaturerhöhung eine feine Oxydschicht an seiner Oberfläche bildet, was auf
                              									die große Affinität des Aluminiums zum Sauerstoff zurückzuführen ist. Da nun das
                              									Oxyd sich zwischen die beiden zu verschweißenden Aluminiumteile legt und einen
                              									Schmelzpunkt von
                              									über 3000 Grad besitzt, während das Aluminium schon bei 650 Grad zum Schmelzen
                              									gebracht wird, war die Schweißung nach irgend welchen alten, bei anderen Metallarten
                              									gebräuchlichen Schweißverfahren unmöglich.
                           Man ging nun darauf aus, beim Schweißen auf irgendeinem Wege das Oxyd zu entfernen;
                              									doch auch alle derartigen Versuche brachten nicht völlig befriedigende Resultate. So
                              									beschränkte man sich darauf, unter Verwendung von Fremdmetallen durch Löten
                              									Einzelstücke zu verbinden; man konnte also bei niedriger Erhitzung eine Verbindung
                              									der Stücke herbeiführen. Doch auch dieses Verfahren bewährte sich nicht, da die
                              									Widerstandsfähigkeit der so verlöteten Teile infolge der Empfindlichkeit der
                              									Verbindungsstellen gegen chemische und atmosphärische Einwirkungen sehr gering
                              									war.
                           Erst durch die Nutzbarmachung des autogenen Schweißens, besonders durch die
                              									Bemühungen des Schweizer Ingenieurs M. U. Schoop, gelang es, brauchbare
                              									Aluminium-Schweißungen herzustellen, die aber doch nicht allen Anforderungen zu
                              									entsprechen vermochten. So ist z.B. eine Bearbeitung der geschweißten Stellen von
                              									großer Schwierigkeit, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß infolge der
                              									Oxydbildung eine weit höhere Temperatureinwirkung stattfindet, als zum Schmelzen des
                              									Aluminiums nötig ist. Jetzt ist von Dr. Wilh. Peukert, Braunschweig, das Verfahren
                              									der elektrolytischen Schweißung auch dem Schweißen von Aluminium nutzbar gemacht
                              									worden (DRP. 413090).
                           Die elektrolytische Schweißung ist ein an sich nicht neues Verfahren – bereits in den
                              									90er Jahren wurden von Lagrange derartige Versuche gemacht, doch beschränkten sich
                              									alle bisherigen Schweißungen dieser Art auf die Verbindung anderer Metalle, z.B.
                              									Eisen und Bronze. Irgendwelche praktische Bedeutung besitzt das elektrolytische
                              									Schweißen für diese Metalle aber nicht, da sie besser und billiger durch
                              									Autogen-Schweißung verbunden werden. Für das Aluminium aber bedeutet die Verbindung
                              									durch Elektrolyse insofern einen bedeutenden Fortschritt, als die elektrolytisch
                              									erzielten Schweißstellen in mechanischer und chemischer Beziehung den weitgehendsten
                              									Anforderungen genügen.
                           Der Vorgang bei der Schweißung ist folgender: Die Kathode wird von den mit dem
                              									positiven Pol einer Gleichstromquelle verbundenen, zu schweißenden Aluminiumstücken
                              									gebildet. Die Anode kann irgendeine beliebige Elektrode sein. Als Elektrolyt kann
                              									jedes zu diesem Zwecke geeignete Elektrolyt zur Anwendung kommen, z.B. Wasser, das
                              									durch geeignete Zusätze noch leitfähiger gemacht werden kann. Auf den Kathoden
                              									entsteht, infolge ihres geringeren Oberflächenausmaßes der Anode gegenüber, eine
                              									sehr hohe Stromdichte und somit eine starke Erhitzung, die nun die Aluminiumkathoden
                              									zum Schmelzen bringt. Jetzt ist es nur noch nötig, durch Zusammendrücken die
                              									Schweißstellen zu verbinden.
                           Da nun bekanntlich der Sauerstoff zu der Anode tritt, ist seine Wirkung auf die
                              									Kathoden von vornherein ausgeschlossen. Die Höhe der erforderlichen
                              									Gleichstromspannung richtet sich nach der Größe der Schweißstücke; zu hohe
                              									Stromstärken und eine damit verbundene Ueberhitzung ist unbedingt zu vermeiden.
                           Dieses Verfahren ist sehr einfach, kann von jedermann leicht ohne weitere besondere
                              									Geschicklichkeit vorgenommen werden, erfordert keine kostspieligen Einrichtungen und
                              									schafft in jeder Hinsicht einwandfreie Schweißstellen.
                           G. Hth.
                           
                              Wie unterscheidet man Cellon von Cellophan?
                              
                           ATK. Die beiden Kunststoffe Cellon und Cellophan lassen sich als dünne Folien leicht
                              									miteinander verwechseln. Ein Unterscheidungsmerkmal ist aber nötig, da beide
                              									Chemikalien verschiedene Verwendung finden. Cellon findet neuerdings mit Vorliebe an
                              									Stelle des feuergefährlichen Celluloids zu Fenster- und Schutzscheiben an
                              									Automobilen, Luftschiffen und Aeroplanen Verwendung, ferner zu Stützkorsetts bei
                              									Kindern, die an Schwäche der Wirbelsäule leiden. Es wird nach Eichengrüns DRP.
                              									238348 seit 1909 aus Cellulose und Eisessig dargestellt. Das Cellophan, das
                              									ebenfalls durchsichtig, sehr reißfest und gesundheitlich einwandfrei ist, dient in
                              									Folien zum Einschlagen von Lebens- und Genußmitteln sowie Webwaren. Besonders
                              									Lebensmittel, welche leicht Feuchtigkeit abgeben, halten sich in solcher Verpackung
                              									gut, da Cellophan Wasserdunst nicht durchläßt. Die in 1–2 mm breite Bändchen
                              									geschnittenen Bahnen verwendet man auch zum Umzwirnen von Garnen.
                           Eine leichte Unterscheidung beider Substanzen gelingt mittels der Analysen-Quarzlampe
                              									in dem von ihr filtrierten ultravioletten Lichte. Schon in der Eigenfluorescenz
                              									zeigt sich ein schwacher Unterschied. Cellon fluoresciert schwach bläulich,
                              									Cellophan meist gar nicht. Dr. O. Gerngroß, Professor am technisch-chemischen
                              									Institute der Technischen Hochschule zu Berlin, und sein Schüler Dr. Ing. G. Sandor,
                              									tauchten beide Stoffe in eine verdünnte wässerige Lösung von Fichtenrindenextrakt
                              									ein. Cellophan verschluckte sofort den violetten Fluorescenzstoff der Fichtenrinde,
                              									Cellon blieb unverändert. Die beiden Kunststoffe hatten also nach diesem
                              										„Tauchbade“ ihre Rollen gleichsam vertauscht: Das Cellon hatte seine
                              									schwache Fluorescenz beibehalten, das Cellophan fluorescierte nun leuchtend
                              									violett.
                           Den Versuch führt man so aus: Man stellt sich eine höchstens einprozentige Lösung von
                              									frischem Fichtenrindenextrakt in Wasser her, den man aus einer Gerbextraktfabrik
                              									beziehen kann. Nachher taucht man die zu prüfende Folie auf eine halbe Minute in die
                              									Lösung und spült danach mit Wasser ab. Darauf schaut man sich die Folie im
                              									ultravioletten Lichte an. Ist die Folie sehr dünn, so muß man sie mehrmals
                              									zusammenrollen, um die Wirkung zu accumulieren.
                           Dr. W. P.