| Titel: | Folgezeigergeräte. | 
| Autor: | Jul. Möller | 
| Fundstelle: | Band 345, Jahrgang 1930, S. 150 | 
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                        Folgezeigergeräte.
                        Von Dipl.-Ing. Jul.
                                 									Möller, a/M.
                        MOLLER, Folgezeigergeräte.
                        
                     
                        
                           Bei vielen Betriebsvorgängen hängt das Erreichen und Erhalten des besten
                              									Wirkungsgrades davon ab, daß zwei Meßgrößen stets in einem bestimmten Verhältnis zu
                              									einander stehen. Als Beispiel sei eine Gasfeuerung gewählt. Ganz unabhängig von der
                              									Belastung der Feuerung wird der günstigste Wirkungsgrad dann erzielt, wenn stets
                              									vollkommene Verbrennung stattfindet, d.h., wenn jedes Gasteilchen gerade so viel
                              									Luftteilchen vorfindet, wie zur restlosen Verbrennung notwendig sind. Luftüberschuß
                              									bedeutet Verluste durch unnützes Erwärmen der überschüssigen Luft, Luftmangel ergibt
                              									Verluste durch unverbranntes Gas in den Abgasen. Zur vollkommenen Verbrennung
                              									gewöhnlichen Generatorgases gehört etwa die zweifache Luftmenge. Bei jeder Aenderung
                              									der Belastung müssen also Gasschieber und Luftschieber so verstellt werden, daß das
                              									Verhältnis Gasmenge zu Luftmenge wie 1 : 2 erhalten bleibt.
                           Das Folgezeigergerät erlaubt nun, ohne jede Umrechnung mit einem einzigen Blick
                              									festzustellen, ob das gewünschte Verhältnis innegehalten wird, oder ob es zu groß
                              									oder zu klein ist. Die Gasmenge und die Luftmenge werden je für sich gemessen und
                              									die Meßwerte zu einem Profil-Doppelgerät übertragen. Die obere Skale des
                              									Profilgerätes ist in Kubikmeter Gas je Stunde eingeteilt, die untere Teilung in
                              									Kubikmeter Luft je Stunde. Das Wesen des Folgezeigergeräts besteht nun darin, daß
                              									der Maßstab der unteren Teilung anders, beispielsweise um das zweifache kleiner ist
                              									als der der oberen. Sind nun Gas- und Luftschieber richtig eingestellt, ist also die
                              									Luftmenge um das zweifache größer als die Gasmenge, so stehen infolge der
                              									verkleinerten Teilung der unteren Skale beide Zeiger genau übereinander. Jedes
                              									Abweichen der Zeiger von einander zeigt sofort und unwiderlegbar, daß das
                              									Gasluftverhältnis nicht mehr 1 : 2 ist, und in welcher Richtung die Abweichung
                              									liegt. Der Bedienungsmann braucht also keinerlei Umrechnung vorzunehmen; ein Blick
                              									auf das Gerät zeigt ihm, ob der günstigste Betriebszustand eingehalten wird.
                           Zwischen den beiden Meßgrößen, die auf das obere und das untere Meßwerk des
                              									Folgezeigergerätes einwirken, braucht durchaus nicht immer eine einfache, durch eine
                              									lineare oder quadratische Funktion bestimmte Beziehung zu bestehen. Die Uebertragung
                              									der Meßwerte zum Folgezeigergerät erfolgt elektrisch. Durch passende Wahl der
                              									elektrischen Uebertragungsgröße sowie durch entsprechende Gestaltung der Polschuhe
                              									und des Polkernes in den Meßwerken lassen sich dann beliebige Beziehungen in
                              									Folgezeigerform darstellen. Zum Beispiel kann die Forderung erhoben werden, den
                              									Luftüberschuß bei schwacher Belastung verhältnismäßig klein zu halten, während er
                              									bei steigender Belastung zunehmen soll. Das Folgezeigergerät läßt sich ohne weiteres
                              									so abstimmen, daß diese Forderung stets erfüllt wird, wenn nur beide Zeiger
                              									übereinander stehen.
                           An der unteren Skale des Folgezeigergerätes läßt man meist die Bezifferung fort und
                              									gibt der Skale keine Absolutteilung, sondern nur eine Relativteilung, die der oberen
                              									Teilung entspricht. Nach den Angaben der oberen Skale stellt man je nach der
                              									Belastung die gewünschte Gasmenge in cbm/std. ein und verstellt dann den
                              									Luftschieber solange, bis der untere Zeiger genau unter dem oberen steht. Man
                              									verzichtet also zugunsten leichter Einstellbarkeit auf die Möglichkeit, die
                              									Absolutluftmenge in cbm/std. ablesen zu können. Die Abbildung 1 zeigt ein solches Gas-Luft-Folgezeigergerät.
                           In ähnlicher Form findet das Folgezeigergerät Verwendung beim Ueberwachen von
                              									Umformern oder Motorgeneratoren. An der oberen Skale wird die zugeführte Leistung
                              										L1 gemessen, an der unteren Skale die
                              									abgegebene Leistung L2. Bei der Austeilung der
                              									unteren Skale ist die Wirkungsgradkurve gleich mit beachtet, so daß den Werten von
                              										L1 an der oberen Skale die entsprechenden Werte
                              									von η L1 gegenüberstehen. Im Normalbetrieb werden
                              									dann beide Zeiger stets übereinanderstehen. Erreicht der untere Zeiger den oberen
                              									nicht, so beweist das, daß irgendwo zusätzliche Verluste auftreten, und der Umformer
                              									muß nachgesehen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 151
                              Abb. 1.
                              
                           Bei Umformern bei Bahnen, Walzwerken und dergleichen sind häufig als Umformer
                              									Dreimaschinensätze aufgestelt, bestehend aus Motor, Generator und Pufferdynamo. Wird
                              									nun das Folgezeigergerät an Motor und Generator unter Berücksichtigung des
                              									Wirkungsgrades angeschlossen, so stehen beide Zeiger übereinander, wenn der
                              									Pufferdynamo weder Leistung aufnimmt noch Leistung abgibt. Weichen beide Zeiger
                              									voneinander ab, so arbeitet die Pufferdynamo mit, und zwar nimmt sie Leistung auf,
                              									wenn der untere Zeiger zurückbleibt, während sie Leistung abgibt, wenn der untere
                              									Zeiger voreilt. Die Größe der durch die Pufferdynamo gehenden Leistung ist
                              									zahlenmäßig bestimmt durch den zwischen den Zeigern liegenden Skalenabschnitt. Das
                              									Folgezeigergerät gestattet also, was bei den lebhaften Schwankungen im Bahnbetrieb
                              									sehr wichtig ist, mit einem Blick zu erkennen, wie groß die augenblickliche Leistung
                              									ist, und welchen Anteil davon der Motor und die Pufferbatterie aufbringen.
                           Man kann das Folgezeigerverfahren sehr vorteilhaft auch für die Zwecke der
                              									Befehlübermittlung verwenden. Als Beispiel soll der Betrieb von Dampfkesseln auf
                              									einem Hüttenwerk angeführt werden, wo die Dampfkessel neben Zusatzbrennstoff das
                              									überschüssige Hochofengas verarbeiten sollen. Der Beamte, der die Gasverteilung
                              									besorgt, muß dann stets genau den Heizern im Kesselhaus vorschreiben können, wieviel
                              									Gas jeweils verbraucht werden soll.
                           Eine Uebermittlung durch Fernsprecher oder Sprachrohr ist Mißverständnissen
                              									ausgesetzt und hinterläßt keine bleibenden Zeichen. Lichtmeldetafeln mit den
                              									Aufschriften „mehr Gas“, „weniger Gas“, „halt“, wie man sie
                              									vielfach findet, können auch nur einen ganz rohen Anhalt für die Kesselführung
                              									geben, Soll der Heizer in der Lage sein, den Kessel richtig zu führen, so muß er ein
                              									Gerät haben, das stets zahlenklar angibt, wieviel Gas er verbrauchen soll.
                           Für diese Befehlübertragung hat sich folgende Einrichtung bewährt. Die von den
                              									Hochöfen zum Kesselhaus strömende Gasmenge wird gemessen und sowohl im Kesselhaus
                              									als auch in der Gaswarte angezeigt. In der Gaswarte ist ein Befehlgebgerät
                              									angebracht. Es ist äußerlich einem Profilanzeiggerät ganz ähnlich, trägt aber an der
                              									Seite einen Drehknauf. t Skale und Zeiger entsprechen einem gewöhnlichen Profilgerät; im
                              									Innern ist ein, H & B-Fernsender eingebaut. Mit dem Drehknauf kann man den
                              									Zeiger vor der Skale verstellen; der eingebaute Fernsender macht die Bewegung des
                              									Zeigers mit und überträgt sie elektrisch ins Kesselhaus auf das Befehlsempfanggerät,
                              									ebenfalls ein Profilanzeiggerät, dessen Zeiger sich entsprechend der
                              									Zeigerverstellung des Befehlgebgeräts bewegt. Abbildung
                                 										2 und 3 zeigen das Befehlempfang- und
                              									Befehlgebgerät.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 151
                              Abb. 2.
                              
                           Steigt der Gasüberschuß z.B. von 2000 auf 6000 Kubikmeter in der Stunde, so stellt in
                              									der Gaswarte der Beamte durch Drehen des Knaufes den Sollzeiger am Befehlgeber von
                              									2000 auf 6000. Dadurch ertönt im Kesselhaus ein Lärmsignal, gleichzeitig wandert
                              									auch am Befehlempfanggerät der Zeiger von 2000 auf 6000.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 151
                              Abb. 3
                              
                           Wie bereits gesagt, wird sowohl in der Gaswarte als auch im Kesselhaus die
                              									tatsächlich strömende Gasmenge angezeigt. Im Kesselhaus wird nun das
                              									Befehlempfanggerät mit dem Gasmengenzeiger zu einem Folgezeigergerät vereinigt. Um
                              									alle Befehle der Gaswarte richtig auszuführen, hat der Heizer nichts anderes zu tun,
                              									als stets soviel Gas zu verbrauchen, daß der Gasmengenzeiger immer mit dem
                              									Befehlzeiger übereinstimmt. In der Gaswarte wird ebenfalls das Befehlgebgerät mit
                              									dem Gasmengenzeiger und einem Folgezeigergerät vereinigt. Dann kann der Beamte in
                              									der Gaswarte stets mit einem Blick sehen, wie seine Befehle befolgt werden. Bei
                              									richtiger Ausführung des Befehls stimmen auch hier beide Zeiger in ihrer Stellung
                              									genau überein. Das Folgezeigergerät und seine verschiedenen Anwendungen sind der
                              									Hartmann & Braun A-G, Frankfurt a. M., weitgehend geschützt.