| Titel: | Die wichtigsten Apparaturen und Maschinen für die Celluloidfabrikation. | 
| Autor: | A. Bahls | 
| Fundstelle: | Band 346, Jahrgang 1931, S. 1 | 
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                        Die wichtigsten Apparaturen und Maschinen für die
                           								Celluloidfabrikation.
                        Von A. Bahls, Fabr.-Dir. a. D., berat.
                           								Ingenieur, Eilenburg.
                        A. Bahls, Die wichtigsten Apparaten und Maschinen.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich ist Celluloid ein Kunststoff, der in physikalischer Hinsicht aus
                              									einem Gemenge von Nitrocellulose und Kampfer besteht. Diesen Hauptbestandteilen
                              									werden in geringer Menge meist noch Farbstoffe zugesetzt, um das Celluloid als
                              									Rohstoff für die Anforderungen geeignet zu machen, die bei seiner industriellen
                              									Verwertung in Betracht kommen. Die vorerwähnten Bestandteile erfahren unter
                              									Anwendung von Wärme durch hohen Druck eine innige Vermischung und wandeln sich dadurch zu dem gewerblich
                              									wichtigen einheitlich erscheinenden Stoff Celluloid
                              									um.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 346, S. 1
                              Abb. 1. Misch- und Knetmaschine (Geschlossen).
                              
                           In früherer Zeit haben sich die Celluloidfabriken die nötige Cellulose
                              									(Pflanzenzellstoff bzw. Holzfaser) selbst hergestellt und waren deshalb genötigt,
                              									große Mengen in gleichmäßige Längen zerschnittenen Holzes aufzustapeln, um es in
                              									trockenem Zustande zu zerkleinern und in Cellulose zu verwandeln. Diese Selbsterzeugung der Cellulose erwies sich aber in den
                              									meisten Fabriken (wenigstens in Deutschland) als unwirtschaftlich, besonders da, wo
                              									man verhältnismäßig hohe Transportkosten in Rechnung zu ziehen hatte. Aus diesem
                              									Grunde mußte es als vorteilhafter erscheinen, die Cellulose verwendungsfertig aus
                              									Sonderfabriken zu beziehen. Diein Ballen ankommende Cellulose wird durch
                              									Sondermaschinen (Reißwolf) so zerlegt, daß man sie alsbald dem Nitrirverfahren
                              									unterwerfen und in Nitrocellulose umwandeln kann.
                           Demnach sind Nitrocellulose, Kampfer und geringe Beimengungen von Mineral- oder
                              									Teerfarbstoffen gewissermaßen als die Aufbaustoffe bei der Celluloidfabrikation
                              									anzusehen. Wie erwähnt, bedürfen diese Stoffe einer innigsten Vermengung und diese
                              									ist eben nicht als leicht erreichbar zu bezeichnen, wenn man bedenkt, daß dabei die
                              									erwähnten Hauptbestandteile nicht in den flüssigen Zustand gebracht werden können,
                              									sondern daß bei Erwärmung der Masse unter Zusatz von
                              									Lösungsmitteln lediglich nur eine teigartigknetbare
                              									Beschaffenheit für den Mischgang erzielt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 346, S. 1
                              Abb. 2. Misch- und Knetmaschine (Offen).
                              
                           Die Mischung selbst geschieht in besonderen Knetmaschinen,
                              									die mit kräftigen, sich gegen einander bewegenden Drehflügeln versehen sind. Bei der
                              									Bauart der von der Firma Werner & Pfleiderer in Gann statt hergestellten
                              									Knetmaschinen (Abb. 1 und 2) ist auf den als Trog aus gebildeten unteren Maschinenteil, der auch
                              									die Antriebsmittel aufnimmt, ein haubenartiger Oberteil aufgesetzt, der mit einer
                              										Absaugvorrichtung zu dem Zweck versehen ist, damit
                              									die beim Betrieb des Kneters auftretenden Gase abgeführt und an anderer Stelle kondensiert werden
                              									können. Derartige Knetmaschinen arbeiten deshalb stets unter Vakuum und werden zur
                              									Unterscheidung von ähnlich gebauten Maschinen in der Praxis kurz Vakuum-Kneter genannt. Die Knetflügel sind im trogartigen
                              									Unterteil angeordnet und ihre Lagerzapfen sind mittels besonderer Stopfbüchsen so
                              									sicher abgedichtet, daß keinerlei Schmiermittel aus den Lagern der Flügelwelle in
                              									den Trog gelangen können, obwohl das Vakuum im Trog beständig eine saugende Wirkung
                              									hervorruft. Diesem Umstände ist übrigens auch bei der Wahl der Abdichtung zwischen
                              									Trogteil und Haubenieil besonders Rechnung getragen, auch mit Rücksicht darauf, daß
                              									die Haube zwecks Entleerung und Neufüllung jedesmal abgehoben werden muß. Um diese verhältnismäßig oft vorzunehmende Arbeit
                              									schnell und bequem ausführen zu können, ist der Unterteil der Maschine mit einem
                              									galgenartigen Aufbau versehen (Abb. 1), der
                              									Aufzugsmittel besitzt, die es ermöglichen, nicht nur die Haube hoch zu ziehen, sondern auch den Trog zwecks Entleerung zu kippen (Abb. 2). Die
                              									Rückbewegung der erwähnten Teile für die Wiederinbetriebnahme des Kneters ist
                              									ebenfalls leicht und schnell zu bewerkstelligen. Hinsichtlich der Anordnung des
                              									Antriebes ist der Vakuum-Kneter so ausgeführt, daß die flügelartigen Knetschaufeln
                              									durch ein Wendegetriebe augenblicklich vom Vorwärts- zum Rückwärtsgang umgeschaltet
                              									oder auch zum Stillstand gebracht werden können, selbst von weiter ab gelegener
                              									Stelle aus.
                           
                              
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                              Abb. 3. Filterpresse. (G. Siempelkamp & Co.)
                              
                           Da der Mischvorgang, wie erwähnt, nur bei ausreichender Erwärmung des Gemenges
                              									erfolgen kann, ist der Knettrog mit einem doppelten Boden versehen und für eine
                              									Beheizung mittels Dampf oder Heißwasser eingerichtet, denn zur Erweichung des
                              									Celluloids ist eine Temperatur von mindestens 90 Grad erforderlich. Für die
                              									Verbindung des Heizmittelzufuhrrohres mit dem Vakuum-Kneter werden die bekannten
                              									biegsamen Metallschläuche verwendet, die bei der Kippbewegung des Troges ausreichend
                              									nachgiebig sind. Auch die deckelartige Haube ist für die Beheizung mit Dampf
                              									eingerichtet.
                           Die Eigenart der Mengmasse, die ja nur teigartig erweicht werden kann, macht eine
                              									häufige Beobachtung des Mischvorganges erforderlich. Wie nach obigem leicht
                              									verständlich, ist es aber nicht angängig, zu diesem Zweck den Kneter jedesmal außer
                              									Betrieb zu setzen und die Haube abzunehmen. Um dennoch den Arbeitsvorgang jederzeit
                              									leicht nachprüfen zu können, ist vorn an der Haube eine Klappe mit Glasscheibe und auf der
                              									entgegengesetzten Haubenwandin einem besonderen Gehäuse ein elektrischer Leuchtapparat angeordnet. Die Klappe hat auch noch den
                              									Zweck, um in kleinen Mengen je nach Bedarf Mischgut (z.B. Farbstoffe) nachfüllen zu
                              									können. Die während des Betriebes im Vakuum-Kneter sich bildenden Dämpfe müssen, wie
                              									erwähnt, beständig abgesaugt werden. Um dies zu
                              									ermöglichen, ist oben an der Haube ein Absaugrohr so angeordnet, daß es mittels
                              									einer leicht lösbaren Kupplung mit der zur Luftpumpe führenden Leitung bequem
                              									verbunden oder schnell getrennt werden kann.
                           Der Vakuum-Kneter ist als wichtigste Apparatur in der
                              									Celluloiderzeugung anzusehen, denn in ihm wird die Grundeigenschaft des Celluloids
                              									festgelegt; insbesondere der Grad seiner Dehnbarkeit, seiner Prägefähigkeit und zum
                              									Teil auch seiner Färbung und Löslichkeit in Methylalkohol oder Aethylalkohol. Der
                              										weichmachende Bestandteil ist Kampfer, so daß der erhöhte Zusatz von diesem dem Fertigerzeugnis die
                              									Eigenschaft verleiht, leichter erweichbar und bei um so niedrigerer Temperatur
                              									geschmeidig zu sein. Unbeschwert bzw. ungefärbt oder rein ergibt sich ein glashelles
                              									Aussehen. – Die Vakuum-Kneter werden in mehreren Größen gebaut, und zwar in kleiner
                              									Ausführung zu 80 Liter Fassungsraum, während große Kneter 300 Liter und mehr, bis zu
                              									800 Liter fassen.
                           Die Weiterbehandlung der Rohcelluloidmasse erfolgt auf sogen. Reinigungs- oder Filterpressen, die dazu bestimmt sind, alle in der Masse
                              									noch vorhandenen Unreinigkeiten zu entfernen. Der Bauart nach sind es stehend
                              									gebaute, hydraulisch betriebene Zweisäulenpressen mit einem oben mittels Traverse
                              									auf die Säulen aufgesetzten Druckzylinder und nach oben zwischen den Säulen
                              									senkrecht beweglichem Preßkolben, der beim Arbeitsgang in
                              									den zwischen den Säulen eingeschwenkten Preßtopf eintritt
                              										(Abb. 3).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 346, S. 2
                              Abb. 4. Mischwalzwerk. (G. Siempelkamp & Co.)
                              
                           Die Anordnung ist so getroffen, daß die beiden Stützsäulen auf einem als Tisch
                              									dienenden Querstück aufgesetzt sind, wobei eine dieser
                              									Säulen für die Lagerung der beiden mit einander verbundenen Preßtöpfe benützt wird.
                              									Auf der Umfassungsstelle können die als ein Ganzes
                              									vereinigten beiden Preßtöpfe geschwenkt werden, so daß
                              									der eine mit Celluloidmasse gefüllte Preßtopf genau unter den
                                 										Preßkolben
                              									kommt, während der
                              									andere Preßtopf außerhalb der als Drehpunkt dienenden Säule völlig frei liegt. Beide Preßtöpfe sind ohne Boden und haben unten nur einen Rost, um die eingebrachte
                              									Celluloidmasse am Durchfallen zu verhindern. Die zur eigentlichen Säuberung
                              									verwendeten Filter und Filterplatten sind im erwähnten
                              									unteren Querstück eingelegt und lassen die aus dem über sie geschwenkten Preßtopf
                              									durch den nach unten gehenden Kolben hinausgedrückte Celluloidmasse langsam unten
                              									heraustreten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 346, S. 3
                              Abb. 5. Kochblockpresse (Geöffnet). (G. Siempelkamp & Co., Krefeld)
                              
                           Während dieser Zeit wird der andere
                              									frei stehende Preßkopf mit neuer Celluloidmasse gefüllt, wodurch es möglich ist,
                              									einen unterbrechungslosen Betrieb herbeizuführen. Natürlich ist der Arbeitsgang auch
                              									hier wieder nur unter beständiger Zufuhr von Wärme zu
                              									ermöglichen; deshalb ist es nötig, den Preßtisch fortwährend zu beheizen, um das zu
                              									filternde Material gleichmäßig weich zu erhalten. – Der spezifische Druck auf die
                              									Masse beträgt rund 270 kg je qcm bei einem Betriebsdruck von 150 Atm. Filterpressen
                              									für einen Topfinhalt von 75 Litern haben einen Kolbenhub von 1100 mm, während große
                              									Filterpressen mit 150 Liter Topfinhalt einen Kolbenhub von 1270 mm aufweisen.
                           Eine weitere Durcharbeitung der Rohcelluloidmasse wird durch Anwendung von Walzen auf
                              									besonderen Walzwerken vorgenommen. Die Masse wird hier
                              									nochmals durchgeknetet und wird dabei einer so gründlichen molekularen Verlagerung
                              									und Umschichtung unterzogen, daß sie hernach als gebrauchsfertig gelten kann.
                              									Während dieser Bearbeitung werden gewöhnlich noch Beimengungen, namentlich von
                              									Farbstoffen vorgenommen. Im Vergleich zur ursprünglichen Misch-Bearbeitung liegt
                              									hier das Bestreben vor, dieses letzte Kneten bzw. Verdrücken unter
                              										beständigemallseitigen (inneren) Druck
                              									vorzunehmen. Diese Druckwirkung kann bei fortschreitender Behandlung der Masse
                              									dadurch allmählich erhöht werden, daß man die Walzen, die
                              									ca. 12 Umdrehungen minutlich machen, entsprechend enger zusammen stellt. Diese
                              									Bearbeitungsmaßnahmen können natürlich auch in diesem Falle wieder nur unter
                              									beständiger Erwärmung der Celluloidmasse bewerkstelligt
                              									werden. Dies wird dadurch erreicht, daß die Walzen (ca. 400 mm Dm. bei 1200 mm
                              									Länge) hohl ausgeführt sind, um sie beständig mittels Dampf beheizen zu können. –
                              									Die zähe teigartige Celluloidmasse bedingt eine unnachgiebige standfeste Bauart der
                              									Walzwerke mit ihrer Antriebsvorrichtung, die durch Zahnräder in der Weise wirkt, daß
                              									auf einem der Walzenzapfen ein großes Hauptantriebsrad aufgesetzt ist, während die
                              									andern Walzenzapfen mit Uebertragungsrietzeln versehen sind. (Abb. 4) Gewöhnlich ist die Einrichtung getroffen, daß
                              									das Walzwerk nötigenfalls plötzlich zum Stillstand gebracht werden kann. Die
                              									beidseitigen Walzenständer mit den besonders eingebauten Lagern (für die
                              									Walzenzapfen) sind auf einer gemeinsamen Grundplatte aufgesetzt und unter den Walzen
                              									ist eine Auffangschale für die von oben nach unten durchgetriebene Celluloidmasse
                              									angeordnet. Meist sind die Walzwerke mit einem Absaugkasten umgeben, um die
                              									auftretenden Dämpfe abzuführen und zu kondensieren.
                           Nach der Bearbeitung der Celluloidmasse auf einem derartigen Walzwerk hat man aber
                              									noch kein lagerungsfähiges oder versandfertiges Erzeugnis vor sich; vielmehr ist
                              									noch eine Weiterverarbeitung auf verschiedenen Apparaturen unerläßlich, je nach dem
                              									späteren Verwendungszweck des Celluloids. Mit Rücksicht hierauf wird es entweder auf
                              									der Blockkochpresse oder der Strangpresse oder der Röhrenpresse weiter ver
                              									arbeitet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 346, S. 3
                              Abb. 6. Celluloidschneidmaschine mit elektr. Antrieb. (G. Siempelkamp &
                                 										Co.; Krefeld)
                              
                           Als wichtigste Marktware ist das Flachmaterial in Form von
                              									Platten und großen Blättern anzusehen. Um es herzustellen, kommt eine
                              									Fabrikationsapparatur in Anwendung, die in der Praxis mit dem Namen Blockkochpresse belegt wird. Eine solche Presse dient
                              									dazu, um aufeinander
                              									geschichtetes flaches oder plattenförmiges Rohcelluloid, das im Walzwerk bearbeitet
                              									wurde, zu einem dicken festen Block zusammen zu drücken.
                              									Der wichtigste Teil an solchen Blockpressen ist der mit Heizplatten ausgestattete
                              									sogen. Blockkoffer, in den beim Arbeitsgang der Preßtisch eintritt. In den Blockkoffer (mit einem
                              									Fassungsraum von etwa 1850 mm Länge und 700 mm Breite) wird zunächst eine Riffelplatte eingelegt und auf diese das Preßgut
                              									aufgeschichtet. Durch Anheben des Blockkoffers gegen ein oberes Querhaupt der Presse
                              									wird der Koffer vollständig geschlossen und das in ihm liegende Rohcelluloid unter
                              									Preßdruck von etwa 250000 kg (20 kg je qcm) gesetzt, während der Betriebsdruck der
                              									Blockpresse etwa 150 Atm. beträgt. (Abb. 5) Unter
                              									Beibehaltung des ursprünglichen Druckes wird das Rohcelluloid durch die erwähnten
                              									Heizplatten im Blockkoffer längere Zeit erhitzt bzw. gekocht, wie der Praktiker sagt. Damit wird nun eine
                              									innige Verbindung des aufeinander geschichteten Celluloids zu einem stofflich
                              									gleichmäßigen Block erreicht. Je nach der vorgenommenen Einlagerung oder
                              									Zusammensetzung des Celluloids ergibt sich nach dieser Behandlung entweder eine
                              									homogene, völlig gleichfarbige Celluloidmasse oder diese zeigt im Querschnitt eine
                              									bestimmte Faserung, Marmorierung, Musterung oder dergl., je nach der
                              									erfahrungsgemäßen Schichtung verschiedenartiger Celluloid-Platten oder -Streifen.
                              									Nach ausreichender Kochung wird dann unter Beibehaltung des Preßdruckes die Kühlung
                              									des Blockes vorgenommen. Unter Beibehaltung der Höhenlage des Blockes wird dann der
                              									Blockkoffer zurückgezogen, wodurch der Celluloidblock mit der ihm als Unterlage
                              									dienenden Riffelplatte freigelegt wird. Nach seiner
                              									Herausnahme wird dieser Block mit der Platte an eine andere Arbeitsstelle gebracht;
                              									zunächst in ein Kühlbad und von diesem auf die Celluloidschneidmaschine, auf der von dem Block, solange er noch
                              									ausreichend weich ist, je nach Bedarf dickere oder dünnere Platten oder auch bis zum Papierblatt dünne Blätter abgehobelt bezw. geschält werden.
                           Die Celluloidschneidmaschinen sind in ihrer Bauart einer Eisenhobelmaschine oder
                              									einer Langtischfräsmaschine recht ähnlich. Sie haben einen zwischen zwei Ständern
                              									wagerecht hin- und herbewegten Aufspanntisch, auf dem die Riffelplatte mit dem
                              									Celluloidblock aufgespannt wird. Für den Antrieb des Tisches dient eine Schraubenspindel und an den Ständern ist der Messerbalken mit einem langen und breiten Messer
                              									angeordnet, das schälend zur Wirkung kommt. Neuere
                              									Schneidmaschinen haben direkten elektrischen Antrieb
                              									(ohne Riemen) mittels Räderübersetzung (Abb. 6),
                              									wodurch sowohl die Tischspindel angetrieben, als auch der Vorschub des Messerbalkens
                              									nach jedem Schnitt betätigt wird.
                           Für die Erzeugung von Stangen und Rohren werden in der Regel besonders hydraulisch
                              									betriebene Stab- und Röhrenpressen verwendet, die mittels Preßkolben das weiche
                              									Celluloidmaterial durch besondere, am Preßkopf aufsetzbareMundstücke in der jeweils verlangten Dicke bezw. Weite hindurchdrücken.
                              									Derartige Pressen werden sowohl in stehender, als auch liegender Bauart ausgeführt.
                              									Eine Bevorzugung der einen oder andern Bauart hängt meist mit dem verfügbaren
                              									Aufstellungsraum zusammen. – Stehend gebaute Pressen dieser Art gleichen in den
                              									hauptsächlichsten Teilen den vorbeschriebenen Filterpressen, während bei den liegend gebauten Röhrenpressen die
                              									Ausführungsform eine wesentlich andere ist. Liegende Röhrenpressen haben einen
                              									wagerechten schmalen Leittisch mit Zugschlitten, der zum
                              									Anklemmen des aus dem Mundstück austretenden Celluloidrohres dient. Das Mundstück
                              									ist am Austrittsende als längeres Rohrstück ausgebildet,
                              									in welches ein Dorn hineinragt, der nach innen zu, also
                              									im Preßzylinder, eine Kegelspitze aufweist und durch dünne Verbindungsstreifen mit
                              									dem äußeren rohrförmigen Teil vereinigt ist. – Die im Aufnahmezylinder unter hohem
                              									Druck stehende Celluloidmasse wird durch den im geheizten Zylinder sich
                              									vorschiebenden Kolben langsam aus dem Mundstück (zwischen Dorn und Rohransatz) nach
                              									außen gedrückt, wo sich das Celluloidrohr in zunehmender Länge bildet. Der
                              									Zugschlitten hält es gesteckt und wichtig ist, daß es
                              									gekühlt wird, und zwar um so stärker, je geringer seine Wandstärke ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 346, S. 4
                              Abb. 7. Polierpresse (Offen). (G. Siempelkamp & Co.)
                              
                           Unter den für die Celluloidfabrikation in Anwendung kommenden Apparaturen gilt die
                              									Platten- bezw. Polierpresse als besonders wichtig, denn
                              									ohne sie kann ein Plattenmaterial, wie es zur vielseitigen Verarbeitung in den
                              									verschiedensten Zweigen der Celluloid waren fabrikation
                              									benötigt wird, gar nicht geliefert werden. Die von der Celluloidschneidmaschine
                              									kommenden Platten haben nämlich nicht immer völlig ebene Flächen; zudem sind infolge
                              									der Schälwirkung des Schneidmessers an diesen Maschinen die Oberflächen der Platten
                              									auch nicht ganz glatt herauszubringen. Deshalb ist es notwendig, daß die so
                              									geschnittenen Celluloidplatten nachträglich einem starken Preßdruck ausgesetzt werden. Diese Nacharbeit wird auf Polierpressen ausgeführt, die eine stehende Bauart aufweisen und
                              									hydraulisch betrieben werden. (Abb. 7). Derartige
                              									Pressen bestehen in der Hauptsache aus einem Unterteil mit Preßzylinder und Preßtisch, sowie dem Kopf, der
                              									durch starke Säulen mit dem Unterteil verbunden ist. Zwischen den Säulen sind über
                              									einander eine größere Anzahl von Preßplatten so
                              									angeordnet, daß sie sich in gleichmäßigem Abstande auf die Abstufungen von
                              									Aufhaltleisten legen, wenn der Preßtisch von der Höchstlage aus nach unten sinkt.
                              									Die Preßplatten dienen beim Arbeitsgang zur Auflage der zu polierenden
                              									Celluloidtafeln. Sie werden zwischen die Preßplatten eingeschoben, sobald sich der
                              									Preßtisch in der Tieflage befindet. Wichtig ist für die
                              									Erzielung einer Glanz-Oberfläche auf den Celluloidtafeln, daß zwischen die einzelnen
                              									(zu 2–6 Stück) in ein Gefach eingeschobenen Tafeln polierte Nickelbleche
                              									zwischengelegt werden. – Alle Preßplatten werden von einer Stelle aus mittels Dampf beheizt und als Zuleitung dienen entweder
                              									Metallschläuche oder Gelenkrohre.
                           Der Preßgang geschieht dadurch, daß Druckwasser unter
                              									den Kolben geleitet wird. Die hier in Betracht gezogene Bauart der Polierpresse
                              									zeigt die Besonderheit, daß zunächst ein Hülfszylinder
                              									den Preßtisch nebst Kolben und Preßplatten bis zur Schließlage anhebt, wobei die am Preßtisch angehängten Preßkolben mit hoch
                              									gehoben und der damit frei werdende Raum im Preßzylinder von einem hochstehenden
                              									Behälter aus mit drucklosem Wasser angefüllt wird. Der zum Pressen erforderliche
                              									eigentliche Hochdruck wird durch Betätigung eines Ventils erreicht, wodurch das von der Preßpumpe her
                              									kommende Wasser mit Hochdruck in den Hauptpreßzylinder hineingeleitet wird, um die
                              									Preßarbeit bei einem Druck von etwa 500 Atm. auszuführen. Unter Aufrechterhaltung
                              									des Druckes läßt man die Erwärmung kurze Zeit (etwa bis 20–30 Minuten) bestehen und
                              									beginnt dann mit der Kühlung, indem man Kaltwasser in die Kanäle der Preßplatten
                              									einläßt. Erst nach vollkommener Abkühlung der
                              									Celluloidtafeln sollen diese aus der Presse herausgenommen werden.