| Titel: | Gesteinsbohrmaschinen. | 
| Autor: | Alfred Nauck | 
| Fundstelle: | Band 346, Jahrgang 1931, S. 9 | 
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                        Gesteinsbohrmaschinen.
                        Von Alfred Nauck, Ingenieur. (Nachdruck
                           								verboten.)
                        A. NAUCK, Gesteinsbohrmaschinen.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht: 1. Stoß- und Schlagbohrung. 2.
                              									Gesteinsbohrmaschinen. 3. Bohrhämmer.
                           
                              1. Stoß- und
                                    										Schlagbohrung.
                              Das Gesteinsbohren wird angewendet zum Herstellen von Sprenglöchern, zum Brechen
                                 										von Steinblöcken, beim Stollen-, Tunnel-, Wegebau, beim Eisenbahn- und Bergbau
                                 										usw. Das Gebiet, wo Gesteinsbohrungen vorgenommen werden müssen, ist demnach ein
                                 										weites und vielgestalti ges. Das Bohren selbst geschieht durch Hand- oder
                                 										Maschinenarbeit. Die Handarbeit wird nur noch für sehr wenige Zwecke ausgeübt,
                                 										weil ihre Leistung in einem gar zu geringen Verhältnis zur Maschinenarbeit
                                 										steht. Man unterscheidet zwischen Stoß- und Schlagbohrung. Das Bohren durch Stoß
                                 										setzt voraus, daß die Höhe des Raumes, in dem gebohrt wird, nicht das Ausheben
                                 										der Bohrstange behindert. Diese ist etwa 2–3 m lang, läuft in eine meißelartige
                                 										Schneide aus und wird durch ein oder zwei Mann stoßend in das Gestein
                                 										hineingetrieben. Als tägliche Arbeitsleistung wird angegeben (zwei Mann): In
                                 										hartem Gestein (Granit usw.) 1,50–2,25 m, in Kalkstein 1,75–2,50 m, in Sandstein
                                 										oder anderem weichen Material 4–6 m ganze Bohrlänge.
                              Das Bohren durch Schlag wird durch wiederholte Hammerschläge auf den Bohrer bei
                                 										stetigem Umsetzen ausgeübt.
                              Der Bohrer ist rund, rechteckig oder korkenzieherartig (Schlangenbohrer) geformt.
                                 										Die Schneide ist ¼–⅓ breiter als der Schaftdurchmesser, damit sich das Werkzeug
                                 										beim Arbeiten nicht festsetzt. In hartem Stein wird der Bohrer durch Wasser
                                 										gekühlt.
                              
                           
                              2. Gesteinsbohrmaschinen.
                              Die Maschinenbohrung hat sich heute bei der Gesteinsverarbeitung fast
                                 										ausschließlich durchgesetzt. Man benutzt entweder umfangreiche Maschinen, um
                                 										Gesteinslöcher herzustellen, oder jetzt leichte, handliche Gesteinsbohrhämmer,
                                 										mit deren Hilfe man verhältnismäßig schneller undmüheloser zum Ziele kommt.
                                 										So hat sich für Gesteinsbohrungen die Stoßbohrmaschine von Ferroux bewährt, von
                                 										der folgendes bekannt ist: Länge der Maschine 240 cm, Gewicht 100 kg, Gewicht
                                 										des stoßenden Kolbens, der den Bohrer in den Stein eintreibt, 40 kg, Kraftbedarf
                                 										etwa 6 PS. Die Maschine liegt entweder in einem Dreifußgestell oder auf einem
                                 										Wagen. Zur Betätigung der Maschine dient Druckluft von 5–6 Atm. Spannung. Ihr
                                 										Nachteil ist Unhandlichkeit, ferner steht der Aufwand an Kraft in einem großen
                                 										Mißverhältnis zur Leistung. Fast dasselbe trifft auf die Gesteinsbohrmaschine
                                 										von Brandt zu, die aber immerhin noch vielfach gebraucht wird. Bemerkenswert
                                 										sind noch folgende Angaben: Ganze Länge 1,50 m, Gewicht 250 kg. Erzielte
                                 										Lochtiefen bei 60 mm Durchmesser und hartem Gestein 80 mm/min.
                              
                           
                              3. Bohrhämmer.
                              Die Verwendung derartiger Maschinen ist mehr dem Tunnel-, Straßen- und Wegebau
                                 										vorbehalten, während die leichteren Gesteinsbohrhämmer besonders im Bergbau
                                 										bevorzugt werden. Das Triebmittel ist hier Preßluft. Sie hat den Vorteil der
                                 										Ungefährlichkeit und bewirkt eine vorzügliche Bewetterung der Arbeitsstelle. Der
                                 										Bohrer wird luftgekühlt. Der Nachteil der Preßluftgesteinsbohrhämmer ist, daß
                                 										sie zu ihrem Betrieb umfangreiche, kostspielige Kompressoren benötigen
                                 										(Luftverdichter). Außerdem werden lange Rohrleitungen erforderlich, wobei sehr
                                 										große Druckluftverluste entstehen, die bis zu 50 v. H. der aufgewendeten Kraft
                                 										betragen. Demnach ist die Preßluftbohrung mit einer erheblichen Energie- (und
                                 										Geld-) Vergeudung verknüpft.
                              Es hat nicht an Versuchen gefehlt, das bekannte System der Preßluftverwendung für
                                 										Schlag- und Bohrzwecke durch ein besseres und vor allen Dingen
                                 										wirtschaftlicheres zu ersetzen. Vor einiger Zeit ist auf diesem Gebiete eine
                                 										neue Erfindung (D. R. P. Nr. 372837) bekannt geworden. Das Wesen dieses neuen
                                 										Werkzeuges besteht darin, daß dem Hammer für seine Bohrarbeit nicht von einer
                                 										entlegenen Stelle durch Rohr- und Schlauchleitungen Druckluft zugeführt wird,
                                 										sondern die für seinen Betrieb benötigte Preßluft in dem Hammergehäuse selbst
                                 										erzeugt wird. Ausdrücklich sei nochmals hervorgehoben, daß das neue Werkzeug mit
                                 										Preßluft von etwa 5–6 Atm. arbeitet und nicht wie bei anderen Ausführungen
                                 										lediglich eine beschleunigte Luftsäule den Kolben treibt, wodurch natürlich die
                                 										Nutzleistung des Hammers praktisch bedeutungslos ist.
                              Der neue Gesteinsbohrhammer ist durch eine biegsame Welle mit einem kleinen
                                 										tragbaren (etwa 0,75 PS) Elektromotor verbunden. Durch einen Kontakt am
                                 										Hammergriff wird der Motorin Umdrehung versetzt. Dieser überträgt die
                                 										drehende Bewegung durch die Welle auf Kurbelscheibe und Pleuelstange im
                                 										Hammerinnern, wo die drehende Bewegung in eine hin- und hergehende umgewandelt
                                 										wird. Ein Saugkolben mit der Pleuelstange gekuppelt, zieht durch Luftverdünnung
                                 										einen, in einen Kegel auslaufenden Schlagkolben in ein entsprechend geformtes
                                 										Zylinderteil hinein. Hier sitzt der Schlagkolben solange fest, bis der
                                 										herabdrückende Saugkolben die hereingeströmte Außenluft soweit zusammengepreßt
                                 										hat, bis der Schlagkolben aus dem Kegel herausgedrückt wird und auf den Bohrer
                                 										schlägt. Gleichzeitig wird durch Zahnräder und Ritzel die Mundlochbüchse, die
                                 										den Bohrer hält, langsam gedreht. Dieser neue Bohrhammer hat bei den tiefsten
                                 										Löchern im härtesten Gestein nicht versagt.