| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 346, Jahrgang 1931, S. 35 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        Polytechnische Schau
                        
                     
                        
                           Die 36. Hauptversammlung der Deutschen
                                 										Bunsen-Gesellschaft für angewandte physikalische Chemie E. V., der
                              									führenden Vereinigung bahnbrechender Forscher, Wissenschaftler und Techniker auf dem
                              									so bedeutenden Gebiete der angewandten physikalischen Chemie, findet vom 25.–27. Mai
                              									1931 in Wien statt. Als Hauptverhandlungsthema wurde gewählt: Fortschritte der
                              									Metallkunde und ihre Anwendungen auf Leichtmetalle. Die Vorbereitung des Themas
                              									haben die Herren Geheimrat Prof. Dr., Dr.-Ing. e. h. G. Tammann, Göttingen, und Dr.
                              									Dr.-Ing. e. h. Specketer, Vorstandsmitglied der I. G. Farbenindustrie A.-G.,
                              									Direktor des Werkes Griesheim Elektron, übernommen.
                           Was ist Kohlensäure? In der technischen, besonders
                              									der feuerungstechnischen, Literatur, sowie im allgemeinen Sprachgebrauch versteht
                              									man unter Kohlensäure, die gasförmige oder flüssige Verbindung CO 2. Diese
                              									Bezeichnungsweise ist aber genau genommen falsch. Ein Blick in ein beliebiges
                              									Lehrbuch der Chemie zeigt, daß die richtige Bezeichnung für diese Verbindung
                              										„Kohlensäure – Anhydrid“ oder „Kohlendioxyd“ ist. und daß
                              									Kohlensäure, chemisch genommen, durch die Formel H2 CO3 dargestellt wird.
                           Diese, die reine Kohlensäure, istS. Treadwell,
                                    											Lehrbuch der analytischen Chemie. Verlag Franz Deuticke. Leipzig und Wien.
                                    											1930. I. Band. S. 356. Dingler 1930, S. 176. wenig bekannt.Sie ist nur in
                              									wässeriger Lösung existenzfähig und zerfällt beim Kochen in Wasser und das eben
                              									genannte Anhydrid, das als Gas entweicht. Das Anhydrid oder Kohlendioxyd, das
                              									Verbrennungsprodukt der Kohle und kohlenstoffhaltiger Brennstoffe, kommt in der
                              									Natur frei vor, vor allem in vulkanischen Gegenden. Es findet sich auch in flüssigem
                              									Zustand in den verschiedensten Gesteinen und Mineralien eingeschlossen. Ebenso kommt
                              									es als Karbonat in der Natur, als Kalkstein, Marmor usw. vor.
                           Da also die eigentliche Kohlensäure frei gar nicht oder kaum vorkommt, hat sich, wohl
                              									aus Bequemlichkeit oder Mißverständnis, die Bezeichnung Kohlensäure für das
                              									Kohlendioxyd CO2 oder Kohlensäure-Anhydrid eingebürgert. Gelegentlich ist es aber
                              									doch von Bedeutung, sich den Unterschied der Begriffe und Bezeichnungen vor Augen zu
                              									halten.
                           Aehnlich ist es übrigens in gewissem Sinne bei der Schwefelsäure, die Verbindung H2
                              									SO3 heißt aber dort schweflige Säure, auch sie kommt nur in wässeriger Lösung vor.
                              									Das Schwefeldioxyd entsteht, wie das Kohlendioxyd, bei der Verbrennung und kommt in
                              									der Natur als vulkanische Exhalation frei vor. Unter Schwefelsäure versteht man aber
                              									hier die Verbindung H2 SO4, die bekanntlich in großen Mengen technisch hergestellt
                              									wird. Sie kommt aber auch in der Natur frei vor.
                           K.
                           Die Verminderung des Tageslichtes durch Rauch.Power 1930, Bd. 72, S. 983.
                              									Ein kürzlich vom amerikanischen Gesundheitsamt herausgegebener Bericht teilt die
                              									Ergebnisse von Untersuchungen mit, die im Jahre 1927 in Manhattan angestellt
                              									wurden.
                           Die Anwesenheit von Ruß und Flugasche und bestimmter Mengen von Schwefelsäure und
                              									anderer Verunreinigung in der Luft haben wirtschaftliche und gesundheitliche
                              									Schädigungen zur Folge. Da letztere in erster Linie auf die Verringerung des
                              									Tageslichtes zurückzuführen sind und diese gemessen werden kann, wurde untersucht,
                              									wie weit diese in den verschiedenen Jahreszeiten und Tagesstunden eintritt, wobei
                              									auch Höhe, Umfang und Gewicht der Rauchschicht, sowie die Luftfeuchtigkeit und die
                              									Windgeschwindigkeit mit in Betracht gezogen wurden. Zu diesem Zweck wurden auf dem
                              									Dache des Marinehospitals in der Hudsonstraße, wo die Luft ungewöhnlich rauchig ist,
                              									und auf einem Gebäude etwa 15 km entfernt, an der New York Bay, wo die Luft
                              									verhältnismäßig klar ist, photoelektrische Registrierapparate aufgestellt. Die
                              									Anordnung war so getroffen, daß während des ganzen Jahres keine Schatten auf die
                              									Instrumente fallen konnten. Die Apparate auf dem ersten Gebäude befanden sich 24 m
                              									über der Erde, und 28 m über dem niedrigsten Wasserstand, die auf dem anderen 11 m
                              									über der Erde und 12 über dem niedrigsten Wasserstand. Der Verlust an Licht betrug
                              									an der ersten Stelle bis über 50%, im Jahresmittel an klaren Tagen 16,6%, an
                              									wolkigen 34,6, und im ganzen 21,5%. Der Verlust hängt nach den
                              									UnIersuchungenvon der Höhe der Sonne, der Wolkenbedeckung, der Luftfeuchtigkeit
                              									und der Windgeschwindigkeit ab.
                           Verfeuerung von Feinkohle in der Schwebe.Power 1930, Bd. 72, S. 794.
                              									Das Kesselhaus der Waterbury Clock Co. Waterbury, Conn., enthält zwei
                              									Steilrohrkessel von je 465 m2 Heizfläche, um die
                              									ungewöhnlich hohen Instandhaltungskosten der Feuerungen zu verringern, wurden
                              									Stratton-Feuerungen eingebaut. Bei diesen wird Feinkohle im Schwebezustand
                              									verbrannt. Die Kohle wird in Schlägermühlen zerkleinert, die Siebe derselben haben 6
                              									mm Maschenweite, der größte Teil der Kohle war aber kleiner als 3 mm. Versuche mit
                              									den verschiedensten Kohlen von 22–37% flüchtigen Bestandteilen, 6-12% Asche,
                              									1175-1450° Aschenschmelzpunkt und 7200–8000 kcal/kg Heizwert und 0,8 bis 3,4%
                              									Schwefel ergaben praktisch gleiche Wirkungsgrade von 81 bis 82% bei 13–15% CO2, und
                              									rund 17 kg/m2 Heizflächenbelastung. Die
                              									Verdampfung war eine etwa 10,5fache. Im Monatsmittel schwankte die
                              									Heizflächenbelastung zwischen 4 und 25 kg/m2, der
                              									Wirkungsgrad betrug etwa 78% und war so um 10 Einheiten höher als vorher. Es ergaben
                              									sich weder Störungen durch Ansätze an den Rohren, noch durch Flugasche, ebenso wenig
                              									bildeten sich Schlackenansätze an den Feuerraumwänden.
                           Vergleich zwischen Kohlenstaubfeuerung und Unterschubrost.
                              									Die Kesselanlage einer Textilfabrik besteht aus einem
                              									Bigelow-Hornsby-Steilrohrkessel von rund 940 m2-Heizfläche und einem Unterschubrost von rund 22 m2, der Rost ist 5,35 m breit, der Feuerraum hat
                              									wassergekühlte Vorder- und Rückwand, sein Inhalt beträgt 95,7 m3. Die Anlage einer Papierfabrik besteht aus einem
                              									Dreitrommel-Steilrohrkessel von 1140 m2 mit
                              									Kohlenstaubfeuerung, die Feuerraumwände sind seitlich luftgekühlt, Vorder- und
                              									Rückwand wassergekühlt, der Feuerrauminhalt beträgt 272 m3. Der Betriebsdruck ist in beiden Fällen 17,6 at.
                              									Die Ueberhitzer sind für 70° bzw. 83° Ueberhitzung bemessen, die Normalleistung
                              									beider Kessel beträgt rund 34 kg Dampf je m2
                              									Heizfläche. Die Anlagekosten des Kessels mit Unterschubfeuerung betragen 373400 M.,
                              									die des Kohlenstaubkessel 350100, dazu kommen noch 64260 M. für Saugzug und
                              									Ekonomiser. Zu berücksichtigen ist, daß für den Kohlenstaubkessel zwei Mühlen
                              									vorgesehen sind, von denen eine allein ausreichen würde. Die Garantien liegen für
                              									den Stokerkessel für rund 15 t/h bei 82%, für 31 t/h bei 80,25% und für 47 t/h bei
                              									76,5%. Die des Kohlenstaubkessels entsprechend bei 80,78 und 74% ohne Ekonomiser,
                              									mit diesem bei 84, 83 und 82%. Der Kraftbedarf des letzteren übersteigt den des
                              									Stokerkessels bei 34 kg/m2 um 26 kW. Sind die
                              									Kessel weniger als 24 h am Tage im Betrieb, so dürften die Verluste beim
                              									Stokerkessel den Mehrbedarf an Kraft beim Kohlenstaubkessel aufwiegen. Der Stoker
                              									erlaubt aber noch einen Betrieb des Kessels bei geringerer Belastung als die
                              									Kohlenstaubfeuerung, das dürfte in manchen Fällen von Bedeutung sein. Die normalen Unterhaltungskosten
                              									dürften bei beiden Feuerungen die gleichen sein, doch neigt der Stoker eher zu
                              									außergewöhnlichen Instandsetzungskosten. Dagegen wird beim Kohlenstaubkessel, wenn
                              									er in dicht bewohntem Gebiete aufgestellt ist, noch eine
                              									Flugaschenabscheidungsanlage erforderlich, bei ihr können auch gelegentlich
                              									Zerstörungen des Mauerwerks durch Schlacke auftreten. Ein endgültiger Vergleich ist
                              									zurzeit noch nicht möglich, da erst eine der Anlagen im Betrieb ist.
                           Vorgewärmte Verbrennungsluft für Stoker.Power 1930, Bd. 72, S. 879.
                              									Die Frage, welche Temperaturen der Verbrennungsluft für Unterschubroste zulässig
                              									seien, ist noch sehr umstritten, während einerseits 120° als Grenze angegeben
                              									werden, sind schon eine Reihe von Anlagen mit 150–200, ja bis 260° in Betrieb.
                              									Niedrigere Temperaturen werden bei Kohlen mit niedrigem Schlackenschmelzpunkt
                              									empfohlen. Bei Verwendung von Ekonomisern und Lufterhitzern ergeben sich naturgemäß
                              									niedrigere Temperaturen. Frühere Versuche mit hoher Lufttemperatur ergaben zu
                              									starken Verschleiß der Stoker, so daß die Temperaturen herabgesetzt werden mußten.
                              									Wenn aber, wie in manchenFällen, höhere Temperaturen verlangt werden, so müssen
                              									entsprechende Materialien für die Stoker verwendet werden.
                           Die Verbreitung der mechanischen Roste (Stoker) in
                                 											Amerika.Power 1930, Bd.
                                       												72, S. 775. Auf einer Versammlung der amerikanischen
                              										„Stoker Manufacturers“ wurden die nachstehenden Zahlen bekanntgegeben,
                              									die einen Ueberblick über die Verbreitung der mechanischen Feuerungen in Amerika
                              									geben. Die gesamte in Amerika unter Kesseln verbrannte Kohlenmenge wurde in einem
                              									Bericht zur II. Weltkraftkonferenz, Berlin 1930, mit 450000000 t angegeben, davon
                              									entfallen 275000000 t auf Handfeuerung, 140000000 t auf mechanische Roste, und
                              									35000000 auf die Kohlenstaubfeuerung. 60–80% aller Wasserrohrkessel haben
                              									mechanische Roste. Der Wirkungsgrad dieser wurde in den letzten zehn Jahren von 60,
                              									65% auf 70 oder 80% gesteigert, bei vollständiger Abwärmeausnützung kommen sie auf
                              									90%. Die Entwicklung verlangt sowohl größere und bessere Stoker, wie auch besonders
                              									kleine selbsttätige. Es wurde auch angeregt, an einer der technischen Hochschulen
                              									(Universities) einen Lehrstuhl für Feuerungsingenieure einzurichten.