| Titel: | Weitsichtdarstellung von Meßgrößen durch Lichtzeiger. | 
| Autor: | J. Möller | 
| Fundstelle: | Band 346, Jahrgang 1931, S. 65 | 
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                        Weitsichtdarstellung von Meßgrößen durch
                           								Lichtzeiger.
                        Von Dipl.-Ing. J. Möller,
                           									Frankfurt a. M.
                        MÖLLER, Weitsichtdarstellung von Meßgrößen.
                        
                     
                        
                           In den geräumigen großen Hallen neuzeitlicher Industriebetriebe, in
                              									Kesselhäusern, Maschinenhallen, findet man oft Anzeiggeräte in großer Ausführung,
                              									mit denen wichtige Meßwerte so angezeigt werden sollen, daß sie im ganzen Raum
                              									sichtbar sind. Meist sind es die gewöhnlichen Meßgeräte in vergrößerter Ausführung,
                              									ähnlich wie man Zifferblatt und Zeiger einer Uhr vergrößert, um sie hoch oben an
                              									einem Turm noch erkennbar zu machen. Dieser Vergrößerung ist jedoch bei Meßgeräten,
                              									die genau zeigen sollen, recht bald eine Schranke gesetzt: dann wird der Zeiger zu
                              									massig und schwer, er belastet das Meßwerk zu stark und die Anzeige wird ungenau,
                              									Bei größtmöglicher Ausführung ist das Ablesen auf Entfernungen von 20 Meter noch
                              									möglich; darüber hinaus wird das Bild verschwommen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 346, S. 65
                              Bild 1: Sektor-Großgerät im Maßstab von Bild 2
                              
                           Eine Erkennbarkeit auf 50 ja selbst 100 m, wie es heute verlangt wird, ist mit
                              									solchen Geräten nicht zu erreichen. Für diese Abstände mußten ganz neuartige
                              									Hilfsmittel herangezogen werden, die Lichtzeiger. Eins der ersten Geräte, die mit
                              									solchen Lichtzeigern arbeiten, war das „Profilux“ von Hartmann & Braun.
                              									Neben einer erleuchteten Skalenscheibe wandert eine helle Lichtmarke und gibt so die
                              									Anzeige des Meßwertes. Der Lichtzeiger wird durch einen kleinen, leicht drehbaren
                              									Spiegel auf die Lichtzeigerbahn geworfen. Die Stellung des Spiegels kann also durch
                              									hoch empfindliche, genaue Meßwerke bestimmt werden. Der gewichtlose Lichtzeiger
                              									folgt leisen Schwankungen der Meßgröße genau so schnell wie den wildesten Sprüngen
                              									durch plötzliche Laständerungen.
                           
                              
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                              Bild 2: Profilux im Maßstab von Bild 1
                              
                           Er arbeitet stetig, nicht etwa absatzweise; seine Anzeige
                              									entspricht in jedem Augenblick genau dem zu messenden Wert. Das Opalglas der
                              									Skalenscheibe und der Lichtzeigerbahn sind so hergestellt, daß und der
                              									Lichtzeigerbahn sind so hergestellt,daß keine störenden Blendungserscheinungen
                              									auftreten und auch bei grellem Tageslicht zuverlässiges Ablesen möglich ist.
                           In den Bildern 1 und 2
                              									wird eins der bisher gebräuchlichen Großgeräte einem Profilux-Gerät maßstabgleich
                              									gegenüber gestellt.. Der Vergleich lehrt am besten, wieviel deutlicher und weiter
                              									sichtbar die Anzeige am Profilux ist. Berücksichtigt man dabei noch, daß der schwere
                              									Zeiger des Sektorgeräts träge und langsam, ja schleichend seine neue Stellung
                              									erreicht, während der masselose Lichtzeiger im Augenblick auf den neuen Meßwert
                              									einspielt, so erkennt man die Ueberlegenheit der Lichtanzeige.
                           Ein Profilux-Einzelgerät zeigt Bild 3. Es ist ein
                              									geräumiger Kasten, übermannshoch, in Skalenkammer und Zeigerkammer getrennt. In der
                              									Skalenkammer brennen Glühlampen für normale Spannung und erhellen die Skalenscheibe
                              									ganz gleichmäßig. Die Skalenscheibe ist aus Milchglas, Ziffern und Skalenstriche
                              									sind tiefschwarz aufgemalt. Die Anschriftscheiben über der Skalen- und
                              									Lichtzeigerbahn werden ebenfalls durch gewöhnliche Glühlampen beluchtet. Die im
                              									schwarzen Feld ausgesparten Aufschriften sind deutlich lesbar.
                           
                              
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                              Bild 3: Profilux geöffnet.
                              
                           Die Zeigerkammer enthält die Optik, die den Lichtzeiger wirft. Eine Opalglasscheibe
                              									dient als Lichtzeigerbahn; sie ist so beschaffen, daß die durchscheinende Lichtmarke
                              									aus allen Blickrichtungen gleich scharf begrenzt aufgefaßt wird und stets hell auf
                              									dem matten Grund erscheint. Die Vorderseite der Opalglasscheibe ist mattiert, so daß
                              									Blendung unmöglich ist. Sonnenlicht oder künstliche Beleuchtung können also keine
                              									täuschende Spiegelung hervorrufen.
                           Wie der Lichtzeiger entsteht, zeigt das Schema in Bild
                                 										4. Das Licht einer Scheinwerferlampe c wird im Rohr d durch Linsen
                              									gesammelt und auf den Spiegel b geworfen. Dieser wirft die Strahlen in Form eines
                              									hell leuchtenden runden Flecks f auf die Rückseite der Lichtzeigerbahn e. In den
                              									Lichtweg ist ein Schattengeber eingefügt, so daß ein schwarzer Querstrich im runden
                              									Lichtfleck ausgespart bleibt: der eigentliche Zeiger. Wird nun der kleine Spiegel b
                              									gedreht, so wandert die Lichtmarke auf der Zeigerbahn auf und nieder. Der Spiegel b
                              									sitzt auf der Achse des Meßwerks und bewegt sich genau wie diese. Das Spiel der Meßgröße in
                              									allen seinen. Feinheiten wird also sofort durch die Lichtmarke wiedergegeben.
                           Das Meßwerk selbst ist in ein Profilgehäuse der üblichen Form eingebaut. Es besitzt
                              									außer dem Spiegel für die Lichtmarke noch eine Skala mit darüber spielendem Zeiger,
                              									an dem die Meßgröße ebenfalls abgelesen werden kann. So ist es möglich, die
                              									Richtigkeit des Lichtzeigerspiels rasch zu prüfen, und wenn einmal die Skalenscheibe
                              									zerbrechen sollte, eine neue zu eichen
                           Die Scheinwerferlampe erhält ihren Strom von einem Kleintransformator, der am
                              									Lichtnetz hängt. Die Schaltung erfolgt auf der Oberspannungsseite, so daß sie auch
                              									aus der Ferne betätigt werden kann. Zum Beispiel wird häufig die Scheinwerferlampe
                              									so mit der Maschine verbunden, daß sie erlischt, wenn die Maschine abgestellt wird;
                              									dann verschwindet der Lichtzeiger sofort.
                           
                              
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                              Bild 4: Schema des Lichtzeigers.
                              
                           Je nachdem, was für ein Meßwerk in das Profilux eingebaut wird, kann der Lichtzeiger
                              									aufzeigen: elektrische Werte, Kilovolt, Ampere, Kilowatt, cos ϕ; oder
                              									wärmetechnische Meßgrößen, Temperaturen, Dampf drucke, Dampfmengen, usw. Oft werden
                              									auch von abseits liegenden Meßstellen die Meßwerte durch Fernsender zum Profilux
                              									übertragen, im Meßwerk summiert und gleich die Summe der einzelnen Werte durch den
                              									Lichtzeiger gegeben.
                           Das Profilux-Einzelgerät besteht aus einer Skalenkammer und einer Zeigerkammer. Seine
                              									äußeren Abmessungen sind etwa 550 × 1800 × 1500 Millimeter. Das Gerüst besteht aus
                              									Winkeleisen; Blechwände dienen zur allseitigen Abdeckung. Sollen mehrere Meßgrößen
                              									in der Weise angezeigt werden, daß sie rasch miteinander zu vergleichen sind, so
                              									werden Profilux-Mehrfachgeräte gebaut. Bei diesen sind an eine Skalenkammer an einer
                              									oder beiden Seiten mehrere Zeigerkammern angebaut, wie es Bild 5 zeigt. Rechts und links der Skalenscheibe wandern also mehrere
                              									Lichtzeiger auf und ab, deren Spiel leicht überschaubar undderen Stellung
                              									leicht zu vergleichen ist. So kann jeder Wärter oder Heizer ständig erkennen, wie
                              									der ihm anvertraute Teil der Gesamtanlage für sich arbeitet und wie er sich in das
                              									Zusammenspiel mit den übrigen einfügt. Auch dem Betriebsleiter ist es möglich, den
                              									Gesamtstand der Anlage von überall her schnell zu überblicken und entsprechende
                              									Weisungen zu geben.
                           
                              
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                              Bild 5: Mehrfach-Profilux.
                              
                           In den meisten Betrieben, vor allen in Kraftwerken, ist man auf grund langer
                              									Erfahrungen und statistischer Auf Zeichnungen in der Lage, die zu erwartende Last
                              									und ihre Schwankungen, also die sogenannte Tageslastkurve, im Voraus zu bestimmen.
                              									Für jeden Tag wird ein Lastverteilungsplan aufgestellt; dieser teilt jeder Einheit
                              									die aufzubringende Leistung zu. Jedem Wärter muß die nach dem Plan geforderte
                              									Einzelleistung ständig kenntlich gemacht werden. Ergeben die Betriebsverhältnisse
                              									die Notwendigkeit, vom Plan abzuweichen, darin muß es auch möglich sein, sofort die
                              									entsprechenden Maßnahmen den einzelnen Untergruppen zu befehlen. In unruhigen
                              									Betrieben, die keinen Fahrplan aufstellen können, ist es vor allem wichtig, immer
                              									die den Betriebsverhältnissen entsprechenden Einzelleistungen befehlen zu
                              									können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 346, S. 66
                              Bild 6: Befehlgeb- und Rückmeldegerät.
                              
                           Beim Lichtzeigergerät Profilux läßt sich nun eine solche Befehlseinrichtung leicht
                              									anbringen. In die Zeigerkammer wird neben die Lichtzeigereinrichtung, die den
                              									Sollwert gibt, eine zweite eingebaut, die den Sollwert anzeigt. Die Sollmarke
                              									erscheint als roter Lichtfleck mit schwarzem Zeigerstrich und bewegt sich neben der
                              									weißen Lichtmarke auf der Zeigerbahn auf und ab. Die Steuerung der Sollmarke erfolgt
                              									vom Büro des Betriebsleiters aus durch ein einfaches Gebgerät, das von Hand betätigt
                              									wird. Das Befehlgebgerät ist gebaut wie ein normales Doppelprofilmeßgerät Ein
                              									drehbarer Knauf dient zum Stellen des Zeigers, der auf den gewünschten Sollwert
                              									bewegt werden kann; entsprechend wandert der rote Sollzeiger am Profilux in der
                              									Halle.
                           Wird die Stellung des Sollzeigers geändert, so ertönt gleichzeitig in der Halle ein
                              									Lärmzeichen, wodurch die Bedienungsmannschaft auf die Sollwertänderung hingewiesen wird. Um im
                              									Betriebbüro zu erkennen, ob der Befehl befolgt wurde und welche Wirkung er hatte,
                              									kann dort ein Rückmeldegerät vorgesehen werden, dessen Meßwerk mit dem
                              									Istzeigermeßwerk zusammengeschaltet wird. Das Bild 6
                              									zeigt ein Befehlgeb- und Rückmeldegerät.
                           Profilux-Lichtzeigergeräte finden Verwendung in großen Kesselhäusern zur Anzeige von
                              									Dampfmenge und Dampfdruck der Sammelleitung, sowie der Dampf mengen der einzelnen
                              									Kessel; in Elektrizitätswerken zur Anzeige von Sammelschienenspannung,
                              									Gesamtleistung, Leistung der einzelnen Turbinen, abgegebener und bezogener Leistung;
                              									in Gaswerken zur Anzeige der Standhöheder Behälterglocken; in Wasserwerken für
                              									den Stand des Wassers im Hochbehälter; in Hüttenwerken insbesondere im Gebläsehaus
                              									zur Ueberwachung und Regelung der Windzufuhr zu den Hochöfen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 346, S. 67
                              Bild 7: Profilux-Hallenschild im E. W. Dresden.
                              
                           Als Beispiel zeigt Bild 7 ein großes
                              									Profilux-Hallenschild im neuen Kraftwerk der Städtischen Elektrizitätswerke Dresden.
                              									An sieben Lichtzeigerbahnen mit Ist- und Sollzeiger wird die Dampfleistung von
                              									sieben Kesseln überwacht, außerdem an einer Lichtzeigerbahn mit weißem Lichtzeiger
                              									die Gesamtleistung des Kesselhauses und an einer anderen Lichtzeigerbahn mit grünem
                              									Lichtzeiger der Druck in der Sammelleitung angezeigt.