| Titel: | Miscellen. | 
| Autor: | Kl. | 
| Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 376 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Flaschenkork mit Drehventil.
                           Textabbildung Bd. 228, S. 376Der von Heinr. Jarck in Flensburg patentirte
                              									Flaschenkork (D. R. P. Nr. 374 vom 7. Juli 1877) kann durch einfaches Drehen der
                              									oben angebrachten Oese geschlossen und geöffnet werden, wobei derselbe auf der
                              									Flasche sitzen bleibt. Die Abbildung stellt den Flaschenkork im geöffneten Zustande
                              									dar.
                           
                        
                           Neuer Schornstein-Aufsatz.
                           Textabbildung Bd. 228, S. 376Nach Mittheilungen von Vogdt in der Deutschen Bauzeitung, 1878 S. 164 wird der von Hanel angegebene Luftsauger aus einem Systeme von
                              									abgestumpften Kegelmänteln gebildet, welche derart über einander geordnet sind, daſs
                              									die Luft genügende Zwischenräume zum Durchströmen findet, ohne daſs der Wind in
                              									horizontaler Richtung in das Rohr eintreten kann, weil die Kegelmäntel so gestellt
                              									sind, daſs die Verlängerung aller nach der Oeffnung des Kopfes gerichtet ist. Jeder
                              									Windstoſs wird im Kopfe eine gegen die obere Oeffnung gerichtete Bewegung annehmen
                              									müssen. Gegen schädliches Eindringen des Windes ist diese Oeffnung durch Rand und
                              									Deckel geschützt und, um die nachtheilige Einwirkung der Sonnenstrahlen auf die
                              									Schornsteinmündung aufzuheben, hat auſserdem der Deckel einen kegelförmigen Hut
                              									erhalten, der einen thermisch isolirenden Luftkörper einschlieſst.
                           
                        
                           Mittlere Temperatur der Sonnenoberfläche.
                           Die mittlere Temperatur der Schicht der Sonnenoberfläche, die noch zur Strahlung
                              									beiträgt, ist von J. Violle (Beiblatt zu Poggendorff's Annalen, 1878 S. 143) zu 2500° bestimmt worden.
                              									Daſs aber die Sonnenoberfläche an einzelnen Stellen eine viel höhere Temperatur
                              									besitzen muſs, beweist eine Beobachtung Berthelot's,
                              									nach der mittels einer den Sonnenstrahlen ausgesetzten starken Linse Kohle über die
                              									Weiſsglut hinaus zum Rosaglühen erhitzt, also schon in dem Brennpunkt der Linse eine
                              									Temperatur von etwa 2500° erzeugt werden kann.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Vulcane.
                           Einem Bericht über die letzte Eruption des 5943m
                              									hohen Riesenvulcans Cotopaxi in Ecuador am 26. Juni
                              									1877 von Th. Wolf (Neues
                                 										Jahrbuch für Mineralogie, 1878 S. 113) entnehmen wir die Mittheilung, daſs
                              									die Wasser- und Schlammmassen, welche bei den Eruptionen die Umgegend verwüsten,
                              									nicht aus dem Vulcan stammen, wie bisher angenommen wurde, sondern durch Abschmelzen
                              									der gewaltigen, am Berge lagernden Schneemassen entstehen. Die Spitze des Berges
                              									zeigte zahlreiche, bis 150° warme Fumarolen von Chlorwasserstoffgas. Hierdurch
                              									scheinen sich die Beobachtungen Deville's am Vesuv und
                              									die Theorie Bunsen's zu bestätigen, nach welchen ein
                              									und derselbe Vulcan verschiedene Gase liefert, Je nach dem Thätigkeitszustand, in
                              									dem er sich befindet: Chlor bezeichnet das intensivste Stadium der
                              									Ausbruchsthätigkeit, schweflige Gase einen abgeschwächten Zustand und Kohlensäure
                              									das Absterben der vulcanischen Thätigkeit.
                           
                        
                           
                           Ueber die Wärmeleitungsfähigkeit der Gesteine und
                              									Hölzer.
                           Einer längeren Abhandlung über die Wärmeleitungsfähigkeit schlechtleitender Körper
                              									von E. Leſs (Annalen der Physik
                                 										und Chemie, 1878 Ergänzungsband 8 S. 517) entnehmen wir folgende Werthe,
                              									das Wärmeleitungsvermögen des Marmors aus den Pyrenäen = 1000 gesetzt.
                           
                              
                                 
                                 Spec.Gew.
                                 Wärme-leitungs-vermögen
                                 
                              
                                 Marmor aus den Pyrenäen
                                 2,616
                                 1000
                                 
                              
                                 Sächsischer albithaltiger Granit
                                 2,629
                                   804
                                 
                              
                                 Carrarischer Marmor
                                 2,668
                                   769
                                 
                              
                                 Marmor aus Italien
                                 2,682
                                   763
                                 
                              
                                 Basalt von Oberstein an der Nahe
                                 2,712
                                   726
                                 
                              
                                 Seeberger feinkörniger Sandstein
                                 2,130
                                   721
                                 
                              
                                 Granit vom Thüringer Wald
                                 2,545
                                   713
                                 
                              
                                 Sandstein der Kreideformation Strehlen
                                 2,324
                                   701
                                 
                              
                                 Rother Gneiſs von Tharandt
                                 2,540
                                   696
                                 
                              
                                 Nephelinbasalt von Mitterteich
                                 2,853
                                   690
                                 
                              
                                 Serpentin aus dem sächsischen Erzgebirge
                                 2,418
                                   676
                                 
                              
                                 Tafelsschiefer von Carlsbaden
                                 2,731
                                   537
                                 
                              
                                 Sandstein von Postelwitz
                                 1,997
                                   487
                                 
                              
                                 Thonschiefer aus dem Schwarzathal
                                 2,685
                                   469
                                 
                              
                                 Gemeiner Thon
                                 2,003
                                   275
                                 
                              
                                 Ahornholz,    parallel der Faser
                                 0,634
                                   192
                                 
                              
                                 Eichenholz,        „       „      „
                                 0,621
                                   161
                                 
                              
                                 Buchsbaumholz, „       „      „
                                 0,790
                                   135
                                 
                              
                                 Eichenholz, senkrecht zur Faser, parallel den
                                    											Jahresringen
                                 0,568
                                     86
                                 
                              
                                 Ahornholz,          „       „      „        
                                    											„        „           „
                                 0,607
                                     85
                                 
                              
                                 Eichenholz,         „       „      „ und zu den
                                    											Jahresringen
                                 0,571
                                      75.
                                 
                              
                           
                        
                           Bullough und Smalley's elektrische Ausrückvorrichtungen für
                              									Spinnmaschinen.
                           Die Wirkungsweise der elektrischen Ausrücker läſst sich am leichtesten bei der
                              									Strecke verfolgen, bei welcher vier Zustände eintreten können, deren jeder zum
                              									Anhalten der Maschine führt, nämlich: 1) es reiſst das Band an der Einführungsseite
                              									zwischen Topf und Streckwalzen, oder es ist der Topf geleert worden; 2) es bleibt
                              									das Band an den Streckwalzen hängen, umwickelt sie, oder häuft sich zwischen ihnen
                              									an; 3) es reiſsen die Streckbänder in den Trichtern zwischen den Streckwalzen und
                              									den Abführwalzen, oder 4) es sind die Preſstöpfe gefüllt.
                           Die den Streckcylindern zugeführten Bänder laufen durch in den Schlieſungskreis eines
                              									elektrischen Stromes aufgenommene Walzen, deren untere geriffelt und im
                              									Maschinengestell in gewöhnlicher Weise gelagert ist, deren obere kürzere aber (für
                              									jedes Band ist eine solche Walze aufgelegt) in einer Platte liegen, welche die
                              									Ausrückplatte heiſst und welche durch zwischengelegte Holzstücke gegen das übrige
                              									Maschinengestell isolirt ist. Den elektrischen Strom liefert eine Wilde'sche, elektromagnetische Maschine. Der eine
                              									Poldraht derselben steht mit dem Gestell der Strecke in Verbindung, der andere mit
                              									der Ausrückplatte. In die Leitung ist ein kleiner Elektromagnet eingeschaltet,
                              									dessen Anker, wenn er durch den geschlossenen Strom angezogen wird, auf einen
                              									einfachen Apparat in der Weise wirkt, daſs sich der Antriebriemen auf die Losscheibe
                              									legt. Sind die oberen Walzen auſser Contact mit den unteren, so ist der Strom
                              									unterbrochen und der Riemen bleibt auf der Festscheibe; reiſst hingegen das
                              									Streckband, fällt die obere Walze nieder und legt sie sich auf die geriffelte
                              									untere, so wird der Strom geschlossen, es wirkt der Elektromagnet und die Maschine
                              									bleibt stehen.
                           Haben sich um die Streckwalzen Bänder gewickelt, so rückt die Vorrichtung
                              									folgendermassen aus: Beide Streckcylinder, der obere und der untere, stehen durch das
                              									Maschinengestell mit dem einen Poldrahte in leitender Verbindung und sind wie
                              									gewöhnlich in geringer Entfernung von ihren Reinigern angebracht; letztere sind mit
                              									der isolirten Ausrückplatte verbunden und durch diese mit dem anderen Poldraht der
                              									elektromagnetischen Maschine. Während des Streckens werden die Streckwalzen durch
                              									die Bänder in richtiger Entfernung gehalten; wickeln sich hingegen letztere um eine
                              									solche Walze, so hebt sich die obere, berührt den Reiniger, es schlieſst sich der
                              									Strom und die Maschine wird ausgerückt.
                           Die Abzugs walzen sind in ganz der nämlichen Weise gegen einander isolirt und eine
                              									jede mit einem der Poldrähte elektrisch verbunden. Bricht das Band im Trichter, so
                              									werden die Walzen nicht aus einander gehalten, sie berühren sich, der Strom
                              									schlieſst sich und die Arbeit der Maschine ist so lange unterbrochen, als das Band
                              									nicht wieder zusammengefügt ist.
                           Für den vierten Fall, daſs sich die Töpfe gefüllt haben, findet Ausrückung dadurch
                              									statt, daſs der Strom zufolge Hebung der Preſsplatte geschlossen wird.
                           Bei Vorspinnmaschinen wirkt der Apparat beim Reiſsen eines Bandes, ehe es die
                              									Streckcylinder erreicht, ferner, wenn eine Spule gefüllt ist. Es sind auch hier
                              									gegen einander isolirte Walzen vorhanden, welche in beiden Fällen zur Berührung
                              									kommen und hierdurch den Strom schlieſsen. Bei Krempeln wird, wenn das Vlieſs reiſst
                              									oder der Topf sich gefüllt hat, eine Klingel in Bewegung gesetzt und der Arbeiter
                              									aufmerksem gemacht, das Vlieſs zusammenzufügen oder den Topf auszuwechseln. (Nach
                              									dem Textile Manufacturer, 1877 S. 374.)
                           
                        
                           Daniell'sches Element als Normaleinheit für die
                              									elektromotorische Kraft; von Oliver J. Lodge.
                           In ein mit verdünnter Zinkvitriollösung gefülltes Pulverglas ist durch den Stöpsel
                              									hindurchgehend eine unten offene Glasröhre eingesenkt, in der sich ein Zinkstreifen
                              									befindet. An dieselbe ist eine weite, unten geschlossene Glasröhre gebunden, deren
                              									obere Oeffnung unterhalb der Oberfläche der Zinklösung liegt, und die einige
                              									Krystalle Kupfervitriol enthält. Ein bis zu denselben hineingesenkter, unten
                              									umgebogener, oberhalb durch eine isolirende Schicht geschützter Kupferdraht ragt
                              									durch den Kork aus dem Pulverglase hervor. Wird das Element nicht gebraucht, so
                              									werden die Röhren gehoben, bis der obere Rand der zweiten sich über der Zinklösung
                              									befindet.
                           Auch kann die erste unten offene Glasröhre unten zu einer kleinen Spitze ausgezogen
                              									und das geschlossene Glas mit seinem oberen Rand bis über die Zinklösung gehoben und
                              									fast mit concentrirter Lösung und einigen Krystallen von Kupfervitriol gefüllt
                              									werden. Die Feuchtigkeit an den Wänden des letzteren vermittelt dann die Leitung.
                              									(Nach dem Philosophical Magazine, 1878 Bd. 5 S. 1 durch
                              										Beiblätter zu Poggendorff's Annalen, 1878 S.
                              									161.)
                           
                        
                           Anwendung von gepulvertem Zink in der analytischen Chemie; von
                              									Dr. T. M. Brown.
                           Zink ist bekanntlich bei 210° sehr spröde, läſst sich in einem Mörser zu Pulver
                              									stoſsen und durch Absieben auf ein gleichförmiges Korn bringen. Ich wende gewöhnlich
                              									Siebe von 7,10 und 13 Maschen auf 1qc an und
                              									beutle schlieſslich das Pulver durch feine Leinwand. Die analytische Anwendung, die
                              									ich bisher von diesem Zinkpulver gemacht habe, war zunächst die Reduction des Eisens
                              									direct in seinen Erzen, durch Erhitzen mit demselben, und die Reduction des
                              									Eisenoxydes in Lösungen zu Oxydul.
                           Im ersteren Falle vermengt man 0g,03 gepulvertes
                              									Erz mit dem 10fachen Gewichte möglichst feinem Zinkpulver, bringt das Gemenge in
                              									einen Porzellantiegel und bedeckt es mit der gleichen Gewichtsmenge Zinkpulver. Der
                              									unbedeckt bleibende Tiegel wird über einem Bunsen'schen
                              									Brenner während zehn Minuten einer dunkeln Rothglut ausgesetzt. Nach dem Abkühlen
                              									bringt man den Tiegel
                              									mit seinem Inhalte in einen Kolben, übergieſst ihn mit heiſser verdünnter
                              									Schwefelsäure und erhitzt rasch zum Kochen. Das Zink und das reducirte Eisen lösen
                              									sich in wenigen Minuten auf, worauf man den Kolben fest verkorkt und abkühlen läſst,
                              									und dann das Eisen direct mit Chamäleon titrirt. Enthält das Erz organische
                              									Substanzen, so muſs es vor dem Zusatz des Zinkpulvers geröstet werden, weil sonst
                              									die Lösung für das Titriren zu dunkel wird. Dies trat allerdings auch öfter ein,
                              									selbst wenn das Erz keine organischen Substanzen enthielt, und es ergab sich aus
                              									wiederholten Versuchen, daſs dies der Zersetzung der Kohlensäure in den
                              									Verbrennungsgasen zugeschrieben werden muſste. Diesem Uebelstande wurde dadurch
                              									begegnet, daſs man eine dicke Lage Zink aufbrachte oder auch gepulverten Borax, der
                              									eine Schmelzdecke bildet und das darunter befindliche Gemenge vor der Einwirkung der
                              									Verbrennungsgase schützt.
                           Ganz besonders vortheilhaft ist die Anwendung von etwas gröber gepulvertem Zink zur
                              									Reduction des Eisens in seinen Lösungen. Gekörntes Zink sowie Zinkblech machen es
                              									bekanntlich oft schwierig, eine vollständige Reduction und Lösung zu erhalten,
                              									während der fein vertheilte Zinkstaub beides in kurzer Zeit erreichen läſst. Man
                              									nimmt gewöhnlich für jede Lösung 0g,3 Zinkpulver.
                              									Es darf nur ein geringer Ueberschuſs von Schwefelsäure vorhanden sein, so daſs nach
                              									1 oder 2 Stunden blos die Hälfte des Zinkes aufgelöst ist. Man gibt darauf
                              									Schwefelsäure zu, kocht rasch und verfährt dann weiter wie oben. (Nach dem Iron, 1878 S. 361.)
                           
                        
                           Entwicklung des Leopoldshaller Salzbergbaues.
                           Nach einer Mittheilung von H. Borchardt (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1878 S. 113) zeigt
                              									folgende Tabelle die Entwicklung des Leopoldshaller Salzbergbaues von seinem
                              									Entstehen i. J. 1858 an bis zum Schluſs des Jahres 1877. Es wurden abgebaut:
                           
                              
                                 
                                 Jahr
                                 Kalisalzlager
                                 Steinsalzlager
                                 
                              
                                 
                                 
                                 cbm
                                 cbm
                                 
                              
                                 Vor
                                 1862
                                 –
                                   3797,3
                                 
                              
                                 
                                 1862
                                         453,4
                                   2227,2
                                 
                              
                                 
                                 1863
                                     12877,0
                                     490,5
                                 
                              
                                 
                                 1864
                                     45833,0
                                   1383,1
                                 
                              
                                 
                                 1865
                                     32942,7
                                   1510,0
                                 
                              
                                 
                                 1866
                                     61771,7
                                     372,8
                                 
                              
                                 
                                 1867
                                     53487,0
                                     768,1
                                 
                              
                                 
                                 1868
                                     67471,0
                                   2327,0
                                 
                              
                                 
                                 1869
                                     69532,8
                                   5540,5
                                 
                              
                                 
                                 1870
                                     98327,6
                                   3708,0
                                 
                              
                                 
                                 1871
                                   137275,0
                                   1139,8
                                 
                              
                                 
                                 1872
                                   199400,5
                                   2541,0
                                 
                              
                                 
                                 1873
                                   207732,0
                                 14909,5
                                 
                              
                                 
                                 1874
                                   151948,4
                                 12357,9
                                 
                              
                                 
                                 1875
                                   237826,2
                                   8613,6
                                 
                              
                                 
                                 1876
                                   243080,5
                                 13429,6
                                 
                              
                                 
                                 1877
                                   329325,3
                                   8661,3
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summe
                                 1959284,1
                                 83777,2.
                                 
                              
                           Beide Lager lieferten demnach 2043061cbm oder
                              										3590347t. Rechnet man hiervon die noch in der
                              									Grube lagernden Vorräthe und Abfälle, so ergibt sich in den unterirdischen Bauen von
                              									Leopoldshall ein Hohlraum entsprechend einem Würfel von rund 121m Kantenlänge. Bezüglich der Ventilation desselben
                              									muſs auf unsere Quelle verwiesen werden.
                           
                        
                           Zusammensetzung des Uranoxydnatrons.
                           Nach E. Priwoznih und L.
                                 										Schneider (Berg- und hüttenmännisches
                                 										Jahrbuch, 1878 S. 208) hatte Uranoxydnatron aus Joachimsthal, bei 100°
                              									getrocknet, (I orange, II hochorange) folgende Zusammensetzung:
                           
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Uranoxyd (U2O3)
                                 83,19
                                 84,72
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   0,09
                                 –
                                 
                              
                                 Kalk
                                   1,16
                                   0,66
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,30
                                   0,55
                                 
                              
                                 Kali
                                   0,12
                                   0,65
                                 
                              
                                 Natron
                                   8,50
                                   8,71
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                   0,22
                                   0,14
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                   2,91
                                   0,96
                                 
                              
                                 Arsensäure
                                   0,23
                                   0,06
                                 
                              
                                 Vanadinsäure
                                 Spur
                                 –
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                   0,07
                                   1,86
                                 
                              
                                 Wasser
                                   2,88
                                   1,01
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,67
                                 99,32.
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber die Borsäure- und Salmiakgewinnung auf der Insel
                              									Vulcano.
                           Nach A. Cossa (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 347) beträgt die jährliche
                              									Ausbeute an Borsäure hier nur 4000k. Es erscheint
                              										Cossa zweifelhaft, daſs die Borsäure auf Vulcano,
                              									wie Dana angibt, durch Dr. Holland entdeckt worden sei. Die erste sichere Nachricht befindet sich in
                              									einem am 31. Juli 1819 von Messina aus an Arago
                              									gerichteten Brief, worin Lucas anzeigt, daſs er, in
                              									Gemeinschaft mit dem Apotheker Goacchino Arrosto aus
                              									Messina, Borsäure in den Salzkrusten entdeckt habe, welche die Innenwände des
                              									Kraters von Vulcano bekleiden. Dieselbe ist 1822 zuerst von Stromeyer analysirt worden und fand sich nur durch eine Spur Schwefel
                              									verunreinigt. Es war ferner die Borsäure von Vulcano, worin R. Warington Stickstoffbor auffand (Chemical
                                 										Gazette, 1854 S. 417) und die Aufmerksamkeit der Chemiker auf die Hypothese
                              									lenkte, daſs etwa das gleichzeitige Auftreten von Borsäure und Ammoniaksalzen aus
                              									der Zersetzung von Stickstoffbor durch Wasserdampf hergeleitet werden könnte.
                           
                        
                           Die Gewinnung des Kautschuks am Amazonen-Strom.
                           Neuerdings hat sich die Aufmerksamkeit der indischen Regierung auf die Kautschuk
                              									liefernden Bäume Amerikas gerichtet, und sie hat Beamte ausgesendet, die nicht nur
                              									die Lebensbedingungen dieser Bäume, die Gewinnung und Behandlung ihres Productes
                              									studiren, sondern auch junge Pflanzen derselben gewinnen und nach Indien überführen
                              									sollen.
                           Robert Croſs berichtet im Geographical Magazine ausführlich über seine Reise nach Para zum Studium
                              									der Hevea elastica, welche den Para-Kautschuk liefert.
                              									Hiernach kam dieser Baum ebenso auf tiefem feuchtem Grande vor, welcher von der
                              									Ueberschwemmung nicht erreicht wurde, als an den Rändern der Gapos. Die
                              									Ausdünstungen des feuchten Bodens, die durch den Waldwuchs von 25 bis 30m Höhe niedergehalten wurden, machten sich sehr
                              									fühlbar und brachten Fieberanfälle nach sich. Auch die Kautschuksammler sollen
                              									während der Arbeitszeit häufig vom Fieber ergriffen werden. Die Methode des
                              									Abzapfens beobachtete Croſs am Ufer des Rio Guama,
                              									eines Flusses, der wohl dreimal so breit als die Themse bei London, doch auf keiner
                              									Karte ersichtlich ist. Hier waren hunderte Von Kautschuksammlern beschäftigt; jeder
                              									hatte sein besonderes Gebiet. Beim Beginn der Sammelzeit werden die Wege von Baum zu
                              									Baum gangbar gemacht und am Fuſse eines jeden Baumes eine Anzahl kleiner Becher aus
                              									gebranntem Thon niedergelegt, an starken Bäumen bis zu 12 Stück. Der Sammler bricht
                              									Morgens auf, so zeitig als möglich und sobald ihm das Tageslicht das Gehen im Walde
                              									gestattet. Am Baum macht er dann in 2m Höhe einen
                              									tiefen, nach oben laufenden Einschnitt mit dem Beile und setzt sofort einen Becher
                              									unmittelbar darunter, der durch ein wenig Lehm an die Rinde angeheftet wird. 10 bis
                              										12cm davon, aber in gleicher Höhe wird ein zweiter
                              									Einschnitt gemacht, bis der Kreis um den Baum vollendet ist, worauf ein anderer Baum
                              									an die Reihe kommt. Am folgenden Morgen wird 15 bis 20cm tiefer ein neuer Kreis von Einschnitten um den Baum gelegt und so
                              									fortgefahren, bis man den Boden erreicht, worauf man wieder oben in der Mitte
                              									zwischen den beiden ersten Kreisen von Neuem beginnt. Bei sehr saftreichen Bäumen
                              									wird mit dem Abzapfen zugleich von oben und von unten begonnen.
                           Der Ertrag ist natürlich verschieden. Selten wird der Becher, von dem etwa 30 auf
                              										1l gehen, bis zum Rande voll. Der Sammler ist
                              									zufrieden, wenn der Becher zur Hälfte voll ist; aber oft findet er nur einen
                              									Eſslöffel voll. Der best milchende Baum, den Croſs
                              									beobachtete, hatte 12 Reihen mit je 6 Einschnitten, die er sämmtlich in einem Sommer
                              									erhalten hatte. Die trockene Jahreszeit ist jedenfalls die beste für das Einsammeln
                              									des Kautschuks, nicht als ob der Saft dann reichlicher flöſse, aber er ist freier
                              									von wässerigen Bestandtheilen. Am Vollmond soll, wie die Sammler behaupten, das
                              									Erträgniſs am reichsten sein.
                           Am oberen Amazonas und in der Provinz Ceara verfährt man beim Abzapfen anders. Die
                              									äuſsere Rinde wird sorgfältig gesäubert und um sie entweder eine Rinne von Lehm
                              									gelegt, oder eine Liane eng geschlungen und nun darüber eine Masse Einschnitte
                              									angebracht, worauf man den Saft von der Rinne, bezieh. Liane herab in eine Kalebasse
                              									leitet. Hierbei kann aber nicht umgangen werden, daſs mancherlei fremde Stoffe sich
                              									dem Safte beimischen, der dann nur als Saramby in den Handel kommen kann. Die
                              									Methode, welche in Para Anwendung findet, ist empfehlenswerther; doch sind auch hier
                              									manche Sammler bei der Verarbeitung und Verwendung des Lehms nicht so sorgfältig und
                              									sauber, als es zu wünschen wäre. Sowie alle Bäume mit Einschnitten versehen sind,
                              									kommt der Sammler zum ersten Baume zurück und entleert die Becher desselben in eine
                              									groſse Kalebasse, wobei er den Finger zum Ausstreichen der Becher zu Hilfe nimmt.
                              									Die zerstreuten Tropfen am Stamme oder am Boden der Becher werden ebenfalls
                              									sorgfältig gesammelt und in ein Gefäſs gethan; sie liefern den geringer werthigen
                              									Saramby. Da nun die Bäume oft weit aus einander stehen, so ist die Arbeit des
                              									Sammlers aufhältig und anstrengend, und es ist zu verwundern, daſs die Eingebornen
                              									nie darauf verfallen sind, Pflanzungen von Kautschukbäumen anzulegen, wobei viel
                              									Zeit und Mühe erspart werden könnte.
                           Der erbeutete Saft wird nun zu Schuppen getragen, die am Ufer des Flusses stehen.
                              									Hier wird der Kautschuk weiter verarbeitet. Ueber einem Holzfeuer und so, daſs die
                              									Luft von unten herzutreten kann, steht ein etwa 45cm hoher irdener Krug, dessen Boden ausgebrochen ist. Man wirft von oben
                              									Holz und Palmnüsse hinein, bis nur noch wenige Centimeter vom Rande fehlen. Es
                              									entsteigt ihm ein regelmäſsiger Rauch von bedeutender Hitze, nach Croſs etwa 42°. Die Form, auf welcher Kautschuk
                              									bereitet wird, gleicht einem flachen Ruder; sie ist meist an der Decke aufgehängt,
                              									da ihr Gewicht auſserdem die Handhabung erschweren würde. Ein dünner Ueberzug von
                              									feinem Lehm verhindert das Ankleben des Saftes, von dem 2 bis 3 Becher auf einmal
                              									über die Form ausgegossen werden. Man läſst erst abtropfen und dann bewegt der
                              									Arbeiter die Form in einer Höhe von 5cm über dem
                              									Krug und in einer so regelmäſsigen Schwingung, daſs alle Theile der Formfläche
                              									gleichmäſsig von dem heiſsen Rauche getroffen werden. Sofort nimmt die Milch einen
                              									gelblichen Schimmer an und bei der Berührung ergibt sich, daſs sie noch feucht ist
                              									und viel Wasser ausschwitzt. Nun wird die andere Fläche der Form verwendet, dann
                              									wieder die erste, und es werden so viele Lagen über einander gelegt, bis die Masse
                              									10 bis 12cm dick ist. Dann setzt man die Form bei
                              									Seite und läſst sie abkühlen. Tags darauf wird sie herausgezogen; wenn dann der
                              									Kautschuk noch ein paar Tage zum Trocknen aufgehängt gewesen ist, kann er zum
                              									Verkauf gebracht werden. Croſs bezweifelt nicht, daſs
                              									man an der Stelle dieser umständlichen Bearbeitungsweise den Kautschuk ebenso gut
                              									zum Ausschwitzen des Wassers veranlassen könnte, wenn man die Milch in flachen
                              									Schüsseln der gleichmäſsigen Hitze durch kochendes Wasser aussetzt. Für Anpflanzung
                              									des brasilianischen Kautschukbaumes hält Croſs
                              									viele Gegenden der
                              									malayischen Halbinsel, Britisch-Birmas, Ceylons und Coromandels ganz geeignet.
                              									Dieselben müssen aber noch südlich von 20° nördlicher Breite liegen und ihre
                              									Temperatur darf nicht unter 15° sinken, also etwa gleiche Verhältnisse, wie sie das
                              									Zuckerrohr verlangt. Für die Kautschukbäume eignen sich Oertlichkeiten, welche für
                              									andere Pflanzungen nicht benutzt werden können, z.B. häufig überfluthete
                              									Fluſsränder, Sumpf- und Marschländer. Groſs spricht die
                              									Hoffnung aus, daſs in wenigen Jahren indischer Para-Kautschuk in den Handel gebracht
                              									und dann den amerikanischen an Güte und Reinheit übertreffen werde. (Nach dem Oesterreichischen Handelsjournal, 1878 Nr. 7.)
                           
                        
                           Ueber das atmosphärische Wasserstoffsuperoxyd.
                           E. Schöne (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 482) hat in der Nähe von Moskau
                              									vom 1. Juli 1874 bis 30. Juni 1875 allen Regen, Hagel, Graupeln und Schnee gesammelt
                              									und auf Wasserstoffhyperoxyd geprüft. Im Ganzen sind 215 Mal Regen und Hagel und 172
                              									Mal Schnee und Graupeln untersucht, also überhaupt 387 Proben dieser Art gemacht.
                              									Unter diesen waren nur 93, nämlich 7 Regenproben und 86 Schneeproben, in welchen mit
                              									den beiden für das Wasserstoffhyperoxyd charakteristischen Reagentien, nämlich
                              									Jodkalium, Stärke und Eisenvitriol oder Guajak und Malzauszug, keine Reactionen
                              									erhalten wurden.
                           S. Kern (Chemical News,
                              									1878 Bd. 37 S. 35) hat in den Sommern 1876 und 1877 ebenfalls das Meteorwasser auf
                              									Wasserstoffsuperoxyd untersucht. Er fand in 1l
                              									Regenwasser im Mittel 0mg,36 H2O2.
                           
                        
                           Nachweis der Verunreinigung von Fluſs- und
                              									Brunnenwässern.
                           H. Vohl (Berichte der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1811) hat in 100g eines Kesselsteines von einem Rheindampfer 51mg arsenige Säure, kein Kupfer, Blei und Zink
                              									aufgefunden, wohl aber Phosphorsäure und Oel. Er schlieſst daraus, daſs der Rhein
                              									durch giftige und schädliche Stoffe verunreinigt werde.
                           Zur Nachweisung der Verunreinigung eines Brunnens durch eine Gasfabrik in Creuznach
                              									stellte er fest, daſs das Brunnenwasser unterschweflig-saure Salze enthielt. – Das
                              									von F. Fischer (1874 211
                              									239) nachgewiesene Rhodanammonium eignet sich hierzu offenbar weit besser.
                           
                        
                           Ueber die Bestimmung der salpetrigen Säure.
                           P. Grieſs (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 624) zeigt, daſs zur Nachweisung
                              									der salpetrigen Säure im Brunnenwasser statt der früher (1874 212 408) von ihm empfohlenen Diamidobenzoesäure das Diamidobenzol
                              									(Schmelzpunkt 63°) verwendet werden könne. C. Preuſse
                              									und F. Tiemann (daselbst S. 627) schlagen hierzu
                              									folgendes Verfahren vor.
                           100cc der zu prüfenden, verdünnten, farblosen,
                              									wässerigen Lösung der salpetrigen Säure werden in einen Glascylinder gebracht und
                              									darin mit 1cc verdünnter Schwefelsäure (1 : 2) und
                              										1cc Metaphenylendiaminlosung (1 : 200)
                              									versetzt. Erscheint bei dem Umrühren mit einem Glasstabe sofort eine rothe Färbung,
                              									so ist der Versuch mit 50, 20, 10cc der Lösung,
                              									welche man zuvor mit salpetrigsäurefreiem Wasser zu 100cc verdünnt hat, zu wiederholen. Die Verdünnung ist eine genügende, wenn
                              									eine deutliche Reaction erst nach Verlauf von 1 bis 2 Minuten eintritt.
                           Möglichst gleichzeitig mit der Anstellung des obigen Versuches versetzt man in drei
                              									anderen Cylindern reines destillirtes Wasser mit 0,3 bis 2cc,5 der titrirten Alkalinitritlösung, füllt bis
                              									zur Marke auf und fügt 1cc verdünnte Schwefelsäure
                              									sowie 1cc Metaphenylendiaminlosung zu der
                              									Flüssigkeit in je einem der Cylinder. Man vergleicht danach die auf diese Weise
                              									hervorgebrachten Färbungen mit der, welche die zu untersuchende Lösung annimmt. Man stellt zu dem Ende
                              									je einen der die titrirten Lösungen enthaltenden Cylinder neben den Cylinder, in
                              									welchem sich die zu prüfende Nitritlösung befindet und sieht von oben durch die
                              									hohen Flüssigkeitssäulen auf ein untergelegtes Stück weiſses Papier.
                           Zur Herstellung der Probelösung von salpetrigsaurem Alkali, von der 1l 10mg N2O enthält, werden 0g,406 reines, trockenes Silbernitrit in heiſsem Wasser aufgelöst und durch
                              									hinzugefügtes reines Kalium- oder Natriumchlorid zu Alkalinitrit zersetzt. Man füllt
                              									die Lösung nach dem Erkalten zum Liter auf, läſst das gefällte Chlorsilber sich
                              									vollständig absetzen und verdünnt 100cc der
                              									darüber stehenden klaren Flüssigkeit abermals zum Liter.
                           
                        
                           Ueber Ammoniumnitrit-Bildung.
                           Ph. Zöller und E. A. Grete
                              										(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									1877 S. 2144) haben nachgewiesen, daſs beim Verbrennen von reinem Wasserstoff in
                              									reiner atmosphärischer Luft salpetrigsaures Ammonium gebildet wird.
                           
                        
                           Ueber den Stickstoffgehalt des Nitroglycerins im
                              									Dynamit.
                           E. Ador und A. Sauer (Zeitschrift für analytische Chemie, 1878 S. 153) haben
                              									gefunden, daſs der Nitroglyceringehalt einer Dynamitpatrone durch Ausziehen mit
                              									Aether nicht genau gefunden wird. Zur Bestimmung des Stickstoffes im Nitroglycerin
                              									ergab die Schlösing'sche Methode stets zu wenig
                              									Stickstoff, die Methode von Dumas gab dagegen 18,5
                              									Proc; in den untersuchten Dynamiten war demnach nur Trinitrin vorhanden.
                           
                        
                           Lösen von geglühtem Eisenoxyd.
                           Nach A. Classen (Zeitschrift für
                                 										analytische Chemie, 1878 S. 182) wird geglühtes Eisenoxyd im Achatmörser
                              									zerrieben und längere Zeit hindurch mit verdünnter Kalilauge digerirt, bis das
                              									schwere, pulverförmige Oxyd in flockiges Hydrat übergeht. Gieſst man nun die
                              									Kalilauge ab und erwärmt mit concentrirter Chlorwasserstoffsäure, so erfolgt die
                              									völlige Lösung in wenigen Minuten.
                           
                        
                           Zur gewichtsanalytischen Bestimmung der Glucose.
                           Zur Bestimmung der Glucose im Rohzucker erhitzt man bekanntlich nach Mulder die betreffende Lösung mit alkalischer
                              									Kupferlösung auf 60°, filtrirt das abgeschiedene Kupferoxydul ab, glüht und wiegt.
                              										W. D. Gratama (Zeitschrift
                                 										für analytische Chemie, 1878 S. 155) hat nun gefunden, daſs in reinen
                              									Lösungen 100 Th. Glucose 226,8 Th. Kupferoxyd reduciren, daſs diese
                              									gewichtsanalytische Methode aber fehlerhafte Resultate bei der Bestimmung der
                              									Glucose im Rohzucker gibt.
                           
                        
                           Ueber die Wandlung der Spectren verschiedener
                              									Farbstoffe.
                           Es ist eine bekannte Thatsache, daſs die Absorptionsstreifen eines und desselben
                              									Körpers, wenn er in verschiedenen Lösungsmitteln gelöst ist, nicht immer dieselbe
                              									Lage haben. Kundt stellte das Gesetz auf, daſs die
                              									Absorptionsstreifen um so weiter nach Roth hin liegen, je stärker die brechende
                              									Kraft des Lösungsmittels ist, und dieses Gesetz bewährt sich in der That für sehr
                              									viele Fälle. H. W. Vogel (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 622) führt dagegen
                              									Beispiele an, daſs mit der Veränderung des Lösungsmittels die Absorptionsstreifen
                              									nicht nach Roth oder Violett hin rücken, sondern daſs der ganze Charakter des
                              									Spectrums ein völlig anderer wird, ohne daſs eine chemische Wirkung des
                              									Lösungsmittels auf den gelösten Körper erfolgt.
                           
                        
                           
                           Ueber fremde Farbstoffe im Rothwein.
                           J. Neſsler (Annalen der
                                 										Oenologie, 1878 S. 148) zeigt, daſs zur Erkennung fremder Farbstoffe im
                              									Rothwein die bisher vorgeschlagenen analytischen Methoden nicht ausreichen, daſs wir
                              									bis jetzt namentlich nicht im Stande sind, den rothen Farbstoff der Malven,
                              									Heidelbeeren und der Trauben zu unterscheiden, ja daſs es sogar sehr wahrscheinlich
                              									ist, daſs eine wesentliche Verschiedenheit unter diesen Farbstoffen überhaupt nicht
                              									besteht. Wir können also nur mittelbar auf den Zusatz solcher Farbstoffe schlieſsen.
                              									Wenn z.B. ein gerbstoffreicher Rothwein mit essigsaurem Natron und Alaun, oder in
                              									Papierstreifen mit reinem Wasser blau und mit gebranntem Kalk rein grün wird, so
                              									können wir annehmen, daſs wir einen ursprünglich weiſsen, mit Malven oder
                              									Heidelbeeren gefärbten, mit Gerbstoff versetzten Wein vor uns haben. Wir haben dann
                              									aber nicht den Farbstoff, sondern die Abwesenheit der braun werdenden Stoffe von
                              									Kämmen, Hülsen und Kernen, oder mehr oder weniger veränderten Farbstoff erkannt.
                           Es scheint für uns in Deutschland sehr wichtig, daſs man sich in dieser Frage klar
                              									werde. Einerseits wurden unsere Beerweine oft für künstlich gefärbt gehalten, sogar
                              									da und dort vor Gericht als solche angeklagt. Andererseits hat man die in groſser
                              									Menge aus Frankreich zu uns kommenden, mit Malven und Heidelbeeren gefärbten
                              									Tresterweine überall als echt betrachtet, weil sie eben jene braunwerdenden Stoffe
                              									in hinreichend groſser Menge enthalten. Erst kürzlich hat ein hervorragender
                              									Oenologe gesagt, daſs ihm noch keine französischen Weine mit fremdem Zusätze
                              									vorgekommen seien, während es doch bekannt ist, daſs in Frankreich jährlich
                              									auſserordentlich viel Malven und Heidelbeeren zum Färben der Weine verwendet und
                              									ungeheure Mengen von Tresterwein verkauft werden.
                           
                        
                           Das Färben mit Anilinorange und mit Chrysoin.
                           Anilinorange ersetzt in der Wollfärberei das Curcuma und das Fichtenholz, indem es
                              									ein sehr kräftiges, lebhaftes und zugleich solides Gelb liefert. Die Wolle muſs
                              									zuvor gründlich mit Soda, Seife und heiſsem Wasser gereinigt sein. Der Farbstoff
                              									wird vor dem Gebrauch in seinem 50 bis 100fachen Gewicht kochenden Wassers unter
                              									Umrühren aufgelöst und filtrirt. Die Farbflotte wird mit Schwefelsäure schwach
                              									angesäuert und allmälig auf 90° erhitzt, oder man setzt ihr, wie beim Färben mit
                              									Cochenille, 3 Proc. Zinnsalz und 5 Proc. Oxalsäure zu. – Wird das Anilinorange, um
                              									die verschiedenen braunen Töne und Olive zu erhalten, in Gesellschaft mit
                              									Indigocarmin oder mit Indigocomposition verfärbt, wie dasselbe auch neben Orseille
                              									und Cochenille verwendet werden kann, so muſs ein Zusatz von schwefelsaurem Natron
                              									gegeben werden, damit das Indigoblau gleichmäſsig anfällt. Auch ist es gut, zuerst
                              									den blauen Farbstoff, dann erst das Anilinorange einzutragen. Kupferkessel müssen
                              									vermieden oder die zu färbende Waare vor der Berührung mit dem Kupfer in irgend
                              									einer Weise geschützt werden. – Seide wird mit Anilinorange aus saurem Bad
                              									orangegelb gefärbt und zwar ohne Zusatz von Seife. Für Mischfarben, wie Marron,
                              									erhalten durch gleichzeitigen Zusatz von Indigo oder Anilinblau, wird ein
                              									schwachsaures Seifenbad gegeben.
                           Chrysoin wird in gleicher Weise wie Anilinorange verwendet, jedoch weniger für sich
                              									allein, als in Mischung mit Indigocarmin für Olive und für gelbstichiges Marron.
                              									Während die mit Anilinorange gefärbten Stoffe im Wasser einen röthlichen Ton
                              									annehmen, der sich erst beim Trocknen der Waare wieder verliert, zeigt das Chrysoin
                              									dieses eigenthümliche Verhalten beim Färben nicht. (Nach dem Textile Manufacturer, 1877 S. 327.)
                           
                              Kl.