| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 82 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Dampfkessel-Explosionen.
                           Nach einem Berichte von E. B. Märten im Engineering, 1880 Bd. 29 S. 187 fanden in England
                              									Explosionen und hierbei Verunglückungen statt:
                           
                              
                                 Im J. 1873
                                 78
                                 57 Todte und
                                   85 Verwundete
                                 
                              
                                 1874
                                 76
                                 77
                                 198
                                 
                              
                                 1875
                                 68
                                 81
                                 142
                                 
                              
                                 1876
                                 39
                                 93
                                 110
                                 
                              
                                 1877
                                 44
                                 54
                                   75
                                 
                              
                                 1878
                                 46
                                 47
                                   84
                                 
                              
                                 1879
                                 30
                                 38
                                   53.
                                 
                              
                           Als Explosionsursache der 30 Dampfkessel des letzten Jahres wird für 8 Kessel äuſsere
                              									Corrosion und für 7 Kessel innere Corrosion angegeben. – In Deutschland explodirten
                              									i. J. 1878 18 Dampfkessel, davon 2 in Folge innerer und 4 durch äuſsere Corrosion
                              									des Bleches. (Vgl. F. Fischer 1878 230 38.)
                           
                        
                           Kettenschiff mit Wasserkraftbetrieb.
                           Der schon mehrfach aufgetauchte Gedanke, zur Bewegung von Fahrzeugen gegen den Strom
                              									die Strömung selbst als treibende Kraft zu benutzen, wird neuerdings von F.
                                    											Kiste in Partenkirchen (* D. R. P. Nr. 8178 vom 15. Juni 1879) zu verwirklichen
                              									gesucht. Von drei Kähnen wird ein Doppelrahmen getragen, auf welchem zwei durch eine
                              									doppelt gekröpfte Welle verbundene Stromräder, sowie die Leitrollen für die Kette
                              									gelagert sind. Durch die Kurbelwelle werden nun mittels Stangen zwei Haken in
                              									sinnreicher Weise so bewegt, daſs sie wechselweise die Kette fassen, wobei das
                              									Schiff durch die Rückbewegung der betreffenden Kurbel an der Kette entlang gezogen
                              									wird, und wieder loslassen. Auch ist Vorsorge getroffen, daſs beim zufälligen
                              									Auslassen eines Hakens keine Rückbewegung des Schiffes eintreten kann.
                           Bezüglich des Effectes, der sich mit solchen Vorrichtungen erzielen läſst, verweisen
                              									wir auf eine Mittheilung von Cl. v. Bechtolsheim in der
                              										Wochenschrift des Vereines deutscher Ingenieure, *
                              									1880 S. 79, wo derselbe als ganz geringfügig nachgewiesen wird.
                           
                        
                           Hubzähler mit Dampfdruck-Indicator.
                           Der gewöhnliche Hubzähler ermöglicht nur die Beobachtung der Umdrehungszahlen einer
                              									Maschine; für die Heizercontrole ist es aber unzweifelhaft von Werth, auſserdem auch
                              									die Schwankungen des Dampfdruckes festzustellen. Zu diesem Zweck wurden vielfach
                              									sogen, registrirende Manometer (vgl. * 1873 208 171) in
                              									Anwendung gebracht, bei welchen ein unter der Wirkung des Kesseldruckes stehender
                              									Schreibstift bei jeder Druckänderung an einem Papiercylinder entlang gleitet,
                              									welcher durch ein Uhrwerk gedreht wird. F. Laſs in
                              									Hamburg (* D. R. P. Nr. 7501 vom 23. April 1879) ist nun auf den Gedanken gekommen,
                              									den Dampfdruck-Indicator mit dem Tourenzähler der Dampfmaschine zu verbinden und auf
                              									diese Weise einen möglichst billigen Controlapparat zu schaffen. Das Zählwerk hat
                              									die gewöhnliche Einrichtung; durch die Achse, welche die Zehner-Zählscheibe trägt,
                              									wird bei jeder Umdrehung (also immer nach 100 Umdrehungen der Kurbel) eine Klinke
                              									hin und her geschoben und damit ein auf einer benachbarten Achse lose sitzendes
                              									Schaltrad um einen Zahn geschaltet. Mit dem Schaltrad ist eine Rolle verbunden, auf
                              									welche sich ein Streifen Metallpapier nach Maſsgabe ihrer Drehung aufwickelt. Auf
                              									diesem Streifen gibt ein durch einen kleinen Dampfkolben eingestellter Stift den
                              									Dampfdruck an. Der Kolben ist durch eine passende Feder belastet.
                           
                        
                           
                           Stopfbüchse für Pumpen.
                           K. Pellenz in Manderscheid, Rheinpreuſsen (* D. R. P.
                                 									Nr. 8122 vom 29. October 1878) dichtet bei Hubpumpen die Kolbenstange mittels einer
                              									Stopfbüchse, deren aus einem Gummiring bestehende Liderung durch den in das Innere
                              									der Pumpe reichenden Stopfring nur dann zusammengedrückt wird, wenn der Druck in der
                              									Pumpe letzteren nach auſsen zu treiben sucht. Diese Dichtung wirkt demnach wie ein
                              									Lederstulpen, hat jedoch den Vortheil, daſs sie noch bei verhältniſsmäſsig dünnen
                              									Kolbenstangen angewendet werden kann.
                           
                        
                           Garntrockenmaschine von C. H. Weisbach in Chemnitz.
                           Dieselbe (* D. R. P. Nr. 4714 vom 18. August 1877) gehört zu den rotirenden
                              									Maschinen. Die Strähne werden radial oder im Winkel zu den Armen des Rahmens
                              									aufgespannt und drehen sich mit letzterem. Ein Windflügel an der Achse des Apparates
                              									beschleunigt den Luftzug und demzufolge die Trocknung. Die inneren Haspel eines
                              									jeden Strähnes sind mit Zahnrädern verbunden, welche bei jeder Umdrehung des Rahmens
                              									mit einem feststehenden Stift des Gestelles eingreifen und hierdurch sich jedes Mal
                              									um ein Achtel drehen. Der Strähn folgt dieser Bewegung und wird dadurch
                              									umgezogen.
                           
                        
                           Mechanischer Webstuhl zur Herstellung von Möbelplüsch.
                           Burchartz und Bingen in Elberfeld (* D. R. P. Nr. 5618
                                 									vom 10. März 1878) verwenden zur Fabrikation von Möbelplüschen mechanische
                              									Webstühle, welche die fertige Waare vollständig selbstthätig herstellen. Der
                              									Arbeiter hat nur die Schuſsspule im Schiffchen auszuwechseln; das Einlegen der Ruthe
                              									mit Rinne und das Schneiden der Plüsche von Hand kommt gänzlich in Wegfall. Sind die
                              									ersten 6 bis 7 Ruthen von Hand eingeführt worden, so besorgt ein Support diese
                              									Manipulation weiterhin vollständig selbstthätig. Nachdem immer zwei Stück auf
                              									einander folgende Schuſsfäden eingeschlagen sind, kommt eine Ruthe, alsdann wieder
                              									zwei Schuſs, dann eine Ruthe u.s.w. Der dritte Schuſs bleibt jedesmal aus, weil eine
                              									kleine, auf der Kurbelwelle sitzende Knagge den Schnellerdaumen aus der
                              									Schlagstellung bringt und die Schütze somit keinen Stoſs erhält. Die Ruthen sind
                              									glatt, mit Schloſs und Messer versehen, in drei Punkten gestützt und werden in einer
                              									Nuth geführt, mittels einer Federweiche abgelenkt und durch einen Support
                              									bewegt.
                           
                              E. L.
                              
                           
                        
                           Vorrichtung an Uhren zur Verhütung einer
                              									Federüberspannung.
                           A. Pätow und W. Rohde in
                              									Berlin (* D. R. P. Nr. 8639 vom 7. August 1879) haben zur Verhütung einer
                              									Federüberspannung bei Uhren folgende Sicherung getroffen. Das Federhaus ist von dem
                              									Federhausrade getrennt und wird in letzterem beim Aufziehen der Feder nur durch die
                              									Reibung gehalten, welche ein zwischen beide gelegtes Stück alter Uhrfeder
                              									hervorbringt. Ist die Feder völlig aufgezogen und wird der Uhrschlüssel noch weiter
                              									gedreht, so reicht die Reibung nicht mehr hin, das Federhaus an der Drehung zu
                              									hindern, und diese Drehung, welche das vollendete Spannen der Uhrfeder anzeigt, wird
                              									durch einen am Federhausdeckel angebrachten, durch das Zifferblatt hindurchgehenden
                              									Stift, welcher vor dem Zifferblatt einen kleinen Zeiger trägt, mittels des letzteren
                              									sichtbar gemacht.
                           
                        
                           Nivellirapparat von A. Agner in Grimma.
                           Zwei Maſsstäbe, der eine in Centimeter, der zweite auch in Millimeter getheilt,
                              									werden in geeignetem Abstand lothrecht aufgestellt und dazwischen eine getheilte
                              									Schnur oder ein Bandmaſs mittels Hülsen und Klemmschrauben an den Stäben
                              									verschiebbar mäſsig gespannt. In der Mitte des Bandmaſses oder der getheilten Schnur
                              									wird mittels Oehren eine Libelle eingehängt. Das eine Ende des Bandmaſses wird mit
                              									der Klemme auf der in Centimeter getheilten Latte auf einen Theilstrich gestellt und
                              									festgeklemmt; das zweite Ende wird jedoch so lange verschoben, bis die Libelle
                              									einspielt. Die Differenz der beiden an den Latten gemachten Ablesungen gibt den
                              									Höhenunterschied der beiden Terrainpunkte, in welchen die Latten aufgestellt wurden. Die Maſsstäbe sind
                              									mittels Senkeln lothrecht zu stellen. Auch kann an die Libelle eine Vorrichtung
                              									angebracht werden, um sie in der Mitte der Schnur fest zu halten. (* D. R. P. Nr.
                              									3456 vom 7. April 1878.)
                           
                              R.
                              
                           
                        
                           Siemens und Halske's transportabler Morsetelegraph.
                           Um die Unbequemlichkeiten und Fehlerquellen zu beseitigen, welche mit der
                              									Einschaltung eines transportablen Telegraphenapparates verknüpft sind, ganz
                              									besonders, wenn derselbe Apparat bald in eine Arbeitsstromlinie, bald in eine
                              									Ruhestromlinie einzuschalten ist, haben Siemens und
                                 										Halske in Berlin (* D. R. P. Nr. 7629 vom 13. April 1879) einen
                              									transportablen Morsetelegraph hergestellt, bei welchem durch eine einzige
                              									Hebelbewegung die Umschaltung des Empfängers für Ruhe- oder Arbeitsstrom, sowie die
                              									gleichzeitig nöthige Umwandlung der Lage und Arbeitsweise des Tasters und der
                              									Selbstauslösung bewirkt wird, während die sichere und fehlerfreie Einschaltung des
                              									Apparatsatzes in die Leitung durch einfache Kupplungen zu vollziehen ist.
                           Mittels des Hebels, der nach Bedarf auf A oder R (Arbeitsstrom, Ruhestrom) gestellt wird, dreht man
                              									eine isolirte kurze Welle, in welche eine Anzahl von Contactstücken eingelassen sind
                              									und je nach der Stellung der Welle durch drei auf diesen schleifenden Contactfedern
                              									mit den übrigen Apparattheilen und den Enden der Elektromagnetspulen in leitende
                              									Verbindung gesetzt werden.
                           Am Ende der Welle sitzt ferner ein Excenter, welches bei beabsichtigter Schaltung auf
                              									Arbeitsstrom einen kleinen, noch über dem Tasterhebel angebrachten Hilfshebel so
                              									weit niederdrückt, daſs der Tasterhebel blos der Wirkung der zwischen Achse und
                              									Ruhecontact sich anheftenden Feder unterworfen ist, wie ein gewöhnlicher Morsetaster
                              									für Arbeitsstrom. Bei Stellung auf Ruhestrom dagegen läſst das Excenter den
                              									Hilfshebel frei und die an demselben sich anheftende Feder zieht ihn nun nicht nur
                              									mit dem anderen Ende auf den Tasterhebel nieder, sondern drückt, zufolge ihrer viel
                              									stärkeren Spannung, selbst den Tasterhebel auf den Arbeitscontact. nieder und
                              									befähigt ihn so zum Arbeiten mit (amerikanischem) Ruhestrom.
                           Ein zweites auf jener Welle angebrachtes Excenter verschiebt unter Mitwirkung eines
                              									Hebels und einer Spiralfeder eine Stange auf und nieder und stellt so mittels eines
                              									Hebels in der einen Lage der Welle das eine, in der andern das zweite Sperrhäkchen
                              									derart, daſs dasselbe den Auslösungsstift der Selbstauslösung des
                              									Morse-Schreibapparates fangen kann und dann der Ankerhebel des Schreibapparates in
                              									dem einen Falle bei der Ankeranziehung, im andern beim Abfallen des Ankers das
                              									Laufwerk des Schreibapparates auslöst; ersteres ist bei Arbeitsstrombetrieb,
                              									letzteres bei Ruhestrombetrieb nöthig.
                           Zur Verbindung mit der Leitung endlich werden die schon in diesem Journal (1879 232 279) erwähnten Klammern, welche sowohl bei
                              									eindrähtigen wie zweidrähtigen Kabeln brauchbar sind und ein durch Sectoren
                              									gebildetes Maul besitzen, mit den Mäulern in einander gesteckt und durch Stifte mit
                              									einander verbunden, wobei mit der mechanischen Verbindung zugleich und selbstthätig,
                              									unter Vermittlung passend angebrachter Federn, auch die elektrischen Verbindungen
                              									hergestellt werden.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Apparat zur Erzeugung hoher Wärmegrade.
                           Der Apparat von Hans Wegener in Weitendorf (D. R. P. Nr.
                                 									8829 vom 19. August 1879) besteht aus einem cylindrischen Kessel, in welchem der zu
                              									erhitzende Körper der Wirkung eines Knallgasgebläses unter Druck angesetzt wird. Der
                              									Druck wird durch wiederholte Explosionen kleiner Mengen Schieſsbaumwolle
                              									hervorgebracht, welche in dem Kessel mittels einer durch einen elektrischen Strom
                              									glühend gemachten Platinspirale entzündet werden. Das Knallgas wird durch Zersetzung
                              									von Wasser mittels einer elektrischen Batterie erzeugt. Jedesmal, bevor man ein
                              									Stückchen Schieſsbaumwolle verbrennt, schaltet man ein neues Element in die Batterie
                              									ein, so daſs also der Druck in dem Cylinder und die Menge des Knallgases in gleichem
                              									Verhältniſs wachsen.
                           
                        
                           
                           Ueber die Bildung der Steinkohle.
                           Wenn Bruchstücke junger Coniferen im Wasser liegen, so entwickelt sich daran der
                              									Erreger der Buttersäuregährung, Bacillus Amylobacter,
                              									welcher die Gewebe angreift und die Zellenmembran unter Buttersäurebildung völlig
                              									auflöst, bis schlieſslich von der ganzen Wurzel nur die Cuticula und die Gefäſse
                              									übrig bleiben. Zugleich hinterläſst der Bacillus im Innern des zerstörten Organes
                              									sichtbare Spuren seiner Thätigkeit. Man findet in den Lücken des Gewebes dünne Fäden
                              									in lebhafter Theilung, einzelne Stäbchen, welche sich krümmen oder eine glänzende
                              									Spore am Ende tragen. Nach beendeter Zersetzung findet man in der die verschwundenen
                              									Zellen ersetzenden Flüssigkeit eine sehr groſse Anzahl freier Sporen zusammengeballt
                              									oder frei herumschwimmend.
                           Ph. v. Tieghem (Comptes
                                 										rendus, 1879 Bd. 89 S. 1102) hat nun in Dünnschliffen, welche von B. Renault aus Gesteinen der Steinkohlenformation
                              									hergestellt wurden, sehr zahlreiche Coniferenwurzeln gefunden, welche groſse
                              									Aehnlichkeit mit Taxus und Cypressen haben. Dabei wurde dieselbe Zerstörung der
                              									Gewebe beobachtet, welche als letzten Rest nur die Cuticula und die Gefäſse
                              									zurücklassen, indem sich dieselben Spuren fanden, von der lebhaften Entwicklung des
                              									Bacillus im Innern der angegriffenen Organe als dünne, in Glieder getheilte Fäden
                              									oder gekrümmte Stäbchen, von welchen oft jedes eine Spore trägt, oder aber zahllose
                              									freie Sporen, welche theils als wolkige Flocken in der die Lücken ausfüllenden
                              									Kieselsäure eingebettet, theils an der Cuticula und den Gefäſsen angeklebt sind. In
                              									den Sümpfen der Steinkohlenperiode sind demnach die Pflanzen durch denselben
                              									Organismus zerstört, als dieses noch heute geschieht.
                           
                        
                           Zum Imprägniren von Holz.
                           J. D. Francks in Hannover (* D. R. P. Nr. 8166 vom 3.
                                 									April 1878) behandelt das Holz zunächst mit Wasserdampf bei 1 bis 2at Ueberdruck, um die löslichen Stoffe zu
                              									entfernen, dann mit einem Gemisch von 5 Th. Kalkmilch und 1 Th. Urin abwechselnd
                              									unter Druck und Luftverdünnung.
                           
                        
                           Zur Eisfrage.
                           Eine österreichische Brauerei war genöthigt, neben reinem Donaueis auch Eis aus dem
                              									durch thierische und gewerbliche Abfallstoffe stark verunreinigten Wienflusse zu
                              									verwenden. Die Folgen zeigten sich aber schon bei den ersten Gährungen empfindlich.
                              									Die bisher wunderschönen Hefen degenerirten bald und die ganzen Gährungen zeigten
                              									sich nicht mehr so kräftig und schön wie bisher; selbst die Gährkellerräume, welche
                              									bis dahin einen frischen gesunden Geruch aufgewiesen, zeigten bald den bekannten
                              									muffigen Modergeruch, der offenbar auf die Gährungen nachtheilig wirken muſs. Diese
                              									Uebelstände verschwanden, als wieder reines Donaueis beschafft wurde. (Nach der Zeitschrift für Bierbrauerei, 1879 S. 642.)
                           
                        
                           Luftkühlapparat.
                           Der Luftkühlapparat von O. Kropff in Nordhausen (* D. R.
                                 									P. Nr. 6833 vom 5. Februar 1879) hat die Aufgabe, groſse Luftmengen auf 1 bis 2°
                              									abzukühlen, um sie Gähr- und Lagerkellern zuzuführen. Zu diesem Zweck wird die Luft
                              									in langen, auf und ab gehenden Röhren zunächst einem Regen von Brunnenwasser, dann
                              									einem solchen von Eiswasser entgegengeführt.
                           
                        
                           Herstellung von Fleischmehl.
                           Nach M. Meinert in Leipzig und C. Warnecke in Hamburg (D. R. P. Nr. 8599 vom 4. December 1878) wird das
                              									fettfreie Fleisch mit 2 bis 3 Proc. Salz bestreut, dann bei etwa 50 bis 600
                              									vorgetrocknet, bei 1000 völlig getrocknet und schlieſslich gemahlen. Um Insekten
                              									abzuhalten, sollen die Räume, in denen das Fleisch bearbeitet wird, so stark mit
                              									Schwefelkohlenstoffdampf erfüllt werden, als die Arbeiter vertragen können.
                           
                        
                           
                           Verfahren zur Reinigung von Spiritus.
                           Nach J. E. Berlien in Altona (D. R. P. Nr. 7809 vom 14.
                                 									März 1879) versetzt man je 10 000l Rohspiritus mit
                              									20 bis 50g salpetersaurem Silber und rectificirt.
                              									Zur Reinigung von Feinsprit genügt ein Zusatz von 0,1 bis 1g Silbernitrat, um jeden Übeln Geruch zu
                              									beseitigen.
                           
                        
                           Neue Erklärung der Farbe des Himmels.
                           Ausgehend von der bekannten Young-Helmholtz'schen Theorie der Farbenwahrnehmung, nach
                              									welcher im Auge drei verschiedene Arten von Nerven vorhanden sind, roth, grün und
                              									violett empfindende, hat E. L. Nichols eine neue
                              									Erklärung für die blaue Farbe des Himmels gegeben, welche, im Gegensatz zu den bis
                              									jetzt aufgestellten physikalischen, als physiologische bezeichnet werden kann und
                              									auf Folgendem beruht.
                           Nach Helmholtz ist die Empfindung der drei verschiedenen
                              									Nerven nicht direct proportional der Intensität der Strahlen; vielmehr ist das
                              									Verhältniſs zwischen Empfindung und Intensität des Lichtes für die „rothen“
                              									Nerven ein anderes wie für die „grünen“ und für diese wieder ein anderes als
                              									für die „violetten“, und zwar sind die violetten Nerven für schwache Strahlen
                              									sehr empfindlich, während die grünen und rothen von ihnen nicht beeinfluſst werden;
                              									hingegen nimmt mit steigender Intensität die Thätigkeit der „grünen“ und
                              										„rothen“ Nerven zu, und die violetten werden geblendet und unwirksam; bei
                              									sehr intensivem Lichte sind die „rothen“ Nerven am empfindlichsten, während
                              									die beiden anderen unwirksam sind. Zeichnet man sich die Curven für die Empfindung
                              									bei zunehmender Intensität vom blauen und gelben Lichte, so findet man, daſs bei
                              									schwachen Intensitäten der blaue Eindruck stärker ist als der gelbe; die Curven
                              									schneiden sich dann bei zunehmender Intensität und jenseits dieses Punktes
                              									übertrifft die gelbe Empfindung die blaue.
                           Hieraus folgert Nichols, daſs weiſses Licht immer mehr
                              									und mehr blau erscheinen wird, je mehr seine Intensität abnimmt, und diese Regel
                              									findet ihre Anwendung auf das Himmelslicht; je schwächer das Licht ist, das vom
                              									Himmel reflectirt wird, desto mehr muſs die blaue Färbung des letzteren zunehmen,
                              									selbst in den Fällen, wo das Licht in seiner Zusammensetzung durch den Proceſs der
                              									Reflexion keine Aenderung erleidet. Dieser Vorgang, für welchen man in der Natur
                              									eine Reihe von Beispielen findet, ist die Umkehr der wohl bekannten Erscheinung,
                              									daſs blaues Licht bei entsprechender Steigerung der Intensität der Strahlen sich in
                              									weiſses verwandelt, indem die grün und roth empfindenden Nerven von den intensiven
                              									Strahlen mit afficirt werden. Bei abnehmender Stärke werden erst die roth und grün
                              									empfindenden Nerven zu wirken aufhören, das Gelb wird aus dem weiſsen Lichte
                              									schwinden und es bleibt das Blau. (Nach dem Philosophical
                                 										Magazine, 1879 Bd. 8 S. 425 durch den Naturforscher, 1880 S. 34.)
                           
                        
                           Künstliches Platineisen.
                           Schmilzt man nach H. Sainte-Claire Deville und H. Debray (Comptes rendus,
                              									1879 Bd. 89 S. 587) Platin mit 10 Th. Pyrit und 1 Th. Borax zusammen, so erhält man
                              									Schwefelplatin in grauen krystallinischen Nadeln, welche von Königswasser nicht
                              									angegriffen werden. Bei Anwendung hoher Temperaturen bildet sich auſserdem eine
                              									Legirung von Platin mit etwas über 11 Proc. Eisen, welche nicht magnetisch ist. In
                              									entsprechender Weise wurde Schwefelruthenium und krystallisirtes Ruthenium
                              									erhalten.
                           
                        
                           Passivität des Eisens.
                           Nach L. Varenne (Comptes
                                 										rendus, 1879 Bd. 89 S. 783) bildet sich beim Eintauchen des Eisens in
                              									rauchende Salpetersäure eine Schicht Stickoxyd, welche die Säure von dem Eisen
                              									abhält. Durch Rütteln des Gefäſses oder beim Durchleiten eines Gasstromes wird die
                              									Passivität aufgehoben; auch im luftverdünnten Raum wird das Eisen sofort von der
                              									Säure angegriffen.
                           
                        
                           
                           Ueber Wolframbronze.
                           Die zuerst von Wähler durch Reduction von schmelzendem
                              									saurem wolframsaurem Natrium im Wasserstoffstrome dargestellte, schöne, goldgelbe
                              									Verbindung, welcher man nach Malaguti allgemein die
                              									Formel Na2WO4.WO3.WO2 beizulegen
                              									pflegt, wird bekanntlich weder durch Alkalien, noch durch Säuren – Fluſssäure
                              									ausgenommen – angegriffen.
                           J. Philipp und P. Schwebel
                              										(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									1879 S. 2234) haben nun gefunden, daſs diese Bronze durch Erhitzen mit einer
                              									Silberlösung leicht unter Abscheidung von metallischem Silber zersetzt wird;
                              									ammoniakalische Silberlösung bewirkt diese Zersetzung schon in der Kälte. Die
                              									dadurch ermöglichte Analyse der Wolframbronze führte zur einfachen Formel NaWO3.
                           In ähnlicher Weise wie auf ammoniakalische Silberlösung wirkt die fein gepulverte
                              									Wolframbronze übrigens auch auf die alkalischen Lösungen anderer Verbindungen ein;
                              									so wird u.a. in der Siedehitze aus alkalischen Kupferlösungen Kupfer, aus
                              									alkalischen Quecksilberlösungen Quecksilber reducirt. In kochender alkalischer
                              									Lösung von Ferridcyankalium, auch in einer solchen von unterchlorigsaurem Natrium
                              									löst sich die Wolframbronze ohne weiteres auf.
                           
                        
                           Verfahren, um Anilinbronze irisirend zu machen.
                           E. Lewinsohn in Berlin (* D. R. P. Nr. 7948 vom 13. März
                                 									1879) bringt die mit einer Lösung von 300g Fuchsin
                              									und 200g Schellack in 3l Alkohol bestrichenen künstlichen Blumen, Gräser
                              									u. dgl. in einen Kasten, auf dessen Boden sich eine Schicht Chlorkalk befindet,
                              									welcher von unten erwärmt wird. Je nach der gewünschten Farbenveränderung läſst man
                              									die Gegenstände längere oder kürzere Zeit in dieser Chloratmosphäre.
                           
                        
                           Zur Bestimmung des Chroms.
                           Th. Wilm zeigt in den Berichten
                                 										der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 2223, daſs bei der
                              									Bestimmung des Chromoxydes durch Fällen mit Ammoniak stets aus den verwendeten
                              									Glasgefäſsen gelöster Kalk mit niederfällt, welcher beim Glühen Calciumchromat
                              									bildet und dadurch Fehler bis zu 2,6 Proc. bewirkt.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Salpeterbildung.
                           In Fortsetzung ihrer Versuche (1879 234 431) über die
                              									Bildung der Salpetersäure im Boden zeigen Th. Schlösing
                              									und A. Müntz (Comptes
                                 										rendus, 1879 Bd. 89 S. 891 und 1074), daſs Kanalwasser nach dem Erhitzen
                              									auf 1100 unverändert bleibt, wenn keine Sporen aus der Luft hinzutreten können. Fügt
                              									man aber etwas Ackererde hinzu und leitet atmosphärische Luft hindurch, so treten
                              									bald Nitrate auf. Gleichzeitig bilden sich längliche Organismen, welche den
                              									Bacterien sehr verwandt sind, sich aber durch Knospenbildung vermehren, häufig in
                              									Form zweier länglicher oder runder, an einander gereihter Zellen auftreten und bei
                              									100° rasch getödtet werden.
                           Wie bei allen durch Organismen hervorgerufenen Processen ist auch hier die Temperatur
                              									von groſsem Einfluſs auf die Salpeterbildung. Unter 5° ist sie fast Null; erst bei
                              									12° wird sie merklich, um bei 37° ihren Höhepunkt zu erreichen und bei 55° völlig zu
                              									erlöschen.
                           Sehr wesentlich ist der Zutritt des atmosphärischen Sauerstoffes, eine Bedingung, die
                              									im lockeren Boden am vollkommensten erreicht wird. Bei Flüssigkeiten steht dem
                              									entsprechend, unter sonst gleichen Bedingungen, die Menge des gebildeten Salpeters
                              									im directen Verhältniſs zur Ausdehnung der Oberfläche. Eine fernere Bedingung für
                              									die Salpeterbildung ist ein gewisser Feuchtigkeitsgrad des Bodens. Trocknet die Erde
                              									aus, so werden die Organismen getödtet, die Salpeterbildung gehemmt; zu groſse
                              									Feuchtigkeit hindert den Zutritt des atmosphärischen Sauerstoffes. Erforderlich ist
                              									auch eine schwach alkalische Reaction; doch hemmt bereits ein Gehalt von 0,3 Proc.
                              									kohlensaures Alkali die Salpeterbildung.
                           
                           Unbedingt erforderlich für die Lebensthätigkeit der Salpeter bildenden Organismen
                              									sind organische Stoffe; doch entwickeln sich in einem Boden, welcher besonders reich
                              									an diesem ist, Mucor-Arten, welche die genannten Organismen tödten und so die
                              									Salpeterbildung hindern.
                           Bei niederen Temperaturen und mangelhaftem Luftzutritt bilden sich vorwiegend
                              									salpetrigsaure Verbindungen.
                           
                        
                           Nachweisung von Chlor neben Brom und Jod.
                           Nach G. Vortmann (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 325) werden Jodide durch Mangan-
                              									und Bleihyperoxyd schon in neutraler Lösung theilweise zersetzt; wird aber
                              									Essigsäure zugefügt und gekocht, so wird das Jod völlig ausgeschieden. Bleihyperoxyd
                              									oxydirt hierbei einen Theil des Jods zu Jodsäure, Manganhyperoxyd nicht.
                           Bromide werden in neutraler Lösung weder durch Mangan-, noch durch Bleihyperoxyd
                              									zersetzt. In essigsaurer Lösung wirkt nur letzteres ein; es entweicht Brom;
                              
                              									Bromsäure bildet sich nur in Gegenwart gröſserer Mengen von Bromiden.
                           Chloride werden in essigsaurer Lösung durch keines der beiden Hyperoxyde angegriffen.
                              									Will man daher auf Chlor in Gegenwart von Bromiden und Jodiden prüfen, so muſs man
                              									die essigsaure Lösung mit Bleihyperoxyd kochen, bis die Flüssigkeit nach dem
                              									Absitzen farblos ist und nicht im mindesten mehr nach Brom oder Jod riecht. Das
                              									Brom, sowie ein Theil des Jods entweichen als solche, der Rest des Jods bleibt als
                              									jodsaures Blei beim überschüssig zugesetzten Bleihyperoxyd. Filtrirt man ab und
                              									wäscht den Niederschlag gut aus, so hat man alles Chlor frei von Brom und Jod im
                              									Filtrat.
                           Man kann auf diese Art das Chlor auch quantitativ bestimmen. Bei gröſseren Mengen von
                              									Chlor neben Jod ist es besser, Manganhyperoxyd statt Bleihyperoxyd zu nehmen, da man
                              									sonst, um die Abscheidung des schwer löslichen Chlorbleies zu verhindern, die
                              									Flüssigkeiten zu stark mit Wasser verdünnen müſste. Ebenso ist es gut, bei
                              									Bestimmung gröſserer Mengen von Chlor neben Brom mit dem Bleihyperoxyd auch etwas
                              									schwefelsaures Kali zuzusetzen, so daſs man schlieſslich im Filtrate alles Chlor an
                              									Kalium gebunden hat.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Zündhölzern.
                           Sudheim und Koppen in
                              									Cassel (D. R. P. Zusatz Nr. 7784 vom 4. April 1879) überziehen die nach dem früher
                              									angegebenen Verfahren (1879 233 429) hergestellten
                              									Zündhölzer mit Schwefel, allein oder in Verbindung mit Phenanthren oder Naphtalin.
                              									Zum Schutz gegen Feuchtigkeit werden die Hölzchen auſserdem mit einer Lösung von
                              									Nitrocellulose unter Zusatz von westindischem Copal oder Canadabalsam in
                              									Aetherweingeist überzogen.
                           
                        
                           Sprengzündhütchen.
                           Bei den Sprengzündhütchen von Braun und Bloem in Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 8356 vom 14.
                                 									Februar 1879) ist der Sprengkapsel eine ringförmige oder sternförmige Abschwächung
                              									des Bodens gegeben. Durch Einschieben einer kräftigen, oben conischen, im Boden
                              									durchlochten Kupferkapsel ist ein möglichst kräftiger Verschluſs der Zündmasse
                              									bewirkt. Ferner ist der untere Theil der Kapselcylinder in der Wandung verstärkt,
                              									der obere Theil ist verengt. Solche Zünder durchschlagen angeblich schon mit 0g,2 Zündmasse ein 0mm,75 dickes Eisenblech und bei verstärkter Kupferkapselwandung mit 0g,4 Ladung ein 2mm dickes Blech. Die aus den Eisenplatten herausgerissenen Stücke
                              									entsprechen der runden oder sternförmigen Abschwächung des Bodens.