| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 258 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Zur Quadratur des Kreises; von Josef Baader.
                           Man schneide auf dem Durchmesser AB des vorliegenden
                              									Kreises (= D) im Punkte F
                              									ein Achtel ab, errichte in F und B Senkrechte, mache BG =
                              										AF =⅛ D und ziehe die
                              									Linie AG. Dieselbe schneidet im Punkte E der Senkrechten in F ein
                              									Achtel von BG = 1/64 D ab; dann trägt man
                              									endlich von E nach aufwärts die Länge AF = ED =⅛ D auf und hat in der Verbindungslinie BD die Seite des gesuchten Quadrates vom Inhalt ¼ πD
                              									2:
                           B\,D^2-B\,F^2+D\,F^2=D^2[(7/8)^2 +
                                 										(9/64)^2]=\frac{3217}{4096}\,D^2=0,7854004\,D^2.
                           Der genaue Werth von ¼ π beträgt
                              									0,7853975, somit die Differenz nur 0,0000029 : 0,7853975, d. i. weniger als 0,0004
                              									Proc.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 236, S. 258
                              
                           Abgesehen von der für alle praktischen Fälle weitaus genügenden Genauigkeit hat die
                              										Baader'sche Construction den Vorzug, daſs sie sich
                              									einfach mit Lineal und Zirkel ausführen läſst und daſs die einzig nothwendige
                              									Theilung ⅛ D direct construirt werden kann.
                           Dagegen können solche Lösungen der Rectification und der Quadratur, bei denen
                              									Theilungen in 3 bis 60 gleiche Theile vorkommen (wir verweisen nur auf die im Journal of the Franklin Institute, 1879 Bd. 108 S. 45
                              									und 105 von P. E. Chase gegebene Lösung), nicht einmal
                              									ein theoretisches Interesse hervorrufen. Kann man doch auch, falls die Zahl π so schwer zu behalten sein sollte, die Rectification
                              									sehr einfach mit dem Stechzirkel- und die Quadratur mit der Papierschere
                              									bewerkstelligen. (Vgl. 1880 235 * 400.)
                           
                              M–M.
                              
                           
                        
                           Schärfen von Feilen und anderen gezahnten Werkzeugen.
                           B. C. Tilghman in London hat bei dem Richardson'schen
                              									Verfahren zum Schärfen von Feilen mittels des Sandstrahles (vgl. 1879 231 * 25) eine Verbesserung des Gebläses (* D. R. P. Kl.
                              									49 Nr. 9147 vom 28. September 1879) vorgenommen. Bei dem vorgeschlagenen, nach Art
                              									eines Injectors construirten Sandstrahlgebläse wird Dampf durch das innere Rohr und
                              									ein Gemenge von Wasser und Sand durch ein das erstere umgebendes ringförmiges Rohr
                              									geführt, in so fern es sich um die Benutzung eines Sandstrahles von kreisförmigem
                              									Querschnitt handelt. Für flache Strahlen von geringer Dicke benutzt man ein
                              									Mundstück, das aus einer Reihe von parallel neben einander liegenden Löchern
                              									besteht, welche nach einer Seite hin sich conisch erweitern und sich hier an den
                              									Dampfraum anschlieſsen; auf der anderen Seite münden die Löcher in ein flaches Rohr
                              									von rechteckigem Querschnitt, das dem Sandstrahl Form und Richtung gibt. Die
                              									Mischung von Sand und Wasser tritt durch einen länglichen, vor dem Mundstück schräg
                              									nach der Achse desselben aufsteigenden Schlitz ein und wird mittels des Dampfes
                              									durch das flache Rohr in einem breiten, dünnen Strahle hinausgeschleudert.
                           
                        
                           Webstuhl-Absteller beim Brechen eines Kettenfadens.
                           Herbert Portway in Bradford bewirkt das Abstellen des
                              									mechanischen Webstuhles beim Brechen eines Kettenfadens durch eine mechanische
                              									Vorrichtung (* D. R. P. Kl. 86 Nr. 1955 vom 5. September 1877) und neuerdings durch
                              									einen elektrischen Apparat (* D. R. P. Kl. 86 Nr. 4299 vom 16. Juni 1878). Bei
                              									dieser letzteren
                              									Vorrichtung ist die Metalllitze des Fadens senkrecht beweglich in solcher Weise,
                              									daſs sich der hindurchgeführte Faden zufolge seiner Spannung hoch hält und zwar
                              									jedesmal nur, wenn sich der Flügel tief stellt. Reiſst ein Faden, so fällt die
                              									zugehörige Litze herab und berührt einen im Schafte liegenden horizontalen
                              									Metallstab. Da nun dieser und ebenso der metallene Träger der Litze mit
                              									Leitungsdrähten einer Batterie in Verbindung stehen, wenn sich der Flügel senkt, so
                              									wird die Litze des gebrochenen Fadens den Strom schlieſsen. Hierdurch wird ein in
                              									der Nähe des Ausrückers angebrachter Elektromagnet thätig, zieht seinen Anker an und
                              									stellt den letzteren so, daſs ein an dem Ladenklotz befestigter Buffer gegen die
                              									Ankerplatte stöſst und dadurch den Federhebel auswirft.
                           
                        
                           Durchschnittspreise von Roheisen im Groſshandel im J.
                              									1879.
                           
                              
                                 Mark für 1000k
                                 Jahres-durchschnitt1879
                                 
                              
                                 1) Berlin
                                 Bestes schottisches Gieſsereieisen Nr. 1 (Langloan)Englisches
                                    											(Middlesbrough) Nr. 3
                                   74,42  55,58
                                 
                              
                                 2) Breslau    ab Werk
                                 PuddeleisenGieſsereieisen
                                   51,67  56,75
                                 
                              
                                 3) Dortmund    ab Werk
                                 Bessemer-Roheisen aus dem Bezirk der RuhrWestfälisches Puddeleisen
                                    											1      „      „     „
                                   64,18  53,23
                                 
                              
                                 4) Düsseldorf    ab Werk
                                 Bestes deutsches Puddeleisen    
                                    											„          „        Gieſsereieisen
                                   56,08  62,55
                                 
                              
                                 5) Hamburg
                                 Schottisches Nr. 1Middlesbrough Nr. 1
                                   64,59  53,51
                                 
                              
                                 6) Lübeck
                                 Geschmiedetes schwedisches Stabeisen, 1a,
                                    											Stockholm    3 Monat ZielStabeisen für Juni und Juli noch zollfrei, es unterlag dem am 31. Mai
                                          													eingeführten Roheisenzoll noch nicht; seit 15. Juli 1879 beträgt der
                                          													Zoll für 1000k Brutto 25
                                          												M.
                                 201,88
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 Jan.
                                 Febr.
                                 März
                                 April
                                 Mai
                                 Juni
                                 Juli
                                 Aug.
                                 Sept.
                                 Oct.
                                 Novbr.
                                 Decbr.
                                 
                              
                                 1)
                                 64,0048,00
                                 68,0049,00
                                 64,0045,00
                                 65,0048,00
                                 65,0048,00
                                 73,0054,00
                                 73,0054,
                                 74,0056,00
                                 76,0058,00
                                 85,0065,00
                                 91,0067,00
                                 95,0075,00
                                 
                              
                                 2)
                                 51,5055,50
                                 51,0053,50
                                 49,0051,00
                                 48,5052,50
                                 49,5053,50
                                 49,5054,50
                                 50,5054,50
                                 49,5053,50
                                 51,0058,00
                                 56,0060,00
                                 56,0066,50
                                 58,0068,00
                                 
                              
                                 3)
                                 65,0054,00
                                 65,0054,00
                                 65,0053,00
                                 65,0052,50
                                 63,0052,00
                                 62,0052,00
                                 62,0052,00
                                 61,0050,50
                                 58,0049,50
                                 60,0051,00
                                 80,0065,00
                                 ––
                                 
                              
                                 4)
                                 56,0059,50
                                 55,0059,00
                                 54,5059,00
                                 54,0058,50
                                 53,5058,00
                                 53,50–
                                 53,50–
                                 53,5062,50
                                 52,5061,50
                                 53,5066,00
                                 63,5068,00
                                 70,0073,50
                                 
                              
                                 5)
                                 60,5051,00
                                 60,0051,00
                                 60,5051,00
                                 60,5051,00
                                 60,5051,00
                                 59,6050,25
                                 59,0048,50
                                 59,0048,50
                                 66,0053,25
                                 76,7562,60
                                 72,0061,00
                                 80,6763,00
                                 
                              
                                 6)
                                 200,00
                                 200,00
                                 195,00
                                 195,00
                                 192,50
                                 190,00*
                                 190,00*
                                 210,00
                                 210,00
                                 210,00
                                 210,00
                                 220,00
                                 
                              
                           (Aus dem Decemberheft 1879 der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reiches.)
                           
                        
                           Verfahren zum Auswalzen von Röhren aus Ringen.
                           Nach dem von S. Fox in Leeds (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 8720 vom 5. September 1879) angegebenen
                              									Verfahren werden Röhren hergestellt aus entsprechend groſsen, maſsiv geschmiedeten
                              									oder gegossenen Ringen in der erforderlichen Hitze durch Auswalzen in der
                              									Längsrichtung über einen aus einander zu nehmenden Kern auf die erforderliche Länge
                              									und durch darauf folgendes Auswalzen in zweiter Glühhitze zur Erreichung des
                              									gewünschten Durchmessers. Der auszuwalzende Ring wird auf einen Dorn gezogen und
                              									dann zwischen zwei halbrund kalibrirten Walzen zum Rohr auf eine bestimmte Länge gestreckt; der Dorn
                              									wird während der Operation gedreht, so daſs die ganze Fläche des Rohres gleichmäſsig
                              									gewalzt wird. Der Dorn ist cylindrisch, aber aus conisch auf einander gelegten
                              									Theilen zusammengesetzt, so daſs er leicht zerlegbar ist und aus dem Rohr entfernt
                              									werden kann. Nach dieser ersten Operation wird das Rohr über eine Walze gezogen und
                              									durch den Druck und Betrieb einer zweiten Walze auf den gewünschten Durchmesser
                              									gewalzt.
                           
                        
                           Steinschleifmaschine von Michael Hirschbeck in
                              									Solnhofen.
                           Der Stein wird durch Kurbel und Pleuelstange hin- und hergezogen; die auf dem Stein
                              									wirkende Schleifscheibe wird durch einen ähnlichen Mechanismus in einer Richtung
                              									rechtwinklig zur ersteren bewegt. Die an der Pleuelstange befindliche Schieberstange
                              									ist dort, wo sie an den Steinhalter angreift, mit mehreren Einschnitten versehen, in
                              									welche man eine Sperrung einlegen kann, um verschiedene Einstellungen ausführen zu
                              									können. Die Schleifscheibe besteht aus einem Rahmen, in welchen eine Anzahl
                              									Hartguſsblöcke eingesetzt ist. Dieselbe ist an zwei Seiten in Schlittenführungen
                              									gehalten und kann mit diesen gehoben werden. (* D. R. P. Kl. 67 Nr. 9122 vom 20.
                              									Juli 1879.)
                           
                        
                           Mialovich's Signalapparat für Fahrschächte.
                           Um von der in einem Schachte aufgehenden und der niedergehenden Förderschale aus
                              									Signale zu geben, spannte Hüttenmeister Mialovich in
                              									Kalusz eine mit Kupferdraht in Windungen von 4 bis 5mm Abstand umwickelte Leitschnur aus Hanf zwischen den beiden
                              									Förderschalen, legte dieselbe oben und unten über eine messingene oder mit Metall
                              									beschlagene hölzerne Contactrolle und führte an die Achsen der beiden Rollen die
                              									Poldrähte einer Batterie. Da in den Stromkreis eine elektrische Klingel
                              									eingeschaltet, an jeder Förderschale aber in einer dem Fahrenden bequemen Lage ein
                              									Taster angebracht war, mittels dessen die durch die Leitschnur oben und unten bis an
                              									die Förderschale reichende und in letzterer durch isolirte Drähte bis zum Taster
                              									fortgeführte Leitung geschlossen werden konnte, so konnten durch Drücken auf diesen
                              									Taster und dadurch bewirktes Schlieſsen des Stromes auf der Klingel Signale gegeben
                              									werden. – Mialovich hatte ein Modell seines Telegraphen
                              									schon i. J. 1877 zur landwirtschaftlichen Ausstellung in Lemberg geschickt, i. J.
                              									1878 aber wurde sein Telegraph in einem 120m
                              									tiefen Schachte in Kalusz mit einer 360m langen
                              									Leitung ausgeführt. (Nach der Oesterreichischen Zeitschrift
                                 										für Berg- und Hüttenwesen, 1879 * S. 164.)
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Deprez's Elektromotor.
                           Um in einer elektro-magnetischen, bezieh. magneto-elektrischen Maschine nicht blos
                              									die Polenden der Hufeisenmagnete wirken zu lassen, legt Marcel Deprez in seinem im Bulletin du Musée de
                                 										l'Industrie de Belgique, 1879 Bd. 76 S. 297 ff. ausführlicher beschriebenen
                              									und abgebildeten Elektromotor eine Siemens'sche Inductionsspule der Länge nach
                              									zwischen die Schenkel der Hufeisen, so daſs die Inductorachse diesen Schenkeln
                              									parallel läuft. Soll der Motor als elektro-magnetische Maschine benutzt werden, so
                              									gibt ihm Deprez einen höchst einfachen
                              									Centrifugalregulator; derselbe besteht blos aus einer kupfernen Feder, welche mit
                              									dem einen Ende auf dem Inductor festgeschraubt und mit dem einen Ende der Bewicklung
                              									leitend verbunden ist, während sie mit einer Stellschraube am freien Ende auf einem
                              									kleinen, auf die Commutatorachse aufgelötheten Platincontacte aufliegt; bei zu
                              									groſser Geschwindigkeit der Drehung hebt die Centrifugalkraft die Feder vom Contacte
                              									ab und unterbricht dadurch den durch die Spule geführten und dieselbe in Umdrehung
                              									versetzenden galvanischen Strom. Wird die Maschine nicht als Motor, sondern als
                              									magneto-elektrischer Stromerzeuger benutzt, so braucht man nur die Stellschraube an
                              									der Feder so einzustellen, daſs sie den Contact nicht verlassen kann. Die Maschine
                              									wird vorwiegend in zwei Gröſsen gebaut und liefert in der kleineren Gröſse mit 1 bis
                              									5 Bunsen'schen Elementen bezieh. 0,04, 0,20, 0,45, 0,75 und 1mk,10 in der Secunde, in der gröſseren dagegen mit
                              									2 bis 8 Elementen 0,40, 0,75, 1,10, 1,50, 1,90, 2,30 und 2mk,70.
                           
                        
                           
                           Elektrische Sonne.
                           Vor einiger Zeit hat Lontin in der Industrieausstellung
                              									in den Champs Elysées in Paris ein aus 4 Voltaischen Bögen gebildetes elektrisches
                              									Licht in Form eines vollen Kreises gezeigt. Dasselbe wurde mit Hilfe von 4
                              									Kohlenstäben erzeugt, welche radial gestellt waren, sich aber natürlich in der Mitte
                              									nicht berührten. Die zwei einander gegenüber liegenden Stäbe wurden an denselben Pol
                              									der Lichtquelle gelegt, so daſs sich von jeder Kohle zu deren beiden Nachbarn ein
                              									Lichtbogen bildete. Diese 4 Lichtbögen vereinigten sich zu einem vollen Kreise und
                              									lieferten ein Licht von auſserordentlicher Helligkeit.
                           
                        
                           Dauer der Guttapercha.
                           In einem vor der Society of Arts gehaltenen Vortrage hat
                              										W. H. Preece folgende Angaben über die Dauer der
                              									Guttapercha gemacht: Der Luft ausgesetzt und in Tunneln aufgehängt, scheint sie sich
                              									10 Jahre zu halten; in unseren Eisenröhren, unter dem Einflüsse der Temperatur- und
                              									Feuchtigkeitswechsel in denselben hat sie anscheinend eine Dauer von 20 Jahren; in
                              									der See, wo sie einer stets gleichen Temperatur und gleichen Verhältnissen
                              									unterworfen ist, scheint sie eine unbegrenzte Dauer zu haben. Einer der letzten an
                              									mit Guttapercha bedeckten Drähten beobachteten Mängel besteht darin, daſs sie an
                              									manchen Stellen allmählich verzehrt wird, ähnlich wie
                              									nackte Drähte an der Luft vom Rost zerfressen werden; dies geschieht aber nur an
                              									gewissen Orten, z.B. in gewissen Theilen des Landes, North Wales, Dublin, Kent.
                              									Ueberall da, wo man diese Erscheinung beobachtet hat, da hat man auch Schwärme eines
                              									sehr kleinen, weiſsen Insektes, der Templetonia
                                 										crystallina, gefunden, welche zur Gattung Erdfloh (spring-tail) gehört. Dieses Insekt scheint die Guttapercha sehr zu lieben
                              									und hält sich nicht mehr beim Drahte auf, wenn es die Guttapercha weggefressen
                              									hat.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Transportgefäſs für Pulver.
                           Zum Aufbewahren und Transport von Schieſspulver u. dgl. empfiehlt E. Ritter in Ehrenfeld bei Köln (* D. R. P. Kl. 81 Nr.
                                 									8907 vom 1. Mai 1879) gelöthete Blechgefäſse, welche ein Gefäſs aus Papiermasse eng
                              									umschlieſsen.
                           
                        
                           Herstellung von Filterplatten aus Infusorienerde und
                              									Gyps.
                           Nach G. W. Reye und Söhne in Hamburg (D. R. P. Kl. 12
                                 									Nr. 9094 vom 30. August 1879) wird 1 G.-Th. Gyps mit 3 G.-Th. Infusorienerde und
                              									Wasser zu einem Teig angemacht, aus welchem die Filterplatten geformt werden. Diese
                              									können nach dem Gebrauch durch Abwaschen oder Ausglühen gereinigt werden. Mit
                              									Carbolsäure getränkt, sollen sich die Platten auch für Desinfectionszwecke
                              									eignen.
                           
                        
                           Tanningehalt der Sumachblätter.
                           H. Macagno (Chemical News,
                              									1880 Bd. 41 S. 63) hat durch Titration mit Kaliumpermanganat den Gerbsäuregehalt der
                              									Sumachblätter zu verschiedenen Zeiten ihres Wachsthums bestimmt. Danach enthielten
                              									dieselben an dem oberen (I) und unteren (II) Theile der Zweige:
                           
                              
                                 Im J. 1879
                                 Wasser
                                 Tannin
                                 Mittel
                                 
                              
                                 I
                                 II
                                 I
                                 II
                                 Wasser
                                 Tannin
                                 
                              
                                 10. Juni
                                 58,15
                                 60,23
                                 24,93
                                 17,45
                                 59,19
                                 21,19
                                 
                              
                                 16.   „
                                 57,12
                                 63,40
                                 24,92
                                 16,11
                                 60,30
                                 20,51
                                 
                              
                                 27.   „
                                 52,47
                                 63,44
                                 25,82
                                 15,27
                                 57,95
                                 20,54
                                 
                              
                                 14. Juli
                                 51,15
                                 62,24
                                 24,75
                                 10,81
                                 56,69
                                 17,78
                                 
                              
                                 29.   „
                                 49,80
                                 60,33
                                 23,80
                                   9,44
                                 55,06
                                 16,62
                                 
                              
                                 11. August
                                 48,15
                                 61,80
                                 21,91
                                   8,77
                                 54,97
                                 15,34
                                 
                              
                           Der Tanningehalt der Sumachblätter nimmt also mit dem Wachsthum und Alter ab.
                           
                        
                           
                           Ueber den böhmischen Thee; von Anton Belohoubek.
                           Seit einigen Jahren wird in mehreren Districten Böhmens als Thea chinensis ein Strauch kultivirt, dessen Blätter, als grüner und als
                              									schwarzer Thee zubereitet, bereits vielfach, selbst im Auslande, im Handel
                              									anzutreffen sind und sowohl an und für sich in Dosen auf Art der üblichen
                              										„chinesischen“ gefüllt, als Thee verkauft, als auch zum Fälschen echten
                              									chinesischen Thees verwendet werden. A. Vogel hat
                              									seinerzeit die Pflanze als Lithospermum officinale
                              									erkannt und Verfasser hat es nun unternommen, den böhmischen Thee einer näheren
                              									Untersuchung zu unterziehen. Theïn oder irgend ein anderes Alkaloid wurde nicht
                              									vorgefunden, sondern nur Cellulose, Schleimstoff, Gummi, einige Glucosen, Fett,
                              									ätherisches Oel, Harz, Gerbstoff, Chlorophyll, Eiweiſskörper, Huminkörper,
                              									organische Salze (namentlich Oxalate), unorganische Körper und Wasser; auſserdem
                              									scheint etwas Dextrin und irgend ein Glucosid darin enthalten zu sein.
                           Die Ergebnisse der quantitativen Untersuchungen sind ihrer Wesenheit nach nachstehend
                              									verzeichnet und mit der durchschnittlichen Zusammensetzung des chinesischen Thees
                              									verglichen:
                           
                              
                                 
                                 Böhmischer
                                 Chinesischer
                                 
                              
                                 Cellulose
                                     5,9637
                                   21,3067
                                 
                              
                                 Gerbstoff
                                     8,2547
                                   13,7842
                                 
                              
                                 Fett
                                     9,2910
                                     3,7683
                                 
                              
                                 Aetherisches Oel
                                 
                                     0,6700
                                 
                              
                                 Andere N-freie organische Substanzen
                                   26,4941
                                   24,1286
                                 
                              
                                 Theïn
                                 
                                     1,7690
                                 
                              
                                 Eiweiſsstoffe
                                   24,5406
                                   19,9067
                                 
                              
                                 Asche
                                   20,5960
                                     5,3415
                                 
                              
                                 Wasser
                                     9,8599
                                     9,3350
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0000
                                 100,0000.
                                 
                              
                           Im Uebrigen verweist das Chemische Centralblatt, 1880 S.
                              									152 auf die umfangreiche, mit einer Tafel Abbildungen versehene Abhandlung in dem
                              										Archiv technické Mikroskopie a Zboziznalstvi, 1879
                              									Bd. 1.
                           
                        
                           Vorkommen des Vanillins in gewissen Rübenrohzuckern.
                           In verschiedenen Rübenrohzuckern hat C. Scheibler (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S.
                              									335) Vanillin nachgewiesen. Es scheint, daſs die Muttersubstanz für das
                              									Rübenvanillin nicht in dem unlöslichen Rübenmark, sondern unter den löslichen
                              									Nichtzuckerbestandtheilen des Rübensaftes zu suchen ist.
                           
                        
                           Mangan haltiger Absatz eines Brunnens.
                           Ein schwarzer Absatz in äuſserst leichten kleinen Schuppen, welcher sich in groſser
                              									Menge in einem Brunnen Hannovers abgesetzt hatte, bestand nach A. Stromeyer (Correspondenzblatt der analytischen Chemiker, 1880 S. 35) aus:
                           
                              
                                 Manganhyperoxyd
                                 58,43
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                 13,89
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,63
                                 
                              
                                 Kieselsäure (in Kali löslich)
                                 3,50
                                 
                              
                                 Sand
                                 1,50
                                 
                              
                                 Wasser
                                 22,05
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           In 1l des zuvor filtrirten
                              									Wassers fanden sich 0,002 kohlensaures Eisenoxydul und 0,004 kohlensaures
                              									Manganoxydul.
                           
                        
                           Analyse von Steinsalz.
                           Nach B. E. Sloan (Chemical
                                 										News, 1879 Bd. 40 S. 187) hat das Steinsalz von Saltville in Virginien
                              									folgende Zusammensetzung:
                           
                           
                              
                                 NaCl
                                 89,21
                                 
                              
                                 KCl
                                 Spur
                                 
                              
                                 CaSO4.2H2O
                                 4,86
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                 0,84
                                 
                              
                                 SiO2
                                 4,53
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,44
                                 
                              
                           Strontium, Barium und Lithium fehlen.
                           
                        
                           Ueber die Hühner-Cholera.
                           Toussaint hat gezeigt, daſs die so genannte
                              									Hühnercholera, welche zuweilen unter dem Geflügel groſse Verheerungen anrichtet,
                              									durch einen mikroskopischen Organismus veranlaſst wird. Pasteur zeigt in dem Comptes rendus, 1880 Bd.
                              									90 S. 239, daſs sich dieses Mikrobion sehr gut in der Brühe von Hühnermuskeln
                              									kultiviren läſst und daſs wenige Tropfen dieser Kultur, auf Brod gegeben, die Hühner
                              									so stark inficirt, daſs ihre mit den Organismen durchsetzten Excremente die
                              									Krankheit fortpflanzen. Bei Ausbruch der Krankheit ist jedenfalls für die gröſste
                              									Reinhaltung des Hofes zu sorgen.
                           
                        
                           Gegen den Schimmel und Rost der Rosen.
                           Der Rosenschimmel (Erysiphe pannosa) überzieht nur die
                              									Oberfläche der Blätter und jungen Triebe der Rosen und Pfirsiche. Er tritt besonders
                              									in heiſser und trockener Jahreszeit auf und überwintert mit seinen Dauersporen,
                              									welche sich im Herbste an den jungen Trieben der befallenen Pflanzen als kleine,
                              									braune Pusteln zeigen. Zur Vertilgung des Pilzes bestreut man die kranken Pflanzen
                              									während des Morgenthaues mit Schwefelblumen. Oder man kocht 1k Kalk mit 3k
                              									Schwefel und 5l Wasser etwa 1 Stunde lang,
                              									verdünnt mit 100l Wasser und besprengt damit die
                              									Pflanze. Alle Zweige schimmelkranker Rosen, an denen sich im Herbste Wintersporen
                              									zeigen, müssen nach den Industrieblättern, 1880 S. 78
                              									abgeschnitten und verbrannt werden.
                           Der Rosenrost (Phragmidium rosarum) wächst im Innern des
                              									Gewebes der Blätter und Zweige von Rosen und Brombeeren. Die rothen, mehlartigen
                              									Rosthäufchen, welche sich im Laufe des Sommers auf den Blättern und Zweigen der
                              									pilzkranken Pflanzen zeigen, sind die Sommersporen der ersten Form des Pilzes, aus
                              									denen sich sofort die zweite Form des Pilzes entwickelt, die im Herbste die Dauer-
                              									oder Wintersporen als schwarzbraune Flecke auf den Blättern erzeugt. Nachdem die
                              									Dauersporen in den trockenen abgefallenen Rosenblättern überwintert sind, entsteht
                              									aus ihnen im Frühjahr wieder die erste Pilzform. Das sicherste Mittel gegen die
                              									Verbreitung des Pilzes ist, daſs alle Blätter und jungen Zweige, auf denen sich im
                              									Sommer Rost zeigt, sofort abgeschnitten und verbrannt werden und daſs ein Gleiches
                              									mit allen im Herbste abgefallenen trockenen Blättern der pilzkranken Rosen
                              									geschieht. – Brombeersträuche sind aus der Nähe mit Rost befallener Rosen zu
                              									entfernen.
                           
                        
                           Herstellung von Ameisensäure.
                           Schon i. J. 1855 hat Berthelot nachgewiesen, daſs
                              									Kohlenoxyd von feuchtem Alkali bei 100° unter Bildung von ameisensaurem Salz
                              									absorbirt wird: CO + KOH = KCHO2. V. Merz und J. Tibirica
                              									zeigen nun in den Berichten der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1880 S. 23, daſs die Bildung von ameisensaurem Salz rasch
                              									erfolgt, wenn zu lockerem Natronkalk feuchtes Kohlenoxyd bei einer 220° nicht
                              									überschreitenden Temperatur geleitet wird. Bei höheren Temperaturen wird das
                              									gebildete Formiat wieder unter Bildung von Carbonat und freiem Wasserstoff zersetzt.
                              									Es dürfte sich empfehlen, auf diese Weise Ameisensäure zu technischen Zwecken
                              									herzustellen.
                           
                        
                           Verfahren zur Entfernung pectinartiger Stoffe aus
                              									anorganischen Salzlösungen.
                           Den Salzlösungen – namentlich Soda- und Potaschelösungen, welche in der Bleicherei
                              									und Färberei abfallen, – setzt man nach A. Rümpler in
                              									Hecklingen, Anhalt (D.
                                 									R. P. Kl. 75 Nr. 9075 vom 15. Juni 1879) Magnesia, Magnesiumcarbonat oder
                              									Magnesiahydrat zu und erhitzt zum Kochen. Schon bei 60 bis 70° beginnt ein
                              									Niederschlag sich zu bilden, der aus den Pectinstoffen und Magnesia besteht. Den
                              									Niederschlag löst man in Salzsäure, filtrirt von den ungelöst gebliebenen
                              									Pectinstoffen und fällt aus der Lösung mit Kalk die Magnesia, zunächst nur einen
                              									geringen Theil, der noch etwas organische Substanz enthält, dann die ganze Menge.
                              									Die zuerst gefällte, organische Stoffe enthaltende Magnesia dient als Dünger, die
                              									reinere dient wiederum dem Reinigungsverfahren. Man kann auch den Schlamm einfach im
                              									Flammofen glühen, um eine allerdings durch Kohle und Salze verunreinigte Magnesia zu
                              									erhalten, die vor ihrer Verwendung gewaschen werden muſs.
                           
                        
                           Neue Phenolfarbstoffe.
                           Bringt man 1 Mol. Phenanthrendisulfosäure mit 2 Mol. Resorcin zusammen, erwärmt auf
                              									dem Wasserbade, mischt gut und steigert dann die Temperatur allmählich höher, so
                              									findet nach E. Fischer (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 317) bei 195 bis
                              									200° eine der Phtalsäureresorcin-Reaction ähnliche Einwirkung unter Entwicklung von
                              									Wasserdämpfen statt. Die erhaltene spröde, cantharidenglänzende Masse gibt beim
                              									Zerreiben ein dunkel rothbraunes Pulver, dessen Lösungen fast noch stärker
                              									fluoresciren als die entsprechenden Fluoresceïnlösungen. Die alkalischen Lösungen
                              									des Reactionsproductes, Phenanthrensulfeïnresorcin, sind im durchfallenden Lichte
                              									blutroth, im reflectirten satt grün gefärbt. Die Bildung desselben läſst sich durch
                              									die Gleichung ausdrücken: 2C6H6O2
                              									+ C14H8(SO3H)2 – 3H2O = C26H16O7S2.
                           Um das Sulfeïn rein zu erhalten, wurde die Rohschmelze mit Wasser ausgekocht, in
                              									Ammoniak gelöst und mit Salzsäure gefällt, wobei es sich in gelben Flocken
                              									ausschied. Es löst sich schwer in kaltem, etwas leichter in heiſsem Wasser mit
                              									goldgelber Farbe; in Alkohol ist es leichter löslich. Diese Lösungen färben Seide
                              									gelb, die alkalischen roth.
                           Uebergieſst man das Sulfeïn mit Alkohol und setzt allmählich unter Umschütteln sein
                              									gleiches Gewicht an Brom zu, so wird dasselbe unter Temperaturzunahme aufgenommen
                              									und es bildet sich eine tief violettrothe Lösung, die beim Eingieſsen in Wasser eine
                              									körnige Ausscheidung des Brom haltenden Sulfeïns gibt. Dasselbe ist in Wasser
                              									schwerer löslich als das an Brom freie Sulfeïn, löst sich dagegen ziemlich leicht in
                              									heiſsem Alkohol und ist ein dunkel violettrothes Pulver. Seine alkalischen Lösungen
                              									sind bläulichroth und färben Seide ebenso. Setzt man zu dem mit Alkohol übergossenen
                              									Sulfeïn etwas mehr als sein Gewicht an Rosanilin, so entsteht eine prachtvoll
                              									kirschrothe Lösung des auch in kaltem Wasser ziemlich löslichen Salzes, welches
                              									Seide prächtig roth färbt.
                           Ein etwas bläuliches gefärbtes Product erhält man aus dem entsprechenden Brom
                              									haltigen Körper.
                           Zur technisch leicht ausführbaren Darstellung der Phenanthrendisulfosäure wird das
                              									Phenanthren sulfirt, in Wasser gegossen, mit Kalk neutralisirt, vom ausgeschiedenen
                              									Gyps abgepreſst, die Kalksalzlösung mit viel Kalkmilch versetzt und durch Einleiten
                              									von Kohlensäure der Kalk gefällt, welcher die Verunreinigungen mit niederreiſst. Bei
                              									Anwendung einer genügenden Menge Kalk erhält man schon beim ersten Male eine kaum
                              									gelblich gefärbte, blau fluorescirende Kalksalzlösung. Diese wird mit einer zur
                              									Zersetzung des Kalksalzes unzureichenden Menge Schwefelsäure versetzt, vom
                              
                              									Calciumsulfat wieder abgepreſst, das Filtrat möglichst stark eingedampft und die
                              									Disulfosäure mit Alkohol ausgezogen, wobei das nicht zersetzte Kalksalz und das
                              									Calciumsulfat zurückbleiben.