| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 392 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Schmiervorrichtung für bewegte Lager, insbesondere der
                              									Locomotivgestänge.
                           Die nebenstehend abgebildete Schmiervorrichtung von Ed. Holzapfel in
                              										Frankfurt a. M. (* D. R. P. Kl. 47
                                 										Nr. 19370 vom 5. Februar 1882) gestattet eine Regulirung des Oelzuflusses
                              									bei bewegten Lagern. Die Schmierröhre a ist bei b mit einem horizontalen Schlitz versehen, unter
                              									welchem eine ringsum laufende Pfanne i befestigt ist.
                              									In der Röhre a befindet sich ein dicht anliegendes, von
                              										b abwärts zur Hälfte abgefeiltes Stahlröhrchen c; dasselbe kann mittels des Knopfes d gedreht und durch die in eine gezahnte Scheibe
                              									eingreifende Feder e in jeder beliebigen, an einer
                              									Skala m abzulesenden Stellung festgehalten werden. Bei
                              									einer starken Bewegung des Schmiergefäſses wird das Oel in die Pfanne i geschleudert und gelangt von dort aus in einer der
                              									Spaltöffnung entsprechenden Menge an die zu schmierenden Theile.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 246, S. 392
                              
                           
                        
                           Neue Ableiter für Niederschlagswasser.
                           Lancaster und Tonge in Pendieton bei Manchester haben
                              									zwei neue sogen. Condensationswasserableiter für England patentirt erhalten. Die
                              									Wirkung des ersten beruht auf der Dehnung der Röhre a,
                              									durch welche das Wasser abgeleitet werden soll, gegenüber der Stange b. (Vgl. Uebersicht 1877 225
                              									* 28.) So lange abgekühltes Wasser in a sich befindet,
                              									ist sie kürzer, weshalb die Stange b, mit Hilfe des
                              									Winkelhebels c das Abfluſsventil geöffnet erhält.
                              									Gelangt aber Dampf in die Röhre a, so dehnt sie sich
                              									aus und das Ventil wird geschlossen. Die älteren derartigen Einrichtungen (Eastwood und Wadsworth 1869 192 * 10, Perkins, Moulton und Sawyer 1872
                              										203 * 338, Vaughan 1872
                              										206 * 163, Kusenberg
                              									1877 225 * 30, Schnitzlein
                              									1881 239 * 259) sind ebenso wirksam wie die vorliegende,
                              									dabei einfacher, also zweckmäſsiger.
                           Textabbildung Bd. 246, S. 392 Der zweite „Selbstleerer“ benutzt eine Schwimmkugel zum Heben des
                              									Auslaſsventiles, welches um einen Bolzen drehbar ist. (Engineer, 1882 Bd. 53 * S. 237).
                           C. Fritz und
                                 											L. Schäffer in Würzburg (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 18658 vom 25. Oktober 1881) wollen das
                              									Gewicht des angesammelten Wassers zum Oeffnen des Auslaſsventiles benutzen. Das
                              									Wasser drückt unmittelbar auf den Ventilteller, welcher mittels einer Stange an
                              									einer zum Entlasten des Ventiles dienenden biegsamen Platte hängt. Die Einrichtung
                              									dürfte den an sie gestellten Erwartungen schwerlich entsprechen.
                           
                        
                           Montejus mit Luftdruck.
                           Von A. Lambert, Zuckerfabrikant in Toury, Frankreich,
                              									wurde nach Armengaud's Publication industrielle, 1882 Bd. 28 * S. 305 gepreſste Luft für
                              									verschiedene Zwecke der Zuckerfabrikation, namentlich zum Betriebe der Montejus,
                              									erfolgreich eingeführt. Die Ersparnisse, welche sich hier der Anwendung von Dampf
                              									gegenüber erzielen lassen, sollen sehr beträchtlich sein und werden durch folgende
                              									Zahlen nachgewiesen.
                           Auſser der Dampfmenge, welche zur Verdrängung des Inhaltes eines Montejus, also zur
                              									eigentlichen Nutzleistung erforderlich ist, muſs noch eine gewisse Dampfmenge
                              									aufgewendet werden, um den Montejus und den oberen Theil seines Inhaltes so weit zu
                              									erwärmen, daſs der eintretende Dampf nicht mehr condensirt wird. Ist die Temperatur
                              									des Saftes 15°, so muſs nach unserer Quelle der Montejus-Körper selbst sowie sein Saftinhalt
                              									(letzterer auf eine mittlere Tiefe von etwa 15cm)
                              									bis auf 75° erwärmt werden, um die Condensation des Betriebsdampfes zu hindern. Ein
                              									Montejus von 20hl Inhalt wiegt etwa 500k; um seine Temperatur um 60° zu erhöhen, sind
                              									somit 500 × 60 × 0,11380,1138 =
                                    											specifische Wärme des Schmiedeisens. = 3414c oder 5k,25
                              									Dampf von 5at Spannung nöthig. Der Saftinhalt
                              									wiegt, wenn der Querschnitt des Montejus 1,04m
                              									beträgt und das specifische Gewicht bei einer Dichte von 1,04 zu 1,56 angenommen
                              									wird, auf 15cm Höhe 156k. Zu seiner Erwärmung um 60° sind 156 × 60 =
                              										9360c oder 14k,40 Dampf erforderlich. Im Ganzen werden also 19k,65 Dampf im Montejus condensirt. Das den Saft
                              									verdünnende Condensationswasser muſs später wieder verdampft werden, wodurch sich
                              									der Verlust verdoppelt. Da zum Verdrängen des Saftes aus dem Montejus noch 2cbm oder 5k
                              									Dampf erforderlich sind, so beträgt demnach der Gesammtaufwand an Dampf für das
                              									Heben von 20hl Saft auf höchstens 10m Höhe 44k,30.
                           Bei der Anwendung gepreſster Luft dagegen fallen die aus der Condensation des Dampfes
                              									entspringenden beträchtlichen Verluste weg. Benutzt man Luft von 4at, so sind zum Heben von 20hl Flüssigkeit nur ebenso viel Hektoliter Luft
                              									nöthig oder auch, wenn man die Luftpumpe mit Dampf von 5at treibt und der Nutzeffekt 80 Proc. beträgt, ebenso viel, d.h. 2cbm = 5k Dampf.
                              									Dies setzt voraus, dass man die gepreſste Luft nach der Operation unbenutzt aus dem
                              									Montejus entweichen läſst. Wenn man jedoch, wie dies von Lambert thatsächlich durchgeführt wird, diese Luft von der Pumpe wieder
                              									aufnehmen läſst, um sie für andere Zwecke noch zu verwerthen, so hat man lediglich
                              									mit dem Druckverlust von 1at zu rechnen, welcher
                              									dem Heben der Flüssigkeit auf 10m Höhe entspricht.
                              									In diesem Falle beträgt demnach der Dampfverbrauch, welcher dem Heben von 20hl Saft entspricht, nur 1k oder kaum 2½ Procent der im Montejus unmittelbar
                              									verbrauchten Dampfmenge.
                           Wenn auch in Wirklichkeit der Gegensatz vielleicht in Folge verschiedener
                              									Abweichungen von den der Rechnung zu Grunde gelegten Annahmen sich nicht so groſs
                              									herausstellen mag, so dürfte derselbe thatsächlich doch groſs genug ausfallen, um zu
                              									Gunsten der Benutzung gepreſster Luft in den Montejus zu sprechen.
                           
                        
                           Zennier's Stellvorrichtung für Fensterflügel.
                           Zum Feststellen geöffneter Fensterflügel, Thüren u.s.f. wendet M.
                                    											Zennier in Säckingen (* D. R. P. Kl. 37 Nr. 16812 vom 13. Mai 1881) Spreizstangen
                              									an, welche beim Schlieſsen der Fenster o. dgl. nicht ausgehoben zu werden brauchen,
                              									da sie sich dann zusammenlegen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 246, S. 393
                              
                           Die beiden Theile e und f dieser Spreizstangen sind zu diesem Zweck durch ein
                              									Gelenk g mit einander verbunden. An den Stangenenden
                              									sind mit Gelenken die Bolzen c und d angebracht, welche sich ihrerseits in Lagerstücken
                              									drehen können, von denen das eine am Flügel a, das
                              									andere am Rahmen b des Fensters oder der Thür befestigt
                              									ist. Bei ganz geöffnetem Flügel ist die Stange vollkommen gestreckt und deshalb im
                              									Stande, die Flügellage zu sichern.
                           
                        
                           Die Aequivalenz einer Tonne.
                           Wenn C. W. Siemens in seiner jüngst bei Eröffnung der
                              									Versammlung der British Association for the Advancement of
                                 										Science dem Bedauern darüber Ausdruck gibt, daſs England sich noch immer
                              									nicht entschlieſsen könne, das in der Wissenschaft nunmehr fast ausschlieſslich
                              									gebräuchliche metrische Maſssystem einzuführen, so können wir uns ihm mit Stahl und Eisen, 1882 S. 509 nur aus vollem Herzen
                              									anschlieſsen.
                           
                           Die in Bezug auf die Werthgröſse einer „ton“ herrschende Verwirrung ist
                              									unglaublich. Bekanntlich hat die Kupferindustrie ihre besonderen zwei Werthgröſsen
                              									für die „ton“: Erz wird mit 21 Cwts (Centner engl.) = 2352 Pfund, Guſskupfer
                              									dagegen mit 2440 Pfund auf die „ton“ verkauft. Die Tonne Kohle gilt in
                              									England allgemein 2240 Pfund (mit Ausnahme von Newcastle, wo sie 30 Cwts beträgt);
                              									in Amerika wird sie im Groſshandel ebenfalls mit 2240 Pfund, im Kleinhandel dagegen
                              									mit 2000 Pfund berechnet.
                           In der Eisenindustrie sind in Amerika nicht weniger als fünf verschiedene
                              										„tons“ im Gebrauch; die nachstehende Tabelle gibt eine Uebersicht
                              									derselben und ermöglicht gleichzeitig eine gegenseitige Reduction der verschiedenen
                              									Werthe:
                           
                              
                                 Verschiedene Tonnen
                                 Netto-Tonnen
                                 Metr.Tonnen
                                 Brutto-Tonnen
                                 Roheisen-Tonnen
                                 Roh-schienen-Tonnen
                                 
                              
                                 Netto-Tonnen von 2000 Pfd.
                                 1000
                                   907
                                   892
                                   882
                                   812
                                 
                              
                                 Metrische Tonnen von    2204,63 Pfd.
                                 1102
                                 1000
                                   984
                                   972
                                   895
                                 
                              
                                 Brutto-Tonnen v. 2240 Pfd.
                                 1120
                                 1016
                                 1000
                                   988
                                   909
                                 
                              
                                 Roheisen-Tonnen von    2268 Pfd.
                                 1134
                                 1028
                                 1012
                                 1000
                                   920
                                 
                              
                                 Rohschienen-Tonnen von    2464 Pfd.
                                 1232
                                 1117
                                 1100
                                 1086
                                 1000
                                 
                              
                           Der Uebelstand, von welchem ein derartiges Maſssystem begleitet ist, liegt auf der
                              									Hand und erscheint einer Abhilfe dringend geboten.
                           
                        
                           Die Elektricitätsentwickelung als Aequivalent chemischer
                              									Prozesse.
                           Während nach W. Thomson in galvanischen Elementen alle
                              									chemische Wärme (Wärmetönung, Verbindungswärme) in elektrische Energie (elektrischen
                              									Strom) übergeht, zeigt F. Braun in den Annalen der Physik, 1882 Bd. 16 S. 561, daſs von jedem
                              									der sich in den Polen der Ketten abspielenden chemischen Prozesse nur ein Bruchtheil
                              									der zugehörigen Wärmetönung in elektrische Energie verwandelbar ist. Bezeichnet man
                              									mit q1 und q2 die Wärmetönungen
                              									der beiden chemischen Prozesse, welche sich an dem negativen bezieh. positiven Pol
                              									der Kette abspielen, bezogen auf elektrochemisch äquivalente Mengen, bedeuten ferner
                              										x und y zwei echte
                              									Brüche, endlich e die elektromotorische Kraft der Kette
                              									(D = 100), so ist: xq1
                              									– yq2 = e. Von der Verbindungswärme Zn,SO4 gehen nicht mehr als 83 Proc., von Cu,SO4 höchstens 68 Proc. in elektrische Energie
                              									über.
                           
                        
                           Feueranzünder.
                           Nach C.
                                    											Gratteau in Paris (D. R. P. Kl. 10 Nr. 19595 vom 19. März 1882) werden
                              									Holzstäbchen in Erdöl, Terpentin u. dgl. getaucht, zu einem Bündel vereinigt und mit
                              									einer Schicht trockenen Holzes umgeben, welche noch mit Harz überzogen werden soll,
                              									um dadurch die Verdunstung des Erdöles zu verhindern.
                           
                        
                           Die Ernährungsweise der Vegetarier.
                           T. Gramer (Zeitschrift für physiologische Chemie, 1882
                              									S. 346) hat 3 Tage lang die Ausnutzung der Nahrung bei einem 64jährigen Beamten
                              									untersucht, welcher seit 11 Jahren Anhänger der vegetarischen Lebensweise ist und
                              									seine Kost nach Belieben wählte. Dabei nahm derselbe täglich 1981 bis 2739g Wasser, 71,23 bis 75g,82 Eiweiſs, 47,71 bis 74g,69 Fett
                              									(Aetherextract), 349,86 bis 642g,24 Kohlehydrate
                              									und 22,41 bis 35g,86 Salze auf, während nach Voit 118g Eiweiſs,
                              										56g Fett und 500g Kohlehydrate erforderlich sind (vgl. 1879 234
                              									486); 28 Procent der festen Nahrangsstoffe bestanden aus Schrotbrod. Von dem
                              									eingeführten Eiweiſs wurden 21,13 Proc. nicht verdaut; nimmt man das thierische
                              									Eiweiſs (Milch, Ei) im Betrag von 35,15 Proc. als vollkommen verdaulich an, so
                              									blieben 31,96 Procent
                              									des vegetabilischen unverdaut. Trotz der geringen Eiweiſszufuhr war die Nahrung
                              									ausreichend, da annähernd Stickstoffgleichgewicht bestand; doch schreibt Cramer die geringe Widerstandsfähigkeit der fraglichen
                              									Person gegen Krankheiten dieser Ernährungsweise zu, welche übrigens nur deshalb
                              									fähig ist, das Leben zu unterhalten, weil sie keine rein vegetabilische ist.
                           Die Kosten der Rohstoffe der Nahrung berechneten sich auf durchschnittlich 105 Pf.
                              									täglich. Der Preis des verdaulichen vegetabilischen Eiweiſs der Nahrung verhielt
                              									sich zu dem Preise des verdaulichen animalischen wie 17 zu 10.
                           
                        
                           Ueber die Anwendung künstlicher Düngemittel in
                              									Weinbergen.
                           Nach P. Wagner (Landwirthtschaftliche Versuchsstationen,
                              									1882 Bd. 27 S. 123) fand eine Wirkung der Kali- und Stickstoffdüngung nicht oder
                              									doch in so geringem Grade statt, daſs die Düngungskosten längst nicht durch den
                              									Mehrertrag gedeckt wurden. Eine Düngung mit 100k
                              									löslicher Phosphorsäure für 1ha hat einmal eine
                              									günstige, einmal keine und im dritten Falle sogar eine entschieden ungünstige
                              									Wirkung gehabt. Auf den Gehalt des Mostes an Zucker und Säure sind diese Düngungen
                              									in allen Fällen wirkungslos geblieben.
                           Die mittlere Rentabilität sämmtlicher Versuchsflächen stellt sich
                              									folgendermaſsen:
                           
                              
                                 Düngung für 1ha
                                 Kosten derDüngung für1ha
                                 Werth des Mehrertrages für 1ha beimPreise der Trauben von 100k
                                 
                              
                                 20 M.
                                 30 M.
                                 40 M.
                                 
                              
                                 100k Phosphorsäure
                                         74 M.
                                       30 M.
                                         45 M.
                                          60. M.
                                 
                              
                                 100 Phosphorsäure  80 Kali
                                 104
                                 46
                                   69
                                   92
                                 
                              
                                 100 Phosphorsäure  80 Kali und 80k       Stickstoff
                                 176
                                 97
                                 145
                                 194
                                 
                              
                           Vergleicht man diese Resultate mit früheren Ermittelungen, nach welchen die Weinberge
                              									durch die übliche Stallmistdüngung mindestens um die Hälfte mehr Kali und doppelt so
                              									viel Phosphorsäure erhalten, als ihnen durch Entnahme von Gipfeln, Holz und Trauben
                              									entzogen wird, so erscheint es immer weniger wahrscheinlich, daſs die Anwendung von
                              									Handelsdünger neben der üblichen Stallmistdüngung durchschnittlich eine lohnende
                              									sein wird.
                           
                        
                           Verfahren zur Gewinnung von Weinstein aus Drusen.
                           Nach L.
                                    											Erckmann in Alzey (D. R. P. Kl. 75 Nr. 19 770 vom 23. März 1882) wird die
                              									Drusenmasse (das Geläger), mit Wasser verdünnt, in eine mit Dampf geheizte Schleuder
                              									gebracht. Die Hefezellen setzen sich fest an die Wand der Schleuder ab, die
                              									abgeschleuderte Weinsteinlösung wird zur Krystallisation verdampft.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von kohlensauren
                              									Alkalialuminaten.
                           Nach L.
                                    											Löwig in Breslau (D. R. P. Kl. 75 Nr. 19 784 vom 26. Februar 1882) wird Alkalialuminat
                              									durch Alkalibicarbonat ebenso wie durch freie Kohlensäure in Thonerdehydrat und
                              									Alkalicarbonat zersetzt. Läſst man aber in eine Lösung von Alkalibicarbonat unter
                              									gleichzeitigem Einleiten von Kohlensäure eine Lösung von Alkalialuminat einflieſsen,
                              									so bildet sich kohlensaures Alkalialuminat: K2O.Al2O3 +
                              										2NaHCO3 = K2O.Al2O3.2CO2 + 2NaOH; jedoch geht der Aetznatron
                              									in der Kohlensäure gleich wieder in Bicarbonat über. Die Zusammensetzung des bei 80°
                              									getrockneten kohlensauren Kaliumaluminates entspricht der Formel K2O.Al2O3.2CO2.5H2O. Es bildet weiſse, in Wasser unlösliche Massen,
                              									welche in verdünnten Säuren löslich sind.
                           Man erhält das kohlensaure Kaliumaluminat auch dann, wenn in eine
                              									Natriumbicarbonatlösung eine gemischte Lösung von Natriumaluminat und Chorkalium (Na2O.Al2O3 + 2KCl) unter Kohlensäurezutritt einflieſst. Auch
                              									ohne Kohlensäure erhält man die neuen Verbindungen, wenn man in eine Auflösung von
                              									Alkalibicarbonat eine Lösung von Alkalialuminat bis zur völligen Zersetzung
                              									einflieſsen läſst. Der Niederschlag hat dieselbe Zusammensetzung wie der auf die
                              									vorige Weise erhaltene, bildet aber nach dem Trocknen bei 70 bis 80° eine kornartige
                              									harte Masse, welche, in Wasser gebracht, in kleine Stücke zerspringt und nur
                              									schwierig auszuwaschen ist.
                           Die kohlensauren Alkalialuminate sollen namentlich zur Herstellung von Eisen freier
                              									Thonerdebeizen verwendet werden.
                           
                        
                           Zersetzung der Rhodanverbindungen in Gasrückständen.
                           Um in den aus den Abfällen der Gasfabrikation hergestellten Ammoniakdüngern das den
                              									Pflanzen schädliche Rhodan zu zersetzen, sollen dieselben mit Eisen und
                              									Schwefelsäure behandelt werden, worauf man das gelöste Eisen oxydirt und mit Kalk
                              									fällt. Hierbei soll die Zersetzung des Schwefelcyanwasserstoffes nach folgenden
                              									Gleichungen stattfinden: CNSH + H2 = CNH + H2S und CSNH + 2H2 =
                              										CSH2 + NH3.
                           Nach L. Sestini und A.
                                 										Funaro entsteht das bei der Reduction ebenfalls auftretende Methylamin
                              									durch weitere Einwirkung des Wasserstoffes auf den Cyanwasserstoff. Ein Versuch
                              									ergab nun aber, daſs erst gegen Ende der Zersetzung Methylsulfaldehyd auftritt,
                              									während gleich anfangs Ammoniak, Cyanwasserstoff und Schwefelwasserstoff
                              									nachgewiesen werden können. Da nun ans einem weiteren Versuch hervorging, daſs aus
                              									Sulfocyanwasserstoffsäure schon beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure besonders
                              									in Gegenwart von Schwefelwasserstoff Schwefelkohlenstoff entsteht, dieser aber
                              									bekanntlich durch nascenten Wasserstoff Methylsulfaldehyd liefert, so ist der unter
                              									den Reductionsproducten des Rhodanwasserstoffes beobachtete Methylsulfaldehyd als
                              									ein secundäres Zersetzungsproduct des zunächst entstandenen Schwefelwasserstoffes zu
                              									betrachten (Gazzetta chimica, 1882 S. 184 durch die Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S.
                              									2223).
                           
                        
                           Zur Herstellung von Alizarinorange.
                           Wird in kochendem Wasser suspendirtes Dinitrooxyanthrachinon mit einer 20procentigen
                              									Natronlauge versetzt, so bildet sich nach S. E. Simon
                              									bald eine tiefrothe Lösung, deren Farbe bei anhaltendem Kochen durch Rothbraun in
                              									Purpur übergeht. Das bei passender Concentration sich schon in der Wärme flockig
                              									abscheidende dunkelrothe Natronsalz wird abfiltrirt, mit verdünnter Natronlauge
                              									ausgewaschen, mit Salzsäure versetzt und der so erhaltene gelbe flockige
                              									Niederschlag aus Eisessig umkrystallisirt. Das in schönen, orangegelben, bei 244°
                              									schmelzenden Nadeln und Blättchen krystallisirende Mononitroalizarin C14H5.NO2.(OH)2O2 färbt
                              									Thonerdebeizen orange, Eisenbeizen rothviolett. Alkoholisches Bleiacetat bringt in
                              									der alkoholischen Lösung einen rothen Niederschlag, alkoholisches Kupferacetat eine
                              									rothe Färbung hervor. Baryt- und Kalkwasser geben braunrothe unlösliche Lacke. Das
                              									Kali- und Natronsalz sind mit purpurrother Farbe in Wasser löslich.
                           Die Umwandlung des Dinitrooxyanthrachinons in Alizarinorange durch Kochen mit
                              									Natronlauge beruht darauf, daſs die eine der beiden Nitrogruppen der ersteren
                              									Verbindung durch Hydroxyl ersetzt wird nach der Gleichung: C14H5O2.OH.(NO2)2 + KOH = KNO2 +
                              										C14H5O2.NO2.(OH)2. (Nach den Berichten der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1881 S. 464. 1882 S. 692.)