| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 483 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Neuerung an Rowan's Dampfwagen.
                           Die Construction des Rowan'schen Dampfwagens, welcher
                              									auf 2 zweiachsigen Drehschemeln ruht, von denen der vordere als Motor dient, ist
                              									neuerdings von W. R. Rowan in
                              										Hamburg (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 19751
                                 										vom 21. April 1882) dahin abgeändert worden, daſs die Kuppelstangen
                              									abgeschafft werden sollen. Zu diesem Zweck wirkt von den beiden – innenliegenden –
                              									Cylindern der eine auf die Auskröpfung der vorderen, der zweite auf die der hinteren
                              									Achse, während die Steuerungsexcenter beider Cylinder auf einer und derselben Achse
                              									aufgekeilt sind. Die praktische Durchführung dieser Erfindung ist unmöglich, da
                              									trotz der gemeinschaftlichen Steuerung kein Hinderniſs besteht, daſs unter dem
                              									Einfluſs wechselnder Reibungsverhältnisse und Curven die Stellung der Kurbeln beider
                              									Treibachsen nach beiden Seiten hin bedeutend vom rechten Winkel abweicht, wodurch
                              									dann selbstverständlich für die lose, nicht mit Excentern versehene Achse eine ganz
                              									falsche Dampfvertheilung entsteht.
                           Die Webb'sche ungekuppelte Eilzugmaschine (vgl. * S. 352
                              									d. Bd.), welche gleichfalls die Kuppelstangen entbehrlich machen will, erreicht dies
                              									thatsächlich mit 3 oder 4 Cylindern, wobei aber selbstverständlich jede Treibachse
                              									ihre besondere Steuerung hat.
                           
                              M-M.
                              
                           
                        
                           Schmieren von Förderwagen mit geschlossenen Radbüchsen bezieh.
                              									von Fabriktransmissionen.
                           Auf der kgl. Steinkohlengrube Friedrichsthal bei Saarbrücken wird, wie Baumann in der Zeitschrift für
                                 										Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1881 * S. 65 mittheilt, zum Schmieren
                              									geschlossener Radbüchsen mit bestem Erfolge dickflüssige Wagenschmiere angewendet,
                              									welche im kalten Zustande die Consistenz von Schmierseife hat. Während dieselbe
                              									früher mittels einer Handspritze in die Radbüchsen eingeführt wurde, bedient man
                              									sich jetzt hierzu einer Luftdruckvorrichtung, welche aus einem etwa 180k Schmiermaterial fassenden Behälter in Verbindung
                              									mit einem durch eine Luftpumpe zu speisenden Windkessel besteht. Der Behälter wird
                              									durch einen Schlauch mit einer Füllschraube der Radbüchse verbunden und deren
                              									Füllung dann durch Oeffnen des Schlauchabsperrhahnes veranlaſst. Damit die Radbüchsen
                              									bequem zugänglich seien, wird der Wagen in einen Wipper gefahren und aufgekippt.
                              									Nach dem Schmieren wird der Wagen auf einer unmittelbar neben dem Wipper
                              									untergebrachten Wage tarirt. Zum Schmieren und Tariren jedes Wagens sind etwa 5
                              									Minuten erforderlich. Mit etwa 150k
                              									Schmiermaterial werden monatlich durchschnittlich 500 Förderwagen geschmiert; die
                              									Wagen laufen durchschnittlich 4 Wochen, bis die Schmierung wiederholt werden muſs.
                              									Nur neue Wagen müssen, bis sie eingelaufen sind, öfter geschmiert werden. Der
                              									Luftdruck im Windkessel wird auf 2at gebracht und
                              									alle 3 Wochen erneuert; ein schlechteres Schmiermaterial erfordert einen etwas
                              									höheren Luftdruck und ein öfteres Schmieren.
                           Im Anschluſs hieran sei erwähnt, daſs Th. Reisen in
                              										Augsburg (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 18771
                                 										vom 1. December 1881) für Central Schmierung von
                                 										Fabriktransmissionen mit dickflüssiger Schmiere statt des Luftdruckes
                              									belastete Kolben benutzt. In einem von zwei neben einander stehenden, mit dem
                              									Schmierfett gefüllten Preſscylinder wird mittels Schraube ein Kolben niedergedrückt
                              									und dadurch der belastete Kolben des zweiten Cylinders gehoben. Von hier aus führen
                              									Rohrleitungen an sämmtliche Schmierstellen, deren Anschluſs mit Glasröhrchen
                              									erfolgt, so daſs die Wirkung der Einrichtung stets beobachtet werden kann.
                           
                        
                           Fonck und Wasem's Förderung auf schiefer Ebene.
                           Die bei Aufzügen häufig angewendete Einrichtung, das Heben einer Last durch das
                              									Uebergewicht mit Wasser gefüllter Behälter zu bewirken, die sich in ihrer tiefsten
                              									Stellung von selbst entleeren und dann leichter sind als die Fördergefäſse für die
                              									Nutzlast, welche in Folge dessen wieder nieder gehen können, ist von Fonck in Andernach und J. Wasem
                              									in Weiſsenthurm (* D. R. P. Kl. 81 Nr.
                                 										18728 vom 8. November 1881) auch auf Förderungen auf schiefer Bahn
                              									übertragen worden (vgl. 1881 241 * 269). Das Seil b, an welchem der Förderwagen a hängt, ist über eine Rolle geführt und andererseits mit dem Zugwagen e – einem auf Rädern sitzenden Wasserbehälter –
                              									verbunden. Der Zugwagen läuft auf einem besonderen Geleise, welches innerhalb des
                              									Geleises für den Förderwagen liegt; bei Kreuzungen geht der letztere über den
                              									Zugwagen hinweg. Als Fangvorrichtung dienen drehbare Bügel k, welche zur Verbindung der Wagen mit den Seilenden dienen; sie fallen
                              									bei etwa eintretendem Seilbruch nieder und legen sich dann gegen innerhalb des
                              									Geleises angebrachte Stifte p.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 246, S. 484
                              
                           
                        
                           Maschine zum Auswalzen der zum Ueberziehen von elektrischen
                              									Leitungsdrähten dienenden Bleiröhren.
                           Für diese Arbeit ist Alamagey und Oriol in St. Chamond, Frankreich (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 19466
                                 										vom 1. März 1882) eine Maschine patentirt, welche in folgender Weise
                              									wirkt. Die zu umhüllenden Drähte werden an einem Kolben befestigt, welcher in ein Bleirohr
                              									getrieben wird., dessen lichter Durchmesser etwa doppelt so groſs ist als der des zu
                              									umgebenden Kabels. Das Rohr wird gestreckt auf eine horizontale Bank gelegt. Jeder
                              									Draht ist auf eine Scheibe aufgewickelt und diese Scheiben sind auf einem kleinen
                              									Wagen gelagert, welcher auf einer Bahn läuft; letztere ist in der Mitte zwischen den
                              									Schienen des Bahngeleises mit Rollen versehen, welche zur Unterstützung des
                              									Bleirohres dienen. Am vorderen Ende des Wagens ist ein Mundstück befestigt, das die
                              									von den Spulen kommenden Drähte vereinigt und dieselben in das Bleirohr leitet.
                              									Dieses passirt nun ein Walzwerk, welches aus mehreren Walzenpaaren besteht, die
                              									abwechselnd horizontal und vertical liegen und unmittelbar auf einander folgen, so
                              									daſs das Auswalzen in einem Zug geschieht. Die Kaliber der Walzen werden nach rechts
                              									hin immer kleiner, bis sie schlieſslich dem Durchmesser des Kabels entsprechen. Das
                              									Bleirohr verlängert sich bei diesem Walzen und sein Querschnitt wird abwechselnd
                              									elliptisch und kreisförmig, wobei jeder Kreis einen Durchmesser gleich der kleinen
                              									Achse der unmittelbar vorhergehenden Ellipse erhält.
                           Während das Rohr durch das Walzwerk gezogen wird, wickeln sich die Drähte von ihren
                              									Scheiben ab, entsprechend der Verlängerung des Rohres, während der Wagen dem Rohr
                              									folgt. Die Drähte erhalten keine Streckung, denn sie kommen erst beim letzten
                              									Walzenpaar mit dem Bleirohr in Berührung. Die Walzen werden durch Zahnräder
                              									getrieben, deren Zähnezahl so bemessen ist, daſs die Geschwindigkeit entsprechend
                              									der Verlängerung des Rohres zunimmt, so daſs das Rohr beim Durchgang durch das
                              									Walzwerk nicht krumm wird.
                           Das fertige Kabel wird auf eine Trommel gewickelt, so daſs man in einem 100m langen Arbeitsraum Kabelenden von 200m und mehr anfertigen kann. Bei diesem Verfahren
                              									wird das Bleirohr ausgewalzt, ohne daſs die inneren Drähte berührt werden,
                              									ausgenommen an dem letzten Walzenpaar.* welches das Anpressen des Rohres auf die
                              									Drahteinlage besorgt. Man hat demnach nicht zu befürchten, daſs die Drähte irgendwie
                              									verletzt werden, oder ihre Lage verändert wird.
                           Jedes horizontale Walzenpaar könnte auch durch ein Zieheisen ersetzt werden, welches
                              									den elliptischen Querschnitt des Rohres in einen runden überführt, so daſs demnach
                              									bei der Fabrikation des Kabels Walzen und Ziehen vereinigt würde.
                           
                        
                           Verfahren zum Verpacken von Hopfen.
                           Der von H.
                                    											Schramm in Hersbruck bei Nürnberg (*
                              										D. R. P. Kl. 6 Nr. 19731 vom 22. Februar 1882)
                              									verwendete eiserne Preſsmantel ist rund und kann hinten geöffnet werden. Der am
                              									äuſseren Umfange mit Nuth versehene Holzdeckel wird auf das Preſsfundament gelegt,
                              									der Preſsmantel geschlossen und der Hopfen hineingepreſst. Dann wird der obere
                              									Holzdeckel aufgelegt und nochmals gepreſst, indem der Preſsstempel mit Druck auf dem
                              									Holzdeckel stehen bleibt. Nun wird der Preſsmantel geöffnet und der oben und unten
                              									offene Hopfensack, welcher vorher über den Preſsstempel gestülpt worden war, über
                              									den fertigen, nackten, in Cylinderform gepreſsten Hopfen gezogen und zwar so, daſs
                              									er den oberen sowie den unteren Holzdeckel um einige Centimeter überragt. Das Tuch
                              									wird dann mit Draht auf die Holzscheiben so angezogen und gebunden, daſs der Draht
                              									in die Nuth eingreift und das Tuch fest hineinzwängt.
                           
                        
                           Elektrischer Widerstand von Flüssigkeiten.
                           In Edison's Laboratorium sind von Fr. Jehl lange Reihen von Versuchen über die
                              									Widerstände verschiedener Flüssigkeiten bei verschiedenen Temperaturen angestellt
                              									worden. Engineering, 1882 Bd. 33 S. 475 veröffentlicht
                              									die Zahlenreihen für Zinkchlorid, schwefelsaures und essigsaures Zink. Aus diesen
                              									Tabellen ergibt sich, daſs man die Zahlenreihe für Zinkchlorid, sp. G. 1,075, durch
                              									die Formel r=\frac{23,11-0,116\,t}{21,6+t} darstellen kann, deren
                              									graphische Darstellung eine gleichseitige Hyperbel ist. Diese Formel gibt für:
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 Fehler
                                 
                                 
                                 Fehler
                                 
                              
                                 t = 6
                                 r = 0,812
                                 – 0,003
                                 t = 26
                                 r = 0,422
                                 + 0,012
                                 
                              
                                 7
                                 780
                                 –       5
                                 27
                                 411
                                 +      11
                                 
                              
                                 8
                                 749
                                 –       1
                                 28
                                 400
                                 +      20
                                 
                              
                                 9
                                 721
                                 +       1
                                 29
                                 390
                                 +      20
                                 
                              
                                 10
                                 694
                                 +       4
                                 30
                                 380
                                 +      30
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 11
                                 669
                                 – 0,001
                                 31
                                 371
                                 +      31
                                 
                              
                                 12
                                 646
                                 –       4
                                 32
                                 362
                                 + 0,032
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                    Maximalfehler
                                    
                                 
                              
                                 13
                                 624
                                 –       6
                                 33
                                 353
                                 + 0,020
                                 
                              
                                 14
                                 604
                                 –       6
                                 34
                                 347
                                 +      11
                                 
                              
                                 15
                                 584
                                 –       6
                                 35
                                 336
                                 +      16
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 16
                                 565
                                 –       5
                                 36
                                 328
                                 +        8
                                 
                              
                                 17
                                 547
                                 –       3
                                 37
                                 321
                                 +        1
                                 
                              
                                 18
                                 531
                                 –       9
                                 38
                                 313
                                 +        3
                                 
                              
                                 19
                                 515
                                 –     15
                                 39
                                 308
                                 –        2
                                 
                              
                                 20
                                 499
                                 –       1
                                 40
                                 301
                                 +        1
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 21
                                 485
                                 + 0,005
                                 41
                                 295
                                 –        5
                                 
                              
                                 22
                                 471
                                 +       1
                                 42
                                 288
                                 –        2
                                 
                              
                                 23
                                 458
                                 +       8
                                 43
                                 282
                                 +        2
                                 
                              
                                 24
                                 445
                                 +       5
                                 44
                                 276
                                 –  0,004
                                 
                              
                                 25
                                 433
                                 +     13
                                 45
                                 269
                                 
                                 
                              
                           Weniger gut paſst für die Zahlenreihe Zinkacetat von 1,085 sp.
                              									G. die Formel: r=\frac{62,3+0,7\,t}{15+t} ebenfalls eine
                              									gleichseitige Hyperbel.
                           
                        
                           Ueber das Krystallinischwerden der Metalle.
                           Wenn gewalztes Zink auf 150 bis 170° erwärmt wird, so
                              									erleidet es nach S. Kalischer (Carl's Repertorium, 1882 S. 193) eine Reihe bleibender
                              									Aenderungen, ohne daſs das äuſsere Ansehen unmittelbar geändert würde. Es verliert
                              									seinen hellen Klang und wird fast ganz klanglos wie Blei; es läſst sich leichter
                              									biegen, bricht aber auch leichter und gibt beim Biegen ein Geräusch, welches völlig
                              									dem „Schreien“ des Zinnes gleicht. Alle diese Aenderungen sind die Folge
                              									davon, daſs das Zink seine Molecularstructur ändert, daſs es krystallinisch wird.
                              									Diese Krystallisation läſst sich leicht sichtbar machen, wenn man den Zinkstreifen,
                              									nachdem er erwärmt worden, in eine Lösung von Kupfervitriol taucht. Das
                              									augenblicklich darauf niedergeschlagene Kupfer zeigt deutliche Krystallisation. Auch
                              									auf dem Bruche erscheint das gewalzte und dann erhitzte Zink deutlich
                              									krystallinisch. Um diese Veränderung zu vermeiden, dürfte es sich empfehlen, bei der
                              									Herstellung von Zinkblech die Temperatur nicht über 130° zu steigern.
                           Nach ferneren Mittheilungen werden Cadmium- und Zinnblech bei etwa 200° krystallinisch. Eisenblech und Kupferblech
                              									sind ebenfalls krystallinisch, Stahlblech nicht. Von 4
                              										Messingsorten:
                           
                              
                                 
                                 Nummer
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 
                                 66
                                 62,5
                                 60
                                 56,8
                                 
                              
                                 Zink
                                 
                                 34
                                 37,5
                                 40
                                 43,2
                                 
                              
                           waren die Bleche von Probe I und II unzweifelhaft
                              									krystallinisch, die von Probe III zeigten Spuren von Krystallisation, die von Nr. IV
                              									wurden auch durch Erwärmen nicht krystallinisch. Tombakbleche, von denen 3 die Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 73,74
                                 80,38
                                 90,09
                                 
                              
                                 Zink
                                 25,96
                                 19,29
                                   9,91
                                 
                              
                                 Zinn
                                   0,30
                                   0,33
                                 –
                                 
                              
                           hatten waren sämmtlich krystallinisch. An Bronzeblechen, bestehend aus
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 90
                                 88,23
                                 
                              
                                 Zink
                                   5
                                   8,82
                                 
                              
                                 Zinn
                                   5
                                   2,95
                                 
                              
                           
                           konnte keine Krystallisation wahrgenommen werden. Gewalztes
                              									Blei ist krystallinisch, gewalztes feines Silber und Gold nicht. Drähte verhalten
                              									sich ähnlich.
                           Auf Grund dieser Beobachtungen und Versuche glaubt Kalischer, daſs der krystallinische der natürliche Zustand der meisten
                              									Metalle ist, der ihnen durch mechanische Einwirkung – den einen leicht, den anderen
                              									schwer, einigen vielleicht gar nicht – genommen werden kann und in welchen viele von
                              									ihnen unter Einfluſs der Wärme wieder übergeführt werden können. Aus der unter
                              									diesem Einfluſs erfolgenden Annahme der kristallinischen Structur der Drähte einiger
                              									Metalle erklärt sich mindestens zum Theil die gröſsere elektrische Leitungsfähigkeit
                              									derselben, die sie durch Erwärmen und Glühen erlangen.
                           
                        
                           Zur näheren Kenntniſs der Holzsubstanz.
                           Der herrschenden Ansicht zu Folge enthalten die verholzten Zellen neben Cellulose
                              									eine an Kohlenstoff verhältniſsmäſsig reichere Substanz, das Lignin oder die
                              									Holzsubstanz, welche den chemischen und physikalischen Charakter der verholzten
                              									Gewebe bestimmt und deren Anwesenheit die Reactionen der Cellulose gegenüber
                              									Jodlösung und Schwefelsäure, ferner gegenüber Chlorzinkjod und Kupferoxydammoniak
                              									deckt, so daſs die Blaufärbung der Cellulose durch die genannten Jodpräparate und
                              									die Auflösung dieses Kohlenhydrates in Kupferoxydammoniak erst nach Entfernung des
                              									Lignins gelingt.
                           Nach Versuchen von M. Singer (Monatshefte für Chemie,
                              									1882 S. 395) kann man durch Behandeln von Holz mit kochendem Wasser mehrere Stoffe
                              									ausziehen und durch eine verschieden lange Dauer dieses Verfahrens von einander
                              									trennen. Bemerkenswerth ist zunächst ein durch die charakteristischen
                              									Holzstoffreactionen (schwefelsaures Anilin, Phloroglucin, Indol, Pyrol u. dgl. mit
                              									den entsprechenden Säuren) und einen aus dem eingedampften Extracte sich
                              									entwickelnden Vanillingeruch gekennzeichneter Stoff, welcher nach 1 ½ monatlicher,
                              									täglich 10 stündiger Einwirkung des kochenden Wassers auf das Holz noch nicht so
                              									weit aus demselben entfernt wurde, daſs eine bedeutende Verminderung der durch ihn
                              									verursachten Holzstoffreactionen weder im Extracte, noch im rückständigen Holze
                              									merklich war. Nun lehrte die Untersuchung, daſs reines Vanillin, mit den
                              									Holzstoffreagentien zusammengebracht, die für die Verholzung charakteristischen
                              									Färbungen erzeugt, daſs es weiters ebenso wie der in den verholzten Geweben
                              									enthaltene Stoff von heiſsem Wasser, Natronlauge und Alkohol leicht gelöst und durch
                              									Erhitzung bei derselben Temperatur wie jener zerstört werde. Diese Uebereinstimmung
                              									lieſs erkennen, daſs der fragliche Stoff mit dem Vanillin identisch, dieses somit im
                              									Pflanzenreiche sehr verbreitet ist.
                           Eine mit dem Gemenge von chlorsaurem Kalium. Phenol und Salzsäure sich bald mehr,
                              									bald weniger himmelblau färbende Verbindung, welche nach etwa 18tägigem Kochen weder
                              									im Extracte, noch im Holze nachgewiesen werden konnte, ist wahrscheinlich Coniferin.
                              									Eine aus dem wässerigen Auszuge durch Alkohol gefällte Gummiart ist amorph, leicht
                              									löslich im Wasser und durch das reichliche Auftreten im Fichtenholze verschieden von
                              									Holzgummi Thomson's (vgl. 1879 233 413). Die chemische Natur eines von Salzsäure gelb gefärbten, schon
                              									nach wenigen Tagen ausziehbaren Stoffes ist noch nicht aufgeklärt. Danach scheint
                              									dasjenige, was man jetzt Lignin nennt, ein Gemisch verschiedener chemischer
                              									Verbindungen zu sein.
                           
                        
                           Ueber den Kohlensäuregehalt des Bieres.
                           Kohlensäure reiches, stark moussirendes und Schaum haltendes Bier erhält man nach Th. Langer (Allgemeine Zeitschrift für Bierbrauerei,
                              									1882 S. 4) nur bei Verwendung einer an Maltose reichen Würze mit genügenden Mengen
                              									von Peptonen und einer guten, kräftigen Hefe, von welcher ein entsprechender Theil
                              									mit in das Lagerfaſs kommt. Erforderlich sind ferner ein nicht zu hoher
                              									Vergährungsgrad, möglichst tiefe Kellertemperatur, mäſsiges Spunden, vorsichtiges
                              									Abziehen und Spundvollmachen der Fässer bei Verwendung möglichst dicht und gut
                              									Schlieſsender Spunde, ferner die Verhütung höherer Temperatur beim Biertransporte vom Lagerkeller
                              									weg, kühle Lagerung des Bieres beim Wirthe, rasches Verzapfen des Bieres mittels
                              									Holzpipe und Verwendung gut aufgefrischter Trinkgläser. So theilen sich Brauer und
                              									Wirth in die zu lösende Aufgabe; der eine sorgt für die Erzeugung, Absorption und
                              									Conservirung der Kohlensäure im Biere und der Wirth behandelt das Bier beim Liegen,
                              									Anzapfen und Ausschenken unter möglichster Schonung des Gasgehaltes (vgl. Wagner's Jahresbericht, 1881 S. 792).
                           
                        
                           Die Volumengewichte von concentrirten Sodalösungen.
                           G. Lunge (Chemische Industrie, 1882 S. 320) hat die
                              									specifischen Gewichte der Sodalösungen bei 30° festgestellt, weil diese Temperatur
                              									der gröſsen Löslichkeit (34°) für praktische Zwecke nahe genug steht, während die
                              									bisher bekannten Tabellen nur für Lösung bei gewöhnlicher Temperatur galten:
                           
                              
                                 Vol.-Gew. bei 30°
                                 Twaddell'sAräometer
                                 Procent Na2CO3
                                 Differenz
                                 Na2CO3 im Liter
                                 
                              
                                 1,310
                                  62°
                                 28,13
                                 –
                                  368,5g
                                 
                              
                                 1,300
                                 60
                                 27,30
                                 0,83
                                 354,9
                                 
                              
                                 1,290
                                 58
                                 26,46
                                 0,84
                                 341,3
                                 
                              
                                 1,280
                                 56
                                 25,62
                                 0,84
                                 327,9
                                 
                              
                                 1,270
                                 54
                                 24,78
                                 0,84
                                 314,7
                                 
                              
                                 1,260
                                 52
                                 23,93
                                 0,85
                                 301,5
                                 
                              
                                 1,250
                                 50
                                 23,08
                                 0,85
                                 288,5
                                 
                              
                                 1,240
                                 48
                                 22,21
                                 0,87
                                 275,4
                                 
                              
                                 1,230
                                 46
                                 21,33
                                 0,88
                                 262,3
                                 
                              
                                 1,220
                                 44
                                 20,47
                                 0,86
                                 249,7
                                 
                              
                                 1,210
                                 42
                                 19,61
                                 0,86
                                 237,3
                                 
                              
                                 1,200
                                 40
                                 18,76
                                 0,85
                                 225,1
                                 
                              
                                 1,190
                                 38
                                 17,90
                                 0,86
                                 214,0
                                 
                              
                                 1,180
                                 36
                                 17,04
                                 0,86
                                 201,1
                                 
                              
                                 1,170
                                 34
                                 16,18
                                 0,86
                                 189,3
                                 
                              
                                 1,160
                                 32
                                 15,32
                                 0,86
                                 177,7
                                 
                              
                                 1,150
                                 30
                                 14,47
                                 0,85
                                 166,4
                                 
                              
                                 1,140
                                 28
                                 13,62
                                 0,85
                                 155,3
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber Azoanthrolfarbstoffe.
                           C. Liebermann (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1882 S. 510) hat den Azophenol- und Azonaphtolfarbstoffen
                              									entsprechende Anthrolazofarbstoffe hergestellt, indem er in der üblichen Weise
                              									Lösungen der diazotirten Basen (Anilin, Toluidin, Xylidin u.s.w.) oder ihrer
                              									Sulfosäuren (Sulfonilsäure, Naphtylaminsulfosäuren, Amidoazobenzolsulfosäuren) mit
                              									alkalischen Lösungen von Anthrol, C14H9.OH, zusammenbrachte. Die Reactionen verlaufen
                              									überall genau wie in der Naphtolreihe unter Bildung unlöslicher Farbstoffe, wenn man
                              									von den Basen, wasser- oder alkohollöslicher Farbstoffe, wenn man von den
                              									Sulfosäuren der Basen ausgeht. Namentlich die in letzterer Art gebildeten, sowie die
                              									durch nachträgliche Sulfonirung der unlöslichen entstandenen Azofarbstoffe färben
                              									Wolle und Seide direkt und meist recht schön an. Die Farbentöne sind denen der
                              									entsprechenden Naphtolfarben im Allgemeinen sehr ähnlich, und liegen meist zwischen
                              									blutroth und einem schönen Rothbraun.
                           Das Anthrol bildet nur das Glied einer Gruppe von Anthracenabkömmlingen, welche man
                              									nun mit Diazoverbindungen paaren kann. So liefern z.B. isomere Dioxyanthracene
                              									entsprechende Azofarbstoffe (vgl. Schüler S. 544 d.
                              									Bd.).