| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, Miszellen, S. 537 | 
| Download: | XML | 
                     
                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ladevorrichtung für Locomotivtender.
                           J. B. Collin in Altoona, Pennsyl., Nordamerika, hat eine
                              									Einrichtung angegeben, welcher zwar keine groſse Originalität zugesprochen werden
                              									kann, die aber immerhin praktische Bedeutung hat und in Folge derselben auch schon
                              									mehrfach zur Ausführung gekommen ist. Statt nämlich das Beladen der Locomotivtender
                              									mit Kohle in der bisher üblichen Weise durch Menschenkraft mittels Körben o. dgl. zu
                              									bewerkstelligen, benutzt Collin die Locomotive selbst
                              									zu dieser Arbeit, indem er neben der Ladestelle einen Aufzug aufstellt, dessen Bühne
                              									die mit Kohle gefüllten Kippwägen aufnimmt, und von der Locomotive mittels einer
                              									Kette auf die erforderliche Höhe gezogen wird. Diese Kette läuft von der in der Höhe
                              									des Aufzuggerüstes angebrachten Kettenscheibe über seitliche Rollen nach abwärts und
                              									dann unterirdisch auf etwa 25m Länge bis in die
                              									Mitte des Geleises, auf welches die Maschine fährt, um Kohle zu nehmen. Hier wird
                              									die Kette über eine weitere Rolle nach aufwärts geführt und an den Zughaken des
                              									Tenders oder der Maschine gehängt. Die Länge ist so bemessen, daſs die Maschine,
                              									während sie von hier zum Ladegerüst zurückfährt, die Bühne mit den Kippwägen gerade
                              									auf die erforderliche Höhe bringt, von welcher aus das Ausstürzen der Kohle erfolgen
                              									kann.
                           
                              R.
                              
                           
                        
                           L. Weber's Schmiervorrichtung für Dampfcylinder.
                           Der unter Nr. 3929 vom 2. Mai 1878 patentirte Schmierapparat von Ch. Hoppe in Bockenheim, für welchen bereits zwei
                              									Zusatzpatente (Nr. 5886 und 15922) genommen sind, erfuhr neuerdings von L.
                                    											Weber in Frankfurt a. M. eine
                              									Verbesserung (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 18391 vom 10. September
                                 										1881). Das bisher ganz aus Glas gefertigte Oelgefäſs ist in ein
                              									Metallgehäuse umgewandelt, welches mit 2 kreisrunden, mittels Bleifolie
                              									abgedichteten Glasscheiben zur Beobachtung des Oelstandes verschlossen wird. Eine
                              									von oben einzuschraubende Spindel mit kegelförmigem Ende regelt den Einfluſs des
                              									Oeles in das in der Mitte angeordnete Zuführungsrohr. Ueber dieses Rohr ist ein
                              									zweites an der Regulirspindel festgelöthetes geschoben, welches fast bis auf den
                              									Boden des Gefäſses reicht. Bei eingetretener Leere im Cylinder steigt das Oel in dem
                              									Räume zwischen beiden Röhren in die Höhe und wird durch die mittels der
                              									Regulirspindel eingestellte Oeffnung in den Cylinder gesaugt.
                           
                        
                           Beweglicher Turbinenrechen.
                           Die in den Oberwassergräben von Turbinen- und anderen Wassermotorenanlagen
                              									eingebauten Rechen, welche vom Wasser mitgeführte feste Körper vom Motor abzuhalten
                              									den Zweck haben, werden von M. Bauer in
                              										Paris und A. Lacroix in
                              									Pontoise, Frankreich (* D. R. P. Kl. 88 Nr. 16791 vom 2. August
                                 										1881) nicht aus festen Stäben, sondern aus endlosen Ketten hergestellt,
                              									welche mit entsprechendem Spielraum neben einander angeordnet sind und über zwei mit
                              									Rillen versehene Trommeln laufen. Die obere Trommel wird vom Motor aus in Drehung
                              									versetzt; die dadurch hervorgerufene Kettenbewegung hat zur Folge, daſs alles, was
                              									sich an festen Körpern vor den Ketten aufstaut, durch rechenartige Querstäbe, welche
                              									in passenden Höhenabständen immer zwischen je 2 bis 4 Ketten angebracht sind, aus
                              									dem Wasser herausgezogen wird. Die untere Trommel kann sich mit ihren Lagern in
                              									Schlitzen verschieben; sie dient als durch das Eigengewicht wirkende
                              									Spannvorrichtung für die Ketten. – Die Anbringung dieser Trommel nahe der
                              									Grabensohle bildet jedenfalls einen wunden Punkt der Construction.
                           
                        
                           
                           Stevens und Major's hydraulischer Aufzug.
                           Bei den direkt wirkenden hydraulischen Aufzügen, welche von A. Smith und Stevens in Battersea bei London
                              									nach der patentirten Construction von Stevens und C. G. Major ausgeführt werden, sind Kolben und Brücke
                              									nicht durch Gegengewicht ausbalancirt, es müssen vielmehr deren Gewichte zugleich
                              									mit der Nutzlast durch den Wasserdruck auf den Kolben überwunden werden; dagegen
                              									bewirkt beim Niedergang des Aufzuges das sinkende Kolben- und Brückengewicht das
                              									Zurückpressen eines entsprechenden Theiles des zum Heben verwendeten Druckwassers in
                              									den Accumulator. Zu diesem Zwecke ist, wie Engineering,
                              									1882 Bd. 34 * S. 107 mittheilt, der Cylinder des Aufzuges mit einem Cylinder A von gleichem Fassungsvermögen verbunden, dessen
                              									Kolben sich wieder unmittelbar in den Plunger eines Cylinders B von kleinerem Durchmesser fortsetzt. Beim Niedergang
                              									des Aufzuges wird dessen Druckwasser in den Cylinder A
                              									gedrückt, welcher zugleich das Verdrängen einer kleineren Wassermenge aus dem
                              									Cylinder B in den Accumulator bewirkt. Diese
                              									Wassermenge entspricht natürlich nahezu derjenigen, welche man sich auf die
                              									Bewältigung der todten Lasten des Aufzuges allein aufgewendet denken kann. Beim
                              									Heben des Aufzuges sinken die mit einander gekuppelten Kolben in den Hilfscylindern
                              										A und B vermöge ihres
                              									Eigengewichtes, wobei ein Theil des aus dem ersteren verdrängten Wassers den
                              									letzteren wieder anfüllt, während der Ueberschuſs abflieſst.
                           
                        
                           Ueber die Festigkeit und Elasticität des Fichtenholzes.
                           Ueber die Festigkeit und Elasticität des Fichtenholzes hat F.
                                 										E. Kidder im physikalischen Laboratorium des technologischen Instituts zu
                              									Boston ähnliche Versuche wie früher Thurston (vgl. 1882
                              										244 281) angestellt. Die Versuchsstücke von etwa
                              									101,6 × 3,81 × 3,81cm (40 × 1,5 × 1,5 Zoll engl.)
                              									wurden an den Enden frei aufgelegt und in den Mitten transversal belastet. Die
                              									Meſsvorrichtung gestattete Einsenkungen bis 0,0001 Zoll abzulesen.
                           Aus den Versuchsresultaten zieht Kidder folgende
                              									Schlüsse für Stäbe kleiner Querschnitte: Bei einigermaſsen gut getrocknetem
                              									Fichtenholz wird die Festigkeit durch Ausdörren in Trockenkammern nicht wesentlich
                              									erhöht, die Elasticität überhaupt nicht. Die festesten Stücke zeigen auch die
                              									gröſste Einsenkung vor dem Bruche. Eine Last von ½ bis ⅞ gewöhnlichen Bruchlast (für
                              									kurze ruhende Beanspruchung) erzeugt bei dauernder Einwirkung eine Einsenkung,
                              									welche während der ersten Stunden rasch, dann längere Zeit gleichmäſsig langsam und
                              									erst unmittelbar vor dem Bruche wieder rasch zunimmt. Innerhalb einiger Tage bewirkt
                              									eine Last von ½ der gewöhnlichen Bruchlast keine Verletzung. Dagegen bringt jede
                              									Last, welche ½ der Maximaleinsenkung erzeugt, den Stab bei genügend langer
                              									Einwirkung zum Bruche. Auch unter den günstigsten Umständen wird eine Last von ½ der
                              									gewöhnlichen Bruchlast nicht unbeschränkt lange ausgehalten. Die Festigkeit ist am
                              									kleinsten, wenn die Jahresringe etwa 45° mit den horizontalen Seiten des
                              									Querschnittes einschlieſsen, Wie Prof. Thurston hält
                              									auch Kidder den Sicherheitsmodul 5 für die äuſserste
                              									Frenze des Zuläſsigen bei vollkommen ruhender Last. (Nach dem Journal of the Franklin Institute, 1882 Bd. 114 S. 261
                              									bis 279.)
                           
                        
                           Anwendung des elektrischen Lichtes im
                              									Eisenbahnbetriebe.
                           In der Oktobersitzung des Elektrotechnischen Vereins berichtete Telegrapheninspector
                              										Christiani über den am 9. Oktober d. J. vom
                              									Centralbahnhof in München abgelassenen Extrazug nach Starnberg, welcher der
                              									Prüfungscommission der Elektricitäts-Ausstellung u.a. die Anwendung des elektrischen
                              									Lichtes im Eisenbahnbetriebe vorführen sollte. Der Zug bestand aus einer mit der Sedlaczek'schen elektrischen Lampe (vgl. 1882 243 264) ausgerüsteten Locomotive, etwa 12 zum gröſsten
                              									Theile mit Edison'schen Glühlichtern erleuchteten
                              									Personenwagen und einem offenen Güterwagen, welcher den von Schuckert in Nürnberg construirten und zur Ausstellung gebrachten sogen.
                              									Beleuchtungswagen mitführte. Die ebenfalls von Schuckert angefertigte Sedlaczek'sche
                              									Locomotivlampe war an
                              									der Vorderseite der Locomotive vor dem Rauchfang angebracht und wurde durch eine
                              									Flachringmaschine gespeist, die in Verbindung mit einem dreicylindrigen Brotherhoood'schen Motor ihren Platz auf der Locomotive
                              									hinter dem Rauchfang erhalten hatte. Für die Zwecke der Coupé-Erleuchtung diente
                              									dagegen der eben erwähnte Schuckert'sche
                              									Beleuchtungswagen, d.h. eine Locomobile nach dem System Abraham, welche eine Schuckert'sche
                              									Dynamomaschine treibt. In jedem Coupé der elektrisch erleuchteten Waggons war an die
                              									Stelle des Gaslichtes eine Edison'sche Glühlichtlampe
                              									von 8 Normalkerzenstärke gebracht; die übrigen Wagen wurden vermuthlich, weil die
                              									dynamoelektrische Maschine des Beleuchtungswagens für eine gröſsere Anzahl von
                              									Lampen nicht ausreichte, mit Gas erleuchtet. Vielleicht mag auch die Beibehaltung
                              									der Gasbeleuchtung in einzelnen Wagen zur besseren Vergleichung der verschiedenen
                              									Beleuchtungsarten erfolgt sein.
                           Die Sedlaczek'sche Locomotivlampe erhält ihre
                              									Brauchbarkeit für die Locomotivbeleuchtung durch die Abwesenheit jedes Räderwerkes,
                              									welches, wie die Erfahrung gezeigt, unter den Erschütterungen der Locomotive bald
                              									seine Dienste versagt. Die Construction einer Lampe ohne Räderwerk war jedoch nicht
                              									die einzige Schwierigkeit, welche überwunden werden muſste, ehe man das elektrische
                              									Licht für die Locomotivlampen verwertheil konnte; es muſste auch ein dauernd
                              									wirkender Motor angebracht werden, welcher die dynamo-elektrische Maschine selbst
                              									dann in Bewegung erhält, wenn die Locomotive stillsteht. Auch in der Verbindung des
                              									Motors mit der Dynamomaschine muſsten alle Transmissionen vermieden werden, wenn man
                              									Störungen des Betriebes fernhalten wollte. Diesen verschiedenen Erfordernissen hat
                              										Schuckert durch Anwendung eines Brotherhood'schen Motors genügt, dessen Schwungradachse
                              									er mit der Rotationsachse seiner Flachringmaschine combinirte. Bei dem Probezuge
                              									machte diese gemeinsame Achse etwa 700 bis 800 Umdrehungen in der Minute, mit einem
                              									Verbrauche von etwa 3e; die erzielte Lichtstärke
                              									der Locomotivlampe reichte hin, um den Bahnkörper auf mindestens 500m hell zu beleuchten, und wurde von den Stöſsen
                              									der Maschine in keiner Weise beeinträchtigt. Die vortrefflichen Eigenschaften der
                              										Sedlaczek'schen Lampen traten namentlich auf dem
                              									Bahnhofe zu Starnberg deutlich hervor, als die von dem Zug abgelöste Maschine mit
                              									voller Geschwindigkeit mehrere Probefahrten ausführte, auch die Ufer des Sees und
                              									einige malerische Häusergruppen von Starnberg elektrisch beleuchtete. Das
                              									Sicherheitsgefühl des reisenden Publikums würde durch Einführung der Locomotivlampe
                              									in den Eisenbahnbetrieb entschieden erhöht werden; ob auch die Sicherheit in
                              									gleichem Maſse wachsen würde, ist eine Frage, deren Beantwortung der Erfahrung
                              									überlassen bleiben muſs.
                           Die zur Speisung der Edison'schen Lampen dienende Schuckert'sche Dynamomaschine wurde sammt ihrem Motor
                              									in einem Güterwagen mitgeführt. Die Lampen nahmen nur während der Hinfahrt von
                              									München nach Starnberg in ihrer Lichtstärke etwas ab; im Uebrigen konnte man ihre
                              									Leuchtwirkung als gleichmäſsig und ausreichend bezeichnen, wenn sie auch hinter der
                              									Wirkung des Gaslichtes merklich zurückblieb. Im praktischen Eisenbahnbetriebe,
                              									namentlich auf groſsen Strecken mit durchgehenden Wagen, welche, auf
                              									Zwischenstationen abgehängt und in andere Zugverbindungen eingefügt werden, dürfte
                              									nur ein solches Beleuchtungssystem Aussicht auf dauernde Verwendung haben, welches.,
                              									ohne besondere Beleuchtungswagen zu erfordern, die einzelnen Waggons unabhängig von
                              									einander erleuchtet. Soll dieser Zweck mittels Dynamomaschinen erreicht werden, so
                              									liegt eine Schwierigkeit in der Beschaffung der bewegenden Kraft. Auf der
                              									Staatsbahnstrecke Frankfurt a. M.-Bebra und neuerdings auch in England hat man
                              									versucht, diese Kraft direkt von den rollenden Achsen der Wagen durch Transmissionen
                              									zu entnehmen und während der Haltezeiten den nöthigen Strom durch Accumulatoren
                              									liefern zu lassen; doch erscheint dies nicht nur zu theuer zu sein, sondern auch für
                              									die erforderlichen Vorrichtungen in jedem Wagen zu viel Raum zu beanspruchen; auch
                              									wäre die Lichtstärke während der Fahrt abhängig von der bekanntlich sehr
                              									veränderlichen Fahrgeschwindigkeit des Eisenbahnzuges. Die beste theoretische Lösung dürfte hiernach bis jetzt in der
                              									ausschlieſslichen Anwendung von Accumulatoren liegen.
                           
                        
                           
                           Englischer Cement.
                           Die Herstellung von Portlandcement in der wöchentlich 120t Cement liefernden Fabrik in Folkestone wird im Engineer, 1882 Bd. 54 S. 98 kurz besprochen. Eine im April 1882 gezogene
                              									Schlammprobe hatte bei 100° getrocknet folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Unlöslich in
                                 Salzsäure:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Kieselsäure
                                 14,956
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Eisenoxyd
                                 1,943
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Thonerde
                                 5,167
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Kalk
                                 0,173
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Wasser und Organisch
                                 1,203
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   23,442
                                 
                              
                                 Löslich in
                                 Salzsäure:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Kieselsäure
                                 0,230
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Eisenoxyd
                                 0,493
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Thonerde
                                 0,230
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Calciumcarbonat
                                 75,357
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Magnesia
                                 0,201
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Schwefelsäure
                                 0,057
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Kali
                                 0,070
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Natron
                                 0,127
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   76,765
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 100,207.
                                 
                              
                           Folkestoner Cement hatte im März 1880 (I) und im September
                              									1881 (II), sowie solcher aus den Werken an der Themse 1881 (III) folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Unlöslich
                                     1,260
                                     2,566
                                     2,894
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                   20,990
                                   18,917
                                   21,307
                                 
                              
                                 Thonerde
                                     8,869
                                     8,763
                                     6,593
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                     4,998
                                     4,412
                                     5,386
                                 
                              
                                 Kalk
                                   61,350
                                   62,472
                                   61,459
                                 
                              
                                 Magnesia
                                     0,669
                                     0,841
                                     0,449
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                     0,886
                                     0,929
                                     1,422
                                 
                              
                                 Kali
                                     0,978
                                     1,100
                                     0,437
                                 
                              
                                 Natron
                                 –
                                 –
                                     0,429
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,000
                                 100,000
                                 100,376.
                                 
                              
                           
                        
                           Verfahren, Cement und Kalk gegen Witterungseinflüsse
                              									widerstandsfähig zu machen.
                           Nach E. Puscher (Kunst und Gewerbe, 1882 S. 157) werden
                              									die Cementsachen 24 Stunden lang in eine kalte Lösung von 1 Th. Eisenvitriol in 3
                              									Th. Wasser gelegt, dann an der Luft getrocknet. Die dadurch entstandene
                              									Eisenoxydhydratverbindung macht nicht nur die Cemente dichter und härter, sondern
                              									auch widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse. Die Cementmasse nimmt dabei ohne
                              									Formveränderung 10 Proc. an Gewicht zu.
                           Cementverputze sichert man gegen Witterungseinflüsse durch wiederholte Anstriche mit
                              									erwähnter Eisenvitriollösung. Zeigt sich beim vierten Anstrich keine dunkle,
                              									grünlich-schwarze Färbung des Cementverputzes mehr, so ist das ein Zeichen, daſs die
                              									Oberfläche mit der Eisenverbindung gesättigt ist. Nach dem Trocknen hat sich der
                              									Cementbewurf mit einer ockerfarbigen, nicht mehr mit Wasser abwaschbaren Schicht
                              									überzogen, auf welcher sich Wasserfarben haltbar zeigen. Ein 2 maliger Anstrich mit
                              									5 procentigem Seifenwasser genügt, um solche Cementverputze wasserdicht und nach dem
                              									Trocknen und Reiben mit einem Tuch oder einer Bürste glänzend wie Oelanstrich zu
                              									machen. Völlig widerstandsfähig werden die mit Eisenvitriol behandelten
                              									Cementgegenstände, wenn man sie erwärmt in eine heiſse Mischung von gleichen Theilen
                              									Paraffin und Erdöl taucht.
                           
                           Auch für Anstriche auf altem und neuem Kalkbewurf ist die Eisenvitriollösung
                              									empfehlenswerth, da sie auch auf diesen abwaschbare und wasserdichte Ueberzüge
                              									erzeugt.
                           
                        
                           Ueber die Gewinnung von Pozzolana.
                           L. Demarchi und O. Fodera
                              									besprechen im Engineering and Mining Journal, 1882 Bd.
                              									34 S. 45 das Vorkommen und die Gewinnung von Pozzolana bei Rom und Neapel. Pozzolana
                              									aus der Nähe von San Paolo hat folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                   47,66
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   14,33
                                 
                              
                                 Magnesia
                                     3,86
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   10,33
                                 
                              
                                 Kalk
                                     7,66
                                 
                              
                                 Wasser
                                     7,03
                                 
                              
                                 Alkalien und flüchtige Stoffe
                                     4,13
                                 
                              
                                 Sand
                                     5,00
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Je nach der beabsichtigten Verwendung werden 15 bis 45 Proc.
                              									Kalk zugesetzt; zur Herstellung eines guten hydraulischen Cementes ist z.B. ein
                              									Zusatz von 18 Proc. Kalk erforderlich. (Vgl. S. 390 d. Bd.)
                           
                        
                           Ueber die Nitrification der Cellulose.
                           Vieille (Comptes rendus, 1882 Bd. 95 S. 132) hat
                              									Baumwolle bei 11° mit der 100 bis 150 fachen Gewichtsmenge Salpetersäure
                              									verschiedener Concentration behandelt. Das Ende der Nitrification wurde mit einer
                              									Lösung von Jod in Jodkalium bestimmt, welche die nicht angegriffene Baumwolle
                              									schwarz oder grünlich färbt:
                           
                              
                                 Dichte derSalpeter-säure
                                 ZusammensetzungnachAequivalent
                                 EntwickeltesStickstoffoxyd
                                 
                                 
                              
                                 1,5021,497
                                 NO5 + 1,45HO–
                                   202,1cc197,9
                                 Das Nitroproduct sieht aus wie Baum-    wolle, ist völlig löslich in
                                    											Essig-    säure, sehr wenig in Aetheralkohol.
                                 
                              
                                 1,4961,4921,490
                                 NO5 + 1,68HO–NO5 + 1,87HO
                                 194,4187,3183,7
                                 Völlig löslich in Essigäther und in    Aetheralkohol.
                                 
                              
                                 1,4881,483
                                 NO5 + 2,07HONO5 + 2,13HO
                                 165,7164,6
                                 (Das Nitroproduct sieht noch aus wie    Baumwolle, bildet mit
                                    											Essigäther    u. Aetheralkohol gelatinöse Massen.
                                 
                              
                                 1,4761,4721,469
                                 NO5 + 2,27HO–NO5 + 2,50HO
                                 141,1139,8140,0139,7
                                 Die Baumwolle löst sich in der Säure,    die klebrige Lösg. ist durch
                                    											Wasser    fällbar. Das so erhaltene Product    schwillt in
                                    											Essigsäure an, ohne sich    zu lösen; Aetheralkohol wirkt nicht.
                                 
                              
                                 1,4631,4601,455
                                 –NO5 +2,76HO–
                                 128,6122,7115,9
                                 Das leicht zerreibliche Nitroproduct    wird durch Essigäther und
                                    											Aether-    alkohol nicht angegriffen.
                                 
                              
                                 1,4421,430
                                 ––
                                 ––
                                 Die Nitrification ist sehr unvoll-    ständig.
                                 
                              
                           Die Nitrification mit einer Säure von 1,5 sp. G. erfordert nur 2 bis 3 Stunden, die
                              									mit Säure von 1,483 sp. G. dagegen 120 Stunden. Dabei behält die Baumwolle ihr
                              									ursprüngliches Ansehen; mit einer Säure von 1,47 sp. G. schwillt sie aber an, löst
                              									sich, die dicke, durchsichtige Flüssigkeit gibt in Wasser gegossen einen weiſsen
                              									Niederschlag. Säure von 1,469 gibt innerhalb 5 Minuten 134cc,7, in ½ Stunde 140cc,5 Stickoxyd, so daſs also die Grenze der Nitrification schnell erreicht
                              									ist. Bei Anwendung einer Säure von 1,450 sp. G. ist die Lösung der Baumwolle nicht
                              									mehr mit Wasser fällbar.
                           
                           Das letzte Nitroproduct, welches man mit Salpetersäure (von 1,45 sp. G.) bei 11°
                              									erhalten kann, ist die einfach nitrirte Cellulose, welche 108cc Stickstoffoxyd entwickeln muſs. Die obere
                              									Grenze der Nitrification erreicht man mit einem Gemisch von Schwefelsäure und
                              									Salpetersäure. Die damit unter Entwickelung von 210 bis 212cc Stickoxyd erhaltene Schieſsbaumwolle ist
                              									löslich in Essigäther, unlöslich in Aetheralkohol. Das Product entspricht der Formel
                              										C48H29(NO4)11O40 oder C24H29(NO2)11O20, wobei 215cc,6 Stickstoff entwickelt werden.
                           
                        
                           Zur Untersuchung des käuflichen Kupfers.
                           Nach J. Löwe (Zeitschrift für analytische Chemie, 1882
                              									S. 516) löst man die 15 bis 18g schwere
                              									Kupferprobe in reiner Salpetersäure von 1,2 sp. G. Der etwaige unlösliche Rückstand
                              									von Gold, Antimonoxyd, Zinnoxyd, Kieselsäure, Bleisulfat u. dgl. wird in bekannter
                              									Weise untersucht; die abfiltrirte Lösung versetzt man mit 2 bis 3 Tropfen Salzsäure
                              									und bestimmt das nach längerem Stehen abgeschiedene Chlorsilber. Im Filtrate wird
                              									durch salpetersaures Barium die Schwefelsäure gefällt. Die von dem Bariumsulfat
                              									abfiltrirte Lösung verdampft man mit Schwefelsäure, löst im Wasser und zieht den aus
                              									schwefelsaurem Blei und Barium bestehenden Niederschlag nach dem Wägen mit
                              									unterschweflig-saurem Natrium aus; der Gewichtsunterschied vor und nach dieser
                              									Behandlung gibt die Menge des Bleisulfates.
                           Die Kupferlösung wird nun mit überschüssigem Ammon versetzt, die ausgeschiedenen
                              									Hydrate von Eisen, Wismuth und Mangan werden in bekannter Weise getrennt, die
                              									ammonikalische Kupferlösung wird mit Magnesiamischung versetzt zur Fällung von
                              									Arsensäure und Phosphorsäure. Zur Prüfung auf Zink, Nickel und Kobalt säuert man die
                              									ammoniakalische Kupferlösung mit Salzsäure an, fallt das Kupfer mit
                              									Schwefelwasserstoff, dann die genannten Metalle mit Schwefelammonium.
                           Die Bestimmung des Kupferoxyduls durch Schmelzen des Kupfers im Wasserstoffstrome
                              									bietet des hohen Schmelzpunktes des Metalles wegen erhebliche Schwierigkeiten, ist
                              									überdies nicht zuverlässig, da auch die übrigen im Kupfer vorhandenen Metalle mit
                              									dem so gefundenen Sauerstoffe verbunden gewesen sein können.
                           
                        
                           Ueber fadenziehende Milch.
                           Als fadenziehende, schleimige, lange Milch oder auch als Fadenmilch bezeichnet man
                              									einen Milchfehler, welcher sich dadurch auszeichnet, daſs sonst normal erscheinende
                              									Milch nach einigem Stehen eine schleimige Beschaffenheit annimmt und sich jetzt in
                              									lange Fäden ausspinnen läſst.
                           A. Schmidt (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1882
                              									Bd. 27 S. 91) hat nun als Ursache dieser Milch Veränderung kleine, runde, stark
                              									lichtbrechende Organismen von 0mm,001 Durchmesser
                              									nachgewiesen, welche bei Anwendung der stärksten Vergröſserung
                              									Bewegungserscheinungen erkennen lassen. Sie linden sich als vereinzelte Mikrokokken
                              									ungemein häufig, aber auch in Form von Rosenkranzketten, welche nicht selten aus 15
                              									und mehr einzelnen Gliedern zusammengesetzt sind. Weit seltener werden
                              									Zooglöacolonien der Kügelchen angetroffen.
                           Bringt man einen Tropfen fadenziehender Milch zu frischer Milch und läſst die
                              									Flüssigkeit in einem Becherglase bei Zimmerwärme ruhig stehen, so fällt es zunächst
                              									auf, daſs sich entweder nur eine sehr winzige, oder auch gar keine Rahmschicht
                              									absetzt. Prüft man dann die Consistenz dieser Milch von Zeit zu Zeit mittels eines
                              									Glasstabes, so wird man nach etwa 18 bis 24stündigem Stehenlassen wahrnehmen, daſs
                              									sich die geimpfte Flüssigkeit in mehr oder weniger deutliche Fäden ausziehen läſst.
                              									Gleichzeitig ist ihre Reaction ausgesprochen sauer geworden. Je länger nun die Milch
                              									stehen bleibt, desto zähflüssiger wird sie und nach Ablauf von etwa 48 Stunden
                              									besitzt sie eine derartige Beschaffenheit, daſs man nunmehr das Becherglas umwenden
                              									kann, ohne daſs auch nur ein Tropfen Flüssigkeit verloren ginge. Es ist
                              									bemerkenswerth, daſs bei dieser Gährung weder Mannit, noch Kohlensäure nachgewiesen
                              									werden kann.
                           
                           Bei der mikroskopischen Untersuchung findet man in dieser dicken Flüssigkeit das
                              									Caseïn in Form kleiner runder Scheibchen ausgeschieden, welche man ganz zwanglos zu
                              									den Sphärokrystallen zählen kann. Durch ihre Färbung auf Zusatz von Jod, ihr
                              									geringeres Lichtbrechungsvermögen, sowie durch ihr Beisammenliegen in Nestern
                              									unterscheiden sich diese Scheibchen sehr leicht von den kleinsten Milchkügelchen und
                              									vermöge ihrer Beimengung erhält die Milch bei der schleimigen Gährung einen hohen
                              									Grad von Zähflüssigkeit. Beim längeren Stehen geht die Fadenmilch in Fäulniſs
                              									über.
                           Die günstigste Temperatur für diese Schleimgährung ist 30 bis 40°, bei 60° wird das
                              									Ferment vernichtet. 0,1 Proc. Borsäure sind wirkungslos, durch 0,5 bis 1 Proc. wird
                              									das Ferment in seiner Entwicklung gehemmt, aber nicht getödtet.
                           Gelangt, was ja beim Auftreten des Milchfehlers leicht festzustellen ist, das Ferment
                              									erst auſserhalb des Euters in die Milch hinein und spielen bei dieser Ansteckung die
                              									Milchgeräthe eine hervorragende Rolle, so dürfte die Tilgung durch eine gründliche
                              									Behandlung der Geräthe und des Aufrahmungsraumes mit möglichst heiſsem Wasser sehr
                              									einfach zu bewirken sein. Sollte indessen das Ferment mit der Milch dem Euter
                              									entströmen, so würde auſserdem noch eine Erwärmung der Milch auf 65° angezeigt sein,
                              									ehe dieselbe der technischen Verwerthung überwiesen wird.
                           
                        
                           Ueber die Bestimmung des Fuselöles im Branntwein.
                           Die Eigenschaft des käuflichen Fuselöles, mit Anilin und Salzsäure eine rothe Färbung
                              									zu entwickeln, hat A. Jorisson (vgl. Wagner's Jahresbericht,
                              									1881 S. 822) zur Nachweisung des Fuselöles im Branntwein verwendet. K. Förster hat nun aber nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882
                              									S. 230 u. 322 gefunden, daſs diese Reaction nicht dem Fuselöl als solchen, sondern
                              									dem darin als Verunreinigung vorkommenden Furfurol zukommt. Dieses Furfurol ist kein
                              									Product des eigentlichen Gährungsprocesses. Bei der Destillation der vergohrenen
                              									Maischflüssigkeiten wirken freie Säuren, noch unvergohrener Zucker und andere
                              									Kohlenhydrate bei hoher Temperatur auf einander ein. Während ein kleiner Theil des
                              									hierbei gebildeten Furfurols schon mit den Dämpfen des Aethylalkoholes fortgerissen
                              									wird und im Rohspiritus wiederzufinden ist, sammelt sich die Hauptmenge in den
                              									schwerer flüchtigen Alkoholen an, namentlich im Fuselöl, weil der Siedepunkt
                              									desselben dem des Furfuroles sehr nahe kommt.
                           Es wurden ferner verschiedene Biere und echte Weine mit Chloroform ausgeschüttelt und
                              									die Auszüge auf Furfurolgehalt geprüft. Die Schärfe der Reaction wird hierbei
                              									allerdings wesentlich durch den anhängenden gelben Farbstoff beeinträchtigt, welcher
                              									auch bei sehr vorsichtiger Arbeit nicht zu entfernen ist. Gleichwohl war beim
                              									Versetzen der anfangs hellgelben Probeflüssigkeiten mit Anilin und Salzsäure eine
                              									sehr deutliche Tönung derselben ins Rothe nicht zu verkennen, weshalb wohl die
                              									Annahme berechtigt ist, daſs auch diese Getränke Furfurol, wenn auch nur in ganz
                              									geringen Mengen enthalten. Im Biere ist die Gegenwart desselben schon wegen des
                              									langen Kochens der sauren Bierwürze vorauszusetzen; im Weine würde sich eine
                              									Erklärung in der langen Lagerung desselben finden lassen.
                           M. A. Jorissen (Daselbst S. 574) bemerkt dagegen, daſs
                              									wenn auch die genannte Reaction nicht dem Amylalkohole und dessen Homologen zukomme,
                              									so könne man damit doch erkennen, ob der aus Getreide, Rüben u. dgl. gewonnene
                              									Alkohol hinlänglich rectificirt worden sei, da ein gut schmeckender Alkohol mit dem
                              									Reagenz keine Färbung gebe.
                           Nach L. Marquardt (Daselbst S. 1370 u. 1661) verdünnt
                              									man zur quantitativen Prüfung auf Fuselöl 30 bis 40g Branntwein mit Wasser auf 12 bis 15 Proc. schüttelt diese Flüssigkeit
                              									mit etwa 15cc gereinigtem Chloralchloroform aus,
                              									schüttelt die abgetrennte Chloroformschicht noch einmal mit dem gleichen Volumen
                              									Wasser und läſst sie nach Abscheidung von dem Wasser bei gewöhnlicher Temperatur
                              									verdunsten, bis der Chloroformgeruch eben verschwunden ist. Den Rückstand übergieſst
                              									man mit wenig Wasser, fügt 1 bis 2 Tropfen Schwefelsäure hinzu und dann allmählich
                              									so viel einer Lösung von Kaliumhypermanganat, daſs die Mischung nach 24 Stunden noch roth ist. Man läſst
                              									sie in einem verkorkten Reagensglase ruhig stehen. Bald bemerkt man den Geruch nach
                              									Valeraldehyd, welcher später valeriansaurem Amyläther Platz macht, bis nach etwa 24
                              									Stunden reiner Valeriansäuregeruch übrig bleibt, welchen man dann durch Wärme noch
                              									mehr hervortreten lassen kann.
                           Zur quantitativen Bestimmung schüttelt man etwa 150cc Branntwein nach dem Verdünnen mit der gleichen Menge Wasser mit je
                              										50cc reinem Choralchloroform 3 mal aus. Die
                              									vereinigten 150cc Chloroform werden hierauf mit
                              									der gleichen Menge Wasser 3 mal gut durchgeschüttelt, worauf man das dadurch von
                              									Alkohol befreite Chloroform mit einer Lösung von 5g Kaliumchromat in 30g Wasser und mit
                              										2g Schwefelsäure 6 Stunden lang im Wasserbade
                              									bei 85° unter öfterem Umschütteln erhitzt. Nun wird bis auf etwa 20cc abdestillirt, der Rückstand mit etwa 80cc Wasser versetzt und nochmals bis auf etwa 5cc abdestillirt. Das Destillat wird mit
                              									kohlensaurem Barium am Rückfluſskühler etwa ½ Stunde lang digerirt, dann der
                              									Chloroform abdestillirt, die Lösung auf 5cc
                              									abgedampft, filtrirt und zur Trockne verdunstet. Im Rück stände wird Chlor und
                              									Barium bestimmt. Nach Abzug des vorhandenen Chlorbariums erhält man aus dem
                              									Barytgehalt des Trockenrückstandes den Gehalt des Branntweins an Fuselöl, wenn man
                              									für 1 Aeq. Baryt 2 Mol. Amylalkohol rechnet.
                           
                        
                           Zur Werthbestimmung des Zuckerrübensamens.
                           Wie M. Märcker in der Neuen
                                 										Zeitschrift für Rübenzucker, 1882 Bd. 9 S. 229 berichtet, ergaben sich bei
                              									der Untersuchung des Zuckerrübensamens folgende Grenzwerthe: Wassergehalt 9,2 bis
                              									20,5 Proc. Anzahl der Knäule in 1k Samen 289 bis
                              									1459, Zahl der Keime für 1k Samen 30272 bis
                              									115765, Keimfähigkeit 66 bis 272 Proc.
                           Ein höherer Feuchtigkeitsgehalt als etwa 13 Proc. beeinträchtigt die Haltbarkeit des
                              									Samens und macht ihn zur Schimmelbildung geneigt. Bei den Keimungsversuchen ergab
                              									sich merkwürdiger Weise, daſs der Rübensamen mit der höchsten Keimfähigkeit von 272
                              									Proc. welcher auſserordentlich groſskörnig war, nur 39269 Keime für 1k gab. Wenn nun auch zunächst in Frage kommt, eine
                              									wie groſse Anzahl Keime 1k Rübensamen bringt, so
                              									ist doch auch zu berücksichtigen, daſs die wenigeren Keime aus groſskörnigem Samen
                              									kräftiger sind als aus den mehr Keime liefernden kleinkörnigen.
                           
                        
                           Ueber Dioxyanthracen.
                           G. Schüler (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft. 1882 S. 1807) hat die eine der beiden technischen
                              									Anthrachinondisulfosäuren und zwar die sogen. α-Säure, welche beim Schmelzen mit
                              									Kali Flavopurpurin gibt, untersucht. Das α-anthrachinondisulfosaure Natron aus der
                              									Fabrik von Gebrüder Neuhaus in Erberfeld war in
                              									Pastenform und mit monosulfosaurem Salz und Natriumsulfat verunreinigt. Es wurden
                              									nun 500g Paste, 320g Zinkstaub und 1200g 10 procentiges
                              									Ammoniak erhitzt, bis die dunkelrothe, stark schäumende Masse eine gelbe bis
                              									braungelbe Farbe annahm. Nun wurde mit wenig Wasser bis zur Vergasung des Ammoniaks
                              									gekocht und filtrirt. Beim Erkalten fällt das monosulfosaure Natron wiegen seiner
                              									Schwerlöslichkeit fast rein heraus, beim weiteren Eindampfen scheidet sich das
                              									anthracendisulfosaure Natron aus und wird durch Umkrystallisiren gereinigt.
                           Das so erhaltene flaranthracendisulfosaure Natron, C14H8(SO3Na)2 bildet
                              									gelblichgraue, in Wasser leicht lösliche Krystalle und zeigt in verdünnter Lösung
                              									intensiv blauviolette Fluorescenz.
                           Zur Herstellung von anthrolsulfosaurem Natron, C14H8.OH.SO3Na wird anthracendisulfosaures Natron mit der 3 bis
                              									4 fachen Menge Kali so lange geschmolzen, bis die dickflüssige Schmelze dünnflüssig
                              									geworden ist. Die rothbraune Masse wird nach dem Erkalten mit Salzsäure zersetzt,
                              									die grüngrauen Flocken werden abfiltrirt, mit wenig kaltem Wasser ausgewaschen und
                              									auf Porzellan getrocknet. Zur Entfernung von entstandenem Dioxyanthracen schüttelt
                              									man das Product mit kaltem Alkohol und erhält so das anthrolsulfosaure Natron als
                              									gelbes Pulver, welches durch Umkrystallisiren aus Wasser schön krystallinisch wird.
                              									In heiſsem Wasser ist es
                              									leicht, in kaltem schwer löslich mit gelbgrüner Fluorescenz; in saurer Lösung
                              									fluorescirt es bläulich. Mit Salzen des Bariums, Magnesiums, Calciums, Thaliums,
                              									Bleies, Kupfers und Eisens gibt es schwer lösliche Niederschläge.
                           Um Flavol oder Dioxyanthracen, C14H8(OH)2, zu erhalten, schmilzt man das
                              									anthracendisulfosaure Natron mit der 4 bis 5 fachen Menge Kali bei möglichst hoher
                              									Temperatur so lange, bis die Schwärzung der Masse und ein eigenthümlicher
                              									Theergeruch die beginnende Zersetzung anzeigen. Das Reactionsproduct wird mit
                              									Salzsäure zersetzt und mit Wasser ausgekocht, um das noch vorhandene
                              									anthrolsulfosaure Natron zu entfernen. Die durch Säuren hervorgebrachte Fällung
                              									liefert nach mehrmaligem Umkrystallisiren aus Alkohol ein hellgelbes
                              									krystallinisches Pulver, dessen Lösungen in Alkohol und Aether stark blau
                              									fluoresciren. In Alkalien löst es sich mit gelber Farbe und sehr schöner grüner
                              									Fluorescenz, welche der des Fluoresceïns kaum nachsteht, beim Stehen der alkalischen
                              									Lösung an der Luft aber verschwindet.
                           Sowohl das Flavol, als die Anthrolsulfosäure zeigen ihren Phenolcharakter auch darin,
                              									daſs sie mit Diazokörpern unter Bildung von Azofarbstoffen reagiren, und zwar
                              									liefert die Flavanthrolsulfosäure, in Folge der Anwesenheit der Sulfogruppe, mit
                              									Diazoxylollösung einen wasserlöslichen Farbstoff, während das Flavol sulfurirte
                              									Diazoverbindungen verlangt, um wasserlösliche Farbstoffe zu geben. (Vgl. Liebermann S. 488 d. Bd.)
                           
                        
                           Zur Geschichte der Modellplatten; von Hermann Fischer.
                           Meine S. 8 d. Bd. ausgesprochene Vermuthung, daſs die Einführung der Modellplatten
                              									dem Verdienste des Hrn. Bergrath Jahn, früherem Leiter
                              									der „Rothe Hütte“, zuzuschreiben sei, stützte sich auf die Nachricht einiger
                              									mir befreundeter Ingenieure, welche im Anfange der 40er Jahre in dem bezeichneten
                              									Werke praktisch lernten. Ich erhielt nun in Folge jener Veröffentlichung mehrere
                              									Zuschriften, welche theils meine Vermuthung bestätigten, theils ihr entgegentraten.
                              									Von den letzteren erwähne ich ein Schreiben des Hrn. Dr. Sackur in Berlin, welcher sich als früherer Direktor der Mägdesprunger Werke bezeichnet, und vor Allem
                              									Nachrichten von Hrn. Bergrath a. D. Jahn. Von ersterem
                              									wird die Erfindung der Modellplatte für den Obermeister Rose in Mägdesprung, welcher sie „in den 40er Jahren“ zuerst für
                              									Schuhstiftformerei, dann aber allgemein für die bekannten allerliebsten Sachen,
                              									welche die Mägdesprunger Kunstgieſserei liefert, verwendet habe.
                           Wegen der verhältniſsmäſsig geringen Entfernung der „Rothe Hütte“ von
                              									Mägdesprung lag die Möglichkeit vor, daſs die Modellplatten fast gleichzeitig in
                              									ersterem und letzterem Werke zur Einführung gelangten.
                           Hr. Bergrath Jahn hat nun die Güte gehabt,
                              									Nachforschungen in den Akten der „Rothe Hütte“
                              									zu veranlassen, über welche derselbe folgendes schreibt: „Nach den vorgenommenen
                                 										Ermittelungen hat die Anwendung der Ihnen s. Z. zugestellten Modellplatten in
                                 											Rothe Hütte im J. 1827 bei Anfertigung von Unteröfen stattgefunden, welche in dieser
                                 										Zeit in sehr bedeutenden Mengen geliefert werden muſsten. Der damalige Leiter
                                 										des Werkes war der sehr verdienstvolle, im J. 1838 verstorbene Oberfaktor Frankenfeld, welchem sehr tüchtige Modellarbeiter
                                 										und Former und der gleichfalls längst verstorbene Tischlermeister Just Heyder und Formermeister Ludwig Flentje zur Seite standen. Diesen Personen
                                 										gebührt das Verdienst der Einführung der Modellplatten-Formerei, welche in
                                 										dieser Zeit, so weit mir bekannt, auf keinem Werke in Anwendung stand.“
                           Mit dieser Nachricht fällt, die Vermuthung des Hrn. Dr. Sackur und die Behauptung einiger anderer Herren – denen ich mich übrigens
                              									für ihre freundlichen Mittheilungen zu Dank verpflichtet fühle –, welche die
                              									fragliche Erfindung an andere Orte, aber in die vierziger Jahre verlegen.