| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 82 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Trobach's Dampfkessel zur Eindampfung von Abwässern und
                              									gleichzeitiger Erzeugung gespannter Dämpfe.
                           Um die Trockenrückstände aus Abwässern auszuscheiden, baut K. Trobach
                              									in Berlin (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 25675
                                 										vom 25. Mai 1883) in einen gewöhnlichen Walzenkessel mit Vorwärmer
                              									concentrisch einen kleineren Kessel hinein, welcher die einzudampfenden Abwässer
                              									aufnimmt. Der äuſsere Kessel erhält in gewöhnlicher Weise sein Speisewasser und
                              									dient dem inneren Kessel als Wasserbad. Im höchsten Punkte des letzteren ist ein
                              									oben offener Stutzen angebracht, welcher in den Dom des äuſseren Kessels hineinragt,
                              									so daſs die Dampfräume beider Kessel in Verbindung stehen, während ihre Wasserräume
                              									vollständig getrennt sind. Da der innere Kessel keinen einseitigen Druck auszuhalten
                              									hat, kann er aus schwachem Metalle (Eisen, Kupfer, Messing o. dgl.) oder selbst aus
                              									Steingut hergestellt werden. Bei Verwendung von Metall müssen die Abwässer, falls
                              									sie Säuren enthalten, einer Vorbehandlung unterworfen werden. Der im inneren Kessel
                              									erzeugte Dampf gelangt mit dem im äuſseren Kessel entwickelten zum Betriebe von
                              									Maschinen oder zu anderen Zwecken zur Verwendung. Die Eindampfung wird so lange
                              									fortgesetzt, bis der Rückstand die gewünschte Concentration besitzt; er wird dann
                              									durch ein vom tiefsten Punkte nach auſsen führendes Rohr abgezogen. Die Füllung des
                              									Innenkessels kann periodisch erfolgen, oder er kann auch der stattfindenden
                              									Verdampfung entsprechend ununterbrochen gespeist werden, bis sein ganzer Inhalt
                              									hinreichend eingedickt ist. Behufs Reinigung beider Kessel kann der innere bequem
                              									aus dem anderen herausgezogen werden.
                           
                        
                           Nothbefestigung gelockerter Kurbelwarzen.
                           An Bord der beiden Dampfer Glaucus der
                              									Metropolitan-Linie und Morgan City der Morgan-Linie
                              									waren die Zapfen der Kurbeln stark lose geworden und, da es aus Mangel an Zeit
                              									unmöglich war, dieselben vor Antritt der Reise zu erneuern, so half man sich, wie im
                              										Engineer, 1884 Bd. 57 * S. 109 berichtet wird, auf
                              									folgende Art: Es wurden in dem gelockerten, 305mm
                              									starken Zapfen diametral und in der ganzen Tiefe des Auges 22mm (⅞ Zoll engl.) weite Löcher ungefähr in 3mm Abstand gebohrt und in dieselben an den Enden
                              									abgerundete Pfropfen aus Muntzmetall von 13 bis 16mm Dicke mittels Stahldorn fest ein- getrieben. (In der Quelle sind acht solcher Metallbolzen
                              									gezeichnet.) Es ist verständlich, daſs der so aufgeweitete Zapfen mit groſser Gewalt
                              									gegen sein Kurbelauge drücken muſste, nachdem alle Bohrlöcher diese Pfropfen
                              									aufgenommen hatten. In beiden Fällen wurde der Zweck vollkommen erfüllt.
                           Diese Art der Nothbefestigung ist offenbar der sonst üblichen, nach welcher zwischen
                              									Bolzen und Auge dem Umfange entlang Befestigungsstifte getrieben werden,
                              									vorzuziehen, weil, wenn auch der feste Sitz des gelockerten Bolzens erreicht, doch
                              									damit zugleich das Kurbelauge für eine spätere Auswechslung des Bolzens unrettbar
                              									beschädigt, also die Erneuerung oder die Anschweiſsung der Kurbel nothwendig
                              									wird.
                           
                        
                           Groſse hydraulische Pressen zur Herstellung von
                              									Kalanderwalzen.
                           In einem Aufsatze „Zur Herstellung von Kalander walzen“ (1883 250 302) wurde angeführt, daſs die Firma C. G.
                                 										Haubold jun. in Chemnitz eine hydraulische Presse besitze, welche bis
                              										3000000k Druck halten kann, daſs indeſs noch
                              									gröſsere Pressen u.a. eine mit 4 Preſskolben von 406mm (16 Zoll engl.) und eine mit einem Kolben von 711mm (28 Zoll) Durchmesser in der Fabrik von Jackson and Brother in Bolton in Gebrauch seien. Nach
                              									einer Angabe im Centralblatt für Textilindustrie, 1879
                              									S. 620 hat der eine Kolben der Haubold'schen Presse
                              										1110mm Durchmesser und es ergibt sich somit
                              									bei einem näheren Vergleiche der Druckfläche dieser einkolbigen Presse mit der
                              									vierkolbigen von Jackson, daſs, trotz der etwas höher
                              									angegebenen Leistung, die erstere Presse die letztere bei weitem überragt. Das
                              									Gewicht des Preſskolbens der Haubold'schen Presse
                              									beträgt 25250k und das der ganzen Presse 67400k. Die Presse wird durch eine vierfach wirkende
                              									Pumpe und eine 10 pferdige Dampfmaschine betrieben. Hiernach übertrifft die Haubold'sche. Presse auch die groſse Presse der Holyoke Machine Company in Nordamerika, so daſs
                              									Deutschland die gröſste Presse zur Herstellung von Kalanderwalzen besitzt.
                           Anschlieſsend sei auch bemerkt, daſs die Firma C. H.
                                 										Weisbach in Chemnitz ebenfalls eine groſse hydraulische Presse für
                              									Kalanderwalzen benutzt. Der Preſskolben derselben hat 800mm Durchmesser und ist somit die Druckfläche
                              									ungefähr die gleiche, wie bei der vierkolbigen Presse von Jackson.
                           
                        
                           Elektromotor von Berthoud, Borel und Comp.
                           Der Grundgedanke des für die Société anonyme des Câbles
                                 										électriques (System Berthoud, Borel und Comp.)
                              									in Paris patentirten Elektromotors (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 20512 vom 21. September
                              									1881) ist eine bloſse Umkehrung des Siemens'schen
                              									Cylinderinductors. Eine solche Siemens'sche
                              									Inductionsspule mit I-Anker ist anstatt der Magnete mit einem festliegenden
                              									Drahtgewinde umgeben, dessen Windungen parallel zur Spulenachse laufen. Spule und
                              									Drahtgewinde liegen im Stromkreise einer galvanischen Batterie; während aber der
                              									Strom in der Spule stets die nämliche Richtung hat, kehrt ein auf der Spulenachse
                              									angebrachter Commutator die Stromrichtung im festliegenden Drahtgewinde nach jeder
                              									halben Umdrehung der Spule um.
                           
                        
                           Watt's Herstellung poröser Polplatten für secundäre
                              									Elemente.
                           Um poröse Polplatten für secundäre Elemente herzustellen, setzt Al.
                                    											Watt in Liverpool (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 24460 vom 23. December 1882) zunächst
                              									einen Strom geschmolzenen Bleies der Einwirkung eines Stromes von Dampf, Luft o.
                              									dgl. aus, damit das Blei zerstäubt wird. Darauf wird das Blei entweder lose
                              									gesammelt und zu zusammenhängenden Platten oder Tafeln gepreſst, oder es werden die
                              									Theilchen durch den Strom gleich gegen eine feste Fläche bezieh. Gitterwerk,
                              									Asbestgewebe, Filz u.a. geschleudert und bilden dann eine zusammenhängende poröse
                              									Fläche, welche dann entweder mit der festen Fläche vereint bleibt, oder von
                              									derselben getrennt gebraucht wird.
                           
                        
                           A. George's Apparat zum Aufzeichnen telegraphischer
                              									Schwingungen.
                           Nach dem Telegraphic Journal, 1883 Bd. 13 S. 305 hat A. F. St. George einige telephonische Einrichtungen
                              									angegeben. Zunächst ein Mikrophon, in welchem die schwingende Platte
                              									aus einer zwischen Metallplatten verkohlten, hinter einem gewöhnlichen Mundstücke
                              									angebrachten Holztafel besteht, gegen deren Rückseite sich eine an einem dünnen
                              									Metalldrahte oder einem biegsamen, nicht metallischen Faden aufgehängte Kugel aus
                              									harter Kohle anlegt. Als Geber soll dazu ein Condensator benutzt werden (vgl. 1879
                              										232 90. 186. 1883 248
                              									162), welcher aus Glimmerscheiben gebildet ist, die auf der einen Seite
                              									galvanoplastisch mit einer Metallschicht überzogen sind. Zum Aufzeichnen unmittelbar
                              									oder telephonisch erzeugter tönender Schwingungen in einer Weise, daſs dieselben
                              									später wieder erzeugt werden können, will A. George
                              									eine flache durchscheinende Scheibe aus Glas o. dgl. verwenden, welche auf der einen
                              									Seite mit einer lichtempfindlichen Schicht überzogen ist, auf eine Achse aufgesteckt
                              									und in Drehungen versetzt wird, während dabei zugleich eine Lichtöffnung oder Linse,
                              									durch welche man einen kräftigen Lichtstrahl auf die Scheibe fallen lassen kann,
                              									langsam und stetig in radialer Richtung über der Scheibe verschoben wird. Die Weite
                              									dieser Lichtöffnung aber wird durch die Platte eines gewöhnlichen Telephons oder
                              									eine von den unmittelbaren Schallwellen getroffene Platte den Schwingungen der
                              									Platte entsprechend vergröſsert und verkleinert und deshalb die lichtempfindliche
                              									Scheibe mit einer Spirallinie beschrieben, deren Dicke ebenfalls den Schwingungen
                              									der Platte, d.h. den Schallwellen entspricht. Wird dann die Spirallinie auf der
                              									Scheibe photographisch entwickelt und fixirt, so kann sie zu beliebiger Zeit später
                              									zur Wiedererzeugung der Töne benutzt werden, indem man einen durch sie
                              									hindurchgelassenen kräftigen Lichtstrahl auf einen Selen-Empfänger (vgl. z.B. 1881
                              										239 160) fallen läſst. Endlich schlägt A. George noch vor, die in Telephonleitungen durch
                              									Ströme in Telegraphenleitungen hervorgebrachte Induction dadurch zu beseitigen, daſs
                              									man in die Telephonleitung etwa an dem einen Ende eine Anzahl isolirter feiner
                              									Drähte in paralleler Lage zur Telephonleitung, jedoch so einschaltet, daſs die
                              									Telegraphenleitungen in ihnen entgegengesetzte Ströme wie in der eigentlichen
                              									Telephonleitung induciren und so beide Inductionswirkungen sich aufheben.
                           
                        
                           Ueber die Berechnung von Anlagen für mechanische
                              									Lüftung.
                           Prof. A. Wolpert gibt in der Deutschen Bauzeitung, 1883 * S. 320 eine einfache und zuverlässige Methode
                              									zur Berechnung von Anlagen für mechanische Lüftung an.
                           Zuerst ist das Verhältniſs der Geschwindigkeiten der Luft in den einzelnen Kanälen zu
                              									suchen, indem bei einem Endkanale begonnen wird und unter Voraussetzung
                              									unveränderlicher Luftdichte folgende Sätze zu Grunde gelegt werden: 1) Die
                              									Pressungen für die Flächeneinheit der Querschnitte sind bei Zweigkanälen an deren
                              									Vereinigungsstelle gleich groſs; 2) die Summe der Producte aus den Geschwindigkeiten
                              									und Querschnitten in den Zweigkanälen ist gleich dem Producte aus Geschwindigkeit
                              									und Querschnitt im gemeinsamen Kanäle; 3) in verschiedenen Strecken des nämlichen
                              									Kanales bleibt bei beliebigen Querschnitten das Product aus Querschnitt und
                              									Geschwindigkeit überall gleich.
                           Zur Bestimmung der Pressung p in Kilogramm auf 1qc Querschnitt oder in Millimeter Wassersäulenhöhe
                              									dient die Formel p=\frac{y_0}{1+a\,t}\ \frac{v^2}{2\,g}\,F, in
                              									welcher y0 das Gewicht
                              									von 1cbm Luft bei 0°, a der Ausdehnungscoefficient und t die
                              									Temperatur der Luft, v die Geschwindigkeit, g = 9,81 und F den
                              									Widerstandsfaktor bedeuten. Die
                              										Widerstandshöhe\frac{v^2}{2\,g}\,F (als Luftsäulenhöhe in
                              									Meter) setzt sich aus der zur Erzeugung der Geschwindigkeit v nöthigen Höhe \frac{v^2}{2\,g} und aus den Höhen
                              									zusammen, welche der verloren gehenden lebendigen Kraft der Luft durch Reibung,
                              									Kanalkrümmungen, an den Mündungen angeordneten Gittern u. dgl. entsprechen.
                           Die Gröſse des Reibungswiderstandes ist ausgedrückt durch \frac{v^2}{2\,g}\
                                 										\frac{K\,L\,U}{Q}wobei L die Länge des
                              									Kanales, U den Umfang und Q die Querschnittsfläche bezeichnen; der Coefficient K ist bei glattwandigen Röhren 0,006, bei gemauerten
                              										Kanälen gröſser; er
                              									kann bei sorgfältig ausgeführten reinen Mauerkanälen von quadratischem und oblongem
                              									Querschnitte zu 0,008, bei solchen von dreieckigem Querschnitte wegen der bei
                              									mehrfachem Verhau der Steine weniger gleichmäſsigen Ausführung zu 0,01 angenommen
                              									werden; bei kreisförmigem und quadratischem Querschnitte ist
                              										\frac{U}{Q} nahezu =\frac{4}{D}, bei
                              									halbquadratisch-oblongem Querschnitte, wenn D die
                              									gröſsere Seite ist, =\frac{6}{D}, bei halbquadratisch-dreieckigem
                              									Querschnitte mit den Katheten D dagegen
                              										=\frac{6,83}{D}. Für die Widerstände der Kanalkrümmungen kann
                              									(0,2 bis 0,4) \frac{v^2}{2\,g} gesetzt werden, für eine
                              									rechtwinklige Richtungsänderung ohne Abrundung der Ecken
                              										\frac{v^2}{2\,g}, mit etwas abgerundeten Ecken
                              										0,9\,\frac{v^2}{2\,g}, ebenso für den Gitterwiderstand bei
                              									entsprechender Erweiterung der Gitteröffnung. Zur Erzeugung der Geschwindigkeit v und zur Ueberwindung der letzteren Widerstände ist
                              									somit eine Höhe S\,\frac{v^2}{2\,g} erforderlich, so daſs sich
                              									der Widerstandsfaktor F darstellt als
                              										S+K\,L\,\frac{U}{Q}. Mit Hilfe dieses für jeden Kanal
                              									entsprechend seiner Form und Länge zu bestimmenden Faktors F werden nun alle Kanalgeschwindigkeiten im Verhältnisse zu einer in einem
                              									Endkanale herrschenden Geschwindigkeit gefunden; letztere bestimmt sich aus der zu
                              									liefernden Luftmenge und dem anzuwendenden Querschnitte; da diese beiden Werthe auch
                              									für andere Kanäle gegeben sein werden, so müssen danach einzelne Querschnitte
                              									geändert und, wenn die Aenderungen bedeutend sind, die Berechnungen der
                              									Widerstandsfaktoren und der Geschwindigkeiten wiederholt werden.
                           Sind diese Gröſsen endgültig festgestellt, so wird die nöthige mechanische Arbeit E = pnQnvn
                              									Secunden-Meter-Kilogramm, wobei Qn den Querschnitt des Anfangs- oder Hauptkanales bedeutet, in
                              									welchem der Ventilator eingebaut ist, vn die Geschwindigkeit der Luft in diesem
                              									Kanäle, pn die Pressung
                              									in Millimeter Wassersäulenhöhe oder in Kilogramm auf 1qm Querschnitt, welcher der Summe aller Pressungen in einer Strecke
                              									zwischen zwei in Bezug auf Einlaſs und Auslaſs entgegengesetzten Mündungen des
                              									Kanalsystemes entspricht. Bei guten mittelgroſsen Ventilatoren kann der Nutzeffect
                              									zu etwa 33 Procent angenommen werden, bei kleinen geringer, bei groſsen etwas höher;
                              									die Betriebskraft des betreffenden Ventilators muſs somit in diesem Verhältnisse
                              									gröſser gewählt werden.
                           Soll bei derselben Anlage die nfache Luftmenge geliefert
                              									werden, so müssen alle Geschwindigkeiten nmal so groſs
                              									sein; dann wird die Pressung n2 und die mechanische Arbeit n3mal so groſs. Die
                              									ganze mechanische Arbeit findet sich selbstverständlich auch durch Summirung aller
                              									in den einzelnen Kanälen aufzuwendenden Arbeiten, welche sich aus der allgemeinen
                              									Gleichung E = pQv darstellen; das angegebene Verfahren
                              									führt jedoch in einfacherer Weise zum Ziele.
                           
                        
                           Herstellung künstlicher Hornmassen.
                           Nach S.
                                    											Hahn in Berlin (D. R. P. Kl. 39 Nr. 25 535 vom 24. Juli 1883) werden Gegenstände dadurch
                              									mit einer Elfenbein ähnlichen Schicht überzogen, daſs
                              									sie in eine Mischung von 80 Th. flüssigem Collodium, 6 Th. Sandarach-Gummi und 2 Th.
                              									Terpentin eingetaucht werden. Beim Trocknen der Schicht wird durch Erstarren der
                              									Tropfen die charakteristische Elfenbeinstructur gebildet.
                           Eine Ueberzugsmasse für Walzen, Cylinder u. dgl., welche
                              									in Spinnereien verwendet werden, besteht nach J. Appelt in
                              										Reichenberg, Böhmen (D. R. P. Kl. 39
                                 										Nr. 25892 vom 24. Juli 1883) aus 50g
                              									Gelatine, gelöst in 250g Wasser, 30g Glycerin von 26° B., 15g einer 3procentigen Lösung von Tannin oder
                              									doppeltchromsaurem Kali und 3g Campherspiritus.
                              									Das Ganze wird im Wasserbade bei 75° geschmolzen.
                           
                        
                           
                           Herstellung von Ammoniumalbumin.
                           Statt der Verwendung von Harzleim u. dgl. zur Papierleimung empfiehlt E.
                                    											Muth in Karlsruhe (D. R. P. Kl. 55 Nr. 2,5 757 vom 24. Mai 1883) Verbindungen
                              									des Caseïns mit Ammoniak, Ammoniumalbumin genannt. Zur Herstellung desselben werden
                              										100k möglichst trockenes Milchcaseïn mit 10k gepulvertem Ammoniumcarbonat und 1k Ammoniumphosphat durch einander gearbeitet, bis
                              									die blasige Beschaffenheit, welche durch vorhandene Milchsäure verursacht wird,
                              									nachläſst, die Masse ein gleichmäſsiges, von Klumpen freies Aussehen zeigt und die
                              									milchweiſse Farbe sich in eine schwach gelbliche verwandelt hat. So lange sich
                              									Blasen bilden, ist Milchsäure vorhanden, mithin auch Albuminate in unlöslicher Form.
                              									Zur vollständigen Umwandelung des Caseïns in Ammoniumalbumin sind 15 bis 20 Stunden
                              									erforderlich. Leichter erfolgt diese Umwandelung durch Ammoniumhydrat; da sich
                              									jedoch hierbei eine in Wasser lösliche Oelseife bildet, welche das Papier
                              									durchscheinend macht und sich von der Flüssigkeit nur schwer trennen läſst, so ist
                              									Ammoniumhydrat nur dann zu verwenden, wenn in Folge mangelhafter Behandlung sich das
                              									Ammoniumalbumin nicht vollständig lösen sollte.
                           Thonerdesalze scheiden das Albuminoid mit Thonerdehydrat ab; ebenso verhalten sich
                              									Magnesiasalze, nur ist bei letzteren die Ausscheidung keine vollständige. Vermöge
                              									des Verhaltens gegen Thonerdesalze läſst sich das Ammoniumalbumin zur Masseleimung
                              									im Holländer verwenden; die Behandlung ist ebenso wie bei Anwendung von
                              									Albuminoiden, d.h. in Verbindung mit Harzleim.
                           Soll das Ammoniumalbumin zur Oberflächenleimung des Papieres verwendet werden, so
                              									muſs dessen Fettgehalt zuvor beseitigt werden, was am besten dadurch geschieht, daſs
                              									man der verdünnten Lösung etwa 5 Proc. Paraffin zusetzt und das Ganze auf 500
                              									erhitzt. Das geschmolzene Paraffin, mit der Flüssigkeit stark geschüttelt, nimmt
                              									alles Fett auf und scheidet sich aus der Oberfläche der Flüssigkeit nach dem
                              									Erkalten in Gestalt einer festen Scheibe ab. Die Verwendung des Ammoniumalbumins
                              									behufs der Oberflächenleimung ist ebenso wie diejenige der Albuminoide; nur muſs das
                              									Papier auf wenigstens 130° erwärmt werden. Das so erhaltene Papier soll auch gegen
                              									Wasser widerstandsfähig sein.
                           
                        
                           Verfahren zur Reinigung von Glycerin.
                           Nach C. Moldenhauer und Ch.
                                    										Heinzerling in Frankfurt a. M. (D. R. P. Kl. 23 Nr. 25994 vom 22. April 1883) wird Kochsalz
                              									haltiges Rohglycerin oder Seifenunterlauge bei niederer Temperatur eingedampft. Dann
                              									versetzt man den Rückstand mit 1 bis 2 Th. absolutem Alkohol, fügt, wenn die
                              									Mischung nicht freies Alkali enthalten sollte, 1 bis 10 Proc. entwässertes
                              									kohlensaures Natrium zu und trennt durch Filtration oder auf andere bekannte Weise
                              									die ausgeschiedenen Salze von der Flüssigkeit. Die erhaltene alkoholische Lösung von
                              									Glycerin wird mit Schwefelsäure angesäuert, das ausgeschiedene Natronsalz getrennt
                              									und die Lösung mit Bleioxyd oder Bleisalzen zur Abscheidung des Chlores versetzt. In
                              									manchen Fällen kann die Behandlung mit Bleioxyd oder löslichen Bleisalzen
                              									unterbleiben. Das in diesem Falle nach dem Abdestilliren des Alkoholes
                              									zurückbleibende, noch Chlor haltige Glycerin muſs nur dann so oft destillirt werden,
                              									bis es chlorfrei ist. Der Alkohol wird in einer geeigneten Destillirblase
                              									abdestillirt. Am Ende der Operation gehen Aether über, welche aus den in der
                              									Unterlauge vorhanden gewesenen flüchtigen organischen Säuren, wie Propionsäure,
                              									Buttersäure u. dgl., bei Gegenwart von Alkohol und einer Säure entstanden sind.
                           
                        
                           Zur Untersuchung von Potasche.
                           Wird nach H. Hager (Pharmaceutische Centralhalle, 1884 S. 140) eine 5procentige Lösung von
                              									kohlensaurem Kalium mit Silbernitrat versetzt, so erfolgt ein gelblich weiſser
                              									Niederschlag, welcher nur dann rein weiſs ist, wenn Kaliumbicarbonat zugegen ist.
                              									Stellt man das Reagirglas in heiſses Wasser, so darf der Niederschlag weder eine
                              									graue, noch graugelbe, braune bis schwarze Färbung annehmen, in welchen Fällen
                              									Schwefelverbindung, Spuren Sulfit oder auch Thiosulfat gegenwärtig sind.
                           Wenn man einige Tropfen Ameisensäure mit Aetzammoniak übersättigt und nach Zusatz von
                              									ein Paar Tropfen Silbernitrat aufkocht, so bleibt die Flüssigkeit klar und farblos.
                              									Wenn man dagegen das Kaliumcarbonat mit Essigsäure neutralisirt und dann mit
                              									Ameisensäure versetzt, so wirkt diese auf zugefügtes Silbernitrat bei gelinder
                              									Erwärmung sofort reducirend ein.
                           
                        
                           Zur Untersuchung von Olivenöl.
                           S. Carpi hat gefunden, daſs Baumwollsamenöl, welches 3
                              									Stunden lang auf – 20° abgekühlt wurde, nie so hart ist als gleich behandeltes
                              									Olivenöl. Zur Bestimmung der Festigkeit diente ein cylindrisches, unten in eine
                              									Kegelspitze von 90° endigendes Eisenstäbchen von lern Länge bei 2mm Durchmesser, auf welches ein in Gramm zu
                              									bemessender Druck so lange senkrecht wirkte, bis dasselbe seiner ganzen Länge nach
                              									in das erstarrte Oel eingedrungen war. Dieser Druck betrug beim besten Olivenöl
                              										1700g, bei anderen Sorten weniger, aber immer
                              									über 1000g, bei Baumwollsamenöl nur 25g, wie folgende Tabelle zeigt:
                           
                              
                                 Zusammensetzung
                                 Härtegrad in Gramm
                                 Farbe nach 3 stünd.Erstarrtsein
                                 
                              
                                 Reines
                                 Olivenöl
                                 1270
                                 bis
                                 1700
                                 Rein weiſs.
                                 
                              
                                   5 proc.
                                 Baumwollöl
                                   950
                                 „
                                 1200
                                 Hellweiſslich.
                                 
                              
                                 10
                                 „
                                   850
                                 „
                                   920
                                 Weiſslich.
                                 
                              
                                 20
                                 „
                                   750
                                 „
                                   800
                                 Weiſslichgrün.
                                 
                              
                                 25
                                 „
                                     60
                                 „
                                     71
                                 Hellgelblichgrün.
                                 
                              
                                 50
                                 „
                                     51
                                 „
                                     56
                                 Gelblichgrün.
                                 
                              
                                 75
                                 „
                                     33
                                 „
                                     36
                                 Bernsteingelblich.
                                 
                              
                                 Reines
                                 Baumwollöl
                                 
                                 25
                                 
                                 Bernsteingelb.
                                 
                              
                           (Nach den Annali di Chimica applicata
                                 										alla Farmacia ed alla Medicina, Bd. 77 Nr. 3 durch das Archiv der Pharmacie, 1883 Bd. 221 S. 964.)
                           
                        
                           Verwendung verflüssigter Gase als Kältemittel.
                           Von allen früher als permanent angesehenen Gasen zeigt nach S. v. Wroblewski (Monatshefte für Chemie,
                              									1884 S. 47) nur der Wasserstoff bei der Temperatur von
                              									–136° keine Spuren der Verflüssigung. Auch wenn man ihn bei dieser Temperatur dem
                              									Drucke von 150at aussetzt und dann sich plötzlich
                              									ausdehnen läſst, sieht man keinen Nebel in der Glasröhre, welche das Gas enthält,
                              									entstehen. Für die Verflüssigung des Wasserstoffes ist offenbar eine niedrigere
                              									Temperatur nothwendig als diejenige, welche mit Hilfe des im Vacuum verdampfenden
                              									Aethylens erreicht wird.
                           In gröſserer Menge verflüssigt und durch plötzliche Aufhebung des Druckes zum
                              									gewaltsamen Sieden gebracht, erstarrt der Sauerstoff
                              									nicht wie die flüssige Kohlensäure; er läſst aber sowohl auf dem Boden des Gefäſses,
                              									in welchem er enthalten gewesen ist, wie auf dem abzukühlenden Gegenstande, welcher
                              									im flüssigen Sauerstoffe eingetaucht war, einen krystallinischen Niederschlag
                              									zurück. Es muſs durch weitere Versuche entschieden werden, ob dieser Niederschlag
                              									aus Sauerstoffkrystallen allein besteht, oder ob er zum Theile oder gänzlich von den
                              									möglichen Verunreinigungen des Gases herrührt. Die Verwendung des bei etwa –186°
                              									siedenden Sauerstoffes als Kältemittel wird dadurch wesentlich erschwert, daſs man
                              									damit in geschlossenen sehr festen Gefäſsen experimentiren muſs, da es bis jetzt
                              									nicht gelungen ist, den Sauerstoff im Zustande einer statischen Flüssigkeit unter
                              									dem Drucke von 1at zu erhalten.
                           Bis jetzt konnte Verfasser der Wirkung dieser Kälte mit Erfolg nur Stickstoff aussetzen. Comprimirt in einer Glasröhre,
                              									abgekühlt im Strome des siedenden Sauerstoffes und gleich nachher expandirt,
                              									erstarrt dieses Gas und fällt in Schneeflocken nieder, welche aus Krystallen von
                              									bemerkenswerther Gröſse bestehen.
                           Nach weiteren Mittheilungen in den Comptes rendus, 1884
                              									Bd. 98 S. 149 ist es nun auch gelungen, durch Verwendung des Sauerstoffes als
                              									Kältemittel und plötzliche Druckentlastung den Wasserstoff zu verflüssigen.
                           
                        
                           
                           Zusammensetzung japanischer Nahrungsmittel.
                           Einer umfassenden Arbeit von O. Kellner (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, 1883 Bd. 30 S.
                              									42) über japanische landwirthschaftliche Producte mögen folgende allgemein wichtige
                              									Analysen von Körnerfrüchten entnommen werden:
                           
                              
                                 
                                 Sumpfreis
                                 Bergreis
                                 Mais
                                 Hirse
                                 Sorghum
                                 
                              
                                 Wasser
                                 14,20
                                 12,77
                                 19,27
                                 12,04
                                 12,37
                                 
                              
                                 In der Trockensubstanz:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Rohproteïn
                                   9,84
                                 11,27
                                 15,22
                                   8,43
                                 12,34
                                 
                              
                                 Fett
                                   2,66
                                   2,57
                                   5,08
                                   4,40
                                   6,17
                                 
                              
                                 Rohfaser
                                   1,45
                                   1,62
                                   2,50
                                   1,54
                                   5,32
                                 
                              
                                 Asche (frei von C und CO2)
                                   1,02
                                   1,29
                                   1,07
                                   1,26
                                   5,26
                                 
                              
                                 Stärke
                                 77,86
                                 77,34
                                 73,72
                                 51,99
                                 54,49
                                 
                              
                                 Rohrzucker und DextrinGlycoseSonstige
                                    											stickstofffreie Extractstoffe
                                 10,17
                                   5,91
                                   2,41
                                 32,38
                                   2,4713,93
                                 
                              
                                 Gesammt-Stickstoff
                                     1,571
                                   1,80
                                     2,435
                                   1,35
                                     1,975
                                 
                              
                                 Eiweiſs-Stickstoff
                                     1,441
                                   1,34
                                     2,103
                                   1,21
                                     1,738
                                 
                              
                                 Nicht-Eiweiſs-Stickst. (durch CuOH)
                                     0,130
                                   0,46
                                     0,332
                                   0,11
                                     0,237
                                 
                              
                                 Desgl. (durch Phosphorwolfram-    säure)
                                     0,047
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 In 100 Th. der Reinasche:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 K2O
                                 22,94
                                 21,73
                                 32,64
                                 20,57
                                 21,44
                                 
                              
                                   Na2O
                                   4,94
                                   1,59
                                   1,74
                                   3,34
                                   4,89
                                 
                              
                                  CaO
                                   3,24
                                   2,12
                                   2,21
                                   2,36
                                   2,61
                                 
                              
                                   MgO
                                 10,54
                                   6,61
                                 10,45
                                 14,12
                                 14,48
                                 
                              
                                     Fe2O3
                                   1,03
                                   1,66
                                   1,28
                                   0,44
                                   1,80
                                 
                              
                                   P2O5
                                 51,37
                                 51,99
                                 44,13
                                 39,59
                                 49,72
                                 
                              
                                 SO3
                                   1,85
                                   2,08
                                   3,48
                                   3,32
                                   2,49
                                 
                              
                                  SiO2
                                   3,14
                                   9,63
                                   1,97
                                 11,59
                                   0,22
                                 
                              
                                   Chlor
                                   1,05
                                   4,49
                                   1,75
                                   3,73
                                   1,35
                                 
                              
                           
                        
                           Atomgewicht des Kohlenstoffes.
                           C. Friedet (Bulletin de la
                                 										Société chimique, 1884 Bd. 41 S. 100) fand durch Verbrennung von Diamanten
                              									im Sauerstoffe das Atomgewicht des Kohlenstoffes zu 12,017 und 12,007, wenn
                              									Sauerstoff = 16.
                           
                        
                           Herstellung von Bi- und Tricalciumphosphat.
                           E. L. de
                                    											Bouquet in Marseille (D. R. P. Kl. 16 Nr. 25151 vom 5. Juni 1883) will zur
                              									Fällung von sauren Phosphatlösungen Calciumsulfhydrat verwenden. Zu diesem Zwecke
                              									werden die Phosphate in Salzsäure von 10 bis 12° B. gelöst und die durch Absetzen
                              									geklärten phosphorsauren Lösungen in einem mit Rührwerk versehenen Holzbottige
                              									gesammelt. Läſst man nun in diese Lösung die Calciumsulfhydratlösung einflieſsen, so
                              									fällt Bicalciumphosphat und Schwefelwasserstoff wird frei, welcher entsprechend
                              									nutzbar gemacht werden kann. Das in Lösung befindliche Phosphat enthält nur eine
                              									geringe Menge Eisen und der Niederschlag wird erst dann schwarz, wenn fast
                              									sämmtliche Phosphorsäure gefällt ist. Sollte hierbei Schwefeleisen gefällt werden,
                              									so oxydirt sich dasselbe leicht an der Luft. Zur Darstellung von tribasischem
                              									Phosphat setzt man Sulfhydratlösung bis zur freien alkalischen Reaction zu.
                           Das Calciumsulfhydrat kann man in verschiedener Art gewinnen, z.B. aus den
                              									Rückständen der Sodafabrikation nach dem Leblanc'schen
                              									Verfahren durch Behandeln derselben in einem geschlossenen Gefäſse mit kochendem
                              									Wasser.