| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, Miszellen, S. 340 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           W. P. Daniell's Einrichtung zum Schmieren von
                              									Leerscheiben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 252, S. 339
                              
                           Zur Aufnahme des Schmiermaterials werden nach der von W. P.
                                 										Daniell in Girardville, Penn., im Scientific
                                 										American, 1884 Bd. 50 S. 98 angegebenen Einrichtung die Naben von
                              									Leerscheiben und anderen lose auf ihren Achsen laufenden Rollen oder Rädern
                              									ausgehöhlt und wird in das Einfüllloch ein kleines, bis nahe an die Achse reichendes
                              									Röhrchen gesteckt; letzteres verhindert so auf einfachste Weise den Ausfluſs des
                              									Oeles durch das Schmierloch und damit jeden Oelverlust.
                           
                        
                           
                           Die Entwässerung von Tiefebenen mittels
                              									Centrifugalpumpen.
                           Im Norden Frankreichs liegt an der Nordsee eine bis in das belgische Gebiet
                              									hineinreichende 15370ha (Hektar) groſse Tiefebene
                              									– Waeteringues genannt –, welche etwas über dem
                              									niedrigsten Meeresstande liegt, bei hohem Meeresstande aber vollständig unter Wasser
                              									steht. Bis vor Kurzem geschah die Entwässerung durch die Ebene durchschneidende
                              									Kanäle, von welchen einer bis in das Meer führte. Das Grundwasser sickerte dabei aus
                              									dem Boden in jene Kanäle, oder wurde durch mittels Windräder getriebene
                              									Wasserschnecken gehoben und in die Kanäle geführt. Diese Einrichtungen konnten es
                              									jedoch nicht verhindern, daſs bei Hochwasser, besonders bei heftigen Seewinden,
                              									Besorgniſs erregende Ueberschwemmungen eintraten, da der Hauptkanal zu geringes
                              									Gefälle hat, um alles Wasser schnell genug abführen zu können. (Die monatliche
                              									Regenmenge während der 6 Wintermonate beträgt dort 77mm.) Erst in allerneuester Zeit ist es gelungen, jene groſsen Wassermassen
                              									zu bewältigen.
                           Man baute nämlich auf Vorschlag des Ingenieurs L. Dumont
                              									in den Hauptkanal 2500m von der See (bezieh. vom
                              									Hafen von Dünkirchen) aus eine Schleuse und legte den Kanal zwischen dieser Schleuse
                              									und dem Meere höher. Neben dieser Schleuse wurden dann 2 Centrifugalpumpen
                              									angeordnet, welche durch eine zwischen ihnen liegende Zwillingsdampfmaschine
                              									getrieben werden.
                           Die Verhältnisse der Pumpen sind folgende: Der Durchmesser des Rades beträgt 1m,80, die Breite desselben am Umfange 0m,35; das Rad macht in der Minute nur 90
                              									Umdrehungen. Das Saugrohr hat einen Durchmesser von 1m, das Ausguſsrohr von 0m,80 und beide
                              									Rohre erweitern sich an ihren offenen Enden auf 1m,20. Die Pumpenwelle ist aus Stahl und hat einen Durchmesser von 160mm; zwischen den Pumpen sitzt ein Zahnrad, welches
                              									in das gezahnte Schwungrad der Zwillingsmaschine eingreift. Jede Pumpe wiegt
                              										15000k. Vor dem Anlassen der Pumpen setzt man
                              									einen Dampfejector, welcher an dem höchsten Punkte derselben angebracht ist, in
                              									Gang. Derselbe saugt in 4 Minuten alle Luft aus den Pumpen, so daſs das Wasser in
                              									dieselben eintritt. Umgekehrt läſst man beim Abstellen der Pumpen Luft durch den
                              									Ejector in das Gehäuse eintreten, da sonst der entgegengesetzte Durchfluſs des
                              									Wassers durch die Pumpe in Folge der Heberwirkung stattfinden würde. Der Kolbenhub
                              									der Dampfmaschine ist 1m,20, der Durchmesser
                              										720mm; sie macht in der Minute 38 Umdrehungen
                              									und liefert mit 1/20 Füllung bei 4,25k/qc Dampfpressung 107e oder zusammen 214e. Man kann die
                              									Füllung bis auf ⅕ steigern und erhöht dadurch die Leistung bis auf 447e. Bei 38 minutlichen Umdrehungen der
                              									Dampfmaschine und einer Füllung von 1/20 fördern die Pumpen 16701cbm,43 in der Stunde, d. s. 279cbm,85 in der Minute auf eine Höhe von 1m,30. Die Leistung konnte man jedoch bis auf
                              										300cbm erhöhen. Mit dieser Leistung arbeiteten
                              									die Pumpen oft 15 Tage und 15 Nächte ununterbrochen.
                           Das Heben von 10000cbm Wasser kostet nach einem im
                              									Winter 1880/81 gezogenen Durchschnitte 4,80 M. Vor der Anlage der Centrifugalpumpen
                              									war das Hektar des überschwemmten Gebietes 2 M. werth, jetzt werden dafür 2,80 M.
                              									gezahlt.
                           
                        
                           F. Büxler's Verbindung von Pleuelstange und Kuppelstange im
                              									Kurbelgetriebe.
                           Für den Betrieb zweier durch Kuppelstange verbundener Achsen durch eine Pleuelstange,
                              									z.B. bei Locomotiven, schlägt F. Büxler in
                              										Berlin (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 25971
                                 										vom 16. August 1883) vor, die Pleuelstange nicht direkt auf einen
                              									Kurbelzapfen wirken zu lassen, vielmehr dieselbe an geeigneter Stelle mittels eines
                              									Gelenkes an die Kuppelstange anzuschlieſsen. Da jeder Punkt der letzteren einen
                              									Kreis vom Radius gleich der Kurbellänge beschreibt, so würde diese Anordnung
                              									durchaus keine Aenderung in den Bewegungsverhältnissen der Locomotivmaschine
                              									bedingen.
                           Durch diese Einrichtung würde es möglich werden, Kuppel- und Pleuelstange in einer
                              									Ebene wirken zu lassen und dadurch die bewegten Massen einer Locomotive näher zur
                              									Achse anordnen zu können.
                           
                        
                           
                           M. Kunz's Verfahren zum Poliren von Holzgegenständen.
                           Um bei polirten Holzgegenständen das Ausschwitzen von Oel und dadurch bewirktes
                              									Blindwerden der Politur zu vermeiden, wird bei dem Verfahren von M.
                                    											Kunz in Oberhausen bei Augsburg
                              										(D. R. P. Kl. 22 Nr. 26424 vom 24. Juni 1883) beim
                              									Abschleifen mit Bimsstein nicht Leinöl, sondern eine Flüssigkeit als Zusatz
                              									verwendet, welche durch Auskochen von 6 Th. Rapsblüthen mit 3 Th. Erdöl und Zusetzen
                              									von 1 Th. Benzin erhalten wird. Nach dem Schleifen wird der Gegenstand mit einer
                              									warm hergestellten Auflösung von Knochenleim in Spiritus und Benzin eingerieben,
                              									wodurch ein harter Ueberzug entsteht, welcher die Poren verschlieſst und ein
                              									Austreten etwa darin enthaltener fettiger Bestandtheile unmöglich machen soll.
                              									Dieses Mittel hat vor der sonst verwendeten wässerigen Leimlösung den Vortheil, daſs
                              									sie die alkoholische Politur besser annimmt und die Farbe des Holzes nicht
                              									verändert.
                           Beim Poliren selbst wird nicht Leinöl verwendet, sondern ein Oel, welches durch
                              									Kochen von 4 Th. Erdöl mit 5 Th. Saft von Schöllkraut, Mariendistel o. dgl. unter
                              									Beifügung von 1 Th. Provenceröl erhalten wird. Die Milchsäfte solcher Pflanzen
                              									sollen das Ausdünsten und Trocknen der Politur befördern.
                           
                        
                           Fein's Contact-Glühlichtlampe und Bogenlampe.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 252, S. 341
                              
                           Ihren Dynamomaschinen für Quantitätsstrom mit Handbetrieb (für Schulen besonders)
                              									geben C. und E. Fein in Stuttgart u.a. eine kleine
                              									Contact-Glühlichtlampe von 40 Kerzen bei, welche so eingerichtet ist, daſs ein
                              									feines Kohlenstäbchen durch eine in den Deckel eines eisernen Rohres eingesetzte
                              									Platinhülse hindurchgesteckt wird und in das Wasser taucht, womit das Rohr angefüllt
                              									ist. Ein Schwimmer treibt das Kohlenstäbchen beständig nach oben und drückt es
                              									nahezu tangential gegen den Umfang eines Kupferscheibchens an, das in einem auf dem
                              									Rohre isolirt angebrachten Winkelstücke gelagert ist. Die Kohle ist durch die
                              									Platinhülse mit dem einen Pole, das Kupferstäbchen mit dem anderen Pole der
                              									Dynamomaschine leitend verbunden. Den für Spannungsströme eingerichteten
                              									Hand-Dynamomaschinen wird eine kleine Bogenlampe von
                              									etwa 400 Kerzen beigegeben, bei welcher die untere Kohle ebenfalls von einem
                              									Schwimmer in einer Röhre mit Wasser beständig nach oben gedrückt, im Emporsteigen
                              									aber durch einen sich an sie anlegenden Winkelhebel gehindert wird; letzterer steht
                              									mit einem zweiarmigen Hebel in Verbindung, der auf der einen Seite den oberen
                              									Kohlenhalter, auf der anderen den Eisenkern eines Solenoides mit
                              									Differentialbewickelung trägt, welches durch Abheben der oberen Kohle den Lichtbogen
                              									bildet und, wenn er zu groſs wird, die Kohlen einander wieder nähert. Diese
                              									Regulirung der Bogenlänge soll sehr empfindlich sein.
                           
                        
                           Die Brush-Glühlicht-Einrichtungen.
                           Nach dem Iron, 1884 Bd. 23 * S. 90 wendet die Anglo-American Brush Electric Light Corporation in
                              									London für ihre Glühlichtlampen zwei als Victoria D2
                              									und Victoria M4 bezeichnete Dynamomachinen an, von
                              									denen die letztere sich auch Vorzüglich zur Ladung von secundären Batterien eignet.
                              									Die D2-Maschine besitzt einen Anker, dessen Ring aus
                              									dünnen gewalzten Schmiedeisenplatten gebildet ist; dadurch sind die localen Ströme
                              									im Ringe aufs geringste Maſs beschränkt und auſserdem befinden sich zwischen den
                              									Platten Luftkanäle, welche eine vollkommene Ventilation des Ankers während der
                              									Thätigkeit gestatten. Die Bewickelung bildet ein Ganzes, indem die beiden an
                              									einander stoſsenden Enden zweier benachbarter Spulen an dasselbe Segment des
                              									Commutators geführt sind. Die 4 Elektromagnete wechseln in ihrer Polarität in der
                              									Richtung, in welcher der Anker umläuft. Obgleich 4 Elektromagnete vorhanden, so sind
                              									doch nur zwei Paar Bürsten oder Stromsammler angebracht, was dadurch möglich gemacht
                              									ist, daſs die einander in einem Durchmesser gegenüber liegenden Spulen des Ringes,
                              									welche gleichzeitig in ein magnetisches Feld von derselben Polarität eintreten,
                              									parallel geschaltet sind, so daſs die sie durchlaufenden Ströme nicht an zwei
                              									verschiedenen Segmenten des Commutators, sondern an ein und demselben Segmente in
                              									gleicher Richtung von den Bürsten aufgenommen werden. Die Maschine M4 ist ähnlich gebaut; nur hat sie die doppelte
                              									Anzahl von Polen und nur ein einziges Paar Bürsten; sie reicht für 750 Lampen von
                              									20., oder für 1500 von 10 Kerzen aus. Meist sind diese Maschinen bei der Verwendung
                              									für Glühlicht mit Compoundwickelung (vgl. 1884 251 * 24)
                              									versehen; für Batterieladung haben sie die Elektromagnete im Nebenschlüsse.
                           Ein Handregulator oder ein selbstthätiger Regulator ermöglicht dann, wenn die
                              									Compoundwickelung nicht angewendet wird, die Ausschaltung einzelner Lampen, welche
                              									von 5 bis 25 Kerzenstärke haben. In den Lampen sind die Platindrähte, welche den
                              									Strom den Kohlenfäden zuführen da, wo sie aus den Glasglocken heraustreten, zu einer
                              									Schleife gebogen, was das Abbrechen an dieser Stelle verhütet. Die Lampenträger sind
                              									mit einer selbstthätigen Ausschaltung ausgerüstet, welche durch Federwirkung
                              									verhindert, daſs die Contactstücke in einer halben oder Zwischen-Stellung gelassen
                              									werden können. Ferner sind besondere Umschalter beigegeben, welche durch Aenderung
                              									des Widerstandes den Glanz des Lichtes vermindern. Die Schmelzdrähte, welche von Johnson und Matthey aus einer neuen Metalllegirung
                              									durch eine besondere mechanische Behandlung hergestellt werden, besitzen den Vorzug,
                              									daſs sie glatt abbrechen und nicht erst sich durchbiegen, wenn die Temperatur ihren
                              									Schmelzpunkt erreicht. Diese Schmelztemperatur ist übrigens sehr niedrig, weit unter
                              									dem Siedepunkte des Wassers. Die Drähte schmelzen also viel früher, als in den
                              									Kabeln eine merkliche Temperaturerhöhung eintritt.
                           
                        
                           Ueber die specifische Wärme des Wassers.
                           Nach Versuchen von A. W. Velten (Annalen der Physik, 1884 Bd. 21 S. 32) ergeben sich folgende Werthe für
                              									die mittleren specifischen Wärmen des Wassers, ausgedrückt in Gramm Quecksilber:
                           
                              
                                 Zwischen
                                 Mittlere spec. Wärme
                                 
                              
                                    0
                                 und
                                   7,31
                                 0,015869
                                 
                              
                                   7,31
                                 
                                 10,87
                                 0,015365
                                 
                              
                                 10,87
                                 
                                 12,34
                                     15461
                                 
                              
                                 12,34
                                 
                                 14,59
                                     15461
                                 
                              
                                 12,34
                                 
                                 18,36
                                     15556
                                 
                              
                                 14,59
                                 
                                 18,36
                                     15613
                                 
                              
                                 18,36
                                 
                                 27,67
                                     15461
                                 
                              
                                 23,04
                                 
                                 27,67
                                     15487
                                 
                              
                                 27,67
                                 
                                 40,58
                                     15291
                                 
                              
                                 40,58
                                 
                                 42,14
                                     15243
                                 
                              
                                 42,14
                                 
                                 56,13
                                     15349
                                 
                              
                                 56,13
                                 
                                 70,95
                                     15503
                                 
                              
                                 70,95
                                 
                                 99,68
                                     15506
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber den Urushi-Firniſs.
                           Urushi, ein aus der Rinde von Rhus vernicifera
                              									quellendes Harz von 1,002 sp. G. bei 20°, besteht nach H.
                                 										Yoshida (Journal of the Chemical Society, 1883
                              									S. 472) aus 85,15 Proc. in Alkohol löslichen Bestandtheilen, 3,15 Proc. arabischem
                              									Gummi, 2,28 unlöslicher, diastatischer Masse, 9,42 Proc. Wasser 11. dgl. Aus der
                              									alkoholischen Lösung erhält man beim Verdunsten eine Säure C14H18O2, deren Bleisalz Pb(C14H17O2)
                              									ist. Ein Gemisch von Chromsäure und Schwefelsäure führt die Säure in ein braunes
                              									Pulver C14H18O3 über, welches auch beim Eintrocknen des Harzes an
                              									der Luft entsteht.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Kobaltverbindungen.
                           Nach Versuchen von A. Potilitzin (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S.
                              									276) bestehen keine zwei isomeren Modificationen des Kobaltchlorüres CoCl2.2H2O, von welchen
                              									das eine dunkelviolett und das andere rosenroth sein soll. Auſser dem 6fach
                              									gewässerten Hydrate, CoCl2.6H2O, gibt es noch zwei bestimmte krystallinische
                              									Hydrate. Das eine, CoCl2.2H2O, ist rosenroth, mit einem Stiche ins Violette und
                              									bildet sich aus dem 6fach gewässerten bei 45 bis 50°, oder bei gewöhnlicher Temperatur über
                              									Schwefelsäure; das andere CoCl2.H2O, ist dunkelviolett und entsteht aus dem 2fach
                              									gewässerten Hydrate beim Erwärmen desselben bei etwa 100°, oder aus dem 6fach
                              									gewässerten Hydrate beim Verdampfen einer alkoholischen Lösung desselben bei 95°; im
                              									letzteren Falle ist das entstehende, einfach gewässerte Hydrat krystallinisch. Die
                              									beim Erwärmen des Hydrates, CoCl2.2H2O, eintretende Aenderung der Farbe aus einer
                              									rosenrothen, mit violettem Stiche in eine dunkelviolette ist also durch eine
                              									Wasserausscheidung und die Bildung des einfach gewässerten Hydrates bedingt.
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung von Chloral.
                           Nach A. G.
                                    											Page in Gloucester (D. R. P. Kl. 12 Nr. 26955 vom 7. September 1883) erhält man
                              									eine erheblich gröſsere Ausbeute, wenn man bei der Herstellung von Chloral den
                              									Alkohol mit 5 Proc. Eisenchlorid oder Chlorthallium versetzt und erst dann das Chlor
                              									einleitet. Die dadurch gewonnene Flüssigkeit, wesentlich ein Gemisch von Chloral,
                              									Chloralhydrat und gechlorten Aethanen, welche durch fractionirte Destillation
                              									getrennt werden können, wird alsdann vom Eisenchlorid bezieh. Thalliumchlorid
                              									abdestillirt. Die gechlorten Aethane, welche sämmtlich bei über 100° Temperatur
                              									sieden, werden durch fractionirte Destillation gereinigt, das Gemisch von Chloral
                              									und Chloralhydrat wird über kohlensaurem Kalk rectificirt, mit der nöthigen Menge
                              									Wasser versetzt und das so erhaltene Chloralhydrat in den gechlorten Aethanen
                              									umkrystallisirt.
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Ammoniak-Superphosphat.
                           Zur Darstellung eines an Ammoniak und Phosphorsäure reichen Düngemittels versetzt L.
                                    											Mond in Northwich (D. R. P. Kl. 16 Nr. 27076 vom 7. November 1883)
                              									Knochenmehl, gemahlene Phosphorite oder andere schwer lösliche Kalkphosphate mit
                              									saurem schwefelsaurem Ammoniak in solchen Mengen, daſs die freie Säure des sauren
                              									schwefelsauren Ammoniaks zur Ueberführung der Kalkphosphate in löslichen
                              									phosphorsauren Kalk ausreicht. Es ist genügend, die fein gepulverten Materialien
                              									innig mit einander zu mischen; doch ist es vorzuziehen, dieselben mit wenig Wasser
                              									vermengt zu vermählen und das erhaltene Product geeignet zu zerkleinern.
                           
                        
                           Neue volumetrische Methode zur Bestimmung der
                              									Salpetrigsäure.
                           Green und Rideal zeigen in
                              									der Chemical News, 1884 Bd. 49 S. 173, daſs die Bildung
                              									von Diazobenzol aus Anilin durch Salpetrigsäure ganz quantitativ verläuft. Die
                              									Verfasser gründen darauf eine Methode zur Bestimmung der Salpetrigsäure, welche
                              									jedoch besonders wegen ihrer langen Dauer (1 Tag) keine besonderen Vorzüge vor den
                              									schon bekannten Methoden zu haben scheint.
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung rother bez. violetter
                              									Farbstoffe.
                           Nach Angaben der Direction des Vereins chemischer
                                    										Fabriken in Mannheim (D. R. P. Kl. 22 Nr. 26012 vom 27. Februar 1883) erhält man, wenn α-Naphtol in ganz kalt gehaltene, schwach rauchende
                              									Schwefelsäure eingetragen wird, neben der von Schäffer
                              									beschriebenen eine neue α-Naphtolsulfosäure. Eine
                              									andere Säure erhält man, wenn die Diazoverbindung der durch Sulfuriren von
                              									Naphtylamin erhaltenen Piria'schen Naphtionsäure durch
                              									Kochen mit angesäuertem Wasser zersetzt wird. Der Schäffer'schen Naphtolsulfosäure entspricht eine von der Piria'schen verschiedene Naphtylaminsulfosäure. Zur
                              									Trennung dieser Säuren werden dieselben nach bekannten Verfahren in Natriumsalze
                              									verwandelt und durch Auskochen mit Alkohol in einen unlöslichen Antheil (Salz der
                              										Schäffer'schen Säure) und einen löslichen Antheil
                              									(Salz der der Piria'schen Naphtionsäure entsprechenden
                              									Säure) geschieden.
                           Während durch Einwirkung von Diazoverbindungen auf die Schäffer'sche baute orangerothe und braune Farbstoffe sich bilden, entstehen aus den
                              									Monosulfosäuren, welche aus α-Naphtol in der Kälte,
                              									sowie aus der Piria'schen Naphtionsäure zu erhalten
                              									sind, ponceau bis kirschrothe Farbstoffe. Es bilden sich durch Combination derselben mit den
                              									nachgenannten Diazoverbindungen und zwar mit Diazoxylol ein
                              									ponceaurother Farbstoff, mit Diazoäthylxylol ein
                              									Farbstoff von mehr bläulichem Stiche, mit Diazoazobenzol und dessen Sulfosäuren, sowie mit β-Diazonaphtalin noch mehr bläuliche Farbstoffe, mit α-Diazonaphtalin ein tiefes Kirschroth und mit Diazodiphenyl (aus Benzidin erhalten) ein Violett.
                              									Diese Farbstoffe unterscheiden sich von allen ähnlichen bis jetzt dargestellten
                              									durch ihre geringere Löslichkeit und gröſsere Affinität zur Gewebsfaser, dem
                              									entsprechend auch durch gröſsere Wasch- und Walkechtheit.
                           Bei der Einwirkung von Chlorkohlenoxyd (Phosgen) auf Dimethylanilin, Diäthylanilin
                              									unter Bildung der entsprechenden Säurechloride und Ketonbasen treten auch färbende
                              									Nebenproducte auf. Die Farbstoffbildung gestaltet sich aber nach Beobachtungen der
                              										Badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen a. Rh. (D. R. P. Kl. 22 Nr. 26016 vom 21. August
                                 										1883) zur Hauptreaction, wenn die Einwirkung des Chlorkohlenoxydes auf
                              									die genannten tertiären Basen durch die Gegenwart eines energisch wirkenden
                              									Condensationsmittels, wie Aluminiumchlorid, unterstützt wird. Aus Dimethyl- und
                              									Diäthylanilin lassen sich auf diesem Wege violette Farbstoffe der
                              									Triphenylmethanreihe in einfachster Weise darstellen und ähnliche Farbstoffe werden
                              									durch Ausdehnung dieser Reaction auf eine groſse Reihe von tertiären aromatischen
                              									Monaminen erhalten.
                           Es werden z.B. in 40k Dimethylanilin 10k Aluminiumchlorid eingetragen und darauf
                              									allmählich unter stetem Umrühren und bei einer 30° nicht erheblich übersteigenden
                              									Temperatur 6k Chlorkohlenoxyd zugesetzt; letzteres
                              									kann man sowohl in gasförmigem, als verflüssigtem Zustande anwenden, oder man
                              									bedient sich seiner Auflösung in Benzol oder ähnlichen indifferenten Lösungsmitteln.
                              									Die Farbstoffbildung beginnt sofort und beendigt sich bei einer Temperatur von 20
                              									bis 30° nach Ablauf von 5 bis 6 Stunden. Die Aufarbeitung des erhaltenen Productes
                              									läſst sich in verschiedener Weise bewerkstelligen. Man behandelt z.B. dasselbe
                              									zunächst im Wasserdampfstrome bis zur Entfernung der flüchtigen Producte und fällt
                              									den Farbstoff aus der erhaltenen Lösung durch Kochsalz. Bei geeigneter Verdünnung
                              									scheidet sich das Methylviolett in Krystallen ab und
                              									läſst sich durch Umkrystallisiren aus Wasser oder durch Ueberführen in sein schön
                              									krystallisirendes Sulfat oder Oxalat vollends reinigen.
                           In ganz entsprechender Weise verfährt man bei der Darstellung der entsprechenden
                              									violetten Farbstoffe aus Methyläthylanilin und Diäthylanilin.
                           
                        
                           Ueber die Abkömmlinge des Nitroorthotoluidins.
                           Nach E. Nölting (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1884 S. 268) entsteht beim Nitriren von
                              									Orthotoluidin in 10 Th. Schwefelsäure ein bei 107° schmelzendes Nitroorthotoluidin,
                              										C6H3.NH2.CH3.NO2, welches durch Reduction mit Zinn und Salzsäure
                              									Metatoluylendiamin liefert.
                           Die Metamidophenole bilden eine Zwischenstufe zwischen den Metadiaminen und den
                              									Metadioxyverbindungen. Metaamidokresol und auch das von Bantlin aus Metanitrophenol durch Reduction mit Zinn und Salzsäure
                              									erhaltene Metamidophenol verhalten sich in ihren Reactionen dem Metatoluylendiamin
                              									bezieh. Phenylendiamin völlig analog. Mit Salpetrigsäure entstehen braune, in die
                              									Klasse der Bismarckbraune gehörende Farbstoffe, mit Diazoverbindungen Chrysoidine,
                              									welche sich, da noch eine freie Amidogruppe vorhanden ist, nochmals diazotiren und
                              									mit Aminen, Phenolen, Phenolsulfosäuren, Oxysäuren weiter combiniren lassen.
                           Mit Paraphenylendiamin und Homologen, mono- und disubstituirten Diaminen der
                              									gleichzeitigen Oxydation unterworfen, gibt das Metaamidokresol eine neue Reihe von
                              									Neutralfarben; ähnliche Verbindungen erhält man direkt durch Erhitzen mit
                              									Nitrosodimethylanilin.